Scham
"Die Scham ist schon eine Revolution ... Scham ist eine Art Zorn, der in sich gekehrte. Und wenn eine ganze Nation sich wirklich schämte, so wäre sie der Löwe, der sich zum Sprunge in sich zurückzieht."(MEW 1, S. 337)
Scham ist das Verh�ltnis zu einem in sich selbst widersinnigemgewordenen Sein. Sie setzt voraus, dass zu einem Selbstverlust geworden war, was Selbstgewinn werden sollte. Aber nicht der Verlust als solcher kann Scham ausmachen, sondern die Erkenntnis der Selbstverleugnung, die zwischen Gewinn und Verlust ist. Ich sch�me mich vom Standpunkt des Verlierers ob meiner Gewinnsucht, bin von mir selbst [[entt�uscht]], gewinnen zu wollen, was im Gewinn nur verloren gehen kann wie ein [[Gl�ck]], das es nicht geben kann. Ich sch�me mich, weil ich es h�tte wissen k�nnen und m�ssen.
"Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsere Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andern Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. Sosehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesen uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sich selbst anerkennende menschliche Würde erscheint." (MEW 40, Seite 461)
Von daher ist die Scham ein wesentliches Moment der Selbsterkenntnis, die Aufhebung meiner Scheinwelt, die Negation von einer darin gipfelnden Sebstentfremdung, die Entbl��ung einer Selbstentwertung aus der Scheinwelt eigener Minderwertigkeit (s.a. Bewertung), die sich aus meiner Beklommenheit durch Wertigkeiten ergeben hatte. Die Scham in ihrer g�ngigen Form von Minderwertigkeitskomplexen emanzipiert sich durch das Erwachen aus der Unangemessenheit der Selbstbezogehnheit innerhalb der Gegebenheiten und begr�ndet von daher die Notwendigkeit der Revolutionierung einer Selbstachtung aus der Erkenntnis einer wesentlichen Selbstverleugnung.