Selbsterleben

Aus kulturkritik

Die Selbstverwirklichung der im Einzelnen voneinander isolierten Menschen als Persönlichkeiten ihrer Lebenseigenschaften beruht wesentlich auf dem Selbsterleben ihrer Sinne und Fähigkeiten. Darin reflektiert sich die Wirkung, die ein Mensch auf andere hat, wie er sie erlebt und die er für sich auch so empfindet. So wie er diese auch als Eindruck wahrhat, fühlt er sich selbst und gründet hierauf im Allgemeinen auch sein Selbstgefühl.

Im Selbsterleben vollzieht sich eine Einheit der Selbstempfindung in der Selbstwahrnehmung durch die Anwesenheit und Gegenwärtigkeit von Menschen, wie sie durch die Selbstwahrnehmung bestimmt ist und welche die Grundlage der Verallgemeinerung einer Selbstbeziehung im Selbstgefühl ausmacht. Allerdings unterstellt eine solche Identität bereits Lebensverhältnisse, in denen Gefühle für sich dadurch objektive Wirkung haben, dass sie an objektiven Gefühlen teilhaben. Ihr Selbstgefühl gründet darauf, dass im Vorhinein ihres Erlebens sie bereits in objektive Gefühle eingebettet sind. Vermittels der Nutzung dieser zur Selbstbeziehung erleben sich die Individuen objektiv allgemein und verleiben sich die allgemeine Substanz dieser Gefühle als Selbstgefühl ein, werden für sich selbst und gegen ihr unmitelbares Leben abstrakt und allgemein.

Im Selbsterleben werden zwischenmenschliche Beziehungen im Grunde aufgehoben in ein Verhältnis zu sich, in welchem diese nurmehr vermitteln, diese Beziehungen selbst als Mittel nehmen, um zu einem Erleben von sich selbst zu kommen, eine scheinbare Subjektivität erlangen, um objektiv subjektiv zu sein.

Hierdurch sind sie in die Lage versetzt, sich wie einen anderen zu vermitteln und sich auch darauf zu beziehen. Was sie einmal für die Wahrnehmung waren, wird nun zu ihrer Rolle in der Konkurrenz er Selbsterfahrenen. In Talk-Shows oder als Bühnenstar müssen sie nur darstellen können, was sie für sich selbst auch in aller Ausschließlichkeit wahrnehmen, um die Gesellschaft der anderen durch andere sich einzuverleiben.