Konkrete Utopie: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit der [[Kritik]] des reinen [[politischen Willens]] und seinen politischen Kämpfen ist ein Anspruch entstanden, den [[Kapitalismus]] und seinen [[bürgerlichen Staat]] nicht durch die Konfrontation der Kämpfer um eine politische [[Macht]] und [[Gewalt]] als solche, sondern durch die | Mit der [[Kritik]] des reinen [[politischen Willens]] und seinen politischen Kämpfen ist ein Anspruch entstanden, den [[Kapitalismus]] und seinen [[bürgerlichen Staat]] nicht durch die Konfrontation der Kämpfer um eine politische [[Macht]] und [[Gewalt]] als solche, sondern durch die ''List der [[Vernunft]]'', durch die radikale [[Beziehung]] auf den bisher nur [[abstrakt]] durch [[Geld]] vermittelten [[Reichtum]] seiner konkret menschlichen [[Verhältnisse]] in der schon [[substanziell]] vorhandenen [[Gegenwart]] einer menschlichen [[Gesellschaft]] zu verwirklichen. Konkrete Utopie ist die [[Vorstellung]] einer [[Kritik]] der Gegenwart, die ihre [[Erkenntnisse]] in ihrer [[Beziehung]] auf verkehrte [[Verhältnissen]] konkret anzuwenden sucht und von daher eine Leitlinie ihres [[Verhaltens]] entwirft, indem deren gegenwärtiger Gehalt gegen deren [[verkehrte]] Formen gewendet wird. Weil menschliche [[Gesellschaft]] immer nur gegenwärtig sein kann, sind ihre [[Formen]] auch von gegenwärtigen Menschen zu untergraben (siehe [[Subversion]]). | ||
Eine konkrete Utopie geht davon aus, dass die [[Gegenwart]] durch eine [[Formbestimmung]] der [[Abstraktion]] von ihrer Lebenssubstanz bestimmt ist (vergleiche [[abstrakt menschliche Arbeit]], [[abstrakt menschlicher Sinn]]), die erst in der Auseinandersetzung um ihre konkreten Verhältnisse sich konkret verwirklichen kann. Was dem Wesen nach schon geschichtlich vorhanden ist, wirkt gegenwärtig nur durch seine [[Abwesenheit]] und [[verkehrt]] alle [[Verhältnisse]] zu einer [[Beziehung]] ihrer [[abstrakten Allgemeinheit]]. Nach diesem [[Verständnis]] wird [[Geschichte]] in der Auseinandersetzung um konkrete [[Verhältnisse]] gebildet, die in ihrer Form voch von abstrakt vorhandenen [[Substanzen]] bestimmt ist, die sich durch deren Umkehrung (siehe hierzu auch [[Verkehrung]]) durch ihre konkrete [[Substanz]] verwirklicht, indem ihre [[Formbestimmung]] als [[Fremdbestimmung]] erkannt wird, die mit ihrer [[Entfremdung]] auch wirklich [[aufzuheben]] ist, wenn sich deren [[Kritik]] durch das konkrete [[Leben]] der Menschen verwirklichen lässt (sieh hierzu [[Subversion]]), zum Beispiel in der Umkehrung der [[Kritik der politischen Ökonomie]] zu einer wirtschaftlichen [[Politik]] der Menschen (siehe hierzu auch [[internationale Kommunalwirtschaft]]). | Eine konkrete Utopie geht davon aus, dass die [[Gegenwart]] durch eine [[Formbestimmung]] der [[Abstraktion]] von ihrer Lebenssubstanz bestimmt ist (vergleiche [[abstrakt menschliche Arbeit]], [[abstrakt menschlicher Sinn]]), die erst in der Auseinandersetzung um ihre konkreten Verhältnisse sich konkret verwirklichen kann. Was dem Wesen nach schon geschichtlich vorhanden ist, wirkt gegenwärtig nur durch seine [[Abwesenheit]] und [[verkehrt]] alle [[Verhältnisse]] zu einer [[Beziehung]] ihrer [[abstrakten Allgemeinheit]]. Nach diesem [[Verständnis]] wird [[Geschichte]] in der Auseinandersetzung um konkrete [[Verhältnisse]] gebildet, die in ihrer Form voch von abstrakt vorhandenen [[Substanzen]] bestimmt ist, die sich durch deren Umkehrung (siehe hierzu auch [[Verkehrung]]) durch ihre konkrete [[Substanz]] verwirklicht, indem ihre [[Formbestimmung]] als [[Fremdbestimmung]] erkannt wird, die mit ihrer [[Entfremdung]] auch wirklich [[aufzuheben]] ist, wenn sich deren [[Kritik]] durch das konkrete [[Leben]] der Menschen verwirklichen lässt (sieh hierzu [[Subversion]]), zum Beispiel in der Umkehrung der [[Kritik der politischen Ökonomie]] zu einer wirtschaftlichen [[Politik]] der Menschen (siehe hierzu auch [[internationale Kommunalwirtschaft]]). | ||
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Allerdings können Utopien tatsächlich auch schnell mal nur flotte Fantasien sein, Science Fiction zur Belebung des Alltags oder als [[Befriedung]] durch den Trost der [[Vorstellung]] von einer völlig anderen Welt, einem anderen [[Leben]], das so abstrakt ist wie das vorhandene, weil es nur eine Vorstellungswelt von diesem ist, indem dessen Mängel einfach nur weggedacht werden. Eine Utopie kann nur gut sein, wenn sie das konkrete [[Leben]] beleben kann, weil sie den [[Grund]] seiner Behinderung als Hemmnis ihrer Befreiung, ihrer [[Emanzipation]] begriffen hat und darin nicht versacken will (siehe auch [[Freiheit]]). Und solche Utopie kann nur als [[Kritik]] der Gegenwart auftreten, wenn sie den [[notwendigen Schein]] der Verhältnisse begrifffen hat und deren [[Ideologie]] als Ideal einer [[Scheinwelt]] kritisiert und konkret im Einzelnen wie auch allgemein beantwortet. Und daher kann diese Utopie auch nur konkret sein, wo sie auf einer [[Analyse]] begründet ist, einen Gedanken verfolgt, der die Wurzeln des Menschseins in seiner [[Wesensnot]] reflektiert. Denn eine konkrete Utopie besteht nicht aus irgendwelchen himmlischen Vorstellungen und Hirngespinsten, sondern aus den Resultaten einer [[Analyse]] und der daraus erfolgten [[Erklärung]] der gegenwärtigen [[Verhältnisse]], worin entdeckt wurde, was ihre [[Widersprüche]] und [[Nichtungen]]ausmacht. Utopien beziehen sich auf die Tendenzen und Latenzen in der geschichtlichen Bewegung selbst. So beschrieb das schon einmal Ernst Bloch: | Allerdings können Utopien tatsächlich auch schnell mal nur flotte Fantasien sein, Science Fiction zur Belebung des Alltags oder als [[Befriedung]] durch den Trost der [[Vorstellung]] von einer völlig anderen Welt, einem anderen [[Leben]], das so abstrakt ist wie das vorhandene, weil es nur eine Vorstellungswelt von diesem ist, indem dessen Mängel einfach nur weggedacht werden. Eine Utopie kann nur gut sein, wenn sie das konkrete [[Leben]] beleben kann, weil sie den [[Grund]] seiner Behinderung als Hemmnis ihrer Befreiung, ihrer [[Emanzipation]] begriffen hat und darin nicht versacken will (siehe auch [[Freiheit]]). Und solche Utopie kann nur als [[Kritik]] der Gegenwart auftreten, wenn sie den [[notwendigen Schein]] der Verhältnisse begrifffen hat und deren [[Ideologie]] als Ideal einer [[Scheinwelt]] kritisiert und konkret im Einzelnen wie auch allgemein beantwortet. Und daher kann diese Utopie auch nur konkret sein, wo sie auf einer [[Analyse]] begründet ist, einen Gedanken verfolgt, der die Wurzeln des Menschseins in seiner [[Wesensnot]] reflektiert. Denn eine konkrete Utopie besteht nicht aus irgendwelchen himmlischen Vorstellungen und Hirngespinsten, sondern aus den Resultaten einer [[Analyse]] und der daraus erfolgten [[Erklärung]] der gegenwärtigen [[Verhältnisse]], worin entdeckt wurde, was ihre [[Widersprüche]] und [[Nichtungen]]ausmacht. Utopien beziehen sich auf die Tendenzen und Latenzen in der geschichtlichen Bewegung selbst. So beschrieb das schon einmal Ernst Bloch: | ||
Prozeßhaft-konkrete Utopie ist in den beiden Grundelementen der marxistisch erkannten Wirklichkeit: in ihrer Tendenz, als der Spannung des verhindert Fälligen, in ihrer Latenz, als dem Korrelat der noch nicht verwirklichten objektiv-realen Möglichkeiten in der Welt. (Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main 1985, S. 727). | <blockquote>''Prozeßhaft-konkrete Utopie ist in den beiden Grundelementen der marxistisch erkannten Wirklichkeit: in ihrer Tendenz, als der Spannung des verhindert Fälligen, in ihrer Latenz, als dem Korrelat der noch nicht verwirklichten objektiv-realen Möglichkeiten in der Welt. (Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main 1985, S. 727).''</blockquote> | ||
Was nach Bloch noch wie etwas Verdrängtes wirkt, ein verhindert Fälliges, ist in seiner Existenzform etwas Notwendiges, das zu seiner Verwirklichung treibt, das schon zu Denken gegeben hat aber seinen Gedanken noch nicht verwirklichen konnte, weil ihn die Wirklichkeit noch nicht erreicht hat. | Was nach Bloch noch wie etwas Verdrängtes wirkt, ein verhindert Fälliges, ist in seiner Existenzform etwas Notwendiges, das zu seiner Verwirklichung treibt, das schon zu Denken gegeben hat aber seinen Gedanken noch nicht verwirklichen konnte, weil ihn die Wirklichkeit noch nicht erreicht hat. | ||
Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen. [[(MEW 1, S. 386)]]. | <blockquote>''Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen. [[(MEW 1, S. 386)]].''</blockquote> | ||
Es kann bei dieser Utopie nur um die Schlussfolgerung aus einer Analyse gehen, sie sich im Wissen und Bewusstsein der wirklichen Aufhebung gesellschaftlicher Widersprüche vollzieht, die sich aus den Begriffen ihrer natürlichen Substanz, als Kenntnis ihrer [[Logik]] und Geschichte, von daher schließlich aus der Kenntnis ihrer Wertform, durch die [[Arbeitswerttheorie]], ihren Brennpunkt kennt, der sich mit der Geldform bis in unsere, durch Fiktionen globalisierte Welt hinein fortgebildet hat. Schon in den Ursprüngen der bürgerlichen Gesellschaft waren daher ihre Grundprobleme angelegt, die sich schließlich mit der Globalisierung des [[fiktiven Kapitals]] totalisiert und scheinbar unauflösbar gemacht haben. Neu ist nicht ihre Form, sondern ihre Brutalität, mit der sie sich durchsetzt, die Enge ihrer [[Abstraktionskraft]], die Angst ihrer Triebe, die sich selbst schon an ihrer Form, ihrer Geldform vergehen. Es ging schon immer um den Widerspruch zwischen der Produktion eines gesellschaftlichen Eigentums und dem privat angeeigneten Besitz, um eine gesellschaftliche Rechtsform des Eigentums die schon durch ihre politische Realisierung über den Warenhandel die Arbeitskraft und das Leben der Menschen ausbeuten und die Ressourcen der Natur plündern kann. Es ging auch immer schon um den Zweifel, dass eine Demokratie durch Repräsentationen politischer [[Persönlichkeiten]] sich wirklich demokratisch entwickeln kann. Und es ging schon immer um die Erkenntnis, dass der Mensch kein isoliertes Einzelwesen ist, das quasi nur sich zu gestalten hat, sondern das jedem einzelnen Menschen seine Gesellschaft als Substanz seiner Lebensbedingung vorausgesetzt und im Verhältnis der Menschen zu sich und ihren objektiven Lebensformen geschichtlich gebildet ist. | Es kann bei dieser Utopie nur um die Schlussfolgerung aus einer Analyse gehen, sie sich im Wissen und Bewusstsein der wirklichen Aufhebung gesellschaftlicher Widersprüche vollzieht, die sich aus den Begriffen ihrer natürlichen Substanz, als Kenntnis ihrer [[Logik]] und Geschichte, von daher schließlich aus der Kenntnis ihrer Wertform, durch die [[Arbeitswerttheorie]], ihren Brennpunkt kennt, der sich mit der Geldform bis in unsere, durch Fiktionen globalisierte Welt hinein fortgebildet hat. Schon in den Ursprüngen der bürgerlichen Gesellschaft waren daher ihre Grundprobleme angelegt, die sich schließlich mit der Globalisierung des [[fiktiven Kapitals]] totalisiert und scheinbar unauflösbar gemacht haben. Neu ist nicht ihre Form, sondern ihre Brutalität, mit der sie sich durchsetzt, die Enge ihrer [[Abstraktionskraft]], die Angst ihrer Triebe, die sich selbst schon an ihrer Form, ihrer Geldform vergehen. Es ging schon immer um den Widerspruch zwischen der Produktion eines gesellschaftlichen Eigentums und dem privat angeeigneten Besitz, um eine gesellschaftliche Rechtsform des Eigentums die schon durch ihre politische Realisierung über den Warenhandel die Arbeitskraft und das Leben der Menschen ausbeuten und die Ressourcen der Natur plündern kann. Es ging auch immer schon um den Zweifel, dass eine Demokratie durch Repräsentationen politischer [[Persönlichkeiten]] sich wirklich demokratisch entwickeln kann. Und es ging schon immer um die Erkenntnis, dass der Mensch kein isoliertes Einzelwesen ist, das quasi nur sich zu gestalten hat, sondern das jedem einzelnen Menschen seine Gesellschaft als Substanz seiner Lebensbedingung vorausgesetzt und im Verhältnis der Menschen zu sich und ihren objektiven Lebensformen geschichtlich gebildet ist. | ||
Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:49 Uhr
Mit der Kritik des reinen politischen Willens und seinen politischen Kämpfen ist ein Anspruch entstanden, den Kapitalismus und seinen bürgerlichen Staat nicht durch die Konfrontation der Kämpfer um eine politische Macht und Gewalt als solche, sondern durch die List der Vernunft, durch die radikale Beziehung auf den bisher nur abstrakt durch Geld vermittelten Reichtum seiner konkret menschlichen Verhältnisse in der schon substanziell vorhandenen Gegenwart einer menschlichen Gesellschaft zu verwirklichen. Konkrete Utopie ist die Vorstellung einer Kritik der Gegenwart, die ihre Erkenntnisse in ihrer Beziehung auf verkehrte Verhältnissen konkret anzuwenden sucht und von daher eine Leitlinie ihres Verhaltens entwirft, indem deren gegenwärtiger Gehalt gegen deren verkehrte Formen gewendet wird. Weil menschliche Gesellschaft immer nur gegenwärtig sein kann, sind ihre Formen auch von gegenwärtigen Menschen zu untergraben (siehe Subversion).
Eine konkrete Utopie geht davon aus, dass die Gegenwart durch eine Formbestimmung der Abstraktion von ihrer Lebenssubstanz bestimmt ist (vergleiche abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn), die erst in der Auseinandersetzung um ihre konkreten Verhältnisse sich konkret verwirklichen kann. Was dem Wesen nach schon geschichtlich vorhanden ist, wirkt gegenwärtig nur durch seine Abwesenheit und verkehrt alle Verhältnisse zu einer Beziehung ihrer abstrakten Allgemeinheit. Nach diesem Verständnis wird Geschichte in der Auseinandersetzung um konkrete Verhältnisse gebildet, die in ihrer Form voch von abstrakt vorhandenen Substanzen bestimmt ist, die sich durch deren Umkehrung (siehe hierzu auch Verkehrung) durch ihre konkrete Substanz verwirklicht, indem ihre Formbestimmung als Fremdbestimmung erkannt wird, die mit ihrer Entfremdung auch wirklich aufzuheben ist, wenn sich deren Kritik durch das konkrete Leben der Menschen verwirklichen lässt (sieh hierzu Subversion), zum Beispiel in der Umkehrung der Kritik der politischen Ökonomie zu einer wirtschaftlichen Politik der Menschen (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft).
Der Begriff konkrete Utopie ist von Ernst Bloch im Hinblick auf eine marxistische Kritik der Utopie gebildet worden. Utopie im Sinne dieser Kritik war die Vorstellung eines vollkommenen Gesellschaftszustands, die keine realistische Perspektive der Überwindung des Gegenwärtigen bietet, weil sie seinen Idealen blind verhaftet bleibt und nicht an die wirkliche Bewegung anknüpft, welche den jetzigen Zustand aufhebt.(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW 3, S. 35). Bloch will der Verallgemeinerung einer solchen Kritik auf jegliche Utopie entgegentreten, die Vielfalt und Ubiquität des Utopischen aufweisen und will dagegen insbesondere die Unerlässlichkeit sozialutopischer Antizipationen im Kontext marxistischer Praxis geltend machen.
Allerdings können Utopien tatsächlich auch schnell mal nur flotte Fantasien sein, Science Fiction zur Belebung des Alltags oder als Befriedung durch den Trost der Vorstellung von einer völlig anderen Welt, einem anderen Leben, das so abstrakt ist wie das vorhandene, weil es nur eine Vorstellungswelt von diesem ist, indem dessen Mängel einfach nur weggedacht werden. Eine Utopie kann nur gut sein, wenn sie das konkrete Leben beleben kann, weil sie den Grund seiner Behinderung als Hemmnis ihrer Befreiung, ihrer Emanzipation begriffen hat und darin nicht versacken will (siehe auch Freiheit). Und solche Utopie kann nur als Kritik der Gegenwart auftreten, wenn sie den notwendigen Schein der Verhältnisse begrifffen hat und deren Ideologie als Ideal einer Scheinwelt kritisiert und konkret im Einzelnen wie auch allgemein beantwortet. Und daher kann diese Utopie auch nur konkret sein, wo sie auf einer Analyse begründet ist, einen Gedanken verfolgt, der die Wurzeln des Menschseins in seiner Wesensnot reflektiert. Denn eine konkrete Utopie besteht nicht aus irgendwelchen himmlischen Vorstellungen und Hirngespinsten, sondern aus den Resultaten einer Analyse und der daraus erfolgten Erklärung der gegenwärtigen Verhältnisse, worin entdeckt wurde, was ihre Widersprüche und Nichtungenausmacht. Utopien beziehen sich auf die Tendenzen und Latenzen in der geschichtlichen Bewegung selbst. So beschrieb das schon einmal Ernst Bloch:
Prozeßhaft-konkrete Utopie ist in den beiden Grundelementen der marxistisch erkannten Wirklichkeit: in ihrer Tendenz, als der Spannung des verhindert Fälligen, in ihrer Latenz, als dem Korrelat der noch nicht verwirklichten objektiv-realen Möglichkeiten in der Welt. (Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main 1985, S. 727).
Was nach Bloch noch wie etwas Verdrängtes wirkt, ein verhindert Fälliges, ist in seiner Existenzform etwas Notwendiges, das zu seiner Verwirklichung treibt, das schon zu Denken gegeben hat aber seinen Gedanken noch nicht verwirklichen konnte, weil ihn die Wirklichkeit noch nicht erreicht hat.
Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen. (MEW 1, S. 386).
Es kann bei dieser Utopie nur um die Schlussfolgerung aus einer Analyse gehen, sie sich im Wissen und Bewusstsein der wirklichen Aufhebung gesellschaftlicher Widersprüche vollzieht, die sich aus den Begriffen ihrer natürlichen Substanz, als Kenntnis ihrer Logik und Geschichte, von daher schließlich aus der Kenntnis ihrer Wertform, durch die Arbeitswerttheorie, ihren Brennpunkt kennt, der sich mit der Geldform bis in unsere, durch Fiktionen globalisierte Welt hinein fortgebildet hat. Schon in den Ursprüngen der bürgerlichen Gesellschaft waren daher ihre Grundprobleme angelegt, die sich schließlich mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals totalisiert und scheinbar unauflösbar gemacht haben. Neu ist nicht ihre Form, sondern ihre Brutalität, mit der sie sich durchsetzt, die Enge ihrer Abstraktionskraft, die Angst ihrer Triebe, die sich selbst schon an ihrer Form, ihrer Geldform vergehen. Es ging schon immer um den Widerspruch zwischen der Produktion eines gesellschaftlichen Eigentums und dem privat angeeigneten Besitz, um eine gesellschaftliche Rechtsform des Eigentums die schon durch ihre politische Realisierung über den Warenhandel die Arbeitskraft und das Leben der Menschen ausbeuten und die Ressourcen der Natur plündern kann. Es ging auch immer schon um den Zweifel, dass eine Demokratie durch Repräsentationen politischer Persönlichkeiten sich wirklich demokratisch entwickeln kann. Und es ging schon immer um die Erkenntnis, dass der Mensch kein isoliertes Einzelwesen ist, das quasi nur sich zu gestalten hat, sondern das jedem einzelnen Menschen seine Gesellschaft als Substanz seiner Lebensbedingung vorausgesetzt und im Verhältnis der Menschen zu sich und ihren objektiven Lebensformen geschichtlich gebildet ist.