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<blockquote>''Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern [[(MEW 3, Seite 533 ff.)]]''</blockquote> | |||
Interpretation besagt „Auslegung, Übersetzung, [[Erklärung]]“ und ist demzufolge immer schon eine [[Bewertung]], die noch keinen [[Verstand]] mitteilt, die also auch noch nicht [[wirklich]] [[verstanden]] ist, sondern lediglich der Plausibilität einer Meinung oder einer Gewohnheit von bildhaften Zusammenhängen folgt (siehe [[Meinungsbildung]] und [[Systemtheorie]]). Sie [[bedeutet]] im [[allgemeinen]] [[Sinn]] das [[Verstehen]] oder die [[subjektiv]] als plausibel angesehene [[Deutung]] von etwas [[Gegebenem]] oder wenigstens von etwas Vorhandenem. | Interpretation besagt „Auslegung, Übersetzung, [[Erklärung]]“ und ist demzufolge immer schon eine [[Bewertung]], die noch keinen [[Verstand]] mitteilt, die also auch noch nicht [[wirklich]] [[verstanden]] ist, sondern lediglich der Plausibilität einer Meinung oder einer Gewohnheit von bildhaften Zusammenhängen folgt (siehe [[Meinungsbildung]] und [[Systemtheorie]]). Sie [[bedeutet]] im [[allgemeinen]] [[Sinn]] das [[Verstehen]] oder die [[subjektiv]] als plausibel angesehene [[Deutung]] von etwas [[Gegebenem]] oder wenigstens von etwas Vorhandenem. ''Inter-pretare'' [[bedeutet]] wörtlich das [[Dazwischensein]] der [[Meinungen]]. Der [[Begriff]] ''Interpretation'' formuliert also das [[Ur-Teil]] im [[Dazwischensein]] der [[Gegebenheiten]], das [[Ungewisse]], das noch keine [[Gewissheit]] (z.B. aus einer [[Analyse]]) erreicht hat. Im Wortsinn meint er das [[Dasein]] von [[Bedeutungen]] und macht die [[Deutung]] zwischen [[Gegebenheiten]] aus, die ohne irgendeinen [[analytischen]] [[Aufwand]] beschwehrtes und also voraussetzungsloses Suchen und Finden von [[Inhalten]] zwischen dem Dargebotenen und Gebotenen [[bewahrheiten]] soll (siehe [[Phänomenologie]]). Doch in der [[Unmittalbarkeit]] des [[Daseins]] muss ein implizit vorausgesetztes [[Wissen]] bedeutend gemacht werden. Hierduch gilt dieses schon dadurch als erwiesen, dass mit seiner Wiedererkennbarkeit in der bloßen Wiederholung, also mit einer [[Prominenz]] seiner [[Bekanntheit]] schon die [[Schlussfolgerung]] eines [[Wesens]] ergehen könne (siehe z.B. [[eidetische Reduktion]]), ohne dass dies erwiesen wäre und außerhalb jeder [[Gewissheit]] [[bestimmt]], also bedeutungslos für einen [[wissenschaftlichen]] [[Begriff]] und der [[gewöhnlichen]] [[Meinungsbildung]] unterworfen bleibt. | ||
Von daher ist Interpretation die Darstellung [[altgewohnter]] eigener [[Bezogenheit]] (siehe auch [[Konservatismus]]) durch [[fremde]] [[Inhalte]], wodurch meist eine eigene Darstellung durch fremdes [[Material]], also eine im [[Anschein]] eigener [[Gewissheit]] [[gekehrte]] [[Selbstdarstellung]] über die [[Vermittlung]] [[geäußerter]] oder [[veräußerter]] [[Inhalte]] (siehe hierzu auch [[Kulturkonsum]]). Ein Interpret vermittelt sein [[Verständnis]] von etwas Anderem, seinen [[Umgang]] mit einem [[eingetauschten]] Thema (siehe auch [[Täuschung]]), das andere schon vorgetragen haben und dem er etwas mit dem Vermögen seines [[Verstandes]] hinzufügt. | Von daher ist Interpretation die Darstellung [[altgewohnter]] eigener [[Bezogenheit]] (siehe auch [[Konservatismus]]) durch [[fremde]] [[Inhalte]], wodurch meist eine eigene Darstellung durch fremdes [[Material]], also eine im [[Anschein]] eigener [[Gewissheit]] [[gekehrte]] [[Selbstdarstellung]] über die [[Vermittlung]] [[geäußerter]] oder [[veräußerter]] [[Inhalte]] (siehe hierzu auch [[Kulturkonsum]]). Ein Interpret vermittelt sein [[Verständnis]] von etwas Anderem, seinen [[Umgang]] mit einem [[eingetauschten]] Thema (siehe auch [[Täuschung]]), das andere schon vorgetragen haben und dem er etwas mit dem Vermögen seines [[Verstandes]] hinzufügt. | ||
Interpretation entspringt nicht einem bestimmten [[Sinn]], der den [[Inhalt]] einer [[Position]] darstellt (siehe auch [[Positivismus]]) oder diesen hinterfragt (siehe auch [[Kritische Theorie]]), sucht nicht nach ihrem [[Sinn]] und [[Zweck]], um einen [[Zweifel]] aufzulösen; sie untersucht [[Bestimmungen]], die von einer hiergegen [[verselbständigten]] [[Wissenschaft]] (siehe [[bürgerliche Wissenschaft]]) [[objektiv]] und unabhängig von ihrer [[Form]], also auch [[gleichgültig]] gegen ihren [[Inhalt]] [[begriffen]] wird, um sie auf eine [[Bedeutsamkeit]] für irgend eine [[Erklärung]] hermeneutisch zu [[reduzieren]] (siehe auch [[hermeneutischer Zirkel)]]. Das | Interpretation entspringt nicht einem bestimmten [[Sinn]], der den [[Inhalt]] einer [[Position]] darstellt (siehe auch [[Positivismus]]) oder diesen hinterfragt (siehe auch [[Kritische Theorie]]), sucht nicht nach ihrem [[Sinn]] und [[Zweck]], um einen [[Zweifel]] aufzulösen; sie untersucht [[Bestimmungen]], die von einer hiergegen [[verselbständigten]] [[Wissenschaft]] (siehe [[bürgerliche Wissenschaft]]) [[objektiv]] und unabhängig von ihrer [[Form]], also auch [[gleichgültig]] gegen ihren [[Inhalt]] [[begriffen]] wird, um sie auf eine [[Bedeutsamkeit]] für irgend eine [[Erklärung]] hermeneutisch zu [[reduzieren]] (siehe auch [[hermeneutischer Zirkel)]]. Das ''rein Objektive'' ist der interpretierte Inhalt, der keinen praktischen Sinn und Zweck haben muss. Man interpretiert, solange man keine [[Beziehung]] zum [[Gegenstand]] des [[Denkens]] und also auch keinen [[Begriff]] von einer [[Sache]] hat. Dies begreift Marx als das wesentliche Problem des Materialismus, wenn er sich nicht selbst praktisch, und d.h. geschichtlich versteht (siehe [[historischer Materialismus]]): | ||
<blockquote>''Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv.[[(MEW 3, Seite 533 ff.)]]''</blockquote> | |||
[[Theorie]] kommt in ihrer Begriffsbildung dann über die Interpretation hinaus, wenn sie ihren [[Gedanken]] als [[Begriff]] einer [[dialektischen]] [[Analyse]] in ihren praktischen Lebensverhältnissen wirksam [[erkennt]], also [[wirklich]] erweisen und [[beweisen]] kann, was darin als[[Wirklichkeit]] eines [[abwesenden]] Zusammenhangs, als [[Abstraktion]] einer noch [[substanziell]] vorhandenen [[Beziehung]] wirksam ist. Nicht, weil sie praktisch eine [[Wirkung]] hat (das hat auch [[Religion]]), sondern weil sie praktisch einen [[Begriff]] von [[Wirklichkeit]] hat und sich ihre [[Abstraktion]] als [[Idee]] ihres [[politischen]] [[Gedankens]] und seiner [[Wirklichkeit]] darin auch in ihrer ERtgegensetzung praktisch einig sind. | [[Theorie]] kommt in ihrer Begriffsbildung dann über die Interpretation hinaus, wenn sie ihren [[Gedanken]] als [[Begriff]] einer [[dialektischen]] [[Analyse]] in ihren praktischen Lebensverhältnissen wirksam [[erkennt]], also [[wirklich]] erweisen und [[beweisen]] kann, was darin als[[Wirklichkeit]] eines [[abwesenden]] Zusammenhangs, als [[Abstraktion]] einer noch [[substanziell]] vorhandenen [[Beziehung]] wirksam ist. Nicht, weil sie praktisch eine [[Wirkung]] hat (das hat auch [[Religion]]), sondern weil sie praktisch einen [[Begriff]] von [[Wirklichkeit]] hat und sich ihre [[Abstraktion]] als [[Idee]] ihres [[politischen]] [[Gedankens]] und seiner [[Wirklichkeit]] darin auch in ihrer ERtgegensetzung praktisch einig sind. | ||
<blockquote>''Nicht nur im Denken, sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht.[[(MEW EB I, S. 241f.)]]''</blockquote> | |||
Eine [[Theorie]] der Praxis ist für sich genauso unsinnig, wie die [[Praxis]] einer Theorie. Für sich ist solche Theorie nur Interpretation, vielleicht vorgestellter Gedanke, vielleicht Fantasie, jedenfalls ohne [[Wahrheit]]. Im [[Leben]] der Menschen selbst muss der [[Gedanke]] seine Wahrheit in dessen [[Wirklichkeit]] finden. Gedanke und Wirklichkeit müssen einander nötig haben, um wahr zu werden, das [[praktische Bedürfnis]] mit dem [[theoretischen Bedürfnis]] eins sein. In dieser Einheit erst ist [[Täuschung]] unmöglich und Interpretation überwunden. | Eine [[Theorie]] der Praxis ist für sich genauso unsinnig, wie die [[Praxis]] einer Theorie. Für sich ist solche Theorie nur Interpretation, vielleicht vorgestellter Gedanke, vielleicht Fantasie, jedenfalls ohne [[Wahrheit]]. Im [[Leben]] der Menschen selbst muss der [[Gedanke]] seine Wahrheit in dessen [[Wirklichkeit]] finden. Gedanke und Wirklichkeit müssen einander nötig haben, um wahr zu werden, das [[praktische Bedürfnis]] mit dem [[theoretischen Bedürfnis]] eins sein. In dieser Einheit erst ist [[Täuschung]] unmöglich und Interpretation überwunden. | ||
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Darin erfüllt sich die 2. Feuerbachthese von Karl Marx: | Darin erfüllt sich die 2. Feuerbachthese von Karl Marx: | ||
<blockquote>''Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage. [[(MEW 3, Seite 533 ff.)]]''</blockquote> | |||
Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:49 Uhr
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern (MEW 3, Seite 533 ff.)
Interpretation besagt „Auslegung, Übersetzung, Erklärung“ und ist demzufolge immer schon eine Bewertung, die noch keinen Verstand mitteilt, die also auch noch nicht wirklich verstanden ist, sondern lediglich der Plausibilität einer Meinung oder einer Gewohnheit von bildhaften Zusammenhängen folgt (siehe Meinungsbildung und Systemtheorie). Sie bedeutet im allgemeinen Sinn das Verstehen oder die subjektiv als plausibel angesehene Deutung von etwas Gegebenem oder wenigstens von etwas Vorhandenem. Inter-pretare bedeutet wörtlich das Dazwischensein der Meinungen. Der Begriff Interpretation formuliert also das Ur-Teil im Dazwischensein der Gegebenheiten, das Ungewisse, das noch keine Gewissheit (z.B. aus einer Analyse) erreicht hat. Im Wortsinn meint er das Dasein von Bedeutungen und macht die Deutung zwischen Gegebenheiten aus, die ohne irgendeinen analytischen Aufwand beschwehrtes und also voraussetzungsloses Suchen und Finden von Inhalten zwischen dem Dargebotenen und Gebotenen bewahrheiten soll (siehe Phänomenologie). Doch in der Unmittalbarkeit des Daseins muss ein implizit vorausgesetztes Wissen bedeutend gemacht werden. Hierduch gilt dieses schon dadurch als erwiesen, dass mit seiner Wiedererkennbarkeit in der bloßen Wiederholung, also mit einer Prominenz seiner Bekanntheit schon die Schlussfolgerung eines Wesens ergehen könne (siehe z.B. eidetische Reduktion), ohne dass dies erwiesen wäre und außerhalb jeder Gewissheit bestimmt, also bedeutungslos für einen wissenschaftlichen Begriff und der gewöhnlichen Meinungsbildung unterworfen bleibt.
Von daher ist Interpretation die Darstellung altgewohnter eigener Bezogenheit (siehe auch Konservatismus) durch fremde Inhalte, wodurch meist eine eigene Darstellung durch fremdes Material, also eine im Anschein eigener Gewissheit gekehrte Selbstdarstellung über die Vermittlung geäußerter oder veräußerter Inhalte (siehe hierzu auch Kulturkonsum). Ein Interpret vermittelt sein Verständnis von etwas Anderem, seinen Umgang mit einem eingetauschten Thema (siehe auch Täuschung), das andere schon vorgetragen haben und dem er etwas mit dem Vermögen seines Verstandes hinzufügt.
Interpretation entspringt nicht einem bestimmten Sinn, der den Inhalt einer Position darstellt (siehe auch Positivismus) oder diesen hinterfragt (siehe auch Kritische Theorie), sucht nicht nach ihrem Sinn und Zweck, um einen Zweifel aufzulösen; sie untersucht Bestimmungen, die von einer hiergegen verselbständigten Wissenschaft (siehe bürgerliche Wissenschaft) objektiv und unabhängig von ihrer Form, also auch gleichgültig gegen ihren Inhalt begriffen wird, um sie auf eine Bedeutsamkeit für irgend eine Erklärung hermeneutisch zu reduzieren (siehe auch hermeneutischer Zirkel). Das rein Objektive ist der interpretierte Inhalt, der keinen praktischen Sinn und Zweck haben muss. Man interpretiert, solange man keine Beziehung zum Gegenstand des Denkens und also auch keinen Begriff von einer Sache hat. Dies begreift Marx als das wesentliche Problem des Materialismus, wenn er sich nicht selbst praktisch, und d.h. geschichtlich versteht (siehe historischer Materialismus):
Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv.(MEW 3, Seite 533 ff.)
Theorie kommt in ihrer Begriffsbildung dann über die Interpretation hinaus, wenn sie ihren Gedanken als Begriff einer dialektischen Analyse in ihren praktischen Lebensverhältnissen wirksam erkennt, also wirklich erweisen und beweisen kann, was darin alsWirklichkeit eines abwesenden Zusammenhangs, als Abstraktion einer noch substanziell vorhandenen Beziehung wirksam ist. Nicht, weil sie praktisch eine Wirkung hat (das hat auch Religion), sondern weil sie praktisch einen Begriff von Wirklichkeit hat und sich ihre Abstraktion als Idee ihres politischen Gedankens und seiner Wirklichkeit darin auch in ihrer ERtgegensetzung praktisch einig sind.
Nicht nur im Denken, sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht.(MEW EB I, S. 241f.)
Eine Theorie der Praxis ist für sich genauso unsinnig, wie die Praxis einer Theorie. Für sich ist solche Theorie nur Interpretation, vielleicht vorgestellter Gedanke, vielleicht Fantasie, jedenfalls ohne Wahrheit. Im Leben der Menschen selbst muss der Gedanke seine Wahrheit in dessen Wirklichkeit finden. Gedanke und Wirklichkeit müssen einander nötig haben, um wahr zu werden, das praktische Bedürfnis mit dem theoretischen Bedürfnis eins sein. In dieser Einheit erst ist Täuschung unmöglich und Interpretation überwunden.
Darin erfüllt sich die 2. Feuerbachthese von Karl Marx:
Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage. (MEW 3, Seite 533 ff.)