Schizophrenie
Der Begriff Schizophrenie entspringt dem medizinischen Verstand, der von der Ganzheit des Körpers ausgeht und Krankheit als dessen Störung ansieht. Von daher deutet er den Aufruhr der Seele in eine naturalisierte Vorstellung von Wahnsinn um: Schitzophrenie bedeutet wörtlich die Gespaltenheit des Schädels. Damit will die Psychiatrie eine "naturwissenschaftliche" Beschreibung der getrennten Erlebensweise verrückter Wahrnehmung mit der Behauptung verknüpfen, dass sie der Spaltung nervöser Prozesse im Gehirn eines Menschen entspringe. Es ist damit ein ideologischer Begriff der je nach Eigenart psychiatrischer Wahrnehmung gefüllt wird (z.B. gelten für die einen PsychiaterInnen Depressionen schon als Schizophrenie, für die anderen sind es die "Psychosen" oder die "geistige Demenz"). Immer aber wird mit diesem Begriff eine Diagnose, ein therapeutisches Urteil ausgesprochen, das Verrücktheit aus seiner zwischenmenschlichen Begründung herausnimmt.
Diese Diagnose bestimmt daher die Therapie auch nur durch Beeinflussung der körperlichen Vorgänge, insbesondre der Nervenbahnung, die dann meist mit der Verordnung von Nervenblockaden mittels Psychopharmaka und der Einweisung in eine Psychiatrische Klinik erfolgt, selten durch Psychotherapie. Betroffene, die von Stimmenhören oder Wahnsinn berichten, werden immer als schizophren bezeichnet. Solche Berichte sollten sie besser sein lassen, wenn sie psychiatrische Therapie nicht akzeptieren wollen.
Die Psychologen haben nachgezogen und sprechen von einer Persönlichkeitsspaltung, einer Zerteilung des ICHs in zwei "Erlebensweisen". Dass es ein "ICH" gibt, das zweifach lebt, ist begrifflich widersinnig, wo damit doch Einheit der Selbststeuerung gemeint ist. Das ICH im Doppelpack ist per se ein Unding: Als Ganzes wie ein Gegenstand in die Welt gesetzt kann es nicht doppelt ganz sein.
Um die sogenannte Schizophrnie zu begreifen, muss die Spaltung im Leben eines Menschen erkannt sein und was sie bewirken kann. Da geht es nicht um ein Konstrukt wie das ICH, sondern um die Abtrennung einer ganzen Erkenntnisweise gegen eine Selbstwahrnehmung, die meist unter grausamen Verhältnissen und ziemlich früh entstanden ist. Sie war dem Kind in seinem Lebensraum nötig als eine Art Selbstrettung des Erkenntnisvermögens gegen eine Umwelt, die es gut gemeint hat und dabei alles durchzusetzen verstand, was es vernichtet hätte, hätte es seine Erkenntnisse nicht in der Abtrennung hiervon bewahrt. Seine Identitätsbildung unterlag der Notwendigkeit dieser Gespaltenheit und kann sich solange nur in der Ausschließlichkeit seiner Welten bewegen, wie eine Lebenswelt sich nicht finden lässt, in der Spaltung zugelassen wird und in welcher Beziehungen in ihrer Gespaltenheit so erfahrbar sind, dass der abgetrennte Sinn von Empfindungen darin in seiner Bezogenheit erkennbar wird.