Double-Bind

Aus kulturkritik

Double-Bind ist der in England enststandene und publizierte Begriff für eine doppelbödige Beziehung, eine kommunikativ erzeugte Beziehungsfalle, wie sie in den zwischenmenschlichen Verhältnissen einer symbiotischen Selbstbehauptung besonders durch die Subjektivität eines autoritären Charakters bewirkt wird. Die Beziehung der Menschen wird dabei selbst gegen ihren Inhalt gewendet, als Verbindung genutzt, um sie zu kontrollieren (siehe auch Kontrollbedürfnis), um sich Lebensäußerungen und Zuwendung des darin objektiv bestimmten Partners einzuverleiben. Diese Bestimmung ergeht aus der Lebensform einer erzieherischen Beziehung (siehe z.B. Lebensburg), deren Formbestimmung den Erziehenden mächtig macht und ohnmächtige Sinne zu einem System von Schuldgefühlen totalisiert, um deren Lebensangst hierfür zu nutzen.

Dies realisiert sich in einer widersinnigen Anforderung an eine zwischenmenschliche Beziehung, die ein allgemeines Gebot (siehe auch Lebenspflicht) enthält, dessen Umsetzung zugleich durch einen gegenläufigen subjektiven Anspruch oder ein dem entsprechendes Selbstgefühl mit Absicht verunmöglicht und damit die Verbindlichkeit des Verhältnisses verabsolutiert wird. Meist vollziehen sich solche doppelbödige Kommunikationen unter der Bedingung von ihr schon vorausgesetzten Schuldgefühlen, wie sie den Gefühlswelten der Kleinfamilie und ihrem Familiensinn - besonders auch auf der Grundlage einer religiöser Selbstbegründung (siehe auch esoterischer Charakter) - entsprechen. In der Wechselwirkung ihrer Widersprüchlichkeit, zwischen Anspruch und Verhalten, wie sie den Lebensbedingungen entspringt und zugleich verdrängt wird, um das ganze Verhältnis nicht zu gefährden, wird es somit auch verfestigt, verstetigt unendlich gemacht - verewigt. Die Lebensangst, welche eine symbiotischen Selbstbehauptung mit sich bringt, teilt sich hierbei auf und wird auf der Seite des Subjekts dieser Beziehung als Erleichterung empfunden, für deren Objekt aber zu einer ständigen und beständigen Bedrohung der eigenen Identität und als bedrohliche Lebenswirklichkeit erlebt. Ihre Selbstentfremdung wird damit zwangsläufig zugleich zu ihrem Selbstverlust.

Der englische Psychoanalytiker Ronald David Laing hat diese Art von Kommunikation in den Begründungszusammenhang psychotischer Erziehung gestellt und durch Wohngemeinschaft mit Schizophrenen in Kingsley Hall, einem Haus in London mit den davon betroffenen Menschen bekämpft.

Er war Begründer einer interpersonalen Phänomenologie, die aus seiner Kritik der Phänomenlogie und Psychonalyse erwuchs, um eine Methode zur Beschreibung dessen darzustellen, was sich zwischen den Menschen durch die Bedeutungen in ihrer Kommunikation abspielt. Er verzichtete dabei weitestgehend auf eine ärztliche Interpretation oder Ideologie - besonders der Psychoanalyse und geltenden psychiatrischen Lehrmeinungen. Für Laing standen - im Unterschied zu Sigmund Freud - nicht nur Neurosen, sondern auch psychotische Wahrnehmungen (siehe auch Wahnsinn) im Kontext einer familiären und gesellschaftlichen Genese und sind vor allem den existentiellen Bedingungen der hiervon Betroffenen selbst geschuldet, die von diesen gelebt werden müssen, besonders den in den Lebensburgen der in den Familien wie als Naturtatsachen begründeten Machtverhältnisse der Geschlechter und Generationen.