Epistokratie
"Die deutschen philosophischen Kritiker behaupten s�mtlich, da� Ideen, Vorstellungen, Begriffe bisher die wirklichen Menschen beherrscht und bestimmt haben, da� die wirkliche Welt ein Produkt der ideellen Welt ist. Das findet bis auf diesen Augenblick statt, das soll aber anders werden. Sie unterscheiden sich in der Art, wie sie die nach ihrer Ansicht so unter der Macht ihrer eignen fixen Gedanken seufzende Menschenwelt erl�sen wollen; sie unterscheiden sich in dem, was sie f�r fixe Gedanken erkl�ren; sie stimmen �berein in dem Glauben dieser Gedankenherrschaft, sie stimmen �berein in dem Glauben, da� ihr kritischer Denkakt den Untergang des Bestehenden herbeif�hren m�sse, sei es nun, da� sie ihre isolierte Denkt�tigkeit f�r zureichender halten oder das allgemeine Bewu�tsein erobern wollen." (MEW 3, S.14)
Die Philosophenherrschaft ist ein zentrales Element der politischen Philosophie des antiken griechischen Philosophen Platon (428/427�348/347 v. Chr.). Platon vertritt in seinem Dialog Politeia (�Der Staat�) die Auffassung, ein Staat sei nur dann gut regiert, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen sei. Daher fordert er ein uneingeschränktes Machtmonopol der Philosophen und begr�ndet dies ausf�hrlich. F�r die Umsetzung sieht er theoretisch zwei M�glichkeiten: entweder dass die Herrscher Philosophen werden oder dass die Herrschaft Philosophen �bergeben wird. Die Einzelheiten legt er in seinem Entwurf f�r die Verfassung eines von Philosophen regierten idealen Staates dar. Da Platon in diesem Zusammenhang das Wort basileus (�Herrscher�) verwendet, das gew�hnlich K�nige (später auch Kaiser) bezeichnet, ist in der modernen Literatur oft von �Philosophenk�nigen� die Rede.
Philosophie ist die in sich notwendig abstrakte Selbstverständigung des Menschen mit dem Menschen und menschlicher Wirklichkeit, menschliche Weisheit, die sich in unterschiedlicher Weise und mit verschiedenem Interesse auf die Welt bezieht, z.B. als Theologie, Idealismus, Empirismus, Rationalismus, Aufklärung usw. (siehe hierzu auch Erkenntnistheorie).
Philosophie gründet auf dem sich selbst bezweifelnden Denken. Sie ist eine Diskussion der Selbstgewissheit des Menschseins. Von daher ist die Geschichte der Philosophie die Geschichte von Positionen der Selbstgewissheit, Selbstfindung des Denkens als Sinn für das menschliche Leben, das seinen Selbstzweifel aufzuheben sucht, hierbei aber vor allem selbst die Geschichte einer Ungewissheit vollzieht und diese nur bestätigen kann.
Philosophie gibt sich als die Wissenschaft von der Erkenntnis, die Lebensweisheit einer Wahrheit des menschlichen Wesens, das Wissen �ber das menschliche Sein als solches, ob es dies als solches nun gibt oder nicht, ob es dem Menschen als menschliche Identität zu eigen oder ihm fremd durch den Geist Gottes oder den Weltgeist gegeben ist (siehe hierzu auch Religion). Dass wir eine Verst�ndigung �ber das suchen, was menschliches Leben ist, was dessen Wesen und Sein begreifbar machen soll, weist daraufhin, dass wir es nicht f�r selbstverst�ndlich halten, dass Leben und Nichtleben, Leben und Tod einfach und praktisch unterscheidbar, f�r sich also nicht so eindeutig sind, wenn nicht erkannt ist, woher Leben kommt und worin es verschwindet. Im Grunde ist Phisosophie als positives Seinsverständnis (siehe Ontologie) selbst schon die Perversion der Frage nach dem "Sinn ses Lebens", wie sie z.B. ausdrücklich von Martin Heidegger gestellt wurde: Ist der Tod die Grundlage wesenlicher Erkenntnis oder nur verschwindendes Moment des Lebens? Ist der Tod verschwindendes Leben oder selbst lebensnotwendig, ein Lebensmoment, die Kränkung des Individuums durch das Leben seiner Gattung (Marx)?
Wieweit dies theoretisch zu unterscheiden ist, wieweit es �berhaupt eine Frage des theoretischen Bewusstseins sein kann, bleibt als Frage an die Geschichte gewendet, in welcher jedes Wesen auf- und untergeht, verwest und doch fortbesteht, und sich gerade in seinem Fortbestand, in seinem Sein dar�ber hinaus, sich also jenseits seines Daseins bewahrheitet. Das praktische Leben und sein Begriff fallen daher schon in seiner Befragung auseinander und erweisen ihre Trennung in der Abstraktion der Theorie, in dem, was Wissenschaft f�r sich sein l�sst, solange sie noch subjektiv, also noch nicht in der Erkenntnis ihres Gegenstands - als Gegenstand der Wissenschaft schlechthin - aufgegangen ist. Insofern ist Philosophie die Theorie des Denkversuchs, also des Suchens nach einem dem menschliche Sein angemessenen Denken, Interpretationsversuch eines Gedankens zum Wissen und Verstehen der gegenst�ndlichen Welt, woraus sich Gewissheit und Bewahrheitung ergeben w�rde. Schon in ihrer theoretischen Beziehung selbst besteht die Trennung von Gedanke und Wirklichkeit, deren Aufhebung eher ein edles Ziel der Philospie ist, als dass sie dies auch wirklich zustande brächte. Eher wird sie zur Interpretation der Welt, als dass sie diese wirklich zu ändern verstünde. Zu begreifen wäre nämlich hierfür weniger der theoretische Geist als solcher und die Phänomene des Erkenntnisprozesses in der bloßen Notwendigkeit und Freiheit des Denkens, sondern wesentlich die Form, der Begriff des praktischen Lebens, die sich �ber das geschichtliche Dasein ihres Inhalts hinaus bewahrt, die Substanz, woraus "Leben als solches" ist, das Leben, wie es praktisch f�r sich, wie es in seiner Isolation erscheint und seine Befreiuung, seine Emanzipation aus den Fesseln seiner Institutionalisierung in der [[b�rgerlichen Gesellschaft]] sucht (siehe Historischer Materialismus).
Die Philsosophie aber hat dies zu einer Frage der Wahrheit selbst gemacht, zu einer Theorie des Ursprungs und Grundes des wahren Lebens oder, wie Adorno das nannte, zu einer "Lehre des richtigen Lebens", zu einer Ethik. Folgt man ihm und der Philosophie des Denkens �berhaupt, so bliebe sie nach wie vor eine praktische Frage der Theorie nach einem Ma�stab der Wahrheit und wäre durch ihre negative Dialektik schon erhaben �ber die Falschheit der erscheinenden Welt, dazu verdammt, ihrem Sterben ins Auge zu sehen (Platon) und die Menschen zu einem wahren Leben zu erziehen und die Politik hiernach zu bestimmen. Die N�te und [[Widerspr�che]] der Welt selbst werden so zu deren "Fehler“. Um sie zu �ndern, bedarf es innerhalb der Philosophie keiner praktischen Notwendigkeit, sondern des intellektuellen Entschlusses als Wille, das "richtige Leben“ gegen "das Falsche“ zu schaffen. Und weil eine hierin begr�ndete Politik nur aus dem Willen zur Ver�nderung der Welt, als Spekulation auf ein anderes Sein besteht, ist sie selbst als deren Alternative auch an die Vorausgesetztheit der Welt �berhaupt gebunden, ist sie Ver�nderungswille zum Erhalt des Bestehenden.
"Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium." (MEW 3, S.27)
Der Intellekt als solcher, wenn er nur porsitiv für sich bei sich bleibt, entzieht sich der Analyse, der wissenschaftlichen Bemühung um wirkliche Lebensverhältnisse und stellt sich zwischen die Alternativen, beurteilt Wahrheit und [[T�uschung]] f�r sich und setzt hieraus den n�tigen Willen gegen die Affirmation des Falschen. Die Alternative dazu liegt in dieser Reflexion, im politischen Willen als Praxis des theoretischen Bewusstseins. Damit wird das praktische Bewusstsein seinem körperlichen Dasein entzogen, zum Teil einer theoretisch begr�ndeten Affirmation, zur Ideologie, denn es muss leugnen, dass es sich �berhaupt nur gegen das begr�ndet, was au�er ihm existiert und was daher auch seine Existenz ausmacht (siehe hierzu auch Adornos Negative Dialektik). Von daher hat sie eine doppelte Beziehung nicht nur zur Welt sondern auch zu sich selbst: Wie sie die Welt als Realisierung ihrer Idee auffasst erkennt sie diese zugleich auch fraglos als Realität, als positives Sein für sich an. Idealismus und Positivismus (oder Empirismus) sind gegensinnige Beziehungen, die sich innerhalb der Philosophie nur als Gedankenpositionen darstellen lassen. Als Positionen, die sich nicht selbst als Reflexionen eines weltlichen Widerspruchs begreifen, bestreiten sie lediglich aneinander ihren Objektivismus und Subjektivismus des Reflektierens über die Welt.
"Dies ist die eine Seite, wenn wir die Sache rein objektiv als unmittelbare Realisierung der Philosophie betrachten. Allein sie hat, was nur eine andere Form davon ist, auch eine subjektive Seite. Dies ist das Vehältnis des philosophischen Systems, das verwirklicht wird, zu seinen geistigen Trägern, zu den einzelnen Selbstbewußtsein, an denen ihr Fortschritt erscheint. Es ergibt sich aus dem Verhältnis, was in der Realisierung der Philosophie selbst der Welt gegenüberliegt, daß diese einzelnen Selbstbewußtsein immer eine zweischneidige Forderung haben, deren die eine sich gegen die Welt, die andere gegen die Philosophie selbst kehrt. Denn, was als ein in sich selbst verkehrtes Verhältnis an der Sache, erscheint an ihnen als eine doppelte, sich selbst widersprechende Forderung und Handlung. Ihre Freimachung der Welt von der Unphilosophie ist zugleich ihre eigene Befreiung von der Philosophie, die sie als ein bestimmtes System in Fesseln schlug. Weil sie selbst erst im Akt und der unmittelbaren Energie der Entwickelung begriffen, also in theoretischer Hinsicht noch nicht über jenes System hinausgekommen sind, empfinden sie nur den Widerspruch mit der plastischen Sich-selbst-Gleichheit des Systems und wissen nicht, daß, indem sie sich gegen dasselbe wenden, sie nur seine einzelnen Momente verwirklichen.
Endlich tritt diese Gedoppeltheit des philosophischen Selbstbewußtseins als eine doppelte, sich auf das extremste gegenüberstehende Richtung auf, deren eine, die liberale Partei, wie wir sie im allgemeinen bezeichnen können, den Begriff und das Prinzip der Philosophie, die andere ihren Nichtbegriff, das Moment der Realität, als Hauptbestimmung festhält. Diese zweite Richtung ist die positive Philosophie. Die Tat der ersten ist die Kritik, also gerade das Sich-nach-außen-Wenden der Philosophie, die Tat der zweiten der Versuch zu philosophieren, also das Insich-Wenden der Philosophie, indem sie den Mangel als der Philosophie immanent weiß, während die erste ihn als Mangel der Welt, die philosophisch zu machen, begreift. Jede dieser Parteien tut gerade das, was die andere tun will und was sie selbst nicht tun will. Die erste aber ist sich bei ihrem innern Widerspruch des Prinzips im allgemeinen bewußt und ihres Zweckes. In der zweiten erscheint die Verkehrtheit, sozusagen die Verrücktheit, als solche. Im Inhalt bringt es nur die liberale Partei, weil die Partei des Begriffes, zu realen Fortschritten, während die positive Philosophie es nur zu Forderungen und Tendenzen, deren Form ihrer Bedeutung widerspricht, zu bringen imstande ist.
Was also erstens als ein verkehrtes Verhältnis und feindliche Diremtion der Philosophie mit der Welt erscheint, wird zweitens zu einer Diremtion des einzelnen philosophischen Selbstbewußtseins in sich selbst und erscheint endlich als eine äußere Trennung und Gedoppeltheit der Philosophie, als zwei entgegengesetzte philosophische Richtungen." (Karl Marx in MEW 40, S. 329)
So kann sich auch in der Philosophie selbst in ihrem versp�rten Mangel gegen�ber der Welt nur der Streit um die "richtige" Reflexion der Welt auftun als ihr immanenter Streit um die Erkenntnis der Welt selbst. Die Philosophie existiert selbst nur durch die Philosophen, die sich �berhaupt f�r das richtige menschliche Leben versammeln.
"Sie unterscheiden sich in der Art, wie sie die nach ihrer Ansicht so unter der Macht ihrer eigenen fixen Gedanken seufzende Menschenwelt erlösen wollen; sie unterscheiden sich in dem, was sie für fixe Gedanken erklären; sie stimmen überein in dem Glauben dieser Gedankenherrschaft, sie stimmen überein in dem Glauben, daß ihr kritischer Denkakt den Untergang des Bestehenden herbeiführen müsse, sei es nun, daß sie ihre isolierte Denktätigkeit für zureichender halten oder das allgemeine Bewußtsein erobern wollen." (MEW 3, S.14)
Philosophie hat selbst erwiesen, dass sie sich nicht wirklich machen kann, ohne sich zu verlassen, ohne in wirkliches Sein �berzugehen. Von daher kann sie nur Gedanken bilden, zu denen die Wirklichkeit dr�ngt, um an und f�r sich wahr zu werden (siehe [[Falk/Pfreundschuh "Ent�u�erung und Entfremdung in den �konomisch-philosophischen Manuskripten"]]).
Das Bewusstsein ist ohne Philosophie notwendig borniert, weil es in seiner Unmittelbarkeit dem Warenfetisch unterliegt und nur widerspiegelt, was es als allgemeine Gewissheiten kennt. Umgekehrt ist Philosophie borniert, wo sie sich nicht aus der Lebenspraxis der Menschen als ihre Frage erhebt . Nur wenn das theoretische und das praktische Bewusstsein darin ineinander aufgehen, dass sich der Gedanke zur Wirklichkeit bringt, weil die Wirklichkeit zum Gedanken strebt (frei nach Marx, Einf�hrung in die Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie), kann sich Philosophie zum Denken in der Welt, zum weltlichen Denken, bringen. Die Ver�nderung der Welt ist so auch die Aufhebung ihres Schmerzes und es ist die Aufhebung ihres Leidens als [[T�tigkeit]], wo "die Leidenschaft des Kopfes zum Kopf der Leidenschaften wird".