Maschine

Aus kulturkritik

"Der Wilde, das Tier hat doch das Bedürfnis der Jagd, der Bewegung etc., der Geselligkeit. – Die Vereinfachung der Maschine, der Arbeit wird dazu benutzt, um den erst werdenden Menschen, den ganz unausgebildeten Menschen – das Kind – zum Arbeiter zu machen, wie der Arbeiter ein verwahrlostes Kind geworden ist. Die Maschine bequemt sich der Schwäche des Menschen, um den schwachen Menschen zur Maschine zu machen." (MEW 40, S. 547f)

Die Maschine ist ein Produktionsmittel, welches durch eigene Regelabläufe und Algorithmen, also durch technische Abläufe der Bewegungsformen, der technischen Produktion (sieheTechnologie), Naturkraft anwendet, im eigenen Getriebe regelt und selbst unmittelbar nach den ihr eingegebenen Mechanismen Produkte formt und körperliche Bewegung ersetzt. Im Ausmaß ihrer Anwendung wird die körperliche Aufwendung menschlicher Arbeitskraft unnötig, die Produktion im eigentlichen Sinne also wirtschaftlicher.

"Alle Umstände, die bewirken, daß die Anwendung der Maschinerie den Preis der damit produzierten Waren verwohlfeilert, reduzieren sich stets auf Verringerung des Quantums Arbeit, das von einer einzelnen Ware absorbiert wird: zweitens aber auf Verringerung des Verschleißteils der Maschinerie, dessen Wert in die einzelne Ware eingeht. Je weniger rasch der Verschleiß der Maschinerie, auf desto mehr Waren verteilt er sich, desto mehr lebendige Arbeit ersetzt sie bis zu ihrem Reproduktionstermin. In beiden Fällen vermehrt sich Quantum und Wert des fixen konstanten Kapitals gegenüber dem variablen." (K. Marx, Kapital I, MEW 25, S. 275f).

Unter kapitalistischen Bedingungen vergrößert sich mit dem Einsatz von Technologie in maschinellen Arbeitsabläufen die Selbständigkeit des angewandeten Kapitals in der Form technologischer Investition jenseits der angewandten Arbeitskraft. Durch die Maschine als Produktionsmittel wird damit zwar die organische Macht der konstanten Kapitals über das variable Kapital für den Maschinenbesitzer verfestigt, welches die Reproduktion der Arbeitskraft darstellt. Zugleich aber entwertet es die menschliche Arbeitskraft durch technologische, durch Automation ihrer Anwendung. Deshalb verliert es mit der Amortisation der in die Maschinenentwicklung eingebrachten menschliche Arbeit seinen ursprünglichen Wert aus dem ursprünglichen Arbeitsprozess und der ursprünglichen Akkumulation.

Nur die menschliche Arbeitskraft bewegt und erzeugt den Wert. Nur sie kann daher wirklich Mehrwert schaffen. Sie muss sich zum Gelderwerb für ihre Lebensmiteln, für den Erwerb der Produkte der Arbeit zur eigenen Reproduktion, immer wieder und täglich neu auf den Markt begeben. Dagegen sind Maschinen in der Regel bloße Mittel der Produktion, blanke Unkost im Produktionsprozess, die mit ihrem Verschleiß als Teil der Produkte in sie eingehen. Der Wert der Arbeitskraft, die sie erzeugt hatte, geht daher auch Stück um Stück als Unkosten der Produktion vollkommen in den Preis der Produkte ein. Von daher verlieren sie mit dem Abkauf ihrer Produkte auch schnell ihren ursprünglichen Wert.

"Wenn ... das Kapital in der Maschinerie und andren stofflichen Daseinsformen des capital fixe, wie Eisenbahnen etc. (worauf wir später kommen werden) sich erst seine adäquate Gestalt als Gebrauchswert innerhalb des Produktionsprozesses gibt, so heißt das keineswegs, daß dieser Gebrauchswert - die Maschinerie an sich - Kapital ist oder daß ihr Bestehn als Maschinerie identisch ist mit ihrem Bestehn als Kapital; sowenig, wie das Gold aufhörte, seinen Gebrauchswert als Gold zu haben, sobald es nicht mehr Geld wäre. Die Maschinerie verliert ihren Gebrauchswert nicht, sobald sie aufhörte, Kapital zu sein. Daraus, daß die Maschinerie die entsprechendste Form des Gebrauchswerts des Capital fixe, folgt keineswegs, daß die Subsumtionunter das gesellschaftliche Verhältnis des Kapitals das entsprechendste und beste gesellschaftliche Produktionsverhältnis für die Anwendung der Maschinerie." (Marx in "Grundrisse" MEW 42, S. 595f)

Die Konkurrenz treibt das Kapital dahin, den technischen Fortschritt als Maß seiner Sicherheit auf dem Markt wahrzunehmehmen und sich so auszurüsten, dass es derm durchschnittlich notwendigen Arbeitsaufwand entsprechen kann und ihn möglichst unterbieten muss, um seinen Wert zu halten. Sobald und lolange Maschinerie in ihrer Einführungsphase diesen Durchschnitt selbst unterbieten kann, sind Maschinen nicht nur Werkzeuge, sondern selbst Wertbildner, weil sie die erzeugte Warenmenge pro Arbeitskraft vergrößern und die Umschlagzeit der Warenmenge auf dem Markt veringern kann, - eben solange, wie solche Einrichtung noch nicht verdurchschnittlicht ist.

Das Wertmaß besteht in der Produkmenge unbezahlter Arbeit um Unterschied zum Wert der durchschnittlichen Produktmenge bezahlter Arbeit. Die Maschinenproduktion ist in solchern Phasen selbst produktiv, also Mehrwert bildend. Sobald deren durchschnittliche Produktivität aber erreicht ist, sind Maschinen bloße Weerkzeuge, also lediglich Bestandteil des konstanten Kapitals, das jedem Konkurrenten abverlangt, mindestens in seinem Verwertungsmaßstab zu existieren. Von daher treibt die Konkurrenz die organische Entwicklung der Technologie hoch und den Wert der Arbeitskraft nach unten. Zwischen ihrem Wert und dem Preis ihrer Produkte entsteht ein Gegensatz zwischen Kapitalwert und Lohn, der im Prinzip unauflösbar, und der nur durch Zerstörung von Überproduktion oder Wertakkummulation auf den Finanzmärkten aufgehoben werden kann (siehe Fall der Profitrate).

"Die Entwicklung des Arbeitsmittels zur Maschinerie ist nicht zufällig für das Kapital, sondern ist die historische Umgestaltung des traditionell überkommnen Arbeitsmittels als dem Kapital adäquat umgewandelt. Die Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen Produktivkräfte des gesellschaftlichen Hirns, ist so der Arbeit gegenüber absorbiert in dem Kapital und erscheint daher als Eigenschaft des Kapitals, und bestimmter des Capital fixe, soweit es als eigentliches Produktionsmittel in den Produktionsprozeß eintritt. Die Maschinerie erscheint also als die adäquateste Form des Capital fixe und das Capital fixe, soweit das Kapital in seiner Beziehung auf sich selbst betrachtet wird, als die adäquateste Form des Kapitals überhaupt." (Marx in Grundrisse MEW 42, S. 594)

Menschliche Arbeitskraft bleibt die einzige Wertquelle in der Verarbeitung von Rohstoffen (siehe Ressourcen) zu Arbeitsprodukten. Wert nämlich hat ein Produkt nur, wenn es sich über den Markt vermittelt, für ein Bedürfnis erzeugt wird und durch ein Bedürfnis erworben und gebraucht und verbraucht wird. Letzlich sind die Menschen mit ihren Arbeitskräften und ihren Bedürfnissen der Grund aller Produktion und deren Wirtschaft. Aber während ihre Arbeit durch die Maschinen (und auch durch die technische Intelligenz) immer wirtschaftlicher wird, wird sie zugleich immer wertloser, weil immer weniger menschliche Arbeit hierfür eingebracht werden muss, zugleich aber eine immer größere Wertmasse als Konstantes Kapital (bzw. Capital fixe) in Gang gesetzt wird..

"Das Capital fixe, in seiner Bestimmung als Produktionsmittel, deren adäquateste Form die Maschinerie, produziert nur Wert, d.h. vermehrt den Wert des Produkts nur nach 2 Seiten hin: 1. soweit es Wert hat; d.h. selbst Produkt der Arbeit, ein gewisses Quantum Arbeit in vergegenständlichter Form ist; 2. insofern es das Verhältnis der Surplusarbeit zur notwendigen Arbeit vermehrt, indem es die Arbeit befähigt, durch Vermehrung ihrer Produktivkraft eine größre Masse zum Unterhalt des lebendigen Arbeitsvermögens nötiger Produkte in kürzrer Zeit zu schaffen. Es ist also eine höchst absurde bürgerliche Phrase, daß der Arbeiter mit dem Kapitalisten teilt, weil dieser durch das Capital fixe (das übrigens selbst das Produkt der Arbeit und vom Kapital nur angeeignete fremde Arbeit) ihm seine Arbeit erleichtert (er raubt ihr durch die Maschine vielmehr alle Selbständigkeit und attrayanten Charakter) (= Vorleistungen) oder seine Arbeit abkürzt." (K. Marx, MEW 42, 597f)

Das Konstante Kapital (bzw. Capitale fixe) bewegt sich hierbei zwar durch sein Dasein als Produktionsmittel mit dem produktiven Kapital und der darin veräußerten menschlichen Arbeit und Zeit. Es ist aber in seiner ursprünglichen Bestimmung nicht selbst unmittelbar produktiv und wird vor allem durch sie verschlissen und muss im Maß des Verschleißes erneuert werden. Zugleich aber ist die organische Masse des Konstanten Kapitals ein Bestandteil der Produktivität, der Produktivkraft des Gesamtkapitals. Die Produktionsmittel erscheinen zwar immer erst mal als naturwüchsige Arbeitsmittel, als Werkzeuge der organischen Wirklichkeit der Arbeit. Aber ebenso vergegenständlicht sich in den Produktionsmitteln das Kapital so, wie es darin auch seinen Mehrwert produktiv anlegen kann. Von daher erscheint das Kapital selbst als Technologie, Wesentlich ist sie nicht die Bedingung von Kapitalbildung. Die ist immer nur die menschliche Arbeit, als Lohnarbeit in der Nutzung und Vernutzung der menschlichen Arbeitskraft in ihrer Arbeitszeit. 

Technologie ist die Erscheinungsform des kapitalisiserten Werts - so wie eben auch der Gebrauchswert übrhaupt die "Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts" (Marx in MEW 23, S. 70f) ist. Was in der Warenzirkulation über den Warentausch zum Warenfetischismus geführt hat, führt im kapitalistischen Produktionsprozess zum Kapitalfetischismus durch die Naturalisierung des Kapitals, seine Vergegenständlichung als Technologie der Produktionsmittel der Maschinen, Verwaltung, Immobilie - Infrastruktur überhaupt. Im Konstanten Kapital stellt sich daher das gesamte Kapitalverhältnis als Wunderwerk des Fortschritts der Arbeit und der Wissenschaften dar, der gesellschaftlich aber immer nur in seiner Geldform als Kapital, und damit nur für die Geldbesitzer existiert.

"Das Kapital wendet die Maschine vielmehr nur an, soweit sie den Arbeiter befähigt, einen größeren Teil seiner Zeit für das Kapital zu arbeiten, zu einem größeren Teil seiner Zeit als ihm nicht angehöriger sich zu verhalten, länger für einen andren zu arbeiten. Durch diesen Prozeß wird in der Tat das Quantum zur Produktion eines gewissen Gegenstandes nötige Arbeit auf ein Minimum reduziert, aber nur damit ein Maximum von Arbeit in dem Maximum solcher Gegenstände verwertet werde. Die erste Seite ist wichtig, weil das Kapital hier - ganz unabsichtlich - die menschliche Arbeit auf ein Minimum reduziert, die Kraftausgabe. Dies wird der emanzipierten Arbeit zugute kommen und ist die Bedingung ihrer Emanzipation." (K. Marx, MEW 42, 597f)

Die Wertmassen, welche in der Produktion und in der Technologie dargestellt sind, treiben sich mit der Entwicklung der Maschinerie immer weiter auseinander und es wird der natürliche Effekt wirtschaftlicher Produktion zu einem Problem des Kapitals selbst, das seine Produkte zum einen im Großen und Ganzen nur über die von ihm "beschäftigten" Menschen absetzen kann, und zugleich durch Rationalisierung des Arbeitsprozesses, also durch die Maschineninvestitionen immer weniger Arbeit aus ihnen für sich gewinnen kann. Der Mehrwert wird immer weniger durch die Aneignung des Mehrprodukts durch das Kapital gewonnen (ursprüngliche Akkumulation), sondern immer mehr durch die rein kapitalmächtige Verfügung über den gesamten Produktionsprozess.

Dies entwickelt das Paradox der kapitalistischen Produktion, dass immer weniger Arbeit nötig ist, aber zugleich immer schärfere Ausbeutung der Arbeit betrieben wird, die Lohnarbeiter wie auch die Löhne bid an die unterst mögliche Grenze reduziert werden (siehe Arbeitslosigkeit), während das Kapital als Gesamtkapital unermesslich wächst. Darin ist die immer wieder auftretende kapitalistische Krise begründet, die sich in der Überhäufung der Finanzmärkte mit fiktivem Kapital auslöst und erst wieder aufgelöst ist, wenn überschüssiger Wert verbrannt ist (z.B. durch Liquidationen oder Kriege).

Durch den ihm selbst notwendigen Einsatz von Technologie beschränkt sich das Kapital also selbst, indem es für eine Masse von Produkten sich rüstet, deren Absatz das variable Kapital nicht mehr finanzieren kann. Von daher kann das Gesamtkapital auch bei größter Verschärfung der Mehrwertrate auf Dauer seine eigen Reproduktion nicht finanzieren und muss in der Profitrate fallen (siehe Fall der Profitrate). Die Akkumulation von Investitionen rentiert sich wertmäßig für das Kapital nur solange, wie sie in der lebendigen Arbeitskraft eine Entsprechnung zu seiner Verfügungsmacht, zur toten Arbeit hat, solange also diese sich durch Technologie wertmäßig fortschreitend auspressen lässt. Henry Ford hat das präzise formuliert: "Autos kaufen keine Autos". Doch auch der Fordismus konnte mit der Politik einer relativ großzügigen Lohnzahlung nicht auf Dauer das chronisch werdende Absatzproblem des Kapitalismus lösen, hatte es doch seine wesentliche Triebkraft nicht in Produktion oder Konsumtion, sondern durch den Finanzmarkt selbst.

Die organischen Potenzen, die der Kapitalismus mit der Entwicklung der Produktionsmittel erzeugt, stehen immer mehr mit der Wertform der Produkte im Konflikt. Kapital wird im Grunde überflüssig, ohne dass es aus sich heraus sich reduzieren oder abschaffen kann, solange es der einzige Träger der Produktions- und Lebenszusammenhänge ist. Besonders die selbsttätigen Abläufe, in welchen von Robotern komplette Arbeitsabläufe übernommen werde, treiben den Widerspruch von kapitalistischer Wirtschaftsform und der Produktivkraft der Technologie hoch (siehe Automation).