Psychofaschismus

Aus kulturkritik

Psychofaschismus ist das gesellschaftliche Verhältnis einer Psychokratie, also ein Lebensraum, in welchem eine Heilskultur zur gesellschaftlichen Gewalt bestimmt ist (siehe auch Kulturstaat). Vorzugsweise existiert er als in sich geschlossenes Lebensverhältnis in Sekten oder sektenartig begründeten Gemeinden oder Nationen.

Er begründet sich praktisch als heile Welt gegen "seelische Verwilderung", - gemeint sind damit soziale und zwischenmenschliche Verrücktheiten und Verwirrungen, welche die kulturellen Beziehungen der Menschen in anhaltenden Krisenzeiten mit sich bringt. Er stellt sich theoretisch gegen die unbestimmt gewordenen Nöte mit der Notwendigkeit eines allgemeinen Willens, der sich einer kulturellen Untergangsvorstellung entgegenstellt und durch eine Elite (siehe auch Herrenrasse) formuliert wird, die sich hierdurch zum Inbegriff einer Macht gegen die Verrottung, zur Heilsbotschaft macht. Hieraus begr�ndet sie ein Sollen f�r jeden, das dem Erl�sungsprinzip entnommen wird; d.h. dass die Vermeidung, Verhinderung und Vernichtung des Schlechten das Gute aus seinem Schattenreich befreien w�rde. Um dieses Prinzip zu verwirklichen, bedarf es au�er gro�en Reden vor allem einer gewaltt�tigen Erzeugung einer gef�gigen Subjektivit�t, die sinnlich und wirklich gebrochen sein muss, um sich einem Willen zu unterwerfen, der f�r den Menschen unmittelbar keinen Sinn hat. Zur Brechung reichen daher keine gew�hnlichen Erfahrungen; sie m�ssen unter Anwendung von Eindrucksmittel in das [[Ged�chtnis]] "eingebrannt" (Nietzsche) werden. In der Erziehung zur rechten Gesinnung geschieht dies durch verf�gbare Zuchtmittel.

Psychologisch werden Menschen unter dem Eindruck einer Ausweglosigkeit gel�hmt und mit der Androhung unw�gbarer Gefahren, mit einem allgemeinen Grauen vor dem Weltgeschehen und dem eigegen Leben und der eigenen Zukunft, zu unterworfenen Seelen, deren Lebenserf�llung nur noch in der Erwartung eines Erl�sers als pers�nliche Heilsvorstellung liegt. Die klare und unvermittelte Entgegenstellung von Grauen und Grausamkeit mit der Heilsvorstellung, der Glorifizierung einer �bersinnlichen Reinheit befreiter Seeligkeit, muss kulturell (ideologisch und [[�sthetisch]]) propagiert und praktisch in den p�dagogischen und psychologischen Einrichtungen umgesetzt werden. Hierf�r gelten besonders Ma�nahmen als n�tzlich, denen ein Mechanismus zugrundeliegt, der psychologisch als Erzeugung von abergl�ubischem Verhalten eingef�hrt ist (siehe Skinner), weil hierdurch unerkennbare, also zuf�llig wirkende negative Stimulationen und Einfl�sse besonders stabile Unterwerfungshaltungen als [[H�rigkeit]] erzeugen - sofern die Isolation aller bestimmten Beziehungen und Reizen hinreichend volzogen ist.

Die psychischen Phänomene des Kapitalismus, soweit sie nicht nur die entsprechenden Interessen einer Formation der notwendig egoistischen Bedürfnisse des Privateigentums entsprechen, sondern tatsächlich eine eigenständige Subjektivität der Selbstbezogenheit entfalten, lassen sich nicht unmittelbar aus den Existenzformen einer Waren produzierenden Wirtschaft, aus dem Verhältnis der Waren und dem Fetisch ihrer geselschaftlicihen Erscheinungsform erklären, wie das die so genannte Subjektkritik versucht. Das verlangt nach einer kritische Theorie der politischen Kultur, die aus der Zirkulation des Geldes und seiner Kapitalfiktionen und der hieraus begründeten Ohnmachtder Menschen begründet ist (siehe hierzu Feudalkapitalismus). Dort erst lassen sich psychisch begründete Beziehungen aus dem Entzug der Selbstachtung des bürgerlichen Subjekts und ihre Verkehrung zu einem Geldungsstreben, zu einem Treiben der Selbstwertoptimierung erklären. Weil unter den Bedingungen fiktiver gesellschaftlicher Verhältnisse (siehe fiktives Kapital) diese sich nurmehr in zwischenmenschlichen Beziehungen der Erlebensformen der Wahrnehmung einer durch lebensbestimmende Ereignisse zwischen den Menschen wirkenden Gesellschaftlichkeit darstellen können, treiben sie ihre widersprüchliche Objektivität in die Subjekte dieser gesellschaftlichen Form. Die hat zwar noch den zirkulierenden Geldwert zu ihrer Bedingung, aber nicht mehr die realwirtschaftlichen Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Menschen machen sich selbst zur Formation ihrer Zwischenmenschlichkeit, zum Material ihrer Lebensbedingungen und betreibn hieraus ihre Selbstbeziehung zu ihrem Gegenstand durch die Ästhetik ihrer Gefühle. Sie gründen somit auf einer anderen Substanz, als jene der wirtschaftlich nur noch fiktiven Geldbeziehungen eines Schuldgeldsystems (siehe hierzu Pfreundschuh, "Die Kultur des Kapitals - Zur Kritik der politischen Kultur").


Aber auch jenseits der bewussten Manipulation hat der Psychofaschismus seine Wirkung in der ideologischen Beherrschung von seelischer Not. In ihrer allgemeinsten Isolation best�rken entsprechende Gedanken oder Theorien oder Vorstellungen (Kino, Fernsehen) die Macht des Grauens durch die dort fomulierte Ausweglosigkeit des eigenen Elends, das sie wahrhaben, aber in ihrer Isoliertheit nicht mehr wahrnehmen k�nnen. So entwickeln sich von selbst Vernichtungsvorstellungen im Menschen, durch die er sich subjektiv darin gewinnt, seinen [[Gef�hlen]] entgegenzutreten. Damit aber tritt er allen Wahrnehmungen der zwischenmenschlicher Bezogenheit entgegen und ersetzt sie durch Lebensvorstellungen reiner, unmittelbar allgemeiner abstrakter Wesenhaftigkeit (Rasse, Art, Liebe, Menschlichkeit, Heimat, Vaterland usw.). Die Unterdr�ckung der menschlichen Beziehungen unter Ma�gabe solcher Wesen gelingt in dem Ma�e, wie die Menschen darin ihren Beziehungen einen neuen Sinn geben wollen, in dem Ma�e also, wie sie ihnen sinnlos erscheinen oder auch wirklich abstrakt geworden sind (abstrakt menschlicher Sinn). Es handelt sich hierbei um eine Sinnerneuerung ohne menschlich wirklichen Sinn, also alleine durch die Masse der Vermittlung, wie sie dann zu einer Psychokratie nutzbar wird.

Allgemein wird Psychofaschismus durch unmittelbar wirksame Z�chtigungen quasi modellhaft und zur Erzeugung eines allgemeinen Horrors betrieben, als Anwendung von permanenten Terror gegen die eigenen Gef�hle. Der Schrecken darin soll den Schmerz im Zaum halten und die Seele von jeder Empfindung abl�sen. Er wird daher meist in kleineren oder gr��eren Gruppen als Initiationsritus oder Abh�rtungshandlung vermittelt. Die Kultur wird ab dann als reines �sthetisches Willensverh�ltnis erfahren, welche die volle Unterwerfung unter ihren "H�heren Willen" als [[Selbstverst�ndlichkeit]] erheischt.

Bei der Totenkopf-SS wurden zu diesem Zweck z.B. die Anw�rter nach ihrer Ausbildung an der Hundestaffel dazu gebracht, ohne jeden Grund das ihnen dort einzig vertraute Wesen, den ihnen bis dahin anvertrauten Hund, zu erschie�en. Erst dann wurden sie in die SS aufgenommen. �hnlich werden auch Folterknechte behandelt, bis sie psychisch zu jeder Grausamkeit f�hig sind.