Subjektkritik
"Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde - aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. Feuerbach will sinnliche, von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedene Objekte; aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit." (siehe 1. Feuerbachthese, MEW 3, Seite 533)
Subjektkritik ist schon als Begriff für sich eine Absurdität, eine Kritik der Subjektivität durch die Objektivtät eines theoretischen Subjekts ein Widersinn in sich, bloße Abweisung und Selbstgerechtigkeitim Vorwurf eines falschen Bewusstseins.
"Diese Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d.h. es vermittels einer anderen Interpretation anzuerkennen." (Karl Marx, MEW 3 S.20)
Kritik hat immer einen Gegenstand, ein Objekt, auch wo und wenn sie Selbstkritik sein will. Schon von daher ist Subjektkritik ein widersinniger Begriff, der aber immerhin den Widerspruch formuliert, dass ein kritisches Subjekt sich objektiv kritisieren, seine Kritik äußern, sich in seiner Kritik notwendig aus sich selbst heraussetzen, als abstraktes Objekt zugleich Subjekt seiner Kritik bleiben muss, sich also außer sich vergegenständlicht, das sich von sich selbst entfremdet hat. Subjektkritik kann daher nur Kritik an sich selbst sein. Eine ungegenständliche Kritik bliebe leer und ohne Not, wird daher zwangsläufig zu einem totalen Moralismus, der das von sich abstößt, was es selbst ist. Und weil Kritik nur gegenständlich sein kann, also immer einen Gegenstand nötig hat, muss dieser in der Welt auch selbst notwendig sein, um Gegenstand einer kritischen Theorie zu werden. Subjektkritik kehrt diese einfache Wahrheit um, nur um den Kritiker oder die Kritikerin einer außerweltlichen Potenz aufzuführen (siehe hierzu auch Religion).
Bei Theodor Wiesengrund Adorno sollte Subjektkritik ursprünglich eine abgehobene Kulturkritik sein. Aber die ließ sich nicht einfach auf die Kritik eines "Verblendungszusammenhangs" reduzieren, auf die Dekonstruktion von Gewohnheiten einer manipulativen Aufreizung durch ein ästhetisches Sollen (siehe ästhetischer Wille). Sie muss vor allem ihren Grund als verselbständigte Notwendigkeit ihrer verkehrten Erscheinungen beschreiben, die unendlich widersinnige Immanenz (siehe Tautologie) ihres Daseins analysieren.
Wer sich nicht mit seinen Lebensverhältnissen außer sich auseinandersetzen kann oder will, muss ihre Form mit seinem Interesse vertauschen. Wer sich nicht mit Kultur befassen will oder kann, aber ihre konsequenzen in der eigenen "Identität" verspürt, greift daher gerne auf eine philosophische Kritik der Subjektivität zurück, die seine "Identitätsproblematik" in der besseren Welt einer Selbstgerechtigkeit der Hermeneutik seines identitären Literaturkonsums auflöst. Weil er oder sie sich nicht darauf bescheidet, was er wirklich lebt, wird damit allerdings zum Grund einer sich zwangsläufig selbst fremden Identität, entfremdet sich selbst in der Subjektivität eines Herrschaftswissens, einer "Wissenschaft des Subjekts", einer Psychologie, die zu einer Wahrheit zumindest in der Art und Weise gelangt, dass sie sich selbst schon als Gedanke negieren muss, sich daher aus dem Jenseits ihrer Wahrheit zum Gegenstand einer Negativen Dialektik entwickelt, die "nicht von dieser Welt ist" und also auch nichts Wirkliches davon erkennen kann (siehe hierzu Theodor Wiesengrund Adorno). Das allerdings erweist sich schnell als Farce einer kritischen Theorie weil es die bloße Verdopplung einer kritischen Gestik ist. Als Bloße Phänomenologie einer objektiven Subjektivierung könnte sie sich daher selbst nur als - wenn auch nur theoretisches - Subjekt verstehen, bleibt aber lediglich die Kritik einer nur objektiv vorgestellten Subjektivität als eine objektive "Verdinglichung" (siehe hierzu das Adornitische Missverständnis des Warenfetischismus).
Dies formuliert aber nur den Mangel, selbst eine vermeinte Objektivität subjektiv abzuhandeln (siehe hierzu objektiver Subjektivismus) und sich daher zumindest noch auf Erden schon von selbst durch die Identifizierung des Subjekts mit jedem beliebigen Individuum auflöst und schließlich nach urmächtigen Reflexionen einer bloßen Sophistik verlangen muss (siehe hierzu auch die Fundamentalontologie Martin Heideggers). Von daher lässt sich jede verwesentlichte Philosopphie des Seins, die ohne eine Analyse des Daseins auskommt (siehe z.B. Negative Dialektik) hinter einem historisierten Sein verstecken, wodurch einem zynischen Verstand das Elenddie Bezogenheiten einer unendliche Begrifflichkeit Verewigt wird, indem darin ihre Ohnmacht zu einem lediglich geplätteten Dasein eines DaseinKulturbürgertums gekehrt wird. Darin können sich dann auch linke und rechte Radikale durchaus immer wieder einig werden und über die Geschichtlichkeit der Klassengegensätze ihrer Existenz hinweg täuschen. Dies zieht sich dann durch alle Sphären des Bewusstseins, das seine Ursprünglichkeit in reaktionären Vorstellungen findet, um sich selbst für sich und seine Protagonisten zu veredeln (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus).
Linke Kunsttheorien verstanden und verstehen von daher Kunst gerne wie eine aparte Wahrheit der "wahren Bedürfnisse und Gefühle", als die wahre Subjektivität gegen die objektive Wüste ihrer Gesellschaft, als ein Hort der Freiheit, die keine Notwendigkeit begreifen muss, als heile Welt einer veredelten Selbstverständigung (siehe auch Selbstvedelung). Guy Debord z.B. verstand die Scheinwelt einer Waren tauschenden Gesellschaft als ein bloßes Spektakel, das durch Kunst aufgelöst werden könne. Er versprach schon in den 50er Jahren eine systemkritische Romanze durch einen kulturkritischen Bohème-Lebensstil, der situationalistisch durch künstlerische Interventionen unter dem Pflaster der herrschenden Verhältnisse ein kreatives Leben auftun würde, wenn sich revolutionäre Politik nur radikal gegen die Fetische der Waren produzierenden Gesellschaft (siehe Warenfetischismus) wendet. Die Situationistische Internationale beschäftigte sich mit Malerei, Theorie, Geschichte, Stadtplanung und neue Formen des Wohnens (z.B. Dieter Kunzelmaann in der "Kommune 1"). Ähnlich suchte Theodor Wiesengrund Adorno in der Kunst das Aparte, die Verselbständigung einer Selbstveredelung als ihr revolutionäres Potenzial zu verleihen. Nach seiner Auffassung müsse eine "Autonomie der Kunst" eine vom öffentlichen Leben abgetrennte, eine aparte subkulturelle Existenz annehmen, die als ein eigenständiges objektiviertes Gefühl alles andere "überschatten" könne, wenn sie sich gegen die "Blindheit" eines Verblendungszusammenhangs als dessen Negation (siehe auch negative Dialektik), als "Licht" der Wahrheit eines "richtigen Lebens" hervorkehren könne (siehe hierzu reaktionärer Marxismus). Kunst müsse dem "Begriff des Schönen" folgen, einem Naturschönen, worin die Einheit des Lebens als etwas gewährt sei, "was nicht von dieser Welt ist" (Adorno). Von daher verstand Adorno die wahre Substanz des Lebens nur noch in der Kunst bewahrt.
"Ihr Gegenstand bestimmt sich als unbestimmbar, negativ. Deshalb bedarf Kunst der Philossophie, die sie interpretiert, um zu sagen, was sie nicht sagen kann, während es doch nur von Kunst gesagt werden kann, indem sie es nicht sagt. Die Paradoxien der Ästhetik sind ihr vom Gegenstand diktiert: "Das Schöne erfordert vielleicht die sklavische Nachahmung dessen, was den Dingen unbestimmbar ist." (Paul Valéry "Windstriche"). Ist es barbarisch, von irgend etwas in der Natur zu sagen, es sei schöner als ein anderes, so trägt gleichwohl der Begriff des Schönen in der Natur als eines Unterscheidbaren solche Barbarei teleologisch in sich, während doch das Urbild des Banausen bleibt, wer gegen das Schöne in der Natur blind ist." (Adorno, Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S. 113f)
Das bürgerliche Subjekt, das von der Kommunikationsindustrie durch deren instrumentelle Macht behindert sei, könne hierüber zu sch selbst zu seiner subjektiven Wahrheit finden, die ihre Verwirklichung anstrebt (siehe hierzu auch Selbstverwirklichung), wodurch sich aus ihrer Unbestimmtheit durch ihre Natur etwas Neues, durch die Transzendenz ihrer Werke ein "metaphysischen Gehalt von Kunst" wie durch sich selbst bestimmt ergeben würde.
"Natur hat ihre Schönheit daran, daß sie mehr zu sagen scheint, als sie ist. Dies Mehr seiner Kontingenz zu entreißen, seines Scheins mächtig zu werden, als Schein ihn selbst zu bestimmen, als unwirklich auch zu negieren, ist die Idee von Kunst. Das von den Menschen gemachte Mehr verbürgt an sich den metaphysischen Gehalt von Kunst ... Kunstwerke werden sie in der Herstellung des Mehr; sie produzieren ihre eigene Transzendenz, sind nicht deren Schauplatz, und dadurch wieder sind sie von Transzendenz geschieden. Deren Ort in den Kunstwerken ist der Zusammenhang ihrer Momente" (Adorno, Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S.. S. 121f)
Hiergegen unterstellt derhistorische Materialismus ein Interesse der Menschen an der Lebenswirklichkeit ihrer Geschichte, ein Erkenntnisinteresse an ihrem Sinn und Versagen, wo sie unsinnig wird. Von daher steht er selbst schon im Begriff, die Widersinnigkeiten der Geschichte aufzuklären, ihre Widersprüche zu analysieren und aus ihrer darin entfremdeten Wirklichkeit, aus ihrer entwirklichten Geschichte neue Geschichte zu bilden, sich als deren Subjekt zu erkennen und sich selbst als geschichtlich tätigen Menschen anzuerkennen. Von daher kann es hierfür nur um die Erkenntnis der objektiven Widerprüche gehen, welche die Menschen einer ihnen fremden Objektivität unterwerfen. Nicht "das Subjekt" ist hiernach zu kritisieren, sondern das Objekt, die gegenständliche Wirklichkeit der menschlichen Gesellschaft, das die Verhältnisse der Menschen durch die zu ihrem Selbsterhalt (siehe Reproduktion) objektiv notwendigen Bewertungen fremd bestimmt. Soweit sie sich selbst wie ein objektiviertes Subjekt verhalten und verstehen lässt sich deren objektives Subjektsein (siehe auch Wertform) durch ihre Selbstentfremdung am Verlust ihres Erkenntnisinteresse erkennen und begreifen. Deren über ihre tote Wahrnehmung offenbar gewordene Selbstzweifel verlangen im Grunde nach einer Objektkritik, die einen Menschen über die Zwiespältigkeit seiner Lebenswelt außer sich aufklärt. Subjektkritik kann sich hierzu nicht verhalten. Kritische Theorie muss sich stattdessen über die Wahrheit seiner Täuschungen lebendig erweisen, indem sie zur Emanzipation aus den Widersinnigkeiten seiner Lebensbedingungen verhilft.
Das Bewusstsein alleine kann nichts an dieser Welt verändern, weil es selbst nur ein mehr oder weniger bewusstes Sein in der Welt ist (siehe auch Existenzialismus). Eine Änderung des Bewusstseins mag eine Selbstveränderung, ein verändertes Selbstverständnis für die Selbstverwirklichung sein. Ihm die Wirklichkeit anzupassen kann den hiergegen gleichgültigen Köpfen zum Anliegen werden, wenn sie behaupten, dass nur das Bewusstsein der Menschen als einzelne Subjekte ihres Lebens zu ändern wäre (siehe hierzu Subjektkritik), um eine radikale Veränderung der Welt zu bewirken.
"Die Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d.h. es vermittels einer anderen Interpretation anzuerkennen." (Karl Marx, MEW 3 S.20)
Jede gesellschaftliche Veränderung setzt das Wissen um die Selbstentfremdung des bürgerlichen Bewusstseinsvoraus, also vor allem auch die Kritik der bürgerlichen Wissenschaften, die sich einer revolutionären Willensbildung systematisch widersetzen (siehe z.B. Systemtheorie)[[.]] Es ist also nötig den politischen Zweck der bürgerlichen Wissenschaften im Widerspruch zu einer wirklich wissenschaftlichen Erkenntnis aufzuklären.
Der Verlust ihre Wirklichkeit ist der Selbstverlust eines Menschen, ist "das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen" (MEW 1, S. 378f). Eine Kritik an einem in seinem Selbstgefühl verlorenen Subjekt, das in seiner Selbstwahrnehmung von sich selbst abstrahiert, ist unsinnig, weil es sich gegen sich selbst emanzipieren, sich gegen sich selbst verhalten und daher reaktionär werden müsste. Aber als Mensch von dieser Welt kann es sich immer noch auch in seiner Selbstwahrnehmung als konkretes Wesen finden und empfinden, sich in seiner Selbstbezogenheit dennoch außer sich in der Welt seiner entäußerten Gegenstände finden, indem es deren Äußerlichkeit als leibhaftige Abstraktion seines natürlichen Lebens in seinen wirklichen Lebensverhältnisse (siehe hierzu Realabstraktion) begriffen hat.
Solange sich sein Erkenntnsinteresse nur passiv, nur rezeptiv auf die Gegebenheiten seiner Lebensumstände richtet und konzentriert, kann sich seine Verwirklichung in dieser Welt auch nur als das ereignen, was es in Wahrheit nicht verwirklichen und daher auch nicht wirklich sein kann. Ein solches Interesse setzt sich selbst an die Stelle solcher Gegebenheiten, um sich außer sich in der Konsumtion seiner selbst über die Erlebnisse der Ereignisse seiner zwischenmenschlichen Verhältnisse (siehe Ereignisproduktion), über sein Selbsterleben zu empfinden. Ein solches Subjekt betreibt daher schon von sich aus durch die Verwirklichung der Selbstwahrnehmungenseiner Selbstlosigkeit seinen Selbstverlust, indem es sich überhaupt nur aus den Idealisierungen seines Erlebens, aus der Idee einer Reflexion seines Anderssein durch seine Selbstwahrnehmung begründet. Subjektkritik sinniert auf ein "besseres Bewusstsein", auf eine Antiideologie, die sich als Ideologiekritik ausgibt, deren Begründung sich nurmehr aus der Falschheit der Struktur des herrschenden Systems ergibt, als ob diese selbst ihren Untergang begründen könnte, wenn nur die Subjekte ihrer Funktionalität disfunktionalisiert wären.
Es ist die selbständige Logik seiner systematischen Idealisierungen, einer bloß politischen Logik der Verselbständigung der Strukturen, welche deren Zusammenhänge durch ihre Ideologie bewirkt, so dass sich überhaupt kein empirisches Subjekt der gesellschaftlichen Verhältnisse, weder eine Klasse (siehe auch Klassengegensatz), noch persönliche oder zwischenmenschliche Verhältnisse, noch sachliche oder organische Notwendigkeiten der Arbeit, noch kulturelle Bedingungen oder Zwänge einer nationalen oder internationalen Politik geltend machen würde, woraus sich ihre Geschichte bestimmt (siehe historischer Materialismus). Das Subjekt wird selbst zu einem Widersinn, indem es objektiv vergestellt wird und zugleich subjektiv als Form durch sich sein soll. So könnte es sich auch nicht von seinen Bedingungen unterscheiden, sodass das kapitalistische System sehr wohl seiner rein formellen Logik habhaft blieben kann. Es das derart widersprüchlich formalisierte "kritische Subjekt" entspräche der Verwertungslogik eines automatischen Subjekts des Kapitals, dem es folgen müsse, weil dieses durch eine "Struktur ohne Subjekt" (Althusser) bestimmt sei. Es kann sich der Funktionalität, die subjektiv kritisiert ist, nicht wirklich widersetzen. Denn mit der Subjektkritik mögen zwar die gedanklichen Formen und Ideen dieser Welt abgewiesen werden. Zugleich aber wird diese Gesellschaft ohne menschliche Gegenwärtigkeit und Geschichte, ohne das Handeln und die Verfassung und Auffassung der Menschen begriffen. Sie könnte auch schon durch das Verhalten bewusstloser Menschen funktionieren, sodass es eigentlich keiner Arbeit am Wissen hierüber bedarf, weil die bloße Opposition gegen das strukturell Ganze und seiner Technologie dadurch verändert bzw. aufgehoben werden könne (sieh hierzu auch die Keimformtheorie).
Eine "Subjektkritik" scheitert daher schon an ihrem impliziten Strukturalismus, an dem zirkulären Sebstverständnis des Subjekts einer solchen Kritik, an der Selbstbezogenheit des kritischen Verstandes, - und auch an seinem Unvermögen zu einer Selbstkritik, weil es sich objektiv gegen die Falschheitder Subjektivität wahrnimmt (siehe z.B. Wertkritik) und versteht - aber eben nur dadurch, dass es den Unverstand "der anderen" wahrhat, ihr "fetischisiertes Bewusstsein" zurechtweisen kann. Weil es sich selbst nur durch den Protest gegen die Falschheit von Erkenntnissen kennt, müssen zur "Subjektkritik" erstmal die Girlanden einer wundersamen Innerlichkeit der reinen Erkenntnis (siehe Logik) ausgepackt werden, welche die Philosophie über eine negative Dialektik des subjektiven Begriffs oder die Phänomenologie eidetischer Schlussfolgrungen (siehe auch Eidetische Reduktion) oder die Determinanten eines dialektischen Materialismus der Natur und der Menschen bereit stellt, um hiernach die Dinge zu ordnen, welche die "Ruhe der Erkenntnis" stören.
Subjektkritik beruht auf einer dystopischen Interpretationder Werke von Karl Marx. also einer Interpretation, die Ursprünglichkeit anmutet, um sich als persönliches Subjekt gegen eine Welt zu behaupten (siehe Selbstbehauptung), deren Niedergang beschlossen scheint, ohne dass die subjektive Kraft der Menschen zur Wirkung kommen müsste oder könnte (siehe z.B. marxistische Gruppe). Es genügt solchen Marxisten der Hiweis auf eine endgültige Krise des Kapitalismus die als dessen endgültiger Niedergang final wäre, aus dessen Asche sich wie von selbst die Menschheit durch wahre Menschen (siehe Negative Dialektik) hervorkehren würden (siehe z.B. Wertkritik) sobald sie die Fetische ihres falschen, ihres verdinglichten Selbstbewusstsein abgelegt hätten. Doch jedes Bewusstsein kann nur wissendes Sein sein, wie es sich in seinem wirklichen Lebensprozess durch seine Natur als gesellschaftliche Naturmachtvermittelt, mitteilt und bezweckt.
"Das Bewußtsein kann nie etwas andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß." (Marx-Engels-Werke Bd.3, S. 26)
Das gesellschaftliche Verhältnis der Menschen setzt immer schon seine Bewirtschaftung (siehe Wirtschaft) voraus, das Verhältnis von Konsumtion zur Produktion der Menschen, das seine natürliche Identität in der gesellschaftlichen Arbeitund ihrer Geschichte erweist. Das ist das letztlich wahre Verhältnis von Subjektivität und Objektivität einer Gesellschaft, also die Art und Weise, in der das Produkt auf die Tätigkeit der Menschen zurückkommt.
In der Wertkritik, die als Kritik der Waren produzierenden Gesellschaft angetreten war, und Marxismus ihrem postmodernen Zeitgeist entsprechend poststrukturalistisch aufmöbeln wollte, indem sie ihr jegliche natürlichen Grundlagen und Lebensbedingungen entzog, gilt dies als Angleichungsprozess einer Subjektform des "warenproduzierenden Patriarchats" an die herrschende Produktionsweise der bürgerlichen Gesellschaft.
"Das warenproduzierende Patriarchat als eine Produktionsweise ist auf eine ihr zugehörige Subjektform angewiesen. Der Mensch wie er leibt und lebt, ist dabei genötigt, sich dieser Subjektform anzugleichen: An diesem selbst wird die Wert-Abspaltungs-Abstraktion konkretisiert und dadurch ein gesellschaftlicher Abstraktionsprozess real gemacht. Das geschieht durch eine entsprechende Disziplinierung und eine geschlechtlich konnotierte psycho-soziale Subjektwerdung. Als »Handlungsträger der Abstrakten Arbeit« (Robert Kurz) ist das bürgerliche Subjekt dem Verwertungsprozess des Kapitals unterworfen und in seiner Funktion selbst dazu angehalten, alle Welt diesem Prozess zu unterwerfen und die dazugehörigen Zwänge zu reproduzieren." (zitiert von Thomas Meyer, 2020, "Zwischen Selbstvernichtung und technokratischem Machbarkeitswahn – Transhumanismus als Rassenhygiene von heute")
Damit wollte Robet Kurz dereinst die Menschen ganz allgemein als "Handlungsträger einer abstrakten Arbeit" durch die "Disziplinierung einer geschlechtlich Konnotierten psycho-sozialen Subjektwerdung" bezwungen verstehen, denen nichts anderes bleibt, als sich "diesem Prozess zu unterwerfen und die dazugehörigen Zwänge zu reproduzieren". Weil damit dieses Verhältnis jeglichem Material entzogen begriffen sein soll (siehe hierzu auch Poststrukturalismus), könnte dies nur eine fatale endzeitlich gestimmte Prognose rechtfertigen, wie sie in rechten Kreisen allgegenwärtig ist (siehe hierzu auch Pfreundschuh, 2020 "Linke Subjektkritik und ihr Absturz in die Reaktion"). Doch stattdessen wurde das Selbstverständnis der ewigen Aufklärer enorm wiederbelebt, die sich in der Kritik der instrumentellen Vernunft maßlos verheddert hatten (siehe hierzu Moishe Postone) und seit nun fast zwei Jahrzehnten mit der Kritik eines "fetischisierten Bewusstseins" den "Machbarkeitswahn" einer sophistischen Psychokratie unter dem Label "Subjektkritik" durchzusetzen versucht hatten. Begründet wurde das vor allem durch das Ideologieverständnis von Adorno, derIdeologie als das Innere des gesellschaftlichen Seins begriffen wissen wollte und damit im Jenseits der materiellen Bedingheit von Geschichte einem Konstruktivismus das Wort redete, der keine materielle Auseinandersetzung der Klassengegensätze wirklich nötig hätte. Seine Negative Dialektik konnte deshalb sich auch leicht hiervon abheben und zu einer bloßen Frage des reinen Denkens gegen das Falsche werden.
"Ideologie überlagert nicht das gesellschaftliche Sein als ablösbare Schicht, sondern wohnt ihm inne." (Adorno, Negative Dialektik)
So versstanden wäre Subjektkritik eine bloße Ideologiekritik. Sie ist aber selbst schon eine wesentlich verselbständigte Ideologiekritik. Sie will durch die Kritik der Verblendungungen des bürgerlichen Bewusstseins (siehe auch bürgerliches Subjekt) eine menschliche Emanzipationgegen eine Kultur der Selbstbezogenheiten initiieren (siehe hierzu auch Dekonstruktivismus). Die hierdurch freigemachte politische Energie sei in der Lage, mit der Sensibilität einer philosophisch bewährten Wahrheit (siehe Dialektik) in der allgemeinenVerwirklichung der Individuen den Kapitalismus zu überwinden, denen es möglich ist, in dessen barbarischen Ausdrucksformen (Adorno) deren Falschheit zu erkennen und aus einem "falschen Leben" ein richtiges zu entwickeln (siehe hierzu auch negative Dialektik).
Bei dieser praktischen Unmittelbarkeit wird allerdings jede substanzielle Wirklichkeit ausgeblendet. Alleine schon durch eine "Negative Dialektik" soll eine mächtige Subjektivität gegen die Beschädigungen des Lebens durch das Kapital entwickelt werden. Dessen substanzielle Analyse erscheint herdurch unnötig, weil der radikale Gedanke (siehe Moishe Postone) selbst schon das wesentliche Moment der Befreiung der Menschen sei (siehe auch Gedankenabstraktion). Adorno hatte es fertig gebracht, solche Substanzlosigkeit eines voraussetzungslosen Aufgreifens der Tatsachen des Lebens auf Karl Marx zu beziehen, der gerade darin die Verfahrungsweise des abstrakten Denkens der bürgerlichen Wissenschaft als Wesenskern ihrer Begriffsbildung gesehen, verstanden und beschrieben hatte.
"Auf keinem Gebiete die Substanz voraussetzen ... heißt: kein vom Denken unterschiedenes Sein, keine von der geistigen Spontaneität unterschiedene Naturenergie, keine vom Verstand unterschiedene menschliche Wesenskraft, kein von der Tätigkeit unterschiedenes Leiden." (Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 150)
Subjektkritik ist ein linksidentitäres Projekt, dessen Protagonisten sich berufen fühlen, den Menschen eine "wahre Subjektivität" zu vermitteln, indem sie ihnen die "verdinglichten" Haltungen und Einstellungen austreiben, die ein angepasstes Bewusstsein mit sich bringt, solange es den herrschenden Lebensformen unterworfen bleibt. Anstelle einer Aufklärung über die nachvollziehbaren Widersprüchlichkeit ihre Bewusstseins und Lebens (siehe kritische Theorie) im Sinne emanzipatorischer Bewegungen in widersinnigen Lebensverhältnisse wird den Menschen vorgeworfen, sich aus bloßer Selbstsucht ihrer Selbstbezogenheiten in diese Verhältnisse einzulassen und sie durch ihr "fetischisiertes Bewusstsein" zu affirmieren. Der Vorwurf, dass sie durch ihren "Narzissmus" einem "falschen Leben" (Adorno) nacheifern ähnelt allerdings auf vetraxte Weise der rechtsidentitären Ideologie der "identitären Bewegung", die sich teilweise selbst auch aus dem Zusammenhang der subjektkritischen Überheblichkeiten eines reaktionären Marxismus gebildet hatte. Es handelt sich hierbei um die Verschmelzung eines subjektivistischen Erkenntnisinteresses mit den Objektivismus dekonstruktivistischer Bedürfnisse, dessen Resultat schon öfter zu einem subjektiven Objektivismus wurde, der sich in den Selbstveredlungen bürgerliche Persönlichkeiten durchsetzen will, wo ihm ihre akademische Existenz eine abgehobene Identität abstraktes Denken im Urteil über Sinn und Sein, Natur und Gesellschaft ermöglicht oder auch geradezu aufzwingt (siehe hierzu auch die Rektoratsrede von Martin Heidegger).
Auch die jüngste Geschichte offenbart wieder den fatalen Widersinn einer gedankiche Katastrophe. Subjektkritik geht aus der negativen Dialektik von Adorno hervor. Bestimmend für sein Lebenswerk war der Versuch einer Verarbeitung des Nationalsozialismusmit der Frage zu beantworten, wie dieses "Undenkbare" (Adorno) entstehen konnte, wie sich der Totalitarismus eines Massenwahns zu einem Vernichtungsbedürfnis (siehe hierzu auch Todestrieb) herausbilden konnte, wie ein "beschädigtes Leben" (Adorno) selbst zum Werkzeug einer Massenvernichtunng werden konnte. Ihm war es zur Begründung dieser Geschichte nötig, auf Grundlagen der Philosophie und Psychologie - insbesondere auf Hegel und Freud - zurückzugreifen, um damit zu erklären, was die Totalisierung eines Bewusstseins zur Unmenschlichkeit einer völkischen Barbarei ausmacht, was die Triebfedern dieser allgemeinen Selbstzerstörung - zunächst des menschlichen Bewusstseins und schließlich die Vernichtung der ausgegrenzten Menschen waren.
Adorno wollte von daher im Bewusstsein der bürgerlichen Subjekte durch Subjektkritik dem Rassismus und Antisemitismus entgegentreten und die "Beschädigung des Lebens" durch die Selbsttäuschungen der Menschen über ihr wahres Sein überwinden. Allerdings verstand er Bewusstsein selbst schon als Form eines Daseins (siehe hierzu auch Martin Heidegger). Und so gab es darin auch schon einen existenzielllen Gegensatz von einem wahren Wesen, das "nicht von dieser Welt ist" (Adorno) und seiner falschen Erscheinung, Dieser Gegensatz sei durch den Fetisch einer Waren produzierenden Gesellschaft (siehe Warentetischismus) und der kapitalistischen Kulturindustrie entstanden. Deshalb sei sie auch nur durch ihre negierte Wahrheit, durch eine negative Dialektik aufzulösen, die mit der Kritik der geblendeten Subjekte (siehe auch Subjektkritik) sich in einem subkulturellen Selbstbewusstsein aufheben könne. Von daher entzog er sich der Kritik der herrschenden Formbestimmungen und beschrieb mit der Sensibilität einer Hegel-Interpretation als verselbständigte Logik, wodurch die objektiven Widersprüche der Formnach als subjektive Widersprüche eines "fetischisierten" Bewusstseins wie eine kritische "Phänomenologie des Geistes" rückführbar auf Hegels Logik erklärbar gemacht werden sollten. Damit untergrub er die wesentliche Arbeit von Karl Marx, der auf deren Material rekurrierte, ihren "rationalen Kern" (Marx) durch seine Wertformanalyse herausstellte und ließ die Dialektik seiner Begriffe zu einem psychologischen Idealismus regredieren.
Es geht dabei lediglich um eine unterstellte Fixation des Bewusstseins, wie sie Adorno der marxistischen Analyse des Warenfetischismus entnommen haben will und als bloße Unfähigkeit der Erkenntnis ausgegeben hat. Die Fetischisierung der Wahrnehmung sei durch ihre "Verdinglichung im Glanz des Geldes in einem Verblendungszusammenhang entstanden, wodurch die Menschen die Chancen ihrer Zeit nicht ergreifen würden. Ihre Fetischisierung der Geldform des Wertverhältnisses wird hierbei als etwas Ganzeseinem "fetischisierten Bewusstsein" zugewiesen, welches sich als bürgerliche Rationalität (Aufklärung) gleichgeschaltet und sich selbst zum Motor der Barbarei entwickelt habe (siehe Faschismus). Deshalb reiche die Kritik dieses Bewusstseins, vor allem Ideologiekritik als Kritik von bürgerlichem Selbstverständlichkeiten seiner Ideologien hin, um das zu ändern, wenn man und frau ihr nur radikal genug Folge leiste.
Und so sollte die politische Haltung sich wieder mal zu einer gereinigten Folgsamkeit für ein richtiges Leben gegen einfalschesLeben entschließen und über eine übermenschliche Bestimmtheit des wahren Lebens zu einer voraussetzungslosen, durch sich selbst schon ausschließlich verstandenen politischen Handlung anleiten.(siehe hierzu auch Rassismus). Weil es hierbei um eine implizite oder auch explizite menschliche Identität geht, werden dann früher oder später selbst schon auch die Mühen einer konkreten Bewusstseinsbildung unnötig. So können sich z.B. auch die Intellektuellen einer "identitäre Bewegung" mit Leichtigkeit auf Theodor W. Adorno berufen.
Subjektkritik war als Begriff aus der Kritik des bürgerlichen Bewusstseins, aus der Ideologikritik entstanden, das sich selbst als ein politisches Subjekt begründet verstand. Hierzu behauptete Theodor W. Adorno zur Begründung seiner Negativen Dialektik, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschaft den "Klassenkampf alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifstationen des Klassenverhältnisses" weitgehnd in "Strukturproblemen" aufgegangen sei. Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung der Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Frein und Mündigen sein wollte" existieren würden:
"Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx'schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183)
Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts sei die "wahre Autonomie" des Menschen durch die Kritik seines "fetischierten Bewusstseins" herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Th.W.Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb.
Was Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse, als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der Entfremdung des Menschen von seiner Geselschaft, vom Wert der Strukturen des Lebens für das Kapital, nicht ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der Dinge sein kann. Marx hatte mit dem Begriff des Warenfetischismus eine Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erschungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und "Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann. Adorno ist damit voll und ganz dem Warenfetischismus erlegen, den er bekämpfen will und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet und alles Äußerliche, also eigentlich die Wirklichkeit der "selbstsüchtigen Gefühle" einer fetischisierten Welt als "Verdinglichung" der Menschen mit Empörung von sich abstößt und für ihre ausschließliche Autonomie ausgeschlossen hält.
Marx hatte die "Kritische Kritik" seiner Zeit in der Selbstlosigkeit ihrer "Liebe" kritisiert, die in der "Ruhe der Erkenntnis" sich als Wahrheit für sich selbst gefunden haben will (siehe hierzu auch Negative Dialektik):
"Endlich macht die Liebe gar den einen Menschen zu "diesem äußern Objekt der Gemütsaffektion" des andern Menschen, zum Objekt, worin sich das selbstsüchtige Gefühl des andern Menschen befriedigt, ein selbstsüchtiges Gefühl, weil es sein eignes Wesen im andern Menschen sucht, und das soll doch nicht sein. Die kritische Kritik ist so frei von aller Selbstsucht, daß sie den ganzen Umfang des menschlichen Wesens in ihrem eignen Selbst erschöpft findet. ... Der geistreiche, vielsinnige, vielsagende Gegenstand der Liebe sagt der Ruhe des Erkennens nur das kategorische Schema: "dieses äußere Objekt der Gemütsaffektion", wie etwa der Komet dem spekulativen Naturphilosophen nichts sagt als die "Negativität". Indem der Mensch den Menschen zum äußeren Objekt seiner Gemütsaffektion macht, legt er ihm zwar nach dem eignen Geständnis der kritischen Kritik "Wichtigkeit" bei, aber eine sozusagen gegenständliche Wichtigkeit, während die Wichtigkeit, welche die Kritik den Gegenständen beilegt, nichts anders ist als die Wichtigkeit, die sie sich selbst beilegt, die sich daher auch nicht in dem "schlechten äußeren Sein", sondern in dem "Nichts" des kritisch wichtigen Gegenstandes bewährt." (MEW 2, Seite 22)
Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts, durch die Kritik eines "fetischierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb.
Weil der lebende Mensch aber natürlich nicht das eine oder andere der Widersprüche seiner Existenz sein kann und auch durch diese in seinem ganzen Leben bestimmt, dazu verurteilt ist, dass sie sich in ihm ganz vereinen, um sich durch ihn zu veräußern und äußerlich erfahrbar zu werden (siehe Logik), könnte er sich nur selbst aufheben, wenn er sein Denken und Handeln aus einer bloßen Negation heraus betreiben müsste. So ergab sich durch die Negative Dialektik von Adorno gerade durch ihre auf sich selbst, auf eine reine Selbstbeziehung reduzierte Ausschließlichkeit der Wahrheit eines negativen Seins eine hintersinnige Identität von Geschichte und Theorie, von praktischem und theoretischem Bewusstsein, durch die "täuschend echt" wirken konnte, was die Kritik der Wirklichkeit mit sich selbst identifizierte. Was Marx sls Wesen der Objektivität des Wertbegriffs, als seine Wertsubstanz dargestellt hatte, wurde von Adorno als das subjektive Vermögen seiner gedanklichen Negation ausgegeben. Immerhin konnte diese Art einer kritischen Theorie durch das negative Denken sich selbst gut genug und dem Grauen ihrer Welt entkommen erscheinen.
Um darin das bürgerliche Subjekt in einem sich selbst fremden Verhältnis der politischen Ökonomie aufzuklären, war von Subjektkritik die Rede, die sich allerdings nur auf den "Überbau" der Gesellschaft bezog, wie ihn Luis Althusser von den Verhältnissen der "Basis" abgetrennt wissen wollte. Subjektkritik sollte hierdurch die Kritik der Institutionen der bürgerlichen Kultur und des Staates jenseits der Sphäre der ökonomischen Notwendigkeiten sein. Diese Abtrennung wurde für die linke Bewegung zu einem Einfallstor in alle Verhältnisse, deren Abspaltung keines Nachweises einer Begründung ihres gesellschaftlichen Wesens mehr bedurfte. Die Verwendung dieses Begriffs wurde daher schnell entpolitisiert und eher psychologisch und philosophisch verwendet.
Für die kritische Theorie von Karl Marx war jedes Objekt die Form eines Produkts, die Verkörperung der Lebensäußerungen von Subjekten, die ihren gesellschaftlichen ReichtumForm geben, sich darin verwirklichen. Der Gegenstand seiner Kritik betraf die Entfremdung, in der dieser in der bürgerliche Gesellschaft im gegensinnigen Verhältnis der Geldform auf die Menschen als eine gegenständliche Macht zurückwirkte, in der die entäußerte Gestalt ihrer Natur als natürliche Gestalt ihrer Gesellschaft erscheint (siehe Warenfetischismus), sodass deren Verhältnisse den Menschen als unwandelbar gelten. Marxistische Argumentation zielt daher darauf hin, diese Mythologisierung zu entschleiern, indem sie ihre wirkliche und sinnliche Form als gesellschatliche Gestaltung der menschlichen Lebensverhältnisse in ihrer entfremdeten Wirklichkeit aufzeigt und ihren wahren Zusammenhang nachweist.
In der gesellschaftlichen Rückbeziehung ihrer Wertform erscheint dieser Reichtum notwendig widersprüchlich als natürliches Produkt menschlicher Subjektivität zugleich als objektive Formbestimmung ihres Werts im Doppelchrakter der Produkte einer Waren produzierenden Gesellschaft. Was daran im Einzelnen subjektiv ist, wirkt objektiv im Allgemeinen als fremde Macht. Der Begriff Subjektkritik kann deshalb nur in Einheit mit einer Objektkritik wahr sein und bleibt für sich alleine unsinnig.
Und diese Einheit hat die gesamten Lebensformen des Kapitalismus zur Folge, weil sie sich zwangsläufig durch die gegenläufigen Beziehungen der Geldform (siehe Zahlungsmittelund Kaufmittel) nur in ihrem Klassengegensatz zugunsten der Geldbesitzer entfalten kann. Ein Subjekt ist nicht über seine Objektivität erhaben, sondern ihr zugleich unterstelllt und daher auch von ihr bestimmt. Gegenstand einer marxistischen Kritik kann daher nur der Klassengegensatz der Menschen sein, nicht ein gesellschaftliches Subjekt der Warenproduktion auf der einen Seite gegen deren gesellschaftliches Objekt auf der anderen. Im Klassengegensatz zwischen Produktion und Produktaneignung verhält sich jedes "Subjekt" im Klassenkampf seiner Lebensbedingungen und im Allgemeinen erstarkt nur die widersprüchliche Objektivität einer Vermitllung des gesellschaftlichen Recihtums in der gesellschaftlichen Aufspaltung von armen und reichen Menschen, die sich durch ihre Geldform auch in den Verhältnissen der Wahrnehmung und ihrem Erkenntnisinteresse widersprüchlich verinnerlichen (siehe hierzu auch "Über die Grundlagen und Ziele der Marx'sche Dialektik in der Entwicklung der Wertform aus den Verhältnissen der Tauschwerte").
Für Luis Althusser war diese Widersprüchlichkeit selbst ein objektiver Gegensatz zwischen objektiver Form des Klasseninteresses eines politischen Subjekts (z.B. als Staat, Kirche, Schule, Kultur usw.), das von ihm in einem "Überbau" verortet wurde und wodurch aus der Ideologie als Macht der Täuschung mit der politischen Funktionalität der Staatsmacht als Recht einer politischen Verfassung in der Sorge und Vorsorge der Reproduktion des ganzen gesellschaftlichen Verhältnisses entstanden sei. Und damit hat Althusser die politische Macht des Staates durch die Vermittlung seiner Ideologie verdoppelt und verselbständigt. Sie verhalte sich politisches Subjekt des Kapitalismus gegen die Menschen als seine politischen Objekte, sodass gegen diese Macht im politischen Kampf gekämpft werden müsse, der politische Kampf gegen dieses Subjekt also selbst schon auch Klassenkampf sei. Und die hieraus folgende Subjektkritik galt ihm deshalb als das politische Mittel der gesellschaftlich notwendigen Veränderung und Geschichte, Subjektkritik als die notwendige Entwicklung hierzu. Diese Auffassung war in der Studentenbewegung in den 70er und 80er Jahren der wesentliche Begründungszusammenhang im Kampf gegen den kapitalistischen Staat, vor allem nachdem sich die Arbeiterschaft weitgehend gegen sie gestellt hatte.
Diese Auffassung hat eine Vorgeschichte in der westlichen Kulturgeschichte. Durch die Selbstverstümmelung der bürgerlichen Kultur in und nach den Weltkriegen erschien diese Begründung nicht mehr hinreichend, weil die Barbarei der Vernichtungsindustrie nicht mehr "denkbar" gewesen sei - so zumindest Adorno, der ganz im Gegensatz zu Hannah Ahrendt Gewalt nur als etwas Gewaltiges denken wollte. Der ganz alltägliche Wahnsinn einer Verwertung aller menschlichen Lebenseigenschaften und auch die Trivialität des "so genannten Bösen" (Hannah Ahrendt) war damit von der kritischen Theorie gebannt und so dominierte in einem Teil der Studentenbewegung jener Zeit eine gewaltige Intelektualität, die im "subjektiven Faktor" der Bürgerwelt ihren objektiven Gegner erkannt haben wollte, der ihre Subjektivität beherrscht hätte. So sollte nicht mehr die Selbstveränderung der Subjekte durch die Veränderung ihrer Objekte die Gesellschaft verändern und es wurde eine Subjektkritik zur wesentlichen kritischen Kraft eines "revolutionären Subjekts", das vor allem den Lebensbedinungen an den Hochschulen entsprechen konnte. Weil dieses nach den traditionierten Vorstellungen der Arbeiterbewegung nicht zu erkennnen war und sich auch nicht kenntlich zeigte, als es aufgerufen wurde, versiegt die entsprechende Widerstandskultur in der Subkultur der selbstbezogenen Intellektualität, die sich selbst als Subjektkritik hervortat.
Subjektkritik will das bürgerliche Subjekt, also bürgerliche Subjektivität kritisieren, um ein "revolutionäres Subjekt" zu verteidigen. Mit der Kririk wird aber nicht verbunden, dass hieraus eine subjektive Objektkritik erfolgen müsste, sondern dass die hierdurch herausgestellte "Objektivität" des Kritikers ihn zum Revolutionär machen, ihn zumindest als ein Verhalten im Sinne eines "revolutionären Subjekts" wahrmachen könne. Das war ein wesentliches Anliegen der so genannten Wertkritik, das in dem Dilemma stand, dass ein Subjekt ein Subjekt zu kritisieren habe, das nur durch die Herabsetzung des anderen und damit sich selbst in Nichts eines Moralismus der Selbstgerechtigkeit aufheben könnte, dass das kritisierte Subjekt einfach einer falschen Idee folgen würde, die durch eine bessere zu ersetzen wäre (siehe auch Ideologiekritik). Das sollte aber im Kopfumdrehen mit einer Sprachregelung zu beheben sein, dass es - so Ernst Lohoff von der Krisis - um eine Subjektformkritik des Bewusstseins ginge, die dann allerdings nichts anderes als eine Kritik der Wertform sein könnte. Aber dagegen lieferte Adorno schon seit jeher ein alles umwerfendes Argument, dass es um die Kritik eines "fetischisierten Bewustseins" ginge, einem Bewusstsein, das den Warenfetischismus, wie ihn Marx angbich gefasst haben soll. Es sei einfach ein falsches Bewusstsein sei, das diesen nicht erkannt und somit an den "Glanz der Warenästhetik", an den Verblendungszusammenhang einer Begierde fixiert und deshalb objektiv nicht nur verkehrt, sondern schlicht falsch, einem falschen Leben entsprungen sei und das richtige Leben beschädigen würde. Somit wanderte der Gedanke der Subjektkritik ab in eine Form, die zu einem psychischen Phänomen des Bewusstseins verfremdet war. Das "revolutionäre Subjekt" wurde zu einem Küchenpsychologen, der jedem Menschen - frei nach einem Marxismus in der Auffassung von Adorno - ein "falsches Bewusstsein" vorwerfen konnte. Allerdings hatte Marx den Warenfetischismus als eine objektive Mystifikation der Verhältnisse einer Gesellschaft beschrieben, wie sie tatsächlich auch weiterhin als Fetischeiner entzogenen Wiklichkeit in der Erscheinungsform der Geldform zu erkennen ist - so man seiner Analyse folgt und dieser Wiklichkeit auf den Grund geht, den Begriff ihrer fremden Begründung in den Verhältnissen einer gesellschaftlichen Entäußerung im Selbstbewusstsein des politischen Verhaltens, der poliischen Lebenspraxis aufnimmt. Doch die Subjektkritik als angewandet Massenpsychologie kehrt genau dies um in die Eitelkeit einer philosophischen Psychologie, die als psychologische Philosophie auftritt, - und wird dadurch reaktionär (siene reaktionärer Marxismus).
Die psychischen Phänomene des Kapitalismus, soweit sie nicht nur die entsprechenden Interessen einer Formation der notwendig egoistischen Bedürfnisse des Privateigentums entsprechen, sondern tatsächlich eine eigenständige Subjektivität der Selbstbezogenheit entfalten, lassen sich nicht unmittelbar aus den Existenzformen einer Waren produzierenden Wirtschaft, aus dem Verhältnis der Waren und dem Fetisch ihrer geselschaftlicihen Erscheinungsform erklären, sondern verlangen eine kritische Theorie der politischen Kultur, die aus der Zirkulation des Geldes und seiner Kapitalfiktionen und der hieraus begründeten Ohnmachtder Menschen begründet ist (siehe hierzu Feudalkapitalismus). Dort erst lassen sich psychisch begründete Beziehungen aus dem Entzug der Selbstachtung des bürgerlichen Subjekts und ihre Verkehrung zu einem Geldungsstreben, zu einem Treiben der Selbstwertoptimierung erklären. Weil unter den Bedingungen fiktiver gesellschaftlicher Verhältnisse (siehe fiktives Kapital) diese sich nurmehr in zwischenmenschlichen Beziehungen der Erlebensformen der Wahrnehmung einer durch lebensbestimmende Ereignisse zwischen den Menschen wirkenden Gesellschaftlichkeit darstellen können, treiben sie ihre widersprüchliche Objektivität in die Subjekte dieser gesellschaftlichen Form. Die hat zwar noch den zirkulierenden Geldwert zu ihrer Bedingung, aber nicht mehr die realwirtschaftlichen Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Menschen machen sich selbst zur Formation ihrer Zwischenmenschlichkeit, zum Material ihrer Lebensbedingungen und betreibn hieraus ihre Selbstbeziehung zu ihrem Gegenstand durch die Ästhetik ihrer Gefühle. Sie gründen somit auf einer anderen Substanz, als jene der wirtschaftlich nur noch fiktiven Geldbeziehungen eines Schuldgeldsystems (siehe hierzu Pfreundschuh, "Die Kultur des Kapitals - Zur Kritik der politischen Kultur").
Subjektkritik sollte aber die Kritik eines politischen Subjekt sein, wie es im Begriff vom Proletariat als revolutionäres Subjekt verstanden sein sollte. Zur Kritik des damit vermengten Verständnisses einer proletarischn Avantgarde, die von den Burgherren der herrschenden Vernunft zu betreiben wäre, hätte es gereicht, die doppelte Bestimmtheit des Begriffs vom Proletariat bei Marx nachzuvollziehen, das einerseits dafür steht, dass die Menschen ihre eigenen Bedingungen produzieren und also auch ihre entfremdete Formen stürzen können und dass sie als Objekte einer kapitalistsichen gesellschaftlichen Vermittlung sich in einer Gesellschaft verhalten, die nicht wirklich wahr sein kann. Der Prolet steht für einen gesellschaftlichen Widerspruch, der nur durch die Auflösung der gesellschaftlichen Formbestimmungen aufgehoben werden kann. Das Proletariat steht für die Existenzform eines widersprüchliche Daseins der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft, der nicht nur objektiv, sondern in jedem Menschen als Subjekt dieser Gesellschaft verläuft. Jede Subjektkritik betreibt selbst schon den Widerspruch, dass sie behauptet, dass es ein Subjekt jenseits dieser Widersprüchlichkeit geben würde, dass sich hieraus politisch freischlagen und damit selbst schon der neue Mensch einer neuen Zeit sein könnte.
Ebenso wird eine Objelktivotär absurd, die nicht selbst eine Existennform von Subjektivität wäre. Ein Objekt ist der Gegenstand, den ein Subjekt erzeugt hat und darin die Form seiner Sache erfährt, die Form von einem Ding, das der Mensch sich im Gang seiner Geschichte geschaffen hat und worin auch seine Beziehung auf dessen Natur, die Naturmacht des Menschen als Subjekt seiner eigenen Natur verwirklicht ist und Wirkung hat. Subjektivität ist unmittelbare Lebensäußerung, die vor aller gesellschaftlichen Vermittlung im Einzelnen mehr oder weniger isoliert existiert - ja nach dem, in welcher Form sie einerseits gesellschaftlich verwirklicht, objektiv geworden ist, andererseits in welcher gesellschaftlichen Form sie vermittelt wird. Subjektivität ist immer schon unmittelbar und vermitelt zugleich: Das Zurückkommen von unmittelbareLebensäußerungen auf die Lebensverhältnisse der Menschen, worin sie beides in einem und durch einander vermittelt sind. Subjektivität an sich kann daher immer nur für sich sein, auch wenn sie in der gesellschaftlichen Vermittlung an und für sich auch nur objktiv existieren kann.
Doch für die Wertkritiker der Krisis ist Objektivität für das "Subjekt" "vorausgesetzt als eine äußere Größe" die schon dadurch für sich bestimmt sei, dass die Individuen sich selbst als Objekte ansehen und behandeln, sich gegeneinander objektiv machen. Das eröffnet dem Theorieverständnis der Wertkritik ein Ozean von Interventionen, die solchen Individuen erst mal beibrigen, dass sie die gesellschaftlichen Widersprüche aus ihren individuellen Beziehungen, aus ihrer falschen Sbjektivität selbst erzeugen, ihre Fremdbestimmung durch ihr individuelles Handeln und Bewusstsein selbst verschulden. Ernst Lohoff beschreibt den Objektivismus einer solchen Theoriebildunng mit der schlichten Unbefangenheit eines Aufklärers, wie er eigentlich von Adorno überwunden sein sollte:
"In der Beziehung zum anderen kann das Subjekt seinen Status als souveränen Aktor nur behaupten, indem es in ein instrumentelles Verhältnis zu ihm tritt. Die Verallgemeinerung der Subjektform macht aus diesem Verhältnis ein Verhältnis zur wechselseitigen Instrumentalisierung." (Lohoff)
Und schon fällt der ganze Fortschritt, denn die Wertkritik dem Marxistmus antun wollte, in sich als bürgerliche Selbstverständlichkeit zusammen, wonach das Objekt, "der Gegenstand, die Wirklichkeit, die Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv." (1. Feuerbachthesen in MEW Bd.3, S. 533).
Die Idee stammt von Adorno, der die Menschen durch objektiv falsche Verhältnisse subjektiv geblendet verstand, wodurch sie sich an diese Verhältnisse nicht nur gewöhnt hätten, sondern in ihrem Bewusstsein zum Fetisch ihrer Blendung getrieben haben. Adorno erfand das "fetischisierte Bewusstsein", das bei vielen Marxisten als Brücke zu ihrem Verständnis von einer falschen Welt dort und den richtigen Menschen hier mit dem richtgem Bewusstsein ihrer Kritik an der Politik familialisiert wurden (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). Es sollte damit der Marxistische Begriff vom Warenfetischismus aufgerufen sein, der erkären sollte, warum die Menschen ein falsches Bewusstsein von ihren Lebensverhätnissen hätten, das sie daran hindern würde, sie zu ändern.
Doch Marx hatte mit dem Warenfetisch eine Wirklichkeit beschrieben, die durch die Geldform zur Scheinwelt einer Gesellschaft wird. Geld ist nämlich einerseits nur eine besondere Ware, zugleich aber der Fetisch einer Gesellschaft, die nur außer sich die Produkte der Menschen aufeinander bezieht, daher alles in einem Wertausdruck gesellschaftlcih vermittelt, worin es nur Erscheinungsform eines Werts sein kann, der die gesellschaftlichen Beziehungen der Bedürfnisse und Arbeiten der Menschen auf den Kopf stellt, der gesellschaftliche Wirklichkeit auf eine Scheinwelt des Geldes reduziert und damit auch das Leben der Menschen nur zum Schein gesellschaftlich wirken lassen kann. Jedes beliebige Bedürfnis, jeder beliebige Aufwand, jedes beliebigeVerhältnis erscheint gesellschaftlich, sobald es durch Geld vermittelt ist. Und es gilt assozial, wo kein Geld erworben werden kann.
Marx selbst beschreibt auch die fixen Gedanken, die mit diesem Schein entstehen können. Ideologiekritik ist daher auch hier als Kritik der Idealisierungen von Scheinbarkeiten notwendig. Aber das politische Subjekt sollte der Irrläufer eines falschn Labens sein, dem es durch die Kritik seines triebhaften Bewusstseins, seiner bornierten Psyche beizukommen wäre.
Demnach steht jede Subjektivität in einem praktischen Verhältnis zu ihren Objekten und kann sich nur in ihrer tätigen Beziehung auf sie bewahrheiten. Subjekt ist das erzeugende Wesen in der Beziehung auf ein Objekt, das dessen Werden bestimmt, weil es ihm unterstellt ist, ihm wesentlich zugrunde liegt (lat. subjectum: das sub=darunter-jektum=geworfene im Sinne von Zugrundeliegendem, Vorausgesetztem). Daher geht es erst in seinem Objekt wirklich auf, kann also auch nicht ohne Vergegenständlichung subjektiv sein. Dennoch ist sein Gegenstand, das Objekt, nicht einfach seine Gestaltung, seine einfache Darstellung, wie es der Idealismus als reine Identität unterstellt. Das Objekt ist als Form des Subjekts zugleich ein Ganzes, in welchem das Subjekt sich gegenständlich bewahrheitet, ohne Gegenstand keine Form hat, also nicht wirklich wahr sein kann, weil es sich seinem Inhalt gemäß nur im objektiven Sein des Subjekts und im subjektiven Sein des Objekts bewähren kann. Die Beziehung von Subjekt und Objekt besteht daher in einer Identität, die nur durch beides ist und zugleich beides als Beziehung von Inhalt und Form entwickelt, innere Notwendigkeit wie auch Freiheit, die von und für beides, also subjektiv wie objektiv ist. Zum Beispiel im Verhältnis von Arbeit und Bedürfnis:
"Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunstgegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand." (MEW 13, Seite 622).
Dadurch, dass sich das Subjekt im Objekt bewahrheitet und bewährt, ist es das wesentliche Moment einer Ganzheit. Diese entwickelt sich in weit umfänglicherem Dasein, als es die Summe ihrer Teile und Eigenschaften sein könnte. Sie ist Beziehung aus sich dadurch, das sie zugleich sich in vieles anderes Ganzes hinein vermittelt, seine Synergie aus seinen Beziehungen auf anderes gewinnt.
Wo es ein Verhältnis von Subjekt und Objekt gibt, ist deren Identität zu unterstellen, - und wo Menschen nur Subjekte oder nur Objekte sind, kann dieses Verhältnis und auch ihr Verhalten in dieser Beziehung nicht wahr sein. Objekt-Objekt-Beziehungen widersprechen sich selbst, indem sie ein ihnen äußerliches Subjekt unterstellen, dem sie entfremdet sind. Darauf laufen alle bürgerlichen Verhältnisse hinaus, weil sie sich über einen Warentausch zu vergesellschaften haben, in welchem der Wert des Geldes das gesellschaftliche Subjekt ihrer Verhältnisse ist (siehe Warenfetischismus). Das bürgerliche Subjekt ist der Wille des Geldbesitzes, subjektiv also eine Persönlichkeit, die ihre Beziehungen durch Geld als Kaufmittel bewirkt und sich in den hierdurch bedingten zwischenmenschlichen Beziehungen als Mensch spiegelt, also als eine Persönlichkeit handelt, die sich darin als Subjekt einer ihr fremden Subjektivität hervortut.
Alle Beziehungen des Subjekts auf anderes sind Relationen ihrer Selbstwahrnehmung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, wo sie bestimmend sind, weil nurmehr darin ihnen das Material ihres Menschseins als Mensch gegenständlich gegenübertritt. Aus demselbem Grund wie ein Subjekt sich auf ein Objekt als ganz anderes bezieht, unterwirft es sich auch diesem in der Gestalt, dass es in notwendiger Beziehung zu ihm bleibt, also objektiv von ihm abhängig ist. Von daher bestimmt es dieses, wie es auch in diesem seine Bestimmung hat. Das Erzeugende ist nur darin im Unterschied zum Objekt, dass es das Objekt allgemein nur als sein Moment wahr hat und dieses durch sich begründet, ohne dieses allerdings auch beziehungslos und gleichgültig wird. Dem Inhalt nach ist das Bestimmte oder Erzeugte selbst die Bestimmtheit des Subjekts, enthält und verkörpert sein Wesen als seinen Gegenstand, als Gegenstand von und für es. Das Wesen des Objekts ist damit so subjektiv, wie das Subjekt darin objektiv ist. Es ist per Definition das logische Verhältnis einer Identitaet, die lediglich in ihrer Form unterschieden ist, Gegenständlichkeit hat.
Ein Subjekt gibt es also nicht ohne Objekt; eine willkürliche Beziehung hierzu ist nicht möglich. Es ist durch seine Objektivität sich selbst unterworfen, weil es diese bestimmt und sich in dieser Bestimmung hierauf auch verhält. Das besagt schon der Wortstamm dieses Begriffs (lat.: subicere = unterwerfen, subiectum = das Unterworfene). Darin steckt Weisheit: Was bestimmt, ist seiner Bestimmung ebenso unterworfen wie das Bestimmte, steht in einer notwendigen Beziehung zu ihm und leidet Schmerz ohne diese (Hegel).
Doch Wertkritik hat sich inzwischen ja selbst als Therapeut eingefunden, der die Menschen aus ihrer Selbstsucht durch einen aroganten Objektivismus befreien will. Es geht auch einfach, wenn man den objektiv notwendigen Egoismus ihrer Existenz in ein psychisches Phänomen verwandelt. In einem neueren Papier aus dieser Ecke wird daher auch mal wieder die Psychoanalyse als Träger ihres aabstrakten Denkens bemüht, denn es handelt sich um eine narzisstische Störung, die zu einer gesellschaftlichen Norm geworden sei:
"Es dürfte klar sein, dass es kein Zeichen seelischer Gesundheit sein kann, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein (Nast 2016, 230). Die Aufhebung der narzisstischen Subjektform ist jedoch unter den herrschenden Verhältnissen ausgeschlossen. Ein Leben ausserhalb der narzisstischen Selbstregulation sähe vollkommen anders aus: Ohne Arbeitswahn, ohne Konkurrenzkampf und Leistungsstress, ohne Einzelkämpfertum und ohne den Druck zur permanenten Selbstdarstellung und Selbstbehauptung. So lange diese Zwänge vorherrschen, fehlen die Grundvoraussetzungen für die Entwicklung freier gesellschaftlicher Individuen jenseits der warenförmigen Subjektivität. ... Eine grundlegende Kritik der Subjektform im Kapitalismus und ihrer inneren psychosozialen Logik und Dynamik ist ein erster notwendiger Schritt in diese Richtung." (Peter Samol 2019: Narzissmus als Norm. Psychische Deformation in der spätkapitalistischen Gesellschaft")
Wer sich nicht mehr mit den wirklichen Widersprüchen in dn Verhältnissen der Menschen, auch in den zwischenmenschlichen Verhältnissen einer reichen Gesellschaft befassen will, weil er sich nicht kritisch dazu verhalten kann, findet immer wieder mal in den Kategorien der Psychoanalyse einen erhabenen Unterschlupf. Dort gibt es nämlich ein "Lustprinzip", das über die Notwendigkeiten der bürgerlichen Kultur ausartet. Allerdings haben diese Ausartungen nichts mehr mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun. Sie begründen sich aus einem Gegensatz des "Triebgeschehens" zwischen den Ansprüchen der "Außenwelt" (sprich Kultur) und der "Innenwelt", den libidinösen Bedürfnissen des Lustprinzips. Und die sind natürlich(!) asozial. Das hilft der intellektuellen Egomanie der Wertkritik immerhin über die Entleerung ihrer Psychotheorie zu einem "fetischisierten Bewusstsein", das sie - wie auch andere - bei Marx in der Begrifflichkeit des Warenfetischismus entdeckt haben wollen. Und da passt schließlich alles auch gut und unterschiedslos rein, weil der "vereinzelte Einzelne" (Marx) nicht mehr ein gesellschaftlich isolierter Mensch ist, sondern ein machtgieriger Privatproduzent, dessen Bestreben nicht mal mehr differenziert weren muss. Die Psychoanalyse hat viele Facetten eines niederträchtigen Menschenbilds, das dem bürgerlichen Subjekt eine ungeheuerliche Moral vermittelt: Da wird alles, was man in der Selbstwahrnehmung isolierter Menschen entdecken kann zu einem allgemeinen Vorwurf gegen die Person. Und damit ist natürlich nicht mehr ihre Isolation der Kern eines gesellschaftliches Problems, das durch das Geltungsstreben der Selbstverwertungen von Privatexistenzen ihren Selbstverlust betreibt. Es sei ihre (angeborene?) Eitelkeit, durch die sich alle Formen einer zwischenmenschlichen Selbstbezüglichkeit ganz leicht als Selbstverschuldung aus ihrer privaten Naturur heraus ausmachen lässt. Da passt dann alles unterschiedslos rein, was in der etwas misslungen Neufassung einer solchen Narzissmustheorie im jenseits der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse zusammengenommen werden kann: Selbstbehauptung, Egozentrik, Habsucht, Selbstveredelung, Selbstlosigkeit, Selbstverlust. Und damit ereifert sich jede Kritik in ihrer Psychokratie, die ihre Urteile für einen "bessere Menschen" liefert, um die eigene Güte der Theorie als Maßstab einer gesellschaftlichen Veränderung durchsetzen will. Das gab es ja immer schon in der Anwendung bürgerlicher Wissenschaft.
Und da wird sie brutal: Das seiner Selbstachtung durch seine Isolation beraubte Individuum entwickelt in dieser Auffassung ein Geltungsstreben, das "kongenial zur inhaltsleeren, unendlichen und letztlich sinnlosen Bewegung der Kapitalverwertung" sei. Und das würde mit seinen "narzisstisch überfärbten Triebenergien" "Schattenseiten", in einem narzisstischen Größenwahn münden - man sehe die Vernichtstendenzen am Beispiel eines Amoklaufs. Was daran gemein ist, ist die Verallgemeinerung, die normative Konsequenzen bekommt. Und es ist eine fundamentale Täuschung, wenn Samol behauptet über die "Psychische Deformation in der spätkapitalistischen Gesellschaft" zu schreiben und diese selbst zur Normalität erhebt. Weil aus gesellschafatlichen Widersprüchen reine Deformationen einer kranken Gesellschaft gemacht wurden, bleibt da nichts übrig - schon garnicht für einen Widerstand gegen die "kranke Gesellschaft", für die sich die Wertkritik als Therapeut anbiedert.
Die Gesellschaft sei krank, die Menschen deformiert! Das ist totalitär. Und so haben schon die Faschisten vor hundert Jahren gesprochen. Und so ist auch die Sprache der Neonazis und Selbstverteidiger des Nationalismus. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt mag vielerlei Gruppenzugehörigkeiten begründen. Es ist der fatale Zustand einer kaputten Theoriebildung, die nichts mit Marxismus zu tun hat und damit auch nicht in Verbindung gebracht werden darf! (siehe hierzu reaktionärer Marxismus)