Tote Wahrnehmung

Aus kulturkritik

"Ist der Tod nicht wünschenswerter als ein Leben, das bloße Präventivmaßregel gegen den Tod? Gehört freie Bewegung nicht auch zum Leben? Was ist jede Krankheit als in seiner Freiheit gehemmtes Leben? Ein perpetuierlicher Arzt wäre eine Krankheit, an der man nicht einmal die Aussicht hätte, zu sterben, sondern zu leben. Mag das Leben sterben: der Tod darf nicht leben. Hat der Geist nicht mehr Recht als der Körper? Allerdings hat man dies oft dahin interpretiert, daß den Geistern von freier Motion die körperliche Motion sogar schädlich und daher zu entziehen sei."(Karl Marx, MEW 1, 59).

Wer seine Not nicht mehr erkennen kann (siehe auch Dummheit), tötet das Leben seiner Wahrnehmungsidentität. Abstraktionskraft ist die Kraft einer Not, die sich gegen sich selbst wendet (siehe Notwendigkeit), weil sie in der Tautologie ihrer Widersinnigkeit (siehe Widerspruch) ihre Not, ihre in der Not verbliebene Substanz aufgezehrt, sich selbst genichtet (siehe Nichtung), sich selbst abgetötet (siehe tote Wahrnehmung) und sich deshalb gegen ihre eigene Notwendigkeit, sich gegen sich selbst verloren hat (siehe auch Selbstverlust).

Tot ist, wovon nur noch ein Gerippe existiert und die lebendigen Organe am verwesen sind, im Begriff sind, aus dem Naterial ihrer Geschichte zu verschwinden, dessen Abwesenheit mit dem Ende ihrer sinnlichen Wahrnehmung zu erfahren. Eine Wahrnehmung ist tot, wenn sie aus Gefühlen besteht, die ohne Empfindung, daher einer jeglichen Empathie entzogen sind und überhaupt nur im Belieben einer phänomenolpgisch gestimmten Wahrnehmung ihre Entscheidungen trifft (siehe Urteil).

Phänomenologie behauptet eine Einheit von Erscheinung und Wesen, von Subjekt und Substanz der Erkenntnis. Weil dadurch der Substanz volle Subjektivität zugeordnet wird, weil sich diese in Wahrheit also selbst erzeugt, gilt diese so objektiv wie subjektiv für ihre Wahrnehmung, eben so wie diese also vor aller Erfahrung schon gegeben sei (siehe auch Religion). Daher schlussfolgert Phänomenologie aus der Form, wie sie eben für die Wahrnehmung ihres Gegenstands ist, dessen Grund, wie er sich in seiner gegenständlichen Gestalt darstellt oder sich aus ihr erschließen ließe, ohne dass die Geschichte und sie Verhältnisse seiner Entstehung erklärungsbedürftig wäre. Damit dient die phänomenologische Forschung einem Entzug der Einsicht in ihre Entstehung und ihrer Gründe und Vermittlung. Sie wird zur Methode der Entwirklichung ihres Daseins, maßgeblich für die Bestärkung einer toten Wahrnehmung, deren Wahrnehmungsidentität zerstört ist und jeder Aufreizung hörig folgt, ihrem Sinn und Zweck mangels eigener Konsistenz gierig nachgeht.

Mit der Teilung der Wahrnehmung und ihrer Entwicklung zur Selbstveredelung hat sich die Selbstwahrnehmung einer flexiblen Persönlicheit ergeben, wodurch sich die Wahrnehmung ihrer Empfindungen entledigt hatten und durch die darin vermittelten Selbstgefühle einer flexiblen Persönlicheit entwirklicht wurden, ihre Substanz nichten mussten, weil sie keinen Sinn mehr für sich fanden. Auf Dauer konnten sie auch diesen nicht mehr in ihren Gefühlen erhalten, weil sie ihre Empfindungen von sich selbst abtrennen und abstoßen mussten, um flexibel zu sein. Tote Wahrnehmung ist also eine entwirklichte Wahrnehmung, die sich durch Prothesen aus den Medien der Kultur (siehe z.B. Musik) erhält und durch ihre Abstraktionskaft eine Verselbständigung abstrakter Gefühle gegen ihre Empfindungen betreibt (siehe auch Kult), weil sie durch ihre Welterfahrung gebeugt ist (siehe flexible Persönlicheit). Ihr ist das Leben der Anderen selbst zum Mittel ihrer Selbstgefühle dadurch gleichgültig geworden, dass sie sich persönlich – und also privatkulturalisieren müssen, weil sie es nicht mehr erkennen können, als Lebensmittel für sich nicht mehr lebend kennen, weil sie selbst zum Lebensmittel der Anderen geworden sind (siehe hierzu auch psychische Depression). Das löst sich in zynischen Verhältnissen auf, die eine sublime Gewaltbereitschaft enthält. wie es z.B. Bertold Brecht mit seinem Lied "Ein Pferd klagt an (O Falladah, die du hangest!)" dokumentiert hat:

"Aber die kannt‘ ich doch von früher, die Leute! Die brachten mir Säcke gegen die Fliegen doch Schenkten mir altes Brot und ermahnten Meinen Kutscher, sanft mit mir umzugehen. Einst mir so freundlich und mir so feindlich heute! Plötzlich waren sie wie ausgewechselt! Ach, was war mit ihnen geschehen? Da fragte ich mich: Was für eine Kälte Muß über die Leute gekommen sein! Wer schlägt da so auf sie ein Daß sie jetzt so durch und durch erkaltet? So helft ihnen doch! Und tut das in Bälde! Sonst passiert euch etwas, was ihr nicht für möglich haltet!" "Ein Pferd klagt an (O Falladah, die du hangest!)" Bertolt Brecht 1932). https://www.youtube.com/watch?v=VCEoozfPMdY

Die augenscheinlichste Eigenschaft einer toten Wahrnehmung besteht aus einem Verstand, der sich jenseits aller Intuition gebildet hat, weil er keine Geschichte seiner Wahrnehmungen vergegenwärtigen kann. Er besteht vor allem aus Formalisierungen, die sich unentwegt gegenseitig interpretieren und erläutern, sich also aus den Formen ihrer Beziehungen verstehen und verständig machen müssen und daher keine Empathie aufweisen können. Die Inhalte der Wahrnehmung, ihre Empfindungen und Gefühle sind darin veräußerlicht und begründen daher auch vor allem veräußerlichte zwischenmenschliche Beziehungen.

Gefühle entstehen und leben durch Empfindungen, aus denen sich die Substanz ihrer Wahrnehmung fortbildet. In den befriedeten Beziehungen von Kulturbürgern, die ihre Verhältnisse auf der Vergemeinschaftung ihrer Erlebnisweisen in einer Eventkultur gründen, werden durch die hierbei produzierten Empfindungen zur Gewohnheit ihrer Selbstwahrnehmungen. Sie werden gegen ihre Gefühlen selbständig und getrennt, daher überhaupt in ihrer Selbstwahrnehmung existenziell ausgesondert. Die Gefühle, aus denen sich ihre Selbstgefühle verallgemeinert und entwickelt hatten, bestimmen daher in ihrer abstrakt allgemeinen Selbstständigkeit, in der Abwesenheit ihrer Empfindungen sich gleichgültig gegen ihren Sinn. Sie werden in den Verhältnissen ihrer abgetrennten Einzelheit zu allgemein vereinzelten dSelbstwahrnehmungen und daher auch durch und für sich selbst abwesend. Sie erleben ihre Selbstentfremdung durch die Abstraktionskraft ihrer verselbständigten Selbstgefühle, die in ihrem Opportunismus eine verselbständigung eine mit der Ereignisproduktion ihrer Kultur verdopplung ihrer entleerten Empfindungen für sich und durch sich selbst nichtig und betreiben eine Totalisierung ihrer Nichtung (siehe Trieb). Hierdurch erzeugen sie eine sich selbst äußerliche Ereignishaftigkeit ihrer Wahrnehmung, woraus die Selbstvergewisserung ihrer leblos gewordenen Gefühle nötig wird. Durch die für ihr Erleben produzierten Ereignisse wird ihre ganze Aufmerksamkeit sinnlos und durchabstrakt bestimmte, also entäußerten Empfindungen beherrscht, die sich hiervon nicht mehr unterscheiden lassen. Daher wird die Wahrnehmung sich im Ganzen selbst ungewiss und muss sich jeder Selbstgewissheit entledigen. Die Selbstverständlichkeit der hierdurch abgetöteten Wahrnehmungen verlangt für ihren Selbsterhalt nach einer psychischen Gemeinschaft (siehe auch Gemeinsinn), die in sich keinen Sinn finden kann und auch außer sich völlig entgegenständlicht ist.

In den zwischenmenschlichen Verhältnissen einer feudalkapitalistischen Gesellschaft, worin sich die Menschen wechselseitig als das Material ihres Lebens objektiv vor allem nützlich sein müssen (siehe auch Nutzen), herrscht ein ungeheuerlicher Opportunismus in ihren Beziehungen. Sie beziehen sich im Wesentlichen nicht durch das, was sie in ihrem Menschsein wirklich wahrhaben und wahrmachen, sondern vor allem als Subjekte, die sich objektiv nötig haben wie ein Lebensmittel, das produziert und konsumiert werden muss. Als diese Subjekte, die sich durch ihre Eigenschaften und Fähigkeiten wechselseitig nützlich für ihren Lebensunterhalt, als Subjekte wie Objekte ihres Lebens in einem erscheinen, sind sie objektive Subjekte unwirklicher Verhältnisse des Überlebens als private Persönlichkeiten ihrer Existenz. Als diese verhalten sie sich in der Absicht, ihr Leben durch andere zu bereichern - auch wenn sie sich durch das, wovon sie einander in ihrem Erleben absehen, durch die Absichten ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheit, in der Konkurrenz um die Wahrnehmungsidentität ihrer Gefühle wesentlich fremd bleiben müssen. Weil sie sich in ihrer privatpersönlichen Wirklichkeit, in ihren darin voneinander getrennten, ihren isolierten Lebenserfahrungen gegen einander entwickeln, sind sie in Wahrheit schon durch ihre bloße Anwesenheit an sich abwesend, in ihrer Wahrnehmung entwirklicht. Alles in Allem sind sie schon durch die Absichten ihrer zwischenmenschlichen Beziehung, durch ihre persönliche Wahrnehmung ihrer Zwischenmenschlichkeit absolut personifiziert und in ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung wesenlos.

Jede Wahrnehmung lebt durch ihre Empfindungen, weil sie durch diese bewegt wird und ihre Gefühle sich hierdurch zu einer inneren Bewegung (siehe Emotion) entwickeln. Was die Empfindungen durch das, was sie in ihren Lebensverhältnissen wirklich wahrhaben, verhalten sie sich darin in einer subjektiven Wahrheit, also in dem, was sie hiervon für wahr nehmen. Und aus dem, was sie sich hiervon einverleiben und also durch fremde Lebensinhalte aneignen, bilden sich ihre Gefühle für sich und für ihre Gegenstände - letztlich im Sinn für ihre Lebensumstände und für alles Andere, das sie erfahren haben und für sich als Subjekt und zugleich Material (Objekt) ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen wahrmachen.

Die zwischenmenschlichen Wahrnehmungen verhalten sich in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen aus den objektiv bestimmten Empfindungen zu sich selbst, zu den aus ihrer subjektiven Beziehungen gefundenen oder verlorenen Empfindungen. Darin verallgemeinern sich diese Beziehungen in der Gewohnheit ihrer Gefühle für sich, also für das, was sie in ihrer Lebenswelt empfinden und in der Geschichte ihrer anwesenden oder auch abwesenden Gefühle aus ihren Selbstempfindungen für sich als Sinn ihrer verallgemeinerten Selbstwahrnehmung finden. Weil sich von daher ihre Wahrnehmungsidentität aus dem Material ihrer Selbstwahrnehmungen in ihren Gefühlen zu einem Selbstgefühl entwickelt, das zu ihrer "inneren Wahrheit" wird, beschränkt sich diese auf den Umkreis der Erfahrungen ihrer Sinnbildung.

Darin identifizieren sie sich in ihren existenziellen Verhältnissen durch ihre Wirkung auf Andere und den Eindrücken der Anderen auf ihre Sinnbildung, sodass diese zwischenmenschlichen Gefühle mit den Empfindungen ihrer Herkunft austauschbar und in ihrem so entstandenen Selbstgefühl selbst objektiv, zum Äquivalent ihrer Zwischenmenschlichkeit werden. Darin sind allerdings ihre Empfindungen nicht mehr zu unterscheiden, weil sie das, was sie wahrhaben nicht mehr wahrnehmen können. Sie bewahrheiten sich selbst in ihrem ureigesten Widerspruch, bleiben in ihrer Gemeinschaft von einander und von ihren Gefühlen getrennt, so dass sie sich in ihrer Allgemeinheit veräußern, sich im Dazwischensein ihrer Beziehungen früher oder später nur noch durch in ihr Selbstgefühl behaupten können und darin ihre Wahrheit veräußerlichen müssen. Darin entwickeln sich vor allem sinnentleerte gesellschaftliche Beziehungen und also auch viele leere Persönlichkeiten einer sinnlos gewordenen Kultur. Von daher kann man deren Selbstwahrnehmung, ihre Empfindungen und Gefühle als tote Wahrnehmung bezeichnen. Sie sind die WahrheitSubjekte einer Gesellschsftsschicht der Bildungsbürger.

Mit der hierdurch verlorenen Empathie für Ihre zwischenmenschliche Bezogenheit wird die Wahrnehmung überhaupt objektiv, für sich nichtsagend und durch ihre Langeweile beschwert. Weil sie hierdurch selbst zu einem Objekt der Selbstwahrnehmung geworden ist, verliert sich ihre Wahrheit in der Unendlichkeit ihrer Verhältnisse. Sie werden austauschbar und durch ihre Täuschungen herrscht das Gefühl ihrer Selbstbeziehung und der gefühlige Mensch durch seine darin abgetötete Selbstwahrhehmung. Seine Selbstgefühle werden so zum Maßstab seiner zwischenmenschlichen Beziehungen.

So ist die Wahrnehmung durch ihre Empfindungslosigkeit abgestorben, weil darin die Beziehung zu ihren Empfindungen verloren gegangen ist, so dass ihre Gefühle verselbständigt erscheinen und wirken. Die Trennung von ihrem Sinn entsteht durch Formationen ihrer Exstenzängste eine darin hintergründig wirkende Angst um ihre Selbstwahrnehmung, eine Angst um ihren Selbstverlust in den Beziehungen einer wechselseitigen Einverleibung. Es ist das Resultat einer Angst in zwischenmenschlichen Verhältnissen, einer Verlustangst in den zwischenmenschlichen Beziehungen einer symbiotische Selbstbehauptungen, - Lebensangst in ihrer schlichten Allgemeinheit. Sie ist eine gesellschaftlich begründete Angst, die ihren Gegenstand nicht kennt, weil seine Entwirklichung selbst schon strukturel verwirklicht ist, weil sie eine Angst um die Nichtigkeit ihrer Existenzform ist, Angst vor einer abwesenden Macht ist, die ihre Entwirklichung dadurch bestimmt, dass sie in der Psyche die objektive Strukturierung ihrer Lebensverhältnisse für sich selbst subjektiv strukturiert, und also die Struktur ihres Lebens über ihr Selbstgefühl in sich selbst psychisch verdoppelt hat.

Als diese gedoppelte, als subjektive wie objektive Angst wird die Wahrnehmung selbst von einem subjektiven Objektivismus bestimmt, in dem sie ein Heil im Kampf gegen ihre Objekte sucht. Aber es ist ihr dadurch zugleich unmöglich, ihre Erlösung über ein Bewusstsein ihres objektiven Unheils zu erlangen (siehe Heilserwartung). Die Unwirklichkeit ihrer Wahrnehmung entwickelt das Fiasko einer unwirksamen, einer abgetöteten Wahrnehmung, die sich dem Potential ihrer Erkenntnis aus konkreter Erfahrung entgegenstellt.

Jede Wahrnehmung besteht objektiv aus Empfindungen und subjektiv aus Gefühlen. Weil sich Gefühle aus Empfindungen bilden, weil sie also allgemeiner bestimmt sind als diese, können sie nicht mit ihnen identisch sein, kann die Wahrnehmung nicht unmittelbar mit sich identische Wahrnehmung, also nicht unmittelbar wahr sein. Ohne Begriff der Beziehungen und Gründe ihres gegenständlichen Daseines bleibt sie eine bloße Tautologie, die schlechte Unendlichkeit einer sinnlosen Wahrheit, eine unendliche Vertauschung von Empfindungen mit Gefühlen, unstete Wechselwirkung einer subjektiven Objektivität mit einer objektiven Subjektivität, die sich in einer abstrakten Identität erschöpfen. Darin bewegt sich lediglich der Glaube an ihre abstrakte Wirklichkeit, und diese wird hierdurch zu einer verselbständigten Abstraktion ihrer selbst, zum abstrakt Allgemeinen ihrer Suibstanzlosigkeit (siehe auch abstraktes Denken), die ihre Selbstgefühle von ihren Gefühlen entfremden, eine Wahrnehmungsidentität ausschließen und ihre Selbstgefühle hiergegen ermächtigen muss. Der Gegenstand der Wahrnehmung wird dadurch in ihre selbst unmittelbar subjektiv, als strukturelle Angst zu einer Macht über ihre zwischenmenschlichen Wahrheit, zur Gegebenheit ihrer Notwendigkeit, die ihre Wahrheit nicht mehr finden, nicht empfinden und also nicht erkennen kann, zu einer objektiven Angst, zu einer totalisierten Lebensangst wird, die ihre Wahrheit leugnen muss, um mit sich einig zu werden (siehe Wahrnehmungsidentität),

Wo Wahrnehmung ihre Empfindungen durch die Macht ihrer Selbstgefühle in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen unterworfen hat, trennt sie diese von sich ab und ist deshalb nicht in der Lage, ihre Gefühle auf ihre Empfindungen zu beziehen. So kann sie sich auch nicht mehr einfühlen und bezieht sich ohne Empathie auf ihren Gegenstand in ihren Lebensverhältnissen. Soweit Menschen sich in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen überhaupt nur über ihre Selbstgefühle verhalten und ins Verhältnis setzen empfinden sie durch ihre Selbstbezogenheit auch nur sich durch ihr Verhalten in dem, wie es ihnen erscheint und wie es außer ihnen wirkt, bei sich und anderen "ankommt". Eine tote Wahrnehmung ist daher eine Wahrnehmung, die ihre Herkunft aus den Empfindungen ihres wirklichen Lebens von sich abgetrennt und ausgeschlossen hat, die also ausschließlich eine entäußerte Wahrheit, eine Wahrnehmung ohne Sinn und ohne irgendeine Empathie, eine reine Formation einer selbstbezogenen und auf sich selbst reduzierte Wahrnehmung ist, eine Selbstwahrnehmung die sich nicht mal wirklich auf sich selbst beziehen kann und von daher von jeder sinnlichen Gewissheit abgespalten, nicht beziehbar und auch ohne Gefühl für sich oder für andere ist, Selbstkritik und also auch Selbstveränderung fürchten muss. Es ist deshalb nötig, dass die Gründe für diese Selbstreduktion nicht nur im Einzelnen, sondern im ganzen gesellschaftlichen Zusammenhang ihrer Geschichte erkannt und begriffen wird als eine Wahrnehmung, die sich im Zusammenfallen ihres subjektiven Objektivismus mit ihrem objektiven Subjektivismus gebildet hat.

Die wesentliche Folge der gesellschaftlichen Macht einer Abstraktion (siehe abstrakt Allgemeines) ist die Verkehrung ihrer Inhalte zur Bestärkung der Form ihrer Ermächtigung, in der ihre Inhalte eine verkehrte Wirkung, eine verkehrte Wirklichkeit betreiben (siehe hierzu auch Formbestimmung). Wirklichkeit wird unwirklich, wo sie unsinnig wird, wo sie ihren Sinn verliert, wo sie als lebloses Bildnis einer bereinigten Wahrnehmung zum Gleichnis einer leeren Form, zum Symbol einer entleerten Wahrheit verkehrt wird, die sich nurmehr in ihrer Sehnsucht äußern kann.

Und weil sie in dieser so vollzogenen Trennung von ihrem Gegenstand, also durch ihre abstrakte Beziehung auf ihn sich gegen den Sinn ihrer Wahrnehmung, gegen ihre Empfindung wendet, wird auch dieser Sinn entgegenständlicht. Und wo dieser selbst nur als Bild einer fremden Wirklichkeit verbleibt, selbst nur abstrakt erscheint, wird er als fremdes Objekt einverleibt und in seiner Entfremdung subjektiv (siehe Selbstentfremdung). Mit dem Zusammenfallen seiner Unwirklichkeit mit der Unwirklichkeit der Wahrnehmung wird diese mit dem entfremdeten Sinn ihres Gegenstands vertauscht (siehe Täuschung) und zu einem abstrakten Wesen einer toten Wahrnehmung entäußert (siehe hierzu auch Religion) und von da her die Wahrnehmung selbst triebhaft (siehe hierzu auch Fetisch).

Tote Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung, die ihre Wahrheit durch sich selbst, durch ihre Selbstreflektion in einer grenzenlosen, einer unendlichen Selbstwahrnehmung verloren hat (siehe hierzu symbiotische Selbstbehauptung). Selbstverlust ist eine Unfähigkeit der Wahrnehmung, sich als Verstand ihrer Wahrheit zu verhalten. Wenn und weil ihre Gefühle durch das Selbsterleben ihrer Empfindungen beherrscht wurden, kann sie nicht mehr wirklich wahr sein (siehe auch tote Wahrnehmung). In der Psyche fassen sich nicht nur die Selbstgefühle eines Menschen zusammen. Sie verhalten sich darin im Gegensatz ihrer Triebe als Abstraktionskraft ihrer Selbstbehauptung insgesamt, um sich im Kampf um ihre Sebstverwirklichung durchzusetzen. Dabei trägt die Entwicklung und Bildung ihrer Gewohnheiten wesentlich zur Bestärkung ihrer Selbstvergegenwärtigung bei, die in ihrem Gedächtnis ihrer Erinnerungen ihre Kraft gewinnen und haben.

Wo Selbstachtung missachtet wird, wo Menschen ihre Gegenwärtigkeit, ihre Selbstvergegenwärtigung nur durch ihre Selbstbehauptung für sich finden, wird Wahrnehmung ohnmächtig und auf sich selbst verworfen. In solcher Selbstwahrnehmung veräußert sie sich selbst und verliert ihren wirklichen Gegenstand, weil ihre Selbstvergegenwärtigung durch eine Selbstverwertung bestimmt und somit durch die fremde Form (siehe auch fremde Kraft) ihrer eigenen Wahrheit behindert wird (siehe hierzu auch psychische Depression). Denn eine tote Wahrnehmung kann sich nicht vergegenwärtigen, weil sie fremd bestimmt ist und sich ihrer Wahrheit widersetzen muss. Sie verwirklicht sich in einer Selbstbeziehung zwischen den Menschen, die ein gegen sich gekehrtes, also verkehrtes Geltungsstreben nötig hat, um sich selbst in ihren Beziehungen zu verwerten und hierdurch einen Selbstwert erlangen oder erneuern kann (siehe hierzuzwischenmenschliche Beziehung).

Jede Wahrnehmung wird als Selbstwahrnehmung unsinnig wo sie ihren Sinn verliert, wo sie zu einer leeren Form entwirklicht wird, weil sie durch die Abstraktion von ihrem Gegenstand sich gegen den Sinn ihrer Wahrnehmung, sich gegen ihre Empfindung wendet. Ohne eigenes Befinden entgegenständlicht sie sich, wo sie sich als Selbstwahrnehmung selbst schon von ihrem Gegenstand getrennt hat, wo dieser ihr schon so abstrakt erscheint wie die Wahrnehmung durch ihren ästhetischen Willen auch für sich schon geworden war. Mit dem Zusammenfallen seiner Unwirklichkeit mit der Unwirklichkeit der Wahrnehmung wird diese mit dem Unsinn ihres Gegenstands zu einem abstrakten Wesen entäußert (siehe hierzu auch Religion) und von da her die Wahrnehmung selbst triebhaft (siehe hierzu auch Fetisch).

Es entschwindet der Selbstwahrnehmung durch die Gewohnheiten ihrer Selbstgefühle und deren ästhetischer Urteile über ihr Verhalten in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen - also mit zunehmender Nutzung der hierbei zwischenmenschlich auftretenden Geühle - das Vertrauen in die eigenen Empfindungen. In Wahrheit nämlich vernutzt sie sich in ihrer vervielfachten Selbstbezogenheit selbst und sucht in den ihr entsprechenden Selbstgefühlen schließlich auch alle Gefühle, die sich zwischenmenschlich in ihrer durch sich selbst bestimmten Verhältnisse ergeben haben. Für sich wird sie leer und langeweilig. Es entsteht im wechselseitigen Verhältnis sich selbst fremd gewordener Selbstgefühle eine Selbstveredelung, durch die jeder Mensch den anderen zum Objekt seines Edelmuts macht und hierdurch sich selbst in aller Güte durch die Ausdrücklichkeit seines ästhetischen Willens verwirklicht, seine immer wieder leer werdenden Gefühle von sich selbst durch die Wahrnehmung anderer in einer zwischenmenschliche Beziehung über die Moden ihres ästhetischen Willens verdoppelt und aus der Welt einer in den Gefühlen verbürgten Sehnsucht eine Welt voller Spießer entwickelt.

Die Welt der Spießbürger ist das Resultat von zwischenmenschlichen Nützlichkeitsbeziehungen in der heilen Welt ihrer besonderen zwischenmenschlichen Verhältnisse, deren Wächter sie als Bürge für deren Recht und Ordnung sind, für die Selbstgerechtigkeit verbürgter Seelen über die Machtverhältnisse einer bürgerlichen Kultur und der darin gewöhnlichen, durch ihre psychischen Absichten abgetöteten Wahrnehmungen, den Selbstwahrnehmungen mit der höheren Bewandnis edelmütiger Persönlichkeiten sind (siehe hierzu auch narzisstische Persönlichkeit). Indem in solchen Verhältnissen der Anspruch durchgesetzt werden muss, dass Jeder dem Anderen nützlich sein soll, wird darin die Selbstgewissheit der Selbstwahrnehmungen in zwischenmenschlichen Beziehungen vernutzt und ohnmächtig, die persönlichen Gründe darin allgemein benutzt und selbst auch verallgemeinert, um einen Gemeinsinn ihrer übermenschlichen Gemeinschaft zu erhalten und zu bestärken. Der Spießbürger besteht auf diese Macht seiner verallgemeinerten Selbstgerechtigkeit, die er dem Moralismus als Prinzip einer absoluten Selbstlosigkeit entnimmt und verselbständigt, um sich durch deren übermenschlich bestimmte Macht über seine verallgemeinerte Edelmütigkeit zu bereichern und den persönlichen Profit seiner Selbstveredlung für sich behaupten und bewahren zu können.

"Das wahre Leben, das ewige Leben ist gefunden, _ es wird nicht verheißen, es ist da, es ist in euch: als Leben in der Liebe, in der Liebe ohne Abzug und Ausschluß, ohne Distanz. Jeder ist ein Kind Gottes" (Friedrich Nietzsche, WW IV, Der Antichrist, S. 1190)."

In den Verhältnissen der Selbstwahrnehmung der Menschen ersucht ihre Selbstveredelung eine Macht, die in der Lage sein soll, es zu kontrollieren (siehe auch Kontrollbedürfnis), aus der Wahrnehmung auszuschließen (siehe auch Verdrängung) und es abwesend zu halten, aus ihren Zusammenhängen zu verleugnen. Es erzeugt Ferne, Entfremdung und vertieft die Unkenntnis über sein Werden und Vergehen. Nur ein kritisches Interesse wird auf seine Spur kommen können, denn es wiederholt sich im Schrecken solange, bis es in den Zusammenhängen der Wirklichkeit seiner Lebensverhältnisse erkannt und damit dem Menschen vertraut wird. Wo ein dem entsprechendes Erkenntnisinteresse sich nicht bilden kann, kehrt es sich um und wendet sich selbst gegen die Wahrnehmung, tötet sie ab.

Das Dilemma der toten Wahrnehmung besteht in der Selbsttäuschung ihrer Interpretationen. Weil sie sich gegen den Sinn ihrer Struktur bestimmt, wird sie einerseits selbst von ihrer Angst hierin und hiervor strukturiert. Andererseits verlässt sie sich auf die Notwendigkeit ihrer Lebenstrukturen, ohne deren wirkliche Not zu wenden, ohne den Notwendigkeiten ihrer wahrgeehabten Verhältnisse zu folgen. Von daher besteht ihre Wahrheit eben auch nur aus den Interpretationen ihrer inn ihren Erinnerungen der strukturellen Bedingungen.

Die in ihren Lebensburgen eingeschlossenen Menschen, die darin den Echoraum eines entfesselten Irrsinn unter sich entwickeln konnten, haben sich durch ihre symbiotischen Selbstbehauptungen in ihren Burgen (siehe Bürger) mit ihrer Lebensangst abgefunden und arrangiert und sind aus ihrem Selbstverlust, aus der Not ihrer aufgelösten Wahrnehmungsidentität mit Gewalt gegen ihre eigenen Gewissheiten herausgetreten. Gesellschaftlich überwinden sie diesen Verlust durch ihre Selbstlosigkeit, indem sie diese für ihr Selbstbewusstsein strukturieren, an den Strukturen ihrer Lebensängstlichkeit, an denen sie verrückt geworden waren, sich nun durch ihre über sich selbst hinaus "emanzipierte" Selbstwahrnehmung orientieren und selbstbestimmt aufführen können. Sie können nun mit ihren Entrückungen auskommen, weil sie es müssen. Und sie müssen und könen sich jetzt nicht mehr auf sich berufen, weil sie ihre eigenen Gewissheiten verdrängt, ihr Gewissen aufgegeben und sich in und durch ihren darin aufgegebenen Sinn für sich selbst verloren haben, selbstlos geworden sind. Die Selbstwahrnehmung ist durch den Verlust und die Abwesenheit ihrer gesellschaftlichen Beziehungen von einer übernatürlich scheinenden Ohnmacht einer im Allgemeinen abgetöteten Wahrnehmung bestimmt und mit den Inhalten gefüllt, die objektiv geboten sind und hierdurch Macht über die einzelne und oft durch die Ohnmacht ihrer vereinzelten Erkenntnisse sich selbst gewinnen, sich auf sich selbst, auf eine politische Identität ihrer ansonst privat verbliebenen Persönlichkeit zurückführen können müssen (siehe hierzu auch Aberglaube).

Und so wird im Allgemeinen deren beziehungslose Wahrheit zu einem übersinnlichen Phänomen. Die Inhalte ihrer Selbstgefühle werden darin zu einer allgemeinen Form ihrer Wahrnehmung, wodurch diese formbestimmt und also gleichgültig gegen ihre besonderen Inhalte wird. Anstatt ihre allgemeine Verkehrung zu erkennen verkehrt sich die Wahrnehmung durch ihre verkehrten Inhalte. So wird ihre Wahrnehmung gegen sich selbst verkehrt, durch ihre verkehrte Selbstwahrnehmungsich selbstäußerlich, ohne dass sie nochsubjektiveÄußerungen (siehe auchLebensäußerung) wahrzunehmen vermag.

Ihre hierdurch bodenlos gewordene Selbstwahrnehmungen lassen alle Bedeutungen und Deutungen zu, die ihre Lebensangst zu überwinden versprechen, indem sie sich über die Gewissheiten ihrer Lebensinhalte erheben, sich von ihnen absetzen und entrücken, um ihrer Dekadenz einen höheren Sinn so zu verleihen, wie er sich in ihren verfestigten Lebensstrukturen verstehen lässt, ohne begriffen zu sein. Ihr Verstand hat sich seinem Begriff entzogen und so bekommen diese Strukturen nun selbst den Sinn, den sie längst überwunden haben und der lediglich ihre Lebensverhältnisse bestärken und deren Bedürfnisse befriedet (siehe hierzu auch Selbstveredelung), ihre darin geborgenen und verborgenen Ängste verewigt.

Von daher besteht ihre Wahrheit nur nach aus Interpretationen ihrer strukturellen Bedingungen. Sie sind ihrer Selbstbezogenheit entrückt und suchen ihren Sinn für sich in Selbstwahrnehmungen, die ihre entäußerte Wahrheit in einer entäußerten Wahrnehmung versinnlichen müssen, um sich in einer selbstlos gewordenn Welt zu erhalten. Durch ihre Lebensängste war ihnen die Wirklichkeit ihrer Kultur versperrt und hatte ihre entrückten Beziehungen als Enttäuschungen ihres geborgenen Lebens erwiesen und sie schließlich verrückt gemacht, sobald sie ihre Burgen, ihre herkömmlichen, ihre gewohnten Lebensräume verlassen mussten. In der Psychose war die Psyche zur äußersten Innerlichkeit der Geborgenheiten und unheimlichen Verborgenheiten gelangt und hatte sich als Selbstgefühl der Dekadenz in und durch sich selbst in ihrem Gemeinsinn als Sinn für das Gemeine verwirklicht.

Eine tote Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung, die ihre Gefühle von ihren Empfindungen nicht mehr unterscheiden und von daher nicht erkennen kann. Sie hat ihr Selbstgefühl wie eine Selbstempfindung ihrer Wahrnehmungsorgane zu einer Gewohnheit verbildet und dreht sich durch ihre hieraus bestimmten Selbstwahrnehmungen im Kreis. Sie wird als Gefühl für sich widersinnig, kann ihren Gegenstand nur noch äußerlich - ohne Empathie - für wahr nehmen (siehe Wahrheit), weil sie ihre Selbstwahrnehmungen von ihm nicht mehr unterscheiden kann. Von daher besteht ihre Erkenntnis nur aus den hierbei veräußerten Bildern, die vor allem ihre Selbstwahrnehmung als deren Stimmung ausdrücken. Solche Bilder lassen Konflikte entstehen, die keinen Sinn mehr haben und auch nicht machen..Zudem äußert sich in einem Bild die Empfindung eines Selbstgefühls außer sich, wodurch die Wahrnehmung sich selbst fremd wird (siehe Selbstentfremdung) und sich selbst nur noch objektiv fortbildet, unmittelbar zu einer objektiven, einer entäußerten Selbstwahrnehmung wird.

Eine tote Wahrnehmung ist von daher eine Wahrnehmung, die sich einer entäußerten Wahrheit ihrer Selbst unterworfen hat (siehe hierzu Selbstentfremdung), die durch den Charakter einer personifizierten Wahrheit, durch den aristokratischen Charakter einer Autorität gebeugt wurde (siehe hierzu auch Friedrich Nietzsche). Die persönliche Autorität eines Charakters (siehe autoritärer Charakter) bildet sich im Gebrauch von versammelten Selbstgefühlen, einer Gefühlsmasse die sich als Massengefühl ausbreitet, wodurch die Einverleibung der Eigenschaften und Fähigkeiten von Menschen, also durch die Ausnutzung dessen, wofür sie der Selbstveredelung narzisstisch gestimmter Persönlichkeiten (siehe narzisstische Persönlichkeit) dienen, dem politischen Willlen eines aristokratischen Kulturbürgertums unterwerfen. Indem sie diesen Willen für ihren Narzissmus als ästhetisches Element ihres Edelmütigkeit nutzen, befördern sie die Existenz einer politischen Klasse, die durch ihre Fürsprache populär gemacht wird (siehe hierzu Populismus). So wird ein mehr oder weniger verzweifelts Kulturbürgertum zum willenlosen Vollstrecker einer zwischenmenschlichen Autorität über ihre Selbstwahrnehmungen (siehe toten Wahrnehmung), einem mächtigen objektiven Selbstgefühl, das sich ihre Empfindungen einverleibt. An dessen allgemeiner Nutzung können sie allerdings auch nur teilhaben, wenn sie die Empfindungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen hiernach ausrichten (siehe heile Welt) und durch die Formationen der dem entsprechenden Ereignisse als Geschichte ihres Lebens, als gesellschaftlichen Anteil ihrer persönlichen Lebensgeschicht als Teil einer vermeintlichen Kulturgeschichte produzieren (siehe Ereignisproduktion). Die Konsequenz ihrer Ideologie ist damit eine unausgesprochene Heilserwartung, die nach und nach auch ein Heil der diesbezüglichen Fiktionen produziert und politisch bindet, bzw. verbindlich macht.

Wahrnehmung ist die Elementarform der politischen Kultur. Sie lebt durch die Erneuerung eigener Wahrheit, durch die Empfindung der Lebensäußerungen von Mensch und Natur. Sie setzt die gesellschaftliche Lebensproduktion voraus, die ihre Wahrheit in der Aneignung ihrer Gegenstände erfährt. Wahrnehmung lebt also mit der Produktion des Lebens, mit der Sinnbildung der Natur überhaupt, mit der Subjektivitätseines objektiven Seins, wie es sich in seinem geschichtlich gewordenn Dasein verwirklicht hat. Im Lebensraum der auf sich selbst reduzierten Kultur zwischenmenschlicher Verhältnisse werden sich die Menschen selbst Gegenstand ihrer Wahrheit, damit zu einem zwiespätigen Dasein ihres gesellschaftlichen Lebens, das im Dazwischensein, in der Trennung zwischen Subjektivität und Objektivität ihrerLebensäußerungen durch die Vereinseitigung ihrer Kultur sich in unendlich vielen Vereinzelungen mitteilt, die ihre gegenständliche Wahrheit durch die wechselseitige Einverleibungen zwischenmenschlicher Beziehungen austauscht und von daher zu einer Blase ihrer Gewohnheiten, zu einem Echoraum der Täuschungen sich selbst verwirklichender Gefühle wird, die aus einer Kultur der Selbstverwertung sich zu einer Kultur der Selbstvergegenwärtigung entwickelt, woraus sich schließlich eine zwischenmenschliche Gesellschaft bildet, in der die Menschen selbst zum Material ihrer gewöhnlichen Wahrnehmung geworden sind (siehe Systematik der politischen Kultur), sich selbst Gegenstand einer Wahrnehmung sind, die sich für sie gesellschaftlich vergegenständlicht hat, zu ihrer gesellschaftlichen Gewohnheit geworden ist (siehe hierzu auch Menschenpark).

Wo Wahrnehmung selbst nur Gegenstand einer zwischenmenschlichen Wahrnehmung ist, hat sie sich gegen ihre Wahrheit entgegenständlicht, zu einem bloßen Bild ihrer Wahrheit gemacht. Aber nicht dasBild selbst ist der Grund ihrer Entgegenständlichung, sondern das, was es unter den Menschen kommuniziert, was zum Mittel ihrer entleerten Zwischenmenschlichkeit wird. Es ist lediglich die Vorstellung einer Beziehung. Wo es selbst zwischenmenschliche Beziehungen schafft, wo es als Bebilderung ihrer Verhältnisse diese auch begründet, enthebt es sie der Möglichkeit, ihreWahrheit in irgendeiner Form zu erkennen. Durch ihre Inhaltslosigkeit werden zwischenmenschliche Verhältnisse selbst beliebig und finden ihre Wahrheit nurmehr in sich selbst als vergemeinschaftete Selbstgewissheit im Gewissen ihrer gemeinen Schuldpflichtigkeiten gegen ihre Mitmenschen. Sie empfinden jetzt ihre Selbstgerechtigkeit in der bloßen Existenz ihrer Gefühle, in denen sie für ihre abwesenden Empfindungen eine Form fremder Inhalte vermitteln (siehe hierzu auch Rassismus).

Von daher findet ihre eigene Wahrnehmung einen für sie beliebigen Sinn und Verstand, kennt keinerlei Empathie, weil ihr das Material ihrer Erkenntnis als Selbsttäuschungeiner vergemeinschafteten Selbstwahrnehmung zugemutet wird, nur um sich durch sie mit anderen Zwischenmenschen auszutauschen, um ihren Selbstwert außer sich zu vergemeinschaften. Und so muss sich die persönliche Selbstwahrnehmung ihr selbst fremde Selbstgefühle als eigene Gefühle aneignen. Um sich auf andere Menschen beziehen zu können, muss sie ihre Scheinwelt zum Maß und Mittel ihrer persönlichen Selbstvergegenwärtigung, als Machtmittel ihrer Persönlichkeit gebrauchen. Darin überwinden die Menschen ihre Herkunft, ihre Familien, ihre Verrücktheit und die Erfolglosigkeit ihrer Geltungsbedürfnisse. In den daraus entstehenden zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich nun ihre Selbstwahrnehmung von allem bestimmen, was ihr in diesen Verhältnissen einen Eindruck von sich selbst über sich selbst vermittelt und daher über sich selbst hinaus erhebt. Sie werden zur wahren Selbsterhebung eines vergemeinschafteten Narzissmus und totalisieren ihre Selbstveredelung im Jenseits ihrer Empfindungen. Sie machen diese selbst zum Material ihrer Selbstbildung, zum Wahn ihrer Selbstwahrnehmung, der ihre bornierte Selbstbezogenheit zu einer höheren Gemeinschaft regeneriert und ihren Edelmutfür ein im Allgemein empfindungsloses Selbstverständnis hernimmt.

Es war ja schon in ihrem Narzissmus angelegt, dass die hiervon beherrschten Menschen sich durch alles zu begeistern sind, worin sie sich ausgedrückt sehen und sich nurmehr durch ihre Selbstwahrnehmung bewahrheitet findet. Und weil sie sich nur noch über die Wahrnehmungsform ihrer selbst idolisiert verstehen kann, stirbt ihr Erkenntnisinteresse an anderen Menschen. Sie findet zugleich in ihnen immer nur sich selbst, um das Bild von sich als Format ihrer Selbstbildung durch die Wahrnehmung der anderen zu gestalten, sich in ihrem leeren Anderssein ohne jedwede Selbsterkenntnis wiederzufinden, eigene Regungen durch Erregungen abstrakt allgemeiner Verhältnisse zu empfinden..

Tote Wahrnehmung ist die auf ihre reine, auf die abstrakte Form ihrer isoliertenRegungreduzierte Wahrnehmung, die als Ressentiment wirkende Verkehrungeiner durch ihren Narzissmus selbstlos gewordenen zwischenmenschlichen Beziehung, die überhaupt nur noch ästhetische Urteile kennt. Sie fixiert sich an die Selbstgefühle, durch deren Verselbständigungsie entstanden war und bestärkt diese allein durch die Abstraktionskraftihrer Erregungen (siehe hierzu auchRassismus), indem sie diese als Inhalte ihrer in ihren Abstraktionen verkehrten Sinnlichkeit vergegenständlicht, in der Formatierung äußerlich gewordener Eigenschaften verstanden haben will (siehe Verstand). Über ihre ästhetischen Urteile verleiht sie ihnen den entäußerten Sinn, den sie für sich ausschließt und verdrängt.

Tote Wahrnehmung ist entwirklichte Wahrnehmung, eine Wahrnehmung, die ihren Sinn durch ohne Negation bestimmt (siehe auch Verdrängung). Entwirklichung ist die Aufhebung von Wirklichkeit durch eine gegensinnige Identität, in der sich die Subjekte ihrer Verhältnisse im Dazwischensein ihrer einzelnen Ausdrucksformen zu einer objektiven Form aufheben, die nurmehr als Formbestimmung existiert. Ihre objektive Form wird durch ihr Verhaltenzu einer ihr fremden Allgemeinheit, zu einem abstrakt Allgemeinen und betreibt hierdurch die Verkehrung ihrer ihrer formellen Beziehungen gegen ihre Inhalte, erzeugt Wirkungen, worin sich ihre Inhalte trotz ihrer Gleichheit widersprechen, ihre Einheit also dadurch vortäuschen, dass sie sich in ihrer gleichen Gültigkeit selbst schon wesentlich erscheinen, durch ihre Gegensinnigkeit bestimmt und zugleich gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit sind. Sie sind in ihren Unterschieden gleichgesetzt und haben ihre substanzielle Beziehung im Vergleich ihrer Wirkung aufeinander, sind nach dem Maß ihrer Verhältnisse negativ aufeinander bezogen (siehe Negation). 

Tote Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung, deren Sinn erstorben, versteinert ist, und die von daher keine sinnliche Gewissheitihrer Empfindungen kennt, ihre Wahrheit nurmehr im Glauben an ihre Gefühle, durch ihre Selbstgefühle haben kann, die zum Gott ihrer Wahrheit werden (siehe auch Kult). Ein "Jeder ist ein Kind Gottes" (Friedrich Nietzsche, Der Antichrist), der seine Liebe selbstlos über das wirkliche Leben stellt, der ohne Distanz sich selbst allgemein macht indem er sich durch seine Gefühle als Subjektivität einer allgemeinen Liebe vermittelt (siehe hierzu auch Fan-Kult), die einen Lebensraum zur Vergemeinschaftung ihrer Selbstwahrnehmung sucht (siehe hierzu auch Lebensburg). Indem sie ihre Empfindungen hiervon abtrennt und isoliert wird dieser Raum zur heilen Welt ihrer Selbstgefühle (siehe hierzu auch Familie).

Mit der Abtrennung von ihren Empfindungen entsteht eine zirkuläre Hermeneutik, ein "Echoraum" der Empfindungen, in dem sich die Wahrnehmungen von äußerlichen Bedrohlichkeiten in ihren isolierten Erscheinungsformen vervielfachen und ihre Wahrheit abtöten. Tote Wahrnehmungreduziert ihre Wirklichkeit, auf die einfache und widerspruchslose Wahrheit, auf die Abstraktionen ihrer Widersprüche, auf deren Zusammenhänge sie sich nicht mehr beziehen können und diese daher meiden und ihrem Erkenntnisvermögen (siehe auch Erkenntnisinteresse) entziehen. Hierbei setzt sich in den hiernach gearteten zwischenmenschlichen Verhältnissen eine Selbstwahrnehmung durch, die sich durch die somit statuierte Selbstgerechtigkeit eines "gesunden Lebensverhältnisses" von den Widernissen und Widersprüchen der gesellschaftlichen Wirklichkeit absetzt. Die allgemeine Wahrnehmung in solchen eigenständigen Lebensräumen von selbstisolierten Gemeinschaften formatisieren sich durch ihre Selbstbeschränkungen zu einem Zusammenschluss ihrer Verselbständigung, zu einem Bedürfnis ihres Gemeinsinnsnach Bewahrung, wodurch sich ein durch die Selbstgerechtigkeit ihres Edelmuts in der Sicherheit für ihr sich selbst veredeltes Leben entwickelt und abschirmt. So entstehen Selbstwahrnehmungen, die sich in der Sicherheit und Abgrenzung ihrer durch sich selbst veredelten Verhältnisse bedroht fühlen, wenn sie Fremdes wahrnehmen und hierüber ihre Entfremdung von der wirklichen Welt (siehe hierzu auch Wirklichkeit) erfahren. 

Tote Wahrnehmung ist der Rückstand einer Wahrnehmung, die durch die Gewohnheiten der Erinnerungsbilder (siehe auch Bild) einer heilen Welt als Autorität ihrer Selbstgefühle (siehe hierzu auch autoritärer Charakter) Empfindungen vorwegnimmt, die ihre Wahrheit auf eine ihnen vorausgesetzte Wahrnehmungsidentität, auf ein objektives Gefühl ihrer Selbstwahrnehmung reduziert und deren subjektiven Sinn hierdurch abtötet. Tote Wahrnehmung ist der Selbstläufer einer abstrakten Wahrheit, die hörig macht, indem sie das bestärkt, wovon sie absieht(siehe auch Ideologie) und ein abwesendes Wesen unmittelbar und allgemein in Erinnerungsbildernzu verwirklichen sucht, zur Sehnsucht des Massengefühls einer abstrakten Wirklichkeit wird. Sie ist daher das Medium einer Selbstlosigkeit des gewohnten Menschseins, das sich als abstrakte Allgemeinheit eines in der Gewöhnlichkeit eines bildhaft kultivierten Lebens der Selbstgefühle verobjektiviert.

Jede Empfindung hat im Menschen ihre unmittelbare Wahrheit durch die hieraus gebildeten Gefühle, in der das Wahrgenommene als ein auch wirklich Wahrgehabtes sich bewährt und sich darinbilden und fortbilden kann. Oft kann man diesen Prozess an Traumbildern erkennen, die ihre Verbindung in der Traumarbeit erneuern und rekonstruieren. Wo dies - z.B. durch Schlafstörungen - nicht geschieht, können sich Gefühle auch im Menschen selbst durch Erregungen isolierter Regungen verrücken, ihn verrückt machen.

Wenn sich die Gefühle in psychisch bestimmten Verhältnissen über ihre zwischenmenschlichen Beziehungenselbständig zu einander verhalten - und somit ihre Empfindungen sich schon von sich ausschließen und isolieren - werden die Selbstgefühle zu ausschließlichen Subjekten ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, die ihre Inhalte abtöten, jede Empathie verunmöglichen. Die ganze Wahrnehmung wird dadurch in einzelne Momente (siehe Ereignis) zergliedert und aufgelöst, im Ganzen sinnlos, in sich selbst ohne Beziehung zu ihrem Gegenstand, ohne eigene Wahrheit selbstlos zu einer toten Wahrnehmung. Die ist eine empfindungslose, eine gleichgültige, eine selbstlose Wahrnehmung, die immer schon außer sich ist, bevor sie zu sich kommen kann. Von daher bestimmt das Vergangene, die Erinnerung selbst schon ihre Wahrheit. Ihre Urteile ergehen aus einem "Gebälk von Begriffen" (Friedrich Nietzsche) in ästhetischen Strukturen, die sie vor allem vor Verunsicherung schützen, eine abwesende Wahrheit verteidigen, durch die ihre Wahrnehmung als Ganzes über sich selbst verfügt (siehe Selbstwahrnehmung) und zusammenhält (siehe hierzu auch Kontrollbedürfnis).

In einer Welt, in der das Geltungsstreben der Selbstgefühle sich fremde Gefühle einverleibt, werden die eigenen Empfindungen ihrer Wahrheit beraubt, sich selbst fremd und damit die eigene Wahrnehmung ihrer konkreten Sinnlichkeit enteignet, abgetötet und im Ganzen entgegenwärtigt. Was die Menschen dann im Sinn haben ist der Sinn von und für Andere, die sie in Wahrheit nicht mehr wirklich erkennen können. Ihre Selbstlosigkeit erscheint dann wie der Sieg ihres Altruismus gegen die profanen Bedürfnisse der Selbstwahrnehmung., die im Wesentlichen gegen sich gleichgültig sein muss und unterschiedslose Wahrheit für sich als eigene, wenn auch in ihrer Wirklichkeitfremde Wahrheit nimmt (siehe Identität), um der Notwendigkeit ihrer Erkenntnis zu entgehen. Es verfestigt sich daher in der Wahrnehmung eine Selbstentfremdung, die mit ihrer Abtötung einen vampiristischen Nutzen entwickelt: Den Nutzen einer objektivistischen Selbstbeziehung, die durch ihre Selbstlosigkeit im Kulturkonsum zu einer verselbständigten Kulturmacht wird.

Tote Wahrnehmung ist unterschiedslose Wahrnehmung, objektive Wahrnehmung, die nurmehr Eindrücke für wahr zu haben versteht, weil sie alles nur für sich selbst, für ihre Selbstgefühle wahrhaben kann und sich hieraus auch bestimmt. Was die Empfindungen noch im Unterschied erkennen, wird von ihr schon aus Gewohnheit ausgeglichen, bevor ihre Wahrheit genommen werden kann. Die Langeweile, die ihre Unterschiedslosigkeit mit sich bringt, verlangt eine Welt voller Ereignisse (siehe Eventkultur), deren Erleben keinen Lebensausdruck mehr vermittelt, sondern vor allem Gefühle bedient, die keine Empfindungen mehr nötig, sich ihrer Geschichte entzogen haben (siehe hierzu auch Tourismus), Von da her sucht solche Wahrnehmung unentwegt nach Erlebnissen, durch die sie sich beeindrucken lässt und konsumiert alles, was sie anreizt, was überhaupt durch die Wirkung auf ihre Wahrnehmung eindrucksvoll erscheint (siehe hierzu auch Kulturkonsum), ganz gleich, was sich darin ausdrückt und mitteilt.

Was Friedrich Nietzsche als Selbstgefühl der Gotteskindschaft beschreibt, was für Karl Marx die Schafnatur des Christenmenschen ist, das entsteht durch die übermächtige Gegenwart verselbständigter Gefühle, die durch ihre Gewöhnung eine "Macht der Gewohnheit" darstellen. Um wahr zu sein verlangt Wahrnehmung nach dem Zusammenhang ihrer Empfindungen mit ihren Gefühlen. Objektiv besteht dieser durch die Erlebnisse und Eindrücke, wie sie durch ihre gesellschaftlichen Verhältnisse mehr oder weniger notwendig sich ereignen oder zu einem Ereignis gemacht werden.

Doch hierüber wird Wahrnehmung selbst objektiv, bestimmt sich schon vor aller Erfahrung aus einer objektiv notwendigen Identität, die das Verhältnis der Empfindungen und Gefühle in den Menschen durch die Ereignisse regelt, die hierfür nötig geworden sind. Schon die bisherige Ästhetik hatte die Empfindung längst den zwischenmenschlichen Gefühlen unterworfen und zum Inhalt ihrer Verhältnisse gemacht und damit das Bestreben im Einzelnen gesetzt, das sich als ästhetischer Wille im Einzelnen darstellt. Doch was dieser bislang dargestellt hat, wird nun zur herrschenden Ästhetik einer allen Menschen notwendigen Selbstverständlichkeit, durch die nicht mehr im Einzelnen, sondern ganz allgemein alle Empfindungen ausgeschlossen werden, die sich nicht als Gefühl mitteilen. Im Maß der Durchsetzung dieser Selbstverständlichkeit tötet die einzelne Wahrnehmung ihren sinnlichen Gehalt und überantwortet sich als tote Wahrnehmung einer herrschenden Ästhetik, die natürlich nur die Ästhetik des Kulturbürgertums (siehe auch Kleinbürger) sein kann.

Tote Wahrnehmung ist der Rückstand der Wahrnehmung, die ihre Empfindungen "nicht mehr leiden kann" und sich bald gegen alle Empfindung als ein durch Gewöhnung verschlossenes Selbstgefühl in einzelnen Menschen verhält und ihre reduzierte, ihre abstrakte Gefühlswelt totalisiert, ihre ausschließliche Wahrheit als Ursprung wie Resultat ihrer Abspaltung behaupten kann (siehe auch Selbstbehauptung). Ihre Gefühle haben ihre Empfindungen verloren, weil ihre Gefühle sie beherrschen, weil sie der Erkenntnis durch ihre Abspaltung entzogen sind. So ist eine Wahrnehmung als absolute Selbstwahrnehmung entstanden, die sich aus der Abspaltung ihrer Gefühle durch die Ausgrenzung ihrer Empfindungen ergibt (siehe Spaltung der Wahrnehmung). Tote Wahrnehmung ist empfindungslose Wahrnehmung, nimmt die abstrakte Wahrheit sinnlos gewordener Verhältnisse als eigene Wahrheit und als Maß ihres Erkenntnisinteresses auf (siehe auch abstrakt menschlicher Sinn).

Doch tote Wahrnehmung hat ihre Empfindung nicht wirklich verloren. Sie hat sie in ihr Gegenteil verkehrt, weil sie nur erkennen kann, dass die Verhältnisse der Selbstgerechtigkeit sich im satten Nichts verlaufen. Sie ist nicht das positive Maß ihrer Urteilskraft, sondern ihr Opfer, ihre Negation. Denn sie transportiert in ihren Positionen keine wirkliche Negation, sondern im Großen und Ganzen einen Selbstverlust. Und das hat im Nachhinein eine totale Wirkung auf ihre Wahrheit dadurch, dass sie die darin aufgehobenen Verschmelzungen aus vergangenen, im Gedächtnis akkumulierten Gefühle als eine nichtige Wahrheit birgt, sich in einer Nichtung der Wahrnehmung absichern muss, weil und solange sie ihre Lebenswirklichkeit nicht mehr erkennt, nicht mehr ins wirkliche Leben findet (siehe hierzu auch Trauma). Sie rächt ihre Isolation mit der Abstraktionskraft ihres abhanden gekommenen Lebens, kehrt ihr Erkenntnisinteresse um, um sich aus ihrer Isolation selbst zu verwirklichen, ihr abgespaltenes Lebensinteresse gegen das Leben selbst als verlorenes Selbstgefühl gegen die Welt zu wenden, ihren Selbstverlust zu vergegenständlichen, ihn gegen seine Wahrheit zu veredeln (siehe auch Selbstveredelung) um sich endlich in einer gewaltigen Selbsttäuschung wieder zu finden. Aus den Trümmern ihrer Verschmelzungen werden Konstrukte, die eine herbe Durchsetzungskraft ihrer Nichtung (siehe Abstraktionskraft) einfordern.

Das hieraus entstehende Lebensinteresse kennt allerdings nur den Tod (siehe hierzu auch Todestrieb) und sucht ihn als ihre Lebensbasis zu verallgemeinern, sich als hohlere Menschlichkeit gegen die wirkliche zu erheben.Von daher bestärkt sich tote Wahrnehmung aus dem Jenseits der Gefühle und fanatisiert das Bewusstsein gegen das Leben - um selbst zu überleben.

"Tot sind alle Götter: nun wollen wir, daß der Übermensch lebe!" (Friedrich Nietzsche, WW III, Also sprach Zarathustra, S. 340).

Tote Wahrnehmung ist nicht verdrängte Wahrnehmung. Sie hat für das wahrnehmende Subjekt im Jenseits ihrer Wahrheit gravierende Folgen, denn sie verkehrt ihren Sinn ins Gegenteil, macht aus Wirklichkeit ein Ideal, aus lebendem Totes, aus Konkretem Abstraktes, aus Teilen etwas Ganzes. Ihr Daseinszweck ist nämlich nicht ihr Leben, sondern ihr Überleben (siehe hierzu auch Todestrieb). Und das gibt es dann auch nicht wirklich, sondern im Tunnel und Echoraum der Ewigkeit von Vorstelllungen, die schon immer das Paradies sophistischer Geistesübungen ist. Das hatte auch mal öfter die deutsche Philosophie beflügelt, wo sie auf eine Endlösung ihrer Gegensätze und Unterschiede und Widersprüche spekulierte und zu einem "Meister aus Deutschland" wurde. So konnte auch ein hervorragender Religionskritiker wie Friedrich Nietzsche zum Vorläufer einer faschistischen Staatsbegründung werden. Denn ihm galt der "Wille zur Macht" als die einzig reale Negation des Gottesglaubens, denn damit spekulierte er auf einen wirklichen Übermenschen, den er als Antichrist gegen Gott installierte.

"Gesetzt endlich, daß es gelänge, unser gesamtes Triebleben als die Ausgestaltung und Verzweigung einer Grundform des Willens zu erklären – nämlich des Willens zur Macht...; gesetzt, daß man alle organischen Funktionen auf diesen Willen zur Macht zurückführen könnte und ihm auch die Lösung des Problems der Zeugung und Ernährung _ es ist ein Problem _ fände, so hätte man damit sich das Recht verschafft, alle wirkende Kraft eindeutig zu bestimmen als: Wille zur Macht. Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren intelligiblen Charakter' hin bestimmt und bezeichnet _ sie wäre eben Wille zur Macht' und nichts außerdem" (Friedrich Nietzsche, WW IV, S. 601).

An der Gewissheit seiner Wahrheit kann niemand vorbei. Um sich ihre eigene Wahrheit zu bewahren, muss die Wahrnehmung resistent gegen die Reize und Eindrücke durch Gefühle werden, die sie nicht mehr mit wirklichen Empfindungen verbinden kann. Wo sie nicht mehr wirklich wahr sein kann, weil die zu fremd, zu ungewohnt, zu weit weg entstanden sind, wird sich die Wahrnehmung selbst ungewiss. Sie muss sich ihrer selbst durch Erlebnisse vergewissern, die ihr Empfindungen vermitteln, sie zu Gefühlen anreizen, die sie nicht nur für sich selbst erzeugt, sondern auch für und mit anderen zum allgemeinen Lebensverhältnis einer Scheinwelt entwickelt (siehe Eventkultur), in der zum allgemeinen Nutzen persönlicher Wahrnehmungen unentwegt Gefühle und Empfindungen in beliebiger Folge durch Events erzeugt und oft auch als Kult geboten werden.

Die Wahrnehmung ist allerdings mit der anwachsender Dichte solcher Eindrücke irgendwann prinzipiell überfordert, verliert daher ihre Neugierde und stellt sich wie ein Spießbürger vor dem Stadttor vor das Einfallstor ihrer Wahrheit, um deren Eindringen zu verhindern, ohne zu bemerken, dass die hierdurch zunehmend verkümmert und langweilig wird. Sie wird auf diese Weise zwar diese Eindrücke ausschalten, nicht aber sich so verändern, dass sie verarbeitet werden können. Aber immerhin kann sie sich selbst ablenken und damit erreichen, dass sie wieder auf einfacherem - wenn auch einfältigerem - Niveau funktioniert.

In der bürgerlichen Gesellschaft war für ein bestimmteKlasse der Bourgeoisie der Geldbesitz als Medium des Überflusses und Luxus schon immer reizvoll - und umso intensiver, wie das Wertmaß des Geldes auf dem Weltmarkt über die Preise des Weltgeldes, durch dessen Funktion als weltweiter Maßstab der Preise vermittelt wird (siehe Globalisierung). Der internationale Mehrwert, der weltweite Überfluss an unbezahlter Arbeit wird also zu einem Maß der Existenzen, der durch den Geldbesitz in einer Währung zu einem nationalen Existenzwert wird, der sich über das Weltgeld eines Weltkapitalismus verwertet. Was als bloßer Mehrwert nur tot bliebe, weil dessen Bildungsprozess die Produkte aus unbezahlter, aus toter Arbeit vergemeinschaftet, wird in der Kultur der Geldbesitzer kulturell belebt, indem darin Ereignisse zur Vergnüglichkeit und Lustbarkeit über Dienstleistungen gegen die Abtötungen in einer Gesellschaft der Verwerfungen und Dekadenzen rückgebunden werden (Rückbindung = re ligio = Religion). Deren Langeweile, der schale Geschmack inhaltsloser Scheinwelten entwickelt sich dabei selbst zu einem Bedürfnis, das keinen wirklichen Gegenstand mehr empfindet, weil es ihn nicht unbedingt nötig hat, sondern sich mit zwischenmenschlichenErlebnissen aus den Ereignissen und Beziehungen durch die Vergemeinschaftung der in Massen isolierten Selbstgefühle, durch ihre Formverwandlung zu Massengefühlen begnügt und sich in den Selbstwahrnehmungen der Menschen als Kultur ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse fortbildet (siehe auch Kult).

Ereignisproduktion zielt auf die Produktion von Selbstgefühlen, die durch bestimmte Erlebnisse erzeugt werden. Von daher werden die damit bewirkten Empfindungen zum Mittel der Selbstbeziehung über Gefühle, die ohne dies keinen Sinn mehr für sich findet und ihre Langeweile als Ausdruck einertoten Wahrnehmung forttreiben müsste. Eine Ereignisproduktion stellt Zusammenhänge von Erlebnissen her, deren Leben durch die Ereignishaftigkeit einer entgegenwärtigtenKultur abgebrochen (siehe Isolation), in sich tot und zerteilt (siehe Teilung) und von sich getrennt (siehe Trennung), sich im Ganzen wesentlich fremd geblieben ist (siehe Entfremdung).