Dekonstruktion
Von Immanuel Kant waren die Urteile der bürgerlichen Subjekte als Konstruktion ihrer Bedürfnisse zu verstehen. Die Grundlage ihrer Ideologie waren daher die aus ihrer Mündigkeit, aus der Freiheit der Selbstbestimmung zu verstehen. Mit der Globalisierung des Finanzkapitals wurde der der Neoliberalismus gegen den Konstruktivismus entwickelt als das, was ihn letztlich ausmacht: Das Unvermögen einer sinnlichen Gewissheit durch die Gleichgültigkeit der menschlichen Bedürfnisse in einer schon im allgemeinen Verstand beliebig gewordenenExistenz, in ein Dasein des objektiven Beliebens. Darin bildete sich vor allem das Unvermögen in ein Vertrauen in die eigene gesellschaftliche Wirklichkeit aus, die im Sinn und Zweck der eigenen Lebensverhältnisse zu entwickeln und ihn darin auch wirklich zu erkennen wäre. Damit war die gesellschaftliche Wirklichkeit in ihrer letztendlichen Abstraktion schon allgemein anerkannt und zugleich auch menschliches Denken selbst entwirklicht.
Dies wurde nun in den sozialen Themen der bürgerlichen Wissenschaften als Fortschritt in der Unendlichkeit eines nur beschreibenden Verstandes ausgeführt und in ihrer Anwendung auch aufgeführt und dessen hermeneutischen Zirkel zu einem nominalistischen Totalitarismus fortgetrieben, zu einer geistigen Lähmung verewigt.
Dekonstruktivistische Theorie stellt sich der Lähmung des Konstruktivismus entgegen, inem es die Illusionen einer autarken Persönlichkeit und Kultur in den bürgerlichen Wissenschaften zu einer subjektivistischen Philosophie gewendet hat, wodurch Gesellschaft als unmittelbarer Sinn durch dasDasein der Selbstverwirklichung selbstbezogener Persönlichkeiten begriffen sein sollte. Dem stellte sich Martin Heidegger mit seiner Kritik des darin vermittelten Humanismus entgegen und suchte mit seiner Fundamentalontologienach einer radikal objektivistischen Begründung vom "Sinn des Seins" und einem ebenso objektivistischen Boden seiner Wissenschaftstheorie (siehe Erkenntnistheorie). Diese wurde in einem dementsprechend radikalen Objektivismus rezipiert und dient bis heute als existenzialistische Begründung einer kulturkritischen Rationalität (siehe hierzu auch Vernunft) und einer dem entsprechenden Kritik der Subjektivität des bürgerlichen Subjekts (siehe hierzu auch Subjektkritik).
Nach Derrida ist Dekonstruktion eine kritische Verfahrensweise, durch welche die gegenwärtigen Widersprüche als geschichtlich entwickelte Widersinnigkeiten an ihnen selbst aufgelöst werden sollen. Im Nachgang zur Heidegger'schen Fundamentalontologie und einer Version der kritischen Theorie der "negativen Dialektik" nach Adorno, stellt er sich dem in sich geschlossenen, totalisierenden Horizont moralischer Regeln entgegen und lehnt die Normen oder Repräsentationen ab, welche die Chance einer Zukunft verhindern würden, indem sie sich aus einer bestehenden Ordnung in Einheit mit dem Fatalismus eines Untergangsszenarios begründen.
Schon bei Nietzsche war dies als Anliegen von Philosophie formuliert. er wollte einen Zweifel am "Gebälk der Begriffe" in einer Verstellung als Kunstform notwendig machen und überführen (siehe auch Dekonstruktivismus). Das Augenmerk auf das Nichtgesagte, Nichtgemachte, Unwirkliche entsteht im Hintergrund des Konstruierten, der Formbestimmung eines Phänomens, das durch Dekonstruktion absurd wird. Zugleich wird es als Grund eines Verhältnisses erkennbar, das sich nur durch dessen Ungegenwärtikeit in einem bloßen Verhalten erhalten konnte (sieche auch Personifikation). Die Dekonstruktion ist von daher die Vergegenwärtigung einer ausgeschlossenen Wirklichkeit, indem der Grund ihres Ausschlusses unnötig gemacht wird, Wirklichkeit Grund durch sich selbst und damit menschliche Wirklichkeit wird. Doch in ihrer Praxis ist sie selbst von ausschließlicher Wirkung, indem sie sich dem Dekonstruierten schlicht entgegensetzt, sich also implizit ebenso als Subjekt einer - wenn auch noch nicht vollzogenen - Konstruktion behauptet.
Die Grundlagen hierfür kommen von Martin Heidegger. In seiner frühen Phase vor der sogenannten "Kehre" befand Heidegger die kulturelle Überformung der Moderne als ein Projekt und Produkt des humanistischen Opportunismus, im Grunde verantwortungslos gegen die Dinge des Lebens und gegen das Wesen der Selbstbestimmung des "eigentlichen" Menschseins.
Er befand dies als anthropozentrische Metaphysik, die eine analytische Grundlegung des Seins erfordern müsse, das im bloßen Dasein schon objektive Subjektivität habe, die jenseits aller Lebenshaltungen und -einstellungen eines Beweises um ihrer selbst bedürfe. Philosophie bleibe bloße Beschreibung, wenn sie sich nicht auf die Grundlage eines solchen Beweises stelle. Diese erst erbringe eine Ontologie, die philosophisch wahr sein könne, weil sie das Sein logisch zu bestimmen vermöge (siehe hiergegen das Stichwort Logik). Das Sein als solches habe nämlich keine Substanz, wie es die klassische Metaphysik seit Aristoteles meint, sondern lediglich ihr Dasein in der Zeit, das immer wieder erneut zu befragen sei. In seinem Hauptwerk "Sein und Zeit" thematisiert Heidegger dies in der Zuspitzung: „Was meinen wir, wenn wir sagen, der Himmel ist blau?“ Die Beantwortung einer solchen Frage setze die Destruktion der bestehenden Bedeutungen voraus, die durch eine analytische Beweisführung über den Sinn des Seins immer wieder zu erneuern wäre.