Keimformtheorie
"Das "Eigentum an Allem" ist ... nur die Interpretation davon, daß Jeder ein ausschließliches Eigentum besitzt." (MEW 3, S. 389)
Die Keimformtheorie ist das naivste Kind des wertkritischen Strukturalismus. Sie versteht sich als eine gesellschaftliche Alternative innerhalb der bestehenden Gesellschaft die darin "das Neue im Alten" sucht und von daher den Keim einer anderen Gesellschaft zur Blüte bringen will, indem sie die allgemeine Nützlichkeit einer freiwilligen Arbeit wie in den Commons des Internets umstandslos vergemeinschaftet (siehe auch Commonismus). Sie behauptet, dass damit die kapitalistische Gesellschaft von innen her dadurch zu überwinden sei, dass durch neue Gemeinschaften, nützliche Güter, Werkzeuge und Ressourcen entwickelt werden und "heranwachsen", die durch freiwillige Beiträge quasi urwüchsig aus dem Betreiben einer "authentischen" Tätigkeit von Individuen, die für sich schon sinnvoll sein soll. Arbeit würden durch ihre Beiträge als individuelle Selbstverwirklichung ersetzt und vergemeinschaftet, deren Produkte dann als frei verfügbarer Nutzenvon Gemeingütern durch die Individualisierung eines fiktiven gesellschaftlichen Nutzens wie in einem "Verein freier Menschen" produziert und gehalten werden (siehe auch Freiheit). Hierdurch will man sich eine freie Ablösung des Kapitalismus vorstellen, der quasi durch Eigenarbeit schon ins Abseits gestellt würde. Das Gemeinwesen, das auf diese Weise gebildet wird, wird als unmittelbar menschliche Gemeinschaft aufgefasst und Commons genannt, wodurch ein Anklang an die Communities im Internet erweckt wird.
Zwar war die Keimformtheorie als ein Kind der so genannten Wertkritik des Robert Kurz entstanden, der sich allerdings erschreckt von den Geistern die er gerufen hatte, in eine "radikale" Pastoralkritik flüchtete, um den missratenen Zöglich noch zu stoppen. Er brachte die Reste seiner Wertkritik, bzw. deren zerbrechliche Genealogie immerhin zum Platzen, als er den Anwürfen des einstigen Wortführers kein Gehör mehr schenkte, dessen deshalb inzwischen mit "Exit" benannte Gruppierung dazu wie folgt Stelllung bezog:
"Stattdessen hat sich Rest-Krisis teils mit Hilfe eines phänomenologisch-existentialistisch aufgeladenen Alltags-Begriffs, teils gestützt auf ein verkürztes und verdinglichtes Verständnis von Aneignung zunehmend auf die falsche Unmittelbarkeit eines postmodernen Alternativ-Milieus ausgerichtet, dem zur wechselseitigen Erbauung seine hohlen Schlagworte in theoretisch veredelter Gestalt und mit einem philosophischen Jingle versehen zurückgespielt werden.
Es ist kein Zufall, dass in diesem Zusammenhang (ähnlich übrigens wie bei einigen Postoperaisten) der Bezug auf eine Strömung zentralen Stellenwert gewinnt, die aus dem Konzept Free Software hervorgegangen ist und unter den Bezeichnungen Oekonux, Copyleft sowie Freie Kulturbewegung firmiert. Denn hier wittert man die Chance, ordinärste Alternati- videologie, die mit Wertkritik ungefähr so viel zu tun hat wie Nordic Walking mit dem be- waffneten Aufstand, aufzumotzen durch die höhere Weihe der fortgeschrittensten Hochtechnologie-Sektoren, wobei das Problem der Vergesellschaftung in die Anonymität von bloßen Apparaturen schlüpft. Auf der Basis des Computers als angeblicher Universalmaschine in einem sozialen Sinn wird der technizistische Fortschrittsglaube des 19. Jahrhunderts revitalisiert, um für den virtuellen Raum ein Simulationsmodell scheinbar müheloser und kampfloser sozialer Emanzipation über die Warenform hinaus zu propagieren. Adressaten sind vorwiegend Leute, die sich schon allein dadurch für kritisch-emanzipatorisches Denken disqualifizieren, dass sie sich selber gesellschaftlich als User begreifen. Indem so einige Wertkritiker zu veritablen Szene-Ideologen einer digitalen Alternativ-Ökonomie herabsinken, machen sie sich mit großem Gestus anheischig, das werttheoretische Fundament einer Kritik der Politischen Informationsökonomie freizulegen (Ernst Lohoff, Krisis 31, S. 51) und aneignungstheoretisch (Stefan Meretz, Krisis 31, S. 52) zu wenden.". (Robert Kurz, 5/2008: "Der Unwert des Unwissens - Verkürzte "Wertkritik" als Legitimationsideologie eines digitalen Neo-Kleinbürgertums" in EXIT Heft 5)
Es waren jedoch nicht die Keimformtheoretiker, die in der Computertechnologie eine Basis für neue Zeiten entdekct hatten. Es waren die Wertkritiker selbst, die ihre Kinder verführt hatten und dies im Nachhinein beklagten. Die Kritik blieb deshalb auch wirkungslos:
"Auf der Basis des Computers als angeblicher Universalmaschine in einem sozialen Sinn wird der technizistische Fortschrittsglaube des 19. Jahrhunderts revitalisiert, um für den virtuellen Raum ein Simulationsmodell scheinbar müheloser und kampfloser sozialer Emanzipation über die Warenform hinaus zu propagieren. " (Robert Kurz, 5/2008: "Der Unwert des Unwissens - Verkürzte "Wertkritik" als Legitimationsideologie eines digitalen Neo-Kleinbürgertums" in EXIT Heft 5)
Aus der bürgerlichen Gesellschaft war mit der Spaltung der Wertkritik in die Krisis.org und exit-online.org unter der Hand das Gemeinwissen eines technologischen Fortschritts geworden, über das besonders heftig zu streiten ist, wenn man über die Krisen des Kapitalismus hinaus seine jeweils "eigene" Emanzipation bestreiten will. Für ein derartig individualisiertes Gemeinwesen musste der gesellschaftlichen Dialektik allerdings eine ungeheuerliche Gewalt angetan werden. Nicht aus der Negation lässt sich nach diesem Denken die Bildung einer neuen Qualität seines Wesens erklären (siehe Wesenslogik), sondern aus der Anhäufung von Positionen, die durch einen "qualitativen Sprung" ihre Dominanz von der minderen Masse zur höheren Anreicherung wechseln (siehe Dialektischer Materialismus), sich also aus der "Bewegung der Masse" (Friedrich Engels) zu einer Massenbewegung ergeben. Damit werden die Teile einer Menge selbst veräußerlicht, zum Objekt einer Entwicklung, die ihnen äußerlich durch ihre natürliche Masse vorbestimmt sein soll, und die zugleich durch eine bewusste Politik zu bewirken ist, der sie zu folgen habe wie einer Heilserwartung auf eine bessere Geschichte. Ihr objektives "Schicksal" wird somit vor allem abhängig vom Geschick einer "sozialistischen Politik" begriffen. Dieser geht es dann allerdings nicht mehr um die Aufhebeung einer anachronistisch gewordenen gesellschaftlichen Form (wie es die Auffassung des historischen Materialismus ist), sondern um eine gesellschaftliche Alternative, die das Neue als eigenständige Keimform eines "Postkapitalismus" im Alten entdeckt haben will, das selbst schon zu einen "Dominanzwechsel" aus seiner Nische heraus bestimmt sei und dazu nur der Solidarität der Masse mit den Betroffenen (siehe solidarische Ökonomie) und ihrer Organisation bedürfe, um eine "neue Gesellschaft" als eine "bessere Welt" herzustellen (siehe hierzu auch die Grundlagen der so genannten Kritischen Psychologie). Das ist allerdings nur die Fantasmorgie eines "sozialistischen" Avantgardismus, der sich aus der unbegriffenen Nische seiner eigenen Abgehobenheit heraus gerne einer hilflosen Menschheit zuneigt.
Dahinter steht die Vorstellung, dass sich Gesellschaft im Hier und Jetzt aus dem freien Zusammenwirken von Individuen als Gemeinschaft bilden würde, die sie durch ihre Einfälle und Beiträge gestalten und von daher natürlich jederzeit und unter jedweder Bedingung neu und frei von den Notwendigkeiten der Geschichte zu gestalten wäre. In dieser Zeitlosigkeit und Bedingugslosigkeit lässt sich die Ideologie des Individualismus unschwer erkennen, nämlich dass sich Gesellschaft quase zwischenmenschlich unmittelbar aus dem Verhältnis von Individuen - alles auf der gleichen Ebene (Peer-to-Peer) - ergeben würde, also nicht als Verhältnis von Individuum und Gesellschaft geschichtlich existiere.
Damit erscheint der Kapitalismus schon dadurch überwunden, dass durch die freiwillige Beziehung der Beiträge die Warenform ausgeschlossen sei. Hierfür seien vor allem neue Kommunikations- und Produktionsmethoden zu entwickeln, die sich der Warenform des Kapitalismus schon dadurch entgegensetzen, dass ihre Produktion nicht als Arbeitsaufwand für Bedürfnisse und soziale Belange und Absicherungen bewusst aufgeteilt und organisiert wird, sondern einem per se vorhandenden, quasi intrinsichen gesellschaftlichen Begehren und Wollen der Individuen entspreche und von daher schon vollständig frei und ohne Not und Notwendigkeit sich entwickeln könne und keine quantitativen Relationen nötig hätte. Zur Vermittlung von derart voluntaristischen Beiträgen zu den Bedürfnien der Mensch seien eben lediglich Absprachen nötig, wie sie ja auch in den Communities im Internet verlaufen, die dann z.B. als To-Do-Listen publiziert werden könnten und von Individuen, die sich dafür einsetzen wollen, quasi "unter der Hand" erledigt und "abgehakt" werden.
Beispiele hierfür werden deshalb vor allem aus der Informationstechnologie herangezogen, am häufigsten Wikipedia oder Wikileads - immer natürlich mit dem Zusatz, dass auch materiell möglich wäre, was informationell schon Wirklichkeit sei. Letzlich würden solche Verhältnisse die überlieferte Gesellschaftsform auflösen, unnötig machen, weil die Beiträge sich von selbst nach Begehren aufteilen, ihre Verteilungsgerechtigkeit also schon dadurch gegeben sei, dass natürlicherweise schon aus persönlichen Absprachen immer schon auch ohne Not und Notwendigkeit das enstehen würde, was den Bedürfnissen entspricht. Die Bedürfnisse würden sich damit auch von selbst durch die hierfür evozierten Beiträge ohne jegliche politische Reflexion, also ohne Wissen eines allgemeinen gesellschatlichen Zwecks quantitativ ins rechte Verhältnis stellen, wenn man nur genügend lange darüber redet und verhandelt.
Das allerdings ist eine kühne Behauptung, die darauf gründet, dass Gesellschaft lediglich als eine Gemeinschaft der Beitragenden aufgefasst wird, die sich an ihren Beiträgen erfreuen und darin auch ihr frei verfügbares Gemeingut wie einen selbstverständlichen Reichtum hätten und hegen würden. Wer dem nicht entsprechen kann, z.B. weil er sich in eine solche Gemeinschaft nicht einfinden kann, gegen den wird dann wohl auch diese Behauptung als Regulativ mächtig gemacht und eingesetzt werden müssen, um den Bestand und Fortbestand solcher Gute zu gewährleisten. Ihr Hintergrund ist die Ausschaltung aller sozialen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Substanzen von Gesellschaft, ihre natürliche und kulturelle Notwendigkeiten (siehe auch Naturmacht). Es soll Individualismus pur sein: Keine Aufgaben hieraus stören das Idividuum, keine allgemeine Rechtsform (z.B. das Menschenrecht auf Gesellschaft, auf gesellschaftlichen Ausgleich, Vorsorgewachstum, Planung der sozialen und individuellen Entwicklung und Sicherheit) scheint nötig und keine wirtschaftliche Produktionsform (siehe auch Industrie), die Erleichtungeng der Arbeit durch effiziente Arbeitszusammenhänge und -Synergien und keine Rechte auf Anteil und Vermittlung. Kann es das wirklich geben: alles freiwillig und doch verbindlich?
Eine solche Beziehung durch freiwillige Beitragshaltung findet man ja auch in dieser Welt schon zur Genüge vor allem in Vereinen. Und das war in diesem Sinne auch z.B. von Max Stirner in den Diskussionen der Frühsozialisten des 19. Jahrhunderts vertreten worden (siehe MEW 3, S. 222f). Weil ein Verein einen mehr oder weniger ideellen Zweck folgt, ist sein Selbsterhalt wesentlich ungegenständlich und damit unbestimmt von Raum und Zeit - wesentlich geschichtslos. Eine solche Community, das auf freien Beiträgen ohne Notwendigkeit gründet, verlangt als ihr Kontinuum letztlich nur ein mehr oder weniger verdecktes implizites Menschenbild, das die Ideologie des beitragenden Menschseins enthält, so, als ob gesellschaftliche Lebensverhältnisse nur aus einem allgemeinen Geben und Nehmen bestünden. Ein solches Menschenbild wird im Konstruktivismus zusammengefasst.
Doch gerade in einer real scheinenden Konstruktion wirken Ideen besoonders sublim. Das kennt man eigentlich schon länger aus zwischenmenschlichen Beziehungen z.B. in religiösen oder sozialen Gemeinden und Familien, wo das Dasein für andere sich schon durch Liebe und Menschenliebe ergibt. Man muss die Ideologie einer solcher Beziehung daher eigentlich auch Gesinnung nennen, weil sie den Menschen nicht gegenständlich in Gesellschaft, sondern als allgemeines Individualwesen einer personalisierten Gesellschaft begreifen will. Vorsorge, Vorratshaltung, Aufschatzung von Produktivkraft, Reichtumsbildung und gesellschaftlicher Bildung usw. bestehen lediglich in den persönlichen Verhältnissen und haben keine wirkliche Existenzform, an der sie sich auseinandersetzen und übertragen müssen, weil sie sich schon von selbst kommunizieren.
Keimformen sollen keine Übergangsfgesellschaft sein. Sie gelten schon durch sich als Grundlage einer direkten und unmittelbaren Aufhebung des Kapitalismus in Form einer organische Wende seiner Ressourcen und Verhältnisse durch die praktische Verbesserung seiner Materialien. Kapitalismus wird in dieser "postmarxistischen" Theorie nicht selbst als Produzent der Materialien seines Untergangs begriffen. Stattdessen sollen die wundersamen Fähigkeiten der Individuen die ihnen widersprechende Objektivität der Wertaneignung (siehe hierzu auch Proudhonismus) wie von selbst durch ihre unentgeltlichen Beiträge neue Welten schaffen. Weil jedes Individuum hierdurch, eben durch sich selbst schon zu einem politischen Subjekt gekürt ist, Gesellschaft selbst also in den Individuen und aus ihnen heraus betrieben wird, wäre solidarisches Handeln schon im Keim bewirkt und würde also die herrschende Gesellschaftsform einer ihnen äußerlich gegenüberstehenden Macht unnötig machen.
Dass die Solidarität der Bürger das Gemeinwesen ausmachenen soll, steht ja eigentlich auch in jeder bürgerlichen Verfassung, aus der heraus die Freiheit der persönlichen Entfaltung gewährleistet wird, damit Freiheit, Gleichheit und Solidarität jeden einzelnen Menschen mit seiner Gesellschaft entwickeln möge. Weil damit Gesellschaft per Definition aber nicht mehr in Klassenverhältnissen begriffen werden muss sondern einem zwischenmenschlichen Verhältnis, getrennt von jeglicher gegenständlichen Produktion gleichgesetzt ist, das diese de facto unnötig und also selbst schon überwunden hat, gilt eine Gleichheit der Menschen durch sie selbst auch schon gegeben, wenn die solidarische Herstellung von Gemeingüter durch die freiwilligen Beiträge der einzelnen Persönlichkeiten gewährleistet ist - sofern sie gelingt.
Als Beleg dafür, dass die Menschen per se schon gerne füreinander beitragen, wird die Kommunikation und Meinungsbildung im Internet hergenommen und als eine so genannte "commons-basierte Peer-Produktion", als eine Produktion von "Gleich zu Gleich" interpretiert, die materiell ebenso funktionieren könne wie in den Infotheken und den Plauderecken der virtuellen Welt. Solche "Produktion" wäre also in der Lage, die bisherigen Probleme und Widersprüche der gesellschaftlichen Verhältnissse aufzulösen und die Vorstellungen des Kommunismus zugunsten dieser Theorie eines Commonismus überholen.
Im Unterschied zur sozialen Verhältnisform eines wirklichen Gemeinwesens, in welchem Verständigung und Auseinandersetzung über Raum und Zeit, Freiheit und Notwendigkeit tragend ist, wird hier von einer Vorstellung des Individualismus ausgegangen, dass die Menschen sich aus ihren individuellen Antrieben selbst schon durch Absprache in ihren Commons aufeinander beziehen und vermitteln, also ohne wirkliche gesellschaftliche Vermittlung sich vergesellschaften könnten, weil Gesellschaft eben auch nur als Beziehung von Individuen, als eine strukturelle Allgemeinheit ihrer gemeinschaftliche Identität (siehe Gemeinsinn) zu verstehen sei, in der das gesellschaftliche Individuum als Individuum der Gesellschaft mit sich kurzgeschlossen ist - eine Tautologie, die jedweden Gegensatz von Individuum und Gesellschaft schon per Definition locker auflösen kann. Es ist die Tautologie des strukturellen Denken selbst. Und um das handelt es sich hier.
In der Geschichte der so genannten Wertkritik, die von der Unnötigkeit der Arbeit schwärmt und implizit den Konsum zum Hauptakteur der Gesellschaft, zu einem gesellschaftlichen Subjekt erhebt, waren Grundlagen gelegt, welche die abstrakt menschliche Arbeit zu einer Abstraktion von der Arbeit, zu einem Verstand formatierte, der dann auch zu vermitteln hatte, dass es zur Veränderung der Gesellschaft keinerlei Organisationsformen der Arbeit bedarf. Jeder Aufwand gilt schon als behoben, weil er durch "freie Tätigkeit" sich von selbst erledigt. Von daher handelt solche Theorie ganz im neoliberalen Sinn und Zweck und passt natürlich wunderbar in diese Zeit - genau wie Wikipedia und Wikileeds dies auch tun. Nur Geld soll dafür nicht mehr nötig sein, weil damit das Reich der unbegrenzten Möglichkeiten ausgefüllt sein soll, welches das ursprüngliche Revier der Geldbeziehungen war.
Die Theorie der Keimform hat dies lediglich auf eine kleinbürgerliche Art und Weise aufgegriiffen und weitergetrieben, indem sie bürgerliche Begrifflichkeiten im Subjektverändnis des aufgeklärten Menschseins zurückeroberte. Sie wird diese Gesellschaft nicht sonderlich ändern, weil sie Privateigentum als Warenform und Geldbesitz garnicht angreifen muss, sich quasi durch ihr spezielles Anderssein sich schon aus dieser auszuschleichen versteht, per se die bessere Gesellschaft im Keim der alten schon sei. Wo Karl Marx noch den Kapitalismus im Widerspruch seiner Entwicklungspotenziale zu ihrer gesellschaftlichen Form, der Wertform begrifffen hatte und im Verhältnis von Produktivkraftentwicklung und Aneignungsform auch die Chance und Macht seiner Aufhebung bewies, wusste sich die so genannte Wertkritik hierüber substanziell schon erhaben, indem sie Wert selbst nur ideell verstand wie eine Gedankenabstraktion, die im Kapitalismus Fleisch geworden war, eine Halluzination, welche Ware und Geld erst zum Fetisch gemacht hätte, der Warenfetisch also nicht Ausdruck ihrer Realabstraktion ist. Dadagen ist dann bedeutungslos, dass Geld das wirklich allgemeine Mittel zur Reproduktion der Menschen in einer Gesellschaft ist, die von ihrer Arbeit abstrahiert. Als Gedankenabstraktion oder Ideologie lässt sich das natürlich leicht beheben, indem man die Gegebenheiten des Bestehenden zu nutzen weiß, um durch die persönliche Nutzung von Gemeingütern für ein besseres Leben frei zu werden. Weil dadurch schon Privateigentum überwunden erscheint, gilt das Eigentum selbst als unmittelbar allgemein und frei verfügbarer Besitz für jedwede Privatheit des Konsums.
Von daher wird zur Schaffung solcher Gemeinschaft erst mal Geld als eine Übergangsform für die Vorschüsse in die Entwicklung einer so wunderbaren Produktform nötig bleiben, die dann irgendwann als "Gemeingut" allen dienen soll, soweit sie sich von den gesellschaftlichen Lebensnotwendigkeiten der Menschen, von Sicherheit, Vorsorge und Fürsorge frei zu machen verstehen. Das wird kritisch verbrämt, indem man sich gegen Eigentum schlechthin wendet und Gemeingut als Besitz für alle hochrechnet, der eben von Haus aus jedem zugehöre und das praktische Bindemittel einer abstrakten Zugehörigleit sein soll. Es ist aber lediglich eine andere Art von Vorschussleistung, die leicht auch als eine neue Ideologie für Selbstausbeutung funktionieren kann. Wer will, mag das verstehen. Er muss dann allerdings in die bürgerlichen Definitionen von Besitzstand und Eigentum eindringen und sich diese zu eigen machen. Auf Dauer verbleibt den KeimformerInnen dann wohl das üble Geschäft mit der Freiwilligkeit, das eher eine Grundlage für Sektiererei ist, als dass es die Welt verändern könnte.