Sitte: Unterschied zwischen den Versionen
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»Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67 | "So wenig die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich; die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergeldes, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles sind die ungeheuern Elemente, auf die gegenwärtig ein junger Mann gesetzt ist." (Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, letzte Fassung 1829, Bd. 8, S. 313) | ||
Immanuel Kant hat die Gespaltenheit zwischen Himmel und Erde als den Ausgangspunkt seiner Philosophie formuliert: "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir." (Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, A 289) Die so genannten "guten Sitten" sollen die bisherige [[Bräuche]] einer vorherrschenden a href="../lex.php?lex=Religion" target="info">Religion als [[Kultur]] bewahren und die Sitten einer religiös begründeten Kulturgemeinschft als über die darin entstandenen Sitten einer herrschenden [[Kultur]] bewahren und [[normativ]] also als [[Norm]] gewordene [[Gewohnheit]] im [[Bräuche]], die zur Erhaltung einer [[bestimmten]] [[Zivilisation]] [[nötig]] zu sein [[scheinen]]. Innerhalb der [[politische Kultur]] ist Sitte ein [[ästhetisches Vorurteil]] des [[Kulturbürgertums]] über das, was als [["schön und gut"]] in den [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] ihrer [[Veremeinschaftung]] zu [[bewerten]] sei. Es wird auf diese Weise ganz einfach der [[Lebenswert]] eines [[gesellschaftlichen]] [[Verhältnisses]] der [[Selbstverwertung]] , das allen [[ästhetischen Verhältnissen]] als [[abstrakt allgemeines]] Gebot zugrunde liegt auf ihre [[einzelnen]] [[Beziehungen]] (siehe z.B. [[Gemeinde]], [[Kultur]], [[Subkultur]], [[Sekte]]) übertragen. Sittlich ist dann das, was sich im Zugehörigen Dasein gehört (siehe auch [[Hörigkeit]]), indem es sich als ein gehorsames – weil sittliches – [[Verhalten]] im [[Verhältnis]] ihrer [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] bestimmen lässt. Wo sich darin und im [[Allgemeinen]] die Menschen durch ihre [[Lebensverhältnisse]] auf sich selbst [[beziehen]] (siehe [[Selbstbeziehung]]), solange sie nur in [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] sich zueinander [[verhalten]], müssen sie ihr [[Verhalten]] aus Gebotenheiten ihrer in [[Wirklichkeit]] [[abstrakten]] [[Beziehungen]] bestimmen. Doch gerade darin volllziehen sie blind das gesellschaftlich [[Notwendige]], so sehr es ihnen auch verborgen sein mag. Was sich schickt oder schick ist, wird schnell zu einer [[Mode]]. Was man schon immer nötig hatte, der allgemeine [[Gebrauch]], die Art und Weise der gebräuchlichen [[Selbstbeziehung]] wurde zum [[Brauchtum]]. Auf diesem Gedaanken hat Kant seine Idee eines "ewigen Friedens" entwickelt, der durch seinen "Kategorischen ima perativ" zu vollziehen und zu begreifen sei. Die Sitte ist aber sittlich nur durch das, was als gut gilt, was den [[Gewohnheiten]] der Kultur nötig ist, weil es die Güte der Kultur betrifft, [[Kulturgut]] ist. Bestimmend für die Sitte ist die Gewöhnung an die vorgefundenen [[Verhältnisse]], an die [[Gegebenheiten]] der Kultur. Sie ist das für gut Befundene, das Gütesiegel, das als [[Güte]] der Lebensverhältnisse [[bewertete]] und ihrer [[Kultur]] angemessene [[allgemeine]] [[Verhalten]] eines [[Ganzen]], das ethisch erforderlich ersscheint, um eine [[Kultur]] vor [[Nichtung]] und Niedergang zu bewahren. »Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67 Von daher entspricht sie einerseits der Geschichte einer [[Kultur]] und bestimmt das [[Brauchtum]] durch ihre [[Ordnung]] und Anordnung zu einem Maß ihrer Verhältnisse, wie zugleich sich andererseits ihrer [[Vernunft]] entsprechend als Zusammenhang einer ungebrochenen [[Ganzheit]] vorzustellt, eines [[Heils]], das aus der artigen Befolgung ihrer Güte resultieren würde. Von daher enthält die Sitte bereits die [[Bestimmung]] einer Art, wie sie auch in der [[Gesinnnung]] verlangt ist. Im Unterschied zur [[Ethik]], welche sich konstitutiv [[bewertend]] und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die [[Gewohnheiten]] einer Kultur einfügt und diese als [[Hochkultur]] bestärkt, was im Allgemeinen einfach [[schön und gut]] ist. Als Reflex auf ein schlechtes [[Verhalten]] besteht sie daher meist auch nur aus der [[Gewohnheit]] und [[Bedeutung]], welche die sinnlichen [[Verhältnisse]] der Menschen haben und bilden, ist ihr [[Gewissen]], das ihrer [[Güte]] zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine [[heile Welt]] behauptet. Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen [[Ästhetik]]. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem [[ästhetischen Willen]] aufgeht, welchen eine Kultur [[ästhetisch]] herausgebildet hat und daran im kulturellen [[Verhältnis]] der Menschen deren [[Ausdruck]] und Verhalten ver[[gewissert]] und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem [[zwischenmenschlichen]] Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht. Diese können nur dort sittlich sein, wo sie als Kategorie ihrer Kultur im Alltag des Lebens durch Zustimmung oder Ablehnung bestätigt und funktional sind, wo sie also als [[Repräsentanten]] einer allgemeinen [[Stimmunng]] gelten (siehe auch [[repräsentative Demokratie)]], wo es also keine andere Bestätigung außerhalb ihrer [[Erklärung]] (siehe [[Aufklärung]]) für sie gibt (z.B. als [[Seele]] eines [[Volkes]] (siehe auch [[Rassismus]]) oder [[Wahrnehmung]] oder [[Gefühl]] usw.). Sitte funktioniert daher allgemein nur, wo Wahrnehmung nichts anderes als sich selbst [[wahrhat]] (siehe auch [[Logik der Kultur]] Teil 3c). Unsittliches Verhalten überschreitet daher meist auch die Grenzen dieses Wahrnehmungsverhältnisses und kann partiell durchaus die darin eingebundene Beschränkung der [[Erkenntnis]] aufheben und sie somit aus ihrer Unterwerfung durch die Gewohntheiten der [[Wahrnehmung]] befreien. | |||
"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir." (Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, A 289) | |||
" | Die so genannten "guten Sitten" sollen die bisherige [[Bräuche]] einer vorherrschenden a href="../lex.php?lex=Religion" target="info">Religion als [[Kultur]] bewahren und die Sitten einer religiös begründeten Kulturgemeinschft als über die darin entstandenen Sitten einer herrschenden [[Kultur]] bewahren und [[normativ]] also als [[Norm]] gewordene [[Gewohnheit]] im [[Bräuche]], die zur Erhaltung einer [[bestimmten]] [[Zivilisation]] [[nötig]] zu sein [[scheinen]]. Innerhalb der [[politische Kultur]] ist Sitte ein [[ästhetisches Vorurteil]] des [[Kulturbürgertums]] über das, was als [["schön und gut"]] in den [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] ihrer [[Veremeinschaftung]] zu [[bewerten]] sei. Es wird auf diese Weise ganz einfach der [[Lebenswert]] eines [[gesellschaftlichen]] [[Verhältnisses]] der [[Selbstverwertung]] , das allen [[ästhetischen Verhältnissen]] als [[abstrakt allgemeines]] Gebot zugrunde liegt auf ihre [[einzelnen]] [[Beziehungen]] (siehe z.B. [[Gemeinde]], [[Kultur]], [[Subkultur]], [[Sekte]]) übertragen. Sittlich ist dann das, was sich im Zugehörigen Dasein gehört (siehe auch [[Hörigkeit]]), indem es sich als ein gehorsames – weil sittliches – [[Verhalten]] im [[Verhältnis]] ihrer [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] bestimmen lässt. | ||
Wo sich darin und im [[Allgemeinen]] die Menschen durch ihre [[Lebensverhältnisse]] auf sich selbst [[beziehen]] (siehe [[Selbstbeziehung]]), solange sie nur in [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] sich zueinander [[verhalten]], müssen sie ihr [[Verhalten]] aus Gebotenheiten ihrer in [[Wirklichkeit]] [[abstrakten]] [[Beziehungen]] bestimmen. Doch gerade darin volllziehen sie blind das gesellschaftlich [[Notwendige]], so sehr es ihnen auch verborgen sein mag. Was sich schickt oder schick ist, wird schnell zu einer [[Mode]]. Was man schon immer nötig hatte, der allgemeine [[Gebrauch]], die Art und Weise der gebräuchlichen [[Selbstbeziehung]] wurde zum [[Brauchtum]]. Auf diesem Gedaanken hat Kant seine Idee eines "ewigen Friedens" entwickelt, der durch seinen "Kategorischen ima perativ" zu vollziehen und zu begreifen sei. Die Sitte ist aber sittlich nur durch das, was als gut gilt, was den [[Gewohnheiten]] der Kultur nötig ist, weil es die Güte der Kultur betrifft, [[Kulturgut]] ist. Bestimmend für die Sitte ist die Gewöhnung an die vorgefundenen [[Verhältnisse]], an die [[Gegebenheiten]] der Kultur. Sie ist das für gut Befundene, das Gütesiegel, das als [[Güte]] der Lebensverhältnisse [[bewertete]] und ihrer [[Kultur]] angemessene [[allgemeine]] [[Verhalten]] eines [[Ganzen]], das ethisch erforderlich ersscheint, um eine [[Kultur]] vor [[Nichtung]] und Niedergang zu bewahren. | |||
»Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67 | |||
Von daher entspricht sie einerseits der Geschichte einer [[Kultur]] und bestimmt das [[Brauchtum]] durch ihre [[Ordnung]] und Anordnung zu einem Maß ihrer Verhältnisse, wie zugleich sich andererseits ihrer [[Vernunft]] entsprechend als Zusammenhang einer ungebrochenen [[Ganzheit]] vorzustellt, eines [[Heils]], das aus der artigen Befolgung ihrer Güte resultieren würde. Von daher enthält die Sitte bereits die [[Bestimmung]] einer Art, wie sie auch in der [[Gesinnnung]] verlangt ist. | |||
Im Unterschied zur [[Ethik]], welche sich konstitutiv [[bewertend]] und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die [[Gewohnheiten]] einer Kultur einfügt und diese als [[Hochkultur]] bestärkt, was im Allgemeinen einfach [[schön und gut]] ist. Als Reflex auf ein schlechtes [[Verhalten]] besteht sie daher meist auch nur aus der [[Gewohnheit]] und [[Bedeutung]], welche die sinnlichen [[Verhältnisse]] der Menschen haben und bilden, ist ihr [[Gewissen]], das ihrer [[Güte]] zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine [[heile Welt]] behauptet. | Im Unterschied zur [[Ethik]], welche sich konstitutiv [[bewertend]] und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die [[Gewohnheiten]] einer Kultur einfügt und diese als [[Hochkultur]] bestärkt, was im Allgemeinen einfach [[schön und gut]] ist. Als Reflex auf ein schlechtes [[Verhalten]] besteht sie daher meist auch nur aus der [[Gewohnheit]] und [[Bedeutung]], welche die sinnlichen [[Verhältnisse]] der Menschen haben und bilden, ist ihr [[Gewissen]], das ihrer [[Güte]] zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine [[heile Welt]] behauptet. | ||
Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen [[Ästhetik]]. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem [[ästhetischen Willen]] aufgeht, welchen eine Kultur [[ästhetisch]] herausgebildet hat und daran im kulturellen [[Verhältnis]] der Menschen deren [[Ausdruck]] und Verhalten ver[[gewissert]] und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem [[zwischenmenschlichen]] Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht. | Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen [[Ästhetik]]. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem [[ästhetischen Willen]] aufgeht, welchen eine Kultur [[ästhetisch]] herausgebildet hat und daran im kulturellen [[Verhältnis]] der Menschen deren [[Ausdruck]] und Verhalten ver[[gewissert]] und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem [[zwischenmenschlichen]] Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht. | ||
Diese | Diese können nur dort sittlich sein, wo sie als Kategorie ihrer Kultur im Alltag des Lebens durch Zustimmung oder Ablehnung bestätigt und funktional sind, wo sie also als [[Repräsentanten]] einer allgemeinen [[Stimmunng]] gelten (siehe auch [[repräsentative Demokratie)]], wo es also keine andere Bestätigung außerhalb ihrer [[Erklärung]] (siehe [[Aufklärung]]) für sie gibt (z.B. als [[Seele]] eines [[Volkes]] (siehe auch [[Rassismus]]) oder [[Wahrnehmung]] oder [[Gefühl]] usw.). Sitte funktioniert daher allgemein nur, wo Wahrnehmung nichts anderes als sich selbst [[wahrhat]] (siehe auch [[Logik der Kultur]] Teil 3c). Unsittliches Verhalten überschreitet daher meist auch die Grenzen dieses Wahrnehmungsverhältnisses und kann partiell durchaus die darin eingebundene Beschränkung der [[Erkenntnis]] aufheben und sie somit aus ihrer Unterwerfung durch die Gewohntheiten der [[Wahrnehmung]] befreien. | ||
Version vom 2. November 2025, 17:33 Uhr
"So wenig die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich; die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergeldes, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles sind die ungeheuern Elemente, auf die gegenwärtig ein junger Mann gesetzt ist." (Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, letzte Fassung 1829, Bd. 8, S. 313)
Immanuel Kant hat die Gespaltenheit zwischen Himmel und Erde als den Ausgangspunkt seiner Philosophie formuliert: "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir." (Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, A 289) Die so genannten "guten Sitten" sollen die bisherige Bräuche einer vorherrschenden a href="../lex.php?lex=Religion" target="info">Religion als Kultur bewahren und die Sitten einer religiös begründeten Kulturgemeinschft als über die darin entstandenen Sitten einer herrschenden Kultur bewahren und normativ also als Norm gewordene Gewohnheit im Bräuche, die zur Erhaltung einer bestimmten Zivilisation nötig zu sein scheinen. Innerhalb der politische Kultur ist Sitte ein ästhetisches Vorurteil des Kulturbürgertums über das, was als "schön und gut" in den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Veremeinschaftung zu bewerten sei. Es wird auf diese Weise ganz einfach der Lebenswert eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Selbstverwertung , das allen ästhetischen Verhältnissen als abstrakt allgemeines Gebot zugrunde liegt auf ihre einzelnen Beziehungen (siehe z.B. Gemeinde, Kultur, Subkultur, Sekte) übertragen. Sittlich ist dann das, was sich im Zugehörigen Dasein gehört (siehe auch Hörigkeit), indem es sich als ein gehorsames – weil sittliches – Verhalten im Verhältnis ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen lässt. Wo sich darin und im Allgemeinen die Menschen durch ihre Lebensverhältnisse auf sich selbst beziehen (siehe Selbstbeziehung), solange sie nur in zwischenmenschlichen Beziehungen sich zueinander verhalten, müssen sie ihr Verhalten aus Gebotenheiten ihrer in Wirklichkeit abstrakten Beziehungen bestimmen. Doch gerade darin volllziehen sie blind das gesellschaftlich Notwendige, so sehr es ihnen auch verborgen sein mag. Was sich schickt oder schick ist, wird schnell zu einer Mode. Was man schon immer nötig hatte, der allgemeine Gebrauch, die Art und Weise der gebräuchlichen Selbstbeziehung wurde zum Brauchtum. Auf diesem Gedaanken hat Kant seine Idee eines "ewigen Friedens" entwickelt, der durch seinen "Kategorischen ima perativ" zu vollziehen und zu begreifen sei. Die Sitte ist aber sittlich nur durch das, was als gut gilt, was den Gewohnheiten der Kultur nötig ist, weil es die Güte der Kultur betrifft, Kulturgut ist. Bestimmend für die Sitte ist die Gewöhnung an die vorgefundenen Verhältnisse, an die Gegebenheiten der Kultur. Sie ist das für gut Befundene, das Gütesiegel, das als Güte der Lebensverhältnisse bewertete und ihrer Kultur angemessene allgemeine Verhalten eines Ganzen, das ethisch erforderlich ersscheint, um eine Kultur vor Nichtung und Niedergang zu bewahren. »Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67 Von daher entspricht sie einerseits der Geschichte einer Kultur und bestimmt das Brauchtum durch ihre Ordnung und Anordnung zu einem Maß ihrer Verhältnisse, wie zugleich sich andererseits ihrer Vernunft entsprechend als Zusammenhang einer ungebrochenen Ganzheit vorzustellt, eines Heils, das aus der artigen Befolgung ihrer Güte resultieren würde. Von daher enthält die Sitte bereits die Bestimmung einer Art, wie sie auch in der Gesinnnung verlangt ist. Im Unterschied zur Ethik, welche sich konstitutiv bewertend und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die Gewohnheiten einer Kultur einfügt und diese als Hochkultur bestärkt, was im Allgemeinen einfach schön und gut ist. Als Reflex auf ein schlechtes Verhalten besteht sie daher meist auch nur aus der Gewohnheit und Bedeutung, welche die sinnlichen Verhältnisse der Menschen haben und bilden, ist ihr Gewissen, das ihrer Güte zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine heile Welt behauptet. Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen Ästhetik. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem ästhetischen Willen aufgeht, welchen eine Kultur ästhetisch herausgebildet hat und daran im kulturellen Verhältnis der Menschen deren Ausdruck und Verhalten vergewissert und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem zwischenmenschlichen Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht. Diese können nur dort sittlich sein, wo sie als Kategorie ihrer Kultur im Alltag des Lebens durch Zustimmung oder Ablehnung bestätigt und funktional sind, wo sie also als Repräsentanten einer allgemeinen Stimmunng gelten (siehe auch repräsentative Demokratie), wo es also keine andere Bestätigung außerhalb ihrer Erklärung (siehe Aufklärung) für sie gibt (z.B. als Seele eines Volkes (siehe auch Rassismus) oder Wahrnehmung oder Gefühl usw.). Sitte funktioniert daher allgemein nur, wo Wahrnehmung nichts anderes als sich selbst wahrhat (siehe auch Logik der Kultur Teil 3c). Unsittliches Verhalten überschreitet daher meist auch die Grenzen dieses Wahrnehmungsverhältnisses und kann partiell durchaus die darin eingebundene Beschränkung der Erkenntnis aufheben und sie somit aus ihrer Unterwerfung durch die Gewohntheiten der Wahrnehmung befreien.
"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir." (Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, A 289)
Die so genannten "guten Sitten" sollen die bisherige Bräuche einer vorherrschenden a href="../lex.php?lex=Religion" target="info">Religion als Kultur bewahren und die Sitten einer religiös begründeten Kulturgemeinschft als über die darin entstandenen Sitten einer herrschenden Kultur bewahren und normativ also als Norm gewordene Gewohnheit im Bräuche, die zur Erhaltung einer bestimmten Zivilisation nötig zu sein scheinen. Innerhalb der politische Kultur ist Sitte ein ästhetisches Vorurteil des Kulturbürgertums über das, was als "schön und gut" in den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Veremeinschaftung zu bewerten sei. Es wird auf diese Weise ganz einfach der Lebenswert eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Selbstverwertung , das allen ästhetischen Verhältnissen als abstrakt allgemeines Gebot zugrunde liegt auf ihre einzelnen Beziehungen (siehe z.B. Gemeinde, Kultur, Subkultur, Sekte) übertragen. Sittlich ist dann das, was sich im Zugehörigen Dasein gehört (siehe auch Hörigkeit), indem es sich als ein gehorsames – weil sittliches – Verhalten im Verhältnis ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen lässt.
Wo sich darin und im Allgemeinen die Menschen durch ihre Lebensverhältnisse auf sich selbst beziehen (siehe Selbstbeziehung), solange sie nur in zwischenmenschlichen Beziehungen sich zueinander verhalten, müssen sie ihr Verhalten aus Gebotenheiten ihrer in Wirklichkeit abstrakten Beziehungen bestimmen. Doch gerade darin volllziehen sie blind das gesellschaftlich Notwendige, so sehr es ihnen auch verborgen sein mag. Was sich schickt oder schick ist, wird schnell zu einer Mode. Was man schon immer nötig hatte, der allgemeine Gebrauch, die Art und Weise der gebräuchlichen Selbstbeziehung wurde zum Brauchtum. Auf diesem Gedaanken hat Kant seine Idee eines "ewigen Friedens" entwickelt, der durch seinen "Kategorischen ima perativ" zu vollziehen und zu begreifen sei. Die Sitte ist aber sittlich nur durch das, was als gut gilt, was den Gewohnheiten der Kultur nötig ist, weil es die Güte der Kultur betrifft, Kulturgut ist. Bestimmend für die Sitte ist die Gewöhnung an die vorgefundenen Verhältnisse, an die Gegebenheiten der Kultur. Sie ist das für gut Befundene, das Gütesiegel, das als Güte der Lebensverhältnisse bewertete und ihrer Kultur angemessene allgemeine Verhalten eines Ganzen, das ethisch erforderlich ersscheint, um eine Kultur vor Nichtung und Niedergang zu bewahren.
»Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67
Von daher entspricht sie einerseits der Geschichte einer Kultur und bestimmt das Brauchtum durch ihre Ordnung und Anordnung zu einem Maß ihrer Verhältnisse, wie zugleich sich andererseits ihrer Vernunft entsprechend als Zusammenhang einer ungebrochenen Ganzheit vorzustellt, eines Heils, das aus der artigen Befolgung ihrer Güte resultieren würde. Von daher enthält die Sitte bereits die Bestimmung einer Art, wie sie auch in der Gesinnnung verlangt ist.
Im Unterschied zur Ethik, welche sich konstitutiv bewertend und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die Gewohnheiten einer Kultur einfügt und diese als Hochkultur bestärkt, was im Allgemeinen einfach schön und gut ist. Als Reflex auf ein schlechtes Verhalten besteht sie daher meist auch nur aus der Gewohnheit und Bedeutung, welche die sinnlichen Verhältnisse der Menschen haben und bilden, ist ihr Gewissen, das ihrer Güte zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine heile Welt behauptet.
Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen Ästhetik. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem ästhetischen Willen aufgeht, welchen eine Kultur ästhetisch herausgebildet hat und daran im kulturellen Verhältnis der Menschen deren Ausdruck und Verhalten vergewissert und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem zwischenmenschlichen Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht.
Diese können nur dort sittlich sein, wo sie als Kategorie ihrer Kultur im Alltag des Lebens durch Zustimmung oder Ablehnung bestätigt und funktional sind, wo sie also als Repräsentanten einer allgemeinen Stimmunng gelten (siehe auch repräsentative Demokratie), wo es also keine andere Bestätigung außerhalb ihrer Erklärung (siehe Aufklärung) für sie gibt (z.B. als Seele eines Volkes (siehe auch Rassismus) oder Wahrnehmung oder Gefühl usw.). Sitte funktioniert daher allgemein nur, wo Wahrnehmung nichts anderes als sich selbst wahrhat (siehe auch Logik der Kultur Teil 3c). Unsittliches Verhalten überschreitet daher meist auch die Grenzen dieses Wahrnehmungsverhältnisses und kann partiell durchaus die darin eingebundene Beschränkung der Erkenntnis aufheben und sie somit aus ihrer Unterwerfung durch die Gewohntheiten der Wahrnehmung befreien.