Bruttoinlandsprodukt
"Wenn die Masse der zum discount präsentierten bills identisch wäre mit den "Bedürfnissen der Zirkulation", des Geldumlaufs im eigentlichen Sinn, müßte der Notenumlauf bestimmt sein durch die Masse der diskontierten Wechsel. Diese Bewegung nun ist durchschnittlich nicht nur nicht parallel, sondern oft eine umgekehrte. Die Masse der diskontierten Wechsel und die Fluktuationen darin drücken die Bedürfnisse des Kredits aus, während die Masse des zirkulierenden Gelds durch ganz verschiedne Einflüsse bestimmt wird." (MEW 42, S. 49)
Das Bruttoinlandsprodukt (Abkürzung: BIP) gibt die geldwerte Bilanz der diskontierten Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft von Inländern und Ausländern hergestellt wurden, also auch Exportgüter umfassen. Es ist die Preisform des aus der inländischen Produktion resultierenden Warenkapitals (resultierend aus Verschleiß von konstantem Kapital + Löhne + Mehrwert) nach Abzug der Vorleistungen und Steuern, zuzüglich des Finanzkapitals, wie es sich in den Bilanzen der Geldinstitute niederschlägt. Aus dem Bruttoinlandsprodukt ergibt sich das Nettoinlandsprodukt nach Abzug der Abschreibungen (verschlissene Investitionen).
In der Statistik des Bruttoinlandsprodukts werden alle Umsätze aufsummiert, die auch völlig gegensinnige Werte darstellen. So erscheint dort der Geldumsatz der Finanzindustrie als Dienstleistung ebenso positiv, wie der Umsatz realwirtschaftlich erzeugter Produkte, obwohl erstre dem Buchgeld einer Negativverwertung entspringen, die letztre Produktion entwertet, ein fiktives Kapital gegen reelle Produktion verrechnet. Von daher kann das BIP überhaupt keine Aussage über den Wohlstand einer Nation machen. Der wäre dann um so größer in dem Maß, wie das Kreditwesen anwächst.
Nach Korrektur des Preisindexes auf Grundlage der Inflationsrate (reales BIP=nominales BIP/Preisindex*100) lässt sich der wirtschaftliche Selbsterhalt vernachlässigen, da er damit als konstant unterstellt ist. So wird lediglich das Mehr oder Weniger der Produktpreise zum Maß der nationalen Wertschöpfung im Vergleich zum Vorjahr als Prozente des Wertwachstums verwendet. Das Bruttoinlandsprodukt ist daher das Maß für die geldwerte wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum, letztlich der Kapitalwert des Sozialprodukts, der über dessen bloße Subsistenz hinaus erwirtschaftet wird. Daraus ergibt sich die Kaufkraft der Währung dieses Wirtschaftsgebiets, die Sicherheit ihrer Verwendbarkeit für An- und Verkauf als ein Geldwert im Verhältnis zu anderen Währungen. Das Gesamt BIP der europäischen Staaten steht für die Kaufkraft des Euro. Diese lässt sich auch als Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung darstellen.
Oft wird das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts als Wirtschaftswachstum bezeichnet. Doch das geldwerte Wachsen des Bruttoinlandsprodukts sagt im Grunde sehr wenig über das reale Wachstum der Wirtschaft und ihrer Produkte aus. Dieses bleibt hauptsächlich von Löhnen und Exporten abhängig. Und wer will behaupten, dass die Löhne so gewachsen sind, dass die gehandelten Produktpreise ein Wirtschaftswachstum darstellen könnten? Es ist doch wesentlich der in den Preisen der verkauften Waren realisierte Mehrwet pro Masse des eingesetzten Gesamtkapitals, also das Verhältnis von Mehrwert zu Kapitaleinsatz, die Profitrate, das die Verwertungslage kennzeichnet. Und die kann auch bei geringer werdender Produktmenge, z.B. bei verminderter Fördermenge von Öl oder Energie oder Wohnungsbau wachsen, weil dadurch bei gleichbleibendem Arbeitslohn der Preis der Produkte in die Höhe getrieben wird. Es bleibt ein ziemlicher Unsinn, wenn zwischen Wertwachstum und Wirtschaftswachstum nicht unterschieden wird. Zudem kann Wirtschaftswachstum im eigentlichen Wortsinn nur heißen, dass die Wirtschaftlichkeit der Produktion wächst, dass also mit geringerem Aufwand effektiver produziert wird, also in der Tat weniger Arbeit und geringerer Rohstoffverbrauch nötig ist. Und gerade dies verhindert das Kapitalwachstum.