Entwertung
"Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." (MEB 40, S. 511f.)
Wo sich Fremdes sachlich fixiert, wo es sich als Sache über ihre geschichtliche Entstehung setzt (siehe historischer Materialismus) und gegen deren Ohnmacht behauptet, existiert sie als ein Wert, der nicht wahr ist, weil es sich als Unwert verwirklicht hat und alles entwirklicht, was dadurch bestimmt wird, dass sie die Wirklichkeit einer überwertig Bestimmung darstellt und erzeugt (siehe Scheinwelt). Sie ist also das Produkt einer Entwertung, das im Besonderen dadurch mächtig ist, dass es im Allgemeinen den Menschen fremd bleibt, indem es ihre Ohnmacht verallgemeinert, dass es ihre Selbstverwirklichung als die Entwirklichung ihrer Achtung vor sich und anderen erfährt, ihre Arbeit als Verlust ihrer Selbstachtung erleben muss und sie durch Selbstverwertung ersetzt (siehe Selbstwert ).
"Unser wechselseitiger Wert ist für uns der Wert unsrer wechselseitigen Gegenstände. Also ist der Mensch selbst uns wechselseitig wertlos. ... Gesetzt, wir hätten als Menschen produziert: Jeder von uns hätte in seiner Produktion sich selbst und den andren doppelt bejaht. Ich hätte 1. in meiner Produktion meine Individualität, ihre Eigentümlichkeit vergegenständlicht und daher sowohl während der Tätigkeit eine individuelle Lebensäußerung genossen, als im Anschauen des Gegenstandes die individuelle Freude, meine Persönlichkeit als gegenständliche, sinnlich anschaubare und darum überallen Zweifel erhabene Macht zu wissen. 2. In deinem Genuß oder deinem Gebrauch meines Produkts hätte ich unmittelbar den Genuß, sowohl des Bewußtseins, in meiner Arbeit ein menschliches Bedürfnis befriedigt, also das menschliche Wesen vergegenständlicht und daher dem Bedürfnis eines andren menschlichen Wesens seinen entsprechenden Gegenstand verschafft zu haben, 3. für dich der Mittler zwischen dir und der Gattung gewesen zu sein, also von dir selbst als eine Ergänzung deines eignen Wesens und als ein notwendiger Teil deiner selbst gewußt und empfunden zu werden, also sowohl in deinem Denken wie in deiner Liebe mich bestätigt zu wissen, 4. in meiner individuellen Lebensäußerung unmittelbar deine Lebensäußerung geschaffen zu haben, also in meiner individuellen Tätigkeit unmittelbar mein wahres Wesen, mein menschliches, mein Gemeinwesen bestätigt und verwirklicht zu haben. Unsere Produktionen wären ebenso viele Spiegel, woraus unser Wesen sich entgegenleuchtete." (MEW 40, S. 462f.)
Die politische Form der Entwertung menschlicher Arbeit ist die Aneignung einer Existenz, deren Erhalt der Arbeitskraft einen Aufwand abverlangt, der zur Mehrwertbildung des Kapitals zu einem wesentlichen Teil unbezahlt angeeignet wird, in Wahrheit unbezahlte Arbeit ist (siehe Kapitalismus). Die private Aneignung von gesellschaftlicher Produktion bewirkt die Entwirklichung des arbeitenden Menschen. Ihr wertbildender gesellschaftlicher Charakter wird durch ihre Geldform zu einem Produkt der Geldform als Lohn entgelten wird. Sie existiert dadurch gesellschaftlich als Produkt einer Lohnarbeit, deren Wert nur als notwendige Arbeit, also als Arbeit für das Nötigste zum Leben verwirklicht wird und die zu einem Preis bzw. Lohn geleistet wird, der ihre private Wirklichkeit nicht durch das vermittelt wird, was sie an Wert schafft. In Wahrheit erzeugt sie den gesellschaftlichen Reichtum als Produkt einer überwertigen gesellschaftlichen Formation, als Form eines Mehrwerts. Es ist eine Arbeit, die über die Lohnform ihrer Zeit unfreiwillig unbezahlt ist, weil der Wert, den sie bildet, über das hinaus geht, was sie bezahlen kann (siehe Geld als Zahlungsmittel), weil es in ihrem Lohn nicht entgolten wird, weil ihr Preis durch Bedingungen erzwungen ist, die auf dem Markt nur durch Geld als Kaufmittel dargestellt sind und also dem Käufer durch seinen Besitz an Geld als Kaufmittel mehr Wert einbringt als sie Zahlungsmittel für die Ressourcen der Arbeit kostet (siehe hierzu auch Existenzwert).
Eine Entwertung geschieht also durch einen Wert, der seinen Wert für die Menschen über den Austausch der Arbeitsprodukte beziehen kann und verloren hat soweit er nur als Kapital und letztlich als fiktives Kapital (siehe auch Schuldgeldsystem) gehandelt werden kann (siehe auch Negativverwertung). Dieser Warentausch setzt vor allem fiktive Verhältnisse vorraus, die einen nominellen Wert darstellen, der sich nicht realisieren lässt (siehe Wertrealisation). Es setzt also ein Schuldverhältni voraus, an dem bemessen ist, was negativ zu den vorherschednden Verhältnissen steht, was in diesen also nicht wirklich existiert. Dieser Wert selbst muss also nicht schon wirklich vorhanden sein. Es genügt, ihn ideell, zum Beispiel in einer Bewertung zu unterstellen (siehe hierzu auch Derivatenhandel), um daran eine Negation fest zu machen, durch welche die Nichtung von etwas Seiendem betrieben wird (siehe z.B. Lebenswerte). Die Fiktion wird als Spekulation zu einer Wette zwischen Gott und Teufel. Und also sprach dieser:
"Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt Mein eigentliches Element."(Mephisto in Goethes "Faust")
Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals haben sich die Beziehungen des Arbeitslohns zur Existenz der arbeitenden Bevölkerung verändert. Nach wie vor findet die Ausbeutung von Menschen durch das Kapital im Produktionsprozess über die ganzen Zeitverhältnisse ihres Lebens statt, doch nicht mehr unbedingt über ihre bloßen Arbeitszeiten. Doch zunehmend verteilt sie sich über ihre ganze Existenz, die vor allem durch immer mehr Unkosten immer teurer wird, weil diese nicht mehr nur die Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft betreffen, sondern für die bloßen Umstände und Strukturen ihres Lebens bezahlen müssen. Nicht mehr nur, weil ihre Arbeitskraft als Ware in den Produktionsprozess eingeht, aus welchem sich Mehrwert aus unbezahlter Arbeit für den Kapitalmarkt beziehen lässt, sondern weil der Kapitalmarkt selbst die Kosten des Lebens der Menschen über ihre schlichte Existenz schon durch einen Existenzwert ihrer Währung bestimmt, um hierüber seine Produzenten und Konsumenten als Bürgen der Nationalstaaten in der Konkurrenz ihrer Währungen zu nutzen und negierte Lebenssubstanz aus dessen Preisbildung bezieht (siehe hierzu auch Negativverwertung).