Feminismus

Aus kulturkritik

"Der weibliche Charakter und das Ideal der Weiblichkeit, nach dem er modelliert ist, sind Produkte der männlichen Gesellschaft. Das Bild der unentstellten Natur entspringt erst in der Entstellung als ihr Gegensatz. Dort, wo sie human zu sein vorgibt, züchtet die männliche Gesellschaft in den Frauen souverän ihr eigenes Korrektiv und zeigt sich durch Beschränkung als ihr unerbittlicher Meister. Der weibliche Charakter ist Abdruck des Positivs der Herrschaft. Damit aber so schlecht wie diese. Was überhaupt im bürgerlichen Verblendungszusammenhang Natur heißt, ist bloß das Wundmal gesellschaftlicher Verstümmelung. Wenn das psychoanalytische Theorem zutrifft, daß die Frauen ihre physische Beschaffenheit als Folge von Kastration empfinden, so ahnen sie in ihrer Neurose die Wahrheit. Die sich als Wunde fühlt, wenn sie blutet, weiß mehr als die, welche sich als Blume vorkommt, weil das ihrem Mann in den Kram paßt." (Adorno, Minima moralia)

Feminismus ist ein Soziologischer Bergriff, der auf eine gesellschaftliche Angleichung der Frauenbewegungen an die bürgerlichen Ideale der Gleichheit durch Gleichsetzung zielt. Von da her ist er eine ideologisierte Position die sich aus der Frauenbewegung die Idealisierung der Anpassung herausgenommen hat. Damit soll eine poltische Position und Theorie zur Emanzipation der Frauen gegen die Mächte und Gewohnheiten des Patriarchats verstanden sein. Die hat sich seit den Frühsozialisten des 19. Jahrhunderts entwickelt und besonders in den 80ger Jahren des 20. Jahrhunderts eine große gesellschaftliche und damit politische Bedeutung, die aus den Ursprünge der Frauenbewegungen sich zu positionieeren sucht. Diese waren allerdings eher auf wesentliche Elemente einer gesellschaftlichen Subjektivität der Frau gegen ihre Ausbeutung bezogen.

Schon im "Kommunistischen Manifest" waren poltische Forderungen zur Verwirklichung geschlechtsspezifischer Subjektivität - gegen die Fremdbestimmung der Frau, gegen weibliche Selbstentfremdung vor allem noch von Männern (Marx und Engels) formuliert, die sich in der Deformation von Naturempfindungen zwischen den Geschlechtern, als Nutzungsverhältnis der Geschlechtlichkeit überhaupt darstellt. Bei der Diskussion hierüber hat sich zum großen Teil Einigkeit darüber hergestellt, dass in dieser Hinsicht die Frauenbewegung auch ein Problem männlicher Subjektivität darstelt, in der sich auch Männer begreifen und verständigen sollten. Von da her wurden die Positionen, welchen an einen "Geschlechterkampf" lagen, immer seltener und zur Gender-Diskussion des Kulturverhaltens der Geschlechter im Zeitalter der Globalisierung entwickelt.

Politisch stand schon lange im Vorfeld des allgemeinen Rollenverständnisses die Frau als "geborene Dienstleistung" der "angeborenen Autarkie des Mannes" entgegen und hat zur Klassifikation des Kapitalismus als Gesellschaftsform des Patriarchats geführt. Die Gleichsetzung von beidem enthielt das bisher unaufgelöste Problem, dass ökonomische und kulturelle Verhältnisse hierbei ideologisiert wurden und nur ideologiekritische Postitionen erbringen, die sich teilweise auch zu rassistischen Äußerungen verstiegen haben (vergl. hierzu z.B. Roswitha Scholz "Der Wert ist der Mann"). Im Streit hierüber haben sich entsprechende Positionen weitgehend entpolitisiert.

Seit den 90ger Jahren formuliert sich ein neuer Feminismus, der geschlechtliche Identität als "Grundlage produktiver Konflikte" begreift "für eine Linke, die so nicht einheitlich, aber in einem perspektivischen Sinn 'universell' ist" (Widerspruch 44, S. 126).

Wesentlich und kulturell sind Frauen und Männer in der bürgerlichen Kultur in den Zwiespalt abstrakter Sinnlichkeit verstrickt, der auch als geschlechtliche Formation, als Machtbestrebung in einem Geschlechterkampf erscheint. Dieser existiert praktisch sowohl in der Rollenaufteilung, wie auch kulturell als Ästhetisierung der Geschlechtseigenschaften zu allgemein objektiven Körperlichkeiten (siehe Körperfetischismus). Letztres paralysiert Geschlechtlichkeit überhaupt (siehe Entleibung) und erzeugt deren Veranstaltung im Design des ästhetischen Willens (siehe hierzu Design). Die Fortentwicklung des Geschlechtsverhältnisses zu einem Leichnam vergesellschaftlichter Geschlechtlichkeit objektiviert sich zu einem Gattungsbegriff des Faschismus als Lebensformation eines Volkskörpers (siehe auch Immanuel Kant). Hiergegen muss die Eigenheit der Geschlechter und ihre spezifische Subjektivität bewahrt und verteidigt werden - auch, um Mann und Frau als wechselseitige gesellschaftliche Subjekte herauszustellen (siehe hierzu auch Frauenbewegung). Ein marxistischer Feminismus will daher die Entwicklung menschlicher Geschlechtsverhältnisse mit der gesellschaftlichen Emanzipation der Menschen gegen eine auf Kapitalverwertung (siehe Verwertungszwang) gründende Gesellschaft zusammenführen.