Gutmensch
Mit dem Begriff Gutmensch wurden und werden Absichten abgehandelt, die auf eine hohe moralische Integrit�t abzielen, um die Durchsetzbarkeit und Verwirklichung einer besseren oder guten und sch�nen Welt durch die Aufh�ufung von Protest in einem durch seine Allgemeinheit "politisch korrektem" zu erreichen (siehe "Political Correctness" alias Politische Korrektheit). Gekennzeichnet soll ein solcher Gutmensch dadurch sein, dass er an eine [[G�te]] des Menschseins glaubt, an eine Entwicklung, in der die Abwendung des Schlechten durch die Vernunft eines guten Willens bestimmt werden kann. Er glaube an die Befriedung der Menschheit durch eine vern�nftige Ethik.
Dadurch, dass sich ihm Vernunft aus der [[G�te]] des Menschseins, aus einer selbstgerechten Ideologie begr�nden w�rde, wird das Ungute, das Schlechte zugleich auch das [[B�se]]. [[Aufkl�rung]] begr�ndet sich ja tats�chlich letztlich aus einem Imperativ des guten Willens: Sie will das B�se verhindern, indem sie das Gute als menschlichen Allgemeinzweck setzt. Die Vernunft �berhaupt ist die allgemeine Kategorie des Guten als Grundlage dieser Ethik. Ihr allgemeinster Imperativ ist: Handle so gut, wie du behandelt sein willst. Ihre Schlussfolgerung: Dann geht es allen gut.
Das Gutmenschentum wird gerne von der Rechten den Linken vorgeworfen. Aber gerade das [[reaktion�re Bewusstsein]] setzt auf die [[G�te]] seiner Lebensverh�ltnisse. Es entspringt den Gewohnheiten einer heilen Welt, die sich angegriffen sieht von einen �u�eren Feind, als Organ fremder M�chte t�tig ist und Schutz vor ihm n�tig macht (siehe auch [[�sthetischer Wille]]). Der Reaktion�r begreift sich selbst als Opfer b�ser Machenschaften, einer [[Willk�r]], die ihm aus einem Chaos fremder Interessen entgegenscheint und als origin�re Verursacher eines �bels, als Macht des [[B�sen]] begriffen wird (siehe Fremdenfeindlichkeit), - oft nicht mal innerhalb der eigenen Lebensverh�ltnisse begr�ndet erscheint, sondern lediglich die Prinzipien seiner Selbstgerechtigkeit artikuliert ("Wir sind das Volk").
Die Reaktion begr�ndet sich vor allem aus der [[Wertsch�tzung]] der eigenen Welt, der aus einem [[�sthetischen Willen]] heraus ein [[Verm�gen]] zugesprochen wird, das sie nicht hat. Weil im Unverm�gen jede Ver�nderung nur verschlei�en kann, sollte die Bildung und Ausbildung (siehe auch Sinnbildung) der [[F�higkeiten]] zu ihrer Verwirklichung vorausgesetzt sein. Wo weder stofflich, noch menschlich ein Verm�gen vorhanden ist, herrscht die blo�e Reaktion als [[reaktion�res Bewusstsein]]. Gerade weil es sich gegen das Verm�gen als "guter Wille" f�r sich stellt, kann dieser Wille sich gegen das kehren, was er zu bezwecken vorgibt. So kann auch der Kategorische Imperativ von Immanul Kant zur Grundlage der Reaktion werden, wie dieser in der Grundlegung seiner Metaphysik schreibt:
"Der gute Wille ist nicht durch das, was er bewirkt oder ausrichtet, nicht durch seine Tauglichkeit zur Erreichung irgend eines vorgesetzten Zweckes, sondern allein durch das Wollen, d. i. an sich, gut und, f�r sich selbst betrachtet, ohne Vergleich weit h�her zu sch�tzen als alles, was durch ihn zu Gunsten irgend einer Neigung, ja wenn man will, der Summe aller Neigungen nur immer zu Stande gebracht werden k�nnte. Wenn gleich durch eine besondere Ungunst des Schicksals, oder durch k�rgliche Ausstattung einer stiefm�tterlichen Natur es diesem Willen g�nzlich an Verm�gen fehlte, seine Absicht durchzusetzen; wenn bei seiner gr��ten Bestrebung dennoch nichts von ihm ausgerichtet w�rde, und nur der gute Wille (freilich nicht etwa als ein blo�er Wunsch, sondern als die Aufbietung aller Mittel, so weit sie in unserer Gewalt sind) �brig bliebe: so w�rde er wie ein Juwel doch f�r sich selbst gl�nzen, als etwas, das seinen vollen Werth in sich selbst hat. Die N�tzlichkeit oder Fruchtlosigkeit kann diesem Werthe weder etwas zusetzen, noch abnehmen." (Kant: AA IV, Grundlegung zur Metaphysik der ... , Seite 394)
Dadurch, dass sich mit Kant die Vernunft selbst schon aus der [[G�te]] des Menschseins begr�ndet, ist das Unvern�nftige auch das Ungute, das Schlechte zugleich auch das B�se. [[Aufkl�rung]] begr�ndet sich letztlich aus einer Reaktion, die zu einer Vorstellung gewendet wird, die den Absichten der Reaktion unterlegt werden kann: Sie will das B�se verhindern, indem sie das Gute als menschlichen Imperativ setzt. Es ist die Grundlage der westlichen Ethik, die das B�se nur moralisch zu beantworten sucht und es nicht wirklich aufheben kann, weil es das Gute von ihm getrennt h�lt, es nicht zu integrieren vermag, einbezogen in die [[Gr�nde]] und Zusammenh�nge der [[Widerspr�che]] zwischen Gutem und Schlechten, weil es nur ausgeschlossen sein soll und damit - in der [[Ausschie�lichkeit]] einer H�lle auf Erden ausgewiesen - sich durch sich selbst best�rken muss.
Dem �berzeugtem Aufkl�rer ist nichts selbstverst�ndlicher, als dass das Schlechte unvern�nftig ist und im Versto� gegen den Imperativ der Vernunft naturgem�� amoralisch sein und schon deshalb bek�mpft und sanktioniert werden muss. Das Gute bewegt sich im Zirkelschluss seiner Selbstdefinition und bleibt somit nur in der Selbstwahrnehmung befangen, in der Kenntnis von sich, also ohne wesentliche Erkenntnis von dem, was anders ist oder anders sein k�nnte (siehe auch Hermeneutischer Zirkel). Das mag das Problem jeder [[Aufkl�rung]] sein, doch ihr deshalb einen Humanismus zu unterstellen, der diesen allgemein verwerflich macht, ist ein absurder Umkehrschluss, den Martin Heidegger in seinem Humanismusbrief eingebracht und damit reaktion�re Kulturkritik �berhaupt totalit�r gemacht hatte.