Konkurrenzwirtschaft
"Die Konkurrenz ist der vollkommenste Ausdruck des in der modernen b�rgerlichen Gesellschaft herrschenden Kriegs Aller gegen Alle. Dieser Krieg, ein Krieg um das Leben, um die Existenz, um alles, also auch im Notfalle ein Krieg auf Leben und Tod, besteht nicht nur zwischen den verschiedenen Klassen der Gesellschaft, sondern auch zwischen den einzelnen Mitgliedern dieser Klassen; jeder ist dem andern im Wege, und jeder sucht daher auch alle, die ihm im Wege sind, zu verdr�ngen und sich an ihre Stelle zu setzen. Die Arbeiter konkurrieren unter sich, wie die Bourgeois unter sich konkurrieren. Der mechanische Weber konkurriert gegen den Handweber, der unbesch�ftigte oder schlecht bezahlte Handweber gegen den besch�ftigten oder besser bezahlten und sucht ihn zu verdr�ngen. Diese Konkurrenz der Arbeiter gegeneinander ist aber die schlimmste Seite der jetzigen Verh�ltnisse f�r den Arbeiter, die sch�rfste Waffe gegen das Proletariat in den H�nden der Bourgeoisie." (Friedrich Engels in "Die arbeitenden Klassen in England" MEW 2, S. 306)
Konkurrenzwirtschaft betreibt das Prinzip der Preisbildung auf den Warenmärkten, wodurch sich die Preise ihrem Wert, ihrer Wertgröße im Durchscnitt der Preisrelationen nähern, den die Produkte durch ihren Entstehungsprozess in der Warenproduktion bekommen haben (siehe Arbeitswerttheorie). Die sogenannte "freie Marktwirtschaft" realisiert ihre Werte daher ausschließlich über die Konkurrenz um die Preise, die sich immer am Subjekt des Marktes, dem Geldbesitzer ausrichten, die den allgemeinen Wertmaßstab, das Maß der Werte zu Händen haben. Hierbei beherrscht dann das Geld als Zahlungsmittel alle Formen des Geldes, worin es als Kaufmittel fungiert, bevor es durch die Preissumme damit ausgetauschter Waren zum Maßstab der Preise werden kann. Diesen verwirklicht es erst in der Geldzirkulation, letztlich in der Zirkulation des Kapitals.
Im Unterschied zu einer [[Erg�nzungswirtschaft]] mit ihrerreziproken Geldentwertung ist Konkurrenzwirtschaft eine Wirtschaftsform, die durch einen der Preisform fremden Wert bestimmt ist, in der die Preisverh�ltnisse aus der Warenzirkulation erst die hiervon abgetrennten Wertverh�ltnisse der Produktion realisieren k�nnen. Darin kämpfen Menschen und ihre Produktionsformationen um ihren Selbsterhalt unter der Bedingung, dass dieser jederzeit durch andere ihnen fremde Entwicklungen aufgelöst werden kann und daher möglichst unterboten werden muss. Der Wert der Arbeit ist die Entfaltungsform dieser Unterbietung, die letztlich und im allgemeinen bei den Reproduktionskosten der Waren und Arbeitkräfte ankommt, während die Profite der Produktionseigner sich aus unbezahlter Arbeit speisen, die auf den Finanzmärkten eigene Blüten sprießen lässt.
Konkurrenzwirtschaft besteht daraus, dass jeder Warenanbieter den anderen auszuschließen sucht, um dem Risiko zu entkommen, welches der Markt für ihn darstellt. Sie erwirkt hierdurch auf dem Markt einen Preis für das Kaufmittel Geld, durch welchen die Realisation des Warenwerts als bestimmtes Geldquantum je nach Marktsituation für das Zahlungsmittel Geld betrieben wird, dessen reales Wertmaß sich zwischen der Konkurrenz der Anbieter für die Produktion und der Konkurrenz der Nachfrager im Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der Zirkulation der Waren darstellt. Darin äußert sich der Wert, wie er aus dem Reproduktionsvermögen der Arbeitskraft veräußert ist und dem Preis der Waren, wie sie mit Mehrwert aus unbezahlter Arbeit abzusetzen sind, als Grunddilemma des Kapitalismus überhaupt, das sich zwischen den Konkurrenzen auf dem Arbeitsmarkt und denen auf dem Waren- und Kapitalmarkt im Betreiben einer allgemeinen Durchschnittsbildung durch Konkurrenz schlechthin ergibt.
"In der großen Industrie und Konkurrenz sind die sämtlichen Existenzbedingungen, Bedingtheiten, Einseitigkeiten der Individuen zusammengeschmolzen in die beiden einfachen Formen: Privateigentum und Arbeit. Mit dem Gelde ist jede Verkehrsform und der Verkehr selbst für die Individuen zufällig gesetzt. Also liegt schon im Gelde, daß aller bisherige Verkehr nur Verkehr der Individuen unter bestimmten Bedingungen, nicht der Individuen als Individuen war." (MEW 3, S.66).
Gerade die Beschränktheit der Preise für die Arbeit, die Löhne, die bezahlte Arbeit, in der Differenz zu den Preisen der Produkte, in denen auch unbezaglte Arbeit steckt, lässt sich nicht auflösen. Die Krisen des Kapitalismus sind daher zunächst immer Überproduktionskrisen, weil zur Kapitalverwertung immer ein Mehrprodukt nötig ist, das nicht wertgerecht verpreist werden kann.
"Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501).
Im Unterschied zu einer Ergänzungswirtschaft betreibt die Konkurrenzwirtschaft daher eine Nichtung dessen, was sie substanziell voraussetzt: die organischen Zusammenhänge des Lebens, der Arbeit, des Fortschritts und der Freiheit der Entfaltung. In der Wirkung ihres Prinzips geht die Synergie unter, die in der Ergänzung Fortschritt erbringen würde. Man kämpft um den eigenen Wert, indem man ihn im allgemeinen Verhältnis nur erhalten kann, wenn man ihn reduziert. Unwirklichkeit stellt die Reduktion eines widersinnigen Verhältnisses dar (siehe z.B. Warentausch).
Die Marktwirtschaft bezieht das hohe existenzielle Risiko ihrer Teilnehmer nicht aus ihrer Kraft, ihrer Eigenschaften und [[F�higkeiten]], und auch nicht aus der Natur der [[Umst�nde]] und des Versagens (siehe Darwinismus), sondern aus den [[Verh�ltnissen]] des Marktes selbst. Denn Konkurrenz ist darin der Prozess des [[widerspr�chlichen]] Charakter des gemeinschaftlichen Interesses der Warenbesitzer, die Koordinationsform des Marktes, worin sie negativ kooperieren. Das hei�t: Sie m�ssen sich als Rechtssubjekte in ihrem Eigennutz anerkennen, sich aber durch den Preis ihrer Waren gegenseitig [[ausschlie�en]]. Sie w�nschen jedem anderen den Untergang auf dem Markt, um sich durch ihren eigenen Warenbesitz im allgemeinen Tauschverh�ltnis zu erhalten und zu bereichern. Es ist der Prozess, wodurch ein wirkliches [[Verh�ltnis]] notwendig unwirklich wird, sich in sein Gegenteil verkehren muss, um existieren zu k�nnen. Die Konkurrenz treibt alle Menschen in die Abhängigkeit eines abstrakt auf sie einwirkenden Eistenzzwangs.
"Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung." (MEW 4, Seite 469)