Transition Town Movement

Aus kulturkritik

Im Rahmen des Transition Town Movement (etwa "Bewegung für eine Stadt des Übergangs/Wandels") proben seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, lässt sich dem v.a. in den USA weit verbreiteten Gedanken des Öko-Kommunalismus ("Eco-Communalism") zuordnen, einer Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des "einfachen Lebens", der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft (siehe hierzu auch Kommunalwirtschaft) sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstorganisation propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.

Man will der Unnatur des Kapitals durch eine Transformation zu einer natürlichen Lebensweise entgegentreten, will es durch eine direkte und natürliche Bewirtschaftung der Kommunen und Städte überwinden, wie es die Phlosophie der Permakultur formuliert. Die derzeitige Krisen seien selbst unmittelbarer Ausdruck eines menschlichen Fehlverhaltens. Sie seien durch das unnatürliche Wirtschaften, durch politische Fehler der Menschen entstanden und eben deshalb auch durch richtiges Verhalten zu bewältigen. Sie seien positiv auflösbar in einer Antwort: Wir können durch die Änderungen unseres persönlichen Verhaltens die Welt verändern. Wir müssen das nur erlernen, in nachbarschaftlicher Gemeinschaft kleiner kommunaler Initiativen ausprobieren und entwickeln und aus dem Gegeneinander ein Füreinander machen, aus dem Konkurrenzkampf um Arbeit und Brot die Gemeinschaft einer quasi natürlichen Bereicherung entwickeln.

"Die internationale Permakulturbewegung unterstützt und praktiziert den Aufbau von produktiven Strukturen und Systemen, die allen Menschen ein gesundes, selbstbestimmtes und friedliches Leben ermöglichen." ([[1]]).

Diese Bewegung will nicht nur Bürgergemeinschaften in Selbstverwaltung stiften, sondern sich im Prozess einer großen Wende begreifen, die eine tief sitzende Existenzangst bewältigen soll, die Angst um die Knappheit der Lebensmöglichkeiten schlechthin. Inzwischen gibt es schon viele Initiativen dieser Art, weltweit etwa 1.800, in Europa etwa 800 (siehe hierzu [[2]]).

Die meisten berufen sich auf ein Buch des irischen Permakulturalisten Rob Hopkins aus dem Jahr 2006 und auf diverse Filme, die im Internet und demnächst auch im Kino gezeigt werden, die wie eine Lehrfibel für das bessere Leben auf diesem Planeten aufbereitet sind. Wo diese Bewegung sich als kommunale Bewegung zugleich gegen die Geldform des Kaufmittels Geld wendet (z.B. durch ein kommunales oder regionales Rechengeld das einen lokalen Wirstchaftskreislauf zu sichern), kann dies ein gute Grundlage für eine internationale Kommunalwirtschaft sein. In diesem Form und als gesellschaftliche Organisationsform könnte sie in eine soziale Bewegung übergehen, die auch politisch die Rechtsformen des Privateigentums angreift und somit auch die Aneignung von Mehrwert durch Eigentumstitel zurückweisen könnte.

Das zentrale Problem ist der Zusammenhalt der einzelnen Ansätze im Großen und Ganzen also auch eine Organisationsform zu schaffen, die in der Lage ist, sich weltweit zu ergänzen, sich selbst durch den Synergieertrag einer Ergänzungswirtschaft zu tragen. Doch dieser Gedanke, der vor allem auch eine neue Organisationsform der Industrie (siehe Subsistenzindustrie) einbezieht, ist noch nicht differenziert entwickelt. Die Bescheidung auf eine besondere Erzeugung von Lebensmittel (z.B. durch Permakultur) und das "Verbraucherverhalten" allein lenkt von weitergreifenden Zielen auch relativ leicht ab und könnte sich auch marktwirtschaftlich wieder in einem qualitativ verbesserten Konsum der reichen Dienstleistungsgesellschaften befrieden.

Nicht nur der bayerische Fernsehen, auch die FAZ griff die Transition-Town-Bewegung mit mehreren Artikeln auf und beschrieb sie als eine "Bewegung für das Schrumpfen von unten” (FAZ vom 26.12.2013 "Schrumpfen von unten"). Damit ist als ein wesentliches Ziel dieser Bewegung in der Behauptung benannt, dass die gesellschaftliche Entwicklung durch sie entschleunigt und das Wirtschaftswachstum durch Mäßigung gedrosselt werden könne. Mäßigung und Bescheidenheit wird dann zu einer Moral, die sich in der persönlichen Konsequenz der Beteiligten nur reaktionär umsetzen lässt, weil sie sich gegen die emanzipatorische Kraft der Widerstands durch den sozialen Charakter seiner Lebensinteressen wendet. Klein auf Klein, Schritt auf Schritt und alles zusammen selbstgemacht war schon immer der Erlösungsglaube zu einerheilen Welt. Jetzt wird das in einen Glauben eingebettet, der die Welt verändern soll, indem dies größere Zusammenhänge verkleinert, industrielle Produktion durch kommunales Handwerk ersetzt und den landwirtschaftlichen Anbau auf das Niveau einer Gartenbaukultur zieht. Die Erfahrung von Entfremdung in abstrakten Lebensverhältnissen soll in eine unmittelbare Naturerfahrung, in eine unmittelbare Naturalisierung der Erfahrung gewendet werden, in der das Große klein sein darf, indem es jeden betrifft und sich jeder auch persönlich darauf beziehen kann.

So soll eine kleine Antwort auf große Probleme mächtig gemacht werden, die darauf beruht, dass sich viele Menschen damit identifizieren und es schließlich die Masse bringt, die Masse der Zerkleinerung - und damit eben auch der Zerstückelung. Aber die Stücke sollen kein Stückwerk sein, weil sie im weltweiten Zusammenhang eben viele Menschen begeistern. Im Kleinen kann etwas Großes entstehen, wenn sich die Menschen darin verbunden sehen, wenn ein sie verbindender Glaube beflügelt, wenn man auf eine Massenbewegung seiner Verwirklichung setzt. Es geht ja schließlich nicht nur um Einfälle zu einer nachbarschaftlichen Betätigung, sondern um Weltprobleme, die durch die Masse der Kleinigkeiten abzuwenden sei: die Klimakatastrophe, die Energiewende, die Auflösung der Finanzmärkte und die Aufhebung der Entfremdung der Menschen von ihrer Lebensproduktion überhaupt. Ein schlichter "Kulturwandel" würde dies bewältigen, der die Verbindung von Kultur und Natur permanent und nachhaltig verknüpft. So begründet sich die Philosophie der Permakultur. Und diese ist die tragende Theorie der Transition-Town-Bewegung.

Und daraus ergeht dann auch die Ethik, die aufgestellt wird, um die Menschen dazu zu bringen, der Ausbeutung der Natur, die von Konzernen in einem bisher noch nie dagewesenen Ausmaß industrieller Naturverwertung und Zerstörung betrieben wird, mit der Bescheidenheit eines Schrebergärtners entgegen zu treten, der sich um die Güte einer Kulturgemeinschaft wie ein Vereinsvorstand zu kümmern habe.