X repressivetoleranz

Aus kulturkritik

"Nachdem unsre tapfern Empörer sich zu einem Verein, einer Sozietät, formiert und in dieser Gestalt sich ein Stück Land erobert haben, "macht sich" diese "sociéte", diese moralische Person, "zur Eigentümerin". Damit man dies ja nicht mißverstehe, wird gleich darauf gesagt, daß "diese Sozietät den Einzelnen vom Eigentum ausschließt, ihm vielleicht nur ein Stück davon verpachtet, zu Lohn gibt". Auf diese Weise eignet Sankt Sancho sich und seinem "Verein" seine Vorstellung vom Kommunismus an." (MEW 3, Seite 373 f)

Ein Verein ist eine "juristische Person", die einen Zweck verfolgt, dem sich mehrere einzelne Personen aus freien Stücken anschließen, weil sich darin der Mangel an Verwirklichung ihrer einzelnen Zwecke in einem Gesamtzweck aufheben lässt (siehe Masse). Dieser wird damit aber bestimmend über die einzelnen und erwirkt eine Macht, von der sie ganz aus der Borniertheit ihrer privaten Zweckhaftigkeit heraus abhängig sind. Ihr Gemeinsinn ist daher ein zur allgemeinen Selbstverständlichkeit gebrachter Eigensinn, der zu einem allgemeinen Zweck geworden ist, den er in Gemeinschaft haben kann, nicht aber im Einzelnen haben muss, von diesem also abstrahiert und daher ein abstrakt Allgemeines sein kann.

Der Verein ist eine moralische Person, weil er einen Zweck für viele versammelt, und kann von daher auch das Tun der einzelnen bestimmen, ist selbst schon eine politische Formbestimmung des Vereinszwecks. Dem widerspricht jede Freiheit der Selbstverwirklichung.

Marx bezieht sich auf diesen Widerspruch, indem er durch ihn die notwedige Überwindung der scheinbaren Freiwilligkeit eines Vereins mit dem Verein freier Menschen in Beziehung setzt und daran zeigt, dass eine wirkliche, also wirksame Vereinigung von Menschen von ihrer wirklichen Freiheit abhängig sein muss, nicht von dem Zusammenschluss, Abschluss und Ausschluss individueller Existenzen.

Marx sprach von einem "Verein freier Menschen", die dadurch frei sind, dass sie über das verfügen können, was sie erzeugt haben, was also ihre Eigenschaften und Fähigkeiten als Produkte darstellt und als Gegenstand menschlicher Bedürfnisse auf sie zurückkommt. Dies ist letztlich das "Zusichkommen" des Menschen durch den Genuss seiner Arbeit in den Gegenständen seines Lebens, welches dem Menschen subjektiv wie objektiv eigentümlich ist als individuelles wie gesellschaftliches Eigentum.

Die Rede von einem "Verein freier Menschen" ist immer nur in einer Vorstellung gemeint, die keine fixe Bedeutung haben kann. Es ist die Vorstellung von einem gesellschaftlichen Wesen, welches sich nicht im Widerspruch zum einzelnen Menschen verhält, nicht als Geld, nicht als Staat und nicht als Kapital. In der Verwendung bei Marx ging es weder um einen Staat, noch um eine Gemeinschaft als solche, auch wenn das mit dem Begriff Verein manchem naheliegend erscheinen kann. Es ging um die bloße Vorstellung von einem Leben in einer anderen Gesellschaft, eine anderen Form des Zusammenkommens von Menschen, die hierbei nicht in einer gesellschaftlichen Dimension reflektiert ist.