Parallelkultur: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kulturkritik
Python (Diskussion | Beiträge)
Automatischer Import
 
Python (Diskussion | Beiträge)
Automatischer Import aus TXT
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
An und für sich ist der [[Begriff]] "Prallelkultur" ein [[widersinniger]] [[Begriff]], weil [[Kultur]] immer die [[Subjektivit�t]] einer [[Gesellschaft]] ist und von daher auch immer widerstreitende Elemente enthält, nicht "parallel" existieren kann, weil es kein gedoppeltes Subjekt geben kann. Es täuscht dieser Begriff darüber hinweg, dass eine Paralllelkultur nur eine Gegenkultur (siehe auch [[Subkultur]]) sein kann. Und diese Täuschung hat ihren politischen Grund darin, dass ein [[Integration]]sgebot herrschen soll (siehe [[heile Welt]]), das praktisch nicht eingelöst werden kann, wo Menschen sich in ihren [[Lebenswerten]] [[ausschließlich]] oder ausgeschlossen erfahren, sich durch eine vorherrschene [[Leitkultur]] in eine Kultur gedrängt sehen, in denen sie ihre [[ethischen]], [[sittlichen]] und traditionellen Lebensformen als [[Subkultur]] bewahren müssen. Von da her macht sich ihre Gegenkultur oft an Glaubensgrundsätzen und Ritualen fest (siehe auch [[Liturgie]]).  
An und für sich ist der [[Begriff]] ''Prallelkultur'' ein [[widersinniger]] [[Begriff]], weil [[Kultur]] immer die [[Subjektivität]] einer [[Gesellschaft]] ist und von daher auch immer widerstreitende Elemente enthält, nicht ''parallel'' existieren kann, weil es kein gedoppeltes Subjekt geben kann. Es täuscht dieser Begriff darüber hinweg, dass eine Paralllelkultur nur eine Gegenkultur (siehe auch [[Subkultur]]) sein kann. Und diese Täuschung hat ihren politischen Grund darin, dass ein [[Integration]]sgebot herrschen soll (siehe [[heile Welt]]), das praktisch nicht eingelöst werden kann, wo Menschen sich in ihren [[Lebenswerten]] [[ausschließlich]] oder ausgeschlossen erfahren, sich durch eine vorherrschene [[Leitkultur]] in eine Kultur gedrängt sehen, in denen sie ihre [[ethischen]], [[sittlichen]] und traditionellen Lebensformen als [[Subkultur]] bewahren müssen. Von da her macht sich ihre Gegenkultur oft an Glaubensgrundsätzen und Ritualen fest (siehe auch [[Liturgie]]).


Es waren ja auch die [[Religionen]] das urspr�nglichste gesellschaftliche Band der Menschen jenseits ihrer unmittelbatren [[T�tigkeit]] als naturbegabte Lebenswesen, die nur durch ihre Lebensgemeinschaften leben konnten. Und sie waren zugleich doch nur die ungewisse und furchtsame Best�tigung ihres Lebenszusammenhangs als [[gesellschaftliche]] Kulturwesen, soweit sie sich nur durch ihre Naturg�tter bestimmt begreifen konnten. Solche Stammeskulturen formulierten in ihrer Religion immer noch eine nur naturnotwendige [[Intelligenz]] (siehe auch [[nat�rliche Intelligenz]]).  
Es waren ja auch die [[Religionen]] das ursprünglichste gesellschaftliche Band der Menschen jenseits ihrer unmittelbatren [[Tätigkeit]] als naturbegabte Lebenswesen, die nur durch ihre Lebensgemeinschaften leben konnten. Und sie waren zugleich doch nur die ungewisse und furchtsame Bestätigung ihres Lebenszusammenhangs als [[gesellschaftliche]] Kulturwesen, soweit sie sich nur durch ihre Naturgötter bestimmt begreifen konnten. Solche Stammeskulturen formulierten in ihrer Religion immer noch eine nur naturnotwendige [[Intelligenz]] (siehe auch [[natürliche Intelligenz]]).


"Die Religion ist das Selbstbewu�tsein und das Selbstgef�hl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat." [[(MEW 1 S. 378f).]]  
<blockquote>''Die Religion ist das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. [[(MEW 1 S. 378f).]]''</blockquote>


Kulturelle [[Wirklichkeiten]] sind zum einen unmittelbar. Darin ist das Leben der Menschen gegenw�rtig als Seinsweise und Erscheinung der Lebensproduktion, die in den [[Lebensmitteln]] und [[Ereignissen]] menschliche [[Gegenst�ndlichkeit]] hat. Der Reichtum an den G�tern des Lebens m�sste so auch die Reichhaltigkeit an menschlichen [[Beziehungen]] enthalten, wie auch die Beschr�nktheit aller bisherigen Produktion gegen�ber den M�glichkeiten der k�nftigen, welche in der [[Gegenwart]] besteht und nach Entfaltung dr�ngt.
Kulturelle [[Wirklichkeiten]] sind zum einen unmittelbar. Darin ist das Leben der Menschen gegenwärtig als Seinsweise und Erscheinung der Lebensproduktion, die in den [[Lebensmitteln]] und [[Ereignissen]] menschliche [[Gegenständlichkeit]] hat. Der Reichtum an den Gütern des Lebens müsste so auch die Reichhaltigkeit an menschlichen [[Beziehungen]] enthalten, wie auch die Beschränktheit aller bisherigen Produktion gegenüber den Möglichkeiten der künftigen, welche in der [[Gegenwart]] besteht und nach Entfaltung drängt.


Mittelbar reflektieren sich in der Kultur dann also auch Lebensvorstellungen, die zwar auf den sachlichen [[Gegebenheiten]] ihrer Lebensweise gr�nden, diese aber abstrakt idealisieren, z.B. in den Gebr�uchen, [[Sitten]], [[Religionen]], die nicht mehr in der wirklichen Lebensproduktion aufgehen, wiewohl sie da her r�hren. Das geistige Band dieser Reflexionen ist als [[Hochkultur]] vom konkreten kulturellen Gehalt der menschlichen [[Beziehungen]] zu unterscheiden. Es ist eine abstrakt gesellschaftliche Verbundenheit, worin Menschen eine [[Identit�t]] finden, die sich nicht wirklich best�tigt, sondern wie ein unwirklicher [[�berbau]] auf [[Geist]] und [[Seele]] der Menschen wirkt. Dies macht den politischen Gehalt der Kultur aus, ihren [[abstrakt menschlichen Sinn]], der sie gerade in dem zusammenf�hrt, wo sie sich in [[Wirklichkeit]] entgegensetzen, in [[Verh�ltnissen]] des [[Geldbesitzes]].
Mittelbar reflektieren sich in der Kultur dann also auch Lebensvorstellungen, die zwar auf den sachlichen [[Gegebenheiten]] ihrer Lebensweise gründen, diese aber abstrakt idealisieren, z.B. in den Gebräuchen, [[Sitten]], [[Religionen]], die nicht mehr in der wirklichen Lebensproduktion aufgehen, wiewohl sie da her rühren. Das geistige Band dieser Reflexionen ist als [[Hochkultur]] vom konkreten kulturellen Gehalt der menschlichen [[Beziehungen]] zu unterscheiden. Es ist eine abstrakt gesellschaftliche Verbundenheit, worin Menschen eine [[Identität]] finden, die sich nicht wirklich bestätigt, sondern wie ein unwirklicher [[Überbau]] auf [[Geist]] und [[Seele]] der Menschen wirkt. Dies macht den politischen Gehalt der Kultur aus, ihren [[abstrakt menschlichen Sinn]], der sie gerade in dem zusammenführt, wo sie sich in [[Wirklichkeit]] entgegensetzen, in [[Verhältnissen]] des [[Geldbesitzes]].

Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:51 Uhr

An und für sich ist der Begriff Prallelkultur ein widersinniger Begriff, weil Kultur immer die Subjektivität einer Gesellschaft ist und von daher auch immer widerstreitende Elemente enthält, nicht parallel existieren kann, weil es kein gedoppeltes Subjekt geben kann. Es täuscht dieser Begriff darüber hinweg, dass eine Paralllelkultur nur eine Gegenkultur (siehe auch Subkultur) sein kann. Und diese Täuschung hat ihren politischen Grund darin, dass ein Integrationsgebot herrschen soll (siehe heile Welt), das praktisch nicht eingelöst werden kann, wo Menschen sich in ihren Lebenswerten ausschließlich oder ausgeschlossen erfahren, sich durch eine vorherrschene Leitkultur in eine Kultur gedrängt sehen, in denen sie ihre ethischen, sittlichen und traditionellen Lebensformen als Subkultur bewahren müssen. Von da her macht sich ihre Gegenkultur oft an Glaubensgrundsätzen und Ritualen fest (siehe auch Liturgie).

Es waren ja auch die Religionen das ursprünglichste gesellschaftliche Band der Menschen jenseits ihrer unmittelbatren Tätigkeit als naturbegabte Lebenswesen, die nur durch ihre Lebensgemeinschaften leben konnten. Und sie waren zugleich doch nur die ungewisse und furchtsame Bestätigung ihres Lebenszusammenhangs als gesellschaftliche Kulturwesen, soweit sie sich nur durch ihre Naturgötter bestimmt begreifen konnten. Solche Stammeskulturen formulierten in ihrer Religion immer noch eine nur naturnotwendige Intelligenz (siehe auch natürliche Intelligenz).

Die Religion ist das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. (MEW 1 S. 378f).

Kulturelle Wirklichkeiten sind zum einen unmittelbar. Darin ist das Leben der Menschen gegenwärtig als Seinsweise und Erscheinung der Lebensproduktion, die in den Lebensmitteln und Ereignissen menschliche Gegenständlichkeit hat. Der Reichtum an den Gütern des Lebens müsste so auch die Reichhaltigkeit an menschlichen Beziehungen enthalten, wie auch die Beschränktheit aller bisherigen Produktion gegenüber den Möglichkeiten der künftigen, welche in der Gegenwart besteht und nach Entfaltung drängt.

Mittelbar reflektieren sich in der Kultur dann also auch Lebensvorstellungen, die zwar auf den sachlichen Gegebenheiten ihrer Lebensweise gründen, diese aber abstrakt idealisieren, z.B. in den Gebräuchen, Sitten, Religionen, die nicht mehr in der wirklichen Lebensproduktion aufgehen, wiewohl sie da her rühren. Das geistige Band dieser Reflexionen ist als Hochkultur vom konkreten kulturellen Gehalt der menschlichen Beziehungen zu unterscheiden. Es ist eine abstrakt gesellschaftliche Verbundenheit, worin Menschen eine Identität finden, die sich nicht wirklich bestätigt, sondern wie ein unwirklicher Überbau auf Geist und Seele der Menschen wirkt. Dies macht den politischen Gehalt der Kultur aus, ihren abstrakt menschlichen Sinn, der sie gerade in dem zusammenführt, wo sie sich in Wirklichkeit entgegensetzen, in Verhältnissen des Geldbesitzes.