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20. Einleitung in eine Theorie der Selbstvergegenwärtigung (Der ausschließliche Sinn der Lebensbergung)
Wahrnehmung ist die Elementarform der politischen Kultur. Sie lebt durch die Erneuerung eigener Wahrheit, durch die Empfindung der Lebensäußerungen von Mensch und Natur. Sie setzt die gesellschaftliche Lebensproduktion voraus, die ihre Wahrheit in der Aneignung ihrer Gegenstände erfährt. Wahrnehmung lebt also mit der Produktion des Lebens, mit der Sinnbildung der Natur überhaupt, mit der Subjektivitätseines objektiven Seins, wie es sich in seinem geschichtlich gewordenn Dasein verwirklicht hat. Im Lebensraum der auf sich selbst reduzierten Kultur zwischenmenschlicher Verhältnisse werden sich die Menschen selbst Gegenstand ihrer Wahrheit, damit zu einem zwiespätigen Dasein ihres gesellschaftlichen Lebens, das im Dazwischensein, in der Trennung zwischen Subjektivität und Objektivität ihrerLebensäußerungen, die keine Gegenwärtigkeit mehr kennt.
Gegenwärtig sind sich die Menschen in der sinnlichen Gewissheit ihrer Wahrnehmung, ihrer Aufmerksamkeit, aus der sie ihre Erkenntnisse beziehen. Im ersten Buch der Kritik der politischen Ästhetik war die Selbstverwertung der Menschen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen dahin gekommen, dass sie in ihrer und durch ihre Selbstveredelung ihre Beziehungen entgegenwärtigt hat, weil sie sich durch ihren Narzissmus aus ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit enthoben und in ihrer Selbstwahrnehmung verselbständigt hatte. Es war dabei um die Wahrnehmung als Wirklichkeit ihrer Täuschung durch ihre Beziehung auf sich selbst gegangen, wie sie durch das Verhältnis der Selbstwahrnehmungen sich in den Lebensverhältnissen ihrer Psyche entwickeln musste.
Es ging also darum, wie sich die Selbstveredelung ihrer Psyche aus der Selbstwahrnehmung begrändet und dadurch zur Substanz von zwischenmenschlichen Verhältnissen geworden war. Sie war dadurch, dass sie mit dem Erleben zwischenmenschlicher Ereignisse, mit der Einverleibung persönlicher Beziehungen ihre Isolation aufgehoben und hierfär nätzlich geworden war, im sinnlichen Nutzen abstrakt menschlicher Sinne zu einer eigenen Wirklichkeit gekommen war. Sie hatt sich zu einem Verhältnis der Selbstgefähle in den Menschen selbst entwickelt, also zu dem wurde, was die Absichten und Triebe ihres ästhetischen Willens konstituiert und die Verwirklichung ihres Selbstwerts als Selbstverwirklichung erfahren hatte. In der privaten Persönlichkeit war die Selbstwahrnehmung im Verhältnis zum Erleben zu einer persönliche Eigenschaft, zu einem narzisstischen Charakter selbständig geworden. Sie wurde darin unabhängig, und trat als Kraft einer Selbstbezogenheit auf, durch welche die private Beziehung der Menschen auf sich selbst omnipotent geworden schien, weil sie sich durch sich selbst im Narzissmus ihrer Selbstveredelung verwirklichen konnte.
In solchen narzisstisch bestimmten Lebensverhältnissen, worin den Menschen ihre sinnlichen Beziehungen substanziell verborgen sind (siehe abstrakt menschlicher Sinn), worin sie also ihre Empfindungen nur noch in ihren Gefühlen erkennen können, kann sich ihre Selbstachtung auch nur in ihrem bloßem Selbstwert vermitteln. Darin gelten sie sich als Menschen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, die sich in ihrem Geltungsstreben verwirklichen, sich darin als gesellschaftliche Menschen aufgehoben haben und einander durch die Konkurrenz ihrer Bestrebungen in ihrer persönlichen Freiheit gefährden. Für sich mögen sie sich außerordentlich edel erscheinen, außer sich sind sie zugleich der allgemeinen Selbstveredeung der Narzissten unterworfen und es müssen sich immer mehr Selbsterlebnisse ereignen, damit ihr Selbstwert damit aufzufüllen ist, ihre Selbstbeziehung also noch gegenwärtig, ihre persönliche Geschichte noch im Takt der gesellschaftichen Geschichte erscheinen kann.
Doch dies ist prinzipiell nur möglich, wenn sich diese im zwischenmenschlichen Verhältnis mit anderen Menschen auch bergen lässt, wenn also zwischenmenschliche Verhältnissezu einer Institution der persönlichen Geborgenheit werden. Darin wird ihr Lebenraum zur Bedingung ihrer Verborgenheit als Geborgenheit (siehe Bergung) ihrer Selbstgefühle und also zu ihrer zwischenmenschlichen Lebensbedingung. Darin kann sich das Leben durch die Selbstwahrnehmung in zwischenmenschlichen Verhältnissen so veredeln, dass es seinen Edelmut nurmehr jenseits der gewöhnlichen zwischenmenschlichen Beziehungen für sich wahrhaben kann, sich in seiner Egozentrik geschützt vor dem gemeinen "Narzissmus der Straße" bespiegeln lässt, sich narzisstisch jenseits der Konkurrenz der Selbstveredler dadurch erleben kann, dass er sich hiergegen geborgen erscheinen kann. Auf diese Weise verlässt er die Verhältnisse, in denen jeder andere Mensch zu einer prinzipiellen Bedrohung geworden war, wenn er sich kein Geltungsstreben entwickelt oder dieses nicht durchsetzen kann. Um wenigstens für sich gegenwärtig zu bleiben verlangt das Leben Schutz und Verteidigung gegen diese Welt der anderen. Es benötigt eine möglichst undurchdringliche Wand, hinter der es seine ganz privat gewordenen Beziehungen abschotten muss, um sich entsprechend willkürlich so verhalten zu können, wie es ihm in seinem privaten Lebensraum nötig ist, indem es sich darin seine Lebensburg mit anderen Menschen erschafft, die sich als Nische des ganz persönlichen Lebens ausschließlich und ausgeschlossen von ihren gesellschaftlichen Fähigkeiten und Eigenschaften über ihre Selbstgefühle in einem gemeinschaftlichen Lebensraum ihrer Empfindungen verschmezen und sich durch diese Lebensformation doch als Ganzes ihres Menschseins behaupten können. Vorzüglich eignet diese sich diese Nische für alle Arten von symbiotischer Selbstbehauptung, namentlich in den diversen Formen der Kleinfamilien (siehe auch Familie).
Die Selbstverwirklichung hat damit eine Persönlichkeit geschaffen, die nun sich auch allseitig verwirklichen muss, um fär sich selbst zu sein. Sie muss sich nun im Verhältnis zum persönlichen Sein im Allgemeinen vergegenwärtigen, um sich als diese Persönlichkeit - z.B. als Familienmensch - zu bewahren und zu erhalten und sich auch als diese fortzubestimmen. Es sind daher nicht mehr die Eigenschaften der Persönlichkeiten bestimmend. In ihrem Zusammenkommen erscheinen sie sich jetzt selbst als das was sie sein mässen im bloßen Dasein in der Selbstbezogenheit fär einander. Ihre Selbstwahrnehmung ist nicht mehr fär sich bestimmt, sondern außer sich bestimmend - auch als eine neue Gefahr des Selbstverlustes, wenn sie den mit der Entäußerung ihres Lebens enstanden Pflichten (siehe Lebenspflicht) nicht entsprechen können. Es verwirklicht sich daher an ihnen die Verhältnisform ihrer persönlichen Natur so, wie sie sich darin vergegenwärtigen. Die allgemeine Selbstverwirklichung hat neue Verhältnisse geschaffen: Die Lebensverhältnisse der Selbstvergegenwärtigung.
Es waren bisher die Verhältnisse des Erlebens zu einer Egozentrik geworden, worin die Beziehungen der Menschen zu sich selbst als Existenzweisen ihres Wahrnehmungsprozesses mächtig wurden, indem sie hieraus ihren abstrakten Sinn, ihre Leiblichkeit als seelische Beziehung entwickelten. Diese entwickelte sich als Formation der Selbstwahrnehmung und hatte von daher zwar keine gewisse Gegenständlichkeit, zugleich aber ihre Substanz aus einer ungewissen Welt voller Gefähle, in denen gegenständliches Leben wahrgehabt wurde, das in ihrem Erleben sich mitgeteilt und vermittelt hatte. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen waren auch ihre Verhältnisse, die Lebensart ihrer Bedärfnisse und Tätigkeit, die in ihrer Entwirklichung dadurch fortbestand, dass sie als Persönlichkeit bärgerlicher Egozentrik wahrgemacht wurde. Ihre Eigenliebe war immer auch noch Menschenliebe, ihre Menschenverachtung auch Selbstverachtung usw..
Jetzt aber tritt die so gewordene Persönlichkeit in ein Verhältnis zu ihresgleichen, vermittelt sich nun selbst als Person zu anderen Personen und bietet sich als lebendigen Stoff dieses Verhältnisses an, in welchem die Menschen sich nach ihren Selbstgefählen nicht nur zueinander verhalten, sondern auch durch einander als Mittel ihrer Selbstverwertung, als ein ganzes Lebensverhältnis existieren, worin sie sich als Persönlichkeit ihres Verlangens wahrmachen und ihre Eigenschaften zugleich vermitteln, als Persona des Lebensbedarfs, als Maske einer Notwendigkeit, die sich frei von aller Form gibt. Ihre Persönlichkeit wird auf diese Weise selbst zu dieser Existenz bestimmend durch die Kraft ihrer persönlichen Eigenschaften. Und ihr Leben erscheint nurmehr als Existenz ihrer Beziehung auf andere Persönlichkeiten im Wettstreit ihrer Selbsterfahrungen.
Objektiv ist das Verhältnis der Sebstgefähle nun ein Verhältnis, welches seelische Regungen zur Bedingung hat, in welchem sie dadurch zum Tragen kommen, dass sie die Existenz der zwischenmenschlichen Wahrnehmung bestimmen, zu deren Heim und Heimat werden. Geborgen wird, was verborgen werden muss, um nicht dem Allgemeinen der Selbstverwirklichungen der bärgerlichen Persönlichkeiten zu erliegen. Indem das Heim zur Wohnstätte des hiervon befreiten Lebens wird, bestimmen die Gewohnheiten der darin vereinten Psyche dessen Gläck und Seligkeit. Die Freiheit, die hier herrscht, ist die Freiheit der seelischen Gewohnheit, die zugleich der Kulturmacht der bärgerlichen Persönlichkeit entgegensteht, ja ihr geradezu trotzt und sie als äußeres Monster von äberindividueller Gewalt erfährt.
Doch der ausschließliche Sinn der Lebensbergung ist in seiner Selbstwahrnehmung nur durch seine Gegenwart als Ereignis der Wahrnehmung äberhaupt. In der Wahrnehmung der Menschen ereignet sich abder die ganze Wahrheit ihres Daseins, alles, was sie sinnlich wahrhaben und was auch wirklich sinnlich ist. Das Ausgeschlossene kann nicht als Verhältnis des Ausschließens wahr sein. Schon wo die Menschen geboren werden, sind sie Menschen, die mit allen Sinnen auf die Welt kommen und in die Welt finden mässen. Das Verhältnis der Generationen und Geschlechter ist immer weltlich, auch in der Selbstgewissheit, in der sie sich in der Selbstbeziehung und Egozentrik als private Persönlichkeiten nur heimlich geblieben waren. Die darin noch ungewisse Selbstwahrnehmung wird erst wirklich wahr durch die Verwirklichung des Verborgenen, durch die Selbstvergegenwärtigung der Menschen in der Geborgenheit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse. In den Lebensburgen ihrer privaten Persönlichkeiten finden sie ihre Selbstvergegenwärtigung dadurch, dass sie als ein ganzes Lebensverhältnis aus ihrer nun auch gewollten Isolation heraus erwachsen werden und ihre verheimlichte Sinnlichkeit zugleich als allgemeines Lebensverhältnis behaupten können, in ihrer Selbstvergegenwärtigung das Maß ihrer durch sich selbst versicherten Weltlichkeit finden und befrieden. Es ist die Wirklichkeit ihrer Lebensburgen, in der sie nun als wirkliche Menschen, als Mann und Frau und Kind erscheinen und erblühen können.
Aber es ist nur die Form eines menschlichen Mangels seiner Sinnlichkeit, welcher ihre Selbstwahrnehmung als Zwischenmensch sich innerhalb solcher Geborgenheit vergewissern kann. Seine Sinne mögen darin irgendeinen Frieden finden; sie finden aber nicht die Wahrheit menschlicher Sinnlichkeit überhaupt. Ihre Selbstwahrnehmung behauptet sich darin als symbiotischer Mensch, der seine Sinn zusammenhalten muss, deren Wirklichkeit er sich innerhalb der Mauern seines Lebensraums entrückt, in Wahrheit letztlich verrückt wird, weil die Selbstvergegenwärtigung seiner Sinne in der Geborgenheit ihrer Selbstbehauptungen auch das entsichern, was sie zu verbergen hatten.
Die Menschen sind in solchen Verhältnissen nur heimisch, weil sie darin heimlich leben, geschützt gegen die öffentliche Wahrnehmung der allgemeinen Selbstverwirklichung, die nun unheimlich geworden ist. Es gilt von daher aber auch Gewohnheiten vor solchen Unheimlichkeiten zu bewahren und diese zu beherrschen. In den Lebensräumen der Psyche dringen existenziell bedrohliche Gefühle, die als seelische Wesenheiten von Persönlichkeiten des Lebens agieren und die Selbstgefühle nun durch ihre Räumlichkeit objektiv bestimmen, ohne dass diese sich bestimmt fühlen können, also ohne dass diese ein Gefühl für das haben können, wodurch ihre Selbstwahrnehmung bestimmt ist. Sie haben lediglich Bestimmungen wahr, die sie von sich ausgeschlossen haben, die aber den ganzen Inhalt ihrer Wahrnehmung ausmachen, die sich also nur noch heimlich zwischen den Personen als Potenziale ihres Lebens, ihrer Lebenslust und ihrem Lebensverlust entfalten.
Diese "interpersonelle Wirklichkeit" steht nun als Gegenstand des theoretischen Fortgangs an, denn sie wird nun zu einem objektiv psychischen Verhältnis, denn die Wahrnehmung hat überhaupt die seelischen Beziehungen als ihre Bedingung wahr, die sie zunehmend selbst zu einem psychischen Wesen ihrer Existenz bestimmt. Jede einzelne Psyche geht in diese Objektivität als menschliche Anwesenheit ein, die sich in diesen Beziehungen vergegenwärtigt und den Selbstwert ihrer Gegenwärtigkeit vergemeinschaftet. Und sie geht aus ihr hervor als ein Selbstwert, der vom allgemeinen Verhältnis der Selbstgefühle bestimmt ist. Ein solcher Selbstwert muss die Menschen gegen sich selbst entzweien und sie verrückt machen.
Selbstwahrnehmung wird zu einer gesellschaftlichen Form gebracht und hierdurch selbst formbestimmt. Als diese wird sie zur sich selbst fremden Selbstwahrnehmung und entwickelt sich zwischen Symbiose und Pflicht der geborgenen zischenmenschlichen Beziehungen zu einer wirklichen Selbstentfremdung der Menschen in ihren nun persönlich scheinenden Verrücktheiten.