Weltordnungskriege

Aus kulturkritik

Die Bedingungen der unmittelbaren Ausbeutung und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die anderen durch die Proportionalität der verschiedenen Produktionszweige durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztere ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter.

Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandenem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs.

Der Markt muss daher beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden." K. Marx, Kapital III, MEW 25, 254f.

Die so genannten Weltordnungskriege sind Kriege um die gesellschaftlichen Ressourcen der Nationalstaaten, geopolitische Kriege um die natürlichen Bedingungen ihrer Lebensräume, infolge des Scheiterns der wirtschaftlichen Kämpfe um die nationale Existenzverwertung ihrer Sozialprodukte, um den international realisierbaren Wert ihrer Lebensproduktion. Ihr Ziel ist nicht die Aneignung von Land und Bevölkerung. Vorwiegend geht es um die Potenziale der nationalen Existenzverwertung in einer finalen Krise der Weltwirtschaft. Es geht wesentlich um eine totalisierung der Ausbeutung von Mensch und Natur durch Schwächung konkurrierender Nationalstaaten durch die Zerstörung ihrer Infrastruktur von Konkurrenten der Ressourcenschöpfung und der Aufwertung der eigenen Währung im Devisenhandel auf dem Finanzmarkt, wodurch seine Wertschöpfung geschmälert oder ganz vernichtet wird. Es sind von daher Kriege um die internationale Wertschöpfung aus dem Existenzwert der Lebensbedingungen in den unterschiedlichen Lebensräume, der durch die Preisdifferenzen (siehe Preisbildung) der nationalen Währungen und ihrem Handel auf den Finanzmärkten der Welt bestimmt ist (siehe hierzu Derivatenhandel). Nicht nur die unmittelbare Aneignung der Ressourcen ihrer Naturbedingungen (siehe Bodenschätze) bestimmen die Ziele der reichen Länder, durch deren Interessen diese Kriege losgetreten werden. Es ist der ganze politische Körper der armen Länder (siehe hierzu auch politische Kultur), ihre geopolitische Position und der Wert ihrer Existenzmittel und Arbeitskräfte, worauf sie abzielen um deren Geldverwertung in den Dienst eines globalen Schuldgeldsystems "einzuordnen" und durch Austeritätspolitik abzuschöpfen, sprich: Dem fiktiven Kapital der globalen Finanzmärkte zu unterwerfen (siehe hierzu Feudalkapitalismus). Weil von daher die Feindschaft aus der Verwertung den gesellschaftlichen Substanzen der Nationalstaaten bezogen wird, sind Weltordnungskriege im Grunde terroristisch und befördern auch weltweit einen politischen Terrorismus.

Der geschichtliche Ursprung war mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals gesetzt. Das Weltkapital ist der globale Mehrwert aus der Ausbeutung der nationalen Ressourcen von Natur und Arbeitskraft und der Beschleunigung des internationen Waren- und Geldumsatzes über die Konkurrenz der Nationalstaaten auf den Weltmärkten, wodurch sie den Existenzwert des Weltgeldes vergrößern, ohne dass auch nur ein Quentchen der nationalen Sachwerte ihrer Produktion als Wert von Sachen und Arbeitskräften sich in ihren nationalen Klassenkämpfen verändern kann. Dem greift schon die internationale Ausbeutung ihrer Existenzwerte über ihre Kreditierung voraus. Der Wert ihrer unbezahlten Arbeit wird über den Weltmarkt des Kredithandels abgeführt. Die Realwirtschaft dient also zunehmend insgesamt nurmehr als Wertträger von Umlaufgeschwindigkeiten des Welthandels der Finanzindustrie und teilt deren Antrieb über den Mangel an Substanz mit (siehe Negativverwertung), der die Funktionäre des Geldwerts, die Staatsagenten und Banken dazu zwingt, die Ausbeutung von Mensch und Natur zu intensivieren. Hierbei realisiert sich der Mehrwert in der Konkurrenz der Nationalstaaten über die Differenz der Geschwindigkeiten des Wertwachstums ihrer Produktivität und des Konsums der hieraus entstehenden Produkte.

Kapital stellt immer einen Mehrwert der nationalen Währungen in den Verhältnissen des Weltgeldes dar, der aus der Differenz zwischen Kostpreis der Produktion und den Profiten ergeht, die durch die Aufwände an Lebenskraft der Menschen in der Anwendung ihrer Produktivkraft realisiert werden. Die Profite des Welthandels stellen sich im Geldwert als Differenz von aktiven und passiven Handelsbilanzen heraus. Was die Existenz in den Nationalstaaten durch den Welthandel über das Weltgeld an Lebensaufwand, an Stoff (siehe Bodenschätze), Arbeitszeit (siehe Produktivkraft) und Arbeitskraft wirklich im Verhältnis zum Wert der Importe kostet, das verliert sie an Substanz ihres nationalen Lebensstandards. Deren Existenzwert ist der Wert der Existenz in der politischen Form ihres Lebensraums und somit die politische Erscheinung ihres Geldwerts, der sich auch politisch selbständig innerhalb und außerhalb des Landes ins Verhältnis zu anderen Werten setzt und sich auch international im Preis ihrer Produkte, Bodenschätze und Arbeitskräfte und somit auch selbständig im Preis der Nutzung von Eigentumstitel innerhalb des Landes darstellt. Im Verhältnis der Existenzverwertung der konkurrierenden Nationalstaaten bildet sich ein vollständig verselbständigter politischer Wert des Geldes heraus, das als Weltkapital alle Verhältnisse des Welthandels bestimmt und sich inzwischen durch die Globalisierung als Wertform des fiktiven Kapitals allgemein durchgesetzt hat. Darin wurde allerdings das Verhältnis des Geldwerts zur Preisform der Währungen (siehe auch Devisenhandel) umgekehrt, also das Werthältnis der Preisbildung zur Wertschöpfung umgekehrt(siehe auch Derivatenhandel).

Denn erst im Finanzkapital wird das fiktive Kapital auch als Zahlungsversprechen, also selbst als Eigentumstitel einer Bringschuld selbständig gegen seine realen Wertdarstellungen (siehe Schuldgeldsystem). Denn darin übernehmen die Gläubiger über den Finanzmarkt die Position eines Weltkapitalisten, dem die Schuldner, vor allem die Schuldnerstaaten durch Zahlungs- und Leistungsbedingungen verpflichtet sind. Denn Schuld setzt eine politische Pflicht voraus, eine Zahlungspflicht, die durch eine Kreditvergabe oder einen Nutzungsvertrag über Eigentumstitel (z.B. Wertpapiere, Immobilien, Grund und Boden) entstanden ist. Diese Pflicht besteht daraus, einen Geldwert, der von einem Geldbesitzer vorgestreckt wurde, mit einem Wert zu begleichen, der nur durch unbezahlte Arbeit - also als reiner Mehrwert - beigebracht werden kann. Im Unterschied zur einfachen Kapitalakkumulation stellt das hier eingesetzte Geld keinen Mehrwert aus der Ausbeutung vergangener und bezahlter Arbeit, sondern aus einer noch zu erbringenden Arbeit dar, die über die gewähnliche Arbeit zur Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnisse hinaus einen Mehrwert einbringt, der eine unbezahlte Arbeit zu leisten hat, die sich nicht im Kreislauf von Produktion und Konsumtion in einem Mehrprodukt verwirklicht, sondern die aus einer politisch kontrollierten Pflicht in die Geldzirkulation einzutragen ist, um diese in Wert zu halten, ihren Geldwert zu erhalten und zu vermehren.

Reichtum und Armutder Nationalstaaten ist davon bestimmt, wieviel Mehrwert sie durch die Konkurrenz um ihre Geldwerte, um die Wirtschaftsmacht ihrer Währungen auf den Weltmärkten einnehmen können oder abgeben müssen, ob sie sich durch eine aktive oder passive Handelsbilanz erhalten kännen und welche Preislage (siehe Preisbildung) ihr Bruttosozialprodukt auf dem Weltmarkt und somit auch welche Kaufkraft ihre Währung hat, wie sich dort eben der Durchschnittspreis ihrer Produkte, ihr nationaler Produktwert als Wert ihrer Währung oder Güter verwirklichen kann (siehe auch Wertrealisierung). Hier kapitalisiert sich nicht mehr der Geldwert als Maß der Werte des Kaufmittels Geld im Maßstab der Preise eines Zahlungsmittels. Das Weltgeld des Finanzkapitals, die Weltmacht des Geldes kapitalisiert einen internationalen Maßstab der Preise durch die politische Macht von Zahlungsversprechen, durch die Macht einer Fiktion der Gläubiger auf die Zukunft einer Verwertbarkeit des angewandten Kapitals durch die Schuldner (siehe hierzu fiktives Kapital).

"Die Zusammenfassung der verschiednen Wertteile der Ware, die nur den in ihrer Produktion verausgabten Kapitalwert ersetzen, unter der Kategorie des Kostpreises drückt daher einerseits den spezifischen Charakter der kapitalistischen Produktion aus. Die kapitalistische Kost der Ware mißt sich an der Ausgabe in Kapital, die wirkliche Kost der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis. ... Die Verselbständigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortwährend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozeß stets wieder in die Form von produktivem Kapital rückverwandelt werden, der Kostpreis der Ware also beständig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rückkaufen muß.

Dagegen hat die Kategorie des Kostpreises in keiner Weise zu tun mit der Wertbildung der Ware oder mit dem Verwertungsprozeß des Kapitals. ... Die Untersuchung wird jedoch zeigen, daß der Kostpreis in der Kapitalwirtschaft den falschen Schein einer Kategorie der Wertproduktion selbst erhält." (MEW 25, S. 36)

Was die Zinsen im nationalen Geldumlauf an Wertwachstum darstellen, ist in der Verhältnissen des Weltkapitals die "Kaufkraft" von Schuldverschreibungen, von Wertpapieren, die den Nutzwert von Eigentumstitel darstellen, die Gläubiger im Kredithandel über die Aktien- und Immobilienmärkte entwickeln und deren Schuldner durch die Preisbildung der Währungen auf den Finanzmärkten bestimmen (siehe hierzu auch Derivatenhandel). Was für die Aktionäre und Grund- und Immobilenbesitzer als Lohn für das Risiko ihres Besitzes erscheint, ist durch den Zwang des Wertwachstums gegen das Wirtschaftswachstum schon bewährt, bevor es tatsächlichen Existenzwert für die Gläubiger des Kapitals einbringt.

Durch die Globalisierung des fiktiven Kapitals existiert der Wert der menschlichen Arbeit nur noch im politischen Wert, im Existenzwert des Weltgeldes, der wesentlich vom Terminhandel, der Geschwindigkeit des Handels mit Schuldverschreibungen (Obligationen) abhängig ist und die Abhängigkeit der Menschen von ihren nationalen Verwertungsverhältnissen, von der politische Ökonomie ihrer Nationalwirtschaft totalisiert.

"Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Zirkulationssphäre seine Zirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesamtzeit, worin es seinen Kreislauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und Umlaufszeit." (MEW 24, S. 124)

Im Unterschied der Umlaufzeiten hat Geld nicht nur auf den Warenhandel bezogen, sondern durch die Verhältnisse zu sich selbst völlig unterschiedliche Wertgegenständlichkeit, weil seine Umlaufzeiten und die Produktionszeiten seines Wertes im Gesamtkapital sich gegeneinander verhalten.

"Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungiert das Kapital nicht als produktives Kapital und produziert daher weder Ware noch Mehrwert. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, so daß der gesamte Kapitalwert jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, daß der Produktionsprozeß unterbrochen ist, also auch die Selbstverwertung des Kapitals, solange seine Umlaufszeit dauert, und daß je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionsprozesses rascher oder träger sein wird. ...

Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Größe als produktives Kapital fungiert. Je mehr die Zirkulationsmetamorphosen des Kapitals nur ideell sind, d.h. je mehr die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um so mehr fungiert das Kapital, um so größer wird seine Produktivität und Selbstverwertung." (MEW 24, S. 128f).