Kulturbuerger alt2: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 2. November 2025, 17:36 Uhr

Kulturbürger sind Konsumenten von Kultur (siehe Kulturkonsum), die sich durch die ihnen verfügbaren Kulturgüter über die allgemeinen gesellschaftlichen Nöte und Konflikte erhaben wissen wollen, die also Kultur als Prothese ihrer spießig gewordenen Selbstwahrnehmungen nützen (siehe Spießbürger) und darin ihre Selbstbezogenheiten objektiv veredeln (siehe Selbstveredelung), Kultur als gesellschaftliche Seinsweise menschlicher Sinnbildungen für sich vernutzen, um ihrer persönlichen Zwischenmenschlichkeit den Schein einer gesellschaftlichen Substanz ihrers privaten Persönlichkeit zu verleihen. Jede solche Personifikation dient ihnen vor allem zur Entwicklung und Bestärkung ihrer narzisstische Persönlichkeit, der Selbstveredelung seines narzisstischen Charaktere, die sich nun zu einem allgemeinen Narzissmus ausbilden und vergesellschaften.

Kultur entsteht in den einzelnen Momenten der Auseinandersetzung über den Sinn und Zweck einer bestimmten Lebensproduktion. Wer darin schon materiell begütert ist, hat in der Regel ein hohes, oft auch überhöhtes Interesse, das System seiner heilen Welt zu veredeln. Es ist daher vor allem eine Kulturelite, die über deren Ereignisproduktion bestimmt und sich die Selbstwahrnehmungen der Menschen aneignet. Sie muss ja lediglich über die hierfür nötige kulturpolitische Programmatik und Einrichtung verfügen, durch welche die kulturellen Beziehungen und Ziele ihrer Sinnbildungen und Lebenszusammenhänge entstehen und sich mitteilen, in denen und wodurch die Zwecke ihrer Kulturvermittlung als ästhetisches Verhalten gestärkt und befolgt werden (siehe auch Medien).

Ein ästhetisches Verhältnis ist das Verhältnis der Kulturbürger, die ihre zwischenmenschlichen Beziehungen durch einen ästhetischen Willen verwirklichen, der Ereignisse beabsichtigt (sihe Ereignisproduktion), die Menschen zueinander in ein zwischenmenschliches Verhältnis versetzen, worin sie ihrer Selbswahrnehmungen durch ihr Geltungsstreben zu einem gemeinen Selbstwert durch einen Kult verhelfen, durch den sie ihre Empfindungen sinnlich gleichschalten (siehe hierzu auch Gesinnung). Ihre wechselseitige Beziehung wird hierdurch ästhetisiert und ihre Selbstachtung in dem Maß aufgehoben, wie sie ihr zwischenmenschliches Verhältnis zum Zweck der Veredelung ihrer Selbstwahrnehmungen kulturalisieren können (siehe auch tote Wahrnehmung). Sie verhalten sich hierin ästhetisch zu ihren Gefühlen und bilden in diesem Verhältnis nurmehr objektive Gefühle., Gefühle, in denen sie sich als Objekte und daher auch nur obektiv finden und empfinden, weil sie sich nur in den Gefühlen außer sich finden und empfinden können, wie sie es gewohnt sind. Eine Gewohnheit beruht auf einem akkumulierten Selbstgefühl, durch das sich die Selbstwahrnehmung bestärkt und verselbständigt und von da her blindlings einem ästhetischen Willen folgt, den ihre Gewohnheiten betreiben und aus ihren Ressentiments ästhetische Urteile bilden.

Die Kulturelite errichtet sich über das darin verschwindende Moment des Lebens, das als Bildnis einer toten Wahrnehmung, als Archetypus ihres persönlichenLebens bewahrt wird. Im Selbstverständnis ihrer Selbstwahrnehmung leitet es aus ihrer Wahrnehmung ein Wesen der dem entsprecheden Erkenntnisse anl und prägt ihren äthetischen Willen in seinen besonderen Aufmerksamkeiten. So wie in der Hand des Kapitals die Arbeit alstote Arbeit bewahrt wird, so witd in der Hand der Kulturelite das Kulturgut zu einem Kulturbesitz, zu einer toten Wahrnehmung, als bloßes Mittel zwischenmenschlicher Kulturkonsumtion bewahrt. Sie trägt Kultur als Kulturbesitz, als Mode, Tradition, Gewohnheit, Sitte, Brauch usw. im Jenseits des praktischen Lebens der Menschen fort und verfügt damit über eine politische Macht der etablierten Wahrnehmung.

Wo Bildungsbürger über ein entsprechendes Vermögen an Freizeit verfügen, das sie in ihrezwischenmenschlichen Verhältnissen über die Notwendigkeiten ihrer kleinbürgerlichen Existenz hinaus sponsern können, entstehen ganz eigene Lebensräume einer zwischenmenschlichen Kultur, in denen sie sich - soweit sie ausschließlich dort verkehren - als Kultursubjekte verstehen und fühlen können, sich durch ihr Wissen, ihre Sprache, ihre Lebensvorstellungen und Lebensansprüche als Subjekte verstehen können (siehe Selbstverständnis). Allerdings ist hierdurch ein jeder schon durch sich selbst beschränkt, weil er oder sie der gesellschaftlichen Dimension seiner kulturellen Ansprüche nicht "gewachsen" ist. Kulturbürger haben sich daher wechselseitig als Lebensumstände ihrer Kultur wahr, wodurch sie sich gegenseitig in ihren Selbstgefühlen als wechselseitige Objekte ihrer Subjektivität bedrängen, sich als potenzielle Gegner ihrer Selbstwahrnehmung wahrnehmen. Mangels wirklicher Bezogenheiten erfolgt dies allerdings nicht offen, sondern gerne hinter psychologischen Attitüden versteckt. Die Küchenpsychologie dieser Verhältnisse befriedigt daher schnett auch psychokratische Bedürfnisse.

Von daher stehen ihre zwischenmenschlichen Wahrnehmungen in einem Widerspruch, der ihrer Beziehung auf der Grundlage ihrer Lebensumstände geschuldet ist. Es ist der Widerspruch einer gesellschaftlichen Beziehung, die ihre Gemeinschaft gestaltet: Aber in Gesellschaft verhalten sich Menschen zu ihren Lebensbedingungen, in einer Gemeinschaft konsumieren sie sich selbst als Lebensumstände. Ihre allgemeine Selbstbezogenheit wird so zu einer Falle ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen: als individuelle Subjekte haben sie sich zugleich als wechselseitige Objekte ihrer Lebensumstände wahr. In ihren Objekt-Objekt-Beziehungen müssen sie sich wie Subjekte zu Subjekten verhalten. Was sie hierbei vergesellschaften ist daher keine Kultur, sondern Lebensangst, die Angst um ihren allzeit möglichen Selbstverlust. Kulturbürger sind die Subjekte lebensängstlicher Lebensumstände, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit nicht mehr bereichern können, sondern sich ihre Unterschiede zum Vorwurf machen.

Das bedarf einer hohen und an und für sich grundlosen Moralität. Ihre Beziehung zu einander bündelt daher ein ungeheuerliches Potenzial an Selbstgerechtigkeit, die sich oft auch im Wettstreit ihrer Güte ins Absurde steigert. Um die geht es dann auch, wenn sie ihren politischen Willen als ästhetischen Willen formuliert. Von daher finden sich Kulturbürger besonders in den Medien der Kultur und ihrer politischen Klasse. Der politische Moralismus wird zu ihrem Klassenbewusstsein und identifiziert sich leicht mit den Nöten des Nationalstaats, dem Sinnbild einer gesllschaftlichen Gemeinschaft, die nichts anderes sein kann als eine gemeine Form von Gesellschaftlichkeit, die den Menschen als ihren notwendigen Lebensumstand konsumiert.

Kulturbürger sind Bürger der kulturellen Bildung, einer Sinnbildung, die den Vorgaben der politischen Kultur nachgeht und in deren Verhältnissen generellen Selbstwert dort bezieht, wo er durch die Einverleibung von Kulturgüter akkumuliert wurde und wird. Sie sind Bildungsbürger, die ihre Selbstveredelung durch ihren politischen Kulturkonsum zu einem prominenten ästhetischen Willen medial verfestigt haben und oft selbst in und mit den politischen Medien arbeiten. Durch ihre Prominenz und ihren Einfluss auf die öffentliche Ereignisproduktion bewirken sie mit ihrer Kulturarbeit die Anpassung der Menschen an die herrschende, an die politische Kuttur. In dieser Funktion stellen sie eine gesellschaftliche Klasse dar, die sich auch in ihren kulturpolitischen Berufsfeldern als Klasse einer kulturell gebildeten Schicht auf die Masse der Selbstbezogenheiten einer ohnmächtigen Zwischenmenschlichkeit bezieht. Kulturbürger sind also Bürger der kulturellen Bildung, einer Sinnbildung, die den Vorgaben der politischen Kultur nachgeht und in deren Verhältnissen generellen Selbstwert dort bezieht, wo er durch die Einverleibung von Kulturgüter akkumuliert wurde und wird.

Kulturbürger sind die Kulturelite, die nicht mehr über sich hinausgreifen muss, weil sie sich selbst schon im Großen und Ganzen als ein Humankapital, als ein in sich geschlossenes Verhältnis einer abstrakt menschlichen Gesellschaft erscheint und weil sie die Ereignisproduktion im Griff hat und also subjektiv sich in einem objektiven Verhältnis als eine gesellschaftliche Klasse sich verhält. Sie kann sich darin empfinden und und auch wirklich tätig erkennen, - nicht mehr in einem zwischenmenschlichen Narzissmus, sondern einer objektiven Selbstbespiegelung über die hohen Sphären der öffentlichen Ästhetik. Und weil solche Kulturbürger untereinander immer irgendwie ein gutes Bild von sich erwerben können, also auch sich selbst hiedurch bereichern, verstehen sie sich dann schließlich auch als die Gebildeten im wahrsten Sinne des Wortes, - nicht nur als Vertreter der Aufklärung sondern objektiv als deren innerster Wille im Eigendünkel ihrer Selbstveredelung: abstrakt allgemeine Selbstbehauptung des Bürgers im Bild von sich schlechthin, der sich in der Ästhetik seiner Selbstwahrnehmung über die Nöte der bürgerlichen Gesellschaft erhaben weiß.

In den Verhältnissen von narzisstischen Persönlichkeiten, worin sich die Menschen nur dann selbst fühlen, wenn sie durch ihren Narzissmus auch ihre ausschließliche, ihre totale Selbstbeziehung gewinnen, entsteht eine politische Klasse von Kulturbürgern, in der sich die Selbstwahrnehmung außer den Menschen selbst prominent macht und alles "in ihren Schatten stellt", was sich durch seine Selbstbehauptung noch zu veredeln sucht. Nicht deren egozentrische Selbstgerechtigkeit, sondern der daraus hervorgegangene Selbstverlust macht sie abhängig von einer Klasse, die sowohl politisch wie kulturell Eigenschaften besitzen, in einer selbstlos gewordenen Welt den Geist und Sinn ihrer Kultur optimal dazu benutzen können, sich als deren wertvolle Vermittler zu erweisen und damit Eindruck zu machen.

Durch den Eindruck, den ein Mensch auf andere macht, täuscht er über seine wirklichen Eigenschaften und Fähigkeiten hinweg und erheischt hierbei einen Selbstwert, der Überlegenheit in Verhältnissen vermittelt, in denen im Allgemeinen Minderwertigkeitsgefühle die Selbstwahrnehmung bestimmen. Es sind deren zwischenmenschlichen Beziehungen, durch die solche Wahrnehmungen in Selbstgefühlen aufgehen, die ihrem Geltungsstreben folgen müssen, um Gefühl für sich zu sein und zu bleiben. Die Täuschung durch solchen Eindruck verlangt allerdings eine permanente Kontrolle über das, was hierfür körperlich ausgedrückt werden muss, eine Selbstkontrolle, die einen ästhetischen Schein in diesen zwischenmenschlichen Verhältnissen erzeugt, denen die Zwischenmenschen in ihrem Körperfetischismus nachgehen und für diese Scheinwelt ihre Sinne aufzubereiten und kulturalisieren und ihre ganze Spontaneität für eine modische Sinnlichkeit aufgeben.

Kulturbürger sind von da her die aus einer Kultur objektiv heraus gebildeten Bürger, Bildungsbürger einer verselbständigten Klasse des ästhetischen Willens. Ein Kulturbürger hat seine Selbstbehauptung durch das Schöne und Gute seiner Persönlichkeit kulturalisiert, seine Selbstveredelung darin zu einem gesellschaftlichen Ausdruck gebracht. Kulturbürger sind von da her Bildungsbürger, die sich aus der Wertschätzung der bürgerlichen Kultur, aus Lebenswerten im Zweck eines hochgradigen Wirtschaftswachstums politisch durch ihre Selbstverwertung begründen. Es sind narzisstische Persönlichkeiten, die sich in ihrer Kultur "zuhause" fühlen (siehe auch "Heile Welt"), sich darin als bürgerliche Subjekte ihr Heil schaffen und diese auch anderen verordnen. Dem in dieser Welt beschränkten ästhetischen Willen verschaffen sie eine transkulturelle Hoheit über kulturelle Beziehungen (z.B. aus einem religiösen Glauben heraus) oder touristische Begegnungen. Von daher geben sie sich politisch verpflichtet, um ihren Selbstwert zu kulturalisieren. Ihre Kulturwerte leiten sich daraus ab, dass sie der unergründlichen Macht einer Lebenspflicht dienen, die sich als Glaubensmacht eines Edelmuts bestärken soll, die sich aus der bürgerlichen Kultur ableitet, sich aber durch ihre Mythologie hiervon zugleich abhebt und letztlich nur durch Geldbesitz zu verwirklichen ist. Ihr Selbstverständnis war besonders in der Zeit der Aufklärung entstanden, in der die Vermittlung hoher Kulturwerte allgemein politisches Ziel geworden war, das sich als Vernunft der Mündigkeit, der Freiheit durch Gemeinsinn auszugeben verstand.

Aber geradezu im Widerspruch zu diesem Zeitgeist beinhaltet solcher Verstand einen mythologischen Hintergrund, der bis in die Zeit des Kreuzrittertums - besonders im Templerorden - sich als Kulturmacht manifestiert hatte und hierzulande in der Freimaurerei gepflegt wurde. In den USA, aber auch in England, Frankreich und Deutschland hat sich das Kulturbügertum im 19. Jahrhundert bis heute aus Kreisen der Kultureliten herausgebildet, in den USA z.B. im Kreis der "Iluminaten" (die Erleuchteten), deren Symbole auf jedem Dollarschein zu finden sind.

Rechte politische Strömungen beziehen sich hierauf zwiespältig, da sie einerseits die im Kulturbürgertum beschworenen Werte als Ordnung ihrer Gesinnung schätzen, andererseits aber darin politisch und kulturell komkurrieren. Bei den Nationalsozialisten war deshalb das Kulturbürgertum einerseits mit dem Judentum identifiziert, andererseits aber mit germanischer Mythologie ersetzt worden. Von daher ließ sich aus niederträchtigen Kulturinteressen ein Kampf der "deutschen Natur" gegen die "Jüdische Weltverschwörung des Finanzkapitals" ableiten. Tatsächlich waren es aber vor allem christlichen Bruderschaften, die im 14. Jahrhundert aus ihrem religiös begründeten Zusammenschluss eine Finanzmacht gegründet hatten, die ganz Westeuropa beherrschte und sich aus der Verwertung von Ablassgeldern der katholischen Kirche entwickelt hatte.

Alle Kultureliten entstehen als kulturelle Prominenz innerhalb der Schicht der Bildungsbürger, die vermittelst ihrer Kulturbeflissenheit in der Hochkultur Geltung erlangen und ihren sozialen Status vor allem durch ihre kulturellen Befähigungen bei ihrer Selbstverwertung (z.B. in den Medien) oder durch ihren persönlichen Kulturbesitz finden und erwerben. Aber auch in Subkulturen finden sich solche Eliten, die sich besonders durch ihre Selbstdarstellung und Idolisierung und der damit erheischten ästhetischen Wirkung als besonders befähigte Kulturpersönlichkeit, als Prominenz einer bestimmten Kulturszene begründen. Ihr Ziel ist es, sich in der jeweiligen Kultur eine allgemeine Geltung zu verschaffen, die meist durch die entsprechenden Bildungseinrichtungen oder Institutionen oder auch durch die Medien populär wird und durch die Masse der Akklamationen (z.B. Einschaltquoten) zur Personifikation von Kulturmacht gelangen.

Solche Eliten begründen ihren Zusammenhang durch einenästhetischen Willen, worin sie sich und ihre Moden geltend machen und sich wechselseitig darin bemessen, was sie als besonderen Trend verkörpern. Da dieses Maß als Medium ihrer Prominenz höchst widersprüchlich und umstellt von objektiven Gefühlen ist, leiden die Kultureliten an besonders offenen - weil öffentlichen - Verwirrtheiten (siehe Verrücktheit). Nicht selten geschehen hieraus frühzeitige Selbsttötungen.