Homosexualität

Aus kulturkritik

In rein narzisstischen Lebensverhältnissen erscheint Homosexualität natürlich, weil sie die Ästhetik der Selbstgefühle kulturell verwirklicht. Auch wenn sie theoretisch jedem gesellschaftlichen Gattungsbegriff widerspricht, so stellt sie doch ein Gattungsverhältnis selbstverliebter Kultur dar. Sie ist die Sexualisierung (siehe Sexualität) des eigenen Geschlechts zu einem Selbstgefühl, in welchem der Standpunkt des anderen Geschlechts zur Emanzipation des eigenen eingenommen wird. Sie sucht dieses als ihre Sexualeigenschaften ihres Geschlechts in einer mehr oder weniger ausschließlichen Sexualform zwischenmenschlicher Beziehungen für sich zu gewinnen, um sich in ihrer Ausschließlichkeit zu veredeln (siehe auch Sexismus) und in dementsprechend haptischen Sinneseindrücken ästhetisch zu verdoppeln.

Homosexualität ist im Unterschied zur bloßen Gleichgeschlechtlichkeit eine ästhetische Hochform der Liebe, die Selbstveredelung als Eigenliebe der zwischenmenschlichen Sexualität, der Sexualität des Zwischenmenschen, der sich als anderen liebt, sein eigenes Geschlecht im Anderen und damit anders verwirklicht, als gemeinhin und allgemein gegeben. Im gleichen Anderssein des Geschlechts, dem Anderen, durch den er seine Beziehung auf sich abgleicht, findet er sich in einer geschlechtlichen Selbstwahrnehmung verwirklicht, einer Selbsterregung durch eine geschlechtliche Selbstbeziehung, die er allein schon in einer Selbstempfindung vermittelst der Gegenwärtigkeit des eigenen Geschlechts findet.Im Unterschied zur Gleichgeschlechtlichkeit entsteht Homosexualität nicht aius Not, sondern aus einer Tugend, der Tugend der Selbstveredelung.

Homosexualität ist eine Selbstvergegenwärtigung des eigenen Geschlechts durch seine Sexualität, durch die auf sich fixierte und also isolierte Form seiner Geschlechtlichkeit, die sich über ihre natürliche Intelligenz zu erheben sucht, um sich als geschlechtliche Kulturform zu veredeln. Die geschlechtliche Empfindung ist hierbei die Hochform der Geschlechtskultur zwischenmenschlicher Verhältnisse, in denen der Sinn intimer Selbstverwirklichung gesucht und empfunden wird, eine Lust in Reinform, die sich in einem durch sich selbst erfüllenden Geschlechtsleben findet und sich gegen fremde Geschlechtlichkeit und deren Lebensformen mehr oder weniger verschließt. Es ist eine selbstbezogene Geschlechtsästhetik, die zur Vermeidung einer Selbstbeschädigung durch die Wirklichkeit des Geschlechts sich auf sich besinnt und bewahrt.

Die darauf gründenden Selbstbeziehungen erzeugen Erregtheiten, die sich gegen das Erregtwerden durch fremdes Geschlecht wendet. Es handelt sich dabei wohl meist auch um eine Fixierung der Selbsterregung in einer hiervon abgetrennten selbstbegründeten Körperlichkeit, in der Ästhetik des eigenen Körpers (s.a. Körperkult).

Jede Liebe hat ihre eigene Geschichte und so kann Gleichgeschlechtlichkeit darin notwendig werden, teils aus Enttäuschung im eigenen Geschlechtlich-Sein durch die Unmöglichkeit eines geschlechtlichen Vertrauens in sich und andere, teils als Verweigerung gegen die Entäußerung des eigenen Geschlechts; vermutlich meist wegen beidem in Einheit. Enttäuschung setzt Überhebung voraus, die oft einer übersinnlichen Geschlechtlichkeit in ursprünglichen Lebensräumen entspringt (z.B. Mutter-Sohn-Beziehung oder Vater-Tochter-Beziehung in familiären Lebensburgen, welche substitutiven Charakter gegen weltliche Zwischenmenschlichkeit haben). Nicht der Übersinn dieser Verhältnisse, die meist Scheinwelten waren, sondern das Scheitern der Selbstverwirklichung auf dessen Grundlage, die wie ein ästhetischer Anspruch des Selbstgefühls wirksam ist, wendet die geschlechtliche Wahrnehmung zur Gleichgeschlechtlichkeit. Es ist die Gewinnung von Vertrauen in sich und andere, das in dieser geschlechtlichen Eigenart wieder möglich wird - auch wenn damit ein oft nicht einfaches Lebensschicksal bestimmt ist, wie anderswo eben auch. Weil und solange nötig, kann sie nicht verhindert oder gar "aberzogen" werden. Solche Versuche sind rein zerstörerisch und enthalten blankes Vernichtungspotenzial. Daher ist es besser, mit solcher Eigenart zu leben, wie eben auch immer mit jeder Eigenart gelebt wird, gleichgültig, wie sie entstanden und woraus sie sich gebildet hat. Das Glück oder die Fähigkeit hierzu ist davon im Grunde unbenommen - solange das gesellschaftliche Unglück sich dem nicht überstellt.

Durch die geistige Vertrautheit des eigenen Geschlechts kann unter socher Bedingung eine hohe Kreativität gewonnen werden. Die Homosexualität kann in bestimmten Verhältnissen aber auch zu einer isolierten Form der Selbstwahrnehmung werden (siehe auch Sucht), die sich der sexuellen Selbstvermittlung wie einer sexuellen Gewalt unterstellt. In jedem Fall ist sie eine subjektive Wendung gegen den Geschlechterkampf, eine Subjektivierung, welche sich gegen die Geschlechtswahrnehmung und also auch gegen die objektive Geschlechtsrolle erhebt und eine eigene Kultivierung entwickelt. Diese ist daher eine hohe Kultur des Selbstgefühls, das sich dem geschlechtlichen Entfremdungsgefühl entzieht, sich sozusagen eine kleinere oder größerere Subkultur schafft. Nicht desto trotz gründet diese alleine auf der unmittelbaren Negation der bürgerlichen Kultur, indem sie sich substantiell verselbständigt. So sie sich nicht von politischen Begriffen verfolgt fühlen muss, ist sie lediglich eine totale Art der Individualisierung von Geschlechtlichkeit.