Uk3030

Aus kulturkritik

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Der nachfolgende Text ist eine Beschreibung der Argumentation in dem gleichnamigen Buch. (==> Verlagsinformationen hierzu <==)

330. Einleitung in die Massenkultur einer übersinnlichen Gesellschaft als Kulturstaat

Es war in diesem Band der Kritik der politischen Ästhetik zunächst das zwischenmenschliche Verhältnis der Menschen objektiv allgemein geworden, indem es zunächst sittlich geworden war, für sich selbstlos werden musste und schließlich gläubig geworden ist, um den Menschen in diesen Verhältnissen einen Sinn zu vermitteln, der sie übersinnlich begründen sollte. Dieser Sinn war zu einer objektive Form einer allgemeinen Selbstveredelung in einem ästhetischen Willen wirksam geworden, der sich zu einer Heilskultur, zu einer Kulturmacht der Selbstheilung fortentwickelt hatte, bis diese im Sog ihres Unheils sich als Massenbedarf nach einer heilen Welt herausstellen musste. Erst jetzt aber kann sich dieser Bedarf durch seine Institutionalisierung auch verwirklichen, sich wirklich wahr machen, indem er zum Inhalt eines Kulturstaats wird. Darin erfährt er jetzt einen politischen Lebensraum, in dem sich alles aufhebt, was von wirtschaftlichem Nutzen war, was ihn aber sinnlos gemacht hatte, weil die kapitalistische Wirtschaft selbst den Notwendigkeiten ihres Wertwachstum nicht wirklich allgemein folgen kann.

Die politische Kultur hat von da her nun auch in dieser Form ihren politischen Willen als politischen Raum, als gesellschaftlich bestimmten Lebensraum, durch den sie als reine Kulturgemeinschaft die Lebensverhältnisse der Menschen bestimmen kann, auch wenn und gerade weil sie weder Sinn noch Nutzen für die Menschen hat. Aber hierin können sich die allgemeinen Formationen der Selbstwahrnehmung in ihrer Gegensinnigkeit vereinen, wie sie in ihrem jeweiligen Trieb zwischen Selbstverwirklichung, Selbstbehauptung und Selbstbeherrschung allgemein entwickelt wurden, und sich nun aus sich selbst heraus, also sich in ihrem Widersinn gegenseitig bestärken und reproduzieren.

Dies Ganze hat jetzt eben seinen inneren wie auch seinen äußerlichen Grund. Mit den Verwertungskrisen des Geldes schwindet der Nutzen der Wirtschaft für die Menschen und es verstärkt sich ihre Existenzangst im Allgemeinen. Was sie in ihrer Eigennützigkeit als Persönlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Lebensverhältnisse erwerben konnten, erscheint damit ebenso bedroht, wie sie darin im Einzelnen auch immer weniger Sinn finden können. Wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse einer Gesellschaft zusammenbrechen, bleibt mit der Erfahrung ihrer Nichtung im Allgemeinen die Wahrnehmung einer Selbstauflösung im Einzelnen. Da ihre Kultur nur noch als Lebenszusammenhang durch diese Wahrnehmung in der Form ihrer Selbstwahrnehmung bestätigt werden kann, bestimmt sich darin nun auch deren Allgemeinheit als Selbstgefühl einer allgemein bedrohten Subjektivität fort, als Allgemeingefühl einer bedrohten Kultur überhaupt, als Massengefühl einer überdimensionalen Selbstauflösung, die als Gefühlsmasse einer Massenkultur zum Objekt eines jedweden Populismus wird. Dieser kehrt die Ursprungssehnsucht einer Scheinwelt, welche die heile Welt des ästhetischen Willens ausgemacht und endlos gemacht hatte, in die Heilserwartung einer übermenschlichen Auflösung aller Vernichtungsängste, zur Formation einer endlich allgemeinen rein politischen Lösung, zur allgemeinen Vorstellung einer Endlösung durch politische Kulturmacht.

Diese Allgemeinkultur bezieht ihre politische Kraft nur mehr aus der gesellschaftlichen Not einer Gesellschaft, die nicht mehr für die Menschen politisch handeln kann, weil sie als wirkliche gesellschaftliche Macht der Menschen zerstört ist. Der politische Wille soll dadurch verwirklicht werden, dass er ihrer wirklichen Vernichtung ästhetisch entgeht, dass er die Wahrnehmung ihrer Wirklichkeit selbst nichtet. Sie wird von daher zum Zentrum aller politischen Aufmerksamkeit, die weiterhin auch eine Aufmerksamkeit der politischen Ökonomie bleibt, die sich aber in der Wahrnehmungsform der bedrohten Selbstbezogenheit vor allem kulturell auswirkt. Politische Ökonomie und politische Ästhetik münden auf diese Weise in einen Fokus, welcher mit dem Begriff einer Volkskultur aufgerufen wird, und von daher den politischen Begriff des Volks mit dem kulturellen Volksbegriff gleichsetzt. Dies führt zur Kulturform einer allgemeinen Institutionalisierung, welche sich nicht mehr aus den Selbstgestaltungen der Menschen und ihren zwischenmenschlichen Beziehungsformen, auch nicht mehr nur aus ihrer Selbstlosigkeit, sondern aus ihrer Überflüssigkeit als Mensch begründet.

Das Volk wird zu einem Kampfbegriff als Kulturbegriff, indem es für einen gesitteten Allgemeinwillen steht, der als Wille einer allgemeinen Sittlichkeit zu einer allgemeinen Gesinnung werden soll, zur sittlichen Institution jedweder Sinnlichkeit. Hierdurch wird deren Güte als Ästhetik ihres Willens konkret und praktisch, ihre Ethik zum seelischen Beweggrund, alles Seelische dem Volk als ein ästhetisch geadelter Allgemeinwille unterworfen und ihr Geist staatlich übereignet. So bieder hierdurch das Leben der Menschen wird, so geistlos erscheint es aus der Natürlichkeit des Lebens schlechthin begründet. Der kultivierte Begriff des Volkes will die Naturmythologie einer Sittlichkeit, wie sie allgemein gewollt wird, dogmatisieren. Jetzt geht es um das praktische Verhältnis dieses Prozesses, der Bildung einer Gesinnung.

Die Wirklichkeit im Leben der Bevölkerung ist als einfache Lebenspraxis vollständig abgetrennt vom der Sittlichkeit des Willens. Es ist für eine Kultur, die sich zu einer Ästhetik des sittlichen Willens verselbständigt hat, lediglich äußeres Lebensmoment, also Stoff für diesen. Von daher bildet er sich heraus zu einer praktischen Förmlichkeit, zur Gesinnung, die vom Standpunkt einer Volkskultivation auf die Menschen übertragen werden muss, die zu einem Prinzip ihrer Lebensführung wird - nicht, weil es finstere Agenten so wollen, sondern weil die für sich selbst empfindungslos gewordenen Menschen dies zu ihrer quasireligiösen Selbstverklärung nötig haben, um darin Gesellschaft zu bilden. So wird solche gesellschaftliche Notwendigkeit selbst zu einem Mittel der Vergesellschaftung abstrakt menschlicher Sinnlichkeit.

Durch sie verläuft die konkrete Selbstfindung der einzelnen Menschen der sich darin als Moment einer besonderen Art, einer Rasse finden muss. Darin wird die Kultur zu einer artigen Allgemeinhheit, auf welche alle Menschen zurückkommen müssen, um in Gesellschaft zu sein. In den Ritualen dieser Gesellschaft füllen sich alle Seelen mit der Masse des sittlichen Willens und werden zur Massenpsyche. Darin steckt das Ganze des beseelten Volkes als übermenschliche Erwartung, als Heilserwartung, deren Sehnsucht jetzt auch gesellschaftliche Wirkung erfährt, also Wirklichkeit wird. Im Übermenschen regeneriert sich zwar kein wirklicher Mensch, aber die Seele wird als Gleichschaltung der Masse darin wirklich und also für jeden einzelnen zur wirklichen Existenzgrundlage - und damit zur Macht gegen jedes Leben.

Gesinnung

Weiter mit Teil III.33.1 Das Volk als gemeine Kulturpersönlichkeit