Verstand: Unterschied zwischen den Versionen

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"Ach, der Verstand ist noch in Unterhosen! Die Energie, der Kopf, der ganze Mann - sie sind verreist, und keiner weiß bis wann. Man sitzt und zählt sich zu den Arbeitslosen." (Erich Kästner)
<blockquote>''Ach, der Verstand ist noch in Unterhosen! Die Energie, der Kopf, der ganze Mann - sie sind verreist, und keiner weiß bis wann. Man sitzt und zählt sich zu den Arbeitslosen. (Erich Kästner)''</blockquote>


Verstand kommt von "Verstehen" und ist von daher zunächst suchend, also [[subjektiv]] tätig. Er sucht den [[Inhalt]] seiner [[Empfindungen]] in der [[Beziehung]] zu [[Äußerungen]] in einer Welt außer sich, die durch sein [[Gespühr]] seine [[Aufmerksamkeit]] antreibt und nach [[Beweisen]] verlangt. Er ist daher auf etwas ihm [[Äußeres]] seiner [[Erfahrungen]], auf objektivierbaree [[Wahrnehmungen]] bezogen, die er aus der [[Erinnerung]] ihrer [[Form]] aufzufassen sucht, wie sie z.B. auch in [[Erinnerungsbildern]] des [[Gedächtnisses]] verblieben ist. Das [[Gedächtnis]] liefert dem Verstand seine [[Inhalte]]. Ohne dieses kann er sich nicht bilden, nicht [[bewähren]] und nicht [[entwickeln]]. Ohne diese Rückbeziehung auf seine Quellen verliert der Verstand seine [[sinnliche Gewissheit]] und verfällt hierüber nach und nach in die [[Verwahrlosung]] seiner [[Urteilskraft]] (siehe auch [[tote Wahrnehmung]]).
Der Verstand formuliert, wie ich mich und meine Welt verstehe, wie ich den [[Sinn]] meiner [[Empfindngen]] und [[Gefühle]] für mich und andere [[interpreztiere]], was also zu meiner [[Meinung]] über ''Gott und die Welt'' wird oder schon geworden ist (siehe auch [[Wählermeinung]]) und mitteile (siehe [[Vermittlung]] ) – ganz gleich wie [[vernünftig]] es gefasst sein mag (siehe hierzu auch [[Wahrnernehmungsidentät]]). Von daher kann ein Mensch seine Fassung verlieren, wenn er sich darin mangels einer [[persönlichen]] Identitäät eine fremde Verfassung ermächtgen kann, durch die der Verstand verloren geht, sich aufhebt und daher auch unwahr werden kann. Er ist ja lediglich die [[Form]] meiner [[Wahrnehmung]], das Meine, wie ich es in meiner [[Meinung]], als meine [[zwischenmenschliche]] Identität ausdrücken kann. Wo dies einem [[ganzen]] [[Dasein]] unterworfen ist, wird der Verstand zum Medium einer Irreführung, einer [[Täuschung]] und Demagogie (''aufhetzung'', politische Verhetzung) oder einer Infamie die sich in vielerlei [[Ressentiments]] sozialisieren lässt, sobald sie die Gefühle der Menschen ausrichtet und in ihrer a href=''../lex.php?lex=Masse'' target=''info''>Masse ''versteht'' (siehe [[Massengefühl]]), sobald es die [[Gefühle]] von Menschen am selben Inhalt begeistert, und daher durch sie belebt wird.
 
<blockquote>''Oh, Deutschland, meine ferne Liebe, Gedenk ich deiner, wein ich fast! Das muntre Frankreich scheint mir trübe, Das leichte Volk wird mir zur Last. Nur der Verstand, so kalt und trocken, Herrscht in dem witzigen Paris - Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken, Wie klingelt ihr daheim so süß! (Heinrich Heine, 1839, Romanzen)''</blockquote>
 
Verstand kommt von ''Verstehen'' und ist von daher zunächst suchend, also [[subjektiv]] tätig. Er sucht den [[Inhalt]] seiner [[Empfindungen]] in der [[Beziehung]] zu [[Äußerungen]] in einer Welt außer sich, die durch sein [[Gespühr]] seine [[Aufmerksamkeit]] antreibt und nach [[Beweisen]] verlangt. Er ist daher auf etwas ihm [[Äußeres]] seiner [[Erfahrungen]], auf objektivierbaree [[Wahrnehmungen]] bezogen, die er aus der [[Erinnerung]] ihrer [[Form]] aufzufassen sucht, wie sie z.B. auch in [[Erinnerungsbildern]] des [[Gedächtnisses]] verblieben ist. Das [[Gedächtnis]] liefert dem Verstand seine [[Inhalte]]. Ohne dieses kann er sich nicht bilden, nicht [[bewähren]] und nicht [[entwickeln]]. Ohne diese Rückbeziehung auf seine Quellen verliert der Verstand seine [[sinnliche Gewissheit]] und verfällt hierüber nach und nach in die [[Verwahrlosung]] seiner [[Urteilskraft]] (siehe auch [[tote Wahrnehmung]]).


Verstand ist die natürliche Voraussetzung dafür, dass überhaupt aus den [[Kenntnissen]] der [[Wahrnehmungen]] [[Erkenntnis]] werden kann. Dieses Verstehen verlangt zunächst die Durchdringung ihrer [[Form]] vermittelst der eigenen [[Erfahrungen]] und [[Lebensinhalte]] innerhalb der [[Verhältnisse]] des eigenen [[Lebens]] aus dem [[Gedächtnis]] im [[Lebensraum]] ihrer [[Zeit]] (siehe z.B. [[Familie]]), den [[Bedingungen]] und [[Umständen]], worin diese [[Erinnerungen]] entstanden waren (siehe auch [[Kultur]]). Verstand ist also die [[Beziehung]] auf Unbekanntes durch das [[Erinnerte]] vergangener Lebensinhalte (siehe [[Kenntnis]]), reine Empathie einer [[gesellschaftlichen]] bzw. vergesellschafteten [[Wahrnehmung]] (siehe auch [[Kommunikationsindustrie]]). Verstand entsteht also aus der [[Empfindung]] einer [[unmittelbar]] [[gesellschaftlichen]] [[Beziehung]] der [[Wahrnehmung]], wie sie auf die [[Selbstwahrnehmung]] wirkt. Der Verstand staht daher schon vor jeder [[Logik]] und [[Vernunft]] und wird von daher zum Bestand in deren [[Dasein]], worin er – noch bar jeder [[Vernunft]] – das [[Material]] des [[Denkens]] für die [[Begriffsbildung]] findet.
Verstand ist die natürliche Voraussetzung dafür, dass überhaupt aus den [[Kenntnissen]] der [[Wahrnehmungen]] [[Erkenntnis]] werden kann. Dieses Verstehen verlangt zunächst die Durchdringung ihrer [[Form]] vermittelst der eigenen [[Erfahrungen]] und [[Lebensinhalte]] innerhalb der [[Verhältnisse]] des eigenen [[Lebens]] aus dem [[Gedächtnis]] im [[Lebensraum]] ihrer [[Zeit]] (siehe z.B. [[Familie]]), den [[Bedingungen]] und [[Umständen]], worin diese [[Erinnerungen]] entstanden waren (siehe auch [[Kultur]]). Verstand ist also die [[Beziehung]] auf Unbekanntes durch das [[Erinnerte]] vergangener Lebensinhalte (siehe [[Kenntnis]]), reine Empathie einer [[gesellschaftlichen]] bzw. vergesellschafteten [[Wahrnehmung]] (siehe auch [[Kommunikationsindustrie]]). Verstand entsteht also aus der [[Empfindung]] einer [[unmittelbar]] [[gesellschaftlichen]] [[Beziehung]] der [[Wahrnehmung]], wie sie auf die [[Selbstwahrnehmung]] wirkt. Der Verstand staht daher schon vor jeder [[Logik]] und [[Vernunft]] und wird von daher zum Bestand in deren [[Dasein]], worin er – noch bar jeder [[Vernunft]] – das [[Material]] des [[Denkens]] für die [[Begriffsbildung]] findet.
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Beide herrschen nebeneinannder. Wenn der Verstand sich durch [[Reize]] [[beeindrucken]] lässt, die er nicht durch [[Analyse]] mit [[Vernunft]] begabt, wird er blindligs einem [[ästhetischen Willen]] und einer [[ästhetischen Beurteilung]] nachgehen müssen – und wenn [[Vernunft]] sich dem Verstand entzieht, kann sie nur [[dogmatisch]] werden (siehe [[Faktenglaube]]). Erst nachdem aus dem Verstand durch [[Analyse]] deren [[Substanz]] [[objektiv]] [[erschließbar]] ist (siehe [[Begriffssubstanz]]), lässt sich darin auch eine [[Vernunft]] seiner [[Lebensverhältnisse]] als [[notwendige]] [[Substanz]] einer [[Beziehung]] [[erkennen]], die ohne dies nur wesenlos - also unwesentlich – für sein [[Denken]] und die [[Freiheit]] seiner [[Meinungsbildung]] sein könnte (siehe auch [[Wählermeinung]]). Wo sie im Jenseits ihrer unmittelbaren Wahrheit keine Gefühle entwickeln konnte stirbt die [[Substanz]] ihrer [[Erinnerungen]]. Es verliert ihre [[Wahrnehmung]] an [[Eindrücklichkeit]] und [[Aufmerksamkeit]] – und so stirbt die [[Wahrheit]] der [[Wahrnehmung]] ab (siehe [[tote Wahrnehmung]]).
Beide herrschen nebeneinannder. Wenn der Verstand sich durch [[Reize]] [[beeindrucken]] lässt, die er nicht durch [[Analyse]] mit [[Vernunft]] begabt, wird er blindligs einem [[ästhetischen Willen]] und einer [[ästhetischen Beurteilung]] nachgehen müssen – und wenn [[Vernunft]] sich dem Verstand entzieht, kann sie nur [[dogmatisch]] werden (siehe [[Faktenglaube]]). Erst nachdem aus dem Verstand durch [[Analyse]] deren [[Substanz]] [[objektiv]] [[erschließbar]] ist (siehe [[Begriffssubstanz]]), lässt sich darin auch eine [[Vernunft]] seiner [[Lebensverhältnisse]] als [[notwendige]] [[Substanz]] einer [[Beziehung]] [[erkennen]], die ohne dies nur wesenlos - also unwesentlich – für sein [[Denken]] und die [[Freiheit]] seiner [[Meinungsbildung]] sein könnte (siehe auch [[Wählermeinung]]). Wo sie im Jenseits ihrer unmittelbaren Wahrheit keine Gefühle entwickeln konnte stirbt die [[Substanz]] ihrer [[Erinnerungen]]. Es verliert ihre [[Wahrnehmung]] an [[Eindrücklichkeit]] und [[Aufmerksamkeit]] – und so stirbt die [[Wahrheit]] der [[Wahrnehmung]] ab (siehe [[tote Wahrnehmung]]).


"Nur der Verstand, so kalt und trocken, Herrscht in dem witzigen Paris - Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken, Wie klingelt ihr daheim so süß!" (Heinrich Heine, 1839, Romanzen)
Der Verstand ist Voraussetzung und Resultat einer Verständigung, das Verstehen dessen, was zur [[Sprache]] kommt oder auch als [[Sache]] funktioniert. Er kann also zum einen funktional und [[vernünftig]], also rein [[logisch]] sein, oder auch die [[Sprache]] oder [[Sache]] durchdringen, ''dahintersteigen'', was gemeint ist (siehe auch [[Meinung]]) oder gemacht wird. Er versteht somit eine standhafte Beziehung in ihrer [[Form]] und ihrem [[Inhalt]].
 
Der Verstand ist Voraussetzung und Resultat einer Verständigung, das Verstehen dessen, was zur [[Sprache]] kommt oder auch als [[Sache]] funktioniert. Er kann also zum einen funktional und [[vernünftig]], also rein [[logisch]] sein, oder auch die [[Sprache]] oder [[Sache]] durchdringen, "dahintersteigen", was gemeint ist (siehe auch [[Meinung]]) oder gemacht wird. Er versteht somit eine standhafte Beziehung in ihrer [[Form]] und ihrem [[Inhalt]].  


"Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend." (G. W. F. Hegel, Einleitung der Logik)  
<blockquote>''Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend. (G. W. F. Hegel, Einleitung der Logik)''</blockquote>


Jedem Verstand geht daher schon eine [[Kenntnis]] der [[Empfindung]] voraus, die es erst möglich macht, etwas anderes als sich selbst zu verstehen. Wovon man [[Kenntnis]] hat, da hat man [[Sinn]] für etwas, das einfach so da ist (siehe [[Dasein]]), wie es auch durch die sinnliche Tätigkeit der Menschen in und durch ihre [[Natur]] geworden war und also auch menschlich ist. Von daher ist diese [[Beziehung]] unmittelbar, ein [[Wissen]] um etwas, was man im [[Sinn]] hat, auch ohne dass es der [[Wahrnehmung]] schon wirklich gegenwärtig sein muss, dass alles letztlich natürlich ist, was wir [[empfinden]] und [[fühlen]], was wir also durch die [[Natur]] unserer [[Sinne]] [[wahrnehmen]] können - eben weil und sofern wir dafür einen [[Sinn]] haben.  
Jedem Verstand geht daher schon eine [[Kenntnis]] der [[Empfindung]] voraus, die es erst möglich macht, etwas anderes als sich selbst zu verstehen. Wovon man [[Kenntnis]] hat, da hat man [[Sinn]] für etwas, das einfach so da ist (siehe [[Dasein]]), wie es auch durch die sinnliche Tätigkeit der Menschen in und durch ihre [[Natur]] geworden war und also auch menschlich ist. Von daher ist diese [[Beziehung]] unmittelbar, ein [[Wissen]] um etwas, was man im [[Sinn]] hat, auch ohne dass es der [[Wahrnehmung]] schon wirklich gegenwärtig sein muss, dass alles letztlich natürlich ist, was wir [[empfinden]] und [[fühlen]], was wir also durch die [[Natur]] unserer [[Sinne]] [[wahrnehmen]] können - eben weil und sofern wir dafür einen [[Sinn]] haben.


Der Verstand betreibt mit seinem Verstehen eine nur stehende Beziehung, die nicht durchdringen kann, was deren Verhältnisse begründet, die dem Verstand vor alller weiteren [[Erfahrung]] schon [[vernünftig]] erscheinen (siehe hierzu auch [[Aufklärung]]). Er kann aber nur das verstehen, was ihm nötig ist (siehe auch [[Notwendigkeit]]), worauf er wirklich und also in [[Wirklichkeit]] steht, was er wissen will, weil er es wissen muss, und oft so gerne es im Vorhinein schon zu wissen glaubt (siehe hierzu auch [[Strukturalismus]]). Seine Grundlage ist sein [[Dasein]], seine Klassenlage, die [[Gegebenheiten]] seines [[Raumes]] in seiner [[Zeit]], die er nicht durchdringen und nicht überwinden kann, solange er nicht zur [[Kritik]] an seinen ihm [[fremden]] [[Lebensverhältnissen]] gereicht, nichts [[Ganzes]] darin, nichts außer sich [[erkennen]] kann.
Der Verstand betreibt mit seinem Verstehen eine nur stehende Beziehung, die nicht durchdringen kann, was deren Verhältnisse begründet, die dem Verstand vor alller weiteren [[Erfahrung]] schon [[vernünftig]] erscheinen (siehe hierzu auch [[Aufklärung]]). Er kann aber nur das verstehen, was ihm nötig ist (siehe auch [[Notwendigkeit]]), worauf er wirklich und also in [[Wirklichkeit]] steht, was er wissen will, weil er es wissen muss, und oft so gerne es im Vorhinein schon zu wissen glaubt (siehe hierzu auch [[Strukturalismus]]). Seine Grundlage ist sein [[Dasein]], seine Klassenlage, die [[Gegebenheiten]] seines [[Raumes]] in seiner [[Zeit]], die er nicht durchdringen und nicht überwinden kann, solange er nicht zur [[Kritik]] an seinen ihm [[fremden]] [[Lebensverhältnissen]] gereicht, nichts [[Ganzes]] darin, nichts außer sich [[erkennen]] kann.


Der "Versteher" ist dennoch in [[Mode]], denn man ist gerne verständig, versteht alles, und bleibt doch oder gerade deshalb [[dumm]], weil es das Identische Sein als [[Identität]] des Verstehens voraussetzt. Von daher kann der Verstand nur verstehen, nicht [[begreifen]] und nicht [[erkennen]]. Aber er [[erinnert]] sich, bewahrt das Verstandene im [[Gedächtnis]], das in der [[Wahrnehmung]] im Zusammenhang Aufgenommene und mit dem [[Wahrnehmen]] identische, - eben das Verstehbare, wie es erscheint (siehe [[Widerschein]]). Verstand gilt für Kant als "das [[Vermögen]], [[Erscheinungen]] vermittels von Regeln spontan zu verbinden". Er setzt Erscheinung dem Verstand voraus. [[Notwendig]] für das Verstehen ist allerdings das vorurteilsfreie Aufnehmen von [[Gegebenem]], wie es der [[Erfahrung]] entspricht, also dem Erfahrenen nicht widerspricht, sich aber nicht von selbst erklärt.  
Der ''Versteher'' ist dennoch in [[Mode]], denn man ist gerne verständig, versteht alles, und bleibt doch oder gerade deshalb [[dumm]], weil es das Identische Sein als [[Identität]] des Verstehens voraussetzt. Von daher kann der Verstand nur verstehen, nicht [[begreifen]] und nicht [[erkennen]]. Aber er [[erinnert]] sich, bewahrt das Verstandene im [[Gedächtnis]], das in der [[Wahrnehmung]] im Zusammenhang Aufgenommene und mit dem [[Wahrnehmen]] identische, - eben das Verstehbare, wie es erscheint (siehe [[Widerschein]]). Verstand gilt für Kant als ''das [[Vermögen]], [[Erscheinungen]] vermittels von Regeln spontan zu verbinden''. Er setzt Erscheinung dem Verstand voraus. [[Notwendig]] für das Verstehen ist allerdings das vorurteilsfreie Aufnehmen von [[Gegebenem]], wie es der [[Erfahrung]] entspricht, also dem Erfahrenen nicht widerspricht, sich aber nicht von selbst erklärt.


"Es trägt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor! Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen, Ist's nötig, Worten nachzujagen?" (Goethes Faust zu Wagner)
<blockquote>''Es trägt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor! Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen, Ist's nötig, Worten nachzujagen? (Goethes Faust zu Wagner)''</blockquote>


Wenn wir etwas nur verstehen wollten, müssen wir es nicht unbedingt auch [[denken]]. Aber der Grund, warum etwas sich nicht im Verstand selbst schon aufklärt, ist denkwürdig, denkbar, weil es einen [[Widersinn]] verbergen muss. Es ist irgendwie "unlogisch", verlangt das Nachdenken über die Formen, worin es [[widerscheint]]. Daraus erst kann eine vernünftige Erklärung, [[Vernunft]] entstehen. Der Verstand hat damit nur soweit zu tun, als Verstehen die Voraussetzung rationaler [[Urteile]] ist, die sich auf die [[Fakten]], auf die so genannte Empirie beziehen. Aber ohne [[schlussfolgerndes]] [[Denken]] - im blanken Realismus von Wirklichkeitsbehauptungen (siehe auch [[Erkenntnistheorie]]) - entsteht diese Voraussetzung selbst erst mal in einer [[Wahrnehmung]] von [[Wirklichkeit]], die durch ihre [[Selbstwahrnehmung,]] durch ihre [[Selbstbezüglichkeit]] schon [[verkehrt]] ist. Der kühle Realist ist schon [[verrückt]] bevor er seine Wahrheit ausspricht, die [[Wahrheit]] der herrschenden Aneignung durch [[Benutzung]] aller gesellschaftlich gebildeten [[Sinne]] für sich selbst, für sein [[absolutes]] [[Geltungsbedürfnis]] (siehe hierzu auch [[abstrakt menschlicher Sinn]]).
Wenn wir etwas nur verstehen wollten, müssen wir es nicht unbedingt auch [[denken]]. Aber der Grund, warum etwas sich nicht im Verstand selbst schon aufklärt, ist denkwürdig, denkbar, weil es einen [[Widersinn]] verbergen muss. Es ist irgendwie ''unlogisch'', verlangt das Nachdenken über die Formen, worin es [[widerscheint]]. Daraus erst kann eine vernünftige Erklärung, [[Vernunft]] entstehen. Der Verstand hat damit nur soweit zu tun, als Verstehen die Voraussetzung rationaler [[Urteile]] ist, die sich auf die [[Fakten]], auf die so genannte Empirie beziehen. Aber ohne [[schlussfolgerndes]] [[Denken]] - im blanken Realismus von Wirklichkeitsbehauptungen (siehe auch [[Erkenntnistheorie]]) - entsteht diese Voraussetzung selbst erst mal in einer [[Wahrnehmung]] von [[Wirklichkeit]], die durch ihre [[Selbstwahrnehmung,]] durch ihre [[Selbstbezüglichkeit]] schon [[verkehrt]] ist. Der kühle Realist ist schon [[verrückt]] bevor er seine Wahrheit ausspricht, die [[Wahrheit]] der herrschenden Aneignung durch [[Benutzung]] aller gesellschaftlich gebildeten [[Sinne]] für sich selbst, für sein [[absolutes]] [[Geltungsbedürfnis]] (siehe hierzu auch [[abstrakt menschlicher Sinn]]).


"Die Deutschen sind so besonnene Realisten, daß alle ihre Wünsche und ihre hochfliegendsten Gedanken nicht über das kahle Leben hinausreichen. Und diese Wirklichkeit, nichts weiter, akzeptieren die, welche sie beherrschen. Auch diese Leute sind Realisten, sie sind sehr weit von allem Denken und von aller menschlichen Größe entfernt, gewöhnliche Offiziere und Landjunker, aber sie irren sich nicht, sie haben recht, sie, so wie sie sind, reichen vollkommen aus, dieses Tierreich zu benutzen und zu beherrschen, denn Herrschaft und Benutzung ist ein Begriff, hier wie überall." ([[(MEW 1, S.339]])
<blockquote>''Die Deutschen sind so besonnene Realisten, daß alle ihre Wünsche und ihre hochfliegendsten Gedanken nicht über das kahle Leben hinausreichen. Und diese Wirklichkeit, nichts weiter, akzeptieren die, welche sie beherrschen. Auch diese Leute sind Realisten, sie sind sehr weit von allem Denken und von aller menschlichen Größe entfernt, gewöhnliche Offiziere und Landjunker, aber sie irren sich nicht, sie haben recht, sie, so wie sie sind, reichen vollkommen aus, dieses Tierreich zu benutzen und zu beherrschen, denn Herrschaft und Benutzung ist ein Begriff, hier wie überall. ([[(MEW 1, S.339]])''</blockquote>


Als bloßes Verständnis wird der Verstand zum Vollstrecker einer "Banalität des Bösen" (Hannah Ahrendt), eines allgemeinen [[Nutzens]], zu einer Affirmation der bloßen [[Wahrnehmung]] der herrschenden [[Wirklichkeit]], [[identifiziert]] sich im [[Gefühl]] der [[Masse]] - im [[Massengefühl]] - mit seinem [[Objekt]] und bleibt im Augenschein der [[Ereignisse]] und des [[Erlebens]] verhaftet. In solchem Verständnis wird er zur Staatsraison, hebt sich der Verstand von selbst in einem [[Gemeinsinn]] auf, wie er z.B. sich im [[Faschismus]] totalisiert. Es setzt sich außer [[Zweifel]] und steht der [[Erkenntnis]] im Wege. Solange es die [[Bedingungen]] der Wahrnehmung nicht begreifen kann, kann es die [[Vernunft]] der [[Wirklichkeit]] über alle Erkenntnis stellen, wenn sie entsprechend in [[Not]] ist und von daher zweifelsfrei, also unbedingt sein soll.
Als bloßes Verständnis wird der Verstand zum Vollstrecker einer ''Banalität des Bösen'' (Hannah Ahrendt), eines allgemeinen [[Nutzens]], zu einer Affirmation der bloßen [[Wahrnehmung]] der herrschenden [[Wirklichkeit]], [[identifiziert]] sich im [[Gefühl]] der [[Masse]] - im [[Massengefühl]] - mit seinem [[Objekt]] und bleibt im Augenschein der [[Ereignisse]] und des [[Erlebens]] verhaftet. In solchem Verständnis wird er zur Staatsraison, hebt sich der Verstand von selbst in einem [[Gemeinsinn]] auf, wie er z.B. sich im [[Faschismus]] totalisiert. Es setzt sich außer [[Zweifel]] und steht der [[Erkenntnis]] im Wege. Solange es die [[Bedingungen]] der Wahrnehmung nicht begreifen kann, kann es die [[Vernunft]] der [[Wirklichkeit]] über alle Erkenntnis stellen, wenn sie entsprechend in [[Not]] ist und von daher zweifelsfrei, also unbedingt sein soll.


Verstand ist letztlich Wahrnehmung im umfassenden Sinne, Empathie, also das, wie ich die Welt verstehe, ihre Tatsachen (Empirie) und Evidenzen in ihrer Wahrheit durchdringe und als das für mich geltend mache, wie es für mich sein kann. Verstand wird zwiespältig, wo das Verstandene zugleich um Verständnis heischt, selbst also nur für sich sein und bleiben soll. In diesem Sinne kann Verstand auch in [[Widerspruch]] zu dem treten, was ich [[wahr habe]] und des Schicksal der Wahrnehmung als entäußerte Form von [[Erkenntnis]] teilen. In [[zwischenmenschlichen Beziehungen]], in denen sie Menschen als [[Subjekte]] zugleich [[Objekte]] ihrer [[Verhältnisse]] sind, wird Verständnis leicht zu einem Vorurteil im [[Zwischenmenschlichen]], das nur für dieses sich mitteilt. Der Verstand verliert seine Empathie, sobald er nichts mehr fühlen kann, sobald er nämlich von einem [[objektiven Gefühl]] bestimmt ist. Von daher kann man seinen Verstand verlieren, wenn er von einer Wahrheit bedrängt ist, die er nicht verstehen kann (siehe [[Verrücktheit]]).
Verstand ist letztlich Wahrnehmung im umfassenden Sinne, Empathie, also das, wie ich die Welt verstehe, ihre Tatsachen (Empirie) und Evidenzen in ihrer Wahrheit durchdringe und als das für mich geltend mache, wie es für mich sein kann. Verstand wird zwiespältig, wo das Verstandene zugleich um Verständnis heischt, selbst also nur für sich sein und bleiben soll. In diesem Sinne kann Verstand auch in [[Widerspruch]] zu dem treten, was ich [[wahr habe]] und des Schicksal der Wahrnehmung als entäußerte Form von [[Erkenntnis]] teilen. In [[zwischenmenschlichen Beziehungen]], in denen sie Menschen als [[Subjekte]] zugleich [[Objekte]] ihrer [[Verhältnisse]] sind, wird Verständnis leicht zu einem Vorurteil im [[Zwischenmenschlichen]], das nur für dieses sich mitteilt. Der Verstand verliert seine Empathie, sobald er nichts mehr fühlen kann, sobald er nämlich von einem [[objektiven Gefühl]] bestimmt ist. Von daher kann man seinen Verstand verlieren, wenn er von einer Wahrheit bedrängt ist, die er nicht verstehen kann (siehe [[Verrücktheit]]).

Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:54 Uhr

Ach, der Verstand ist noch in Unterhosen! Die Energie, der Kopf, der ganze Mann - sie sind verreist, und keiner weiß bis wann. Man sitzt und zählt sich zu den Arbeitslosen. (Erich Kästner)

Der Verstand formuliert, wie ich mich und meine Welt verstehe, wie ich den Sinn meiner Empfindngen und Gefühle für mich und andere interpreztiere, was also zu meiner Meinung über Gott und die Welt wird oder schon geworden ist (siehe auch Wählermeinung) und mitteile (siehe Vermittlung ) – ganz gleich wie vernünftig es gefasst sein mag (siehe hierzu auch Wahrnernehmungsidentät). Von daher kann ein Mensch seine Fassung verlieren, wenn er sich darin mangels einer persönlichen Identitäät eine fremde Verfassung ermächtgen kann, durch die der Verstand verloren geht, sich aufhebt und daher auch unwahr werden kann. Er ist ja lediglich die Form meiner Wahrnehmung, das Meine, wie ich es in meiner Meinung, als meine zwischenmenschliche Identität ausdrücken kann. Wo dies einem ganzen Dasein unterworfen ist, wird der Verstand zum Medium einer Irreführung, einer Täuschung und Demagogie (aufhetzung, politische Verhetzung) oder einer Infamie die sich in vielerlei Ressentiments sozialisieren lässt, sobald sie die Gefühle der Menschen ausrichtet und in ihrer a href=../lex.php?lex=Masse target=info>Masse versteht (siehe Massengefühl), sobald es die Gefühle von Menschen am selben Inhalt begeistert, und daher durch sie belebt wird.

Oh, Deutschland, meine ferne Liebe, Gedenk ich deiner, wein ich fast! Das muntre Frankreich scheint mir trübe, Das leichte Volk wird mir zur Last. Nur der Verstand, so kalt und trocken, Herrscht in dem witzigen Paris - Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken, Wie klingelt ihr daheim so süß! (Heinrich Heine, 1839, Romanzen)

Verstand kommt von Verstehen und ist von daher zunächst suchend, also subjektiv tätig. Er sucht den Inhalt seiner Empfindungen in der Beziehung zu Äußerungen in einer Welt außer sich, die durch sein Gespühr seine Aufmerksamkeit antreibt und nach Beweisen verlangt. Er ist daher auf etwas ihm Äußeres seiner Erfahrungen, auf objektivierbaree Wahrnehmungen bezogen, die er aus der Erinnerung ihrer Form aufzufassen sucht, wie sie z.B. auch in Erinnerungsbildern des Gedächtnisses verblieben ist. Das Gedächtnis liefert dem Verstand seine Inhalte. Ohne dieses kann er sich nicht bilden, nicht bewähren und nicht entwickeln. Ohne diese Rückbeziehung auf seine Quellen verliert der Verstand seine sinnliche Gewissheit und verfällt hierüber nach und nach in die Verwahrlosung seiner Urteilskraft (siehe auch tote Wahrnehmung).

Verstand ist die natürliche Voraussetzung dafür, dass überhaupt aus den Kenntnissen der Wahrnehmungen Erkenntnis werden kann. Dieses Verstehen verlangt zunächst die Durchdringung ihrer Form vermittelst der eigenen Erfahrungen und Lebensinhalte innerhalb der Verhältnisse des eigenen Lebens aus dem Gedächtnis im Lebensraum ihrer Zeit (siehe z.B. Familie), den Bedingungen und Umständen, worin diese Erinnerungen entstanden waren (siehe auch Kultur). Verstand ist also die Beziehung auf Unbekanntes durch das Erinnerte vergangener Lebensinhalte (siehe Kenntnis), reine Empathie einer gesellschaftlichen bzw. vergesellschafteten Wahrnehmung (siehe auch Kommunikationsindustrie). Verstand entsteht also aus der Empfindung einer unmittelbar gesellschaftlichen Beziehung der Wahrnehmung, wie sie auf die Selbstwahrnehmung wirkt. Der Verstand staht daher schon vor jeder Logik und Vernunft und wird von daher zum Bestand in deren Dasein, worin er – noch bar jeder Vernunft – das Material des Denkens für die Begriffsbildung findet.

Im gesellschaftlichen Verhältnis der ursprünglichen Akkumulatton des Kapitals hält der Gebrauchswert der Waren noch ihren gesellschaftlichen Sinn und Nutzen zusammen. Beides trennt sich erst durch den Geldbesitz über die Kreditwirtschaft einerseits über das Bildungsbürgertum für den Nutzen der Geldverwertung, andererseits als Sinn seiner Kultur, die sich zur Sicherung einer Staatskultur des Kapitals über das Kulturbürgertum verfestigt. Als gesellschaftlicher Wert für den Nutzen im Zweck seiner Verwertung in der Finanzindustrie als Existenzwert eines fiktiven Kapitals ist vor allem Verstand nötig, für die Fortbildung des Lebensstandards der Reproduktion des Lebens vor allem das Durchsetzen einer Vernunft der Kapitalistischen Kultur. Von daher ist das Betreiben Bildungsbürger von anderen Interessen als die der Kulturbürger angetrieben.

Beide herrschen nebeneinannder. Wenn der Verstand sich durch Reize beeindrucken lässt, die er nicht durch Analyse mit Vernunft begabt, wird er blindligs einem ästhetischen Willen und einer ästhetischen Beurteilung nachgehen müssen – und wenn Vernunft sich dem Verstand entzieht, kann sie nur dogmatisch werden (siehe Faktenglaube). Erst nachdem aus dem Verstand durch Analyse deren Substanz objektiv erschließbar ist (siehe Begriffssubstanz), lässt sich darin auch eine Vernunft seiner Lebensverhältnisse als notwendige Substanz einer Beziehung erkennen, die ohne dies nur wesenlos - also unwesentlich – für sein Denken und die Freiheit seiner Meinungsbildung sein könnte (siehe auch Wählermeinung). Wo sie im Jenseits ihrer unmittelbaren Wahrheit keine Gefühle entwickeln konnte stirbt die Substanz ihrer Erinnerungen. Es verliert ihre Wahrnehmung an Eindrücklichkeit und Aufmerksamkeit – und so stirbt die Wahrheit der Wahrnehmung ab (siehe tote Wahrnehmung).

Der Verstand ist Voraussetzung und Resultat einer Verständigung, das Verstehen dessen, was zur Sprache kommt oder auch als Sache funktioniert. Er kann also zum einen funktional und vernünftig, also rein logisch sein, oder auch die Sprache oder Sache durchdringen, dahintersteigen, was gemeint ist (siehe auch Meinung) oder gemacht wird. Er versteht somit eine standhafte Beziehung in ihrer Form und ihrem Inhalt.

Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend. (G. W. F. Hegel, Einleitung der Logik)

Jedem Verstand geht daher schon eine Kenntnis der Empfindung voraus, die es erst möglich macht, etwas anderes als sich selbst zu verstehen. Wovon man Kenntnis hat, da hat man Sinn für etwas, das einfach so da ist (siehe Dasein), wie es auch durch die sinnliche Tätigkeit der Menschen in und durch ihre Natur geworden war und also auch menschlich ist. Von daher ist diese Beziehung unmittelbar, ein Wissen um etwas, was man im Sinn hat, auch ohne dass es der Wahrnehmung schon wirklich gegenwärtig sein muss, dass alles letztlich natürlich ist, was wir empfinden und fühlen, was wir also durch die Natur unserer Sinne wahrnehmen können - eben weil und sofern wir dafür einen Sinn haben.

Der Verstand betreibt mit seinem Verstehen eine nur stehende Beziehung, die nicht durchdringen kann, was deren Verhältnisse begründet, die dem Verstand vor alller weiteren Erfahrung schon vernünftig erscheinen (siehe hierzu auch Aufklärung). Er kann aber nur das verstehen, was ihm nötig ist (siehe auch Notwendigkeit), worauf er wirklich und also in Wirklichkeit steht, was er wissen will, weil er es wissen muss, und oft so gerne es im Vorhinein schon zu wissen glaubt (siehe hierzu auch Strukturalismus). Seine Grundlage ist sein Dasein, seine Klassenlage, die Gegebenheiten seines Raumes in seiner Zeit, die er nicht durchdringen und nicht überwinden kann, solange er nicht zur Kritik an seinen ihm fremden Lebensverhältnissen gereicht, nichts Ganzes darin, nichts außer sich erkennen kann.

Der Versteher ist dennoch in Mode, denn man ist gerne verständig, versteht alles, und bleibt doch oder gerade deshalb dumm, weil es das Identische Sein als Identität des Verstehens voraussetzt. Von daher kann der Verstand nur verstehen, nicht begreifen und nicht erkennen. Aber er erinnert sich, bewahrt das Verstandene im Gedächtnis, das in der Wahrnehmung im Zusammenhang Aufgenommene und mit dem Wahrnehmen identische, - eben das Verstehbare, wie es erscheint (siehe Widerschein). Verstand gilt für Kant als das Vermögen, Erscheinungen vermittels von Regeln spontan zu verbinden. Er setzt Erscheinung dem Verstand voraus. Notwendig für das Verstehen ist allerdings das vorurteilsfreie Aufnehmen von Gegebenem, wie es der Erfahrung entspricht, also dem Erfahrenen nicht widerspricht, sich aber nicht von selbst erklärt.

Es trägt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor! Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen, Ist's nötig, Worten nachzujagen? (Goethes Faust zu Wagner)

Wenn wir etwas nur verstehen wollten, müssen wir es nicht unbedingt auch denken. Aber der Grund, warum etwas sich nicht im Verstand selbst schon aufklärt, ist denkwürdig, denkbar, weil es einen Widersinn verbergen muss. Es ist irgendwie unlogisch, verlangt das Nachdenken über die Formen, worin es widerscheint. Daraus erst kann eine vernünftige Erklärung, Vernunft entstehen. Der Verstand hat damit nur soweit zu tun, als Verstehen die Voraussetzung rationaler Urteile ist, die sich auf die Fakten, auf die so genannte Empirie beziehen. Aber ohne schlussfolgerndes Denken - im blanken Realismus von Wirklichkeitsbehauptungen (siehe auch Erkenntnistheorie) - entsteht diese Voraussetzung selbst erst mal in einer Wahrnehmung von Wirklichkeit, die durch ihre Selbstwahrnehmung, durch ihre Selbstbezüglichkeit schon verkehrt ist. Der kühle Realist ist schon verrückt bevor er seine Wahrheit ausspricht, die Wahrheit der herrschenden Aneignung durch Benutzung aller gesellschaftlich gebildeten Sinne für sich selbst, für sein absolutes Geltungsbedürfnis (siehe hierzu auch abstrakt menschlicher Sinn).

Die Deutschen sind so besonnene Realisten, daß alle ihre Wünsche und ihre hochfliegendsten Gedanken nicht über das kahle Leben hinausreichen. Und diese Wirklichkeit, nichts weiter, akzeptieren die, welche sie beherrschen. Auch diese Leute sind Realisten, sie sind sehr weit von allem Denken und von aller menschlichen Größe entfernt, gewöhnliche Offiziere und Landjunker, aber sie irren sich nicht, sie haben recht, sie, so wie sie sind, reichen vollkommen aus, dieses Tierreich zu benutzen und zu beherrschen, denn Herrschaft und Benutzung ist ein Begriff, hier wie überall. ((MEW 1, S.339)

Als bloßes Verständnis wird der Verstand zum Vollstrecker einer Banalität des Bösen (Hannah Ahrendt), eines allgemeinen Nutzens, zu einer Affirmation der bloßen Wahrnehmung der herrschenden Wirklichkeit, identifiziert sich im Gefühl der Masse - im Massengefühl - mit seinem Objekt und bleibt im Augenschein der Ereignisse und des Erlebens verhaftet. In solchem Verständnis wird er zur Staatsraison, hebt sich der Verstand von selbst in einem Gemeinsinn auf, wie er z.B. sich im Faschismus totalisiert. Es setzt sich außer Zweifel und steht der Erkenntnis im Wege. Solange es die Bedingungen der Wahrnehmung nicht begreifen kann, kann es die Vernunft der Wirklichkeit über alle Erkenntnis stellen, wenn sie entsprechend in Not ist und von daher zweifelsfrei, also unbedingt sein soll.

Verstand ist letztlich Wahrnehmung im umfassenden Sinne, Empathie, also das, wie ich die Welt verstehe, ihre Tatsachen (Empirie) und Evidenzen in ihrer Wahrheit durchdringe und als das für mich geltend mache, wie es für mich sein kann. Verstand wird zwiespältig, wo das Verstandene zugleich um Verständnis heischt, selbst also nur für sich sein und bleiben soll. In diesem Sinne kann Verstand auch in Widerspruch zu dem treten, was ich wahr habe und des Schicksal der Wahrnehmung als entäußerte Form von Erkenntnis teilen. In zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen sie Menschen als Subjekte zugleich Objekte ihrer Verhältnisse sind, wird Verständnis leicht zu einem Vorurteil im Zwischenmenschlichen, das nur für dieses sich mitteilt. Der Verstand verliert seine Empathie, sobald er nichts mehr fühlen kann, sobald er nämlich von einem objektiven Gefühl bestimmt ist. Von daher kann man seinen Verstand verlieren, wenn er von einer Wahrheit bedrängt ist, die er nicht verstehen kann (siehe Verrücktheit).