Existenz
"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage." (MEW 3, Seite 5)
Jeder Form ist ein Inhalt vorausgesetzt denn Inhalte existieren in ihrer Form. Umgekehrt werden sie zu einer Formbestimmung, worin ihr Wesen im Anschein der Verhältnisse ihres Verkehrs also auch verkehrt erscheinen und in ihrer Isolation (siehe Ausschließlichkeit) sich verselbständigen und zu ihrem Fetisch werden können (siehe Warenfetischismus, Körperfetischismus). An sich ist eine Form also das objektive Gefäß (siehe auch Objektivität) für einen subjektiven Inhalt (siehe auch Subjektivität), was diesen für sich sein lässt und an sich auch verlassen und negieren kann (siehe hierzu auch Dialektik).
Das Sein der Menschen ist die Zivilisation ihrer Lebensprozesse, ist nicht einfach nur die in ihrer Individualistät isolierte Form des Daseins funktional vermittelter Zusammenhänge von Arbeit und Kultur durch die Ereignisse ihrer Geschichte, sondern die Gesamtheit ihrer Lebenszusammenhänge, wie sie durch die Aufwände an ihrer Kraft und Zeit in den verschiedensten Lebensräumen der Welt gebildet und aufgebracht worden waren und werden. Es war nicht die schlichte Arbeit in ihrem Dasein; - es war ihre Wirken überhaupt, nicht die schlichte Arbeit in ihrem Dasein. Es war ihre geschichtliche Wirklichkeit überhaupt, das wirkliche Sein der Menschen, ihr Sein, die im Lauf ihrer Geschichte, die ihre Zivilisation hervorgebracht hat (siehe herzu auch Philosophie). Die bürgerliche Gesellschaft hat es allerdings bisher nur dahin gebracht, dass das gesellschaftliche Sein der Menschen nur aus dem isolierten Dasein ihres Lebens geworden ist und im Kampf um dieses fortexistiert (siehe historischer Materialismus). Das gesellschaftliche Sein der Menschen, seine Ressourcen, die Substanz ihrer Gesellschaft ist nicht einfach nur der Zusammenahng ihrer Lebensproduktion durch die Produkte ihrer Arbeit, sondern das Resultat ihrer Sinnbildung, ihrer Zivilisation in Raum und Zeit, ihrer Kultur und Arbeit, wie sie in der Entwicklung ihrer Naturaneignung in der bisherigen Geschichte der Naturmächtigkeit ihrer Gesellschaften entstanden ist und entsteht.
Ek-sistieren kommt von Herausragen, Hervorstehen und meint ein von allen Beziehungen unabhäng verstandenes Dasein, eine Gesellschaft in der Eigenheit als versammeltes Einzelwesen, in seiner individuellen Isolation begriffenes Sein - eben so, wie es sich in ihrer Sinnbildung ereignet. Ein solches Dasein gründet auf von Gegebenheiten, die für sich, also als isolierte Ereignisse ohne Zusammenhang angeschaut wird, unabhängig von ihrem Werden und Beziehen, einfaches Fürsichsein. Im Mit-sich-auskommen bewegt sich die Existenz frei von aller vorausgesetzten Beziehen ("zur Freiheit verurteilt", Sartre) zugleich in der Angst des Für-sich-sein-Müssens. Sie muss alle Kraft aus sich, aus ihrem Erleben schöpfen und sich in diesem bestätigt wissen. In Gesellschaften, die sich über eine Negativverwertung in Wert halten müsen, wird nicht nur aus der Verwertung menschlicher Arbeit, sondern schon aus der bloßen Existenz der Menschen über ihren Wert als Verbraucher eines fiktiven Kapitals ein gesellschaftlicher Mehrwert bezogen, der als ihr Existenzwert schon vor jeder Produktion in ihre Preisverhältnisse eingeht, indem er ihre Subsistenz aus Lebensmitteln, ihr variables Kapital herabsenkt und ihre Lebenshaltungskosten über Gebühren für ihre bloße Existenz als Abstraktion ihres einfachen Daseinsin ihrem Lebensraum ausgleicht und darin fiktives Kapital auflöst, bzw. auffrischt.
Die Behauptung, dass es dies oder jenes gebe, berichtet über eine Gegebenheit, einer Herkunft aus der bisherigen Geschichte (siehe hierzu Historischer Materialismus). Diese Behauptung wird die von Existenzialisten abgewiesen, weil sie ihre Fragestellung schon in sich unmöglich sein ließe. Sie behaupten hiergegen das dem vorausgesetzte Sein, das Ontische schlechthin (siehe hierzu Ontologie), das sich in den Phänomenen einer Welt, die es an und für sich nicht geben könne, nur erschließen, nur im philosophischen Schluss entschließen ließe. Sie trennen damit Sein und Dasein apriorisch auf und erklären ihre Welt aus ihrer philosophischen Existenz heraus, aus der Logik ihrer Fragestellung, die sie selbst zum unmittelbaren Subjekt ihrer Welt machen soll, eben so, wie sich ihr Denken ereignet. Martin Heidegger hat sich darin hervorgetan, dass er den Geist als Subjekt allen Seins zwar wie auch Hegel hernimmt, ihm aber alle Logik außerhalb ihres Daseins abspricht - ganz im Gegenteil hierzu ihm selbst die unmittelbare Existenz zuweist, das sich in einem "Sein zum Tode" gegen dieses gesellschaftlich zu behaupten sucht.
Das ganze Sein untersteht demnach einer übermenschlichen Selbstverantwortung des Erlebens und die Verantwortung des Menschen für seine Existenz unterliegt zugleich seinem ganzen Sein, wie es sich ereignet. Das ist eine höchst widersprüchliche Seinsweise für den Menschen, der darin seine Geschichte schon in seiner Vergänglichkeit bestimmen soll (siehe hierzu auch das Sein als Vorlauf zum Tod bei Heidegger). Er ist damit zwar frei für sich, aber notwendig frei und eigentlich nur darin bestätigt, nicht tot zu sein, also im Grunde ungegenwärtig, wo er seine Existenz entwickelt.
Existenz umschreibt in der Ökonomie den Reproduktionskreislauf eines Individuums, das darin seine Person zu einer Persönlichkeit entwickelt, welche sich im freien Selbstentscheid zu vollziehen vermeint (siehe Selbstverwirklichung). Als derart persönlich gewordene Menschen vollziehen diese aber vor allem, was ihnen zur Existenz möglich und gegeben ist und können sich darin dennoch als "Schmied ihres eigenen Glücks" ansehen, sofern ihre Lebensbedingungen dies zulassen. Diese allerdings werden meist ausgeblendet, wenn von Existenz gesprochen wird, denn diese will unbedingt sein, frei von jedweder Bestimmung außer der des Menschen selbst, der sich in seiner Existenz auch be- und verantwortet. Der Begriff von Existenz sieht alles Sein voraussetzungslos, umgekehrt aber alles geworden aus Existenz, für sich seiende Tätigkeit, die als Gewordenes so da ist (siehe Dasein), wie sie durch die Tätigkeit auch geworden ist. Diese Voraussetzungslosigkeit des Tätigseins abstrahiert von der Geschichte seiner Mittel und impliziert die Identität von Tat und Vermittlung, ist also für sich schon hervorragend, Individualität von gesellschaftlichem Sein, einzeln und allgemein zugleich, selbst schon Geldbesitz als Reproduktionsmittel (im Sinne von: Aus den Bestimmungen des gesellschaftlichen Lebens herausragen).
Im selben Wortsinn macht Heideggers Auffassung die Existenz zur Erfahrung der Endlichkeit des Daseins, das in der Existenz erst "aus dem Nichts herausrage" und sich daraus bestimme, als ein Leben bis zum Tod, als eine "Leben zum Tode" in die Welt geworfen zu sein, sich alse wesentlich aus der Sorge um das Leben begründet (siehe Existenzialismus). Jegliche Geschichte der Menschen wird auf diese Antianthropologie reduziert und jede Bedingung als notwendige Bestimmung genommen, als Anspruch des Nichts an das Leben, dieses zu bewältigen, also dem Tod solange wie möglich zu entgehen. Leben ist demnach ein beständiger Todeskampf. Der Arme hat in diesem Sinn eine "schwache" Existenz - vielleicht, weil er dem Tod nicht richtig ins Auge gesehen hat? Es zeigt sich in dieser Auffassung die Bejahung der bürgerlichen Lebensverhältnisse als stillschweigenden Anspruch der Lebenspflicht, Lebensnotwendigkeiten als Naturnotwendigkeiten zu ertragen und einuzulösen, um am Leben zu bleiben.
Hiergegen muss Existenz als ein formbestimmtes Dasein, als äußere Lebensbedingung angesehen werden, das aus der Notwendigkeit des Seins besteht, also in Wahrheit die Not des gesellschaftlich seienden Menschen ist. Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals haben sich die Beziehungen des Arbeitslohns zur Existenz der arbeitenden Bevölkerung sehr verändert. Nach wie vor findet die Ausbeutung von Menschen zwar durch das Kapital im Produktionsprozess über die ganzen Zeitverhältnisse ihres Lebens statt, doch nicht mehr unbedingt über ihre bloßen Arbeitszeiten. Doch zunehmend verteilt sie sich über ihre ganze Existenz, die vor allem durch immer mehr Unkosten immer teurer wird, weil diese nicht mehr nur die Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft betreffen, sondern für die bloßen Umstände und Strukturen ihres Lebens bezahlen müssen. Nicht mehr nur, weil ihre Arbeitskraft als Ware in den Produktionsprozess eingeht, aus welchem sich Mehrwert aus unbezahlter Arbeit für den Kapitalmarkt beziehen lässt, sondern weil der Kapitalmarkt selbst die Kosten des Lebens der Menschen über ihre schlichte Existenz schon durch einen Existenzwert ihrer Währung bestimmt, um hierüber seine Produzenten und Konsumenten als Bürgen der Nationalstaaten in der Konkurrenz ihrer Währungen zu nutzen und negierte Lebenssubstanz aus dessen Preisbildung bezieht.