Systemtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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"Weil in jedem einzelnen Falle die ökonomischen Tatsachen die Form juristischer Motive annehmen müssen, um in Gesetzesform sanktioniert zu werden, und weil dabei auch selbstverständlich Rücksicht zu nehmen ist auf das ganze schon geltende Rechtssystem, deswegen soll nun die juristische Form alles sein und der ökonomische Inhalt nichts. ... Noch höhere, d. h. noch mehr von der materiellen, ökonomischen Grundlage sich entfernende Ideologien nehmen die Form der Philosophie und der Religion an. Hier wird der Zusammenhang der Vorstellungen mit ihren materiellen Daseinsbedingungen immer verwickelter, immer mehr durch Zwischenglieder verdunkelt. Aber er existiert." [[(MEW 21, Seite 302)]]
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Aus einer [[phänomenologischen]] [[Interpretation]] des [[Konstruktivismus]] hatte sich die Frage nach dessen [[Urteilskraft]] neu gestellt, weil das Nebeneinander von [[Konstrukten]] und ihrer monadischen "Entitäten" auf Dauer keinen [[wirklichen]] [[Sinn]] ausmachen konnten. Für Niklas Luhmann stellte sich daher die Frage, woraus sich ihre wechselhaften [[Beziehungen]] überhaupt begründen lassen könnten. Mit der Fragestellung eröffnete sich ihm die seit Aristoteles und Marx festgehaltene Erkenntnis, dass keine [[gleiche Gültigkeit]] und kein Vergleich, also keine Angleichung [[Geschichte]] machen kann, sondern dass es die Unterschiede sind, die "Differenzen" zwischen ihren [[Eigenschaften]] in der Beziehung zu ihrer Umwelt sind, die ihren [[Sinn]] [[bilden]] und entwickeln (siehe [[Sinnbildung]]). Was allerdings für Marx nur ihren [[abstrakt allgemeinen]] Zusammenhang erklären kann, war für Luhmann ein Verhalten von [[autopoietischen]] Einzelwesen zu ihrer [[Umwelt]], die durch ihre Funktionalität aufgehen und durch [[Kommunikation]] zu komplexen [[Systemen]] entwickelt werden und ebenso auch veränderbar sind. Was in einer [[dialektischer]] [[Systematik]] sich [[inhaltlich]] in der [[Notwendigkeit]] der Veränderungen fortbildet, wird verschwindet dadurch in das [[Belieben]] einer [[verallgemeinerten]] Wechselhaftigkeit.
Eine [[erkenntnistheoretische]] Grundlage der Systemtheorien hat vor allem Niklas Luhmann versucht. Wesentlich hierfür ist die Ablehnung aller [[methodischen]] Vorgehensweisen von [[Erkenntnis]], weil diese als einzige Voraussetzung der Behauptung folgen könne, dass es nun mal [[Systeme]] geben soll (siehe hierzu [[Logik]]). Statt von "Einheiten" (z. B. menschlichen Individuen) auszugehen, die durch ihre Beziehungen einzelne Systeme letztlich sich in einer Gesellschaft bilden und darin auch im [[Ganzen]] vermitteln, geht Luhmann auf einer sehr abstrakten Ebene von [[Ereignissen]] (als wesentliche Entitäten) und von Differenzbildungen aus. [[Ereignisse]] („Operationen“) schließen sich in spezifischer Weise und in spezifischen Medien an vorangegangene gleichartige Ereignisse an. Durch diese – gegenüber andersartigen Operationen geschlossenen, also [[ausschließlichen]] – Operationsweisen würden Systeme entstehen, und mit ihnen ihre systemspezifischen Umwelten.


Das System entwickelt wiederum eine Umwelt von [[Systemen]], die miteinander [[Kommunizieren]], um sich zu erhalten und zu effizieren. Die ganze Welt lässt sich somit wie ein Netzwerk unendlicher Funktionalitäten vorstellen und jede einzelne [[Beziehung]] in einem kypernetisch vermittelten Zusammenhang aller Differenzen aus deren Funktionen ganz wesenslos, also unwesentlich "erklären". Der Zusammenhang erscheint von daher wie ein [[System]], das nur durch seine [[Funktionalität]] [[Sinn]] macht. Das System [[reduziert]] sich somit überhaupt auf die Funktionalität ihrer "Entitäten", wie sie auch [[technisch]] über Computersysteme darzustellen und zu befördern sind. Von daher ist der Kern der Luhmann'schen Soziologie eine [[Totalisierung]] und zugleich Relativierung der [[wirtschaftlichen]], [[psychologischen]], [[rechtlichen]] und [[politischen]] Systeme, die durch eine "freie Kommunikation" der Menschen und ihren Formationen sich als [[Relationen]] sinnvoller Anpassungen erweisen und auch ändern lassen sollen. Es ist dies zugleich ein Grundgedanke des [[Neoliberalismus]].
Die Operationsweise sozialer und psychischer Systeme sei [[autopietisch]], und die Operationen bilden abgeschlossene Kreisläufe: Die Operationen verschiedener Systeme würden sich nicht durchdringen, Operationen eines Systems könnten nicht direkt an Operationen eines anderen Systems anschließen. Dies sei unabhängig davon, dass handelnde Menschen und Folgen von Handlungen beobachtet werden. Das umfassende soziale System „Gesellschaft“ differenziere sich nur in weiteren sozialen Systemen aus, die für sich [[isoliert]] zu betrachten seien (darunter: [[Wirtschaft]], [[Recht]], [[Wissenschaft]], [[Politik]], [[Religion]], [[Erziehung]]). Luhmann setzt den [[evolutionären]] Prozess der funktionalen Ausdifferenzierung des Gesellschaftssystems in unterschiedliche soziale Systeme als zentralen Bestandteil seiner soziologischen [[Theorie]] und nimmt in diesem Zusammenhang Bezug auf historische Gesellschaftsformen und auf die Geschichte gesellschaftlicher Entwicklungen.


Und das hat eine längere Geschichte hinter sich. In der [[erkenntnistheoretischen]] Fragestellung, was die [[Wahrheit]] einer wissenschaftlichen Beurteilung aus der [[Schlussfolgerung]] eines logische Zusammenhangs ist, hatte sich mit der Entwicklung des [[Konstruktivismus]] eine Umkehr vom empirisch nachweisbaren Tatsache zu einem [[System]] seiner Funktionalität, zu einer funktionellen [[Struktur]] entwickelt, welches als Systemtheorie zur gängigen Theorie des [[Systems]] geworden war. Sie [[reduzierte]] dessen Zusammenhang auf die positive [[Logik]] einer [[Wissenschaft]], die selbst nur funktionieren wollte, die sich nurmehr an ihrem Erfolg im Zusammenhang ihrer Funtionen "bewahrheiten", deren Erfolg als Erfolg ihrer [[Theorie]] mit den [[Abstraktionen]] ihrer Funktionalität identifizieren und erfassen lassen sollte.
Die Systemtheorien dienen der Verewigung herrschender Zustände als Systematik, die sich nur "beobachten", im Nachhinein wirklicher Beziehungen erkennen lassen soll, die sich daher durch "sachadäquate" Funktionalität im Sinne eines [[Geschichtsobjektivismus]] auszeichnet, der allerdings nur subjektiv wirklich sein soll, also nur subjektiv erkennbar, nämlich nur für das beobachtende Subjekt wahr sein könne. Man beschreibt sie als eine handlungstheoretische Perspektive einer wissenschaftlich begründeten Intervention. Die Anwendung soziologischer und psychologischer Theorien sorgt schließlich auch dafür, dass politische Interessen gegen Widerstände durchgesetzt werden können. Der Soziologe Wolfgang Zapf fand hierzu deutliche Worte:


An und für sich ist dies allerdings ein Zirkelschluss ihrer Wahrheitsfindung, der nur das logisch bestätigen kann und soll, was die Kreisläufe der hierfür aufgesammelten Daten auf deren Integrität im [[System]] [[reduzierte]] und in ihrer gelungenen oder abweichenden Funktionalität einordnen und deren Probleme hiernach korrigieren und deren Technokraten Entscheidungskriterien liefern will. Wahr kann hierfür daher nur das sein, was im Zusammenhang seiner Systematik schlicht und einfach funktioniert. Systemtheorie ist die Wissenschaft der binären [[Logik]] einer Kybernetik, die sich analog zur Computertechnologie mit der [[Bürokratisierung]] der [[Wissenschaften]] zu einer [[schlechten Unendlichkeit]] ihrer [[Selbstbestätigung]] entwickeln konnte, die lezlich nur eine unendliche Selbstbestärkung des [[Wissens]] im Jenseits aller [[sinnlichen Gewissheiten]] sein konnte und wolte.
"Die handlungstheoretische Perspektive kommt ins Spiel, wenn Modernisierung an die psychische und soziale Mobilisierung von Individuen und Organisationen geknüpft wird, insbesondere an Innovationen, die von individuellen und kollektiven Akteuren gegen Widerstände durchgesetzt werden." (Zapf 1992, S. 10.)


Die ursprünglich noch empirischen [[Wissenschaften]] des [[Positivismus]] bezogen ihre [[Erkenntnisse]] aus den [[politischen]] [[Erfahrungen]] mit Problemen, die durch Hypothesen und Gegenhypothesen befragt und [[bewertet]] wurden. Dabei entstanden immer auch [[Durchschnittswerte]], um welche die Bewahrheitung der gemessenen Daten variieren sollten und zu einer [[Analyse]] einer besonderen Abweichung der auftretenden Phänomene und [[Symptome]] hergenommen werden. Das Ziel solcher Wissenschaften war die Zusammenstellung abstrakter Beziehungen in einer "Wenn-dann-Beziehung", die mit der statistischen Häufigkeit ihres Zusammentreffens zu einem Verhältnis von Ursache und Wirkung verklärt wurde. Dies hatte zu unüberschaubaren Folgerungen geführt, aus denen die Systemtheorie als Wissenschaft eines Erklärungsmusters (siehe auch [[Mustertheorie]]) hervorgegangen ist, das durch den am Erfolg der [[Funktionalität]] der Erklärung quantifizierten Einstellungen und Fakten begriffen sein sollte. Im Zirkelschluss der hieraus bemessenen Erfolge einer Schlussfolgerung, die aus der erfolgreichen [[Funktionalität]] ihrer Aussagen als bewährt gilt, vereint sich diese mit dem untersuchten Fakt und wird selbst rein faktisch. Hierdurch kann natürlich jede Aussage gültig werden, die das bewahrheitet was in einem kybernetischen [[System]]der möglichen Relationen als optimale Schlussfolgerung "erschlossen" wird.
[[Theorie]] besteht aus der Annahme von Zusammenhängen, die durch [[Beweise]] bewahrheitet werden sollten. Dabei werden Aussagen getroffen, aus denen der Erfolg eines Handelns abzuleiten wäre. Das unterstellt ein [[Ganzes]] vieler [[Eigenschaften]] und [[Teile]], die in dessen [[Beziehung]] und bei jeder Intervention zu begreifen und zu berücksichtigen sind. Das ist zum einen ein begriffliches Herangehen, das zugleich funktionale Folgen hat. In dem [[Erkenntnisinteresse]] an der [[Substanz]] dieser [[Beziehung]] unterscheiden sich die verschiedenen [[Methoden]] der [[wissenschaftlichen]] [[Analyse]] (siehe auch [[Erkenntnistheorie]]), also das, was unter einer [[vernünftigen]] [[Erklärung]] verstanden wird (siehe auch [[Logik]]).


Von daher ist Systemtheorie die Grundlage der Wissenschaften, die dem System verpflichtet sind, das wie die [[Ontologie]] einer auf ewig [[verselbständigten]] gesellschaftlichen [[Natur]] vorgestellt wird, zugleich sich aber einer naturwissenschaflichen Argumentation enthebt (siehe hierzu "[[Systemtheorien Systemtheorien – der Mythos vom System einer naturhaften Gesellschaft]]"). Das Erklärungssystem der systematisierten Funktionen unterstellt deren widerspruchsfreien Zusammenhang, die somit nicht mehr zu hinterfragen sind. Systemtheorie ist damit rein politisch begründet und legitimiert somit das politische System abstrakter Fnktionszusammenhänge. Mit der Aufsammlung und dem Vergleich aller politisch relevanten Daten zu einer "Beweisführung" will sich systemtheoretische [[Wissenschaft]] also vor allem als eine "systemrelevante" rein normative Theoriebildung vor allem politisch beweisen, welche eine instrumentelle [[Vernunft]] (siehe [[Aufklärung]]) zur Behebung [[gesellschaftlicher]] Probleme befolgt. Wovon sie bei dieser Sammlung absieht (siehe [[Abstraktion]]), geht allerdings nicht in ihre Diskussionen ein; und deshalb erscheinen ihre [[Absichten]] einer kybernetischen Wahrheitsfindung im Sinne eines höherwertigen Funktionalismus eines [[absolut]]erfassten [[Lebensverhältnisses]] getrieben. Dieser lässt sich aber nur als [[Wert]] von Effizienzen ermitteln, also durch die [[abstrakte]] [[Quantifizierung]] ihres "Erfolgs" im Sinne ihrer Systematisierung der Erfolge eines [[Systems]].
Mit [[dialektischen]] Methoden werden die [[Folgen]] aus dem [[Grund]] bezogen, aus der [[Substanz]], aus der ihre [[Beziehungen]] in den [[Verhältnissen]] bestehen, die zu ihrem [[Gegenstand]] gehören. [[Positivistische]] und rationalistische Ansätze beschreiben diese Verhältnisse selbst als Beziehung zwischen [[Ursache]] und [[Wirkung]], die schon für sich in einer Wechselseitigkeit von Grund und Folge angesehen werden. Die Systemtheorien verstehen sich selbst [[ausschließlich i]]n den Funktionen inbegriffen, die sie untersuchen und suchen Begriffe, welche die Funktionen so beschreiben, wie sie darin schon begriffen sein sollen. Das System wird hierdurch aus seiner Gegenständlichkeit für theoretische Annahmen herausgenommen und zum Hintergrund der [[Theorie]] selbst. Der [[Begriff]] der Funktion ergeht unmittelbar aus der Funktionalität ihres Begreifens.


Mit solcher [[Quantifizierung]] können nur Zahlen als [[Masse]] einer Gemengelage (siehe [[Menge]]) verabsolutiert werden. Es handelt sich dabei um [[Zahlen]], die nichts mehr zu erzählen haben, die keinen [[Sinn]] haben, sondern nur einen Zweck darstellen, den eine politisch interessierte Statistik ihnen schon bei ihrer Ermitlung vermittelt und ihre wirklichen Zusammenhänge auftrennt und durchschneidet. Und weil jeder [[Durchschnitt]] eine Aufzählung zur Erfassung der Summe eines [[Ganzen]] voraussetzt, sieht sich der [[Wissenschaft]]ler mit einem systemtheoretischen Erklärungsanspruch außerstande eine Beurteilung ohne dessen [[ganze]] Daten-Erfassung zu fällen. Das Vereinzelte ist daher jenseits seiner wirklichen Beziehungen absolut unter das [[Allgemeine]] subsumiert. Und gerade hierdurch ist die "Wahrheit" seiner [[Isolation]] dann eben auch [[totalitär]], sowohl empirisch als auch [[erkenntnistheoretisch]] unkritsierbar.
Mit den Systemtheorien wurde die [[Geschichte]] von ihrer menschlichen [[Subjektivität]] abgelöst und auf ihre Prozesse reduziert, die substanziell unendlich zu begreifen wären. Sie verstehen schließlich solche Unendlichkeit rein funktionell und lehnen auf diesem Hintergrund jede ideelle oder materielle [[Substanz]] ab. Hier wird [[Sein]] und [[Dasein]], [[Grund]] und [[Folge]] vollständig mit [[Ursache]] und [[Wirkung]] gleichgesetzt und also auch ersetzbar, sinnlos. Solche Systematik ist die Form einer [[Ontologie]], die sich aus der Funktionalität von Prozessen erklären will, also eine überhistorische Seinslehre ohne [[Sein]] ist.


"Teile und Herrsche" (siehe hierzu auch [[Faschismus]]) ist somit zum Kriterium der [[Wissenschaft]] einer [[nominalsisierten]] [[Norm]] geworden (siehe auch [[politischer Nominalismus]]) und lediglich im Anspruch auf seine Funktion in einem ihm völlig äußerlichen gesellschaftlichen [[Lebensverhältnis]] zu "bewahrheiten". Von daher betreiben alle Systemtheorien vor allem eine systematisierte [[Bürokratie]], mit der sie sich den Institutionen der Sozialadministrationen als wissenschaftlichen [[Bürokratismus]] anbieten. Diese aber betreiben einen schleichenden Autoritatismus, der nicht nur deren Funktionalität, sondern zugleich auch die [[autoritären Charaktere]] der Verwaltungen besonders zufriedenstellen und ihre Anpassungs- und Machtinteressen zu einer alltagspolitischen Gewohnheit machen (vergleiche hierzu Hannah Ahrendt "Banalität des Bösen").
Systemtheorie will allerdings dennoch über die Erkundung eines systematischen Zusammenhangs eine funktionale [[Substanz]] natürlicher [[Verhältnisse]] erschließen und hieraus die Welt selbst als ein [[systematisches]] [[Ganzes]] ableiten, das nicht nur rein logisch, sondern wirklich aus den Prozessen ihrer Funktionen substanziell für die Lebensverhältnisse sein soll, um hieraus Konsequenzen für deren optimale Strukturierung zu folgern. Sie beansprucht die Theorie einer allgemeinen [[Logik]] von Interaktionen zu sein, die aus einem natürlichen Regelwerk, einer Kybernetik der [[Natur]] sich in ihrer Funktionalität [[ergänzen]], sich also hieraus als quasi natürliches [[System]] ergeben würden. Es handelt sich um die [[Theorie]] einer Gestaltungslogik, die je nach Gegenstandsbereich sich vorhandener Substanzen bedient und sich damit naturwissenschaftlich oder psychologisch oder soziologisch begründet. Sie ist hierdurch zu einem interdisziplinären Modell einer [[strukturalistischen]] [[Methode]] der [[Erkenntnis]] geworden, mit der [[System]]e zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene herangezogen werden.


Eine Wissenschaft, die nur bloße Daten zu einer statistischen Wahrheitsfindung hernimmt, wird schnell zu einer normativen [[Gewalt]] des Faktischen, wie z.B. in der [[Verhaltenstheorie]] oder [[Psychiatrie]] der [[Krankheitsbegriff]] zur Normierung und Aussonderung des "abweichenden Verhaltens" durch einen bloßen [[Nominalismus]] hinreichte. In dem Maß, wie diese Abweichungen auf bloße Funktionsstörungen [[reduziert]] und somit für die Interessen der Anwender der Wissenschaften leicht handhabbar geworden waren, gingen immer mehr fremde Interessen in sie ein (vergleiche z. B. die [[Popularisierung]] von Blutdruckwerten und Gesundheitsdaten für die Absatzbedürfnisse der Pharmaindustrie oder die Bewerbung für Nahrungsmittel wie Margarine, Öle, landwirtschaftliche Produkte usw.). Inzwischen ist die [[Allgemeinheit]] funktionalistischer Perfektion als [[normative]] Macht zum Maß einer maßlosen Problembewältigung geworden, die den Erfahrungswerten überhoben wurden und dem [[neoliberalen]] Prinzip der Optimierung der [[Systematik]] ihrer [[Konkurrenz]] (schneller, besser, schöner, weiter) fast schon total verfügbar geworden sind.
Wesentlich hierbei ist die Identifizierung der Phänomene gesellschaftlicher Verhältnisse mit natürlich scheinenden Strukturen, wodurch die gesellschaftlichen Formationen bruchlos in naturwissenschaftlichen Kategorien und deren [[Logik]] aufgehen, so dass wirkliche [[Gesellschaft]] zu einem Komplex von Naturbeziehungen durch absolut naturlogische Gründe rationalisiert wird. Damit wird jede gesellschaftliche Rationalität zu einer unmittelbaren Naturbegabung und darin absolut. Auf der Grundlage einer solchen [[Vernunft]] wird gesellschaftliche [[Wirklichkeit]] von ihrer menschlichen [[Substanz]] abgezogen (siehe [[Abstraktion]]) und das [[System]] als solches totalisiert. Alle durch die [[Gesellschaft]] der Menschen erst begründetem Lebenszusammenhänge - besondere ihre [[wirtschaftliche]] und [[kulturelle]] Wechselseitigkeit und [[Dialektik]] - werden in schalen Mustern einer natürlichen Struktur beziehungsweise einer informationstechnisch abgeleiteten Begründung [[mystifiziert]] und sinnentleert und auf die bloße Strukturbeziehung[[zwischenmenschlicher Verhältnisse]] abgesetzt (siehe [[Strukturalismus]]). Der Mensch wird darin wie ein soziales Tier aufgefasst, das bestimmten unbedingten und voraussetzungslosen Entitäten zu folgen hat, also Formationen des [[Daseins]], die eine [[ontologische]] [[Substanz]] beinhalten - etwa wie die Existenzialen in [[Heideggers]] [[Fundamentalontologie]]. Was dort aber in ihrer drastischen Logik noch ganz offensichtlich in eine erkenntnistheoretische Sackgasse mit fatalen Folgen geführt hatte, bleibt hier unausgesprochen, weil strukturell abstrakte Vorbedingung.


Die Systemtheorien beruhen auf der [[Ideologie]] von ausschließbaren Störungen (siehe auch [[Krankheitsbegriff]]), die durch binäre Entscheidungen behoben werden sollen. Nicht durch empirisch vergleichbare [[Erfahrungen]] und daran fortentwickelte Schlussfolgerungen, sondern durch die nach Maßgabe eines hypothetischen [[Systems]] im Ganzen [[normativ]] erschlossenen Entscheidungen sollen die Störfaktoren des [[Systems]] kybernetisch "weggeregelt" werden. Für deren Funktionalismus reichen die durch die hiernach betriebene Aufsammlung von [[Informationen]] "bewiesenen" Zusammenhänge, die keine Hypothesenbildung und deren Validierung gegen mögliche Gegenhypothesen nötig haben, sondern deren Daten schon nach den Anforderungen eines funktionierenden [[Systems]], also nach rein [[normativen]] [[Begriffen]] erhoben und sortiert werden. Von daher steht das [[ganze]] [[System]] für eine vorausgesetzte "Wahrheit", dessen Funktionen und Funktionsstörungen der einzige [[Grund]] [[wissenschaftlicher]] [[Theorie]] und [[Praxis]] ist.
Systemtheorien gehen daher von kohärenten, sich selbst erhaltenden Einheiten (Entitäten) der strukturell begründeten Komplexe mit absolut gemachten Kategorien, wie etwa „Gesellschaft“, „Justiz“ oder „Haushalt“, aus und erklären die beobachteten Phänomene durch die Verortung des Phänomens innerhalb der Einheiten dieser völlig abstrakten Begrifflichkeiten. Die Analyse von Strukturen und Funktionen sollen dann Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben und Interventionen seitens der so zum gesellschaftlichen Maß erhobenen [[Wissenschaft]] begründen. Es hat sich inzwischen eine relativ stabile Reihe an [[Begriffen]] und Theoremen herausgebildet, auf die sich der systemtheoretische Diskurs bezieht und seine Erfolge daraus bezieht, dass sie eine optimale Deckungsgleichheit mit den wahrgenommenen Phänomen einer [[abstrakten Gesellschaft]] bewirken und daher auch höchst funktional darin auf Menschen wirken, die sich in ebenso abstrakten [[Beziehungen]] zu verhalten haben.


Seit den 80er Jahren hat sich diese wissenschaftstheoretische Ausrichtung mit der [[Entwicklung]] und Affirmation des [[Neoliberalismus]] entwickelt. Sie ist die Fortentwicklung eines radikalen [[Positivismus]], wie er sich aus dem [[Glauben]] an die funktionelle Vollkommenheit eines [[systematisch]] erfassten [[Lebens]] in der Diskussion um die Computertechnologie und der Kunstszene in der gesellschaftlichen [[Wahrnehmung]] der 40er und 50er Jahre und ihrer [[politischen Kultur]] während und nach dem zweiten Weltkrieg aus einer antifaschistisch herausgehobenen [[postmodernen]] I[[deologie]] des [[Liberalismus]] entstanden war.
Der Begriff Allgemeine Systemtheorie geht auf den Biologen Ludwig von Bertalanffy zurück. Seine Arbeiten bilden zusammen mit der Kybernetik (Norbert Wiener, William Ross Ashby) die grundlegenden Überlegungen dieses Wissenschaftsansatzes. Weitere wichtige Theorien stammen von Humberto Maturana und Francisco Varela (Autopoiesis), Stuart Kauffman (Selbstorganisation) und Alfred Radcliffe-Brown (Strukturfunktionalismus) sowie Talcott Parsons (Strukturfunktionalismus oder Systemfunktionalismus) und Niklas Luhmann (soziologische Systemtheorie).


Systemtheorie gründet auf der wundersamen Erkenntnis, dass [[Wirklichkeit]] nicht durch die Geschichte der Menschen materiell geschaffen ist (sieh hierzu [[Dasein]]), sondern eine freie Erfindung, eine bloße Konstruktion der Menschen sei (siehe [[Konstruktivismus]]), dass aber deren Zukunft aus kybernetisch organisierten Netzwerken zu entwickeln wäre. Ein toller [[Widerspruch]]: Nicht die Menschen, sondern Computer seien über ihre Datenverarbeitung die besten Entscheidungsträger für den gesellschaftlichen Fortschritt, der sich daraus ergeben solle, dass man die erkennbaren Funktiionsstörungen eines [[Systems]] durch neue Regelkreise der systemischen Funktionen ausweitet und verbessert. Aller [[Nutzen]] wird hierbei auf eine binäre [[Logik]] seiner Funktionalität [[reduziert]], die Entscheidung an einer hiernach optimierten Effizienz bemessen. Empirische Forschung wird dadurch zunehmend bedeutungslos, weil sie durch verbesserte Algorithmen funktionelle Perspektiven entwickeln könne und sich dadurch auch schon rein logisch automatisieren lasse. Die Geschichte einer Bildung fällt aus und scheitern schon in der [[Wahrnehmung]]an deren schon mit ihren statistisch erhobenen Daten einer [[formbestimmten]] Wahrheitsfindung unterworfen.
Inzwischen wurden die Systemtheorien sich selbst zum Gegenstand ihrer Wahrnehmung und sind damit zu einer theoretischen Form der [[Selbstwahrnehmung]] geworden und auf eine allgemein psychologische Ebene gehoben, in der ihre ausschließlich Wahrheit der [[Selbstbezüglichkeit]] des hiernach handelnden Funktionärs entnommen wird. Das Soziale wird mit einer [[Psyche]] identifiziert, die sich als eine naturhafte Lebensform der Individuen und ihrer Verhältnisse entwickelt haben soll und damit Gesellschaft wie eine psychische Ganzheit der Physis zu verstehen ist. Damit wird das Leben selbst zum unmittelbaren Gegenstand einer totalitären [[Abstraktion]] von seinem [[Sinn]], der jedem System unterworfen werden kann, das sich systemtheoretisch begründet und sich damit auch zu stabilisieren vermag (siehe hierzu auch [[Volksseele]]). Darin erscheint dann alles nur [[vernünftig]], was in seiner Oberfläche systematisch verfestigt ist, z.B. die [[Marktwirtschaft]], der [[Staat]], die [[Familie]], jedes [[zwischenmenschliche Verhältnis]] schlechthin das unmittelbar als Gesellschaft begriffen sein soll. All dies gilt als Ausdruck und Keimzelle einer abstrakt begründeten [[Notwendigkeit]] des Kooperierens. Das Befolgen des damit angelegten Gestaltungsrahmens wird zur [[Selbstverwirklichung]] einer [[Formbestimmung]], die bloße Naturlogik befolgt, auch wenn sie nur noch aus [[Selbstausbeutung]] besteht (siehe hierzu auch den Film[["Work hard, Play hard"]]). Jede [[Selbstorganisation]] ist damit auf die Funktionalität einer Selbstentfaltung reduziert, deren [[Egozentrik]] durch ihre systemlogische Begründung in ihrer [[Widersprüchlichkeit]] verschleiert wird, indem jeder Mensch natürlicherweise schon immer nur als Teil eines [[Systems]] wahrgenommen wird, dessen Struktur ihm vorgegeben ist (siehe [[Strukturalismus]]).


Dies alles entwickelte sich mit der [[Globalisierung]] des [[fiktiven Kapitals]], der Geschichte seit den 70er Jahren, die dem Objektivismus der 40er Jahre zumindest an den Fiktionen der [[Postmoderne]] noch nachhing. Der [[Subjektivismus]], den heute das neoliberale Bewusstsein nötig hat (siehe [[subjektiver Objektivismus]]), konnte von Luhmann u.a. verwissenschaftlicht werden, indem die Funktionalität des Ganzen als [[subjektive]] [[Notwendigkeit]] einer [[allgemeinen]] [[Nützlichkeit]] für alle zu einem [[objektiven Subjektivismus]] verklärt wurde. Die [[Systemtheorien]] brachten auf den Markt der [[Meinungen]] und Positionen, was inzwischen auch schon vom [[Strukturalismus]] von linken und rechten [[Erkenntnisinteressen]] vorgegeben war: Der allgemeine [[Nutzen]] wurde zu einer [[Objektivität]] der Funktionalität schlechthin, die in ihrer Kybernetik zum Entscheidungskriterium der [[Systemtheorien]]wurde, weil er nach strukturlogischer Auffassung eben einem jeden [[Bedürfnis]] zum Frieden in irgendeiner Art verhelfe (siehe [[Befriedigung]]) und soziologisch schon vor aller [[Erfahrung]] zu einer gesellschaftlichen [[Befriedung]] verhelfe (siehe [[Neoliberalismus]]). Und das wurde schließlich auch zum [[poststrukturalistischen]] [[Selbstverständnis]] der [[Soziologie]], die ja nichts anderes betreiben sollte, als eben die Reibungslosigkeit einer zerriebenen Gesellschaft herzustellen. Deshalb geriet sie schließlich zur wesentlichen [[Wissenschaft]]eines [[Feudalkapitalismus]], der seine Gründe nicht mehr [[realwirtschaftlich]], sondern nur noch in einem Schuldverhältnis außer sich (siehe auch [[Schuldgeldsystem]]), in den [[Klassen]] von [[Schuldner]] und [[Gläubiger]] betreiben kann.
Als Autopoiesis bezeichnet Humberto Maturana sowohl seine Systemtheorie wie auch den wesentlichen Prozess, den er mit seiner Theorie erfassen will, nämlich das [[Leben]] an sich. Maturana beschreibt, grob gesehen, das Gleiche wie von Bertalanffy in seiner Systemlehre, er argumentiert aber kybernetisch: er spricht von selbstbezüglichen Menschen wie von lebenden (autopoietischen) Maschinen, die sich aus der Selbstentfaltung ihrer Natur heraus von alleine gesellschaftlich einregeln.


Mit der fortschreitenden nationale und internationale [[Teilung der Arbei]]t (siehe auch [[Globalisierung]]) hat die unendliche Vielfalt der [[Ereignisse]] und Funktionen und der dem entsprechenden theoretischen [[Interpretationen]] des [[Pluralismus]] als die verbliebene Methode der [[bürgerlichen Wissenschaften]] zu einer rein methodologische Abklärung getrieben, durch welche eine kybernetische Entscheidungsmethode ausschlaggebend gemacht wurde. Diese lässt sich jeder inhaltlichen Fragestellung zuordnen, da sie bloß formale Kriterien enthält. Und in dieser [[Beziehung]] kann sie zugleich auch als [[Methode]] der Computertechnologie dienen, denn in allen hiermit reflektierten Verhältnissen kann sich der Bezug nur noch aus der Form beliebig zugeordneter Erscheinungen ergeben. Weil solche Wissenschaft jede Entscheidung rein methodisch nach Maßgabe eine Funktiionsstörung fällt hat sie sich als [[Methode]] aus der allgemeinen wissenschaftlichen Forschung heraussetzen können und sich selbst [[verallgemeinert]] und ihr Urteilsvermögen auf seine Beziehung zur Funktionalität ihres Gegenstands verselbständigt. Indem sie damit über die Funktion der Wissenschaften diese selbst zu einer verselbständigte Methode verwissenschaftlicht, war auf diese Weise die bloße Funktionalität selbst zum Subjekt der wissenschaftlichen Methode geworden. Sowohl in der praktischen Anwendung als auch als unmittelbares Instrumentarium industrieller Abläufe sind mit ihrem Fortschritt und dem Fortschritt der Technologe die Systemtheorien zum Inbegriff einer ausschließlich praktisch verstandenen [[Wissenschaft]] geworden, die sich auch noch selbstbewusst dem größeren [[Ganzen]] ihres [[Gegenstand]] entzieht und im [[verselbständigten]] Phänomen, im [[Teil]] einer allgemeinen Funktionalität schon das [[Ganze]] begriffen sehen will. Dieses Ganze aber täuscht einen Zusammenhang vor, der nichts anderes als die [[Abstraktion]] jedweder inhaltlichen Bezogenheit ist (siehe [[abstrakt Allgemeines]]).
Als [[Selbstorganisation]] bezeichnet man Prozesse, die wie die Autopoiese zu höheren strukturellen Ordnungen führen, ohne dass ein steuerndes Element erkennbar ist. Ein Beispiel ist der Laserstrahl, anhand dessen die Theorie von H. Haken auch entwickelt wurde .


In der [[Beziehung]] auf die reine Funktionalität konzentriert sich somit das [[Erkenntnisinteresse]] auf die einzelnen selbständigen Erscheinungsformen zerteilter Beziehungen, die für sich genommen optimiert werden sollen - und damit ihrer [[Synergie]] entzogen sind..Das entspricht zwar einerseits modernen Lebensverhältnissen soweit, wie die Zersplitterung des Lebens in [[isolierte]] Erscheinungsformen tatsächlich keinen wahrnehmbaren Zusammenhang mehr aufweisen können. Andererseits überwältigt die mit formalen Kriterien optimierte Funktion jede inhaltliche Beziehung und bestärkt damit die [[Wirkung]] und [[Wirklichkeit]] der allgemeinen [[Formbestimmungen]], den [[Entfremdung]]szusammenhang der kapitalistischen Gesellschaft, reduziert jedes [[Leben]] auf eine eindimensionale Interpretation seiner [[Bedürfnisse]] und Entfaltungsmöglichkeiten. Vieles erscheint dann möglich, aber nichts davon macht [[wirklich]] [[Sinn]].
Der Radikale Konstruktivismus wurde von Ernst von Glasersfeld entwickelt. Er hat dabei auf die Arbeiten von Jean Piaget zurückgegriffen. Die Denkweise von Piaget war konstruktivistisch und epistemologisch. Ernst von Glasersfeld argumentiert insbesondere auch mit der operationellen Geschlossenheit von Systemen.


Jede [[Wissenschaft]] folgt in ihrem [[Selbstverständnis]] einer Grundidee ihrer [[Analyse]] und der [[Substanz]] ihrer Ableitungen. Der [[Grund]] der [[Systemtheorie]] - wie auch des [[Strukturalismus]] überhaupt - ist die [[Behauptung]], dass die [[Form]] das [[Ganze]] eines Zusammenhangs ist und daher der [[Inhalt]] durch sie auch nur dargestellt und nur durch ihre Funktionen [[objektiv]] ist. Im Unterschied zum bloßen [[Strukturalismus]] ist hier die [[Funktion]] einer [[Struktur]] für die [[Entwicklung]] der [[Inhalte]] bestimmend. Aber auch hier wird die [[Form]] schon selbst in ihrem [[äußerlichsten]] [[Zustand]] als [[Formbestimmung]] [[begriffen]] und durch die [[Identität]] von [[Form]] und [[Formbestimmung]] jede mögliche inhaltliche [[Bestimmung]] einer [[Gewissheit]] ihres [[Seins]] und damit die [[Möglichkeit]] einer [[Kritik]] ihres [[entfremdeten]] [[Dasein]] [[ausgeschlossen]].
Als System Dynamics bezeichnet man die Modellierung mit Regelkreisen. Bekannt gemacht hat das Verfahren Jay Wright Forrester durch das Weltmodell „World3“, anhand dessen in der „Club of Rome“-Publikation Limits to Growth (Die Grenzen des Wachstums, Dennis L. Meadows 1972) der globale Rohstoffverbrauch prognostiziert wurde.


Systemtheorie betreibt auf der formallogischen Ebene des [[Strukturalismus]] die kybernetische [[Theorie]] eines rein funktionalen Systems von Entscheidungen, um durch eine Abfolge binärer Kriterien zu einer schnellen [[Schlussfolgerung]] nach komplexen Durchläufen einer Formanalyse zu gelangen. Sie ist eine Fortentwicklung des [[Konstruktivismus]], dessen Subjektivismus sie quasi naturwissenschaftlich verobjektiviert und somit objektiv aufgehoben hat mit einem System von [[autopietisch]] bestimmten Individualitäten. Die aus einer [[Evolutionstheorie]] bezogene "Naturlogik" der Naturgeschichte wird hiernach zu einer gesellschaftlichen [[Substanz]] formalisiert, aus der sich ein "vernünftiges Zusammenwirken" der Individuen durchsetzen ließe, wenn dieses für das [[Ganze]] - als [[System]] gedacht - funktional ist (siehe hierzu auch [[Positivismus]]).
Die soziologische Systemtheorie versteht sich als eine Universaltheorie im Sinne eines umfassenden und kohärenten Theoriegebäudes für alle Formen von Sozialität. Der soziologische Systembegriff geht auf Talcott Parsons zurück. Parsons betrachtet dabei Handlungen als konstitutive Elemente sozialer Systeme. Er prägte den Begriff der strukturell-funktionalen Systemtheorie.


Leider haben die Systemtheorien auch eine Entsprechung in der kritischen Theorie von Th.W.Adorno, wodurch er seine Soziologie begründet. Hierzu behauptete er, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschaft den "[[Klassenkampf]] alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifestationen des Klassenverhältnisses" weitgehend in "Strukturproblemen" aufgegangen sei. Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung des Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Freien und Mündigen sein wollte" existieren würden. Die "Doppelstellung des Proletariats" eröffnet die Möglichkeit, den [[Doppelcharakter]] der kapitalisierten Arbeit :in die Menschen selbst zu verlegen, so dass sie de facto nurmehr als Funktionäre zweier gegensätzlicher Interessen auftreten können: als [[Subjekte]] wie [[Objekte]] der Gesellschaft, als [[Dualismus]] eines ökonomisch bestimmte Wesens auf der einen Seite, das zugleich als ein soziologisch bestimmtes Wesen auf der anderen Seite zu verstehen ist. Damit ist die [[Dialektik]] von [[Subjekt]] und Objekt nurmehr als Strukturproblem (sieh hierzu auch [[Systemtheorie]]), der Mensch "unsichtbar" und die Menschheit als [[Ding]] des Kapitals zu betrachten, gegen dessen [[Verdinglichung]] mit einer negativen Dialektik entgegen zutreten sei.
Niklas Luhmann erweitert die Theorie Parsons und verwendet nicht mehr den Handlungsbegriff, sondern den sehr viel allgemeineren Begriff der Operation.


"Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx'schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183)
Die neueste Strömung ist die Theorie komplexer Systeme. Ein komplexes System ist dabei ein System, dessen Eigenschaften sich nicht vollständig aus den Eigenschaften der Komponenten des Systems erklären lassen. Komplexe Systeme bestehen aus einer Vielzahl von miteinander verbundenen und interagierenden Teilen, Entitäten oder Agenten.


Was Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der [[Entfremdung]] des Menschen von seiner Gesellschaft, vom [[Wert]] der Strukturen des [[Lebens]] für das [[Kapital]], nicht ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der [[Dinge]] sein kann.
Die Theorie der Komplexen adaptiven Systeme beruht vorwiegend auf den Arbeiten des Santa Fe Institute. Diese neue Komplexitätstheorie, die [[Emergenz]], Anpassung, und Selbstorganisation beschreibt, basiert auf Agenten und Computersimulationen, die Multiagentensysteme (MAS) einschließen, die zu einem wichtigen Instrument bei der Erforschung von sozialen und komplexen Systemen wurden.


Adorno ist damit voll und ganz dem [[Warenfetischismus]] erlegen, den er bekämpfen will und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet. Marx hatte mit dem Begriff des [[Warenfetischismus]] eine Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erscheinungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und " Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." [[(MEW 23, S. 70f)]], die sich nurmehr in gesellschaftlichen [[Strukturen]] äußern kann.
In dieser Abstraktion entsteht eine philosophische Analogie zum Denken von Martin Heidegger. Mit seiner Kehre von seiner Fundamentalontologie zum praktischen "Verweisungszusammenhang des Innerweltlichen", das immer schon irgendwie entdeckt sei, sah er im Wesen des [[Lebens]] eine immer schon unumgängliche [[Wahrheit]], die sich in den Zeichen der Zeit "entbarg", bzw. offenbarte, sozusagen zugleich als Vorformation der Wahrheit existiere. Diese für das Existieren notwendige Zugehörigkeit von Wahrheit und Dasein nannte Heidegger Wahrheit der Existenz. Für sein Verständnis des Welt- und Selbstverhältnisses ist seiner Auffassung nach seitdem nicht nur die Struktur unserer Existenz von Bedeutung, sondern auch, wie sich die Welt, das Sein, für uns von sich her zeigt. Das Sein entbirgt sich dem Menschen nicht nur in Bezug zu dessen Existenz, sondern in mannigfaltiger Form, die von der Kunst bis zur [[Gesellschaft]] reicht. Die Systemtheorien wären durchaus in der Lage, diesem Verständnis zu folgen und ihm weitere "Neuheiten" zuzufügen, in denen die Strukturen und Muster zu einem existenziellen Gestaltungsprinzip würden (siehe z.B. den [[Menschenpark]]). Das wäre dann die reine Vernunft der Objekte in einer Welt der reinen Objektivität, die sich sorgsam vor die objektiven Subjekte stellt und sie vor wesentlichen Abweichungen behütet, die ihrer [[Subjektivität]] noch entspringen könnten. Und hieraus versteht sich Systemtheorie als kritische Bewahrerin der objektiven Vernunft.


Durch die Kritik des [[bürgerlichen Subjekts]] (siehe [[Subjektkritik]]) durch die Kritik eines [["fetischisierten Bewusstseins"]] sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Adorno von der "Doppelstellung" der [[Ausbeutung]] des Menschen und der [[Natur]] abwenden und eine quasi [[systemtheoretische]] Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb.
"Die Vernunft hat immer existiert, nur nicht immer in der vernünftigen Form. Der Kritiker kann also an jede Form des theoretischen und praktischen Bewußtseins anknüpfen und aus den eigenen Formen der existierenden Wirklichkeit die wahre Wirklichkeit als ihr Sollen und ihren Endzweck entwickeln." [[(Marx an Ruge, MEW 1, Seite 345)]]


Systemtheorie will grundlegende Aspekte und [[Prinzipien]] von [[Systemen]] zur Beschreibung und [[Erklärung]] unterschiedlich komplexer Phänomene hernehmen, um sie durch ein allgemeines Modell von natürlicher Funktionalität zu beschreiben. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Modelle wie das Sonnensystem, biologische Zellen, um Menschen, oder Familien, oder eine Organisation, einen Staat, oder Maschinen und Computernetzwerke handelt. Es geht hierbei darum, kognitive Prozesse des Erkennens und Problemlösens zu entwickeln, die unter dem Begriff Systemdenken zusammengefasst werden und "durch die Analyse von Strukturen, Dynamiken und Funktionen eine umfassendere Sicht" zu ermöglichen, die realistischere Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben. Dabei grundlegend ist der Gedanke, dass sich aus dem System der Zusammenhänge die Bildungen der Natur und [[Gesellschaft]] erklären würden, dass ihr [[System]] also ihrer [[Geschichte]] vorausgesetzt wäre und diese keinen [[Zufall]] enthalten würde, bzw. dieser sie eben geradezu stören würde. So auch ihre Erklärungsansätze:
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"Die Systemtheorie hat von Anfang an das Ziel verfolgt, der Zersplitterung des Wissens in den wissenschaftlichen Disziplinen entgegenzuwirken." (Günter Ropohl: Allgemeine Systemtheorie – Einführung in transdisziplinäres Denken. Edition Sigma, Berlin 2012.)
 
Wissenschaft kämpft hierdurch gegen ihre eigene Zersplitterung und fällt dabei auf die Ebenen rein formaler [[Logik]], durch die sie den Funktionalismus von [[Gegebenheiten]] beschreiben will, um Ausfälle oder Entscheidungen zu kontrollieren. Die Systemtheorien, mit denen diese Sichtweise ausgeführt und methodisch abgesichert wird, können sich unter diesem kybernetischen Aspekt gleichermaßen auf Gesellschaft, Natur, [[Psyche]] und [[Kultur]] beziehen und dort kompensatorisch eingreifen oder vermitteln, wo sie Beziehungen in kognitiven Mustern erkennt (siehe [[Mustertheorie]]). Schließlich geht es ihr nur um innere oder äußere Anpassung, um die Bildung und Stabilisierung einer funktionsgerechten Selbststeuerung, die mit den Systemtheorien als ein [[Prinzip]] der [[Natur]] dargestellt wird (siehe [[Autopoiesis]]).
 
Doch die [[Natur]] an sich gibt es nicht, schon gar nicht durch eine objektive Regelhaftigkeit. Die Regel selbst entsteht in den Ursprüngen der Natur und [[Materie]] aus dem [[Zufall]]. Mit der Systemtheorie und ihren Mustern ist lediglich die [[Wahrheit]] ausgesprochen, dass durch das Durchsatzvermögen der Anziehung in den [[Beziehungen]], die [[Dichte]] der [[Masse]] in den Variationen der Gravitationskräfte [[Sinn]] macht und dadurch für den vorherrschenden Zusammenhang dieser Kräfte [[Energie]] freigemacht wird, die das Herrschende stabilisiert und die Abweichung entsozialisiert. Die [[Logik]] einer [[Geschichte]], ihre [[Dialektik]] entsteht in Wahrheit durch die gesellschaftlichen Zusammenhänge menschlichen Handels, also aus ihrer sozialen [[Subjektivität]] (siehe [[historischer Materialismus]]), die sich über ihre [[abstrakte Verallgemeinerung]] erst überzufällig verhält und hierdurch eine hiervon getrennte [[Objektivität]] erzeugen (siehe [[Entfremdung]])
 
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Version vom 2. November 2025, 17:36 Uhr

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Eine erkenntnistheoretische Grundlage der Systemtheorien hat vor allem Niklas Luhmann versucht. Wesentlich hierfür ist die Ablehnung aller methodischen Vorgehensweisen von Erkenntnis, weil diese als einzige Voraussetzung der Behauptung folgen könne, dass es nun mal Systeme geben soll (siehe hierzu Logik). Statt von "Einheiten" (z. B. menschlichen Individuen) auszugehen, die durch ihre Beziehungen einzelne Systeme letztlich sich in einer Gesellschaft bilden und darin auch im Ganzen vermitteln, geht Luhmann auf einer sehr abstrakten Ebene von Ereignissen (als wesentliche Entitäten) und von Differenzbildungen aus. Ereignisse („Operationen“) schließen sich in spezifischer Weise und in spezifischen Medien an vorangegangene gleichartige Ereignisse an. Durch diese – gegenüber andersartigen Operationen geschlossenen, also ausschließlichen – Operationsweisen würden Systeme entstehen, und mit ihnen ihre systemspezifischen Umwelten.

Die Operationsweise sozialer und psychischer Systeme sei autopietisch, und die Operationen bilden abgeschlossene Kreisläufe: Die Operationen verschiedener Systeme würden sich nicht durchdringen, Operationen eines Systems könnten nicht direkt an Operationen eines anderen Systems anschließen. Dies sei unabhängig davon, dass handelnde Menschen und Folgen von Handlungen beobachtet werden. Das umfassende soziale System „Gesellschaft“ differenziere sich nur in weiteren sozialen Systemen aus, die für sich isoliert zu betrachten seien (darunter: Wirtschaft, Recht, Wissenschaft, Politik, Religion, Erziehung). Luhmann setzt den evolutionären Prozess der funktionalen Ausdifferenzierung des Gesellschaftssystems in unterschiedliche soziale Systeme als zentralen Bestandteil seiner soziologischen Theorie und nimmt in diesem Zusammenhang Bezug auf historische Gesellschaftsformen und auf die Geschichte gesellschaftlicher Entwicklungen.

Die Systemtheorien dienen der Verewigung herrschender Zustände als Systematik, die sich nur "beobachten", im Nachhinein wirklicher Beziehungen erkennen lassen soll, die sich daher durch "sachadäquate" Funktionalität im Sinne eines Geschichtsobjektivismus auszeichnet, der allerdings nur subjektiv wirklich sein soll, also nur subjektiv erkennbar, nämlich nur für das beobachtende Subjekt wahr sein könne. Man beschreibt sie als eine handlungstheoretische Perspektive einer wissenschaftlich begründeten Intervention. Die Anwendung soziologischer und psychologischer Theorien sorgt schließlich auch dafür, dass politische Interessen gegen Widerstände durchgesetzt werden können. Der Soziologe Wolfgang Zapf fand hierzu deutliche Worte:

"Die handlungstheoretische Perspektive kommt ins Spiel, wenn Modernisierung an die psychische und soziale Mobilisierung von Individuen und Organisationen geknüpft wird, insbesondere an Innovationen, die von individuellen und kollektiven Akteuren gegen Widerstände durchgesetzt werden." (Zapf 1992, S. 10.)

Theorie besteht aus der Annahme von Zusammenhängen, die durch Beweise bewahrheitet werden sollten. Dabei werden Aussagen getroffen, aus denen der Erfolg eines Handelns abzuleiten wäre. Das unterstellt ein Ganzes vieler Eigenschaften und Teile, die in dessen Beziehung und bei jeder Intervention zu begreifen und zu berücksichtigen sind. Das ist zum einen ein begriffliches Herangehen, das zugleich funktionale Folgen hat. In dem Erkenntnisinteresse an der Substanz dieser Beziehung unterscheiden sich die verschiedenen Methoden der wissenschaftlichen Analyse (siehe auch Erkenntnistheorie), also das, was unter einer vernünftigen Erklärung verstanden wird (siehe auch Logik).

Mit dialektischen Methoden werden die Folgen aus dem Grund bezogen, aus der Substanz, aus der ihre Beziehungen in den Verhältnissen bestehen, die zu ihrem Gegenstand gehören. Positivistische und rationalistische Ansätze beschreiben diese Verhältnisse selbst als Beziehung zwischen Ursache und Wirkung, die schon für sich in einer Wechselseitigkeit von Grund und Folge angesehen werden. Die Systemtheorien verstehen sich selbst ausschließlich in den Funktionen inbegriffen, die sie untersuchen und suchen Begriffe, welche die Funktionen so beschreiben, wie sie darin schon begriffen sein sollen. Das System wird hierdurch aus seiner Gegenständlichkeit für theoretische Annahmen herausgenommen und zum Hintergrund der Theorie selbst. Der Begriff der Funktion ergeht unmittelbar aus der Funktionalität ihres Begreifens.

Mit den Systemtheorien wurde die Geschichte von ihrer menschlichen Subjektivität abgelöst und auf ihre Prozesse reduziert, die substanziell unendlich zu begreifen wären. Sie verstehen schließlich solche Unendlichkeit rein funktionell und lehnen auf diesem Hintergrund jede ideelle oder materielle Substanz ab. Hier wird Sein und Dasein, Grund und Folge vollständig mit Ursache und Wirkung gleichgesetzt und also auch ersetzbar, sinnlos. Solche Systematik ist die Form einer Ontologie, die sich aus der Funktionalität von Prozessen erklären will, also eine überhistorische Seinslehre ohne Sein ist.

Systemtheorie will allerdings dennoch über die Erkundung eines systematischen Zusammenhangs eine funktionale Substanz natürlicher Verhältnisse erschließen und hieraus die Welt selbst als ein systematisches Ganzes ableiten, das nicht nur rein logisch, sondern wirklich aus den Prozessen ihrer Funktionen substanziell für die Lebensverhältnisse sein soll, um hieraus Konsequenzen für deren optimale Strukturierung zu folgern. Sie beansprucht die Theorie einer allgemeinen Logik von Interaktionen zu sein, die aus einem natürlichen Regelwerk, einer Kybernetik der Natur sich in ihrer Funktionalität ergänzen, sich also hieraus als quasi natürliches System ergeben würden. Es handelt sich um die Theorie einer Gestaltungslogik, die je nach Gegenstandsbereich sich vorhandener Substanzen bedient und sich damit naturwissenschaftlich oder psychologisch oder soziologisch begründet. Sie ist hierdurch zu einem interdisziplinären Modell einer strukturalistischen Methode der Erkenntnis geworden, mit der Systeme zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene herangezogen werden.

Wesentlich hierbei ist die Identifizierung der Phänomene gesellschaftlicher Verhältnisse mit natürlich scheinenden Strukturen, wodurch die gesellschaftlichen Formationen bruchlos in naturwissenschaftlichen Kategorien und deren Logik aufgehen, so dass wirkliche Gesellschaft zu einem Komplex von Naturbeziehungen durch absolut naturlogische Gründe rationalisiert wird. Damit wird jede gesellschaftliche Rationalität zu einer unmittelbaren Naturbegabung und darin absolut. Auf der Grundlage einer solchen Vernunft wird gesellschaftliche Wirklichkeit von ihrer menschlichen Substanz abgezogen (siehe Abstraktion) und das System als solches totalisiert. Alle durch die Gesellschaft der Menschen erst begründetem Lebenszusammenhänge - besondere ihre wirtschaftliche und kulturelle Wechselseitigkeit und Dialektik - werden in schalen Mustern einer natürlichen Struktur beziehungsweise einer informationstechnisch abgeleiteten Begründung mystifiziert und sinnentleert und auf die bloße Strukturbeziehungzwischenmenschlicher Verhältnisse abgesetzt (siehe Strukturalismus). Der Mensch wird darin wie ein soziales Tier aufgefasst, das bestimmten unbedingten und voraussetzungslosen Entitäten zu folgen hat, also Formationen des Daseins, die eine ontologische Substanz beinhalten - etwa wie die Existenzialen in Heideggers Fundamentalontologie. Was dort aber in ihrer drastischen Logik noch ganz offensichtlich in eine erkenntnistheoretische Sackgasse mit fatalen Folgen geführt hatte, bleibt hier unausgesprochen, weil strukturell abstrakte Vorbedingung.

Systemtheorien gehen daher von kohärenten, sich selbst erhaltenden Einheiten (Entitäten) der strukturell begründeten Komplexe mit absolut gemachten Kategorien, wie etwa „Gesellschaft“, „Justiz“ oder „Haushalt“, aus und erklären die beobachteten Phänomene durch die Verortung des Phänomens innerhalb der Einheiten dieser völlig abstrakten Begrifflichkeiten. Die Analyse von Strukturen und Funktionen sollen dann Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben und Interventionen seitens der so zum gesellschaftlichen Maß erhobenen Wissenschaft begründen. Es hat sich inzwischen eine relativ stabile Reihe an Begriffen und Theoremen herausgebildet, auf die sich der systemtheoretische Diskurs bezieht und seine Erfolge daraus bezieht, dass sie eine optimale Deckungsgleichheit mit den wahrgenommenen Phänomen einer abstrakten Gesellschaft bewirken und daher auch höchst funktional darin auf Menschen wirken, die sich in ebenso abstrakten Beziehungen zu verhalten haben.

Der Begriff Allgemeine Systemtheorie geht auf den Biologen Ludwig von Bertalanffy zurück. Seine Arbeiten bilden zusammen mit der Kybernetik (Norbert Wiener, William Ross Ashby) die grundlegenden Überlegungen dieses Wissenschaftsansatzes. Weitere wichtige Theorien stammen von Humberto Maturana und Francisco Varela (Autopoiesis), Stuart Kauffman (Selbstorganisation) und Alfred Radcliffe-Brown (Strukturfunktionalismus) sowie Talcott Parsons (Strukturfunktionalismus oder Systemfunktionalismus) und Niklas Luhmann (soziologische Systemtheorie).

Inzwischen wurden die Systemtheorien sich selbst zum Gegenstand ihrer Wahrnehmung und sind damit zu einer theoretischen Form der Selbstwahrnehmung geworden und auf eine allgemein psychologische Ebene gehoben, in der ihre ausschließlich Wahrheit der Selbstbezüglichkeit des hiernach handelnden Funktionärs entnommen wird. Das Soziale wird mit einer Psyche identifiziert, die sich als eine naturhafte Lebensform der Individuen und ihrer Verhältnisse entwickelt haben soll und damit Gesellschaft wie eine psychische Ganzheit der Physis zu verstehen ist. Damit wird das Leben selbst zum unmittelbaren Gegenstand einer totalitären Abstraktion von seinem Sinn, der jedem System unterworfen werden kann, das sich systemtheoretisch begründet und sich damit auch zu stabilisieren vermag (siehe hierzu auch Volksseele). Darin erscheint dann alles nur vernünftig, was in seiner Oberfläche systematisch verfestigt ist, z.B. die Marktwirtschaft, der Staat, die Familie, jedes zwischenmenschliche Verhältnis schlechthin das unmittelbar als Gesellschaft begriffen sein soll. All dies gilt als Ausdruck und Keimzelle einer abstrakt begründeten Notwendigkeit des Kooperierens. Das Befolgen des damit angelegten Gestaltungsrahmens wird zur Selbstverwirklichung einer Formbestimmung, die bloße Naturlogik befolgt, auch wenn sie nur noch aus Selbstausbeutung besteht (siehe hierzu auch den Film"Work hard, Play hard"). Jede Selbstorganisation ist damit auf die Funktionalität einer Selbstentfaltung reduziert, deren Egozentrik durch ihre systemlogische Begründung in ihrer Widersprüchlichkeit verschleiert wird, indem jeder Mensch natürlicherweise schon immer nur als Teil eines Systems wahrgenommen wird, dessen Struktur ihm vorgegeben ist (siehe Strukturalismus).

Als Autopoiesis bezeichnet Humberto Maturana sowohl seine Systemtheorie wie auch den wesentlichen Prozess, den er mit seiner Theorie erfassen will, nämlich das Leben an sich. Maturana beschreibt, grob gesehen, das Gleiche wie von Bertalanffy in seiner Systemlehre, er argumentiert aber kybernetisch: er spricht von selbstbezüglichen Menschen wie von lebenden (autopoietischen) Maschinen, die sich aus der Selbstentfaltung ihrer Natur heraus von alleine gesellschaftlich einregeln.

Als Selbstorganisation bezeichnet man Prozesse, die wie die Autopoiese zu höheren strukturellen Ordnungen führen, ohne dass ein steuerndes Element erkennbar ist. Ein Beispiel ist der Laserstrahl, anhand dessen die Theorie von H. Haken auch entwickelt wurde .

Der Radikale Konstruktivismus wurde von Ernst von Glasersfeld entwickelt. Er hat dabei auf die Arbeiten von Jean Piaget zurückgegriffen. Die Denkweise von Piaget war konstruktivistisch und epistemologisch. Ernst von Glasersfeld argumentiert insbesondere auch mit der operationellen Geschlossenheit von Systemen.

Als System Dynamics bezeichnet man die Modellierung mit Regelkreisen. Bekannt gemacht hat das Verfahren Jay Wright Forrester durch das Weltmodell „World3“, anhand dessen in der „Club of Rome“-Publikation Limits to Growth (Die Grenzen des Wachstums, Dennis L. Meadows 1972) der globale Rohstoffverbrauch prognostiziert wurde.

Die soziologische Systemtheorie versteht sich als eine Universaltheorie im Sinne eines umfassenden und kohärenten Theoriegebäudes für alle Formen von Sozialität. Der soziologische Systembegriff geht auf Talcott Parsons zurück. Parsons betrachtet dabei Handlungen als konstitutive Elemente sozialer Systeme. Er prägte den Begriff der strukturell-funktionalen Systemtheorie.

Niklas Luhmann erweitert die Theorie Parsons und verwendet nicht mehr den Handlungsbegriff, sondern den sehr viel allgemeineren Begriff der Operation.

Die neueste Strömung ist die Theorie komplexer Systeme. Ein komplexes System ist dabei ein System, dessen Eigenschaften sich nicht vollständig aus den Eigenschaften der Komponenten des Systems erklären lassen. Komplexe Systeme bestehen aus einer Vielzahl von miteinander verbundenen und interagierenden Teilen, Entitäten oder Agenten.

Die Theorie der Komplexen adaptiven Systeme beruht vorwiegend auf den Arbeiten des Santa Fe Institute. Diese neue Komplexitätstheorie, die Emergenz, Anpassung, und Selbstorganisation beschreibt, basiert auf Agenten und Computersimulationen, die Multiagentensysteme (MAS) einschließen, die zu einem wichtigen Instrument bei der Erforschung von sozialen und komplexen Systemen wurden.

In dieser Abstraktion entsteht eine philosophische Analogie zum Denken von Martin Heidegger. Mit seiner Kehre von seiner Fundamentalontologie zum praktischen "Verweisungszusammenhang des Innerweltlichen", das immer schon irgendwie entdeckt sei, sah er im Wesen des Lebens eine immer schon unumgängliche Wahrheit, die sich in den Zeichen der Zeit "entbarg", bzw. offenbarte, sozusagen zugleich als Vorformation der Wahrheit existiere. Diese für das Existieren notwendige Zugehörigkeit von Wahrheit und Dasein nannte Heidegger Wahrheit der Existenz. Für sein Verständnis des Welt- und Selbstverhältnisses ist seiner Auffassung nach seitdem nicht nur die Struktur unserer Existenz von Bedeutung, sondern auch, wie sich die Welt, das Sein, für uns von sich her zeigt. Das Sein entbirgt sich dem Menschen nicht nur in Bezug zu dessen Existenz, sondern in mannigfaltiger Form, die von der Kunst bis zur Gesellschaft reicht. Die Systemtheorien wären durchaus in der Lage, diesem Verständnis zu folgen und ihm weitere "Neuheiten" zuzufügen, in denen die Strukturen und Muster zu einem existenziellen Gestaltungsprinzip würden (siehe z.B. den Menschenpark). Das wäre dann die reine Vernunft der Objekte in einer Welt der reinen Objektivität, die sich sorgsam vor die objektiven Subjekte stellt und sie vor wesentlichen Abweichungen behütet, die ihrer Subjektivität noch entspringen könnten. Und hieraus versteht sich Systemtheorie als kritische Bewahrerin der objektiven Vernunft.

"Die Vernunft hat immer existiert, nur nicht immer in der vernünftigen Form. Der Kritiker kann also an jede Form des theoretischen und praktischen Bewußtseins anknüpfen und aus den eigenen Formen der existierenden Wirklichkeit die wahre Wirklichkeit als ihr Sollen und ihren Endzweck entwickeln." (Marx an Ruge, MEW 1, Seite 345)

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