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Der nachfolgende Text ist eine Beschreibung der Argumentation in dem gleichnamigen Buch. (==> Verlagsinformationen hierzu <==)
131. Das wirkliche Geltungsbedürfnis (Die Persönlichkeit der Selbstverwirklichung
Geltung ist die allgemeine Gültigkeit einer Bewertung, stellt also die Gültigkeit einer Eigenschaft als allgemeinen Wert dar. Hierbei ist einerseits die Allgemeinheit ihres Vorhandenseins unterstellt. Zugleich aber wird auch erst mit dieser Bewertung die allgemeine Gültigkeit eines Werts hergestellt. Von daher ist mit der Geltung eine Eigenschaft einerseits subjektiv hervorgehoben, wird aber allgemein als Wert durch allgemeine Anerkennung dieser Geltung erzeugt. Sie existiert daher erst durch dessen praktische gesellschaftliche Bestätigung in seiner allgemeinen Gültigkeit objektiv. und bietet von daher die Grundlage für das Bedürfnis nach Geltung.
Was die Psychebetreibt, was ihre Absichten und Gefühle erreichen können, ist eine Verwirklichung ihrer Selbstbezogenheiten, die sich im Resultat ihrer Selbstverwertungen wie der personifizierte Edelmut ihrer Absichten herausstellen. Alle zwischenmenschlichen Beziehungen, die ihr vorausgegangen sind, stellen sich darin nicht mehr als bestimmte Absicht, sondern als Orientierung persönlicher Vorlieben und Handlungen dar. Der Anschein eines inneren Individualwesens, das jenseits der gesellschaftlichen Verhältnisse nun in der selbstbestimmten Persönlichkeit des Bürgertums als höchste Sinnesform des Lebens zur Geltung gelangt zu sein scheint, bestimmt nun die zwischenmenschlichen Beziehungen so, als ob es nichts anderes mehr gebe, als ob die Selbstgefühle und Absichten der Psyche keine Herkunft aus ihren Lebensverhältnissen mehr hätten, weil sie als Status einer Befindlichkeit und eines Befindens, als zwischenmenschliche Eigenschaft einer Person auftreten.
Waren die Menschen bisher in der Bildung solcher Eigenschaften noch gegen sich selbst bedürftig, also in der Notwendigkeit, einen eigenen Sinn darin zu haben, durchzusetzen und zu verwirklichen, so stehen sie jetzt auch gegeneinander in dem, was ihre Sinne für andere gelten, was also ihre persönliche Geltung im Reich dieser Sinne in der Entwicklung ihrer Selbstgefühle ausmacht. Der Trieb dieser Entwicklung beruht darauf, dass diese Gefühle für sich keinen Grund mehr haben können und nur dadurch entstehen, dass sie gegen andere sinnvoller erscheinen, als diese für sich selbst sein können. Wer sich in solchen Verhältnissen nicht mehr gilt, als ihm andere gelten, wird sich nicht nur minderwertig fühlen, sondern aus dem, was die Sinne verbindet auch ausgeschlossen sein. Und wer sich ob solcher Gefühle nicht selbst achten kann, gibt auch keine Acht auf sich und sein Fortkommen in dieser Welt der zu zwischenmenschlichen Persönlichkeiten werdenden Psychen.
In disen Verhältnissen hängt die Selbstachtung unmittelbar vom Gelingen der persönlichen Geltung ab, also davon, worin sich die Menschen durch ihre Selbstgefühle adeln können, weil sie ihnen einen Sinn verleihen, den sie nur dadurch haben, dass sie deren Verbindlichkeit gegen sich und andere durch die Einverleibung ihrer edelmütigen Selbstbeziehung als Beziehung auf andere erzeugen und sich in diesem selbstbezogenen Erzeugnis bestärken. Es kein kein wirklicher Sinn, wohl aber die Wirkung eines sinnlichen Verhältnisses, das schließlich die Macht einer allgemeinen Verbindlichkeit über die Menschen erfährt, weil sich alle ihm unterwerfen, um menschlich verbunden zu sein. Was im schwischenmenschlichen Verhältnis in seiner widersprüchlichen Empfindungswelt nur ideell angelegt war wird hierdurch zu einem wirklichen Verhältnis der Gefühle, die sich zum Beispiel in Familien, Vereinen, Gemeinschaften und Ertüchtigungsverhältnisse finden und daher auch vor allem dort empfinden lassen.
Mit dieser Selbständigkeit des Psychischen ist eine zwischenmenschliche Persönlichkeit geworden, die sich so zu verwirklichen versteht, wie sie in diesen Verhältnissen erscheinen und auftreten kann. Sie kann ihre psychischen Beweggründe daher nun auch verlassen und sich in der gesellschaftlichen Verbundenheit zur Geltung bringen, in der Einheit ihrer Gefühle ausschließlich für sich verhalten, Herz und Verstand als Beziehung ihrer Verhältnisse einrichten und dabei sehr vernünftig auftreten, indem sie die gemeinsame Sorge als ihr größtes persönliches Ansinnen und Anliegen vertreten. Doch ihre Vernunft wird nur die der Zwischenmenschlichkeit bleiben können und früher oder später in ihrer Welt sehr unsinnig werden, sobald sie endlich den allgemeinen Sinn zwischenmenschlicher Verhältnisse gegen die darin entstehenden Geltungsbedürfnisse wendet und zu formulieren hat, was darin ausgeschlossen ist. Der Kampf um die persönliche Geltung ist damit eröffnet und der wird im Edelmut der Selbstbezüglichkeiten ausgetragen, in der Konkurrenz der Selbstveredelungen fortbestimmt. Doch zunächst wissen wir nur, dass es sich hierbei um die Konkurrenz von abwesender zwischenmenschlicher Geltung handeln kann, dass es also ein Kampf um die persönliche Geltung in zwischenmenschlich entsinnlichten Beziehungen geht.
Man mag der Psychevielerlei Inhalte und Geistlichkeiten zusprechen, besonders wo sie als Seele angesehen wird. Wesentlich für ihr Treiben ist indes immer nur die blanke Leiblichkeit ihrer Sinne, die Dichte der Anwesenheit von Menschen, auf die sie sich in ihrer Selbstwahrnehmung bezieht. Je intensiver die Zwischenmenschen der Selbstwahrnehmung dem Bestreben ihrer Selbstverwirklichung, den Absichten ihrer Psyche folgen, desto geringer ist die Gegenwärtigkeit ihrer Selbstgefühle. Ihr Verhältnis wird für sich selbst unwirklich, weil ihr Selbst an sich nur ohne Wirklichkeit wirklich für sich ist. Ihre Beziehungen, die Wechselseitigkeit der einverleibten Wahrnehmungen, münden daher in einer Selbstaufhebung, einer Lebensangst, die ihren Verhältnissen widerspricht, weil sie sich nicht aus dem nährt, was sie selbst sind, sondern nur aus dem, was andere für sie sind. Hiergegen können sie sich nur selbst vergegenwärtigen, wenn und indem sie mit ihnen eins sind, sich also in einer Symbiose abgestoßener Selbstwahrnehmung verwirklichen, zu einer ausschließlichen Selbstwahrnehmung werden.
Hierbei wird ihre Verkehrung schließlich auch wirklich allgemein wahr, wie sie schon mit dem Selbstgefühl angelegt war. Die Gefühle, welche die Psyche hervorruft, werden selbst zu unmittelbaren Empfindungen, weil ihre Selbstbezüglichkeit sich ihre eigene innere Welt geschaffen hat, die für den Menschen zu einer Bodenlosigkeit geworden ist, die zunächst als Lebensangst - besser Identitätsangst - in ihm "hochkommt". Indem man nur noch empfindet, was man fühlt, hebt man seine Empfindung für das Gafühl auf. Das Selbstgefühl, wie es in seiner Selbstveredelung geworden war, bliebe nichtig, würde es nicht seine allgemeine Leiblichkeit außer sich finden und somit auch wieder Empfinden. Doch diese veräußerte Allgemeinheit macht ihn selbst zum äußerlichen Moment seines eigene Edelmuts, den er sich in den Verhältnissen seiner Selbstbehauptungen erworben hat. Seine eigen Wirklichkeit, die Wirklichkeit seiner Psyche muss ihm daher nun als allgemeine Wirklichkeit der je einzelnen Psychen, zu einer allgemeinen Psyche werden, durch die er sich ebenso psychisch zu beziehen verstehen kann.
Die Selbstverwirklichung ist dahin gelangt, dass die Menschen im Bestreben, an ihren zwischenmenschlichen Beziehungen sich in ihrem Zweck zu bereichern, ihre Beziehungen selbst aufbrauchen, sich selbst veröden und verzehren. Was die einzelnen Menschen im Erleben ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse allgemein zussammengebacht hatte, war zur Schranke ihrer Subjektivität geworden, zur Beschränkung ihrer Selbstentfaltung, die sie in ihrer Öffentlichkeit nun auch allgemein erfahren. Als Personen von eigener Art und Lebensweise, die sie durch andere finden, können sie zugleich nicht einfach sie selbst sein, ohne andere von sich auszuschließen, die sie zugleich für sich brauchen, um das einzuschließen, was sie für sich sind. Wenn sie nicht zum Selbsterleben beitragen und sich mit ihren persönlichen Eigenarten hierfür veräußern, werden sie nicht nur ausgeschlossen von diesen Verhältnissen sein, sondern auch für sich selbst. Ihre Selbstverwirklichung hat von beiden Seiten ein jähes Ende. Der Einschluss ihrer selbst, den es bisher im Verhältnis zu sich selbst brachte, wird obsolet und das ausschließliches Verhältnis des wechselseitigen Selbsterlebens wird die Grundlage zur Bildung einer privaten Persönlichkeit, die es zustande bringen muss.
Die Psyche, die sich in der Selbstverwirklichung entfaltet hat, ist nun dahin gekommen, nur noch als Absicht zu funktionieren, also dahin zu wirken, ein Verhältnis, das in Wirklichkeit nicht ist, zum Mittel ihrer Selbstbezüglichkeit zu machen. Die Selbstbezogenheiten des bürgerlichen Individuums geraten nun in den Sog einer Selbstverwertung, welche sich aus dem Verhältnis der Menschen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen als etwas heraussetzt, das sie selbst nur haben können, wenn sie es zwischen den Menschen, in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen auch herstellen. Um zu betreiben, was sie durch sich nicht sein können, müssen sie sich als Person maskieren, um zwischenmenschlich in Beziehung zu sein. Der Begriff Person bedeuten ja selbst schon "Maske" und zeigt als Wort auf, dass die Menschen damit nur noch ihre Vorstellungen zur Vorstellung bringen, sich darin also auch als Vorstellung übereignen, was sie sich bereits einverleibt haben und abgeben können, um sich als Persönlichkeit zu vergegenwärtigen. So begründen die zwischenmenschlichen Beziehungen selbst ein Gesamtverhältnis des Psychischen, ein Verhältnis der Psychen, die einander vorstellen, was sie durch einander erst werden wollen. Indem sie einander ihre Güte kreditieren, entfalten sie die Leiblichkeit eines aufgehobenen Lebens zu einem Lebensraum ihrer personifizierten Sehnsüchte.
Die Selbstverwirklichung der Selbstwahrnehmungen war zwar immer schon beschränkte Wirklichkeit, Produktionsprozess einer entäußerten menschlichen Sinneswelt, einer Welt, in der alles, was Menschen durch ihr zwischenmenschliches Erleben für sich durch die Anwesenheit mit anderen erfahren hatten, bewahren können. Nun müssen sie dies aber auch wirklich persönlich für sich aufbereiten, zum persönlichen Lebensinhalt machen, mit dem sie sich als Persönlichkeit des zwischenmenschlichen Selbsterlebens bilden, für andere das sind, was es ermöglicht, ihre Anwesenheit und Sinnlichkeit zu bestimmen. Das heißt, sie müssen nun eine Gegenwart von sich für andere erzeugen, die sie aus sich nicht äußern können. Ihre Psyche ist von daher in einen "Außendienst" versetzt, der diese bestimmte Selbstvergegenwärtigung erzeugen muss. Das "Ich", das bisher nur Reflexion der Selbstbezogenheit war, wird nun zum großen Agitator für Verhältnisse, in denen es selbst für deren Beischaffung und Kontrolle wirksam ist.
In den Selbstgefühlen der einzelnen Personen verwirklicht sich also nun die Selbstbezogenheit zwischenmenschlicher Lebenszusammenhänge als Resultat der Selbstwahrnehmung, die den Prozess vielfacher Einverleibungen akkumuliert hat und nun zu einer Lebensform der Selbstvergegenwärtigung im unentwegten Widerstreit der je einzelnen Psyche geworden ist. Weil diese bisher allerdings nur für sich da war, impliziert dies zunächst einen permanenten Selbstzweifel, der allgemein nur durch sie, durch ihr persönliches Verhalten und Wirken aufgehoben werden kann. Ihre Einzelheit bekommt von da her nun eine dramaische Allgemeinheit auferlegt: Die Notwendigkeiten der bürgerliche Persönlichkeit als solche.
In der Welt der Selbstwahrnehmung, die auf der Einverleibung von Selbstgefühlen gründet, herrscht nicht nur das muntere Treiben der Getriebenheiten, sondern auch Lebensangst, wenn das Selbstgefühl seine Abwesenheit verspürt. Die bloße Anwesenheit von Erlebnissen erfüllt keine Selbstwahrnehmung auf Dauer, wenn sie nicht auch persönliche Wirkung erzielt, also zum persönlichen Anzeiz nützlich wird. Die Bodenlosigkeit der getriebenen Selbstwahrnehmung kann sich daher auch nur in einer persönlichen Wirklichkeit aufheben, die durch das Wirken der Personen sich wahr macht.
Die Menschen in einer Gesellschaft, die ihren kulturellen Zusammenhang wesentlich durch Erlebnisse und Reize begründen, waren bisher nur getrieben von Erregungen, die substanziell nichts anderes sind, als abstrakte Selbstwahrnehmung, die ein notwendiges Verlangen nach Selbstvergegenwärtigung erzeugt. Diese Vergegenwärtigung vollzog sich in der Befriedigung der Getriebenheit durch Erlebnisse, worin der darin erscheinende Trieb immer wieder aus den Erregungen der Wahrnehmung entsteht und immer wieder erneut aufgehoben werden muss. Es war dies kein reiner Geschlechtstrieb; auch keine bloße Gier der Selbstsucht. Es ging um eine Erregung, welche in jeder Einzelheit der Not einer abstrakt allgemeinen Kultur folgt, einer Kultur, in welcher nur die Bestärkung eines Selbstertgefühls zählt.
Das Resultat der Triebbefriedigung war daher zunächst die Selbstentwertung, also die Entleerung ihres Erlebens, worin sich die Psyche des Selbsterlebens verlieren musste und woraus ihre Selbstwertoptimierung zugleich zu ihrem Selbstwertproblem geworden war. Triebe mögen zwar immer wieder befriedigt werden, ihr Grund jedoch wirkt solange fort, wie er besteht, solange also, wie wirkliche Menschen für die Wahrnehmung unkenntlich sind, weil sie nur Fülle ihrer Selbstverwertung sucht. Dies bestärkt vor allem die Abwesenheit einer wirklich gesellschaftlichen Beziehung, welche das notwendige Verlangen nach Anwesenheit von wirklichen Menschen hervorruft, durch welche zumindest abstrakt die Selbstwahrnehmung das bleiben kann, was sie unter diesen Umständen, unter Menschen bloßer Objektbezogenheit ist.
Doch es entsteht hierdurch eine neue Form von Beziehung. Die Menschen treiben sich in dieser Art von Selbsterneuerung dahin, dass sie sich durch den Gebrauch wirklicher Sinne in ihrer Selbstvergegenwärtigung entfalten, dass sie sich als Personen verwirklichen, die sie nur durch ihre Selbstbestimmung in persönlichen Verhältnissen entwickeln, ihre Selbstbildung aus einem zwischenmenschlichen Zusammenhang über diesen hinaus erheben und bestimmen können.
Der Begriff des Triebs ist ja schon die Getriebenheit, also eine unendliche Bestimmung des Getriebenseins, weil ein Mangel besteht, der selbst nicht inhaltich und wirklich behoben ist - innerhalb bestimmter Verhältnisse nicht behebbar ist. Das betriftt nicht alleine Sexualität oder Geschmack oder Erleben schlechthin, es betrifft den ganzen Menschen, wie er individualisiert erscheint, den Menschen als Persönlichkeit in einem Verhältnis, das ihm im Grunde äußerlich ist. Der Trieb ist nichts anderes als ein Verlangen nach bestimmter Anwesenheit, ohne dass deren Inhalt erkannt oder erkennbar ist. Er will eine bestimmte Anwesenheit erzwingen, die nur formal wahrgemacht werden kann: Als Ereignis von Befriedigung schlechthin, als im Grunde leeres Erlebnis, das immerhin dazu dient, die Getriebenheit zu unterbrechen, dem Trieb eine Leiblichkeit zu beschaffen, die ihn stille sein lässt. Sofern eine wirkliche Beziehung besteht, so muss der Trieb sie entleiblichen, die beteiligten Menschen sich einverleiben, um für sich zur Ruhe zu kommen. Von daher ist die Getriebenheit der Menschen in ihrer Selbstverwirklichung nun zu einer eigenen Erlebensweise geworden, deren Grundlage der Trieb ist, und die sich in vielerlei Persönlichkeiten ausgestalten wird. Sein Prinzip ist die Nützlichkeit von Menschen, die ihn befriedigen, Menschen, die durch reizvolle Beziehungen Leben veräußern, das er sich einverleiben kann.
Eine zwischenmenschliche Persönlichkeit entsteht aus Selbstwahrnehmungen in zwischenmenschlichen Beziehungen, die eine Egozentrik entfaltet und befriedigt, welche sich zur Bestimmung der zwischenmenschlichen Warnehmung überhaupt durchsetzt. Man könnte sagen, dass es die erhabene Selbstbestimmung ist, die Bestimmung ganzer Verhältnisse durch die Herstellung bestimmter zwischenmenschlicher Wahrnehmungen, die zur Bestimmung der Selbstwahrnehmung in diesen Beziehungen werden.
In diesem Treiben beginnt jetzt eine Persönlichkeit zu keimen und zu reifen, in der sich das bürgerliche Selbsterleben niederschlägt und in ihrer abstrakten Sinnesgestalt nun als sich selbst bestimmende Person in dem Maß wirklich leiblich wird, wie es dieser gelingt, fremdes Leben für sich zu nützen. Die durch die Selbstbezogenheit der eigenen Wirklichkeit entleerte Wahrnehmung eignet sich den Leib an, den sie begehren muss, um für sich überhaupt bestehen zu können. Sie beginnt mit der Errichtung eines Selbstwertgefühls, das die Triebbefriedigung zur Vorraussetzung und zugleich im Sinn hat, das aus ihr resultiert, wie auch ihr Ziel ist. Die Fortbestimmung solcher Leiblichkeit ist eine unendliche Einverleibung, die letztlich nur durch die Wirklichkeit fremder Leiblichkeit beschränkt ist.
Dies hatte auch schon Sigmund Freud so thematisiert, wobei sein Trieb allerdings nicht selbst ein Kulturprodukt ist, sondern reine Natur, gegen welche Kultur überhaupt bestimmt sei. Durch solche Auffassung blieb er der Aufklärung verhaftet, die immer Prinzipien gegen das Wilde im Menschen nötig hat.. Daamit werden Widersprüche der Kultur zu ontologischen Gegensätzen, welche genau das verstecken, was zu erklären wäre: Wie kann es sein, dass die Menschen ihrer Natur sich überhaupt widersetzen, menschliche Kultur hiergegen in einen Widerspruch gerät?
Es waren die Getriebenheit der Menschen wie auch ihre Triebhaftigkeit selbst als Resultat der Wahrnehmungsverhältnisse dargelegt worden, wie sie dem Prinzip der Selbstwertigkeit als notwendige Identitätsbildung abstrakter Sinne und der daraus folgenden Selbstbewertung folgen. Es ist aber auch hier nicht die Triebhaftigkeit, in welche die Menschen durch das Streben nach ihrem Selbstwert geraten waren, durch welche sie ihre Persönlichkeit bilden. Im Gegenteil: Gerade der Selbstverlust, den sie bei ihrer Triebbefriedigung erfahren, scheint sie darin zu hindern, wirklichen Selbstwert zu finden. Wozu sie getrieben werden, das kann ihnen nicht als Fähigkeit ihrer Selbstbeziehung erscheinen, scheint sie geradezu willenlos zu machen. Sie müssen auf ihre Selbstgefühle zurückkommen, um diesem Sollen ihrer abstrakten Sinne sich entgegenzustellen, einen Willen bilden, durch den sie auf sich selbst kommen, in sich selbst einen wirklichen Zusammenhang zu bilden. Doch dieser kommt nicht aus ihnen, weil er nurmehr aus ihrer Wahrnehmung von anderem kommen, nur dort sinnliche Leibhaftigkeit haben kann. Die bestimmte Art der Wahrnehmung selbst macht diesen Zusammenhang aus, die Art und Weise ihrer Gegenständlichkeit, die Leiber, die sie einnimmt, um ihren Körper nun als allgemeinen innerlich begabten Körper, als persönliche Körperlichkeit zu erlangen.
Doch zugleich bildet sich solche Persönlichkeit auch nicht wirklich aus der Wahrnehmung, weil sie der Selbstwahrnehmung folgt, weil also ihre Absicht die Erlebnisweise ihrer eigenen Körperlichkeit erfüllen muss. Von daher personifiziert sich die Selbstwahrnehmung aus der Bestimmtheit der körperlichen Absicht, die ihr bestimmtes Wahrnehmen möglich macht. Einerseits einverleibt sie sich die Menschen in der Art und Weise ihrer Selbstverwirklichung - nutzt sie eben als das, wofür sie ihr erscheinen und stiftet ihnen durch sich die Wahrnehmungszusammenhänge, die sie nötig haben. Andererseits aber ist sie auch vollständig von dem abhängig, worüber sie sich erhebt: Die Gewissheit der anderen, welche in ihren Wahrnehmungen noch Sinn für sich und andere haben. Diese mächtige Abhängigkeit macht den Komplex aller Verhältnisse aus, in welchem sich der Charakter der Persönlichkeiten bilden, die darin reüsieren. Letztlich entsteht so aus den Verhältnissen der Selbstwahrnehmungen das Verhältnis von Absichten und Zuneigungen, in welchen sich bestimmte Personen auch allgemein persönlich begründen können, in welchen ihre Persönlichlkeit zu einem persönlichen Selbstwert gelangt, der schließlich als reines Gefühl, das sie nur durch sich selbst wahrhaben, über sie selbst und ihre Wahrnehmbarkeit als Mensch hinauswachsen wird.
Eine Persönlichkeit entsteht durch die Fähigkeit, die Seele durch die Wahrnehmungen in Ihrem Erleben zusammenzufassen und als Ganzes eines Lebensraumes zu bewahren, ein räumlicher Körper der Seele als Subjekt und Objekt der Selbstwahrnehmung zu werden. Die Persönlichkeit ist nicht ein Apparat (psychischer Apparat bei Freud) oder eine rein funktionelle Einheit, sie ist das Resultat der Selbstwahrnehmung in zwischenmenschlichen Wahrnehmungsverhältnissen mit ihrer gesamten Form als körperlich-geistige Einheit von Empfindungen, Gefühlen und Selbstgefühlen. Sie ist die Figuration der Wahrnehmung von dem Erlebten, die nun aber zugleich in der Lage sein muss, sich auch die nötigen Erlebnisse für die Selbstwahrnehmung zu beschaffen. Ihre Einfälle und Fertigkeiten hierzu bilden die Originalität des bürgerlichen Privatsubjekts und kehren die Bestandteile der Wahrnehmung hervor, die unter den Lebensbedingungen der zwischenmenschlichen Wahrnehmung seelisch in sie eingegangen sind und zum Bestandteil der Seele wurden.
Der Bildungsprozess einer solchen Persönlichkeit ist die Entäußerung einer Selbstverwirklichung, in welcher die darin bedingten Menschen eine Selbstbezogenheit als Persönlichkeit entfalten müssen, um auch außer sich wirklich zu sein. Solche Entfaltung gründet vor allem darauf, dass sie ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zum Mittel ihres Selbsterlebens zu machen, dass sie ihre wechselseitigen Minderwertigkeitsgefühle dahin emanzipieren, dass sie selbst sich als Maßstab des Selbstwerts fühlen können. Dieser kann sich daher auch nur als ein Selbstwert bilden, der über das Maß der Selbstverwirklichung hinausgreift, der eigene Verwirklichung über die andereer Menschen stellt, und das kann man nur, indem man die Wirklichkeit anderer Menschen sich unterordnet und einverleibt.
Personen, denen es gelingt, sich die Lebensäußerungen von anderen so einzuverleiben, dass diese auf Selbstwert verzichten müssen, werden zu zwischenmenschlichen Persönlichkeiten, an welchshen sich die Selbstberwertungen der Gefühle ausrichten. Obwohl sie zugleich für sich identitätslos sind, bestimmen sie doch das zwischenmenschliche Wahrnehmungsverhältnis dur die Art und Weise ihrer Gegenwärtigkeit.
Die private Persönlichkeit erweist sich als Resultat einer höchst gesellschaftlichen Beziehungsform. Darin dient jeder dem andereen, um sich selbst zu dienen und alle dienen auf diese Weise einem Leben, das sie selbst niemals wirklich erreichen und ausfüllen kann und überhaupt nur seelische Erscheinung als zwischenmenschliche Persönlichkeit ist. Das Resultat der Selbstverwirklichung ist - so gesehen - im Grunde das Gegenteil ihrer Absicht: Eine vielseitige Abhängigkeit der Menschen von einem "Selbst", das in seinem Verlangen unendlich ist. Es treibt beständig auf die Notwendigkeit der Einverleibung von anderen als Mittel des Selbsterlebens und befriedigt sich in diesem nur momenthaft. Die Selbstwahrnehmung beschränkt hierdurch jede bestimmte Wahrnehmung auf das Minimum, was andere hierfür erbringen können. Sie setzt sich in ihrer Egozentrik nun aus allen Momenten der Triebbefriedigung zusammen, welche die Selbstwahrnehmung zu einem Selbst erhebt, das über seine bloße Körperlichkeit weit hinausgeht. Was es in zwischenmenschlicher Bezogenheit nicht wirklich erreichen kann, das vollzieht es nun in der Wirkung auf andere, die es kraft seiner Persönlichkeit erzielt. Ein solches "Selbst" ist das Subjekt und Objekt eines persönlichen Gebildes, welches die Abhängigkeiten der Menschen in ihren Beziehungen bestimmt. Die private Persönlichkeit ist schließlich dessen Verkörperung in jedem einzelnen, dem solche Bildung gelingt.
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131.1 Die Selbstgerechtigkeit der Privatperson (oder das veredelte Selbst)
Eine Welt voller Reize ist mächtiger als jede einzelne Wahnehmung darin. Die gereizte Wahrnehmung folgt wesentlich dem Prinzip des Reizes, in der Form für sich, also isoliert von den Inhalten ihrer Bezogenheiten ihre Wahrheit zu finden, ausschließliche Wahrheit, die sich von jeder anderen abzugrenzen sucht. Die Beziehungen, die sie wahrhat, werden hierdurch von ihrem Erleben abgetrennt und zur Substanz eines Gefühls, das seine Herkunft nicht mehr wissen kann. Was als Selbstwertgefühl noch die Selbstverwirklichung betrieben hatte, erweist sich nun leer und gegen die Vielseitigkeit der Gereiztheiten ohnmächtig. In solcher Wahrnehmung erscheinen sich die Menschen daher gegen ihre eigenen Gefühle unwertig, bzw. von minderem Wert. Die Minderwertigkeitsgefühle, die schon durch die gereitze Wahrnehmung gegeben sind, werden in den Verhältnissen der Personen in solcher Kultur nun zum Maß einer Produktion von Reizen und Aufreizungen, die darin ihre Beiehung untereinandeder erhalten und ausweiten.
Das allseitige Minderwertigkeitsgefühl der Menschen wird also dadurch überwunden, dass sie an der Produktion von Reizen selbst mitmachen und Anteil haben. Es hat sich damit eine Umkehrung der Selbstverwirklichung entwickelt, die für daas Selbsterleben einschneidend ist: Wer sich selbst verwirklicht sehen will, kann dies nur durch die Beteiligung an einer Reizproduktion, in der er selbst nur unwirklich, aber voller Wirkung sein kann. Er muss "Dabei sein und Mitmachen", um sich überhaupt in solchen Verhältnissen vergegenwärtigen zu können.
In Wahrheit ist die Produktion von Reizen aber nicht dazu da, andere auf sich aufmerksam zu machen, sondern sie zu binden um ihre Anwesenheit zu nutzen. Die Nutzung macht zunächst einen Menschen abhängig vom Objekt seiner Begierde, für sich leblos ohne dieses. Im ersten Moment solcher Beziehung ist es nötig, Begehrlichkeiten zu erwecken und diese durch Befriedung der Bedürfnisse zu belohnen, die hierbei entstehen. Doch Befriedung ist nicht Befriedigung. Im Gegenteil: Sie ist die Beherrschung von dieser, verschaft erweitertes Verlangen, das nicht wirklich zum Stillstand, zu einem inneren Frieden kommt. Das unwirklliche Selbst produziert also nicht wirkliche Beziehung, sondern Unwirklichkeit einer Beziehung, die gerade dadurch unendlich wird, dass sie ohne Friede ist und ohne wirkliche Befriedigung auskommen muss. Es ist lediglich die Anwesenheit von nützlichen Menschen, welche solche Beziehung ausmacht und ihre Konflikte und Entwicklungen bestimmt.
Es entsteht darin eine Wirklichkeit der Reize und Wallungen, die niemanden mehr wirklich selbst sein lassen kann, die zwar im Interesse der Selbstverwirklichung besteht, denn diese gelingt nur durch andere, die aber zugleich für jeden völlig unwirklich, also nur von abstrakter Wirkung ist. Er oder sie wird in der Wahrnehmung auf seine oder ihre Reize reduziert, um als Persönlichkeit erscheinen zu können. Es ist eine Welt , worin vor allem Selbstlosigkeit zum Tragen kommt und worin jeder durch seine Dienstbarkeit für andere seinen Wert für zwischenmenschliche Bezogenheit hat.
Der Selbstwert hat somit seine erste wirkliche Gestalt als Diener einer Wirklichkeit zwischenmenschlichen Beziehungen, die nur dadurch sind, dass die Menschen einander nützlich sind. Und in dieser Selbstlosigkeit geraten sie nun in eine Beziehungeswelt, worin es oberste Pflicht ist, einander Selbstgefühl zu vermitteln. Es ist das Gebot einer Selbstgerechtigkeit, die aus diesem Verhältnis notwendig hervorgeht.
Selbstgerechtigkeit ist der Ausdruck eines Selbstgefühls, das sich vollständig objektiviert hat und die Gefühle anderer Menschen hiergegen unterordnet, sich durch sie für sich einrichtet. Ein derart objektives Selbstgefühl sucht seine Stütze und seinen Bestand in jedweder Objektivität und betreibt von daher eine Abschätzung und Abschätzigkeit gegen andere. Die Basis hiervon sind zwischenmenschliche Verhältnisse, in denen die Einverleibung von zwischenmenschlichen Beziehungen Gewohnheit ist. Von daher ist Selbstgerechtigkeit als Ausübung eines Rechts zu verstehen, das sich ausschließlich auf den Ausübenden als Subjekt einer allseitig einverleibten Objektivität, als Subjekt einer objektive Selbstbezüglichkeit verhält.
Durch dieses Selbstgefühl, das seine Inhalte nicht mehr fühlen kann, weil sie ihm selbstverständlich sind, ist eine Rechtsprechung beansprucht, die zu einem Recht wird, das die Gewohnheit seiner Egozentrik als ihren Selbstwert darstellt, d.h. für sich veräußert. So ist dies natürlich eigentlich gar kein Recht, weil es kein Unrecht kennt außer dem, was nicht für sich selbst spricht. Es ist das "Recht" der Selbstbehauptung, das Recht seinerAusschließlichkeit, das einen Selbstwert bedient, der sich nur in der Person bestärken kann, die sich durch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu veredeln versteht. Weil dieser Wert einerseits total auf sich selbst gründet, also auf dem, was der oder die Ausübende für sein bzw. ihr Recht hält und sich in der Beziehung auf andere zugleich als allgemein gültig behauptet, ist es das Recht einer Selbstbehauptung, die allgemein selbstverständlich sein soll - ein Widersinn in sich. Es ist im Grunde der Widersinn eines Selbstverlustes, der eintritt, wo Selbstwert seinen Grund verliert, wo er also kein Selbstgefühl hat, weil es keinen Sinn außer sich findet, also keinen Sinn empfinden kann. Von daher ist das Streben nach Selbstgerechtigkeit der Notwendigkeit einer Selbstveredelung geschuldet, die in Auflösung begriffen ist.
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131.2 Die selbstlose Wirklichkeit
Natürlich kann keine Selbstlosigkeit Selbstverwirklichung sein. Dennoch enthält sie ihr gröbstes Prinzip, insofern sie potenzielle Selbstverwirklichung dadurch betreibt, dass sie andere von sich abhängig macht. An sich steht solcher Bezug schon über dem, worunter er sich beugt. Denn ein Selbst gibt es nicht wirklich und in der Verpflichtung der Selbstgefühle steht alles, was von daher nicht wirklich sein kann. Es entsteht Liebesschuld durch Dienstbarkeiten, die keinen anderen Gegenstand haben, als sich selbst. Doch gerade dadurch, dass jeder dem anderen dient, konkurriert er auch gegen ihn. In Wirklichkeit ist er ihm unterworfen, dem Begriff nach aber behrrschend. Im Grunde betreibt er höhere Selbstwertigkeit als dieser und bestreitet von daher notwendig dessen Selbstwert.
Menschen, die ihren Selbstwert gegenseitig bestreiten, bestreiten zugleich aber auch die jeweilige Wahrheit ihrer Beziehung. Tatsächlich behaupten sie ihre eigene Wahrheit nur dadurch, dass sie diese dem anderen mit Recht bestreiten können: Ist er nicht in Wirklichkeit gerade das Objekt, das sich als Subjekt verstehen will? Selbstlosigkeit erscheint zwar als das Gegenteil von Egozentrik der Selbstwahrnehmung, ist aber in Wahrheit nur ihre höhere Form. Sie ist der wesentliche Baustein der bürgerlichen Persönlichkeit, wiewohl sie doch "nur" aus Dienstbarkeiten besteht.
In Wirklichkeit sind sich die Personen also auch noch keiner Persönlichkeit bewusst, während sie diese entwickeln. Persönlichkeiten entstehen erst wirklich in der Selbstlosigkeit, wenn diese ihre Verhältnisse schließlich auch wirklich ausmachen. Weil die Menschen ihren Selbstwert als solchen in kein wirkliches Verhältnis setzen können, sind sie in sich selbst gespalten. Jeder soll seines Glückes Schmied sein, findet aber beim ersten Beharren auf seinen Selbstwert eine bodenlose Enttäuschung. Niemandem außer sich selbst kann er für sich wahr erscheinen. Für alle anderen ist er immer nur außer sich, ihnen äußerlich.
In der zwischenmenschlichen Beziehungswelt entstehen die Persönlichkeiten daher aus dem besonderen Verhältnis ihrer Verwirklichung, aus der Art und Weise ihrer Beziehung auf andere.
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131.3 Die allseitige Selbstverwirklichung persönlicher Zwischenmenschlichkeiten
Die allseitige Zwischenmenschlichkeit der Selbstverwirklichung wird durch Persönlichkeiten realisiert, die sich dem Unwert der Selbstbezogenheiten entsprechend äußern können, sich als Persönlichkeiten hervortun können, in denen eigene Wahrheit zugleich zwischenmenschliche Beziehungen ausfüllt. Sie bilden sich aus der Wahrnehmung der Selbstwahrnehmungen in den Verhältnissen zwischen den Menschen, also daraus, was die Wahrheit ihrer Selbstgefühle wirklich ausmacht.
An und für sich ist das höchst abstrakt, sieht doch jeder Mensch völlig von sich selbst ab, wenn er seine Gefühle im anderen empfindet. Indem das Selbstgefühl des anderen seine Empfindung bestimmt, wird er in dieser Selbstentfremdung zugleich zum mitfühlenden Träger in einer Welt der Selbstgefühle, wie sie nun die zwischenmenschliche Beziehungswelt ausfüllt. Es ist eine ungeheure Gefühlsakrobatik, die nur die wirklich beherrschen, welche auch in der Lage sind, Gefühle zu beherrschen. Das Medium der Selbstgefühle wird die Herrschaft über Gefühle überhaupt. Eine bürgerliche Persönlichkeit besteht daher im Wesentlichen aus der Selbstbeherrschung eigener Gefühle. Indem sie ihre Wahrnehmung beherrscht, behauptet sie sich in der Welt der Selbstbezogenheiten.
Doch zugleich bildet sich solche Persönlichkeit auch nicht wirklich aus der Wahrnehmung, weil auch sie der Selbstwahrnehmung folgt, weil also ihre Absicht die Erlebnisweise ihrer eigenen Körperlichkeit erfüllen muss. Von daher personifiziert sich die Selbstwahrnehmung aus der Bestimmtheit der körperlichen Absicht, die ihr bestimmtes Wahrnehmen möglich macht. Einerseits einverleibt sie sich die Menschen in der Art und Weise ihrer Selbstverwirklichung - nutzt sie eben als das, wofür sie ihr erscheinen und stiftet ihnen durch sich die Wahrnehmungszusammenhänge, die sie nötig haben. Andererseits aber ist sie auch vollständig von dem abhängig, worüber sie sich erhebt: Die Gewissheit der anderen, welche in ihren Wahrnehmungen noch Sinn für sich und andere haben. Diese mächtige Abhängigkeit macht den Komplex aller Verhältnisse aus, in welchem sich der Charakter solcher Persönlichkeit bildet. Letztlich entsteht so aus den Verhältnissen der Selbstwahrnehmungen das Verhältnis von Absichten und Zuneigungen, in welchen sich bestimmte Personen auch allgemein persönlich begründen können, in welchen ihre Persönlichlkeit zu einem persönlichen Selbstwert gelangt, der schließlich als reines Gefühl, das sie nur durch sich selbst wahrhaben, über sie selbst und ihre Wahrnehmbarkeit als Mensch hinauswachsen wird.