Leninismus
"Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" (MEW 4, S. 493)"
Aus dem Kommunistischen Manifest von Marx und Engels hatte sich für die Arbeiterbewegung der Anspruch auf eine weltweite Revolution ergeben, der sich aus der Marx'sche Analyse der weltweiten Macht des Kapitals begründete. Nach dem Verständnis von Lenin stellte sich darin der Zerfall der nationalen Beziehungen des Kapitalismus durch die internationale Monopolisierung des Kapitals dar, woraus er sich ein gewisses Desinteresse der Armen an einem nationalen Widerstand erklärte. In seiner Schrift über den "Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" kündigte er den Verfall des Kapitalismus in einer internationalen Weltmächtigkeit, die sich nicht aus den unmittelbar nationalen Erfahrungen erklären lasse und dort auch nicht zu beantworten sei. Von daher konnte eine kapitalismuskritische Bewegung nur in die Geschichte einer internationalen Bewegung münden. Sie verlief als Geschichte einer Internationalen Auseinandersetzung über antiimperialistische Politik und entwickelte sich zur Zielsetzung der Überwindung des national institutionalisierten Kapitalismus. Lenin verband damit das Ziel einer Weltrevolution betreiben wollte (siehe Internationale). Doch es zeigte sich dass in Russland die ökonomischen Bedingungen unter dem Zarismus nicht genügend ausgereift waren, um die gesellschaftliche Arbeit an ihrer Wirkstätte zu verwirklichen und dass sich von daher wenig Bedürfnisse aus dem Elend der Arbeiter und Bauern revolutionär wenden ließen.
Die rein gedankliche Vorstellung einer sozialistischen Gesellschaft reichte zur Politisierung der Bevölkerung nicht hin, um in der alltägliche Armut die Kraft freizusetzen, wodurch das herrschende Feudalkapital bekämpft werden konnte, das in Russland zudem nur durch eine anachronistische Macht der russischen Monarchie dargestellt war. So entstand die Theorie von der Notwendigkeit einer revolutionären Gewalt, die sich nicht nur gegen das Feudalkapital, sondern sich auch ideologiekritisch gegen den Opportunismus der Produzenten richten sollte, die sich durch ihre noch angepassten Vorstellungen nicht radikal hiergegen positionieren, sondern lieber Günstlinge der Politk bleiben würden. Was kleinbürgerliche Positionen überhaupt betraf wurde mit dem Vorwurf Opportunismus als ideologische Anpassung an die kapitalistischen Verhältnisse im Großen und Ganzen bekämpft, sodass damit in einer Gesellschaft, die sich immer noch auf dem Nutzen der Produkte als Gebrauchswerte der Ware begründete, praktisch jede gesellschaftliche Beziehung hierüber formal als Unterwerfung und Anpassung an die bürgerlichen Verhältnisse interpretiert werden konnte. Die politischen Kader sollten sich Lenin zufolge die Gewalt der "Staatsmaschine" aneignen, um einen Sozialismus als "Übergangsgesellschaft" zu schaffen, die erst den kommnistischen Menschen zum Subjekt einer Weltrevolution erziehen könne.
Es war das Konzept zur Bildung eines politischen Subjekts, das für die Zukunft einer befreiten Gesellschaft befähigt sei. Dies sollte durch die Macht und Segnungen eines Volkseigentum entstehen, das mit der sozialistischen Produktion einer staatlich befestigten Planwirtschaft herstellbar wäre. Durch eine bloße Beziehung auf die gesellschaftliche Produktion wurde diese aber nur zum Gegenstand einer "sozialistische Ideologie" eines Arbeiter- und Bauernstaats, die über mehre Jahre durch Ideologiestaatliche IdeologiePlanung ihrer Funktionäre sanktioniert würde. Aber dies konnte sich nur durch Ideologiepolitische IdeologieMacht einer entsprechenden Kaderpartei behaupten, die sich nicht am Erfolg ihrer IdeologieProdukte bemessen ließ und einen staatlich Ideologiebestimmten IdeologieKapitalismus zur Folge hatte. Die daraus bezogene Mangelwirtschaft verlangte nach einer internationale IdeologieVerwertungslogik der IdeologieArbeit, die mit der Verschärfung der IdeologieAusbeutung der IdeologieArbeiter und Bauern über die Ideologienationalen Jahrespläne sich vor allem immer schärfer gegen die Lebensinteressen der Bevölkerung wendete. Die IdeologieProduktionen für einen IdeologieWarenmarkt im Westen waren in dieser Hinsicht "erfolgreicher" und von dem Mängeln einer feudalen Zwangswirtschaft unbeherrschbar. Eine politische Identität über eine sozialistische Ideologie ist daher ein Widersinn in sich. Nach Auffassung einer antikapitalistischen Revolution muss diese aus dem Warentausch der bürgerlichen Gesellschaft von selbst als Bildungsprozess der Macht eines proletarischen Subjekts zu einem politischen Subjekt einer ganzen Gesellschaft herausbilden (siehe auch Diktatur des Proletarfiats). Das wurde von Lenin bezweifelt, denn er befand das Proletariat durch seine Verarmung dazu nicht in der Lage. Aber es geht bei einer solchen Revolution nicht um die monetäre Form des bürgerlichen Reichtums, sondern um die Selbstveränderung der bürgerlichen Subjekte, um die Aneignung der Reichhaltigkeit ihrer wirklichen Lebensinhalte, die eine Überwindung ihrer institutionellen Formationen und dem entsprechenden strukturierten Verstand nötig haben, um aus der Kritik der politischen Ökonomie eine wirtschaftliche Politik der Menschen zu entwickeln.
"Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde - aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. ... Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. ... Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden. ... Das gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis. Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft". "Thesen zu Feuerbach MEW Bd.3, S. 533 bis 535).
Es kann daher nicht um eine politische Identität politischer Intellektuellen im Kader ihrer politischen Schutz- und Trutzburgen gehen. Es geht um die Aufhebung einer gesellschaftlichen Zwiespältigkeit, dieAufhebung der gesellschaftlichen Klassengegensätze, der Aufhebung des Doppelcharakters der Arbeitsprodukte als Waren, wie er von Marx im 1. Band des "Kapitals" durch einen kritischen Begriff des bürgerlichen Reichtums beschrieben wurde, geriet dadurch in die Einseitigkeit einer rein strukturalistischen Auslegung des an sich dialektischen Begründungszusammenhangs der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie wurden die Vorhaltungen des "Klassenbewusstseins" der Leninisten als entsprechend simple Position aus dem Fundus eines verselbständigten politischen Selbstverständnisses (siehe politische Identität) über die vereinseitigung der Klassengegnerschaft in der Arbeiterbewegung, über eine "antikapitalistischen" Kulturkritik politisch angewandt. Die strukturelle Vereinfachung zerstörte jedweden inhaltlichen Bezug auf die Blähungen der bürgerllchen Kultur und überließ sie einem linksliberalen Dogmatismus der linken Bewegungen. Diese waren allerdings schon im 19. Jahrhundert durch seine Texte gegen die Frühsozialisten als Ausgeburten der "Heiligen Familie" eines Unbegriffenen Sozialismus (siehe auch Proudhonismus) kritisiert worden.
"Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen." (Marx in MEW 1, S. 386)
Es war von da her eine nachholende Modernisierung der Produktion, ihrer Organisation und Zielsetzung nötig. um den Internationalismus einer politischen Revolution zu bestimmen. So entwickelte sich hierbei die Vorstellungen von einer internationalen Übergangsgesellschaft, in der sich die Menschen als Kommunisten der Welt (und später durch Stalin im eigenen Land) unter sozialistischen Lebensbedingungen für eine kommunistische Gesellschaft zu interessieren und ihre Bedürfnisse auf eine kommunistische Gesellschaftform aufmerksam machen und eine dem entsprechende Politik entwickeln sollten. Dies setzte allerdings einen national funktionierenden wirtschaftlichen Reichtum des internationalen Kapitals der Staaten voraus, die von der arbeitenden Bevölkerung angeeignet werden sollte. Diese Geschichte sollte durch eine politische Partei bestimmt werden und schließlich eine kommunistische Gesellschaft als "Verein freier Menschen" zu entwickeln.
"Nachdem einmal die herrschenden Gedanken von den herrschenden Individuen und vor allem von den Verhältnissen, die aus einer gegebnen Stufe der Produktionsweise hervorgehn, getrennt sind und dadurch das Resultat zustande gekommen ist, daß in der Geschichte stets Gedanken herrschen, ist es sehr leicht, aus diesen verschiedenen Gedanken sich "den Gedanken", die Idee etc. als das in der Geschichte Herrschende zu abstrahieren und damit alle diese einzelnen Gedanken und Begriffe als "Selbstbestimmungen" des sich in der Geschichte entwickelnden Begriffs zu fassen. Es ist dann auch natürlich, daß alle Verhältnisse der Menschen aus dem Begriff des Menschen, dem vorgestellten Menschen, dem Wesen des Menschen, dem Menschen abgeleitet werden können." (Karl Marx, MEW 3, S.48)
Dabei trat die 1. Internationale unter der Anleitung von Friedrich Engels noch ganz im Sinn einer antinationalistischen Bewegung auf, die durch Lenin zu einer Theorie eines antiimperialistischen Kampfes geriet über die Aneignung der "Staatsmaschine" (Lenin in "Staat und Revolution") durch die Arbeiterklasse zu einem Arbeier- und Bauernstaat und endete im Stalinismus mit der Theorie vom Sozialismus im eigenen Land. Schon die 2. Internationale war von der Sozialdemokratie im Sinn von Lassalle bestimmt, die von der Vorstellung einer internationalen Gerechtigkeit der Verteilung des Weltprodukts der Arbeit (siehe Verteilungsgerechtigkeit) getrieben war.
Nach Engels Tod (1895) führte Karl Kautsky die Sozialdemokratie und entwickelte sie aus der Lassalle'schen Begründung einer Revolution als Notwendigkeit der Herstellunge einer internationalen Vereilungsgerechtigkeit über die bürgerliche Demokratie (siehe repräsentative Demokratie). Dagegen schrieb Wladimir Iljitsch Uljanow, Kampfname Lenin, 1912 zur Grundlegung einer politischen Partei der russischen Arbeiterbewegung, der in der Getrenntheit von einer weltweiten gesellschaftlichen Produktion durch die Gewalt einer politischen Idee (siehe politischer Wille) bestimmt sein sollte:
„Das Ziel unseres politischen Kampfes bleibt dabei das gleiche, das es bisher gewesen: Eroberung der Staatsgewalt durch Gewinnung der Mehrheit im Parlament und Erhebung des Parlaments zum Herrn der Regierung." (Wladimir Iljitsch Lenin, Werke, Band 25, Berlin/DDR, 1972, S.393-507.)
Damit wurde unter der Hand aus der bis dahin geforderten Vollendung der Klassenkämpfe ein Kampf gegen den politischen Staat an sich - aber nicht in dem Sinn, dass er durch die Menschen als politische Subjekte der Arbeiterklasse und ihrer Genossenschaften aufzuheben wäre (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft), sonden dass er zu ihrem Mittel und Werkzeug als "Staatsmaschine" werde. in seinem Vorwort von "Staat und Revolution" schrieb Lenin im Sommer 1917 das Vorwort zu seiner Schrift „Staat und Revolution“. Darin beginnt er, wenige Monate vor der Oktoberrevolution den etwa 100 Buchseiten umfassende Text:
„Die Frage des Staates gewinnt gegenwärtig besondere Bedeutung sowohl in theoretischer als auch in praktisch-politischer Hinsicht. Der imperialistische Krieg hat den Prozeß der Umwandlung des monopolistischen Kapitalismus in staatsmonopolistischen Kapitalismus außerordentlich beschleunigt und verschärft. Die ungeheuerliche Knechtung der werktätigen Massen durch den Staat, der immer inniger mit den allmächtigen Kapitalistenverbänden verschmilzt, wird immer ungeheuerlicher. Die fortgeschrittenen Länder verwandeln sich – wir sprechen von ihrem „Hinterland“ – in Militärzuchthäuser für die Arbeiter.“ Nach dem Manuskript, verglichen mit dem Text des Buches, Moskau-Petrograd 1919, Verlag „Kommunist“. Wladimir Iljitsch Lenin, Werke, Band 25, Berlin/DDR, 1972, S.393-507.
Der Staat wurde als Produkt der Unversönlichkeit der Klassengegensätze, nicht als ihre bürgerliche Aufhebung dargestellt und die "Marxisten" zu Sozialchauvinisten, der Marxismus seines "revolutionären Inhalts beraubt", was sich schließlich überall (z.B.im spanischen Bürgerkrieg) gegen anarchistische Initiativen wendete und eine Selbstzersstörung des politischen Widerstands zur Folge hatte.
„Mit der Lehre von Marx geschieht jetzt dasselbe, was in der Geschichte wiederholt mit den Lehren revolutionärer Denker und Führer der unterdrückten Klassen in ihrem Befreiungskampf geschah. Die großen Revolutionäre wurden zu Lebzeiten von den unterdrückenden Klassen ständig verfolgt, die ihrer Lehre mit wildestem Ingrimm und wütenstem Haß begegneten, mit zügellosen Lügen und Verleumdungen gegen sie zu Felde zogen. Nach ihrem Tode versucht man, sie in harmlose Götzen zu verwandeln, sie sozusagen heiligzusprechen, man gesteht ihrem Namen einen gewissen Ruhm zu zur „Tröstung“ und Betörung der unterdrückten Klassen, wobei man ihre revolutionäre Lehre des Inhalts beraubt, ihr die revolutionäre Spitze abbricht, sie vulgarisiert. Bei einer solchen „Bearbeitung“ des Marxismus findet sich jetzt die Bourgeoisie mit den Opportunisten innerhalb der Arbeiterbewegung zusammen. Man vergißt, verdrängt und entstellt die revolutionäre Seite der Lehre, ihren revolutionären Geist. Man schiebt in den Vordergrund, man rühmt das, was für die Bourgeoisie annehmbar ist oder annehmbar erscheint. (Nach dem Manuskript, verglichen mit dem Text des Buches, Moskau-Petrograd 1919, Verlag „Kommunist“. Wladimir Iljitsch Lenin, Werke, Band 25, Berlin/DDR, 1972, S.393-507.)
Indem die gesamte Bourgoisie auf einen bloßen Sozialchauvinismus reduziert wurde, konnte eine vulgäre Form der Kulturkritik zur Hintertür einer "revolutionären Bewegung", die Arbeiterbewegung selbst zum Instrument einer politischen Kultur werden. Das hatte bis heute eine stufenweise Zerstörung der marxistischen Analyse, wurde präkererweise gerade zum Platzhalter des beraubten Inhalte einer vermeintlich "revolutionären Lehre" des Marxismus, der damit in einem schlichten Vorwurf eines politischen Opportunismus verendete.
Der konnte dadurch zur "kulturrevolutionären" Autokratie einer Staatspartei werden, indem diese zugleich die Macht über alle wirtschaftliche Entwicklung erlangen sollte – vollständig getrennt vom wirklichen Vermögen einer "sozialistischen Volkswirtschaft". Das hatte zur Folge, dass diese nur monolitisch durch die Staatsfunktionäre bestimmt wurde und von daher ihrem Dogmatismus erliegen musste. Furchtbare Hungerkatastrophen bewirkten eine Zersetzung auch der leninistischen Ansätze, Stalin konnte so zum Vollstrecker ihres Niedergangs werden. "Verteilungegerechtigkeit" musste ja nur auf der Seite der politischen Funktionäre, dem Luxus ihrer politischen Existenz überantwortet werden:
„Der Bauer muss ein wenig Hunger leiden, um dadurch die Fabriken und die Städte vor dem Verhungern zu bewahren. Im gesamtstaatlichen Maßstab ist das eine durchaus verständliche Sache; dass sie aber der zersplittert lebende verarmte Landwirt begreift – darauf rechnen wir nicht. Und wir wissen, dass man hier ohne Zwang nicht auskommen wird – ohne Zwang, auf den die verelendete Bauernschaft sehr heftig reagiert." Wladimir Iljitsch Lenin auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands (später KPdSU) im Jahr 1921 (aus W.I. Lenin: Werke. Dezember 1920-August 1921. Dietz-Verlag, 1972, S. 187.)
Der Begriff Holodomor ('Tötung durch Hunger‘) steht für den Teil der Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Er ist der Inbegriff der reaktionären Gewalt einer politischen Avantgarde, die unter Stalin als "Verteilungsgerechtigkeit" der Lebenswertigkeit einer "Klassenlosen Gesellschaft" sich zu einem Staatskapitalismus und einem dem entsprechend faschistoiden Staatsverständnis entwickelt wurde (siehe auch Linksfaschismus). Kolchosen als Form einer staatlich institutionierten Kollektivwirtschaft sollten genossenschaftliche Arbeit vortäuschen, die allerdings für die Bevölkerung nur eine Verteilung des Mangels und dem Staat die Produkte einer durch ihn bestimmten Mehrarbeit zutragen konnte. Die ideologische Konstruktion (siehe auch faschistische Ideologie) eines "Arbeiter- und Bauernstaats". der seine Wirtschaft aus einer staatlich verordneten bestimmen soll kann nur die Macht des Staates totalisieren. Deren Produktion (siehe Produktivkraft) ist selbst schon Ausdruck einer Mangelwirtschaft, aus der er sich begründet hatte und der in seiner Hochform die gesellschaftliche Entfremdung der "Arbeiter und Bauern" totalisiert und zugleich vorwiegend in den ärmsten Ländereien der UdSSR, namentlich der Ukraine durchsetzen konnte.
Nichts schmeichelt dem Selbstbewusstsein einer "politischen Persönlichkeit" mehr, als dass die persönlichen Dofürhaltungen ihres politischen Wollens, ihre Vorstellungen zu den Lebensverhältnissen – der Menschen, die Lebenswirklichkeit ganzer Völker – davon abhängig sind was sie für gut oder schlecht halten. Die politische Elite ihrer Gesellschaft stimmt gerne zumindest darin überein, dass ihr politischer Wille als Maß und Ziel ihrer politischen Präferenzen allmächtig sein könne und daher falsche Gedanken ausschließlich über das Wohl und Wehe der Geschichte entschieden würde und daher schon vor aller Auseinandersetzung hierüber als Gesinnung gezüchtigt werden müsse (siehe hierzu auch Bücherverbrennung). Doch der politische Wille entstand immer schon in den verselbständigten Vorstellungen von einer gesellschaftlichen Gewalt, die um das Wohl und Wehe ihres Lebens zu kämpfen hätte. Mit der Vervollständigung und Vereinseitigungen der Gewalten des bürgerlichen Staates ist sie zum Lebensprinzip ihrer politischen Repräsentationen geworden.
"Das Prinzip der Politik ist der Wille. Je einseitiger, d.h. also, je unvollendeter der politische Verstand ist, um so mehr glaubt er an die Allmacht des Willens, um so blinder ist er gegen die natürlichen und geistigen Schranken des Willens, um so unfähiger ist er also, die Quelle sozialer Gebrechen zu entdecken." (Karl Marx in Kritische Randglossen zum Artikel eines Preussen, Marx-Engels-Werke Bd.1, S. 402
Doch das Problem war schon älter und reichte in Deutschland bis in die Zeit der Aufklärung zurück, die im deutschen Faschismus eine ähnliche Entwicklung nahm. Niemand hatte das Prinzip der Vergesellschaftung eines politischen Willens und seiner Vereinseitigung radikaler bestärkt als der Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant (siehe hierzu auch seinen kategorischen Imperativ), wodurch die Fortbildung der repräsentative Demokratie über das Glaubensbekenntnis "mündiger Politik" zu einer allmächtigen Nation der "Meister des Todes" (Paul Celon, 1920-1970) weltmächtig für den "Sinn des Seins" einer Fundamentalontologie gemacht hatte (siehe hierzu auch Martin Heidegger).
"In der Tat, man muss jeder historischen Kenntnis ermangeln, um nicht zu wissen, dass es die Regierungen sind, die zu allen Zeiten sich den wirtschaftlichen Verhältnissen fügen mussten, aber niemals die Regierungen es gewesen sind, welche den wirtschaftlichen Verhältnissen das Gesetz diktiert haben. Sowohl die politische wie die zivile Gesetzgebung proklamieren, protokollieren nur das Wollen der ökonomischen Verhältnisse." (K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 109)
Einer politischen Kultur geht um den Glauben an das Image in einer Welt, in der die Kultur einen Eigenwert als den Existenzwert eines wirtschaftlichen Vorteils darstellt, der sich nicht in einer ImageSache verhält, sondern sich aus der Konkurrenz von Handelsbilanzen für die Selbstwahrnehmung ergibt. Im Image verhält sie sich als Formbestimmung der Produktivkraft der Selbstwahrnehmung, wodurch die Vorstellung einer objektiven Wirksamkeit der Beziehung auf sich selbst durch diesen Eindruck auch als Kraft einer Selbstbeziehung in zwischenmenschlichen Verhältnissen betrieben wird (siehe hierzu auch Narzissmus).
Eine politische Identität entstand zunächst aus dem nationalen Konservativmus des politischen Willens im Kampf gegen Entfremdung, die personalsiert interpretiert und durch Ächtung "betraft" werden sollte. So entstand eine verheerende Selbstgerechtigkeit eines politischen Moralismus, einer Sitte als Leitkultur, schließlich der Autoritarismus eines völkischen Patriarchats. Dieses vermittelte sich in der kulturellen Überlieferung als Angst vor einem Identitätsverlust, und bewirkte einen nationalistischen Familiarismus und die zugehörige Kulturelle Hegemonie (Burschanschaften, Junge Freiheit), zur autoritären Demokratie einer Tendenz einer gesellschaftlichen Entmenschung. Dagegen stand schon längst der Utopismus des radikalen Subjekts, des individualistischen Anarchismus (siehe Max Stirner "Ich hab mein Sach auf mich gestellt"). Schließlich hatte der Kommunalismus das konkrete Gemeinwesen als Grundlage und Inhalt für eine konkreten Utopie entdeckt, die die Teilung der Gesellschaft überwinden können sollte.
"Die durch die moderne Teilung der Arbeit, die moderne Form des Austausches, die Konkurrenz, die Konzentration usw. bedingte Ungerechtigkeit in den Eigentumsverhältnissen geht keineswegs aus der politischen Herrschaft der Bourgeoisklasse hervor, sondern umgekehrt, die politische Herrschaft der Bourgeoisklasse geht aus diesen modernen ... Produktionsverhältnissen hervor." (MEW 3, Seite 338)