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Der nachfolgende Text ist eine Beschreibung der Argumentation in dem gleichnamigen Buch. (==> Verlagsinformationen hierzu <==)
133. Personifikationen akkumulierter Selbstwahrnehmung
Eine Selbstbeziehung entwickelt durch ihre Selbstbehauptungen vielfältige Empfindungen, die auf den Selbstgefühlen der Psyche gründen. also nur das finden können, was die Psyche je beeindruckt hat und ihr Gedächtnis ausfüllt. Das ist nicht der innere Reichtum einer irgendwie ausgefüllten Libido, wie die Psychoanalyse behauptet, sondern das Resultat vieler Einverleibungen, die ihre Selbstwahrnehmung nun aus fremden Selbstgefühlen beziehen müssen. Das Eigene der Psyche, ihre Erinnerungen im Gedächtnis ihrer Selbstgefühle steht daher unter Druck, sich dem entsprechend mitzuteilen, sich als das zu vergegenwärtigen, was auszudrücken muss, was sie mit ihren bis dahin gewohnten zwischenmenschlichen Beziehungen zu identifizieren und zu halten vermag. Um die Psyche von ihrem Entfremdungsdruck zu befreien, um das eigene Selbstgefühl zu bereinigen, um sich aus deren fremder Kraft herauszunehmen, greift die egozentrisch bewordene Selbstbehauptung nun zu einer Bestärkung ihrer Empfindungen durch die Veredellungihrer Inhalte.
Eine Selbstbeziehung entwickelt daher ihren Narzissmus durch die Akkumulation von Selbstgefühlen, die sich aus dieser heraus durch deren Einverleibung in höhere Lebenswerte verstetigen lassen. In den zwischenmenschlichen Verhältnisen, worin die persönlichen Beziehungen ihre Egozentrikverallgemeinert haben, müssen sie sich hierfür ihre Selbstbehauptung aus einem gesteigerten Geltungsstreben einhandeln.
Aber die Selbstbehauptung als solche kann keinen Selbstwert beschaffen. Sie muss sich inszenieren, um sich Eindruck im Verhältnis der Selbstbehauptungen zu verschaffen. Die mehr oder weniger systematische Ausprägung der Beziehungen von zwischenmenschlichen Eigenschaften, werden nun durch die Art ihrer zwischenmenschlichen Verhältnismäßigkeiten zu Eigenarten einer Persönlichkeit. Persönlichkeitsstrukturen sind die Personfikationen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, die ganz allgemein auf ihrer Selbstveredelungberuhen. Sie sind die praktische Umkehrung der darin entstandenen Lebensangst.
Was die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zur Gesellschaft mit anderen Menschen einbrachten an Wahrnehmung, Erleben, Kraft und Erkenntnis, nahmen sie jeweils zu ihrer Selbstbildung und haben damit die Fähigkeiten entwickelt, den Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen so zu pflegen, dass sie sich darin in ihrer Selbstbezogenheit veredelt und in ihrer Selbstveredelung abgeschlossen haben. Hierdurch erst waren sie für sich selbst herausgesetzte Persönlichkeiten geworden, die sich in der bloßen Abgrenzung bestimmen und durch andere bestärken und füllen. Allerdings bezeugen sie von daher nurmehr eine Beziehung, welche andere Menschen als bloße Objekte eigener Notwendigkeiten, Bedürfnisse und Interessen kennt, sie als bloße Form einer Objektbeziehung wahrhaben, was eine Beziehung der bloßen Nützlichkeit zwischenmenschlicher Verhältnisse ist.
Weil sie darin nichts wirklich Eigenes finden können, bilden sie sich in Gewohnheiten ihres Edelmuts fort, die nur objektiv bestimmt sind, weil sie nur durch ihre Objekte und ihr Objektsein aufeinander wirken, die aber nun doch vollständig subjektiv als Person erscheinen. Sie graben sich als Spuren eines Verhältnisses in die Selbstwahrnehmung der Menschen, das in Wahrheit gar keines ist, weil es nur vom Standpunkt einer Person her allgemein sein kann. Sie kerben als diesem Verhältnis je nach Verwertung ihres Erfolgs die persönliche Umgangsform den Charakter ihrer Gewohnheit, der erfolgreichen Verhaltensgewohnheiten ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse in diese ein und bilden den Zusammenhang ihrer Verhältnisse auf diese Weise auch ganz persönlich in ihr aus. Er erscheint daher nun als die wahre Frucht ihrer Selbstverwertung, wiewohl er eine bloße Selbstveredelung ist, die vereigenschaftlichte Gewohnheit von Beziehungen, in denen menschliche Sinne einverleibt sind, ohne sich wirklich gegenständlich geäußert zu haben. Sie stellen nun wirklich nur noch die Art und Weise eines gesellschaftlichen Verhältnisses als Lebensraum ihrer gewöhnlichen zwischenmenschlichen Beziehungen in der persönliche Form ihrer Gesellschaft sinnlich dar: Ihre zwischenmenschliche Kultur als Personifikation ihres Menschseins (siehe hierzu auch politische Kultur). Wirklich übrig geblieben ist von der ganzen Zwischenmenschlichkeit ein allgemein genutztes, entleibtes Leben, das sich nun persönlich gebärdet und sich ausdrücklich und ausschließlich auch als eine solche Persönlichkeit Eindruck verschaffen muss, um sich die Objekte ihrer Beziehung auch zuzurichten, sich als Ihr Subjekt auch zu bewähren, um sie sich weiterhin einverleiben zu können und darin zu wachsen, zu reifen. Das bleibende Resultat der Selbstverwirklichung ist daher nur die persönliche Wirklichkeitsform abstrakter Sinnlichkeit, das Verhältnis des Nutzens persönlicher Beziehungen inzwischenmenschlichen Verhältnissen, in denen Sinne dazu verbraucht werden, sich einem Subjekt der Zwischenmenschlichkeit, der Psyche als allgemein herrschende Absicht zu beugen. Sie unterscheiden sich daher von den zwischenmenschlichen Beziehungen darin, dass sie gegen diese abgeschlossen sind und tatsächlich Personen hervorbringen, welche solche Beziehungen repräsentieren und zugleich als Subjekte derselben hiervon unabhängig sind. Von daher erfährt ihre Selbstwahrnehmung nun eine objektive Subjektivität, wird für diese Subjekte selbst Maß und Inhalt ihrer Wahrnehmung überhaupt, objektive Verwirklichung ihrer Selbstwahrnehmung als menschlich leibhaftig gewordener Selbstwert.
Durch die Selbstverwirklichung der Menschen in ihren zwischenmenschlichen Wahrnehmungsverhältnissen, worin sie sich erleben und befriedigen, wird ihre Selbstwahrnehmung allerdings reduziert auf das, was sie in der Allgemeinheit der Selbstverwirklichung vieler Menschen auch nur sein kann: Eine Person, die sich darin für sich wirklich auch behaupten und vergegenwärtigen muss, um unter anderen Personen gleicher Art sein zu können. Deren Verhältnis ist ein Konkurrenzverhältnis, in welchem der Selbstwert sich durch Eindruck auf andere durchsetzt und entwickelt. Die Selbstverwirklichung hat damit einen objektiven Ausdruck gefunden als Selbstwert, der objektiv als Selbstbehauptung und Selbstvergegenwärtigung wirksam ist. Wirklich wahrgenommen wird der Ausdruck, in welchem sich eindrückliche Wahrnehmung am besten verdichtet, also das, was der Selbstwahrnehmung Dichte verschafft, sie beeindruckt, - im Allgemeinen als das ganz Besondere zu erscheinen versteht. Die Selbstwahrnehmung verwirklicht sich durch einen Verdichtungsprozess der Beeindruckung, in welcher Sinne in der Anwesenheit von Menschen ausdrücklich für sich selbst existieren. Indem sie in zwischenmenschlichen Beziehungen ausschließlich auf sich selbst verworfen sind, müssen sie eine Einheit durch sich selbst, also durch besondere sinnliche Fähigkeiten, durch besonderen Geschmack, besondere Empfindsamkeit usw. sich gerieren, um in dieser Selbstvereinigung Lebenszusammenhänge zu stiften, die es ohne dies nicht gibt. In ihrem gemeinen Leben erzeugen sie nur durch ihre Besonderheit allgemeine Beziehungen, geben sich als das Besondere allgemein und vollziehen damit den Widerspruch, als das besonders Allgemeine zugleich besonders allgemein zu sein.
Zwischen den vielen Wirklichkeiten der Selbstwahrnehmung zählt daher jetzt nur, was mit sich integer aufzutreten vermag, was innerhalb der Selbstigkeiten des zwischenmenschlichen Beziehens selbst jemand ist. So werden die Menschen in den Beziehungen ihrer Selbstverwirklichung jeweils zu einer eigenen charakteristischen Person, die in diesen Verhältnissen in der Weise bestätigt ist, wie sie darin persönlich wirkt und sich durch eigene Wirklichkeit bewährt. In ihr verkörpert sich der Sinneszusammenhang dieser Verhältnisse so, wie sie darin zur Wirkung kommt, in der Gänze ihrer Erlebensweisen, Konflikten und Widersprüchen und damit als eine Ganzheit ihrer Person, die sich darin nicht nur erlebt, sondern auch ihrem ganzen Selbstwert darin so verwirklicht hat, wie sie in diesen Verhältnissen zur Wirkung kommmt und diese auch persönlich bewirkt.
Dies geschieht dadurch, dass sie sich behauptet, indem sie ihre Beziehungen kontrolliert und sich dahin überwindet, so auch wirklich zu sein, wie sie nur wirklich sein kann: Durch die Entleibung ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, die sie für sich einverleibt hat. Was in der Selbstverwirklichung noch triebhaftes Streben auf der Basis vieler Selbstwahrnehmungen war, ist nun erwachsen, ein Mensch, der sich einen Eindruck verschafft, durch welchen er sich als Persönlichkeit realisiert. Erst darin kann er beziehen und sein, was dieser Persönlichkeit nötig ist, hinter der sich ein Mensch verbirgt, der das Unvermögen seiner Wahrnehmung leidet.
Diese ist für sich gänzlich leer, denn sie hat keine andere Wirklichkeit, als sich inmitten einer Welt persönlicher Regsamkeiten, keinen anderen Gegenstand als die anderen, wie sie für diese Wirklichkeit sein müssen. Die Personifikation der Wahrnehmungen ist daher das allgemeine Mittel der Selbstwahrnehmung und gestaltet sich danach, wie deren Selbstverwirklichung sich in der Welt der Selbstverwirklichungen abarbeitet und gewinnt.
Das ist das eigentliche Resultat der Selbstverwirklichung der vielen in einem Jeden: Was die Menschen für einander sind, ist ihnen selbst unwahrnehmbar geworden, weil jede solche Persönlichkeit ausschließliche Wirklichkeit für sich ist. In dieser Egozentrik aber ginge jeder Sinn verloren, würde er nicht durch die jeweils anderen Menschen eingebracht, ob gewollt oder auch nicht. In dieser wechselseitigen Nichtigsetzung und Missachtung wird ein Mensch nur durch eine vorzügliche Hochachtung für sich selbst zur Persönlichkeit. Indem er sich auf den Eindruck reduziert, den er machen kann, wird er auch ein ausdrücklicher, über alle anderen erhöhter Zwischenmensch. Und er verschafft sich nicht nur Eindruck. Er ist auch Ausdruck des ganzen zwischenmenschlichen Verhältnisses, in welchem die so gewonnene Persönlichkeit auch wirklich aufgeht.
Dahinter verbirgt sich ein entleerter und daher hungriger Mensch. Nur indem der sich auf den Eindruck reduziert, den er machen kann, wird er vom gewöhnlichen Zwischenmenschen zu einer Person der Zwischenmenschlichkeit schlechthin, durch welche er seinen Bedarf an Selbstwert zu befriedigen sucht.
Indem er daher als Persönlichkeit Menschen so beeindruckt, dass sie der darin eingeforderten Selbstwahrnehmung folgen, erfährt er die Bestätigung einer Selbstbehauptung, die nun ein Lebensvermögen in der Welt der Zwischenmenschen darstellt. Doch das ist kein Vermögen des Lebens - das wäre ein Widersinn in sich, denn was vermag Leben anderes, als einfach nur lebend zu sein. Es ist, was wir überhaupt sind, Sein als solches. Und hiergeben ist das persönliche Lebensvermögen eine Lebensreflektion, das aus den Erlebensmöglichkeiten ihres Vermögens an Wahrnehmungen resultiert. Es ein reflektiertes Leben, das aus dem Unvermögen der Selbstwahrnehmung begründet ist und sich in den Belebensmöglichkeiten durch andere erhält. Es ist das Vermögen der Wahrnehmung, sich selbst durch das Leben anderer Menschen und gegen diese zu behaupten, reines Privatsein der Wahrnehmung, Selbstwahrnehmung durch die Einverleibung fremder Wahrheit.
Aber eine Persönlichkeit der Selbstwahrnehmung kann nicht einfach nur egozentrisch sein. Sie muss sich die Gegenwart anderer Menschen besorgen und sich auch um diese sorgen. Sie muss sich auch darum kümmern, was die Abwesenheit ausmacht: Die Sorge um die Angelegenheiten, die in dieser betrieben werden und die auch in der Lage sind, fremde Verbindungen herzustellen und sich anderweitig zu vergegenwärtigen. Nur in der Anwesenheit der bezüglichen Menschen kann Selbstwahrnehmung versichert sein; ohne diese ist alles unsicher. Die Abhängigkeit hiervon treibt die Gier nach Vergegenwärtigung von zwischenmenschlichen Beziehungen hoch. Es ist dies nicht mehr der körperliche Trieb nach befriedigter Selbstwahrnehmung, sondern die reine Not abstrakter Selbstwahrnehmung als solcher, die Not der Selbstbehauptung.
Damit schließt sich die Welt der Persönlichkeit von aller anderen Welt ab: Sie begründet sich durch ihre Selbstbehauptung so, wie sie sich darin auch zugleich von anderer Selbstbehauptung abstößt, verhält sich als Burgherr ihrer Selbstwahrnehmung, als bürgerliche Persönlichkeit. indem sie andere als objektives Mittel für sich bestimmt, wo sie es kann, wird sie subjektiv. Letztlich leben solche Persönlichkeiten von Ereignissen, die sie in ihrer im Grunde abstoßenden Beziehung als Selbsterleben für sich gewinnen. Indem sie andere von sich abstoßen, können sie deren Wahrheit sich einverleiben, indem sie sich durch andere selbst wahrnehmen, können sie sich unter anderen Fühlen. Es gewinnt solche Persönlichkeit überhaupt erst wirklich ihre Selbstwahrnehmung durch die Verobjektivierung aller Wahrnehmung. Was anfangs bloßes Gefühl für sich war, blanke Egozentrik der Wahrnehmung, wird auf diese Weise zur Wirklichkeit. Allerdings zu einem hohen Preis: Denn nur im Verzicht auf eine wirkliche Beziehung zu anderen Menschen können so bestimmte Menschen überhaupt persönlich sein. Nur wo sie sich als Persönlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse äußern können, sind sie für sich auch subjektiv. Die bürgerliche Persönlichkeit ist ein objektiv bestimmtes Subjekt. Sie hat ihre Beziehungen nur durch sich und das kann sie nur, weil ihr alle Beziehungen äußerlich sind und weil sie zugleich eine Außenwelt voller Bezogenheiten hat.
Eine solche Persönlichkeit hat ihre eigene Wirklichkeit in einem Verhältnis von Wirkungen, welche ein bestimmter Körper und Geist in ihr als bestimmte Art seelischer Verarbeitung ausmacht, die sie in ihrer Selbstachtung bestätigt haben will und die für sie auf diese Weise charakteristisch ist. Alle Empfindungen und Gefühle haben jetzt ihren Sinn nur noch in der Form der Selbstverwirklichung dieser Person. Ihr Selbstwert ist dadurch zu einer Wirklichkeit für sich gelangt, zu einem Selbstgefühl durch die Versachlichung anderer Menschen, zu einem Gefühl als Widerschein der Versachlichung. Der Trieb der Selbstwahrnehmung, sich durch die Anwesenheit von Menschen zu verdichten, ist zu einer Persönlichkeit der Bürgerwelt geworden. Diese hat ihre eigene Wirklichkeit als Ästhetik ihrer selbst durch andere und sucht auf diese Weise, ihren Charakter zu bilden.
Doch die Suche ist an und für sich zugleich schon abgeschlossen, da diese Verwirklichungsform ja auch schon existiert. Als lebendiger Inhalt ist die bürgerliche Persönlichkeit nicht zum Ende ihrer Entwicklung gekommen, denn solche Inhalte objektivierter Selbstwahrnehmung können nicht durch sich selbst leben. Sie sind durch ihre eigene Form bestimmt. Die lebenden Menschen selbst sind die Gegenstände der Wahrnehmungen und als solche müssen sie für solchen Charakter auch sein. Die Ausdruckformen ihres Lebens werden zum Gegenstand solcher Charaktere.
Allerdings muss hierzu auch eine bestimmte Welt erzeugt werden, welche als Bedingung dieser Zurichtung für eine höhere Persönlichkeit innerhalb zwischenmenschlicher Verhältnisse taugt. Der Lebensraum selbst muss hiernach bestimmt werden und muss dazu nützen, dass andere Menschen sich darin einfinden und sich subjektiv hierzu äußern, dass sie sich dem nicht verweigern, dass sie von anderen nach deren Absichten und Verfügungen genutzt werden. Denn die Basis all dieser Verhältnisse sind Entleibungen des Eigenen durch Einverleibung des Fremden, wodurch ein Charakter entsteht, der sich durch seine Eigenheiten persönlich dort durchzusetzen vermag, wo zwischenmenschliche Beziehungen schon herrschen, bevor Menschen darin sich äußern können. Sie müssen es zwar tun, aber sie tun es, um in eine persönliche Beziehung zu gelangen.
Es handelt sich hier also nicht um das Suchverhalten bestimmter Charaktere, sondern um die Institutionalisierung ihrer Notwendigkeiten. So, wie sie sich herrichten, so wollen sie als Mensch auch sein. Und indem sie sich herichten, richten sie andere, die in diesem Verhältnis eingebunden sind, auch zu. Es erscheint als eine Art ästhetische Übereinkunft; aber in Wahrheit geht es um die Überwindung einer Identitätslosigkeit, worein die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen geraten sind. Durch ihre Selbstverwirklichung entleert sich der Sinn, den sie füreinander haben, zu einem ultimativen Selbsterleben, das auf Dauer keinen Sinn haben kann. Diese Selbstentleerung wirkt als Gefühl der Ödnis und erzeugt vielerlei Zweifel am Leben selbst. Hier gibt es weder Sinn noch wirkliche Bedürfnisse noch wirkliche Gegenstände. Hier gibt es nur die Chance einer Selbstdarstellung, wodurch Sinne institutionalisiert werden. Hierbei allerdings bedarf es auch einer Bestimmung, worin das an und für sich nichtige Verhältnis einer durch sich selbst behaupteten persönlichen Welt, Sinn bekommt, der auch als solcher beherrscht werden muss.
Es handelt sich endlich um die erste wirkliche Daseinsform eines ästhetschen Willens, der sich vermittels seiner Kontrollbedürfnisse figuriert, die dort Macht erfahren, wo Lebensangst vorherrscht oder produziert wird. Die wahrnehmbare Welt muss so sein, dass sie der Wahrnehmung Sinn vermittelt, dass sie zu einem rein ästhetischen Erleben wird, zu einer Wirklichkeit der Sinne für sich, Wirklichkeit des Selbstgefühls schlechthin. Sie muss auf das reduziert werden, was hierfür sein soll, was sie also für diesen Willen bringt und wodurch die Menschen zu dem gebracht werden, was sie der darin möglichen Selbstbezogenheit dienstbar macht. Und damit wird die Persönlichkeit zunächst zu einem durch diese Kontrolle bestimmte Persönlichkeit, eine kontrollierte Persönlichkeit, die praktisch persönlich wirkt, indem sie ihre spezifische Selbstigkeit in einem bestimmten Charakter ihres Wahrnehmungs- und Erlebensvermögens wirksam macht.
Die Welt der Seele und des Gemüts ist dem unterordnet, die wirkliche Welt hierfür vollständig bedeutungslos geworden, zu einfach und störend für die Empfindung, vollkommen äußerlich für das Gefühl. Nicht mmehr das Verkannte wirkt als Verhältnis der Erkenntnis, sondern lebt auf als Persönlichkeit von Menschen, welche ihre Erfahrungen gefressen haben, welche also wissen, was ihre Ungewissheiten ausmacht, über welche hinweg sie ihre Person erhalten und zusammenstellen müssen. Deren Kontrollbedürfnis gründet auf der Ungewissheit, welche ihre Selbstwahrnehmung in ihr hinterlassen hat und gestaltet sich aus einem Willen zu einer Form, in der sie damit leben kann.
Die Wahrnehmung kann sich immerhin jetzt darauf verlassen, was sie für sich selbst erbringt. Die Selbstwahrnehmung findet in der privaten Persönlichkeit ihren Selbstausdruck, wird zu einem persönlichen Charakter, zu einem Menschen, der dadurch Eindruck macht, dass er von seiner Selbstwahrnehmung gezeichnet und somit von anderen Menschen unterschieden, durch sich selbst ausgezeichnet ist. Was und wie er wahrnimmt, so ist er auch, so wirkt er und so passt er in bestimmte Lebenszusammenhänge - oder eben auch nicht. Es ensteht die Kultur der Persönlichkeiten, welche darin ihre Verhältnisse eingehen und sich zur Wahrnehmung überhaupt verhalten. Mit Wahrnehmungen wird so umgegangen, wie sie in diese Zusammenhänge passen. Und so passen sich die derart personifizierten Menschen auch darin ein, um ihre Selbstwahrnehmungen im Erleben von Persönlichkeit zum Leben zu bringen. Es ist die Welt der Menschen, die ihre Gefühle bei sich behalten, weil sie sich als ganze Menschen Ausdruck verleihen wollen, weil sie dies durch ihre Charaktere können und etwas zu sagen haben.
Von daher gibt es für diese auch keine wirkliche Wahrheit mehr. Sie wird selbst reduziert zu einer Empfindungstatsache, für welche wirkliche Welt gleichgültig geworden ist, sofern sie sich nicht als solche vermittelt. Jedes Erlebnis wird ausschließlich empfunden, als Ereignis, wie es allleine für den von seiner wirklichen Welt getrennten Menschen wahr ist. Es wirkt subjektiv und und füllt die Wirklichkeit einer subjektiven Persönlichkeit mit ausschließlicher Wahrheit.
Eine Person nimmt also nicht mehr wirklich wahr. Sie hat sich in der Wirkung auf andere selbst wahr, sich als Subjekt objektiver Wahrnehmungen. Von daher bestimmen diese nun ihre Subjektivität. Ihr Subjektsein ist objektiv, also nur scheinbar. Das macht Personifikation aus. Wie Menschen sich unter Menschen verwirklicht finden, so empfinden sie sich auch als Persönlichkeit.
Der Vorgang wird besonders sinnfällig auch dort, wo die Selbstwirklichkeit nur entlehnt ist, z.B. durch Bekleidung und Schminke: Ist die Selbstwahrnehmung davon beeindruckt, so fühlt sich der Mensch auch schon anders. Kaum hat er z.B. eine Uniform an, schon schreitet er anders, grüßt anders, ist anders. Das ist trivial. Weniger leicht ist das zu erkennen, wenn seine Wirkung nicht entlehnt, sondern echt ist, wenn er sie tatsächlich selbst verwirklicht hat.
Seine Selbstwahrnehmung wird hierdurch zu einem totalen Verhältnis zu sich selbst, sein Selbstgefühl ist die Basis seiner Empfindungen. Allerding besteht diese Basis nur in der Form, also als Raum des Selbstgefühls. In dessen Wirklichkeit ist alles völlig umgekehrt. Wie sich eine Person darin wahr zu haben vermeint, das ist sie nicht wirklich und was sie wirklich ist, das ahnt sie nicht. Sie selbst findet sich darin nur als das, als was sie sich fühlt. Sie hat ihr Selbstgefühl durch die Produktion einer bestimmten Wirkung auf andere innerhalb eines bestimmten Lebensraums - und besteht der auch nur kurzzeitig. Was sie darin ist, das zeigt sich nicht unmittelbar, sondern lediglich in ihren Geschichten mit anderen Menschen.
Das scheint zunächst ihre Selbstbezogenheit zu erleichtern, denn jetzt gelingt die Personifikation ihrer Wahrnehmung als Selbstwahrnehmung. Aber sie ist hierbei von dem abhängig, was ihre Wirkung für sie auf sich möglich macht und was somit der Wirklichkeit nach auch die Selbstempfindung bestimmt. In der Selbstwahrnehmung ist sie anderes, als sie wirkt. Diese Wirkung entspringt den Verhältnissen, welche ihr nötig und möglich sind, um eine bestimmte Selbstwahrnehmung zu erlangen. In Wirklichkeit ist sie daher das, was sie nicht von sich selbst wahrnimmt. Sie ist die ausgeschlossene Selbstwahrnehmung, die Wahrheit, die außer ihr bleibt, die ihr unzugänglich ist. Die personifizierte Wahrnehmung gründet auf einer von ihrer eigenen Wirklichkeit ausgeschlossene Wahrheit.
So zeigen sich auch in der so verwirklichten Persönlichkeit die verschiedenen Verhältnissen zwischen Selbstgefühl und Selbstempfindung als bestimmtes Verhältnis ihrer persönlichen Wahrnehmung und deren Verarbeitung, als bestimmtes Erkenntnisvermögen und Unvermögen. So bewirken sie verschiedene Notwendigkeiten, Besorgnisse und Ängste auch um ihre Funktionalität, also um die Fähigkeit, sich als das zu erweisen, was ihre Selbstwahrnehmung ausmacht: Kommunikations-, Integrations- und Identifikationsvermögen.
Je nach Gegenwärtigkeit des Selbstgefühls in diesem Verhältnis der Empfindungen ergibt sich ein Standpunkt der Persönlichkeiten, der sich auch innerhalb einer Persönlichkeit vollzieht, wie er sich aus der Art und Weise zwischenmenschlicher Begnungen und des zwischenmenschlichen Erlebens ergibt. Es ist der Standpunkt, den die Wahrheit des sich innerhalb eines bestimmten Lebensraums ausschließlich selbst verwirklichenden Menschen hinterlässt. Es ist das Produkt seiner zwischenmenschlichen Reproduktion, die Regeneration seiner Selbstwahrnehmung, und die unterschiedlichen Arten der Regeneration des Selbstwahrnehmung in ihren Beziehungen zwischen Empfindungen und Gefühlen machen aus, was diese ausgeschlossene Wahrheit in ihnen bestimmt, was also der Ausschluss selbst an ihnen bewirkt. Es entstehen hierdurch verschiedenen Stadien der Versachlichung der Selbstwahrnehmung, welche zuerst als Ausschluss der Gefühle durch das Selbstgefühl erscheint (autoritärer Charakter), dann als Ausschluss der Empfindungen durch die Selbstempfindung (esoterischer Charakter) und schließlich als Ausschluss der Wahrnehmung durch die Selbstwahrnehmung (flexible Persönlichkeit). Hieraus ergeben sich drei Bezugsformen der Selbstwahrnehmung, der verinnerlichten Empfindungen als Selbstermächtigung des Selbstgefühls, der veräußerlichten Gefühle als Selbstermächtigung der Selbstempfindung und der wirklichen Selbstwahrnehmung als Ermächtigung der Fremdwahrnehmung.
Man darf eine Persönlichkeit nicht mit einem Menschen verwechseln. Aus der Tatsache, dass es Menschen mit Persönlichkeit gibt, folgert nicht, dass dies die Persönlichkeit eines Menschen ist. Das wäre ja auch fatal, würde es doch heißen, dass menschliche Erkenntnis einfach in Menschen untergehen könnte. Persönlichkeit ist lediglich eine Form von Menschsein oder anders: Die Formbestimmung eines Lebens, wie es sich durch einen Menschen personifiziert. Er selbst kann dies ebenso leicht erkennen, wie es auch andere erkennen können. Der Begriff erklärt nur die Zusammenhänge und Zustände, in die seine Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung gerät, so sie nicht sich zur Erkenntnis der eigenen Bedingtheit wandelt.
Die Persönlichkeit entspringt also aus einem gesellschaftlichen Verhältnis in einem bestimmten Gesellschaftsraum, nicht unmittelbar aus einem Sachverhältnis oder einer sachlich bestimmten Rolle, nicht aus Besitz und nicht aus einer bestimmten Geschichte. Ihre einzige Geschichte besteht aus Ereignissen, die zufällig für sie waren und sind, ihr begegnen ohne Kenntnis und Wirklichkeit eines Zusammenhangs außerhalb von ihr selbst - und also auch ohne Erkenntnis. Sie geht nur von der Lebenserfahrung aus, die sie in diesem Lebensraum in den Beziehungen darin erworben hat - und in der Form der Selbstwahrnehmung macht dies die Wirkung aus, die andere auf sie haben und wie sie diese verarbeitet und in sich umsetzt. Von daher ist die allgemeinste Bestimmung der Persönlichkeit die Selbstwahrnehmung in diesem Gesellschaftsraum als Ganzes, die Verdichtung der persönlichen Gemeinschaft. Die einfachste Form, worin sich Selbstwahrnehmungen personifizieren, ist daher ein Wir-Gefühl, aus dem sich unterschiedliche Beziehungen und Positionen ergeben. Darin erleben sich die Menschen als Persönlichkeiten einer Gemeinschaft, die ihren Sinn nur durch sie so haben, wie sie sich darin äußern und gestalten, wie sie also mit ihrer Selbstwahrnehmung in Bezug auf andere umgehen, beziehungsweise, wie sie mit anderen für ihre Selbstwahrnehmung hantieren. Dabei geht es um einen allgemeinen Selbstwert als Mensch, Selbstgewinn durch Gemeinschaft der Sinne (also nicht als Gemeinschaft überhaupt), wie er persönlich sinnvoll ist. Erforderlich ist ein Beitrag von Sinn durch jeden, eine Stiftung eigener Lebendigkeit zugunsten des Gemeinen, um darin Sinn für sich zu bekommen. Doch was dem einen Sinn macht, das ist für den anderen unsinnig, und was sich eine Person darin holt, das muss auch durch eine andere da sein. Aus solchem Gemeingefühl entstehen daher unterschiedliche Positionen, die im jeweiligen Mangel der Selbstwarnehmung und ihrem Selbstgewinn in der Gemeinschaft sich ergeben.
Gerade aus der Abgrenzung und Konkurrenz der Persönlichkeiten aber ergibt sich auch erst diese Gemeinschaft. Es positioniert sich ein Charakter durch den Ausschluss eines anderen. Er streift die Mängel seiner Selbstwahrnehmung erst dadurch ab, dass er sich seinen persönlichen Selbstwert durch die Abweisung anderer Selbsterlebensweisen, durch die Ausschließlichkeit des eigenen Selbsterlebens gewinnt. Was den einen befreit, bedrängt den anderen, und im Streit der Selbstwahrnehmungen verlaufen manche Lebensentscheidungen, die charakterliche Konsequenzen haben.
Die Charakterbildung aber ist kein äußerer Prozess, der sich alleine aus der Abgrenzung ergeben würde. Darin werden bestimmte Momente der Wahrnehmung nur deshalb geschützt, weil sie für den entsprechenden Menschen im Verlauf seiner Triebbefriedigung zu den wesentlichen Trägern der Beziehungen auf andere Menschen geworden sind. Die Selbstwerte drücken nur aus, worin sie sich totatlisieren und zu einem Charakter werden. Von der Wahrnehmung her sind nach wie vor nur die Empfindungen, die Gefühle und die Selbstgefühle substantielle Grundlagen der Beziehung.
Hiernach gibt es im Wesentlichen nur drei unterschiedliche Entscheidungsprinzipien persönlicher Selbstwertigkeiten: Die Ausschließlichkeit des Gemeinen zum Schutz der Gefühle des Einzelnen als Basis des autoritären Charakters, die Ausschließlichkeit des Individuums zum Schutz der Empfindungen als Basis des esoterischen Charakters, und die Ausschließlichkeit der Anpassung zum Schutz des Selbstgefühls als Basis des flexiblen Charakters zur optimalen Vernutzung von Gemeinschaft überhaupt.
Natürlich haben diese Entscheidungen auch existenzielle Grundlagen. Diese wirken allgemein als Rahmen der Entscheidungsmöglichkeiten. So dominieren allgemein unterschiedliche Anpassungen der Charaktere auch an objektive Bedingungen zu unterschiedlichen Zeiten. Aber immer gibt es auch deren Entgegensetzung. In einer Zeit und einem Lebensraum, worin z.B. Liberalismus objektiv vorrangig, weil existenziell nützlich ist, werden auch flexible Charaktere dominant sein und autoritäre Charaktere eher als Außenseiter gelten. Aber was sich aus dem Nutzen begründet, ist für den Selbstwert nur dort von Belang, wo er sich mit der existientiellen Verbindung auch Wertvorteile in einer bestimmten Gemeinschaft verschaffen kann. Oft kann er sich das auch im vollen Gegensatz hierzu - z.B. bei Nachfrage von kritischer Kompetenz. Die persönlichen Charaktere spiegeln nicht einfach objektiven Nutzen wider, sondern die persönlichen Verhältnisse darin, also auch, wie sich die Menschen in ihren jeweiligen Gemeinschaften hierzu positionieren. Oft suchen sie daher auch diese Gemeinschaften weniger aus existenziellem Nutzen heraus auf, sondern aus einem Bedarf an Selbstwert in einer nutzlosen Welt, dies um so mehr, wie die Welt auch sinnlos für sie geworden ist.
Die Basis der Bildung und Verwirklichung von Selbstwerten ist also eine persönliche Gemeinschaft, worin die einzelnen Menschen ganz für sich und also im Wesen vereinzelt sind, und in welcher sie durch die Art und Weise der Einbringung der Selbstgefühle und der Beziehung, die sie darin finden und verdichten, ihren spezifischen Charakter gestalten. Aber die Positionen der Charaktere haben hierbei einen durchaus unterschiedlichen Rang, gehen also in bestimmter Weise auseinander hervor, je nach dem, wie sie ihren Selbstwert in einer Personengemeinschaft für ihre Wahrnehmung verwirklichen, je nachdem also, wie sie sich gegenseitig in dem nutzen, was sie für einander bedeuten und somit eine abstrakte Identität erwerben. Ihre charakterliche Ausbringung ist daher sowohl Ausdruck der Position, die sie in dieser Gemeinschaft haben, wie auch Ausdruck ihrer seelischen Wahrnehmungspräferenz, allerdings in einem umgekehrten Verhältnis ihrer Gewichtigkeit. Im Selbstwert findet sich beides, die soziale Position und die gewichtige Selbstwahrnehmung, als eine ausschließliche Einheit, also als eine Einheit, die alles andere, was Selbstwahrnehmung war, von sich ausschließt. In den Persönlichkeiten zwischenmenschlicher Wahrnehmungen wird der Selbstwert also nun wirklich selbstständig, indem er sich durch sich selbst als eigene Wirkung und Wirklichkeit erfährt. Doch seine Identität ist eben nur ausschließlich möglich, verlangt also die Konkurrenz der Persönlichkeiten um ihre Identität: Was die eine gut sein lässt, macht die andere schlecht. Die Konkurrenz der Selbstbewertungen macht das Verhältnis aus, in welchem Selbstwert überhaupt nur wirklich existieren kann; - als persönliche Identität schlechthin, die als allgemeine Besonderung ihres Selbstwerts auftritt.
Diese kann im Wesentlichen nur drei Facetten haben: Die Selbstermächtigung, die Selbstverschmelzung und die Selbstverbindlichkeit, die in bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen auch in Erscheinung tritt als autoritärer, esoterischer und flexibler Charakter. Aber bei aller Selbstwertigkeit ist doch ihre Grundlage: die von sich selbst ausgeschlossene Identität einer Personengemeinschaft, welche die Selbstbeziehung zu allererst bedroht, um sich dann im einzelnen als Persönlichkeitszug, wie er sich aus den einzelnen Geschichten im Allgemeinen zwischenmenschlicher Beziehungen ergibt, hervorzutun, zu verfestigen und zu bestärken. Schließlich fassen sich die einzelnen Persönlichkeitszüge als Gesamtheit der Selbstbeziehungen, als bürgerlichen Persönlichkeit, in ihrer Egozentrik allgemein zusammen.
Es entwickelt sich der autoritäre Charakter zunächst nicht aus Macht, sondern aus Ohnmacht der allgemeinen Nützlichkeitsbestrebungen, aus dem Selbstverlust im Gemeingefühl ihrer Objektvierung, einem Mangel, der durch solchen Charakter durch die Aktivität seiner Selbstgefühle überwunden wird und der von daher nach Kontrolle und Bestimmmung und Macht verlangt.
Aus der Verschmelzung ergibt sich aber auch selbst Sinn, der aus den Menschen wie eine Energieform ihrer Selbstverwirklichung hervorbricht. In der esoterischen Persönlichkeit entfaltet sich das Selbst wie eine kosmische Gestalt der Empfindungswelt, die außerordentlich empathische Quallität hat.
Und in der Versachlichung der Selbstverwirklichung zu einer reinen Opportunität der Selbstgestaltung entsteht die flexible Persönlichkeit aus der Entfaltung ihrer Selbstgefühle, die sich schließlich als totale Form der Selbstverwirklichung zu sich und zu anderen verhält.
Die Zurichtung des Lebensverhältnisses der privaten Persönlichkeit ist die Herrichtung einer sich selbst fremden zwischenmenschlichen Beziehungswelt, in welcher ihr Selbstwert sich in ihren zwischenmenschlichen Rollen gestaltet. In dieser Welt bildet sich im Übergang der Selbstverwirklichung zur Selbstvergegenwärtigung eine Persönlichkeit der Selbstwahrnehmung heraus, die sich zu behaupten versteht und von der Selbstveredelung trägt, die sie aus der Einverleibung ihrer Verhältnisse bezieht. Die bürgerliche Persönlichkeitsbildung ist darin nichts anderes als der Entstehungsprozess eines persönlichen Willens, der sich als Kontrollbedürfnis äußert, verhält und zu einem eigenständigen Wesen der Persönlichkeit, zur Persönlichkeit einer vollständig egozentrischen Zwischenmenschlichkeit verselbständigt, zur Personifikation des Zwischenmenschen in seinem widersprüchlichen Wesen zwischen seinem objektiven Sein als Subjekt seiner Beziehungen, also als Objekt zwischen sich und anderem, zwischen Sosein und Anderssein. Als dies kann er nicht wirklich für sich leben und muss Leben außer sich finden, Leben für sich bergen. Dies dann ausführlich im zweiten Buch.
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133.1 Der autoritäre Charakter
Ein Charakter ist eine mehr oder weniger systematische Ausprägung der Beziehungen von zwischenmenschlichen Eigenschaften, die durch die Art ihrer zwischenmenschlichen Verhältnismäßigkeiten zu Eigenarten einer Persönlichkeit geworden sind (siehe hierzu auch Eigensinn). Solche Persönlichkeitsstrukturen sind die Personfikationen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, die ganz allgemein auf ihrer Selbstveredelungberuhen. Sie sind die praktische Umkehrung der darin entstandenen Lebensangst, die Negation einer Angst, gegen die kein Edelmut ankommt.
Selbstveredelung akkumuliert zwar vielerlei Sinn, jedoch ohne dies wirklich als lebendigen Sinn zu äußeren und damit zu verwirklichen, lediglich als Lebensumstand eigener Sinnlichkei zu haben. Von daher besteht immer eine Angst um den Erhalt solcher Umstände, die in sich ja auch nutzlos werden, wenn sie keinen Sinn mehr finden, nichts hiervon mehr empfinden. Von daher hatte die Selbstbehauptung der einzelnen Menschen nur dies im Sinn, dass jede Beziehung zu anderen Menschen diese Veredelung beleben und bestärken soll.
Ein autoritärer Charakter hat seine Selbstbehauptung durch die Verwertung seiner Eigennützigkeit gestaltet (siehe hierzu auch Selbstveredelung), hat also seine Egozentrik dahin entwickelt, dass er den Nutzen anderer durch sich zu gestalten versteht, um für sich die zwischenmenschlichen Verhältnisse um sich herum zu bestimmen, um also andere Menschen für sich so zu haben, so zu halten und nutzen zu können (siehe hierzu auch Objektbeziehungen), wie es ihm nützlich ist, ohne mit ihnen wirklich verbunden sein zu müssen. Er kann von daher keinen Sinn in ihnen erkennen, weil er die zwischenmenschliche Wahrnehmung seinem Zweck, seinem Nutzen unterworfen hat. Damit andere das zulassen, setzt es voraus, dass alle Beteiligten sich in Objekt-Objekt-Beziehungen verstehen und begreifen und in ihrer Selbstlosigkeit aufeinander auch wirklich bezogen sind.
Ein autoritärer Charakter verhält sich zu sich wie ein Schutzraum für Selbstgefühle, die sich gegen ihre Empfindungen behaupten müssen, die ihrem Sinn nach sie entgegenwärtigen, weil sie sein veredeltes Selbst (siehe Selbstveredelung) auflösen oder sogar angreifen würden. Und er verhält sich zu anderen Menschen wie zu Objekten seiner Selbstbeziehung, die in diese eingerichtet werden sollen (siehe auch Selbstgerechtigkeit). Er stellt sich daher in Absichten und Beziehungen dar, die von Macht- und Kontrollbedürfnissen bestimmt sind.
Als Charakter kann dies zusammengefasst werden, wenn diese Bedürfnisse das Handeln von bestimmten Persönlichkeiten wesentlich und allgemein begründen. Meist jedoch treten diese nicht in ihrer Eigenmächtigkeit sinnfällig hervor, sondern durch die Handhabung objektiver Verhältnisse, durch die Dominanz in der Gestaltung von Raum und Zeit in diesen. Von daher sind sie eng an einen Lebensraum und den darin objektivierten Sinn und Zweck gebunden und verkehren sich jenseits hiervon oft in Unterworfenheit und Ängstlichkeit. Von daher neigt ein solcher Charakter dazu, solche Objektivität für sich einzunehmen und sich selbst als deren Träger zu fühlen. Dieses Selbstgefühl bewirkt einen subjektiven Zirkel zwischen subjektiven und objektiven Bezogenheiten und Dafürhaltungen, die sich wie ein eigensinniger Gemeinsinn vermitteln lassen. Von daher entspricht diese Objektbeziehung aufs innigste und vollständig subjektiv dem Besitzverhältnis, wie dieses objektiv ist.
Dieser Zirkel ist die selbstverstärkende Reflexion der Verhältnisse, die sich im Verhalten dieses Charakters fortbestimmen. Zwischenmenschliche Verhältnisse bilden eine psychische Gemeinschaft, in welcher jede Persönlichkeit deren Gemeinsinn reflektiert, als Teil eines Ganzen sich verhält, das selbst für sich ganz sein muss, um seinen Selbstwert zu entfalten. Der Widerspruch der Selbstverwertung, der sich in den Selbstgefühlen bewegt, hat seine Schranke im Gemeinwohl dieser Gemeinschaft, die sich ihm entzieht, während er sie bildet. Die Selbstverwertung entwertet die Selbstgefühle der Menschen und beschränkt damit immer wieder ihren Gemeinsinn auf den Eigensinn dieser Persönlichkeiten. Die Gemeinschaft erscheint daher selbst in fortwährender Selbstauflösung begriffen zu sein.
Eine Gemeinschaft zerstört sich selbst durch die Isolation ihrer Individuen, der Vereinzelung der Einzelnen, die sich in ihrem Lebenszusammenhang auseinander treiben und ihre Beziehung verunsichern und einander entfremden. Und woEntfremdung als bloße Unsicherheit vorherrscht, erscheint das Fremde selbst in einer ungeheuerlichen Dimension, als übermächtiger Feind und Zerstörer des Eigenen. Hiergegen ist keine bestimmte Position möglich, sondern die Vereinigung von bloßer Kraft notwendig. Im Verein der Kräfte vermittelt sich das Eigene selbst nur abstrakt, als eine sich selbst äußerliche Größe, als abstrakte Autorität der Selbstermächtigung, die nurmehr darauf beschränkt ist, sich über alles zu stellen, was ihr fremd ist (siehe hierzu auch Fremdenfeindlichkeit). Und weil es ihr fremd ist, kann diese Autorität nur durch die Ausfsammlung von fremder Macht in der Entfremdung selbst sein.
Der autoritäre Charakter unterstellt eine zerstörte Gemeinschaft und stellt hiergegen die Gewohnheit einer Selbstvermittlung dar, deren Absicht die Unterordnung anderer Menschen zu verstärken bestrebt ist. Sie ist die Introversion einer Subjekt-Objekt-Beziehung als Selbstbeziehung, die sich objektiv gemacht hat, also sich auf sich dadurch objektiv bezieht, dass alle anderen sich auf diese wie Objekte beziehen, sich für ihre Zwecke einverleiben lassen.
Autorität, wo sie nicht sachlich z.B. durch Fähigkeiten und Eigenschaften einer Sinnbildung begründet ist (siehe auch Lernen), ist ja selbst schon eine auf sich selbst (auto) bezogene zwischenmenschliche Beziehung, die als Prinzip (Gesetz) oder durch Macht oder Gewalt durch sich selbst schon Bestimmung für andere sein will. Weil sie sich selbst genug ist, wenn sie über andere verfügen kann, lebt sie von dem Nutzen, den andere Menschen zu bedienen haben. Dies selbst setzt schon eine den Menschen entwundene Zwischenmenschlichkeit voraus, die sie entzweit, sie einerseits in Subjekte der Einverleibung und andererseits Objekte der Entleibung ihrer Beziehung spaltet.
Der autoritäre Charakter gewinnt sich in der Verfügung über Verbindlichkeiten, die sich aus dem Mangel der Selbstgefühle in zwischenmenschlichen Verhältnissen ergeben. Er entsteht in der Konkurrenz um die Anteile an einem Gemeinwohl, das sich in der Selbstverwertung von einzelnen Personen als Autorität personifiziert, soweit es diesen gelingt, sich als dessen Träger darzustellen und andere Menschen zu entwerten, bzw. von ihren Minderwertigkeitsgefühlen zu zehren.
Durch die darin begründete Selbstgerechtigkeit ergibt sich ein objektives Prinzip (siehe Esoterik), dessen Befolgung einem allgemeinen Wohl zu dienen verspricht (siehe abstrakt Allgemeines) und als verbindliches Gemeinwohl der Psyche anzuerkennen sei (siehe z.B. Liebe). Der autoritäre Charakter ist im Grunde ein Psychokrat, der den Nutzen dieses Gemeinwohls ideell auf alle bezieht, dessen relle Funktionalität aber ausschießlich auf sich als Persönlichkeit, indem er sich selbst im Nutzen für alle veredelt (siehe Selbstveredelung) und deren Selbstverwertung hierdurch bestimmen kann.
Wesentlich für einen solchen Charakter ist die eigene Substanzlosigkeit, da er ja nicht aus eigenem Vermögen, sondern durch die Verwertung von zwischenmenschlichen Beziehungen besteht. Seine Selbstverwertung besteht aus Selbstveredelung. Umgangssprachlich könnte man sagen, dass er ein starkes Ich nötig hat, weil er in seinen Beziehungen selbst zerfließen würde. In der allgemeinen Gegenwärtigkeit eines Bedarfs an Nützlichem betreibt er aber seine Selbstvergegenwärtigung nur durch Selbstkontrolle. Das Kontrollbedürfnis wird zu einer allgemeinen Eigenart seiner Beziehungen auf andere. Wo es gesellschaftliche Macht hat, tritt es als Bedürfnis nach Restriktionen auf.
Ein solcher Charakter entsteht in einer Kultur der Selbstverwirklichung dann, wenn Selbstbehauptung erforderlich ist, dann also, sobald sich zwischenmenschlichen Beziehungen durch ihre Egozentrik nicht mehr bewähren, in eine Krise geraten, keinen Sinn mehr entfalten können und also selbstloses Handeln förderlich erscheint. Eine Autorität wird dann einsetzbar für ein Allgemeinego. Sobald das Material der gegebenen sinnlichen Beziehungen ausgeschöpft ist, wird sich ein solcher Charakter verfestigen und auch selbst zum politischen Händler werden, der seine Selbstlosigkeit als gesellschaftlichen Maßstab zu entwickeln trachtet, dies vor allem, indem er sich besonders in Krisensituationen als Helfer hervortun kann.
Der autoritäre Charakter ist die erste persönliche Verwirklichung der Objektbeziehungen, der Verhältnisse des Nutzens, worin Einverleibung als allgemeine Grundlage zwischenmenschlicher Verhältnisse herrscht. Er steht noch vollkommen im Bann des der Nützlichkeit inhärenten Glücksversprechens, an dem er längst gescheitert ist. Seine Angst ist daher die Gegenwärtigkeit von Glück, das ihm wie ein Abgrund seiner Identität erscheint. Indem autoritäre Beziehungen ihre Lebensangst in einer Machtposition des Nutzens aufheben und zugleich bestärken, indem diese Aufhebung nur persönlich, also durch einen Menschen betrieben wird, der darin Macht hat, wird der Nutzen im Jenseits seiner Wirklichkeit totalisiert. Nicht einfache Ansprüche bestärken einen solchen Charakter, sondern selbstverständlich gewordene Verhältnisse der Aneignung menschlicher Lebensäußerungen durch psychische Subjektivität, die solche Angst nicht nur aufhebt, sondern auch produziert.
Er lässt sich also auch nicht aus Denkgewohnheiten oder Selbstverständnissen oder Ideologien erklären. Auch eine soziale Notlage kann nicht als Erklärung hinreichen, wäre es doch grotesk, in einer großen Not einfach nur autoritär aufzutreten und eine Macht dadurch zu erfinden, dass man so tut, als wäre man mächtig. Starkes Verhalten mag imponieren, aber nur, so lange der Schein trügen kann. Und das ist der Punkt: Der autoritäre Charakter gründet auf einer prinzipiellen Selbsttäuschung, die sich dadurch bestärkt, dass sie in bestimmten Verhältnissen tatsächlich auch erfolgreich ist: In zwischenmenschlichen Verhältnissen. Dort erwerben autoritäre Charaktere ihren spezifischen Selbstwert, der auf ihr Verhalten in all seinen Bezügen übergeht und solange dort erfolgreich ist, wo zwischenmenschliche Maßstäbe Wirkung zeitigen. So auch in der Politik (siehe Populismus).
Der Bildung von einem autoritären Charakter ist eine Verzweiflung vorausgesetzt, eine Ohnmacht der Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, die das Selbstgefühl bestimmt und Selbstvergegenwärtigung erfordert. Sie erscheint in der Einverleibung von Gefühlen anderer Menschen überwunden, solange diese aufgeht, solange also andere Menschen zr Verfügung stehen, sich den Gefühlen eines Menschen zu unterwerfen, solange sie als leibhaftige Menschen ihm als Mittel seiner psychischen Konsumtion gereichen. Ganz allgemein verstanden ist Kulturkronsum die Voraussetzung, auf der ein solcher Charakter sich zur Persönlichkeit ausbildet, nicht, weil er es kann, sondern weil er es muss, um über seine Abhängigkeit hinweg zu täuschen, also darüber, dass er für sich verloren ist, weil er seine Empfindung nicht mehr als Inhalt seiner Wahrnehmung erkennen kann, die er nach Maßgabe seiner psychischen Absichten sich schaffen konnte. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen, die er entwickelt hat, findet er nichts mehr von sich, weil er nur alles außer sich wahrnimmt, während er ausschließlich alles von sich wahrhat. Damit ist seine Verzweiflung ihm unauflösbar geworden. Er muss also über jeden Zweifel erhaben sein - und dies auch bleiben, solange er sich in solchen Verhältnissen verwirklichen kann.
Ein solcher Charakter nährt sich aus einer Selbsttäuschung über seine Beziehung zu anderen Menschen, aus der formalen Überwindung einer Selbstverlorenheit, aus einer aufgehobenen Lebensangst, in welcher das Selbstgefühl die Abwesenheit seines wirklichen Lebens verspürt und durch Selbstvergegenwärtigung beherrscht. Die Abhängigkeit des Selbstgefühls von den Gefühlsidentitäten mit anderen, also von symbiotischen Beziehungen, hat zu einer Fixierung an bestimmte Wahrnehmungsformen geführt, die hergestellt werden müssen, um Angst von sich zu halten, um also die personale Identität durch mächtiges Selbstgefühl aufrecht zu halten. Dieses kann aber nur über die Kontrolle entstehen, die jemand über die Gefühle der anderen Menschen hat, auf die er bezogen ist. Das Kontrollbedürfnis ist das erste prägnante Merkmal dieses Charakters, das ihn zwangsläufig zum Träger konservativer Ideologien macht.
Ganz allgemein lässt sich auch eine ganze Kultur in dieser Bestimmung fassen, wenn eben alle Gefühle der Menschen in ein bestimmtes Interesse gestellt werden müssen, um die Krisen einer Gesellschaft zu überwinden (siehe Kulturstaat). Der Keim hierzu liegt bereits in der Notwendigkeit eines substanzlosen Wertverhältnisses einer Dienstleistungsgesellschaft, die Menschen als bedürftige und arbeitende Wesen zu entwerten und eine gesellschaftlich bestimmte Minderwertigkeit der Menschen durch die Produktion von Selbstwert zu überwinden. Es ist dies das Phänomen einer Kultur, die auf Geldbesitz gründet und deren Strukturen die Gleichgültigkeit der Geldbeziehungen durch einen Kult des Erlebens negieren soll. Die bloße Anwesenheit von Erlebnissen kann Leben nicht wirklich erfüllen, das auf Einverleibung von Erlebnissen beruht. Es erfährt seinen Bruch dadurch, dass es nicht in der Lage ist, seine Gefühle zu erkennen, weil diese aus Inhalten bestehen, die für sich keinen Fortbestand haben können, - Inhalte eben, die nur einverleibt und also nicht wirklich leiblich existent sind und sich daher auch nicht äußern können.
Wer seine Gefühle nicht zu artikulieren und zu verwirklichen versteht, findet in der Konkurrenz der sich selbst verwirklichenden Individuen sich in seiner Selbstwahrnehmung nur unterworfen, ihrem Gemeingefühl gebeugt, seiner Gegenwärtigkeit enthoben, entgegenwärtigt. Und wer im Gemeingefühl der Selbstwahrnehmungen solchen Selbstverlust erleidet, sucht seinen Selbstwert in einem sozialen Machtverhältnis zu finden, aus dem er sein Selbstgefühl durch die Kontrolle zwischenmenschlicher Beziehungen erwirbt.
Der autöritäre Charakter ist daher die Wirklichkeitsform der ursprünglichsten Selbstbeziehungsform der bürgerlichen Persönlichkeit. Weil die Bürger in Geldverhältnissen sich in ihren zwischenmenchlichen Beziehungen entleeren, müssen sie sich durch innere Machtverhältnisse in diesen Beziehungen vergegenwärtigen. Eben weil und sofern sie auf diese Verhältnisse angewiesen sind, machen sie sich darin nützlich, um den wechselseitigen Nutzen ihres Verhaltens auch als Prinzip eines höheren Nutzens des Selbsterlebens zu gestalten. Vn daher erst übernehmen sie vorhandene Machtstrukturen als Medium ihrer Persönlichkeit. Wer bestimmen kann, was höheren Nutzen hat, findet sich in dieser Bestimmung dadurch, dass das Gemeine im Erleben aus diesem Potenzial selbst zum Nutzen aller bestimmt ist. Aus der Konkurrenz der Persönlichkeiten geht das gemeinhin Nützliche als Nutzen der handelnde gegen die empfindende Person hervor. Das Selbstgefühl von hierfür befähigten Persönlichkeiten wird gegen die zwischenmenschliche Empfindungen in diesen Verhältnissen mächtig.
Für sich selbst kann man eben nicht wirklich nützlich sein, sondern nur durch die Wirkung, welche die erlebte Nützlichkeit unter bestimmten Bedingungen auf andere hat und sich als Selbstwahrnehmung im Selbstgefühl zurückvermittelt. Die erste und einfachste Beziehung auf Nützlichkeit ist die Kontrolle eines Gegenstands, sei es Sache oder Mensch, der nützen kann, dessen Eigenschaften also in diesem Nutzen erlebt werden. Nützlichkeit unterstellt also selbst schon eine Herrschaft über Gegenstände, die nicht durch sich bestimmt, nicht als das Ganze ihrer Eigenschaften sein können. Nur ein vollständig in diesem Sinn eingenommenes Objekt kann nützlich sein und ist darin auch vollständig unterworfen. Allerdings ist diese Herschaft auch nur durch den Nutzen, den sie einfordert und kontrollieren kann, nur um durch sich bestimmt zu sein. Für sich ist sie daher nichts und muss außer sich alles bestimmen, um für sich zu sein. Der ganze Mensch ist durch diesen Nutzen bestimmt. Ein nützlicher Mensch ist im Grunde also selbstlos. Aber durch seine Wirkung gewinnt er das Potenzial einer Macht, worin Gemeinschaft funktional wird. Eine solche Persönlichkeit versteht zu ordnen und Ordnung zu vermitteln und Nutzen zu vermehren.
In Wahrheit ist eine solche Beziehung ein vollständig abstrakt herrschender Sinn. Dieser hat die abstrakte Herrschaft nötig und sie ist wiederum nur dadurch möglich, dass sie sich selbst in einer Welt abstrakter Sinne fortbestimmt. Der autoritäre Charakter personifiziert ein autoritäres Sinnesverhältnis, worin die lebendigen Inhalte nur in beherrschter Form auftreten können, dürfen und sollen. Maßgabe ist hierfür wesentlich das Kontrollbedürfnis, das ein Mensch hierin befriedigen kann, wenn er über die Macht verfügt, sinnliche Beziehungen von Menschen und Verhältnissen zu beherrschen, um sie sich einzuverleiben. Er bleibt diesen Beziehungen dabei notwendig äußerlich, denn er will und muss darin ausschließlich bestimmend sein, um sich als deren Allgemeinheit zu entwickeln und zu erhalten.
Kontrolle ist eben die erste und einfachste Beziehung auf Nützlichkeit, sei es Sache oder Mensch, der nützen kann, dessen Eigenschaften also in diesem Nutzen erlebt werden. Nützlichkeit unterstellt also selbst schon eine Herrschaft über Gegenstände, die nicht durch sich bestimmt, nicht als das Ganze ihrer Eigenschaften sein können. Nur ein vollständig in diesem Sinn eingenommenes Objekt kann nützlich sein und ist darin unterworfen. Allerdings ist diese Herschaft auch nur durch den Nutzen, den sie einfordert und kontrollieren muss - nur um hierdurch bestimmt zu sein, um also Selbstbestimmung ohne bestimmten Inhalt zu vollziehen, Selsbtbestimmung durch Kontrolle. Für sich ist eine solche Beziehung nichts und muss außer sich alles bestimmen, um für sich zu sein. In Wahrheit ist die Beziehung durch Nützlichkeit ein vollständig abstrakt herrschender Sinn. Dieser hat die abstrakte Herrschaft nötig und sie ist wiederum nur dadurch möglich, dass sie sich selbst in einer Welt abstrakter Sinne fortbestimmt.
Abstrakter Sinn ist für sich nichts anderes als eine abstrakte Notwendigkeit, sinnlich zu sein, ohne selbst dafür Sinn zu haben. Das verlangt vor allem eine Struktur, durch welche die zwischenmenschlichen Beziehungen Sinn bekommen, damit sie auch Sinn haben können, damit also sinnliche Gegenwärtigkeit gewährt ist. Abstrakter Sinn für sich ist nicht zu begreifen; er besteht allein als Wirkung auf die Sinne. Diese aber sind nur anwesend in der Form, durch welche sie verfugt und verfügt werden. Was sich nicht wirklich gesellschaftlich beziehen lässt, wird über die bloße Form vermittelt, die wie eine Brücke über die Distanz der Menschen funktioniert. Das unendlich vielfältige Anderssein der jeweilgen Selbstverwirklichungen wird durch die Einfältigkeit einer bloßen Wahrnehmungsstruktur aufeinander bezogen. Wie die Wirkung auf die Wahrnehmung ist, so gestaltet sich die Selbstwahrnehmung zu einem Charakter, der die Gegenstände seiner Wahrnehmung in seiner Wahrnehmunsform zu bestimmen sucht. Es geht hierbei also um eine Ordnung, worin abstrakte Sinnlichkeit als Ganzes ihre Wirkung hat, worin selbst nur die Totalität unbegreifbar gewordener Sinne zur Wirkung kommen kann und damit auch durch diese Wirkung zusammengeschlossen ist, ausgeschlossen von wirklichen Wahrnehmungen, die sie stören könnten. Obwohl sich die autoritäre Selbstwahrnehmung gegen jede einzeln bestimmte Selbstverwirklichung stemmt, ist sie doch deren höchste Tendenz: Die Bildung einer totalen Selbstwahrnehmung.
Diese war aus dem Trieb der Wahrnehmung entsprungen und konnte sich darin noch natürlich erscheinen. Nun ist sie selbst zum Inhalt aller Bestimmungen geworden, welchen sich solche Sinnentleerung erworben hat: Die Selbstbestimmtheit einer Persönlichkeit, die alle zwischenmenschlichen Bedürfnisse in sich und durch sich selbst aufgehoben hat. Der autoritäre Charakter ist für sich hiervon entäußert ud bestimmt sich aus der Einverleibung solcher Bedürfnisse in seiner Selbstwahrnehmung, die sich nur aus der Wirkung dieser Bedürfnisse ergibt. Indem er sich als Zentrum ihres Unvermögens nach Selbstverwirklichung weiß, bestimmt er eine Wirklichkeit, die dieses Unvermögen als Möglichkeit für alles zwischenmenschliche Erleben gestaltet, als Möglichkeit eines Selbstgefühls, über alle Gefühle zu verfügen. So wird jedes Erleben für sich zu einem Mythos zwischenmenschlichen Erlebens, der sich in dem Schein einer höheren Bedeutung, in der Bedeutung von einer allgemeinen persönlichen Reflektion, einer allseitig gültigen Persönlichkeit reflektiert. Ein solcher Charakter bestimmt sich durch seine bloße persönliche Geltung, die ohne jeden Sinn für sich und andere eine sinnhafte Reflexion, eine höhere Bedeutung durch entäußertes Selbstgefühl zu bewahren vermag.
Der autoritäre Charakter will daher alles kontrollieren, was ihn berührt und alles haben, was ihn füllt und erfüllt. Er vollzieht in seinen Beziehungen auf andere Menschen im Grunde nur tote Wahrnehmung, die mehr oder wenig ausschließlich seine Selbstwahrnehmung reflektieren und ihr dienlich sind. Aber gerade deswegen ist er zugleich auch vollständig von außen bestimmt. So egozentrisch er wirkt, so selbstlos ist er zugleich. Die unendliche Suche nach Möglichkeiten, andere Menschen so zu bestimmen, dass sie seiner Selbstwahrnehmung auch entsprechen, macht ihn zum Sysyphos seiner notwendigen Ordnung, zu einem unendlichen Objekt der Gewohnheiten seiner Selbstwahrnehmung. Darin erhält er sich und zugleich seine Objekte. Er bezieht sich quasi als eine dritte Person, welche sowohl sich wie andere in einem Erleben wahrhat.
Der autoritäre Charakter personifiziert daher ein autoritäres Sinnesverhältnis, worin die lebendigen Inhalte nur in beherrschter Form auftreten können, dürfen und sollen, nur als Momente seiner Totalität sein können. Maßgabe ist hierfür wesentlich das Kontrollbedürfnis, das ein Mensch hierin befriedigen kann, wenn er über die Macht verfügt, sinnliche Beziehungen von Menschen zu beherrschen, um sie sich einzuverleiben. Er bleibt diesen Beziehungen dabei notwendig äußerlich, denn er will und muss darin ausschließlich bestimmend sein, um sich als deren Allgemeinheit zu entwickeln und zu erhalten.
Ihm geht ja vor allem die Veräußerung und Entfremdung seiner Gefühle voraus, die ihm unidentifizierbar geworden und daher bloße Erregung sind, die in seine Wahrnehmung als Antrieb eingehen. Die Befriedigung seiner Getriebenheit verlangt sozusagen etwas Fühlbares, um es in den egozentrischen Wahrnehmungskreislauf seiner Selbstgefühle einzuverleiben. Gelingt ihm dies nicht, gerät er in eine krisenhafte Getriebenheit, die ihn seelisch erstarren lässt. Sein Poblem wird dadurch verstärkt und entzieht ihm im Maß seiner Erstarrung auch die Menschen, deren Einverleibung ihm nötig ist.
Der autoritäre Charakter ist die erste Personifikation des ästhetischen Willens, welcher zur Gefühlsbestimmung in zwischenmenschlichen Verhältnissen wird, wenn darin sich Erregungen aus der jeweiligen Selbstverwirklichung der einzelnen auftürmen.
Die Geschichte seiner Erkenntnis, die Bildung lebendiger Wahrnehmung, hat er aufgegeben, um für sich und ausschließlich, also Ganzes seiner Wahrnehmung in sich zu sein: Totale Selbstwahrnehmung. Aber gerade hierdurch lebt er in einem absoluten Widersinn, denn er kann durch sich selbst ja keinen Sinn finden. Er lebt einen Widersinn seiner Wahrnehmung überhaupt, die totale Selbstwahrnehmung durch totale Fremdwahrnehmung. Der autoritäre Charakter leidet an der Ungewissheit um sich und muss seine Selbstwahrnehmung aus der Gewissheit fremder Anwesenheiten nähren, sich unendlich danach umsehen. Sein Kontrollbedürfnis folgt seinem unendlichen Bedarf an Selbstvergegenwärtigung durch andere und muss daher andere für sich und seine Lebensformation bestimmen können. Das geht nur, indem er sie sich selbst äußerlich, zu einer abgeschlossenen Ganzheit seiner veräußerten Wahrnehmung macht, zur äußeren Ästhetik seiner selbst. Das Sollen einer ihm äußerlichen Struktur, eines Gebildes seiner entäußerten Selbstwahrnehmung, bildet sich als sein Wille aus, den man ästhetisch nennen muss. Denn er will die Ordnung, die Form des Ganzen überhaupt und neigt dahin, einer ästhetischen Ganzheit, einem Totalitarismus des Gefühls sich zu unterwerfen. So wird die Geschichte, die sich seiner Erkenntnis entzogen hat zur Geschichte seiner Selbstbehauptung, seiner Egozentrik, der ausschließlichen Lebensform des ästhetschen Willens. Der autoritäre Charakter ist daher auch die ursprünglichste Charakterform seiner Kontrollbedürfnisse.
Er schafft hierdurch eine Form von persönlichen Ästhetik, welche erst in der ästhetischen Struktur zwischenmenshlicher Verhältnisse als ästhetischer Wille (im zweiten Band) wirklich zum Tragen kommen wird. Aber in der Persönlichkeit entwickelt er bereits seinen Sinn für sich und für das Schöne und die Ruhe der Erkenntnis, worin er sich zu entfalten und zu bestätigen sucht. Er bildet sich als Selbstwert der ganz eigenen Art, als eine Art selbstwertige Erhabenheit über die Dinge des Lebens, durch welche er sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen vermittelt. Diese Erhabenheit macht sowohl die Unberührbarkeit und Ausschließlichkeit der so gefügten Persönlichkeit aus, wie sie ihr auch zugleich ihre Beziehungsmacht verleiht. Um autoritäre Charaktere herum versammeln sich Menschen, die sich ihrer seelischen Innenwelt unterworfen haben, um durch solche Personen Welt überhaupt zu haben.
Aber der autoritäre Charakter hat seinen äußeren Grund nicht in einer Macht, sondern in seiner Ohnmacht gegenüber den Dingen des Lebens. Er ist ihnen durch die Allgemeinheit seiner Selbstwahrnehmung nicht gewachsen und hat hiergegen Selbstwerte errichtet, die seine Gefühle vor dieser Welt schützen, indem sie sich dieser überstellen. Das ist ein hartes Leben. Ein Mensch in dieser Position muss unentwegt Selbstwert bilden, um sich nicht unterworfen zu fühlen. Im Grunde fühlt er sich immer im Mangel gegen seine eigene Wirklichkeit, also eigentlich dort unverwirklicht, wo er seine Selbstverwirklichung behauptet. Er lebt in einem Vorgriff hierauf mit einer beständigen Anforderung an sich und andere, sein nicht vorhandenes Leben zu verkörpern, es erlebbaar zu machen. Er fordert sich und andere für eine Wirklichkeit, die nicht ist, sich aber in jedem Menschen fühlen lässt. Darin hat er seine äußere Identität. Sie zu erreichen ist seine höchste Absicht, dorthin will er alles bewegen, weil er darin seinen unendlichen Frieden als Frieden der Menschheit wähnt.
Der autoritäre Charakter ist im Grunde ein Gutmensch. Er unterstellt ein vergemeinschaftetes Selbstgefühl, eine Verschmelzung seiner Empfindungen in einer Gemeinschaft. Er gründet also auf einer Selbstaufgabe seiner Wahrnehmung und insistiert auf einem abstrakten Selbstgefühl, welches durch Gemeinschaft schon existent ist, durch die Anwesenheit von Menschen in einem bestimmten Lebensraum. Ein autoritärer Charakter empfindet daher keine Unterschiede der Menschen für sich. Er erlebt ihre Unterschiedlichkeit als Problem, als Mangel seiner Selbstwahrnehmung und sucht daher auch gerne Identität in einer gesellschaftlich dominanten Person. Im Grunde hat er vor allem seine Empfindung aufgegeben und fühlt in den Menschen selbst nur, worin sie sich unterscheiden und abgrenzen. Er ist der Empfindungswelt unterworfen, über die er sich durch sein Selbstgefühl und dessen Absichten erhebt. Gerade weil er vollständig abhängig ist von den Empfindungen der Menschen, verfällt er ihnen auch sofort, wenn er an Selbstgefühl verliert. Er befürchtet seinen Verfall und fürchtet daher auch beständig um sein Gefühl. Autoritär ist so also ein Ausfluss der Exozentrik, beruht auf der exzentrischen Selbstwahrnehmung.
Hierdurch also ist er im Prinzip empfindunglos und außerordentlich gefühlvoll - doch mit einer großen Belastung. Ohne Empfindung entwickeln Gefühle eine Verschmelzung der persönlichen Identität mit einer Gemeinschaftsidentität und lassen von daher erstre in letztrer untergehen. Er muss die Empfindungen der Menschen seines Lebensraumes beherrschen, um unter ihnen sich überhaupt frei zu lassen, um aus sich raus zu kommen. Ob als Lehrer oder Politiker oder welche Rolle er sich auch sonst zugelegt haben mag: Er muss auf sich und andere aufpassen. Und er muss daher allen anderen immer einen Schritt voraus sein, sie in ihren Bewegungen und Absichten kontrollieren. Eine unkontrollierte Absicht kann leicht zu seinem Verhängnis, zu seinem Selbstverlust geraten.
Durch seine darin unendllich werdende Gefühlswelt verschwindet jeder eigene Lebensausdruck und in Ermangelung von eigenem Lebensausdruck wird eine solche Persönlichkeit von den Eindrücken seiner Wahrnehmung permanent überwältigt und muss sich hiergegen bestimmen. Er hat sich daher auch gegen seine Gefühle erhoben, nicht, um sie von sich auszuschließen, sondern um sie zu beherrschen. Er bestimmt sich gegen deren allgegenwärtige Verschmelzung durch Überstellung einer autoritären Selbstbezogenheit über sie.
Die theoretische Bewertung des autoritären Charakters in der Psychonanalyse und entsprechenden Ausführungen von Fromm und Adorno macht aus ihm ein Politikum, das ihn in einen Kausalzusammenhang zum Antisemitismus und Faschismus bringt. Das ist schon logisch unhaltbar, weil damit Autoritatismus und Fremdenhass, also Bestimmungsbedürfnisse und Ausgrenzungsbedürfnisse, gleichgesetzt werden, die sich doch geradezu diametral entgegengesetzt sind: Erstres kommt aus einem Selbstwertgewinn in einer Gemeinschaft durch Fremdbestimmung, letztres aus einem Selbstwertgewinn gegen Entfremdung. Beides aber kommt erst im ästhetischen Willen zusammen. Zudem ist es äußerst selbstgefällig, charakterliche Tendenzen mit politischen Haltungen unmittelbar zu identifizieren, nimmt dies doch Persönlichkeiten mit einer linken politischen Haltung aus dem Problemzusammenhang des Autoritatismus heraus. Das ist schlechte Psychologie: Psychomoralismus. Ebenso absurd ist die Herleitung des autoritären Charakters aus der Beziehung zur Strenge des eigenen Vaters. Es gibt hierfür keinen signifikanten Hinweis. Es weist mehr darauf hin, dass fehlende oder schwache Väter Löcher im Leben ihrer Kinder hinterlassen, die dann durch autoritäre Wünsche kompensiert werden müssen. Grundsätzlich sei zu diesem Komplex angemerkt, dass der autoritäre Charakter ein Bestandteil der bürgerlichen Persönlichkeit überhaupt ist und sich zusammen mit dem esoterischen und dem flexiblen Charakter ja nach innerer Verarbeitung im Erleben ausprägt. Eine Neigung zum Faschismus ist daraus nicht unbedingt zu folgern, und wenn, dann genauso wie beim esoterischen oder flexiblen Charakter.
Der autoritäre Charakter fühlt sich wie von einer Sachgewalt der Selbstgefühle sinnlich beherrscht und zielt daher auf Beherrschung seiner Gefühle, die ihn überwältigen und die er wie getrieben erlebt. Darin begegnen ihm seine eigene Gefühle als Trieb, den er nicht begreifen kann, den er beherrschen muss, weil er seine eigene Selbstbegründung begehrt. Er muss der verlorenen Wahrnehmungsidentität daher eine Kraft entgegenstellen, die formgebend ist, eine Ordnung durch Hierarchisierung seiner Gefühlswelt und durch Kontrolle von allem, was Gefühle erweckt und bewirkt, eine Struktur, die ihm Gutes und Schlechtes vor jeder Erfahrung gliedert. Im Grunde wendet er damit die Unterworfenheit einer Person unter ihre Gefühle zu einer Kontrollinstanz, welche sich eine Ordnung zu deren Handhabung errichten muss, die irgendwann auch sich als Machtbedürfnis fortentwickeln kann, wenn sie zu einem kulturellen Willen wird (siehe Wille).
Solcher Charakter versteht sich als einsamer Kämpfer gegen die Mächte der Welt, als Herrscher gegen das Unheil. Er ist darin der Wahrer des Eigentlichen gegen die Lüge der Verfremdung, nicht als Mensch, der die Dinge des Lebens auf die Wahrheit ihrer Beziehungen untersucht, sondern als Wahrer der Selbstbezogenheit für sich, als einsamer Wolf, wie Adorno ihn nannte. Er wendet sich gegen die Manipulation des freien Willens als Verfechter des Willens an sich und gerät immer selbst dahin, wogegen er kämpft, ist sein eigener Freund wie auch sein eigener Gegner.
Adorno hatte dies am Verhältnis zur Manipulation verdeutlicht: Unter den gegenwärtigen sozialen Bedingungen fürchten die Menschen sich nicht vor Manipulation, sondern haben umgekehrt auch das Bedürfnis nach ihr und nach Führung jener, die sie als stark und und fähig erachten, sie zu beschützen. Die hierarchische Natur unser wirtschaftlichen Organisationen bestärkt den Wunsch, manipuliert zu werden, selbst untätig zu bleiben. (...) Diese Zweideutigkeit gegenüber Manipulationen müssen die Agitatoren, die den Einsamer Wolf'- Trick benutzen, in Rechnung stellen. Sie erwarten nicht, daß ihr Gerede ganz ernst genommen wird, was auch wahrscheinlich niemals der Fall ist. Während sie mit dem allgemeinen Mißtrauen gegen Manipulation durch die gegenwärtigen Mächte in Kommunikationswesen und in der Parteipolitik spielen, suggerieren sie mit dem 'Einsamer Wolf'-Trick, daß tatsächlich sehr viel hinter ihnen steht, nämlich die wirklichen Kräfte, die den offiziellen Machthabern entgegenarbeiten. (...) Die Diffamierung der Manipulation ist das Mittel zur Manipulation. Raffiniert werden die Menschen zu der Überzeugung gebracht, daß die Initiative bei ihnen liegt und bei ihrem Vorbild, dem Redner, Ihre vermeintliche Spontaneität wird als Ideologie hochgehalten, je mehr sie ihnen genommen wird. Aus Th.W.Adorno, Studien zum autoritären Charakter S. 365
Adorno hat in seiner Untersuchung des autoritären Charakters als statistisches Werkzeug eine sogenannte F-Skala (von Faschismus-Skala) aufgestellt., welche die Kriterien einer Neigung zum Antisemitismus ausmachen will. Diese sollen bestimmt sein durch Conventionalism (Festhalten an Hergebrachtem), Authoritarian Submission (Autoritätshörigkeit/-unterwürfigkeit), Authoritarian Aggression (Tendenz, Verstöße gegen hergebrachte Werte ahnden zu wollen), Anti-Intraception (Ablehnung des Subjektiven, Imaginativen und Schöngeistigen), Substitution and Stereotype (Aberglaube, Klischee, Kategorisierung und Schicksalsdeterminismus), Power and Toughness (Identifikation mit Machthabern, Überbetonung der gesellschaftlich befürworteten Eigenschaften des Ego), Destructiveness and Cynicism (Allgemeine Feindseligkeit, Herabsetzung anderer Menschen), Projectivity (Veranlagung, an die Existenz des Bösen in der Welt zu glauben und unbewusste emotionale Impulse nach außen zu projizieren), Sex (Übertriebene Bedenken bezüglich sexueller Geschehnisse).
Im Dieseits zwischenmenschlicher Verhältnisse erschöpft sich die Legitimation des autoritären Charakters schon in der simplen Wiederholung seiner Selbstvergegenwärtigungen. Wenn er nicht durch strukturelle Gewalten sich bestärken kann, so kann er sich zwischenmenschlich auf Dauer nicht erhalten, ohne seine Ohnmacht zu entblößen. Als Mensch wird er sich also immer früher oder später entleeren. Seine Wirklichkeit erhöht sich jedoch, wenn er sein gewöhnliches Menschsein zu überwinden versteht, nicht als dieser einzelne Mensch, sondern als die ganze Welt eines Geistes, der seine kosmischen Geheimnisse enthüllt. Wer sich in die Selbstgefühle eines besseren Seins hineingefunden und empfunden hat, wird sich darin auch eine höhere Gegenwärtigkeit, eine Esoterik, beschaffen, wenn er die entsprechende Szene findet, wenn er oder sie also eine zwischenmenschliche Kultur zu erleben versteht, in welcher der sensibilisierte esoterische Geist sich gegen die gewöhnliche Welt abzuschotten und fortzubilden versteht.
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133.2 Der esoterische Charakter
Ein esoterischer Charakter begründet sich aus dem Eigendünkel der Selbstveredelung, aus einer Welt totalisierter Selbstgefühle, die sich über die Welt der Psyche und ihrer niederen Absichten zu erheben suchen. Es sind Gefühle, die ihre Herkunft aus Empfindungen nicht mehr erkennen können, weil sie diese unterschiedslos in sich aufgenommen, zu ihrer Gewohnheit gemacht haben und sich darin mit sich verwechseln, austauschbar und beliebig werden. Hierdurch erscheinen sie von einer größeren Tiefe mit einer ozeanischen Ausdehnung, auch wenn es sich dabei nur um Pfützen handelt. Und weil sie sich auf diese Weise selbst wesentlich machen, verbrauchen sie ihren Gegenstand nur für sich, entziehen ihm seine Wirklichkeit, überwältigen ihn durch eine Innigkeit, die eine gnadenlose Güte vermittelt.
Der esoterische Charakter entsteht in zwischenmenschlichen Beziehungen, die eine allgemeine Güte nötig haben, die also jeden Mangel im Vorhinein dadurch auflösen, dass die Wirklichkeit ihrer Beziehung selbst schon gut ist. Er begründet seine Sinnzusammenhänge auf dem Einheitsstreben allübergreifender Gefühle, die eine quasi unendliche Dimension haben und speist sich aus Selbstgefühlen, die grenzenlos sind und eine Welteinheit in sich empfinden. Von daher ist er die Grundlage für ein symbiotisches Welterleben, das durch jede wirkliche Beschränkung schon gekränkt wird. Ein solcher Charakter findet besonders in abgehobenen Gefühlssphären seine Befriedigungen (siehe auch Hochkultur) und entwickelt Bedürfnisse nach Höherem oder nach Avantgardismus.
Esoterik ist der Glaube an ein Geistwesen, das sich nicht im wirklichen Leben selbst bildet und erhält und Geist desselben ist, sondern sich da hinein ergießt, seine materiellen, also auch leiblichen Substanzen in einem Urgrund hat, der sich nicht mehr einzeln, sondern ganz allgemein vergegenwärtigt. Weil dies seinen Grund nicht mehr im zwischenmenschlichen Verhältnis selbst wissen muss, dagegen aber alles darin ereignete als seine Verwirklichung anzusehen ist, erfüllt sich Leben durch seine höhere Sensibilität, einer Empfindungswelt, die keine diesseitige Gewissheit mehr nötig hat und in welcher alle Selbstvergegenwärtiung nur noch in der Bestimmtheit eines höheren Selbst besteht, in welchem sich die zwischenmenschliche Wirklichkeit auflösen lässt, Beziehungsmacht also in der Entgegenwärtigung zwischenmenschlicher Beziehungen überliefert wird.
Die Persönlichkeitsmerkmale des esoterischen Charakters bilden sich aus den Ungewissheiten heraus, die in den Heimlichkeiten dieser Verhältnisse wahrgehabt und als Beziehungsform akkumuliert werden, bis sie natürlich zu sein scheinen und zur Natur dieses Verhältnisses werden. Diese tritt an die Stelle einer jeden Autorität und kehrt sie in eine Unmittelbarkeit des Verhaltens um, zu einer Autorität der Selbstverständlichkeiten, zur impliziten seelischen Macht ihrer Güte, die darin zur Bestimmung des Ungewissen und Unheimlichen wird. Als diese bleibt sie dominanter Träger konservativer Ideologien, aber nicht dadurch, dass sie ein mächtiges Kontrollbedürfnis praktiziert, sondern sich selbst als mächtiges Gefühl objektiv macht, also durch die Verwirklichungformen objektiver Gefühle ihre Macht erfährt (vor allem z.B. durch Kulturgüter, durch Kunst, Architektur und Wissenschaft).
Der esoterische Charakter hat sich aus den mächtig gewordenen Selbstverwirklichungsverhältnissen hervorgetan als Seelenmacht, für welche eigene Wirklichkeit dadurch verstellt ist, dass die Psyche durch ihre Güte begütert wird, dass sie selbst sich durch ihre Gefühlsurteile ernähren kann. Hierdurch ist jedes Handeln nur darin bemessen, welche seelischen Empfindungen es zu bergen vermag und wie empfindsam es aus dem heraus erscheint. Die auf diese Weise beseelten Empfindungszusammenhänge erscheinen durch die Menschen, denen sie gelten, selbst vergegenständlicht, ihre tatsächliche Wirkung auf die Wahrnehmung hierdurch verstellt. Die Liebe zur Verstellung macht sie selbst objektiv, indem sich darin das Eigene als eigenes Wesen einstellt, das reine Seele sein will, weil darin alleine und für sich die Eigenmächtigkeit aufgeht. Das mag brutale Wirkungen auf andere haben, ist aber für sich um so eigentlicher, weil es jetzt unbedingt erscheinen kann, - weil es jetzt eben wirklich bedingungslos ist.
Dieser Charakter strebt nicht, wie der autorotäre Charakter, nach einer Lebensbehauptung durch sich, sondern verwirklicht sich in Selbstgefühlen, welche die Macht des Ganzen aller Selbstwahrnehmungen als eine Begründung außer sich hat, als Autorität eines kosmischen Ganzen, einer kosmischen Ordnung. Er bezieht seine Macht also nicht mehr aus seinem Handeln, seinem Tun und Lassen, also nicht aus seiner Selbstbehauptung im Bezug auf andere Menschen, sondern durch eine Güte des Ganzen, in welchem er selbst gütig und also gut ist und von daher in einer Welt voller abstrakter Sinnlichkeit leben und schweben kann.
Die esoterisch charakterisierte Persönlichkeit selbst fühlt sich als Moment einer kosmischen Sensibilität, als Kind übersinnlicher Stofflichkeit, die ihm jeden Sinn vermittelt und ihn über jeden Zweifel erhebt, soweit sie diese zu artikulieren und beziehen vermag. Das macht sie verfänglich für andere, denn nichts lässt sich in der Beziehung hierauf in Frage stellen. Von daher ist solcher Charakter wissend naiv über seinen Lebengrund und weiß sich selbst allgemein begründet durch einen Sinn, der ihm vorgegeben ist, als Moment eines sich in ihm und durch ihn erneuernden Geistes, der stofflich wirksam ist. - Er weiß sich als stoffliche Verwirklichung des Geistigen schlechthin. Das macht esoterisch charakterisierte Persönlichkeiten frei von jeder Notwendigkeit, selbst etwas Ganzes zu sein, als Mensch sich selbst zu beantworten und wirklich zu verantworten. Im Grunde sind sie unbetroffen und unbetrefflich in jeder Beziehung, sind automomer Geist schlechthin, der nichts von seiner Herkunft wissen muss. Diese finden sie eher in Horoskopen oder anderen Geisterspielen, die ihnen durch eine scheinbar regelhafte Bezugnahme des Zufälligen unendlich viele Bestätigungen und Besonderungen verschaffen.
Natürlich kann hierdurch keine wirkliche Beziehung auf andere Menschen entstehen, aber immerhin eine allgemeine Beziehung der Menschen auf solche Charaktere. Sie sind, ohne es sonderlich wissen zu müssen, das Ego einer Sinnesgemeinschaft und von daher in Wirklichkeit absolut egozentrisch. Aber es ist die kosmische Güte, welche aus ihnen hervortritt und die möglichen Konflikte schlichtet. Nicht sie selbst müssen hierbei wirklich agieren, sondern ihre Wirklichkeit agiert für sie. Es ist in diesem Charakter daher eine wesentlich religiöse Selbstwahrnehmung manifest, die einer Mythologisierung aller Selbstbezogenheiten im kosmischen Raum nachgeht und entsprechende Rituale und Liturgien nutzt.
Hier tritt die Seele erstmals wirklich als schlichte Übermenschlichkeit der Gefühle auf, die alle Beziehungen unter sich gelassen und vereinnahmt hat. Deren Welt gilt hier als Problematik von niederer Stofflichkeit, leiblich gebunden ans Sosein, dem sich esoterische Beziehungen längst entwunden haben und sich von daher verfeinert fühlen können. Nichtdestotrotz lebt der esoterische Charakter doch vor allem durch die Abgrenzung zu jenen Niederungen, aus der er seine Inhalte gewinnt, wenn auch nur als Form für sich. Aber diese seelische Inhaltichkeit der Form macht ja gerade den Reiz einer komplex erscheinenden Persönlichkeit, die weit primitiver funktioniert, wie alle Leiblichkeit außer ihr: Ihre Gefühle können sich nur in ihrer abgesonderten Eitelkeit menschlich erscheinen und gewinnen sich aus der Vermenschlichung aller gefühlten Form. Solcher Charakter weiß nur noch, was er braucht, um nicht von selbst auseinander zu fallen, was er sich einverleiben muss, um leiblich zu erscheinen. Das Herz des Bildungsbürgers komt hier zum tragen, der vor allem schon im Vorhinein weiß, was ihm als Kulturgut wertvoll ist und was nicht, was er ins Herz schließen will und was ihm als Grundform des Bösen äußerlich bleiben muss. Und nichts fürchtet er mehr, als dass hierbei jemand außer sich geraten könnte. Die Ruhe der Erkenntnis ist die einzig mögliche Grundlage seiner Selbstbezogenheit. Und in deren Absicht sucht und betreibt er seine Beziehungen auf andere.
Der esoterisch charakterisierte und charakterisierende Mensch nimmt sich unmittelbar allgemein menschlich wahr, nicht als tätiger, sondern als empfindender Mensch, der sein Selbstgefühl aus seinen Empfindungen gewinnt, aus seiner Hingabe für alles Gefühl. Die Identität seiner Empfindsamkeit für sich und andere mit einem allgemeinen Wesen macht ihn selbst unmittelbar allgemein, seine Gefühle zu Allgemeingefühlen, deren Sinn aufgehoben ist. Er besteht selbst nur als Seele seines Menschseins. Sie macht jede Empfindung zu einer spirituellen Tatsache des Allgemeinen einer inneren Natur, zur natürlich scheinenden Allgemeinheit. Daraus bezieht solcher Charakter seine Kraft und auch seine Macht: Seine Identität bildet sich aus dem Geist seiner Erlebnisse, der sich selbst gegen die stoffliche Natur erhebt und zugleich geistige Natur erzeugt.
Hierdurch wird ein Mensch natürlich befreit von der Profanität stofflicher Notwendigkeit und begeisteret für seine nun freien Selbstgefühle für das Allgemeinmenschliche. Er wird für sich fraglos und unkritisch gegen jede Wirklichkeit, deren Wirkung ihm nur noch Gleichniss seiner Seele ist. Sein Eintreten für dieses selbstverständlich Menschliche, das fraglos - also über jeden Zweifel erhaben - über alles gestellt wird, was wirklich menschlich ist, macht ihn selbst prinzipiell übersinnlich und verlangt sogar hie und da den Nachweis seiner übersinnlichen Kräfte. Unter einer gewissen Isolation in einer geistigen Egozentrik kann dies sogar gelingen, soweit die Schwingungen der Anwesenden einen Gleichklang ihres Wahrhabens erzeugen. So lässt sich durchaus wahrnehmen, was das innere Auge wahrhat, denn Esoterik ist ja nichts anderes als die ins Übersinnliche gesteigerte Gedankenform der Egozentrik und befördert daher auch alles, was die Empfindsamkeit für sich vertieft, zu einer Wahrnehmung ihrer inneren Wahrheit als real scheinender Tagtraum - sobald es möglich ist, deren sinnliche Existenz zu überstrahlen, sie zu verdrängen. Hierauf beruht ihre hypnotische Fähiglkeit, das suggestive Entwirklichen von Sinn, der unmittelbar nur noch seinen Inhalt wirken lässt, indem dieser sich hinter seinen Formen durchsetzt, sich also als reiner Geist in die Existenzform der Sinne hineinvermittelt.
In dem so reflektierten Selbstgefühl wird die Vereinigung von Empfindung und Selbstgefühl in der Empfindung selbst gefunden, welche zum Maß der Person wird, zum Maß der Auschließlichkeit ihrer Empfindungen und des Ausschlusses derer, die hiervon abgestoßen werden. Der esoterische Mensch gewinnt sich in der Überhebung seines Menschlichseins und der Prägnanz seiner Abtrennung des Unmenschlichen, das ihm sogleich verächtlich ist, wo er es entdeckt. Er ist der perfekte Gutmensch, der sich gleichmermaßen auch durch eine Herrschsucht gegen das von ihm empfunde Schlechte aufführen kann.
Eine solche Persönlichkeit sucht im Esoterischen eine Beziehung auf andere Menschen in ihrer vermeintlichen Ursprünglichkeit, im selbstverständlichen Menschsein einer Sensibilität, die sie auch jedem Menschen abverlangt. Darin verbindet sie sich feinstofflich mit einem Leben, das durch die Grobheit der Wirklichkeit verletzt ist, besonders durch autoritäre Strukturen und Verhaltensweisen.
Im Grunde fühlt sich ein esoterischer Charakter in der Welt der Selbstgefühligkeit vor allem erschlagen und leblos durch die Strukturalisierung der Menschen und sucht Anteil am Leben durch eine Besonderheit des allgemeinen Menschseins, das ihm eingegeben sein muss, das etwas ist, das aus ihm kommen soll, das er aber nur über ihm völlig entfremdete Gefühle, aus einem Allgemeingefühl einer kosmischen Natur erfährt. Er erfährt sich selbst als Erscheinung eines unbestimmbaren Weltenreichs der Gefühle, die ihre Konflikte schon in sich tragen, bevor sie auf der Welt sind. Von daher ist er der geborene Phänomenologe und erkennt dementsprechend dem Wirklichen jede eigene Wirkung ab, erkennt es lediglich als Ausdruck eines Geistes. Es erscheint ihm sein vergangenes Leben daher auch nicht mehr als Geschichte, sondern unmittelbar als Selbstgefühl, als das Raunen seiner Natur. Ihm erscheint daher alle Sinnlichkeit als Kosmos und seine Selbstgefühle gelten ihm daher auch als Wunder des Alls. Er erfährt Triebe als körperliche übersinnliche Kräfte und verschwimmt im Ozean der Gefühle und zielt auf Verschmelzung mit einer jenseitigen Körperlichkeit, der gegenüber die die wirkliche Welt nur als Unheil zu empfinden ist.
Diese Verschmelzung mag als Naturgefühl hinreichen, auch wenn ihm hier und dort von der Heilspraxis nachgeholfen werden muss. Es entfernt sich aber ziemlich schnell von jeder zwischenmenschlichen Wirklichkeit und entzieht ihr die Kraft, die dort gesucht wird. Von daher stoßen sich die esoterischen Charaktere ab, können aber auch nicht auf ihren autoritären Gehalt zurückkommen. Ihre Kraft finden sie, wenn sie die zwischenmenschliche Lebenswelt zu ihrem Medium machen, und von daher alle Bewegungungen darin für sich bestimmen. Früher oder später erwirbt sich die flexible Persönlichkeit die Fähigkeit, die Verhältnisse so zu betreiben und zu bewegen, dass sie sich darin auch einrichten und ausrichten kann.
Esoterik, Phänomenologie
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133.3 Die flexible Persönlichkeit
Im zwischenmenschlichen Verhältnis waren die Beziehungen noch durchaus subjektiv, auch wenn sich darin die Menschen wechselseitig nur als Objekte wahrhatten. Jetzt aber werden die Verhältnisse selbst zum Objekt von Menschen, die in der Lage sind, nicht nur Menschen zu bestimmen, sondern auch ihre Verhältnisse zu sich. Das verlangt die Aufhebung der versteinerten Subjekte in solchen Verhältnisse. Menschen sind eben auch flexibel, wo sie durch die Bewegungen und Biegungen der Beziehungen gestärkt werden, wo also ihr Selbstwert sein Selbstgefühl durch die allgemeine Objektivierung der Zwischenmenschlichkeit erwirbt.
Die flexiblen Persönlichkeit vereinigt alle Charaktere durch eine Objektivierung alles Sinnhaften, also dadurch, dass ihr jeder Sinn selbst objektiv gilt. Sie kann sich durch ihn behaupten und mit ihm über alles überheben, was ihr entgegensteht. Sie ist also autorität und esoterisch in einem, ohne je das eine oder andere wirklich sein zu müssen. Sie selbst verwirklicht ja alles durch etwas, was sie selbst nicht sein muss. Sie muss nichts von alledem, was Sinn macht, behaupten oder gar bezweifeln oder verteidigen; sie weiß sich selbst in der Beugung und Verbeugung vor objektiver Sinnhaftigkeit unzweifelhaft sinnlich. Sie bedarf weder eines autoritären noch eines esoterischen Verhältnisses, um sich verwirklicht zu wissen, sondern alleine einer objekt sinnvoll scheinenden Welt, welcher all ihre zwischenmenschlichen Verhältnisse gebeugt sind. Von daher entspricht sie der Allgegenwärtigkeit der Lebensmöglichkeiten, welche Geld bietet und ist die personifizierte Geldform, die charakterliche Basis für einen Erfolgsmenschen in einer Gesellschaft von Menschen, deren Lebenszusammenhänge sich nur noch durch Geld verwirklichen lassen.
In der flexiblen Persönlichkeit haben sich alle Lebensmomente in der Erlebensform der beständigen Abwechslung in der Unstetigkeit, aufgehoben, welche den Bedürfnissen des Kapitals entspricht. Sie bewegt sich in all den Notwendigkeiten der Lebensbedingungen ohne eigene Not im Prinzip eines Utilitarismus des Erlebens, mit welchem sie sich gegen jede Not selbst so verhält, als wäre sie nur ein aktueller Mangel der Gegebenheiten, welcher durch die Nutzung einer alternativen Gegebenheit behoben wäre. So tauscht sie ihre Beziehungen wie ihre Sachen, wenn sie sich nicht mehr so gut tragen lassen.
Sie zeigt sowohl die Verhaltensweisen des autoritären, wie des esoterischen Charakters. Autoritär ist sie in ihren Entscheidungen, sucht ihre Abrenzung unter Nutzung ihre sozialen Potenz und bestimmt ihre persönliche Geschichte nach den Möglichkeiten ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, die sie lediglich als Lebensbedingung wahrnimmt, als Lebensumstände. Esoterisch ist sie, indem sie an ihre objektive Voraussetzung glaubt und damit ihre persönliche Voraussetzungslosigkeit begründet. Diese beiden Charakterzüge vereinigt sie zu einer esoterischen Macht, die sie zur Handhabung ihrer Beziehungen für ihre Selbstverwirklichung nutzt. Im Prinzip überlebt die esoterische Persönlichkeit die vollständig entwirklichte Wahrnehmung durch vollständig verwirklichte Selbstwahrnehmung, durch die Allseitigkeit des Selbsterlebens, dem jedes Leben gebeugt wird. Damit dies gelingen kann, bedarf es allerdings weiterhin des Lebens, das hierfür zu nutzen ist. Oft besteht es nur noch durch Kinder.
Die flexible Persönlichkeit ist der in sich selbst vollständig entwickelte Bürger, der jeden weltlichen Besitz als persönliche Macht erlebt und jedes gesellschaftliche Not als Anspruch an sich selbst übersteht, der nur noch sich selbst verbürgt ist, weil er sich allseitig seinen Lebensverhältnissen gebeugt hat. Diese kommen für solche Persönlichkeit nur noch so vor, als hätten sie diese persönlich schon überwunden, als hätte jedes wirkliche Problem nichts mit ihr zu tun, weil sie durch ihre persönlichen Beziehungen und Persönlichkeit schon über ihm steht.
Die flexible Persönlichkeit bildet sich in der Selbstbestimmung einer Entscheidungsfähigkeit gegen die Gefühlsabhängigkeit des autoritären Charakters und die Empfindungswelt des esoterischen Charakters, also gegen Wahrnehmungswelten überhaupt, die in persönlicher Gemeinschaft entstehen. Diese sind als Verbindlichkeiten einer Gemeinschaft schlechthin hinderlich, weil der Selbstwert der flexiblen Persönlichkeit aus ihrer vermeintlichen Autonomie gewonnen wird, aus ihrer allseitigen Fähigkeit, sich als Subjekt ihrer Selbstwahrnehmung zu erhalten und durchzusetzen. Dies macht die Scheidung in einem Abstraktionsprozess, in welchem eine absolute Selbstwahrnehmung sich absondert durch größtmögliche Absehung von konkreten Bedingungen und in höchster Absicht für sich selbst, aus persönlichen Verhältnissen ohne Ansehen der Person an Selbsterleben rauszuholen, was rauszuholen ist. In der flexiblen Persönlichkeit besteht das Selbst für sich als reine Entscheidungsratio des größtmöglichen Nutzen der Selbstwahrnehmung für den Selbstwert. Und dem steht vor allem jede andere Selbstwahrnehmung im Weg. Diese wird herabgesetzt zu einer Schrulligkeit des überwundenen Menschen, zur Borniertheit seelischer Bedürfnisse, denen sich die flexible Persönlichkeit enthebt, allerdings nicht ohne sie für sich zu nutzen. Solche Niederungen der Selbstgefälligkeiten reichen ihr zwar nicht mehr aus, um daraus ein Leben zu machen, das sich reich fühlt an zwischenmenschlicher Bezogenheit, aber ihre Selbstbezogenheit wird reich an eigenener Wertigkeit, wodurch sie sich hierfür leicht persönlich durchzusetzen versteht, sei das in ihrer Berufswelt oder in ihren persönlichen Beziehungen.
Die flexible Persönlichkeit setzt sich heraus aus den Bedrängnissen persönlicher Wahrnehmungen; sie löst deren Empfindungen auf, indem sie diese durch Gefühle abweist, die sie für sich behält, in denen diese sich ergießen wie die Arbeit in das Kapital, die sie aber nutzt, um sie auch zu bestimmen, ihren Wechsel zu arrangieren und jene in sich abzutöten, die anderen weichen müssen. Sie erscheint voller Gefühle, hat diese aber selbst nur durch ihr Verhalten zu deren Objekten, die Menschen um sie herum, die wie Umstände ihrer Gefühlswelt sind. Es sind Gefühle, die nicht fühlen, die als Gefühl längst vergangen und nur Gedächtnis sind, die aber ankommen im Erleben mit anderen, tote Gefühle, wie sie leiben und leben. Es geht in der flexiblen Persönlichkeit zu wie im wirklichen Leben, allerdings ohne dass irgend etwas Wirkliches, also etwas Wirkung habendes dabei vorkommt. Diese Persönlichkeit lebt ein Leben in der Unwirklichkeit, die sich so bewegt, dass sie sich den zwischenmenschlichen Wirklichkeiten entziehen kann, dass sie deren Brüche und Probleme außer sich lässt, dass sie also das reine Erleben bei sich behält und die Beziehungen, die darin entstehen, abzustoßen versteht. Ihre Absichten sind absolut unbewusst, nur merkt man das nicht, weil sie nicht als Absichten auftreten, sondern sich alleine durch das Arrangement ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen zu verwirklichen verstehen.
Sie versteht vor allem, ihr Selbstgefühl sachlich zu wenden, sich nach diesen und nach deren Maßgabe rein sachlich zu verhalten und in dieser Bestimmung ihrer Gefühle ihre Selbstbestimmung jenseits der Gefühlswelten und Empfindungen zu ihrem optimalen Nutzen verwirklicht. Sie vergegenwärtigen sich zwar in den Entscheidungen solcher Persönlichkeit, jedoch nicht wirklich, nicht als wirkliche Selbstwahrnehmung, sondern im Selbstgewinn einer seelischen Beziehung, die nur noch als Erlebnis von Menschen besteht, vom Wechselspiel der gegensinnigen Charaktere, ihrer Annäherungen, Verfeindungen und Selbstaufhebungen. Die flexible Persönlichkeit lebt von ihrer Zwischenmenschlichkeit, erlebt sich selbst hierin aber nicht mehr bestimmt, sondern bestimmend, indem sie sich in den Verhältnissen mit allem so arrangiert, dass sie glauben kann, auch optimalen Nutzen hieraus zu ziehen und es hierdurch für sich zu haben. Der Schein trügt, aber er wird praktisch vollzogen durch den Wechsel des Erlebens, durch den Austausch eines Erlebnisses mit einem anderem. Indem ihr Erleben hierdurch im unendlichen Wechsel bestimmt ist, ist das Auswechseln die verbliebene Aktivität der Selbstbeziehung und erscheint daher selbstbestimmt durch deren Bestimmtheit.
Alle Selbstwahrnehmungen erscheinen damit als gegenständliche Wahrnehmungen, herausgenommen aus ihrer Gefühlswelt, als Wahrnehmung wirklichen Lebens im Erleben zwischenmenschlicher Beziehungen im Wechselspiel der Persönlichkeiten und ihrer Egozentrik. Gerade weil solche Persönlichkeit sich hierüber erhebt als Flexibilität des Fühlens zum Nutzen ihrer Selbstwahrnehmung, also nicht mehr wirklich selbst fühlt und empfindet, erscheint ihre Wahrnehmung in allem unendlich wahr. Ihre Gefühle werden ja auch wirklich dadurch aufgehoben, dass sie durch Empfindungen gewechselt werden, die sie nicht mehr wahrhaben muss, weil sie sogleich mit der nächsten Empfindung getauscht wird, die nächste die letzte potenziert und zugleich abtötet. Die flexible Persönlichkeit ist ein Erlebensmensch, Produkt und Produzent ihrer Erlebnisse. Sie hat alles in sich unendlich wahr, indem sie sich allem unendlich entzieht - und so kann es ihr mal unendlich gut oder auch unendlich schlecht gehen, je nach dem, wie sich ihr Seelenleben durch das Erleben ihrer Organe sinnlich füllt. Und die werden dabei stumpf für ihre Empfindungen, zu tumb und einfältig für ein wirkliches Gefühl - abgetrennt von jeder wirklichen Wahrnehmung und voller Wirkung von dem, was sie wahr haben.
Der amerikanische Soziologe Richard Sennett hat einen flexiblen Menschen beschrieben, der mit der hier beschriebenen Persönlichkeit sehr ähnlich ist, der von ihm aber aus den Sachverhältnissen der globalisierten Arbeitswelt abgeleitet wird. In solcher Beschreibung wird Sozialpsychologie zu einer Art Widerspiegelungstheorie. Damit wird zwar ein Berufsbild als soziale Welt vor Augen geführt, die in den Menschen Niederschläge hat, nicht aber erklärt, wie und warum sich Menschen damit identifizieren können. Zudem wird auf diese Weise die flexible Persönlichkeit entproblematisiert, aslo so getan, als ob die Menschen sie widerspruchsfrei leben könnten. Von da her kann man Sennets Theorie sowohl als Kritik verstehen, als auch als Argument für eine Neuzeit, an die man sich durchaus gewöhnen könnte, wenn alle ihre Vorteile nur schon entwickelt wären: Die Verwirklichung von Freiheit als allseitige Ungebundenheit des Individuums. Die Beziehungslosigkeit der Menschen, die er damit beschreibt, kann man also auch umwerten, solange er sie nicht als Subjekte einer Welt beschreibt, die ihren Untergang im Zynismus ihrer Gewinnsucht betreibt.
Flexibel meint gebeugt. In den Bestimmungen des Nutzens, im Austausch des Erlebens, erscheint das Arrangement, welchem sich solche Persönlichkeiten beugen, als das eigene, als eigene Bestimmung, wiewohl es nur das Arragement von gegebenen Beziehungen und Personen ist. Aber der Nutzen bestimmt die Beziehungen eines Arrangements, welchem die flexible Persönlichkeit dient, um sich selbst zu dienen, um davon zu zehren, so lange diese bestehen. Die erneuern sich dadurch zwar nicht mehr und haben dadurch also auch kein wirkliches Leben in sich. Aber indem eine flexiblöe Person sie als Erlebnis nimmt, entnimmt sie die Empfindungen und Gefühle von anderen Menschen und ist ihnen unterworfen, richtet sich ganz unbewusst nach ihnen im Gesamtzweck einer alles vernutzenden Selbstgewissheit im Ungewissen ihrer Bezogenheiten. Diese hat sie in sich wahr als Aufhebung ihrer seelischen Zusammenhänge und alle Bedingungen gelten darin als Mittel der Selbstwahrnehmung im Erleben zwischenmenschlicher Beziehungen und alle Menschen werden zu ihrer Bedingung. Die Bedingtheit erscheint daher als Bedingung einer Persönlichkeit, die sich selbst bestimmt, indem sie sich den Gegebenheiten potenzieller Beziehungen beugt.
Zunächst sind solche Personen also rein opportunistisch, vollziehen diesen Opportunismus aber zugleich als Selbstunterwerfung unter die Notwendigkeiten ihrer Existenz und ihrer zwischenmenschlichen beziehungen. Der vermeintliche Opportunismus ist eine ganz abstrakte und allgemeine Verbeugung und Selbstbeugung unter die Sachverhältnisse ihrer Beziehungswelt, die hierdurch selbst versachlicht ist. Ihre Beziehungen selbst sind ihre Sache und diese handhabt sie wie ein Ding, das für vielerlei Gebrauchsweisen nützlich ist. Was sie damit erlebt, das arrangiert sie auch. Und das Arrangement ihrer Erlebnisse ist die einzige Geschichte, die sie wirklich hat und auch macht. Es ist die geschichte ihres Selbsterlebens.
Von daher ist die flexible Persönlichkeit zwar im Glauben, dass sie durch ihr Arragement abstrakt und allgemein alles bestimmt, muss aber in jedem Detail sich unterwerfen und an dessen Notwendigkeiten anpassen, damit ihre Geschichte damit gelingt. Ihre wesentliche Absicht zielt auf das Gelingen ihres Erlebens, das alleine ihr als Leben gilt. Sie verhält sich in selbstbewusster Beugung wie ein Dienstleister in der beständigen Hoffnung auf das große Geld - und ist dies meist auch. In einer Dienstleistungsgesellschaft ist dies der herausragende Typus bürgerlicher Persönlichkeit, der Burgherr eigener Selbstbeschränkung, durch die sie sich alles offen hält, was sie als Freiheit ihres Selbsterlebens bis zum Untergang erfährt. Sie öffnet ihre Lebensburg, um möglichst viel Leben zu erfahren und sie ist umgänglich und äußerst kommunikativ, weil darin das Prinzip ihrer Lebensgestaltung steckt. Doch sie muss sich in dieser Öffnung vor allem selbst beherrschen, weil sie ihrer Selbstwahrnehmung enthoben wird in dem Maß, wie sie ihr Selbsterleben in der Masse findet. Es ist die Erfüllung ihres optimalen Erlebens nützlicher Beziehungen, in denen sie alles von sich verliert, was sie durch diese gewinnt. So kann dieses sich auch nur in einer großen Masse von persönlicher Erfahrung vollziehen.
Die flexible Persönlichkeit ist ein Massenmensch. Nicht von ungefähr kommt ihr Rückgriff auf Autoritatismus und Esoterik in Masse und in Massenveranstaltungen. So sieht z.B. der Münchne Sozialpsychologe Prof. Heiner Keupp in Der Wille zum Schicksal (Verlag Carl Ueberreuter Wien 2003, S. 274ff) in seiner Kritik an B. Hellinger die Zuwendung flexibler Menschen zu dessen esoterischen und autoritativen psychotherapeutischen Massenagitationen in der Flexibilität und dem Deutungsverlust ihrer Erlebenswelt begründet, die er mit Richard Sennett in einer darin wachenden Gemeinschaftssehnsucht aufgehen sieht. Solcher Rückgriff jedoch ist allgemeinster Natur und reicht bis hin zur Gemeinschaftsstiftung durch päpstliche Medienauftritte. Es ist keine wirkliche Gemeinschaftssehnsucht, sondern eine Sehnsucht nach absolutem Selbsterleben, das nur in einer Masse von Menschen möglich ist. Und hierzu taugt Esoterik jeder Art zur Abschottung des besonders feinsinnigen Selbsterlebens gegen die Wahrnehmung und ist das probate Mittel zur Symbiose einer vergemeinschafteten Selbstverschmelzung.
Von der Masse abhängig geworden, in der sie sich aufgehoben hat, verneigt sich die flexible Persönlichkeit vor sich selbst. Ihre Verneigung ist die Verneigung vor dem allgemeinen Erfolg durch Besitz, der Sachen und Menschen betrifft, und ihre Unterwerfung ist die damit ermächtigte Selbstausbeutung, die beständige Ausnutzung aller Zeit und Potenziale zur Bestätigung ihrer Lebensfähigkeit, die ihr als Erlebensfähigkeit gilt. Immerhin dreht sie sich dabei vollständig um sich selbst, indem sie mit ihren Sachen hantiert - mal zu ihrem Selbstverlust, mal zu ihrem Selbstgewinn. Sie selbst ist eine Selbstbewegung unterworfener Sinnlichkeit, die sich als mächtiger Unsinn in ihrem Leben ausbreitet, als beständige Angst vor dem Versagen, dem Altwerden, und die sich daher in grotesk versteinerter Jugendlichkeit bestätigen und beweisen muss.
Es ist ihre im Geld verlorene Geschichte, die sie zu diesem subjektiven Zirkelschluss geführt hat. Dieser macht all ihre Beziehungen zu Menschen aus und ist also die auf sich selbst reduzierte Selbstbezogenheit, die auch andere Menschen nur in der Schleuderbewegung ihrer Egozentrik kennenlernt. Das macht ihre Unstetigkeit selbst zu einem zwischenmenschlichen Beziehungsmerkmal, zur beständig auswechselbaren Bezogenheit, welche als beständig erneuerte Beziehung erscheint.
Die Personifikation der Selbstwahrnehmungen hat auf diese Weise die Persönlichkeit des Besitzstands zur Person eines opportunen Willens gebracht, welche das fühlt, was sie nötig hat und das haben muss, was ihrem Selbstgefühl entspricht. Von da her steht sie zu allen Menschen in einer Beziehung der Nützlichkeit, im Interesse der Vernutzung von menschlichen Beziehungen. Darin sind alle Antriebe der Wahrnehmung aufgehoben in einer objektivierten Beziehung der Selbstwahrnehmung auf die Wahrnehmung überhaupt. Die Selbstwahrnehmung ist mit der Wahrnehmung identisch, Subjekt wie Objekt seiner selbst.
Die Menschen unterscheiden sich darin nicht mehr in Beziehung und Wirklichkeit; sie haben in ihrem Selbstbezug als deren Subjekte ihre ausschließliche Wirklichkeit - allerding zugleich als Objekte der Beziehung auf andere. Ihre Wirklichkeit hat keine Geschichte mehr, d.h. sie treten darin nicht als Akteure, sindern selbst nur wahrnehmend auf. Sie wechseln ihre Beziehungen, wie es ihnen nötig erscheint und sehen diese obejktive Bestimmtheit meist sogar als ihre subjektive Potenz, als ihr Verhalten an. Und diese Verwechslung von Selbstbestimmung mit ihrer Formbestimmtheit macht sie zu Tätern wie Opfer der Selbstwahrnehmung. Von daher ist die flexible Persönlichkeit die Vollendung der Selbstwahrnehmung - wie auch ihre vollständige Entleerung. Es findet in deren Beziehungen eine permanente Lebensaufhebung statt, die als Lebensgewinn erscheint, eine wechselseitige Entleibung des Lebens im Erleben. Die Entleibung der Menschen ist darin nicht mehr unterscheidbar von ihrer Leiblichkeit ihrer Erlebnisse, weil sie in diesem Verhältnis selbst zergehen und lieb und nett und gut füreinander da sind, jeder in der Spekultaion auf das totale Erlebnis, das einzigartige, das ausschließliche und vollständige Leben in einer zwischenmenschlichen Liebe und Geborgenheit - in einer von der wirklichen Welt abgeschotteten Welt, in einer hiervon isolierten Zwischenmenschlichkeit auf einer Insel glückseliger Selbstbestimmung.
Die Güte der Selbstwahrnehmung ist in der flexiblen Persönlichkeit objektiv und allseitig personifiziert. Es ist letztlich die Personifikation des Geldverhältnisses als menschlich scheinendes Verhalten: Allseitig und beliebig und immer im Zentrum aller Beziehungen, die zugleich vollständig gleichgültig gegen und für die Menschen sind, objektiv und ohne wirklichen Anfang und wirkliches Ende, ohne Geschichte und voller Geschichten, Erlebnishaftigkeit an und für sich.
Aber wie dieses Verhältnis in den persönlichen Beziehungen widerscheint, so kann es nicht wirklich sein, weil es eben in Wirklichkeit doch Menschen sind, die es auszutragen haben. Ihre wechselseitige Abhängigkeit ist verschwunden und das Erlebnis einer Verwirklichungsmacht zwischenmenschlicher Beziehungen durch allseits mächtige Persönlichkeiten steht nun im Zentrum der persönlichen Zwischenwelt. Und diese wird hierdurch zu einer Welt egozentrischer Beziehungen.
Die flexiblen Persönlichkeiten sind in ihren Beziehungen für sich selbst gut, weil ihr Charakter auf einer allseitigen Beziehungslosigkeit gründet, die sich nur in einer Welt voller Ereignisse, auf kulturellen Events der Zwischenmenschlichkeit erhalten kann, welche die einzelnen Psychen bewegt und erfüllt. Diese Welt ist ihnen einerseits notwendige Grundlage ihrer Selbstbezogenheit, andererseits aber auch so selbstverständlich, dass deren Gehalt nicht mehr erkennbar ist. Was sie für sich sind, sind sie nur durch andere und was sie für sich gebildet haben, entleert sich in einem fort dadurch, dass es immer wieder neu gebildet werden muss. Jeder Gewinn einer Beziehung bedeutet auf Dauer auch ihren Verlust, Was stark sein muss, wird als Schwäche erlebt und die Psyche trocknen, macht die Fülle des Erlebens zur Leere der Erfahrung. Und das ist auch zu ihrer seltsame Wahrheit geworden: Ihr Selbsterleben wurde zum Sysyphos einer unendlichen Mühe und sollte doch eigenlich alles Beziehen entfalten. Die Persönlichkeiten der Zwischenmenschlichkeit erleben sich selbst als Last, weil die zwischenmenschlichen Verhältnisse selbst sich nur im Ausschluss ihrer Wahrheit beziehen, selbst nur über ihre Quellen hinwegtäuschen müssen: Die Einverleibungsucht des bürgerlichen Menschen, dessen Leben auf der Willkür seines Geldbesitzes gründet und dennoch Selbstgewissheit verbürgen soll.
siehe auch ''Thesen zur Diskussion des Begriffs 'flexible Persönlichkeit'''
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133.4 Die Egozentrik der Selbstveredelung (oder der Edelmut der Selbstwahrnehmung)
Nicht nur die Selbstwahrnehmung, auch die Wahrnehmung insgesamt, ist mit der Entwicklung ihres Selbstwerts in den persönlichen Beziehungen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnissen zirkulär geworden. Das Resultat des ganzen Selbstverwertungsprozesses, dem Entwicklungsprozess der bürgerlichen Persönlichkeit, dem bürgerlichen Subjekt schlechthin, sind Menschen, die das Leben ganz auf ihrer Seite zu haben meinen, weil sie außer sich nichts anderes kennen, als das, was sie nur von sich und durch sich selbst wahrhaben können und worin sich ihre Vorstellungen von sich mit dem entsprechenden Ideologieen im Verhalten ihrer Selbstwahrnehmung vereinen. Sie ist im Großen und Ganzen zu ihrem absoluten Selbstgefühl als Mensch schlechthin geworden, zur ganz intimen Allgemeinheit ihrer Gefühle aus sich und durch sich, wie sie ihre Psyche - das Gedächtnis ihrer Selbstwahrnehmung - mit der Systematisierung ihrer Absichten versammelt hat. Was sie erkennen kann ist daher auch nur das, was sie schon kennt.
Weil solche Subjekte ihr Menschsein nur in der Vorstellung von sich haben, können sie sich auch nur als Vorstellung veranstalten und können daher als einzig wahre Lebensquelle auch nur sich selbst beweisen, sich als Wahrheit ihrer Selbstwahnehmung empfinden und in sich in solcher Selbstgewissheit befinden und anerkennen, sich als den ausschließlichen Urheber ihres Lebens verstehen. Sie können ihren so genannten Mitmenschen gar nicht mehr als wirklich lebenden Menschen in den Widersprüchen und Zweifeln seines Lebens erkennen und sich von daher auf ihn auch nur als Objekt ihrer Selbstgefühle in ausschließlich eigensinnigem Recht beziehen. Weil sie den Menschen nicht mehr in seinen wirklichen Lebensbedingungen kennen und daher auch nicht mehr erreichen können, haben sie sich ausschließlich in ihren Selbstempfindungen und also nicht mehr in ihrem wirkliches Menschsein wahr. Ihre Verhältnisse erscheinen ihnen nurmehr so, wie sie sich darin finden und empfinden können. Von daher sind sie ihrem eigenen Verhältnisschwachsinn unterlegen und vorzügliche Träger der Ideologien, durch die ihre Absichten als Lebensziele zirkulär, zu ihrer ganz persönlichen Teleologie geworden sind.
Ihre Selbstwahrnehmung schließt sich damit in die Egozentrik ihrer absoluten Selbstveredelung ein, deren wahrer Zweck ist, über die Abgründe, Löcher und Untiefen ihrer Selbstwahrnehmung, über ihre Minderwertigkeitsgefühle hinwegzutäuschen, die sie in ihrer Egozentrik bewahren und zugleich nicht mehr wahrnehmen können, weil sie ihre Selbstentfremdung nicht mehr wahrhaben können, weil ihre Wahrnehmung selbst nur auf das Fremde im anderen Menschen konzentriert ist, um ihre jeweilige Egozentrik sich nur noch in dieser Absicht verallgemeinert und bestärkt. Ihr Edelmut ist der Grund ihrer Selbstgerechtigkeit, mit der sie jetzt locker auch über Leichen gehen können und was sie in sich und anderen abgetötet haben, das bestärkt ihre Selbstgerechtigkeit wie die Ewigkeit einer göttlichen Güte, die ihrem Edelmut immer wieder entspringt und immer wieder durch das Recht ihrer hierdurch veredelten, ihrer höheren Selbstwahrnehmung genährt wird.
Was die Menschen an Umgang in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen hervorgebracht haben ist eine Persönlichkeit, die sich vor allem durch Einverleibung von zwischenmenschlicher Erfahrung in ihremSelbstgefühl aus den Verhältnissen der Selbstverwertung eine Selbstbezogenheit zu verschaffen versteht, mit der sie nun aus den Nöten ihrer Selbstwahrnehmung als allgemeiner Zwischenmensch hervortritt, der für sich schon Wert hat, der also in sich abgeschlossenen Selbstwert darstellt, weil er sich durch seine Verhältnisse seiner Wertigkeit versichert fühlt. Das Resultat dieser Verhältnisse der Selbstverwertung war eine Selbstveredelung, die nun als in sich geschlossene Persönlichkeit erscheint, aber diese zugleich nicht durch sich sein kann, weil sie sich nur aus den Verhältnissen der Selbstverwertung selbst erhält und nährt.
Im Grunde ist jede Persönlichkeit nun in ihrer Ausschließlichkeit entwickelt, die nur dadurch sein kann, dass sie alles Unpersönliche von sich ausschließt , um das Ausgeschlossene allein für sich zu haben. Von daher ist sie zu einem bürgerlichen Subjekt geworden, das über die Mängel der bornierten Selbstbeziehung erhaben zu sein scheint, aber nur dadurch sich über sie erheben kann, dass es aus deren eigenartig gewordener Verwertung sich immer wieder zu bilden versteht, sich immer wieder den Selbstwert aneignet, den es durch andere erfährt und den es durch andere nur wahrhat, solange sie deren Wahrnehmung auch zu beeindrucken versteht. Dadurch, dass dieses zwischenmenschliche Subjekt hieraus einen Selbstwert bezieht, den es nicht mehr selbst bilden muss, sich nicht in der Selbstverwertung bezieht, sondern seinen Selbstwert wie einen Mehrwert der Selbstwahrnehmung in zwischenmenschlichen Verhältnissen als bürgerliche Persönlichkeit hat und aneignet, wird es zu einem universellen Bürger dieser Welt.
Eine solche Persönlichkeit erscheint sich nun selbst seelisch wie leiblich als autonom und in allseitiger Beziehung auf alle anderen Personen, die durch ihre Allgemeinheit zugleich gleichgültig für sie sind, weil sie ihr gleich gelten und doch anders, - eben von anderer Geltung für sie sind, indem sie sich als Besonderheit einer allgemein abstrakten Wahrnehmung verhält. Von daher ist jede einzelne Persönlichkeit zwar nur im Verhältnis zu anderen Persönlichkeiten das, was sie ist, stellt sich aber notwendig über sie, weil sie nur durch sich selbst von Wert sein, Selbstwert haben kann. Von daher besteht das Verhältnis der bürgerlichen Persönichkeiten allgemein gegen einander. Jede fühlt sich durch die andere bedrängt und erlebt von daher ihre ganze Welt als allgemeine Bedrängnis. Die Welt der Menschen erscheint nun als menschliche Welt gegen sie, die darin kein wirkliches Auskommen haben kann, wenn sie nicht darauf zielt, sich selbst als in sich geschlossenen Selbstwert wahrzunehmen. Ihre allgemeine Absicht ist daher jetzt, die Gegenstände ihrer Wahrnehmung zu entwerten, um sich auch ausschließlich für sich wahrzuhaben. Die bürgerliche Persönlichkeit muss sich daher dem verschließen, was Menschen für sie sind, um das Gefühl allgemeiner Menschlichkeit, das sie durch sich, durch die Verallgemeinerung von sich hat, für sich zu objektivieren. Sie ist durch die Verallgemeinerung ihrer ausschließlichen Selbstwahrnehmung nun allen gleichgestellt, weil sie sich mit allen Menschen einig weiß, während sie diese ihrem Selbstgefühl unterordnet.
In Wahrheit aber ist sie zugleich in dieser Ausschließlichkeit sehr ohnmächtig, funktioniert ihr Edelmut doch nur dadurch, dass er alles andere außer sich herabsetzen muss, allein schon um zu bleiben, was sie ist. Die Welt der anderen, soweit sie überhaupt wahrgenommen wird, stellt von daher eine enorme Bedrohung dar, die sie als Lebensangst wahrhat, aber nicht als diese wahrnehmen kann, weil sie sie gar nicht wahrnehmen darf, wenn sie in ihrem Sosein unerschüttert bleiben will. Im Grund hat sie eine durch und durch negative Beziehung auf alles, was sie umgibt, und muss doch gegen alles, was sie umgibt positiv sein, um ihre Beziehungswelt zu erhalten. Ihr Körperfetischismus ist zu einemFetischismus der Persönlichkeit geworden, dem sie selbst unterworfen ist. So scheinbar ihre Persönlichkeit mit sich zufrieden ist, so unscheinbar schwach ist doch ihre Wirklichkeit. Sie ist mit allem eins, das für sie bedohlich ist. Ihre beständige Notwendigkeit, sich damit arrangieren zu müssen, ist zu einem wahren Sisyphos an Selbstverarbeitung geworden und stellt sie sie schließlich auch politisch gegen das, durch was sie begründet ist: Gesellschaft. Der radikale Individualismus, der sich gegen Gesellschaft überhaupt stellt, steht in der permanenten Bedrohung durch eben diese Gesellschaft, von der sie sich ausgeschlossen und getrennt hat.
Und dieser Gegensatz belastet ihr ganzes Leben. Er lässt eine solche Persönlichkeit in dem verharren, was ihr aber zugleich außer ihr selbst gegeben und geboten ist. Indem sie andere als ihre Objekte hat und braucht, ist sie für sich selbst objektiv geworden. Und ihre Selbstgerechtigkeitwird zum Mahnmal ihres durch sie selbst beschränkten Lebens - aber eben auch zu ihrer unendlichen Machtfrage. Solange sie kein Verhältnis findet, in welchem ihre Egozentrik auch die Form ihrer Leiblichkeit strukturieren kann, verliert sie die Veredelung, die sie durch sich betrieben zu haben meint. Von daher muss sie sich auch im Verhältnis zu anderen Menschen beständig in ihrem Selbstwert unterscheiden und entwickeln und kann nur in der Symbiose mit anderen Menschen hiergegen Schutz finden, indem sie sich ihr Leben auf psychischer Ebene mit ihnen teilt. Ihr Bestreben geht daher auch dahin, psychische Verhältnisse einzugehen, um eine Zwischenmenschlichkeit zu bilden, in welcher dieses Verhältnis geborgen wird, wenn sie die hierzu nötige Lebensburg sich zu strukturieren vermag.
Das psychische Erleben der zwischenmenschlichen Persönlichkeit wird damit von ihrem Menschsein als solches nun wirklich ununterscheidbar. Ihre Lebenswelt erscheint in dieser egozentrischen Lebensstruktur, in der Lebensburg seiner menschlichen Beziehung, als natürliche Lebensform eines jeden einzelnen und vereinzelten Menschen, der im zwischenmenschlichen Erleben sein Leben nun auch strukturiert erfährt, der also das erfährt, was er wahrhat und nur wahrnimmt, was er darin zu sein hat. Sein Lebensraum ist zwar nicht zwischenmenschlich, sondern alleine durch seinen Besitz bestimmt, aber dieser ist als sein Eigentum mit ihm nun vollständig identisch und macht den Spielraum seiner persönlichen Beziehungswelt als Welt seiner Selbstwahrnehmung aus. Zugleich reduziert dies als mit ihm Identisches Privateigentum sein allgemeines Lebensgefühl die ausschließliche Gegenwärtigkeit seines Lebens, in welchem er sich nur selbst empfinden kann, ohne hierfür eine eigene Gegenwart zu haben. Aber die Gegenwärtigkeit der Menschen im Allgemeinen bleibt dabei nicht aus. Sie müssen sich in ihrer Lebenswelt ständig vergegenwärtigen, um darin überhaupt zwischenmenschlich zu bestehen. Ihr Gefühl beruht zwar im Grunde nur noch aus bloßer Aneignung von Regungen, deren Beziehungen nurmehr jenseits ihrer Verhältnisse begründet sind. Aber in dieser Objekthaftigkeit können sie selbst nicht für sich sein. Sie verspüren im Nachhinein ihres Erlebens Wirkungen, die zwar ihre Stimmung bewegen, aber eben nur als Stimmungsschwankungen existieren. Die Welt selbst wird ihnen zu einer allgemeinen Persönlichkeit, die voller Ereignisse zwschenmenschlichen Erlebens ist, aber ihrerseits zugleich unbedingte Gegenwärtigkeit verlangt.
Dies hat Folgen für ihre zwischenmenschlichen Beziehungen: Sie erkennen keine Bedingungen mehr dem Inhalt nach, was sie ihnen wirklich bedeuten, weil sie nicht empfinden können, was sie fühlen. Sie empfinden, wie andere auf sie wirken und haben Gefühle für sich, weil und wenn sie sich in Beziehung auf andere Menschen erleben. Sie beziehen sich auf einander, ohne dass ihre Beziehungen ihnen noch in irgendeiner Weise begründet erscheinen. Diese Beziehungsform ist so inhaltslos, wie selbstgefällig. Die damit einhergehende Selbstgerechtigkeit wird nicht mehr wahrgenommen, weil sie untereinender auch nicht anders wahrnehmbar sind, als es ihre Wirkung aufeinander herausstellt. Diese ist im allgemeinen jedoch negativ, weil jede Beziehung in ihrem Einverleibungsinteresse durch die andere beschränkt wird. Was sie füreinander sind, das haben sie auch durcheinander zu leiden. Allgemein halten sich die zwischenmenschlichen Persönlichkeiten auf Dauer nur schlecht aus.
Das Recht des Einzelnen auf freie Selbstentfaltung wird immer wieder gestört durch das Unvermögen, sich unbeschränkt zu erleben, ohne das Selbsterleben anderer zu bedrängen. Ungerecht sind natürlich immer die anderen, denn die stellen ja die Beschränkung der Selbstverwirklichung dar. Nun war doch für die Verbundenheit mit ihnen soviel Mühe aufgewendet worden, nur um sie in Beziehung zu halten. Und dann scheitert das lediglich daran, dass es keinen dauerhaften Passer hierfür gibt, nur weil die Güte der anderen hierfür nicht hinreicht. Wie leicht können sie dann bösartig und monsterhaft erscheinen. So nimmt das zwar jeder gerade wie der andere wahr, doch nimmt es auch jeder dem anderen in gleicher Weise übel. Man muss sich voreinander in acht nehmen, um miteinander sein zu können.
Solche egozentrischen Persönlichkeiten sind die Bürger dieser Welt, in welcher Geldbesitz eine selbstverständliche Grundlage ist, praktisch einfach schon als Gegebenheit unterstellt und hingenommen wird. Sie müssen ein großes Vermögen haben, sich in der Anwesenheit von auf sie gerichteten Personen aufzuhalten und mit ihnen umzugehen, müssen auch ihre Selbstbezogenheiten so entwickeln, dass dieser Umgang nicht gefährdet wird. Allgemeine Kumpanei wird zum Träger einer persönlichen Erlebniswelt, in welcher jeder Mensch mit dem anderen so verkehrt, dass er ihm einerseits nötig ist, um in dieser Welt zu sein, andererseits aber eine Last darstellt, weil die egozentrische Persönlichkeit auch gezwungen ist, die Mühen einer Selbstvergegenwärtigung in einem beziehungslosen Lebensraum aufzuwenden, um eine ihr zuträgliche Beziehung zu halten.
Die bürgerliche Persönlichkeit muss sich nun in diesem doppelten Selbstbezug bewähren: Sie muss sich einerseits in dieser Beziehungswelt unabkömmlich machen indem sie hohe Gegenwärtigkeit beibringt, und muss zugleich ihren Selbstwert daraus gewinnen, dass die Erlebensweise der Menschen zu ihrer soziale Substanz wird. Die ganzen Verhältnisse erscheinen jetzt dadurch höchst sozial, dass jeder Mensch sich um das Erleben des anderen kümmert und sorgt, dass zugleich aber jeder hierbei vor allem seine soziale Substanz besorgt, seine persönliche Gegenwärtigkeit zur Anerkennung in seiner zwischenmenschlichen Comunity nutzt. Das Allgemeine der Egozentrik in diesen Verhältnissen kann eben nur die Allgemeinheit einer widersprüchlichen Form der Beziehungen sein: Ein jeder sorgt sich um den anderen, weil er hierdurch sich seinen Selbstwert besorgen kann. Es ist dies die hochentwickelte Form der Egozentrik, in welcher bürgerliche Persönlichkeiten schließlich miteinander verkehren müssen und welche ihre Wahrnehmung auch bestimmt. Ihre Selbstwahrnehmung wird dabei hiner ihren Augen zunehmend ihre auschließliche, weil alles andere ausschließende Wahrnehmung, weil nur darin ihre soziale Wahrheit erblühen kann - wenn auch nur als einsame Blüte uneinbringlicher Selbstwahrnehmungen, als unendliche Sehnsucht auf ein eigentliches Leben, ein Leben, das nicht zu haben ist, aber doch Besitz darstellen soll, selbst wenn es dann besessen ist.
Die Wahrnehmung wird somit im Wesentlichen durch die Selbstwahrnehmung, d.h. die Auffassung von Fremdem als Eigenesbestimmt (siehe Egozentrik). Dies betreibt eine Einverleibung des Gegenstands der Wahrnehmung, wodurch alles als eigen wahrgenommen wird, was wesentlich nur wahrgehabt wird. Ihr Gegenstand wird also nicht wirklich wahrgenommen, sondern als Selbstverständlichkeit der Wahrnehmung (siehe Gewohnheit), als ihre Eigenschaft genommen, als bloße Befindlichkeit des Wahrnehmens, die damit selbst keinen Sinn für Wahrheit mehr haben kann. Mit der egozentrischen Wahrnehmung wird dasWahrgehabte selbst zur Bestimmung des Wahrgenommen, also eine Ununterschiedenheit von beidem erzeugt, Wahrnehmung selbst zum Maßstab der Befindlichkeit.
Beziehungen tragen sich in dieser Egozentrik so zu, wie sie durch die Träger dieser Erlebniswelt bestimmt werden. Aber der Selbstwert, der hier entsteht, hat seine Grundlagen aus den zwischenmenschlichen Beziehungen solcher Persönlichkeiten verloren. Er besteht nur in der Einverleibung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, welche die Menschen zu Trägern dieser Kultur der Beziehungslosigkeiten werden lässt. Der Selbstwert hat damit eine eigenständige Veräußerung zu schaffen, sich als Zentrum einer möglichst abgeschlossenen Selbstbeziehung zu erweisen. Diese Verwirklichung der Selbstgefühle aber verlangt einen hohen Einsatz, eigentlich eine Pervertierung ihrer Grundlage: Sie muss Beziehungen schaffen, welche aus der Annäherung an bestimmende Persönlichkeitsmerkmale bestehen. Diese zeigen sich nicht mehr in zwischenmenschlichen Beziehungen selbst, sondern alleine in der Gestaltung der Annährung, der Räume und Ereignisse und Gelegenheiten in solcher Welt..
Das verlangt also nicht nur bestimmtes Erleben, sondern vor allem ein beständiges arrangieren von Kontaktbedingungen und umgekehrt auch ein beständiges Umgehen mit Befindlichkeiten und Kränkungen. Indem die Menschen in solcher Welt sich gegenseitig hervorkehren, machen sie sich ja auch runter und erleiden ihre Beziehungslosigkeit in einer beständigen Kränkung ihres Selbstwertgefühls. Dies verlangt einen unaufhörlichen Zugewinn an positiven Erlebnissen, aber auch einen Rückzug aus der Betrefflichkeit, eine Bindung, die sich aus der Beliebigkeit flexibler Beziehungswelten heraussetzt.
Es hat sich daher in der privaten Persönlichkeit der zwischenmenschlichen Kulturverhältnisse eine Nützlichkeit persönlicher Bezogenheit herausgestellt, in welcher sich diese Verhältnisse zwar selbst tragen, aber für sich auch höchst bedrohlich sind. Nutzen ist Unterwerfung und Herrschaft in einem, je nach dem Zweck, den er verfolgt. Ein jeder dient dem anderen, um sich selbst zu dienen, und er dient sich durch die Einverleibung fremden Lebens in seiner persönlichen Lebensform, seinem Lebensstil, seinen Lebensbedürfnissen usw. Er muss sich in der Beziehung auf andere beherrschen, um sich zu dienen und er muss dienstbar sein, um seine Selbstbeherrschung auch persönlich zu nähren, um also fremdes Leben für sich zu haben. Die Personen sind sich in diesen Verhältnissen so vertraut, wie sie sich fremd sind. Es sind Objekte, die sich durchaus als Subjekte verstehen können, die aber diese Subjektivität nur als Objekte ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen wirklich erleben. Von da her sind es Menschen, die sich in ihrer Selbstverwirklichung vollständig bestimmen, dies aber zugleich als Fremdbestimmung ihrer eigenen Lebensverhältnisse ertragen müssen. Nur als Objekte dieser Verhältnisse erleben sie sich als Subjekte, und was sie in ihrem Selbsterleben von sich verwirklichen können, erfahren sie zugleich als ihren Selbstverlust. Indem sie sich gegeneinander in der Egozentrik ihrer Persönlichkeit überhöhen müssen, verlieren sie, was sie für sich sind, erfahren sich selbst als unzulänglich für das, was sie sein müssten, um in dieser selbst allgemein zu werden.
Als charakterliche Personifikationen des zwischenmenschlichen Lebensverhältnisses blamieren sie sich durch ihre Unzulänglichkeit als Mensch. Zwar stellen sie charakterlich ihre objektive bürgerliche Welt persönlich durch sich selbst dar, scheitern aber als Mensch notwendig an den Konflikten, die ihre Selbstbezogenheit und damit ihren Selbstwert permanent zerreiben. So privat und persönlich können sie unter den bisher entwickelten Bedingungen noch gar nicht sein, dass sie den persönlichen Nutzen ihrer Beziehungen auch voll entfalten könnten. Das Resultat der Selbstverwirklichung ist so paradox wie diese schon angelegt ist: Die Selbstbeziehung hat sich in ihrer Aufhebung wirkungslos und also unwirklich gemacht. Sie kann sich nur im Selbstverlust verwirklichen und nur im Selbstgewinn vollziehen. Ihr Gewinn wird ihr Verlust, wenn sie in ihrer unmittelbaren Wirklichkeit immer wieder im dem Verhältnis neu beginnen muss, worin sie sich gerade aufgelöst hat. Zur Selbsterneuerung muss dieses Verhältnis eine Form bekommen, in welchem sich das Neu zugleich bewahren und bewähren kann.
Gerade weil die Menschen in ihrer Egozentrik ihre einzelne Persönlichkeit zugleich als ihren Selbstverlust erleiden, wenn sie sich den zwischenmenschlichen Beziehungen in aller Konsequenz überlassen, finden sie sich erst in der Geborgenheit trauter Zwischenmenschlichkeit, in ihren Lebensburgen wieder wirklich ein, worin bürgerliche Personifikationen sich durch sich selbst verhalten können, indem sie sich in einer Symbiose ihrer Innerlichkeit, den Gefühlsgewohnheiten ihres Lebens vereinen. Dann erst können die Wünsche wahr werden, die im Gefecht der Selbstverwirklichung keine Welt finden noch erobern können. Der Traum von der Insel muss seinen bürgerlichen Ort finden, seine Wohnstätte, seinen Hort der Gewohnheiten und der bürgerlichen Familie, wo alles abgewehrt wird, was unpersöhnlich ist und wo endlich die Lovestory des privaten Glücks zu ihrer Welt kommen soll, zu einer Eigenwelt, die sich gegen alle Außenwelt abzuschotten versteht. Es ist ein Fluchtpunkt, der die Lebenskraft mächtig bindet. Aber die bürgerliche Persönlichkeit ist längst schon so mächtig an sich gebunden, dass sie diesen persönlichen Ort eines abstrakten Selbstvertrauens, den Lokus geborgener Lebensinhalte haben muss und haben kann.