Kapitalkultur1 1a
1. Der Selbstwert
10. Einleitung in eine Persönlichkeitstheorie der Selbstverwertung
Menschen äußern ihr Leben, indem sie ihre Sache erzeugen und gestalten, indem sie ihre Sinne als Welt für sich vergegenständlichen und somit auch ihre Fähigkeiten und Eigenschaften zu ihrer Sache machen und als ihre Sache haben. In ihren Erzeugnissen sind sie zweifelsfrei deren Erzeuger und haben diese als Zeugen ihrer Wahrheit. Es ist ihre eigene Lebensgestaltung, die sie in dieser Welt schaffen und aneignen, und durch die sie zugleich das Material ihres Lebens, ihre Natur bereichern und durch ihre Lebensäußerungen zum sinnlichen Reichtum ihrer Kultur aufbereiten und fortbilden. Durch deren vielfältige Inhalte differenzieren sie ihre Lebensverhältnisse und vertiefen, entwickeln und bilden ihre Lebensweise mit ihrer Lebensproduktion fort.
Wo Menschen sich aber nicht mehr über ihre Sache, ihrem Erzeugnis, dem Gegenstand ihrer Tätigkeit beziehen können, weil diese ihnen mehr oder weniger fremd geworden ist, beziehen sie sich aufeinander als Mensch unter Menschen, die sich selbst als Mensch gegenständlich werden, sich selbst als Sache ihrer Verhältnisse wahrnehmen. Ihre Lebensäußerung findet so ihren Sinn in ihrem zwischenmenschlichen Leben, in dem, was sie in Menschen bewirken, was sie durch andere erleben. Was sie im Erleben von Menschen wahrnehmen, ist das, was ihr Leben durch andere Menschen wahrhat, was sich zwischen ihnen ereignet. In ihren Beziehungen bildet sich alles Leben aus ihrem Erleben zwischen den Menschen, wie es durch die Ereignisse in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen aufeinander bezogen und daher substanziell in Erlebnissen wahrgehabt wird: Mit Haut und Haaren erfahren sie ihr Menschsein durch Menschen, und es ereignet sich in den Verhältnissen ihrer Wahrnehmung so, wie sie sich darin zu eigen sind, sich hierfür eignen und selbst erleben - eben so, wie sie sich darin finden und Empfinden. Was sie darin wechselseitig miteinander zu tun haben, das ist die Aneignung von dem, was sie von ihrem Menschsein im anderen Menschen finden, was ihnen durch ihre Selbstwahrnehmung in zwischenmenschlichen Beziehungen zu eigen wird. Der Sinn, den sie in den Ereignissen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse finden, besteht daher in der Empfindung ihres Erlebens.
Ereignisse sind Augenblicke der Begegnung, in der sich Menschen ihr Leben in den Gelegenheiten ihrer Lebensverhältnisse sich so zu eigen machen, wie deren Gegebenheiten es ihnen objektiv erlauben. Der objektive, der gegenständliche Reichtum dieser Verhältnisse, das gesellschaftliche Vermögen, erscheint jenseits seines sachlichen Gehalts in der bloßen Form seiner gegenständlichen Vermittlung als Geldbesitz, also in der Form der Lebensmittel und Genussmittel als Waren auf den Märkten, die rein zufällig durch das allgemeine Kaufmittel Geld zwischen Angebot und Nachfrage gegeben und vermittelt werden und im unentwegten Wechsel ihrer Zirkulation die Ereignisse und den Ort ihres Auftretens bestimmen, daher wie zufällig in Raum und Zeit auf- und untergehen.
Der ungeheuere sinnliche Reichtum, die subjektive Vielfalt der menschlichen Beziehungen, der sich in ihren Begegnungen und Auseinandersetzungen unter dieser Bedingung entfaltet, reduziert sich im bloßen Erleben daher immer sogleich auf die Gelegenheit, durch die sie objektiv bestimmt sind: auf den Zufall ihrer Anwesenheiten, eben so wie diese im Einzelnen da sind, sich ereignen und in isolierten Ereignissen wahrgenommen werden. Es sind die Begebenheiten in einer allgemeinen Vereinzelung, die ihre gesellschaftliche Wirklichkeit verloren hat, die so für wahr genommen werden. Es ist das Dasein eines isolierten Lebens, wie es unmittelbar und unverbunden individuell erscheint, ein Geschehen ohne Geschichte - eben so, wie es sich an Ort und Stelle ergibt. Hierfür ist es gleich, was es begründet hat, weil es sich körperlich nur als Wahrnehmung hinterlässt und sich nur in ihrer Erinnerung aus ihrem Gedächtnis bewahrheiten kann. Dort wo Ereignisse die Wahrnehmung der Menschen bestimmen ist es die Wahrheit ihrer zwischenmenschlichen Existenz, wie sie sich in ihren Empfindungen bildet und sich in ihren Gefühlen auch fortbilden und einbilden kann.
Hierauf gründen die Selbstgefühle, die in zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen. Im Erleben der Menschen unter Menschen erkennen sie vor allem das, was in solchen Ereignissen zwischen ihnen geschieht, was sie von einander und durch einander in dem aneignen und sich einverleiben, was sie von sich in der Anwesenheit von anderen Menschen verspüren, was sie also für sich empfinden und fühlen, wenn sie unter Menschen sind und zwischen ihnen verkehren. Es ist das, was sie von einander als Mensch in ihrem zwischenmenschlichen Erleben wahrhaben und was sie von sich und für sich durch andere erkennen. Es sind ihre substanziellen Erkenntnisse, die sie für ihr Leben hieraus beziehen. Es ist ihre Lebenswahrheit in den Augenblicken ihrer Beziehungen, soweit sie darin auch wirklich selbst vergegenwärtigt sind, soweit sie sich darin wiederfinden und empfinden. Doch weil und soweit diese Empfindungen nur in ihnen bleiben, kann solche Selbstvergegenwärtigung auch nur die Wahrheit ihrer Wahrnehmung in und durch ihre Erlebnisse sein. Darin bewahrt und bewährt sich ihre Beziehung aus der Objektivität zwischenmenschlicher Ereignisse zu ihrer Subjektivität als Inhalt ihrer Erlebnisse.
Was sich aus den einzelnen Erlebnissen bewahrt, vereint sich zu einer Wahrnehmung im Allgemeinen als Bewährung ihrer Empfindungen durch Gefühle, die sie in den Ereignissen ihres Lebens als dessen Sinn nicht nur finden, sondern auch im Gefühl ihres Lebens äußern, also durch ihr Lebensgefühl für sich wahr haben und in ihren Lebensverhältnissen wahr machen, als ihre Kultur erzeugen und reproduzieren. Diese Wahrnehmung ist daher so subjektiv wie objektiv, enthält also auch in ihrer Vereinzelung die Beziehung auf das Ereignis als ihre Empfindung, die als Gefühl in der Erinnerung so verbleibt, wie sie in ihrer Kultur objektiv ist. Sie ist daher die Elementarform der zwischenmenschlichen Beziehung, die sich als Lebensform ihrer Gefühle, als Kultur der zwischenmenschlichen Wahrnehmung in und durch ihre Individualität überhaupt fort bestimmt.
Jede Kultur ist subjektiv das, was Menschen sinnlich gebildet, was sie durch ihr Leben selbst gestaltet haben, was in ihren Sitten und Gebräuchen, in Kunst und Unterhaltung, in Glaube und Wissenschaft, in ihren Gütern und Werkzeugen von ihrem Menschsein, dem Leben von und für Menschen geäußert ist. Indem Kultur das darstellt, was dessen Sinn gesellschaftlich ausmacht, besteht sie als Subjektivität ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse, als ihre menschliche Natur im Sinn ihrer Bedürfnisse und in der Art und Weise, wie Menschen sich in ihren Gegenständen, in den Produkten ihrer Tätigkeit auch erkennen können, wie sie sich selbst wahrhaben in dem, was sie wahrnehmen. Die Bedürfnisse ihrer Tätigkeit sind die Basis einer jeden Sinnbildung.
Jeder menschliche Sinn entsteht und besteht darin aber nicht einfach individuell, sondern in seinem ganzen Lebenszusammenhang. In der hier zu analysierenden Kultur besteht er vor allem in der Wahrnehmung selbst, in der Form von Erkenntnissen, die Menschen für sich haben und worin sie auch bei sich bleiben, soweit sie durch ihr Erleben bestimmt sind. Dieser Sinn ist gesellschaftlich zwar nur in den Gefühlen der Individuen wirksam. Ihre Natur verwirklicht sich aber in den Verhältnissen ihrer Empfindungen, in denen sie ihn als Ereignis für sich finden. Die Kultur, mit der wir es hier zu tun haben ist also die Kultur der Ereignisse - eine so genannte Eventkultur. Die Wahrnehmungen darin sind die Resultate einer mehr oder weniger beabsichtigten Ereignisproduktion, einer Veranstaltung von Kultur. Und darin kann ein gegenständlicher Sinn, der Sinn einer Tätigkeit für seine Bedürfnisse ersetzt, selbst zu einem Bedürfnis nach Sinn wirklich werden. Und wo diese gesellschaftlich untergegangen sind, verbleibt dieser allein als Sinn für die Gegenstände des Konsums der Produkte, der sich in einem purem Kulturkonsum äußert, sich in und mit der Ästhetik seiner Kultur verwirklicht .
Indem die Menschen unter der Bedingung der Kapitalverwertung ihren Sinn füreinander durch Geldbesitz veranstalten und wahr haben, beziehen sie sich hierüber auch auf sich, nehmen sie sich selbst objektiv bedingt wahr. Indem sie diesen Besitz nutzen, leben sie durch einander im Nutzen von einander, im Konsum ihrer Kultur. Im Geldbesitz, der über die Mittel ihrer Reproduktion hinausgeht, also einen Mehrwert für ihre Freizeit darstellt, erheben sie sich selbst über ihre Lebensnotwendigkeiten, wodurch sie sich hiervon befreit fühlen. Diese Freiheit ist allerdings sowohl durch das Quantum dieses Besitzes beschränkt, dem Inhalt nach also nur ein Quantum von Möglichkeiten der Selbstwahrnehmung, und davon bestimmt, was andere für sie, für ihre Reproduktion und Freizeit erzeugt haben. Sie werden in solchen Verhältnissen selbst zur Körperform eines Mehrwerts, bilden einen Sinn, der mehr wert ist als ein anderer, und der ihnen zu einem Selbstwert verhilft, der sie über alle Nichtigkeiten und Minderwertigkeiten des gewöhnlichen Lebens hinweg trägt. Objektiv ist das der Sinn eines kapital-notwendigen Wertwachstums, durch den sie gesellschaftlich bestimmt sind und hierdurch die Zusammenhänge in ihren Bedürfnissen so finden und empfinden, wie sie durch deren Kulturereignisse bestimmt werden. Im wirklichen Leben der Menschen ist dieser Zusammenhang aber nichts anderes als eine Fiktion, die als Sinn und Zweck eines fiktiven Kapitals herrscht - als Glaube an eine Zukunft von Spekulationen, vor denen die Menschen in ihre Lebensburgen flüchten, um sie dort schließlich für sich auszufüllen. In ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen vollzieht sich ihre Sinnbildung durch die Sinnbilder dieser Kultur als Lebenszusammenhang kultivierter Ereignisse in den Bedürfnissen der Menschen selbst, in dem abstrakten Verlangen des Menschen nach dem Menschen.
Die bürgerliche Kultur wird damit zur unmittelbaren Kultur des Kapitals und verfüllt das Vakuum der stofflich gegenständlichen Lebensverhältnisse der Menschen mit einem Sinn, der für sich stehen muss, weil, sofern und soweit die Verhältnisse des Kapitals durch sich sinnlos geworden sind. Von daher handelt es sich hier um die politische Kultur einer durch ihre Kapitalverhältnisse bestimmten Gesellschaft, deren Sache ihr abhanden gekommen ist, weil sie sich nur mehr durch ihren Geldbesitz und seiner Finanzaristokratie als Feudalkapital fort bestimmt. Die Frage ist hier, was die Gesellschaftlichkeit dieser Kultur dann überhaupt ausmachen kann.
10.0 Gesellschaft und Kultur
“Der Mensch erkennt sich im Menschen” sagt Goethe. “Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen” (MEW 1, S. 378f) sagt Marx. Menschliches Leben ist so natürlich, wie Menschen Sinn durch und für ihre Natur haben. Ihr Leben ist nicht unmittelbar das Leben der einzelnen Menschen, wie man es wahrnimmt, weil natürliches Leben immer schon das Leben der Menschen mit und in ihrer Natur so ist, wie sie es wahrhaben - und weil das menschliche Leben als das Leben eines gesellschaftlichen Naturwesens nicht vereinzelt sein kann. Weil Menschen von Natur aus immer in Gesellschaft sind und sich in Gesellschaft mitteilen und also ihre Mittel teilen, ihr Leiden und ihre Tätigkeit durch ihr gesellschaftliches Leben vereinen, sich durch ihr Zusammenwirken ergänzen und leiden können, ist auch immer schon das gesellschaftlich, was ihre einzelne Wahrheit ausmacht. Was für sie wahr ist, was die Wahrheit für sie ist, die sie nehmen von dem was sie wahrhaben, das ist die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Beziehungen, worauf sich ihre Erkenntnisse gründen und wodurch diese letztlich auch begründet sind. Und die können ja letztlich nur natürlich sein.
Das klingt einfach. Doch so unmittelbar wie sie sich aufeinander beziehen, so vermittelt sind die Verhältnisse, die sie hierbei eingehen. Was ihre Wahrnehmung subjektiv ausmacht und worin sie objektiv bestimmt ist, das geht in der Beziehung zwischen dem Erleben und Ereignen nicht so einfach zusammen, weil ihr Leben sich nicht einfach ereignet, nicht so zufällt, wie es schon ist, sondern so erlebt wird, wie es sich zu eigen werden kann. Die Lebensäußerungen werden in ihrer Aneignung immer erst durch ihre Vermittlung wahr. Und wenn diese den Menschen in den Ereignissen ihres Lebens auch zufällig erscheinen mag, so bewahrheitet sich in ihrer Wahrnehmung dennoch immer ein ganzer Lebenszusammenhang.
Das Erleben hat daher eine ganz eigenartige Wahrheit, weil sich darin Leben eben nicht nur reflektiert, sondern zugleich über sich hinaus geht, wo und wenn es sich ereignet, wenn es also gesellschaftlich in Form gebracht wird. Worin sich Menschen in und durch ihr Leben wirklich erkennen, das kann nicht irgendeine Wahrheit haben und kann auch nicht einfach für wahr zu nehmen und für sich schon wahr zu haben sein. In der Ungewissheit ihrer unmittelbaren Bezogenheit ist diese nur eine bloße Möglichkeit der Erkenntnis. Sie hat ihre Gewissheit, ihre bewussten Inhalte, die gültige Bestimmtheit ihres wissenden Seins durch alles, was in irgendeiner Form darin von ihrer Natur erkennbar ist. Und es scheint von da her nur beliebig zu sein, welches Wissen sich gesellschaftlich verwirklichen und also objektivieren lässt, weil und soweit ihre Verhältnisse ihnen gleichgültig sind, weil und solange sie in ihrer Wirklichkeit für ihr gesellschaftliches Verhalten gleiche Geltung für sich haben, für sich also unwirklich bleiben.
Aber in einer so gleichgültigen Beziehung bleiben die Menschen auch sich selbst gleichgültig, ohne Wahrheit. Es bliebe ihre Wahrnehmung die beliebige Kognition einer formalisierten Natur, menschliches Leben lediglich selbst nur die Körperform von Ereignissen, wie sie sich als solche in Tomogrammen, chemischen Analysen oder genetischen Bestandteilen zerlegen und in ihren funktionellen Assoziationen zwischen Ereignissen und ihren Bedeutungen zeigen ließe. Leben wäre selbst nur ein Lebensumstand, ein gegen sich selbst äußerliches, entäußertes Leben, das sich nicht wirklich erkennen, seiner selbst niemals gewiss werden könnte und sich leibhaftig fremd bliebe. In bloßer Selbstentfremdung würde es sich in den Gedankenabstraktionen diverser Geistes- oder Naturwissenschaften auflösen und für beliebige Verwendungen nützlich machen. Ganze Industrien leben davon, dass sie die chemischen, biologischen, produktiven und kommunikativen Bestandteile des Lebens neu zusammenstellen und in dieser Form auf den Markt bringen. Doch ein bewusstes Leben ist immer wissendes Sein, nicht ohne Gewissheit, - Bewusstsein nicht ohne Sinn.
Leben ist immer körperlich und steht von daher auch in der Natur seiner Körper in einem Lebenszusammenhang. Und gerade weil Wahrnehmung ihren Körper niemals wirklich verlassen kann, weil sie eben nicht nur eine Vision oder Vorstellung sein kann, ist sie nicht ohne ihre Lebensverhältnisse zu verstehen, ist sie immer zugleich gesellschaftlich - nicht als bloßer Naturkörper, sondern als gesellschaftlicher Sinn ihrer Kultur, auch wenn er im einzelnen Menschen nur vereinzelt erkennbar ist, seine Vereinzelung politisch bestimmt ist. Immer erinnert sie sich an das, was sie hiervon verinnerlicht hat, bewahrt sich in der Wahrnehmung, was sie wahr hatte, auch wenn sie ihre Form verändert, selbst wenn und wo sie verrückt wird. Man kann Wahrnehmung eben nicht einfach ohne Folgen unterdrücken oder verdrängen. Deshalb kommt niemand an der Wahrheit seiner Wahrnehmung vorbei. Und deshalb kommt auch niemand an der Kultur vorbei, die sich in und durch ihre Wahrheit äußert.
Lebendige Wahrnehmung kann also nicht irgendein beliebiges Auffassen, willkürliche Reflexion von etwas sein, das Menschen einfach mal so zur Kenntnis nehmen und als ihre Erkenntnis vermeinen können. Die Wahrnehmung “hat ihr Sein” - das heißt: sie ist - durch die Sinnlichkeit ihrer Gegenstände ebenso wahr, wie durch die körperliche Existenz des wahrnehmenden Menschen. Sie selbst existiert in und durch ihre Sinne in der Welt ihrer Gegenstände, die sie wahrhat, durch ihre gesellschaftliche Vergegenständlichung in der gegenständlichen Welt ihrer Lebensvermittlung, ihrer Selbsterkenntnis als Erkenntnis ihrer Welt.
Diese entwickelt sich mit der Form des menschlichen Lebens, in der Art und Weise der gesellschaftlichen Verhältnisse, dem Entwicklungsstand der gegenständlichen Lebensäußerung der Menschen, der Lebensform ihrer Äußerungen als menschliche Kultur, wie immer deren geschichtliches Dasein sich mitteilt und wie unvermittelt dieses auf sie bezogen sein mag. Menschen haben darin nicht äußere Gegenstände, sondern sich in einer gegenständlichen Welt wahr, also auch sich selbst als Gegenstand ihrer Tätigkeiten und ihres Leidens, ihrer Selbsterzeugung durch ihre Arbeit und ihrer Selbsterkenntnis in ihrer Wahrnehmung. Ihr Lebensgenuß ist ihre Tätigkeit, die sie leiden können, die ihre Gegenstände und Kulturgüter erzeugt, in der sie ihr Leben wiederfinden und empfinden. Doch in einer selbständigen Welt ihrer Wahrnehmungen kann dies nicht für sich bleiben, was es ist. Darin ist ihr Leiden verselbständigt und der Welt seiner Entstehung entfremdet.
Mit der Veräußerung ihrer Tätigkeit auf den Märkten der Welt, mit der Entäußerung ihrer Produkte von ihrer Produktion, mit der Entfremdung des Menschen von seiner Tätigkeit und seiner Gesellschaft, der Trennung der Arbeit von den Bedürfnissen der Menschen, ist daher nicht nur der Arbeitsprozess von der Selbsterzeugung der Menschen getrennt, sondern auch die Wahrnehmung von ihrer Selbsterkenntnis der Menschen als Produzenzen ihres Lebens. Von daher bleibt auch eine Wahrnehmung, die sich dieser Trennung unterwirft, sich gegen ihre Entfremdung von dem, was sie wahr hat behauptet, eine Selbstbehauptung, die sich gegen ihr Erkenntnisvermögen stellt und sich daher notwendig fremd bleibt, sich in einer Art und Weise behaupten muss, durch die sie niemals auf sich zurückkommen kann. Sie kann sich in dieser Behauptung aber nicht aus der Erkenntnis ihres Lebenszusammenhangs heraussetzen und in ihrer Wahrheit sich nicht von ihren Lebensbedingungen unterscheiden, ohne sich von sich selbst abzuscheiden, ohne sich auf ihre Selbstbehauptung zur reduzieren, sich durch sich selbst nur erklären und klar bekommen.
Doch in ihrer Natur bleibt sie sich immer auch ohne Bewusstsein selbstgewiss, wenn auch nur zu sich, also gegen ihre gesellschaftlichen Beziehungen gekehrt, in sich verkehrt. Doch mit Bewusstsein wird sie gesellschaftlich mächtig und kann sich daher auch gegen ihre Abgeschiedenheit, gegen ihre Formbestimmung verhalten, diese zum Gegenstand ihrer Kritik machen, indem sie sich von der Form ihrer Gegebenheiten selbst unterscheidet, sich inhaltlich auf diese bezieht und ihre Zerteilung zu einer eigenen Gewissheit bringt, sich als Teil eines Ganzen begreift und somit sich in der Ergänzung ihrer Beziehungen auch entwickelt, selbst ganz wird. Die Emanzipation aus ihrer Formbestimmung beginnt mit der Erkenntnis der inhaltlichen Zusammenhänge ihrer Wahrnehmungen und wird sich daher auch notwendig gegen ihre Entfremdung verhalten, wo sie die Wendbarkeit ihrer Not erkennen kann, für sich subversiv wird. In ihrer Kultur findet sie das Material, die Mittel ihrer wahren Selbsterkenntnis und kann darin zugleich die Möglichkeiten und Wege ihrer Befreiuung finden, sich durch die Freiheit ihrer Empfindungen auch gegen die politische Formationen ihrer Kultur wehren und hierin auch die wahren Inhalte ihrer gesellschaftlichen Beziehungen entdecken und sie mitteilbar machen. Kulturkritik ist nichts anderes als diese Mitteilung in der Wendung gegen die politischen Formationen der Kultur.
Soweit die Wahrnehmung sich aber als Behauptung zu verwirklichen sucht, sich als Haupt ihrer Selbstverwirklichung versteht, reduziert sie sich auf ihre Selbstwahrnehmung und bleibt dabei eine Wahrnehmung, die nicht erkennt, was sie wahr hat, weil sie sich selbst in eine abstrakte Einheit des Zusammenhangs ihrer Lebensverhältnisse versetzt, sich selbst so wahrhat, wie sie diese für wahr nimmt. Sie kann nur die Gegebenheiten so nehmen, wie sie vorausgesetzt sind und ihr voraussetzungslos erscheinen. Sie kann sich daran nur so gewöhnen, wie sie ihre Lebensräume bewohnt und kann ihre Gegenstände daher auch nur so hinnehmen, wie sie ihr gegeben zu sein scheinen. Sie bestärkt und fixiert sich an die Macht, die ihre Verhältnisse schon dadurch inne haben, dass sie ihre Lebensbedingung sind, ganz gleich, wie sich ihr Leben darin geäußert und veräußert hat, ganz gleich, wie und wodurch sie sich selbst entäußert, sich von ihrem eigenen Leben entfernt und entfremdet haben. Solche Wahrnehmung bestärkt sich in der Abstraktion von sich selbst und verkörpert praktisch, wodurch sie objektiv durch das bestimmt ist, was sie nötig hat, was ihre blanke Notwendigkeit zum Leben ist. Und sie verleugnet damit die Freiheit, die sie durch ihr Leben selbst schon, durch die Intelligenz ihrer Natur, durch ihre natürliche Intelligenz hat. Indem sie sich in ihrer Selbstbezogenheit, in der sie ihre unmittelbare Wahrheit vermeint auf sich selbst reduziert, reduziert sie ihre Wahrnehmung auf die Bedingungen, die ihr gestellt werden. Es ist im Allgemeinen das Geldverhältnis, die existenzielle Notwendigkeit einer marktwirtschaftlichen Produktionsweise, in der sich die Abstraktionen ihrer Selbstwahrnehmung auch gesellschaftlich aufheben, Menschen für sich so abstrakt werden, wie es ihre Lebensverhältnisse auch wirklich sind. Darin schließlich kann sich jede Erkenntnis nur selbst schon nichten, bzw. schon aufheben, bevor sie wirklich wahr sein könnte.
In solchen Verhältnissen bestätigt sich Wahrnehmung nur in der Verwirklichung ihrer Selbstwahrnehmung, in ihrer Selbstverwirklichung, und wird sich gerade hierdurch nicht mehr wirklich ihrer selbst gewahr. Denn in der Selbstverwirklichung wird die Selbstwahrnehmung in dem Maße aufgehoben, in dem sie sich ihrer selbst in ihren Gefühlen vergewissert, ihre Wahrnehmung auf die Bedeutung ihrer Selbstgefühle, auf die Gewissheit ihres Selbstwerts reduziert. Und dieser kann in Wahrheit nur die Ungewissheit ihrer Existenz sein. So kann darin auch kein wirklich gegenständliches Lebensverhältnis der Menschen wahr sein, sondern nurmehr ein Verhältnis zwischen den Menschen, das seine Substanz aus einer zwischenmenschlichen Wahrheit dieser Gefühle bezieht, aus der Art und Weise, wie sie sich leiden oder nicht leiden können, wie sie sich anregen oder meiden, sich selbst zum Gegenstand für andere machen oder sich von einander ausschließen, um ihre Selbstbehauptung ausschließlich und selbstgerecht zu machen. Aber wie auch immer Selbstwahrnehmung ihrer selbst gewahr wird, sie besteht im Zwiespalt zwischen sich und den anderen: ausschließlich zwischen den Menschen.
10.0.1 Zwischenmenschliche Verhältnisse
Obwohl Gesellschaft sich zu allererst aus den Produktions- und Reproduktionsverhältnissen des menschlichen Lebens begründet, so sind zwischenmenschliche Verhältnisse doch auch gesellschaftliche Verhältnisse, die auf diesen beruhen. Jedoch stellt sich in ihnen Gesellschaft nicht einfach sachlich und als unmittelbare Kultur ihrer Lebenstätigkeit über die Befriedigung ihrer Bedürfnisse durch den Nutzen ihrer wirklichen Gegenstände dar. Es ist eine Gesellschaft von Selbstwahrnehmungen und Selbstbehauptungen unter Menschen, die darin nach ihrer Selbstverwirklichung drängen, einem Geltungsstreben folgen, das inwendig eine Konkurrenz ihrer Selbstwahrnehmungen betreibt. Was der oben dargestellte Gegensatz von Ereignissen und Erleben in jedem Menschen gesellschaftlich betreibt, ist der Zwiespalt, den er in seinen Beziehungen auf andere hat, soweit er darin wirklich gegenwärtig, voll und ganz er selbst sein will. Dieses Geltungsstreben kann sich allerdings nur in einem Moment seiner Selbstwahrnehmung erfüllen, denn wirklich ganz kann er nur in Gesellschaft sein.
Die zwischenmenschliche Beziehung der Selbstverwirklichung besteht daher selbst in dieser Zwiespältigkeit, also aus dem Zweifel in der Unmittelbarkeit ihrer Verhältnisse, die nicht so wahr sein können, wie sie wahrgenommen werden. Es gibt eben keine unmittelbare Wahrheit, keine sinnliche Gewissheit, wo die Vermittlung selbst objektiv existiert, wo Verhältnisse sich vermitteln lassen müssen, um Sinn zu finden und deshalb durch die Form ihrer Begegnung hierdurch bestimmt sind. Aus der Getrenntheit ihrer menschlichen Beziehungen, aus ihrer Verbundenheit in der Ausschließlichkeit ihrer Selbstbehauptung kann sich nur ihre wechselseitige Fremdheit vergegenständlichen - eben weil sie sich vertrauen müssen. Und im Ausschluss bleibt den Menschen auch ihre eigene Beziehung nicht nur auf andere sondern auf sich selbst wesentlich fremd.
In ihrer Selbstentfremdung verlieren sich ihre Empfindungen im Ungewissen. Sie reduzieren ihre Regungen auf bloße Erregungen eines Verlangens nach Gewissheit, das für sie keinen unmittelbaren Sinn hat, weil sie sich selbst darin nur in ihrer Selbstwahrnehmung austauschen, sich vertauschen, sich anstelle von anderen Menschen wahrnehmen und vermitteln müssen, weil sie sich nur durch andere auch selbst wahrhaben können, weil sich ihr gesellschaftliches Verhältnis darin nur im Wesen eines wechselseitigen Andersseins, in der Abwesenheit ihres Menschseins in den Ereignissen ihres Lebens geltend machen kann. Anwesend ist nur das, was sie für sich und von sich durch andere wahrhaben. Wahr kann nur ihre Wahrnehmung an und für sich sein.
Für sich genommen ist jedes zwischenmenschliche Verhältnis im Wesentlichen das Verhältnis eines vermenschlichten Nutzens, worin die Menschen sich gegenseitig zum Gegenstand ihrer Selbstwahrnehmung machen und haben, weil und soweit ihre gesellschaftliche Gegenständlichkeit und Vergegenständlichungabwesend, ihnen entzogen ist, sie ihr Leben getrennt von dieser und gegen sie bilden und entwickeln. Sie werden selbst zu Objekten ihrer Beziehung, weil sie sich nur als diese wahrhaben und nützen können. Und sie begründen daher in diesen Verhältnisse nurmehr eine Gesellschaft von Objekt-Objekt-Beziehungen, in denen sie wechselseitig als Subjekte gegeneinander so fungieren, wie sie in den Ereignissen ihrer Lebenswelten sich positionieren, welche Positionen sie darin einnehmen oder zugewiesen bekommen.
Ein Ereignis mag zwar ein Moment von Geschichte sein. Aber Ereignisse selbst machen noch lange keine Geschichte. Geschichte entsteht in ihrem Sinnzusammenhang, im Verhältnis von Grund und Folge. Ereignisse mögen zwar verursacht sein, stehen in ihrer Wirkung aber für sich. So mag zwar alle Geschichte, die hierbei entsteht, voller Ereignisse und Erlebnisse sein und sich von daher lebendig vorkommen, sie verbleibt aber lediglich als Erzählung, in der diese Ereignisse in ihrer Erinnerung aufgezählt werden. Ihr Zusammenhang ist eben so zufällig, wie diese in einem bestimmten Lebensraum zugefallen sind. Wer ihn nicht teilt, wird diese Erzählung kaum verstehen können.
Eine Kultur, die sich in zwischenmenschlichen Verhältnissen bildet, besteht daher aus vielerlei Wahrnehmungen und Selbstwahrnehmungen, die sich im Erleben zwischen den Menschen so ergeben wie sie sich ereignen und also im Gedächtnis auch so erinnert werden. Solche Wahrnehmungen reflektieren ihre Ereignisse so, wie sie in ihrer Wirkung schon gewollt und bemessen sind, für die Erkenntnis also schon in dem Augenblik vergangen sind, in dem sie entstehen, und also enden, ohne etwas anderes zu hinterlassen, als den Moment der Wahrnehmung selbst, der ihre Gefühle begeistern mag und ihre Erinnerung füllt, der aber sinnlich für sie nicht gegenständlich bleiben kann, solange sie sich nicht in einer Lebensform für ihre Gefühle verpflichten (siehe hierzu Band 2: Die Zwischenmenschlichkeit der Selbstvergegenwärtigung). Ohne dies abstrahieren sie von jeder Geschichte und bestehen nur in dem fort, worin sie schon bei ihrer Entstehung nicht wirklich begründet sein können, also im Grunde ihre Lebenswirklichkeit darin aufheben und nur in der Form erinnert werden kann, wie sie vergangen sind.
Ihre Geschichte besteht lediglich aus dem Nacheinander von Ereignissen, der Genealogie ihres Erlebens. Sie bezieht sich auf keine Gegenstände, sondern auf Ereignisse, wie sie im bloßen Erleben stattfinden, ohne dass sie irgendeinen Zusammenhang erkennen lassen außer dem, was die Form dieser Verhältnisse so darstellt, wie sie sich als Erbfolge des Erlebens generieren lassen. Diese Form ist die unmittelbare Lebensform einer umstandslosen Begegnung, durch die Menschen sich erleben, also sich als Menschen wahrhaben, ohne wirklich menschlich da zu sein und die Umstände ihrer Wahrnehmung zu begreifen. Ohne Bewusstsein hierüber sehen sie sich in ihrer einzelnen Selbstwahrnehmung allgemein bestärkt, ohne dass sie sich als Mensch wirklich anders mitteilen können, als durch ihr bloßes Dasein in einem zeitlosen Raum.
Lediglich in ihren Wahrnehmungen und Selbstwahrnehmungen lässt sich erkennen, was die Menschen voneinender durch ihre Zwischenmenschlichkeit wahrhaben, was sie existenziell im Sinn haben, ohne dass sich ihr Sinn wirklich äußert, ihr Tun und Treiben kein gegenständliches Leben, keine wirkliche Geschichte hinterlassen kann und ihre Unwirklichkeit sie antreibt, ihre Sinne fortwährend einzuholen, indem sie beständig außer sich gehen um sich an das zu erinnern, was sie mit und durch andere Menschen erlebt haben. Es ist, als ob die Menschen geradezu getrieben sind, für einen Sinn zu leben, der zwischen ihnen äußerlich und menschlich zugleich ist, und der sie nicht inne halten lässt, weil er keine Form außer sich hat, und der ihre Beziehung zugleich nur entäußern kann, weil er inhaltlich nicht wirklich da ist und sich von daher eine Form des Zwischenmenschlichen geben muss, die ihrer wirklichen Wahrnehmung fremd bleibt.
Wie kann sich ein solcher Sinn bilden, wie kann seine Bildung durch etwas geschehen, das die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen nur für sich wahrhaben, und durch den sie andere wahrnehmen, ohne dass es wirklich für sie wahr sein kann? Was kann diese Sinnbildung ausmachen, was kann dies sein, das sich in solchen Verhältnissen bildet? Was kann zwischen den Menschen menschlich sein ohne dass es wirklich gegenständlich da ist?
Es ist ja eigentlich ein Widersinn des Wortes selbst, dass es zwischen den Menschen menschlich sein soll, wenn sie selbst dazwischen und außer sich zugleich sind. Es ist ein absoluter Widerspruch, der Widerspruch einer Lebensäußerung, die keine sein kann, weil sie unmittelbar nur verinnerlichen kann, was sie nur außer sich ist, sich zum Inhalt machen muss, was sie nicht ist, zugleich äußerlich aber für sich keinen Bestand hat, nicht wirklich gegenständlich ist oder wird, weil sie für sich nur wahrhaben kann, worin sie sich in anderen Menschen erscheint.
Im Zwischenmenschlichen gewinnen die Menschen ihre Wahrheit, indem sie einander für ihre Wahrnehmung nutzen, ihre Empfindung im anderen Menschen finden (emp-findung = zu Ende finden), sich durch andere Menschen finden und sich in dem erkennen, was sie mit der Wahrheit der anderen teilen, was sich ihnen miteilt, ohne wirklich als andere Wahrheit erkennbar zu sein. Worin sie sich achten, was ihre Selbstachtung ausmacht, ist die Selbstwahrnehmung ihrer Empfindungen, die sie wechselseitig durch einander haben, worin sie sich in dem finden, durch das sie für einander da sind. Das ist nicht einfach ein Verhältnis von Zwischenmenschen, sondern ihr wirklich zwischenmenschliches Verhältnis, ein sinnliches Sein durch andere in der Erfahrungswelt ihrer Selbstwahrnehmung, in ihrem Lebensraum, den Grenzen ihrer Kultur, in der Begrenzung ihrer politischen Form. Sie begründen sich darin sinnlich durch ihr wechselseitiges Dasein, durch ihr Sein für andere, durch ihre zwischenmenschlichen Empfindungen, in denen sie Achtung für sich erfahren, indem sie sich fremde Wahrheit aneignen, fremd bestimmte Wahrnehmung für sich wahr machen. Diese Selbstwahrnehmung ist somit zur Substanz ihres zwischenmenschlichen Lebens geworden. Indem sie sich durch andere so substantiviert, wie sie diese für sich erlebt hat, wie fremde Menschen also durch sie gewesen sind, werden sie sich selbst wesensfremd, sind außer sich nur ohne sich und können für sich nur durch andere sein (siehe Selbstentfremdung).
Diese Substanz ihrer Selbstwahrnehmung kann natürlich keine Wahrheit an sich sein. Die gibt es sowieso nicht. Es ist eine bestimmte Form ihrer Wahrheit, die so ist, wie sie diese nehmen können: die formbestimmte Wahrheit ihrer Wahrnehmung. In zwischenmenschlicher Beziehungen empfinden die Menschen ihre Wahrheit, die sie für sich haben müssen, in dem, worin sie sich in anderen Menschen erscheinen, in der Wirkung, die sie durch ihr zwischenemenschliches Verhalten haben und so fühlen, wie sie sich darin auch wahr haben und wahr machen. Ihre Selbstachtung ist daher beschränkt durch die Achtung, die sie anderen Menschen erweisen können und hieraus Achtung für sich beziehen. Dies ist eine Achtung, in der sie selbst der Wahrnehmung anderer Menschen unterworfen sind, worin sie also einen Selbstwert erlangen, indem sie anderen ihre Wertschätzung bieten. Und das kann nur ein Lebenswert ihrer zwischenmenschlichen Kultur sein. In ihrer Selbstwahrnehmung können sie sich also auch nur so achten, wie sie diese Kultur für sich wahrhaben und in ihren zwischenmenschlicher Beziehungen wahrnehmen. Was sie subjektiv hervorbringen, ist von daher schon objektiv bestimmt, bevor sie es überhaupt äußern können.
Dieser Widersinn des Zwischenmenschlichen verrät, dass sich Menschen in dem Sinn wahrnehmen, den sie in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen menschlich nicht wirklich für sich haben können. Er deckt auf, dass ihre Verhältnisse eben durch die Abwesenheit wirklich gesellschaftlicher Beziehung bestimmt sind und führt damit in die Erklärung einer Selbstwahrnehmung ein, die sich zwischen den menschlichen Beziehungen begründet, in denen Menschen jenseits aller gesellschaftlichen Wertverhältnisse sich einen Selbstwert verleihen, der ihre ganze Selbstwahrnehmung so bestimmt, wie sie in ihrem Lebensraum sich ereignen und erlebt werden kann. Er erhält sie wirklich selbständig als Mensch und betreibt als Basis ihrer Entwicklung ihre Selbstwahrnehmung wie ihr Selbstverständnis und entfaltet hieraus ihre zwischenmenschliche Erlebenswelt.
Der Widerspruch der zwischenmenschlichen Verhältnisse klärt also sein Wesen darin auf, dass Menschen nicht sein können, was sie sind, dass sie subjektiv nur anwesend machen können, was ihnen objektiv entzogen ist, dass sie sich hierfür gegenseitig nutzen müssen, um als Mensch gegenwärtig zu sein. Sie selbst können sich zwischen ihrem Menschsein nur als Objekte begegnen und müssen sich hierzu äußern, um subjektiv überhaupt für sich da sein zu können. Um sich zwischenmenschlich zu beziehen, müssen sie außer sich für sich sein können. Um sich zu äußern, müssen sie sich in ihrer Entäußerung wahrhaben.
Im Selbstwert veräußert sich, was Selbstachtung aufgeben muss, um in der Bezeihung der Wahrnehmung zu sein und zu bleiben und was hierdurch zur bloßen Selbstwahrnehmung geronnen ist, weil es keine Verwirklichung durch seine Tätigkeit finden kann und in seiner Leidensform aufgeht, wo es als einverleibte Wahrnehmung verharrt. Darin vermitteln sich die Selbstgefühle von Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen so, wie sie sich in ihrer Selbstwahrnehmung gelten und durch ihr Geltungsbedürfnis wahr machen. Ihr Selbstwert stelt also dar, wie sie sich selbst darin optimal fühlen, sich selbst verwerten können.
Selbstgefühle entstehen also in zwischenmenschlichen Verhältnissen aus der Notwendigkeit einer Selbstachtung, die durch die Gefühle anderer Menschen aufgehoben wird, die also ihren Sinn in einer Selbstwahrnehmung aufheben muss, der alle Sinne in dem Selbstwert beisammenhält, der sie in diesen Verhältnissen vereint, worin sie zum Ausdruck kommen, ihre Lebensinhalte verwirklichen, ihre Lebensinhalte verwirklichen können. Ein Selbstgefühl ist das durch andere beeindruckte Gefühl, die Erinnerung eines Eindrucks, auf den sich sein Selbstwert als abstrakte Notwendigkeit einer bedrängten Selbstachtung bezieht. Was die Gefühle aus ihren Empfindungen entwickelt haben, ist in zwischenmenschlichen Verhältnissen durch das eindrückliche Verhalten der Zwischenmenschen durchbrochen, voneinander getrennt und im Selbstgefühl wieder vereint, soweit sich darin ein Selbstwert aus diesen Verhältnissen beziehen lässt.
Das Zwischenmenschliche vergemeinschaftlicht darin ein objektives Subjekt, durch das sie voneinander getrennt und angezogen zugleich sind. Es ist ihre Beziehung in dem, was ihren Schmerz ausmacht: Dass sie nämlich subjektiv in dem getrennt sind, durch was sie sich aufeinander objektiv beziehen. Es ist die in ihnen gebrochene Subjektivität, durch die sie sich verbunden fühlen in einen Sinn, der sich dadurch auf andere Menschen bezieht, dass er von ihrer wirklichen Subjektivität absieht. Ihre zwischenmenschliche Beziehung ist darin getrieben, sich in dem zu vereinen, was sie zugleich auseinandertreibt. Sie ist daher nur abstrakt sinnlich. Sie ist eine Beziehung in Verhältnissen, die sich durch einen abstrakt menschlichen Sinn bestimmt.
10.0.2 Die Lebenswelt abstrakter Sinnlichkeit
Die Verhältnisse zwischen den Menschen sind durch ihr Erleben vermittelt und haben von daher auch die Mittel ihrer Entfaltung und Entwicklung durch ihre Mitte. Und diese besteht aus dem Sinn, der zwischen ihnen in Beziehung ist: Der Sinn ihres Elebens. Er ist relativ dürftig gegen sein wirkliches Leben, denn er setzt zum einen Ereignisse voraus, die sich jenseits der Lebensproduktion ergeben und wird zum anderen auch für ihre Jenseitigkeit so geschaffen wie ihre Erlebnisse für die Selbstwahrnehmung sein müssen. In der Kultur der Ereignisproduktion entfaltet sich eine Sinnlichkeit, die eine Welt schafft, wie sie sein muss, um in einer Welt zu leben, die nichts mehr für sie sein kann. Der abstrakt menschliche Sinn bleibt daher auch immer der Sinn einer Parallelgesellschaft, also einer Gesellschaft, die ihre eigenen Gründe und ihr eigenes Wohl und Wehe hat.
Auch hier sind die Menschen Subjekte wie Objekte ihrer Verhältnisse und kommen darin wechselseitig auf ihre Subjektivität, auf sich durch ihre objektive Vermittlung zurück. Der Objekivität der zwischenmenschlichen Kultur ist zwar Geldbesitz als Medium ihrer Selbständigkeit und ihrer Freizeit vorausgesetzt. Aber für die Menschen vermittelt sich darin nicht ihr Geld, sondern der Sinn, den sie für ihr zwischenmenschliches Erleben durch ihre Wahrnehmungen und Selbstwahrnehmungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen haben, bilden und entwickeln.
Als Subjekte wie Objekte ihrer Wahrnehmungen finden die Menschen an einander das, was sie durch einander auch von sich verspüren. Aber was sie aneinander finden kann nicht zugleich das sein, was sie durch einander fühlen, da sich das Gefühl erst aus den Empfindungen nach ihrer Geschichte an Erfahrung ergibt. In ihren Verhältnissen vereint sich daher, was die Menschen zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch einander erfahren haben und was sie zugleich voneinander trennt, weil und wo Ihre Gefühle als Mittel und Zweck ihrer Beziehung zu ihrem Lebensverhältnis wurden. Weil und sofern sie keine wirkliche Geschichte mehr bilden können, bildet sich in ihrer Selbstwahrnehmung eine Welt voller Geschichten in ihrer Zwischenmenschlichkeit aus, in der eine Zusamengehörigkeit des Erlebens entsteht und besteht, worin die Menschen vor allem den Sinn füreinander finden können, den sie durch einander, durch ihre bloße Anwesenheit schon abstrakt haben, ohne sich seiner wirklich gewiss sein zu können.
Die Erlebnisse der Menschen, wie sie in zwischenmenschlichen Beziehungen zustande kommen, vollziehen sich daher in einer Welt voller Gefühle, die ihre Gewissheit ausschließlich in der Form ihrer Verhältnisse haben und worin jedes Gefühl aus Empfindungen entsteht und jede Empfindung im Gefühl auch den Sinn ausdrückt, der sich darin gefunden hat. Was sich aber im Gefühl findet und ereignet ist nicht das, was die Empfindung der zwischenmenschlichen Ereignisse ausmacht. Im Gefühl gestaltet zwar die Empfindung ihre Erinnerung, verliert sich aber auch darin, soweit und sofern das Gefühl nicht auf das Ereignis zurückkommen kann, das es erinnert. Es erfährt seinen Sinn aus dessen Erleben und reflektiert dies in sich, muss aber zugelich von seiner Sinnesform abstrahieren, um als Gefühl auch für sich zu bestehen, bestehen zu bleiben. So stellt sich die äußere Vermittlung der zwischenmenschlichen Ereignisse auch in der Trennung zwischen ihren Empfindungen von ihren Gefühlen dar. Was bleibt, ist ein Bild, in welchem beides vereint erscheint, und das auf seinen Sinn mal im Einzelnen, ein ander mal im Allgemeinen zurückkommen kann. Jedes Gefühl kann daher leicht in die Irre gehen.
Nur in der Bestimmung ihrer Form, in der Formbestimmung ihrer Verhältnisse können ihrer Gefühle überdauern, sich in der Absehung von ihrem sinnlichen Gehalt bewahrheiten und bewähren. Was in der Sinnbildung der Menschen gesellschaftlich und damit gegenständlich entwickelt wurde, stellt sich in der Sinnbildung ihrer Gefühlswelt, der Wahrnehmungswelt ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse nur abstrakt vermittelt dar als Vergegenständlichung der Wahrnehmungen von Menschen, die so in ihren Gefühle füreinander sind, wie sie einander in den Ereignissen dieser Verhältnisse gewahr werden und ihre Wahrheit füreinander finden, sich in der zwischenmenschlichen Beziehung auf andere für so wahr empfinden, wie sie für sich sein können, wie sie darin eben vorkommen. Es ist ein tautologisches Verhältnis und zugleich das Verhalten einer Tautologie, die Form ihrer allgemeinen Selbstbeziehung, durch die bestimmt ist, was sie überhaupt nur sein kann.
Doch was macht diese Form aus, die nicht nur Form der Inhalte ihrer Beziehungen ist, sondern zugleich auch Form durch sich ist, durch die Gegenständlichkeit vieler Selbstwahrnehmungen, durch ihre allgemeine Selbstvergegenständlichung als Körper der Wahrnehmung? Es ist die bloße Anwesenheit von Menschen, die durch diese Form aufeinander bezogen sind, durch die sie allgemein zu dem werden, was sie im einzelnen abstrakt gegen sich und für sich sein müssen. Es ist die Reduktion ihrer Selbstwahrnehmung auf das, was sie nur durch die Anwesenheit von Menschen, also durch diese und für sich ohne jeden konkreten Sinn und doch körperlich da ist.
Ihr wirklicher Sinn bleibt bei sich in einem sinnlichen Vakuum, einem Körper, der unentwegt seinen Sinn für andere aufheben muss, um für sich sinnvoll unter anderen als Gegenstandeiner allgemeinen Selbstwahrnehmung zu sein. Er wendet sich gegen alle, durch die er bestimmt ist und bleibt doch ein besonderer Sinn, der sich nicht in seinen Verhältnissen verwirklichen kann ohne sich entäußern zu müssen. Er wird gegen sich gewendet und treibt gegen andere. Die Menschen in solchen Verhältnissen sind daher auch wirklich getrieben, sich in ihren Selbstwahrnehmungen zu vereinen, in denen sie ihre Selbstbezogenheiten verwirklichen, dem Geltungsstreben ihrer Selbstverwirklichung Folge leisten müssen, um sich verwirklichen zu können.
Es ist der Trieb ihrer Zwischenmenschlichkeit, der sie verbindet und sie als Mittel sucht, sich durch sie vermittelt, um seine Empfindung im Nichts der Verbindlichkeiten zu finden, die sich aus der Form dieser Verhältnisse, aus ihrer Formbestimmung ergibt. Aus ihm bestimmt sich die Abstraktion aller sinnlichen Beziehung, die sich darin findet, die Substanz eines abstrakt menschlichen Sinns, die Begriffssubstanz der zwischenmenschlichen Verhältnisse überhaupt.
In ihren zwischenmenschlichen Beziehungen bilden die Menschen hieraus einen eigenständigen Zusammenhang ihrer Gefühle, der sich getrennt von seinen Empfindungen zugleich wie ein Inneres ihrer Empfindungen je nach ihren Erfahrungen, nach den Ereignissen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse zusammenfindet. Wiewohl die Menschen nur aus diesen Verhältnissen einen bestimmten Gefühlszusammenhang bilden, erscheinen sie sich in diesen für sich selbst mit einem innersten Wesen begabt, mit einer Seele versehen, die ihre originellste Eigenheit aus dem See ihrer Gefühle bezieht. Und die stellt von da her auch die einzigartige Geschichte ihrer Individualität dar.
Was für ihre Lebensverhältnisse stimmen mag, wird auf diese Weise aber nicht nur als ihr individuelles Wesen in diesen für wahr genommen, sondern schließlich auch hergenommen, um sie als Persönlichkeit ihrer Individualität wahr zu haben und sich auf diese zwischenmenschlich zu beziehen. Sie wird zum Gegenstand der Empfindungen, die sich darin allgemein beziehen und selbst zum Gefühlsinhalt der Wahrnehmungen, zur Substanz der Selbstwahrnehmung im Allgemeinen werden. Und wo dieses allgemeine Wahrnehmen selbst wahrgehabt wird, ist der Sinn der Lebenszusammenhänge auf sich selbst verwiesen, wird er zu einem Sinn, der überhaupt nur in Wahrnehmungsverhältnissen existiert, worin sich jedes Individuum im einzelnen auf das bezieht, was sich darin ganz allgemein verhält, sich einzeln in einem allgemeinen Verhältnis darstellt. Das bildet sich im Einzelnen und erfährt darin zugleich seine Bildung im Allgemeinen, in dem seine Empfindungen und Gefühle in einem Selbstgefühl aufgehen, das hierdurch allgemeine Gültigkeit bekommen hat. Solche Sinnbildung erscheint daher zunächst wie die Beziehungsform einer Tautologie in einer Welt, in der alles für sich bleibt, um allgemein in Gesellschaft zu sein, um Gesellschaft als Gemeingefühl wahrzumachen, das ihre Gemeinschaft aus individuellen Gefühlszusammenhängen durch Selbstgefühle bildet, die darin in eine objektive Beziehung zueinander versetzt und somit für sich selbst gegenständlich sind.
10.0.3 Zwischenmenschliche Individualität
Wo die Menschen ihre sinnliche Gewissheit, die Wahrheit ihrer Wahrnehmungen, nur in sich und durch sich in der bloßen Anwesenheit von Menschen finden können, beziehen sie sich durch die Räumlichkeit ihres Daseins. Jedes besondere Selbstgefühl macht sich im Raum gemein mit anderen Gefühlen - umso intensiver, je dichter die Anwesenheiten sich ereignen, je öfter oder näher sie sich begegnen. Der abstrakt menschliche Sinn ihrer Verhältnisse findet daher sein Maß im Ausmaß solcher Ereignisse, der Dichte dieser Anwesenheiten. Und was die Menschen dabei für sich finden, das empfinden sie durch andere in der gesellschaftlichen Form ihrer Beziehungen.
Jeder Mensch ist ein Individuum seiner Gesellschaft so, wie er sich darauf sinnlich, also körperlich beziehen kann. In der bürgerlichen Gesellschaft ist er auf den Nutzen der dort vermittelten Gegenstände, auf die Gebrauchswert ihrer Waren bezogen. Hier wird er auch zum Individuum der Selbstwahrnehmung in einem allgemein bestimmten Lebensraum. Sein Gefühl für sich mag ihm als sein besonderes Selbstgefühl erscheinen, weil es ja immerhin auch seine Erinnerung an sich und für sich ausmacht. Aber zugleich vergegenwärtigt er oder sie es als Mensch unter Menschen, deren Zusammenhänge im Leben zwischen den Menschen nur von den Ereignissen abhängen, die sich in diesem Raum zutragen. Jedes Erleben bezieht sich daher auf die gesellschaftliche, also politische Form der Lebensräume - z.B. Familie, Gemeinde, Kommune, Land, Nation usw.. Das macht die Selbstgefühle, wo sie allgemein werden, in ihrer Individualität höchst widersprüchlich, ist doch damit ein jeder in seiner Wahrnehmung sowohl sinnlich wie politisch zugleich bestimmt. Was an und für sich nichts miteinander zu tun hat, muss er als die Lebensbedingung seiner Selbstwahrnehmung anerkennen. Unversehens geraten politische Bestimmungen in seine Selbstgefühle. Das war ja auch schon mit der Möglichkeit von Selbstgefühlen mit ihrer Formbestimmtheit gegeben. Jetzt wird es notwendig, weil der Raum nicht nur als eine Abstraktion in der Vorstellung existiert, sondern wirklich alle Beziehungen in der Ausdehnung ihrer Vielfalt und Dichte bestimmt.
Ein Selbstgefühl soll ja auch eigentlich eine Beziehung im Gefühl zu sich selbst bezeichnen, unterstellt also schon eine ihm äußer Reflexion. Für sich verstanden ist dies aber schon rein sprachlich ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, - das ist eine Verbindung verschiedener Subjekte - die zugleich nicht als Beziehung durch Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei, das unterschiedslos und also ununterscheidbar objektiv sich reflektieren könnte. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen. Hier geht es aber um das, was sich darin gleichbleibt.
Nun wissen wir, dass es sich um die Dichte der Beziehungen, um das Ausmaß ihrer Lebensräume handelt, in dem diese stattfinden, sich ereignen. Was die Menschen als Individuen in diesem Raum finden, was also ihre Empfindung an Sinn findet, ist das, was als Ereignis darin stattfindet und auch immer wieder nötig wird. Worauf sonst sollten Menschen sich in ihren Gefühlen beziehen, wenn sie sich darin in ihrer je eigenen Notwendigkeit nur äußerlich, also sich selbst unendlich unterschiedslos, also gleich bleiben müssen? Es wäre das Selbstgefühl im Allgemeinen eine Selbstvertauschung, eine bloße Selbsttäuschung, die Scheinwelt von Selbstigkeiten vieler Personen, wenn es dies Unterschiedene im Gleichen nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Anderes, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, die darin Sinn finden, dass die Menschen sich wechselseitig ihr Leben in ihren Erlebnissen einverleiben.
Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat, und so sind sie als Mensch zugleich auch nur menschlicher Körper ihrer eigenen Lebensverhältnisse. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, wie es sich durch andere auch begeistern kann, weil darin eben nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin auch wirklich wahrhat. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Nur eines ist gewiss, dass sich die Gefühle in ihrem Selbstgefühl finden, sich dort treffen und verallgemeinern, weil sie darin in der Masse sich gegen ihre Ungewissheit bestärken und ihre Wahrnehmung in der wechselseitigen Bestärkung der Gefühle in Gang halten.
Weil jede menschliche Empfindung von daher immer schon so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, so ist er das auch im Gefühl. Doch er kann sich nur wirklich bewahrheiten, wenn sich die Gefühle in Selbstgefühle vermengen und sich darin der Wahrnehmung ihrer selbst versichern, ohne über das Wahrnehmen hinauszugehen, ohne Erkenntnis ihrer Verhältnisse bleiben. Weil die Empfindungen sich nur darin letztlich ihrer Wahrnehmung versichern können, empfindet sich jeder Mensch auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung in ihren Selbstgefühlen aufhebt und fortträgt und eine Vergewisserung vermittelt, die nur davon abhängt, wieweit sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen und von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und verselbständigen kann.
Wahrnehmung, die sich durch die Verhältnisse ihrer Gefühle selbst zum Gegenstand wird, wird zu einem Ding ihrer selbst, enthält sich selbst als Lebensbedingung, in welcher alle Lebensbedingungen sich ihrer selbst versichern, die darin zur Wirkung kommen und also eine eigene Wirklichkeit bilden. Die Kultur im allgemeinen jenseits ihrer gesellschaftliche Formbestimmung enthält noch alle Sinnbildungen der Menschen durch die Gegenstände, die sie darin herausgebildet haben. Die Kultur der Zwischenmenschlichkeit kennt diese Gegenständlichkeit aber nur, soweit sie hiergegen noch zwischen den Menschen existiert, soweit sie sich auch noch auf die sinnlichen Gegenstände der gesellschaftlichen Produktion zwischen den Seiten ihrer Existenz bezieht. Gegenständlich sind ihre Erkenntnisse einerseits durch die Vielfalt ihrer Wahrnehmungen, durch das Erleben ihrer Empfindungen und andererseits durch das, was sie andererseits in ihren Gefühlen für sich selbst wahrhaben.
In solcher Kultur ist aber die menschliche Erkenntnis zwischen ihren Empfindungen und ihren Gefühlen so geteilt, wie auch die Gegenstände durch die widersprüchliche Form der menschlichen Arbeit vor ihrer Selbsterfahrung schon geteilt sind. Was die Menschen durch einander von sich hierin erkennen ist nicht das, was sie in ihren Selbstgefühlen erkennen können. Jede Erkenntnis besteht daher im Zweifel zwischen ihrer Gewissheit und ihrem Gefühl - und zweifelhaft sind die Erkenntnisse im Ganzen, die dies sich nicht bewusst machen. Ohne Bewusstsein von sich ist jede Erkenntnis ganz von der gegenständlichen Welt ihrer Lebensproduktion getrennt und als Wahrnehmung für sich selbst aus ihrer Selbstwahrnehmung verselbständigt, abgehoben, selbst nur abstrakte Erkenntnis. In dieser Beziehung ist sie nur aus zwiespältiger Wahrnehmung in ihrem Selbstzweifel wahr, die als in sich schon gespaltene Wahrheit unablässig zwischen ihren Empfindungen und Gefühlen vermitteln muss. In dieser Gespaltenheit ist jeder einzelne Mensch zugleich allgemein gesellschaftlich, kann sich aber als allgemeiner Mensch auch nur abstrakt in seiner Einzelheit verstehen.
Im Einzelnen oft der Verzweiflung nahe finden die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen dennoch ihr Glück in ihrem Zusammenhalt, wo sie ihre Trennungen durchbrechen. Aber als Ganzes von dieser Welt getrennt, also in sich geschlossen und durch sich von der Welt ausgeschlossen, kann Selbstwahrnehmung nur noch auf die Allgemeinform der Gegenstände einer Waren produzierenden Gesellschaft, auf Geldverhältnisse verweisen und setzt eine Wahrnehmungswelt voraus, die ihre Substanz aus den hochentwickelten Formationen des Geldbesitzes bezieht. Geld macht zwar nicht glücklich, aber durch Geldbesitz wird ein Glück in Selbstgefühlen möglich, das ohnedies nicht sein kann. Aber wo Erkenntnis auch ohnedies möglich ist, da hat sie keine Selbstwahrnehmung nötig.
Von daher sind die Selbstwahrnehmungen in solcher Gesellschaft total, eine Welt für sich, elementare Lebensform, die immer nur den Schmerz überwinden kann und aufheben muss, der aus ihren Trennungen und Ausschließlichkeiten besteht. Es ist ihr ästhetischer Drang, der ihn überwindet, das Maß und Ziel ihres Strebens nach Einheit, der Trieb nach Vereinigung in ihrer Selbstverlorenheit, nach der Insel der Glückseligen. Allgemein reflektieren sich in den zwischenmenschlichen Verhältnissen der Menschen Gefühle durch einen Wert, den diese für die einzelnen Menschen haben, durch einen gesellschaftlichen Selbstwert, dem gegenüber jede einzelne Selbstwahrnehmung nur unvollständig, nur mangelhaft erscheinen kann, weil darin ihre ozeanische Seele erscheint, die doch nur einen profanen Körper haben kann. Gesellschaftlich vermittelt sich im Selbstwert ein Lebenswert von Gefühlen, welche die Selbstwahrnehmungen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen im Maß ihrer Aneignung und Einverleibung bestimmen. Und die Erzeugung von Selbstwert wird unter diesen Bedingungen umso nötiger, je mehr die Menschen in den gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Lebensproduktion, in ihren Verhältnissen von Arbeit und Bedürfnis an Wert verlieren, je größer also der Mehrwert ist, der ihrer Lebenszeit entzogen wird und je isolierter sie sich geben.
So scheinen Gefühle sich auch in und durch ein Wesen der Menschen zu gestalten, sich auszubilden, das schließlich nur die zwischenmenschliche Wahrheit einer allgemein ausgemachten Individualität sein kann, die zugleich hiervon getrennt in jedem Einzelwesen existiert. Sie erscheint in ihrer Ausschließlichkeit zugleich als Allgemeinheit ihrer Verhältnisse, als die selbständige Besonderheit einer allgemein persönlichen Subjektivität, die in ihrer Isolation schon wie die aller Menschen seelisch begabt ist, auch wenn sie für sich nur das sein kann, was sie in ihrer Empfindung in diesen Verhältnisen allgemein wahr hat. Doch als besonderes Wesen unterscheidet sie sich in einem abstrakt besonderten Gefühl für sich wie das Selbstgefühl eines seelischen Wesens, das nicht nur im einzelnen, sondern allgemein subjektiv ist, als allgemeine Subjektivität seiner zwischenmenschlichen Beziehungen wirkt, welches seine Individualität im Füreinander oder Miteinander oder Gegeneinander der Menschen zwischen den Menschen bestimmt zu sein scheint.
10.0.4 Getriebene Menschen und der Trieb ihrer Verhältnisse
Was soeben wie das Selbstgefühl eines seelischen Wesens beschrieben wurde, ist eine Anleihe aus einer etwas altertümlichen Assoziation zum germanischen Wortgebrauch von Seele, die deren Ungewissheit, ihre Ahnungen illustrieren soll, ihre Ahnenschaft aus den endlosen Gewässern ihrer Landschaften, aus den Seen verbildlicht, in denen ihre Ursprünglichkeit vermutet wurde. Natürlich gibt es keine wirkliche Seele und also auch keine Seelengemeinschaft. Wohl aber gibt es Seelenherrschaft.
Was zunächst vielleicht nur als Ausdruck einer vergemeinschafteten Ideologie verstanden werden könnte, ist ein konkret und praktisch wirksamer Gemeinsinn, der keine einzige konkrete Beziehung zwischen den Menschen aufweisen kann, sich aber in allen zwischenmenschlichen Verhältnissen verwirklicht. In seiner individuellen Erscheinung, in seiner zwischenmenschlichen Subjektivität sind die Menschen sowohl Konkurrenten ihrer Selbstwahrnehmung und zugleich verschmolzen in ihren seelischen Abhängigkeiten, im Widerspruch mit sich selbst: Sich selbst haben sie ausschließlich wesentlich wahr und doch gleichgeltend mit allen anderen, die sie in ihren Gefühlen nur abstrakt wahrhaben können. Nur sich selbst können sie in ihrer Wahrnehmung bestimmt erkennen und sind in Wahrheit zugleich gleichgültig gegen alle anderen. Sie reflektieren diese lediglich in ihrem Geltungsstreben, das von ihrer Selbstwahrnehmung betrieben wird.
Menschen können in ihren Gefühlen eben nicht wirklich gleich und durch diese auch nicht gleichgültig sein. Wie auch sollten sie sich durch ihre Gefühle aufeinander beziehen und darin zugleich ihre Besonderheiten geltend machen können? Das setzt voraus, dass jeder einzelne Mensch eine Empfindung für einen anderen Menschen hat, auf den er oder sie sich bezieht, diese aber für sich behält und sich auf ihn als Objekt seines ganz eigenen für sich bleibenden Gefühls bezieht, das aber nur durch diese ausschließliche Beziehung ist, worin solche Empfindung ihre Wahrheit hat und zugleich nimmt. Es ist eine Widersinn in sich.
Und so ist in der Tat nicht nur ihre Beziehung auf andere, sondern auch ihre Selbstwahrnehmung hierin gespalten, denn erst durch dieses Objektsein sind sich die Menschen auch wirklich gleich, weil jeder im Gefühl nur wahr für sich bleibt, während sie einander in ihren Empfindungen unbestimmt wahrnehmen. Und indem sie hierbei alle für sich objektiv bleiben, verhalten sie sich sich allgemein als Objekte ihrer Wahrnehmung und haben sich auch nur in ihrer Objekt-Objekt-Beziehung wahr. Und wiewohl sie sich wechselseitig in ihren Empfindungen völlig subjektiv begegnen, beziehen sie sich doch nur durch ein Subjekt, das außer ihnen in jedem allgemein in seinem Gefühl für sich objektiv ist, das sie subjektiv bezogen sein lässt, weil und indem es ihrer wirklichen Beziehung im Allgemeinen fremd bleibt. In ihren Selbstgefühlen objektivieren sie ihre zwischenmenschliche Individualität, die sich in der Produktion von Ereignissen verwirklicht, die ihnen dem entsprechende Empfindungen beibringen, worin sich ihre Absichten äußern. Tatsächlich bestimmen im Einzelnen ihre Absichten ihre Wahrnehmungen, indem sie die Ereignisse hierfür initiieren.
Die Ereignisse des Erlebens sind für die Selbstverwertung, was die Märkte für die Wertrealisierung der Produkte sind. Daher ergeht es der Selbstverwirklichung ähnlich, wie der Verwirklichung des Werts durch deren Angebote auf den Märkten. Sie werden ökonomisch zu der Konkurrenz gezwungen, die sie zwischenmenschlich auch um ihren Selbstwert durch das Arrangement ihrer Absichten betreiben. Es verwirklicht sich das bürgerliche Subjekt daher nicht nur auf den Märkten als Geldbesitzer, sondern auch zwischen den Menschen, die es zu objektiven Persönlichkeiten ihrer Verhältnisse macht. Die Zwischenmenschen beziehen sich daher in ihren Gefühlsverhältnissen über eine schon gebrochene Einfühlung, weil sie in Wahrheit gleichgültig für einander und für sich vollkommen bestimmend, selbstbestimmte Persönlichkeiten durch ihre Wahrnehmung sind. Weil sie ihr persönliches Gefühlsleben als ein seelisches Wesen für sich und gleich jedem Menschen haben, beziehen sie sich selbst als Mensch überhaupt nur durch ihre Selbstwahrnehmung, in der sie ihr persönliches Menschsein zugleich auch wahrhaben. Ihre zwischenmenschliche Beziehung ist ausschließlich persönlich und soll zugleich allgemein, zugleich also in dieser Ausschließlichkeit in allen gemein wahr sein. Doch was ein in sich geschlossenes Ganzes sein soll, das für sich selbst abwesend, in seiner Wirklichkeit also unwesentlich ist, bezieht seine Wahrheit aus dem Widerspruch seiner Wahrnehmung durch die Anwesenheit von hieraus bestimmten Beziehungen, die es in zwischenmenschlichen Verhältnissen für sich gewinnen muss.
Die Kultur des bürgerlichen Besitzstands, des Geldbesitzes, resultiert aus der Teilung der Arbeit, die in der Formbestimmung ihrer Zwischenmenschlichkeit ihren Sinn nicht nur durch Mitteilung, sondern durch die wirkliche Teilung ihrer Erkenntnis entwickelt und ist damit zum Sinnstifter einer abstrakten Sinnlichkeit geworden, der sich über die Abwesenheit von Sinn begründet, entwickelt und ausbreitet, selbst also nur noch abstrakt menschlichen Sinn verallgemeinern kann. Es ist die Kultur des Kapitals, das sich hier in den Menschen selbst als deren soziales Allgemeinwesen im Gemeinsinn eines abstrakten Reichtums niederlässt und sich über die Anwesenheit und Dichte der Selbstwahrnehmungen der Menschen versinnlicht und nach dieser verlangt. Das Verlangen nach ihrer Ästhetik ist der Tribut, der den Verlust an konkreten Lebenszusammenhängen ausgleicht. Und das ist der Springpunkt der Kritik der politischen Ästhetik: Der Trieb des Kapitals, der die gesellschaftlichen Zusammenhänge auf ihreabstrakt allgemeine Einheit zurückführen und sie der Tendenz nach auf ihre Reproduktion reduzieren muss, tritt in der Selbstwahrnehmung als Trieb einer Ästhetik auf, durch den die Selbstwahrnehmungen sich zusammenfinden und sich auf das körperliche Dasein ihrer Kultur reduzieren müssen. Der Fortschritt des Kapitals in seinem Wertwachstum reduziert sich somit zugleich auf die Reaktion seiner Kultur, wird reaktionär.
Mit der allgemeinen Selbstreflektion in ihren Selbstgefühlen, werden die Gefühle selbst zu einer gesellschaftlich bestimmenden Macht. Es vereint sich darin das Bestreben eines ganzen Verhältnisses, um zu sich durch eine gesellschaftliche Vermittlung zu kommen, die in einem abstarkt Allgemeinen versöhnt werden sollen, zum einen im Wertwachstum der politische Ökonomie, und zum anderen in der Veredelung der Selbstgefühle in der politische Kultur. Beides ist in seinem Streben logisch darin gleich, dass es sich um eine regressiven Selbstentfaltung ihrer Entwicklung handelt, um die Reduktion ihrer Inhalte in einer bloßen Quantifizierung ihrer Form durch die Formbestimmung ihrer Begriffssubstanz, der Abstraktionin und durch ihre Substanz. Dieser Trieb vergesellschaftet die Selbstwahrnehmung zu ihrer Welt, zu einer Welt, worin die Selbstgefühle begeistert zusammenkommen und sich in ihrem abstrakten Sinn auch wirklich einfinden und einfühlen, einander fremd und in ihrer Haptik doch eng vertraut, gerade dort, wo sie weder einen wirtschaftlichen, noch einen kulturellen Sinn und Zweck mehr finden können und sich substanziell aufbrauchen. Der allgemein abstrakte Mensch mag sich dann immer noch ungebrochen als Subjekt der Welt wahrnehmen, während er seinen Trieben gehorcht und ihnen hörig wird, die aber immer schon ihren Zerfall betreiben, weil sie schon vor aller Erfahrung nur gebrochene Verhältnisse wahrhaben können.
Was die Verwertung des Kapitals den Menschen an Arbeitszeit abverlangt, das verlangt dieser Trieb in der Verdichtung von Lebensraum. Was die Arbeit durch den Warentausch als abstrakt menschliche Arbeit gesellschaftlich verwirklicht, das verwirklicht die Wahrnehmung durch ihrezwischenmenschlichen Verhältnissen in einem abstrakt menschlichen Sinn. In dem Maß, wie sich der Sinn aufhebt, den Menschen für ihr gegenständliches Leben haben, wird sich der Sinn, den sie für sich haben, gegen sie selbst wenden. Er wird sie zwischenmenschlich erschöpfen weil und soweit sie ihn nicht als den Unsinn widersinniger Lebensverhältnisse begreifen und also ihren Widersinn ad ultimo forttreiben. In ihren Krisenzuständen fallen die politischen Formationen der Wirtschaft und die der Kultur zusammen und vernichten sich selbst in ihrer fatalen Verschmelzung, in Rassismus, Faschismus und Barbarei.
Es ist das, was Individualpsychologie überhaupt nicht begreifen kann und schon in ihrem Ansatz noch nie verstanden, aber in allerlei Tendenzen mythologisiert hat. Inzwischen versucht sie selbst sich aus dem Individuum zurückzunehmen indem sie die Mystifikationen einer symbolisierten Systematik durch die Gewächse der Systemtheorie darüber ranken lässt und durch Figurationen der Wahrnehmung einzurenken versucht, was innerlich zerbrochen ist und seinen Zusammenhang überhaupt nur in äußerer Gestalt finden kann, in dem, was die Wahrnehmung schlechthin immerhin strukturell beeindruckt, dem Reiz ihrer Ästhetik, auf den sich das Erleben in seinem größten Drang reduzieren lässt.
Die Individualpsychologie hat vielerlei Begriffe für dieses einzelne Allgemeinwesen, das Seelenwesen, das sie aus dem sakralen Kontext einer übernatürlichen Inspiration (Atem Gottes oder Geist der Ahnenwelt) herausgenommen und zur Psyche erklärt hat. Aber auch so profan wird deren Bezogenheiten aus einem voraussetzungsloses Wesen innerster Antriebe eines Menschen verstanden, aus dem sich ihre Bezugnahmen praktisch nur metaphysisch erklären lassen - als Libido, Archetypen, Gestaltungswille, Verhaltensorgan, Lebensmuster usw.). Und so erscheint die Individualgeschichte vor allem als Entfaltungsprozess dieses Wesens, aus dem sich seine Gefühle begründen und von daher schon idealisiert sind, durch sich selbst vermittelt und sich auch seelisch vermittelnd.
Wir haben die Wahrnehmung im Zusammenhang mit ihren Ereignissen analysiert und kommen nun zum Kern ihres inneren Verhältnisses: in die Verhältnisse der Menschen zu sich selbst und zu anderen Menschen, die ja überhaupt erst die Wahrnehmung an und für und durch sich selbst bestimmen können. Wie und warum also kann eine Wahrnehmung schon sich selbst verhalten und in Verhältnissen aufgehen, die ihre Ereignisse nicht nur selbst bestimmt, sondern ihre eigenen Grundlagen zu ihrer inneren Notwendigkeit werden lassen, zu einer Selbstentfremdung treiben, in der die Menschen keinerlei Ereignisse also solche mehr wahrnehmen können, weil die Wahrnehmung selbst ihr einzig wirksames Ereignis ist? Wie können sich Verhältnisse in der Wahrnehmung selbst bestimmen? Bisher war nur gesagt, dass sie durch Ereignisse beigeführt werden, die für die Wahrnehmung notwendig und von daher beabsichtigt wurden. Jetzt geht es darum, wie sich die Wahrnehmung vom Inhalt der Ereignisse ablöst, ihr selbst gleichgültig wird, was siese im einzelnen ausmacht, wie hieraus eine Formbestimmung der Wahrnehmung für sich entstehen kann, was die Wahrnehmung ist, die sich nur noch auf sich selbst bezieht, was also die Formbestimmung der Selbstwahrnehmung ausmacht.
Wir wissen nun, dass objektive Wahrnehmung, dass Ästhetik überhaupt durch eine Trennung von Empfindungen und Gefühlen sich verselbständigen kann, dass sie aus ihr so hervorgeht, wie sie die Ereignisse selbst verursachen konnte. Nun geht es also darum, was hierbei die Wahrnehmung auf sich selbst bezogen ist. Zum einen ist sie ja weiterhin natürlich und doch gesellschaftlich zugleich, Sinn der sich nur durch seine Begeisterung für Menschen auf sich gesellschaftlich beziehen kann. Es wird sich zeigen lassen, dass die Erlebnisse zwischen den Menschen auch unabhängig von den einzelnen Ereignissen sich durch den Eindruck von Menschen, den sie auf die Wahrnehmung machen, begeistern lässt, dass sie ganz eigentümlichen Reizen folgt, die sich aus ihrem zwischenmenschlichen Erleben ergeben und worin sich doch zugleich das ganze gesellschaftliche Elend dieses Erlebens vollzieht, das alleine durch das Geltungsstreben nach Selbstwert begründet ist.
Nach dieser Analyse können wir nun also mit der Darstellung der Zusammenhänge in der Selbstwahrnehmung der Menschen, mit den Verhältnissen in der Verwirklichung ihres Selbstwerts beginnen und dessen dialektische Verhältnisse beschreiben.
11. Wahrheit und Wahrnehmung
In zwischenmenschlichen Verhältnissen erscheint das Leben der Menschen als eine Welt voller Gefühle, voller Wahrnehmungungen, in denen sie sich durch ihre Beziehungen erleben und bilden. In jeder Wahrnehmung stellt es sich so dar, wie es sich ereignet. Die Wahrheit einer jeden Wahrnehmung besteht darin daher in der Identität der Erkenntnis von dem, was Menschen wahrnehmen und dem, was sie dabei wahrhaben.1 Um Verhältnisse der Wahrnehmung begrifflich darzustellen, muss geklärt sein, was sie materiell sind und worin sie sich verwirklichen, wodurch sie sich im Verhältnis von Menschen zu einem Verhältnis der Selbstwahrnehmungen verselbständigen, wodurch sie also eine selbständige Form erhalten können.
Wir waren davon ausgegangen, dass die einfachste Form, aus der die Wahrnehmung ihre Elemente bezieht, die Empfindung ist. Von daher ist die Empfindung auch der Stoff der Wahrnehmung - ganz gleich, ob sie sich auf Sachen oder Menschen oder zwischen den Menschen bezieht. Verselbständigen kann sich die Wahrnehmung aber nur, wo sich Menschen über ihre Wahrnehmung so beziehen, wie sie sich hierdurch als Menschen finden und empfinden, wie sie sich darin auch als Mensch wahrhaben. Wir müssen also mit der Empfindung beginnen, um diese einfache Wahrheit beschreiben zu können.
Was Empfindung als Selbstwahrnehmung wahr hat, das äußert sich immer auch in den Gefühlen, mit denen sie erinnert wird. Wenn wir uns diese Beziehung nun vornehmen, werden wir darin erkennen, wie sich Gesellschaft in einer Selbstwahrnehmung durchsetzt, deren Ereignisse überhaupt nur im einzelnen Menschen stattfinden, die also in ihm ihren Sinn für etwas jenseits von ihrem Gegenstand so findet, wie er sich darin einfindet, wie er sich in den Ereignissen seiner Wahrnehmung verhält und darin für wahr genommen wird. Es bildet sich auf diese Weise jeder Sinn so, wie er in der Trennung, in seiner Isolation sich im Menschen wahrhat. Und das ist ganz wesentlich davon abhängig, wie sich seine Beziehung in diesen Verhältnissen gesellschaftlich ereignet hat und sich daher auch noch in der Selbstwahrnehmung ereignet und entfaltet und zum Gedächtnis vieler Erinnerungen wird. Die Frage ist, wie und wodurch sich die Gefühle von ihren Empfindungen darin isolieren, also überhaupt ohne einander wahrgenommen werden können.
11.1 Zwischen Empfindung und Gefühl
Wenn Empfindungen nicht im Gefühl gegenwärtig sein können, dann ist das Gefühl seiner gesellschaftlichen Natur enthoben. Das empfindungslose Gefühl reflektiert eine Natur, die es nur noch durch die Organe seiner Wahrnehmung hat. Das Gefühl besteht aus dem, was es darin findet, was es ruhig macht, frieden schafft, also befriedigt oder erregt ist, ohne dass die Herkunft der Wahrnehmung, also das, was sie wirklich wahrhat, zu erkennen. Das Gefühl als Konsument seiner Wahrnehmung ist ein Selbstgefühl, in dem sich Gefühle zu sich selbst abstrakt verhalten - je nach Lage und Zusammenstellung ihres Erlebens und der dem entsprechenden Ereignisse.
Es ist das Selbstgefühl seiner organischen Natur, welche sich allein durch ihr Erleben gesellschaftlich auf andere Menschen bezieht. Die Empfindungen sind darin außer sich, zugleich aber niemals ohne ihre Natur. Jede Empfindung ereignet sich ja tatsächlich auch schon so, wie sie vor aller Erfahrung im Sinn der Menschen mit ihrer Natur verbunden ist. Und so ereignet sie sich auch in ihrer Vereinzelung, in ihrer vereinzelten Erfahrung schon in sich von ihrem Sein getrennt und also schon in ihrem Dasein objektiv fremd. Ihr Sinn für sich ist durch ihre Wahrnehmung außer sich gebrochen. Und da jede Empfindung von Natur aus gegenständlich ist, kann sie in der Abwesenheit ihres Gegenstands körperlich also auch nur abstrakt da sein, so konkret sie sich auch anfühlen mag. Die Wahrheit der Wahrnehmung ist in dieser Beziehung zwiespältig, trägt in diesem Widersinn in sich schon einen wesentlichen Zweifel.
Die Frage, die hier nun zu beantworten ist, heißt also: Wie kann es sein, dass Wahrnehmung nicht nur abstrakt, sondern sich selbst abstrahieren, sich schon selbst fremd werden kann, dass sie Macht über die Menschen gewinnt, dass diese nicht nur unter Verhältnissen leiden, durch die sie sich von ihrer Gesellschaft entfremden, sondern dass eine gesellschaftliche Wahrnehmung sie selbst gerade auch dort beherrscht, wo sie in ihrer Form vereinzelt, gesellschaftlich isoliert sind? Wodurch kann Wahrnehmung selbst so objektiv sein, dass sie eine eigene Kraft, eine fremde Macht über die Menschen gewinnt?
Um das zu beantworten müssen wir jetzt zunächst das gesellschaftliche Verhältnis einer objektiven Wahrnehmung das Verhältnis objektiver Gefühle - ihre Ästhetik - untersuchen, müssen verstehen, wie und wodurch Menschen auf Menschen bezogen und zugleich für Menschen unerreichbar sind, wie es zum Beispiel zu einer Massenpsyche kommen kann und woraus hierin dennoch die Kräfte der Emanzipation bezogen werden können, eine ökonomische und kulturelle Krise als Krise des Menschseins selbst aufgelöst werden kann. Es ist also nicht nur der Einteignungsprozess der menschlichen Tätigkeit zu beschreiben, sondern in unserem Fall auch der Einteignungsprozess menschlicher Sinnlichkeit, wodurch die Erkenntnis der eigenen Sinne im Bewusstsein entfremdeter Sinnlichkeit erschlossen werden kann, die einen ungeheueren Selbstverlust für die Menschen darstellt. Aber mit diesem Bewusstsein wird sich schließlich auch die Entgegnung auf die Selbstlosigkeit der bürgerlichen Persönlichkeit finden lassen, der das wirklich gesellschaftliche Leben, die gesellschaftliche Wirklichkeit von Grund auf entgegensteht. Das Resultat der bisherigen Analyse muss daher nun als Verhältnis einer entfremdeten Selbstwahrnehmung, als wirkliche Selbsttäuschung aufgeklärt werden. Beginnen wir deshalb hierzu noch mal von vorne.
Eine Empfindung ist zunächst der Zusammenhang einer Sensorik, also die Wahrnehmung eines oder vieler Eindrücke in einem, welche jede sinnliche Gewissheit ausmacht und wodurch sie für sich wahr ist, gleich, was sie außer sich auch sonst noch wahrhaben kann. Auf dieser gründet die Arbeit eines jeden Organismus, die sich als Vermittlung von seiner Innenwelt zu seiner Außenwelt vollzieht. Im Gefühl für das, was sie hierbei wahrhat. Es bezieht sich die Empfindung hierüber schließlich wieder auf sich, so wie sie sich darin gefunden hat und einfinden kann und wodurch sich die Fähigkeiten eines Organismus entwickeln.
In der Evolution des Lebens war die Empfindung der Ursprung natürlicher Intelligenz, die Beziehung eines Naturwesens auf seinen Gegenstand, ganz gleich, ob dieser natürlich war oder nicht, z.B. als Pflanze, Tier oder auch nur als leblose Materie, als Mineral oder Wasser oder Luft oder dergleichen. Von Natur aus kennt die Empfindung ihren Gegenstand schon, bevor sie ihn findet und sie empfindet, was er für sie ist oder sein kann. Diese Naturempfindung ist damit die unausweichliche Grundlage eines jeden Stoffwechsels und der vielfältigen Gestalten, die er im Lauf der Geschichte bis in die menschliche Kultur hinein gebildet hat und darin zum Gedächtnis ihrer Entstehung und Entwicklung, zu einem Gefühl für unsere Welt, für Menschen und Sachen geworden ist. Empfindung ist alles, was wir in unseren Gefühlen erinnern können und scheidet unsere Wahrnehmung in dem, für was wir einen Sinn haben, was wir also wissen können, von dem, was uns nicht sinnlich gewiss werden kann, für das wir keinen Sinn haben und das wir nur gedanklich erschließen können (z.B. bestimmte Lichtfrequenzen und Strahlungen).
Empfindung setzt also selbst schon das Werden von Subjekt und Objekt der Wahrnehmung voraus, sei es durch die Naturentwicklung oder durch die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft als Naturmacht (siehe Produktivkraft). Sie meint im Wortsinn schon im Ursprung des Wortes das Emp-Finden, das End-Finden, das “Zu-Ende-Finden”, also die Verwirklichung einer sinnlichen Identität mit einem Gegenstand der Empfindung, sei er Sache oder Mensch oder Tier oder Pflanze oder Natur überhaupt.
Für Menschen hat jede einzelne Empfindung aber keine unmittelbare Gewissheit im Ganzen. Sie ist nur ein Moment seiner Sinnbildung. Empfindungen sind zwar natürlich und haben natürliche Intelligenz, doch sie empfinden nicht nur Natur. Sie geben keine Gewähr für ihre Natur, haben keine natürliche Wahrheit für sich, machen keine Natur aus und nichts zur Natur. In unnatürlichen Verhältnissen empfinden sie daher auch nicht Unnatur, sondern nur die Wirkung, die sie auf einen Körper in dem Zustand hat, in dem er auch wirklich ist. So können Empfindungen auch durch unwirkliche Kräfte bestimmt sein und dennoch körperlich wirksam sein - z.B. können Schmerzempfindungen als “Seelenschmerz” eine völlig andere Natur erfahren, als die, welche für sie unmittelbar sinnvoll wären, wenn sie selbst durch Gefühle bestimmt sind, die sich gegen ihre Natur behaupten, ihre Unnatur veräußern. So können sich Empfindungen selbst verkehren, wenn sie verkehrten Verhältnissen unterworfen sind, wenn sie den Notwendigkeiten objektiver Gefühle folgen müssen, wenn sie ihnen aus irgendeinem Grund hörig geworden sind (z.B. als Perversion). Und sie können Lebensangst entwickeln, ohne dass hierfür eine konkret sinnliche Ursache vorliegt (siehe z.B. auch Phobien und Depressionen).
Empfindung ist die Tätigkeit der Sinnesorgane in der Art und Weise und in dem Moment ihrer Gewahr-Nehmung eines Gegenstands, der eine Sache, eines Menschen oder auch selbst Sinn sein oder haben kann. Er wird in der Empfindung erst gewiss, weshalb man auch von einer sinnlichen Gewissheit spricht. Aber so frisch und neu diese Gewissheit erscheinen mag, so setzt sie schon immer Sinn voraus, der darin nicht neu sein kann, weil er sich ansonsten seiner nicht gewiss wäre, ebensogut eine Erscheinung von anderem, bloße Reflexion sein könnte.
Eine Empfindung ist dennoch die unmittelbare, also unvermittelte Beziehung auf einen Gegenstand, mit dem sie vor aller Erfahrung schon verbunden ist. Sie ist daher nicht bloßes sinnliches Auffassen, organische Tätigkeit einer hiervon unabhängigen Sensibilität, sondern Identifizierung, Tätigkeit in einer Identität eines Subjekts mit seinem Objekt in der Wahrnehmung, das unabdingbare Moment der Wahrheit, das Finden ihrer Gegenwart. In der Empfindung findet die Wahrnehmung ihrenunmittelbaren Gegenstand, die unmittelbare Gewissheit ihrer Sinne als das, was dieser im Einzelnen durch seine Eigenschaften für sie für wahr, also auch wirklich so sinnlich ist, wie er auf die Sinne wirkt. Wirkung hat er eben in soweit, wie das Objekt der Wahrnehmung ihr zu eigen ist, wie er ihren Eigenschaften entspricht, wie subjektive Eigenschaften in der Beziehung auf objektive Eigenschaften auch wahr sind.
Schon vor und mit der Geburt eines Menschen besteht sie als weltliche Verbundenheit, nicht jenseits seiner Wirklichkeit - etwa in einem übernatürlichen Kosmos der Gefühle - sondern absolut diesseitig, als wirkliche Natur dieser Beziehung schon in der Form ihrer bloßen Leiblichkeit, als natürliche Empfindung, wie sie auch alle Kulturbeziehungen enthalten (siehe hierzu Naturempfindung). Jeder Säugling weiß seine Eltern zu schätzen, soweit sie ihm ihr Leben zeigen und geben. Und er weiß auch schon, wie er dieses Leben zu nehmen und für sich zu entwickeln hat, wie er sich hierdurch entwickeln kann, was immer auch sonst dieses Leben bedingt. Seine Empfindung ist also schon vor seiner Geburt substanziell gesellschaftlich.
Die einfachsten Empfindungen bestehen aus der zunächst objektiven Wahrnehmung seiner Form und ihres Zustands, oft auch nur als formale Differenz von den Eigenschaften des Menschen und die seines Gegenstands, wenn er z.B. als heiß, kalt, bedrohlich oder gefügig empfunden wird. Jede Empfindung enthält ein Wissen, das die Sinne schon vor dem Leben der einzelnen Individuen gebildet hatten und das sich in ihr und durch sie sowohl bestätigt wie auch fortbildet (siehe Sinnbildung).
Empfindung nimmt den objektiven Inhalt einer sinnlichen Beziehung subjektiv wahr. Sie lebt durch die Aufmerksamkeit und zugleich Neugier der Sinne, wiewohl sie nur das wahrnimmt, was sie außer sich als das erkennen kann, was sie von sich schon weiß (siehe sinnliche Gewissheit). Eine Empfindung ist daher zunächst der Zusammenhang einer Sensorik, also die Wahrnehmung eines oder vieler Eindrücke in einem, welche jede sinnliche Gewissheit ausmacht und wodurch sie für sich wahr ist, gleich, was sie außer sich auch sonst noch wahrhaben kann.
Empfindung ist aber dennoch zunächst nur die sensorische Wahrnehmung einer sinnlichen Gewissheit, einer Begegnung im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Existenzweisen - so wie der Sinn danach steht, eben so, wie Subjekt und Objekt in ihrer Beziehung aufeinander darin schon sinnlich von Natur aus begründet sind. Von daher offenbart eine Empfindung schon ein Wissen, das lediglich schon durch die Anwesenheit ihres Gegenstands gewiss, nicht jedoch dessen erwiesene Wahrheit ist. Es ist das Wissen um ihren Sinn, der auch ohne diese Beziehung zu ihrem bestimmten Gegenstand, also auch in seiner Abwesenheit wahr ist - eben weil dieser schon sinnlich ist, Sinn für das Subjekt der Wahrnehmung hat, auch ohne empfunden zu werden. Die Wahrheit der Empfindung ist alleine das gewahr werden seiner selbst in anderem, Sinn für sich als Sinn ihrer Wahrheit, die Begegnung mit einem Gegenstand, einem Menschen, einer Sache oder der Natur, die Anwesenheit von Subjekt und Objekt der Empfindung als Ganzes einer Beziehung für sich, als dies Eine hier und jenes Andere dort, gleich ob dies schon als Genzes erwiesen ist oder nicht oder wie es sich sonst noch verhält.
Die Empfindungen der Menschen beruhen in zwischenmenschlichen Verhältnissenauf dem Finden von Seinesgleichen durch Andere. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden wird, was man von sich selbst darin wahrhaben kann. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit nicht nur unmittelbar sondern auch allgemeine, in Gesellschaft gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen ohne diese finden noch durch sie haben kann, also weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Erst in ihren Gefühlen bewahrheitet sich der Zusammenhang der Empfindungen.
Jedes Gefühl ist die subjektive Reflexion von dem, was die Empfindung zu ihrem objektiven Inhalt hat. Es ist von daher das Subjekt der Wahrnehmung, durch das sie erst zu sich kommt, sich verinnerlicht und erinnert. Gefühle sind zum einen Tätigkeit der Wahrnehmung, zum anderen Reflexion ihrer Empfindungen. Im Gefühl ereignet sich seine Wahrheit in dem, was es wahrhat und dem, was es wahr nimmt. Alle Ereignisse sind daher von sinnlicher Substanz für das, was hierbei für wahr genommen wird, was innerlich wie äußerlich gewahr, also eins wird. Es bildet den Sinn, der sich darin regt (siehe Regung).
Was in der Empfindung gefühlt wird, ist also rein subjektiv und verbleibt im Subjekt der Empfindung daher auch als Gefühl für etwas oder jemanden, für einen Menschen, für ein Tier, eine Pflanze oder eine Sache. Und dieses Gefühl kann von daher auch nicht für sich bleiben. Es bildet sich in dem Subjekt fort durch die mannigfachen Begegnungen mit den jeweiligen Empfindungen, verschafft sich darin die Zusammenhänge, in denen sein Leben existiert und tätig ist und es sich also selbst in seinen Gefühlen auf dieses bezieht. Im Gefühl bezieht sich ein Mensch subjektiv auf seinen Gegenstand, wie er für ihn und durch ihn da ist, wie er von Natur und als seine Kultur ist, wie er durch ihn gebildet ist und wie er ihn selbst gebildet hat. So ist die Kultur zur Natur des Menschen geworden, weil er sich darin sinnlich vergegenständlicht hat und sich als tätiger und bedürftiger Mensch darin erkennt. Er bildet seine Gefühle für seine Gegenstände so aus, wie er seine Bedürfnisse durch seine Tätigkeiten fortbildet, wie er ein Gefühl für die naturhaften und gesellschaftlichen Dinge entwickelt, für Holz, Metall, Wetter, Erde usw. ebenso wie für Menschen, Räume, Bewegungen, Töne usw.
Gefühle sind daher erst mal nur verinnerlichte Empfindungen der verschiedensten Begegnheiten - und damit auch Erinnerung einer Befindung. Wie etwas gefunden und befunden worden war, so erscheint es auf diese Weise auch im Gefühl hierfür, in der einfühlenden Wahrnehmung für einen Menschen oder eine Sache. Im Gefühl hat man den Sinn eines Gegenstands subjektiv als das wahr, was ihn objektiv gemacht hatte, also warum und wie er darin vergegenständlicht ist. Es ist all das, was den Inhalt der Bedürfnisse der Menschen, die Beziehung zu ihrer Welt überhaupt so bestimmt, wie sie diese auch für wahr nehmen, so wie sie mit ihnen auch übereinzustimmen scheint. (z.B. Geschmack, Kunst, Liebe, kurz: Menschsein schlechthin) - all das, was von ihnen und für sie geschaffen wurde, was also ihre Kultur in ihrer Wahrnehmung ausmacht .
Ein Gefühl hat man aus der Erfahrung von Empfindungen mit Menschen oder Sachen. Wo in der Empfindung noch die formalen Eigenschaften eines Gegenstands mehr oder weniger objektiv erkannt werden, findet das Gefühl ihren Sinn für sich, den praktischen Inhalt, wie er gegeben und genommen wird, wie er subjektiv verbleibt, im Subjekt der Wahrnehmung über ihre Momente hinweg fortbesteht. Es enthält und bildet den Sinn hierfür, die Empathie, wie er in einer gegenständlichen Beziehung besteht (siehe Sinnbildung) und macht das Gedächtnis aus, welches die Fähigkeiten und Absichten entwickelt (z.B. im Traum), sich hierzu zu verhalten (siehe auch Psyche). Im Unterschied zur bloßen Empfindung setzt also dies Beziehungen und Tätigsein Lebensäußerungen voraus, in welchen Menschen oder Sachen durch ihre Eigenschaften wahrgenommen werden und sich diese Verhältnisse als Gefühl zu ihren Gegenständen so niederschlagen, wie sie wahrgehabt wurden. Von daher stellt sich in den Gefühlen eine Erfahrungsgeschichte der Empfindungen eines Individuum so dar, wie sie im Verhältnis der Individuen auch als Kultur gegenständlich ist, auch wenn darin deren Zusammenhang noch gebrochen, nochbürgerliche Kultur ist. Aber ein Mensch ist immer ein ganzes Wesen, auch wenn er in seiner Gesellschaft noch nicht als dieses aufgeht und diese in ihm auch noch nicht ganz wahr sein kann.
In dieser Beziehung verhalten sich die Empfindungen als Gefühle zu einander und für einander, bilden sich durcheinander in ihren Wahrnehmungsverhältnissen fort; nicht durch und in ihrer Einzelheit, sondern in dem worin sie sich gemein machen und sich in dem erkennen, was sie für sich sind, um auch für andere so da zu sein, wie sie sich darin erkennen. Im Gefühl geht die Empfindung über sich hinaus, weil sie über sich hinausgehen muss, um als Wahrnehmung in Gesellschaft zu sein, um sich auch in ihren Verhältnissen als Sinn eigener Wahrheit zu finden, zu bestätigen, sich als Sinn menschlicher Erkenntnis zu bewähren.
Doch Gefühle sind nicht nur Reflexionen, nicht nur Bewährung. Sie nehmen auch wahr, was nötig ist, um wahr zu werden, was eben noch nicht oder überhaupt nicht wahr sein kann. Sie erkennen auch Unwahrheit oder bestehen als Gefühl für einen Mangel. Im Gefühl reflektiert sich ein Wahrnehmungsverhältnis so, wie es auch wirklich wahrgehabt wird. Und als Mangelgefühl bestimmt es sich darin, wie es wahrgemacht werden muss, um die Wahrheit der Beziehung eines Menschen auf den Gegenstand seiner Wahrnehmung so zu erzeugen, dass er als menschlicher Gegenstand auch menschlich empfunden wird. Der Schreiner muss ein Gefühl für Holz gebildet haben, um Schreiner zu sein und neue Dinge zu erzeugen, der Bauer ein Gefühl für die Natur des Ackers, den er bearbeitet, der Künstler ein Gefühl für die Wahrnehmung selbst, die sich noch nicht oder nicht mehr wirklich wahrhat. Nichts bleibt für Menschen ungebildet, auch wenn ihre Bildung sich auf eine bloße Verbildlichung reduzieren kann. Das aber setzt schon voraus, dass ihre Gefühle wirklich werden, wieder durch Tätigkeit aufgehoben werden, dass sie sich also auch selbst aufheben können, wo Menschen tätig werden und aus ihrem Gefühl heraus wirkliche Gegenstände, gegenständliche Wirklichkeit schaffen.
Und auch in den zwischenmenschlichen Verhältnissen, in denen sich die Menschen selbst Gegenstand ihrer Wahrnehmung sind, erkennen sie in ihren Gefühlen, was in ihrer Wahrnehmung nicht wahr ist. Wo sich Frauen oder Männer oder Kinder nicht als Menschen erkennen können, werden sie sich nicht durch einander bilden und fortbilden können, werden sie sich vernutzen und sich selbst nur als Objekt wahrhaben, subjektiv alles unnötig machen, was sie objektiv für einander sind oder sein können, und objektiv alles entäußern, was für sie subjektiv werden könnte. Jede Sinnbildung verlangt Wahrheit, ohne die sie nur zur Verbildung wird, von ihrem Sinn nur abstrahieren kann. Die Idealisierungen der Geschlechter, die Ideologie einer Liebe, die nur ein bestimmtes Erleben im Dasein verlangt, verstellt den Sinn, den Menschen füreinander haben oder finden können, wird zu einer Sache, die sich nur in ihrer Nichtung versachlichen kann.
Für sich genommmen ist jedes Gefühl eine erfühlte Reflexion der Empfindung, die von ihrer bestimmten Gegenwärtigkeit absieht und sich unabhangig von ihr - also an und für sich zeitlos, wohl aber mit der Räumlichkeit ihrer Umstände verbunden - in das Gedächtnis versetzt. Es äußert sich in vielerlei Formen, z.B. als Stimmung, Gestik, Mimik, Aufregung, Musik, Bildnis usw. Wenn es nicht unterbrochen, nicht verstellt oder zugestellt wird, kann es in ebenso vielen Beziehungen der Sinne aufgehen, so wie diese in den Verhältnissen ihrer Empfindungen auch Gefühle bilden. Was in den Empfindungen objektiv war, wird in den Gefühlen zum Wahrnehmungsinhalt ihrer Erinnerung und bildet das Wesen der subjektiven Wahrnehmung aus.
Diese Bildung findet sich in solchen Wahrnehmungen ein, in denen sie sich auch gestalten, wie z.B. in den Momenten, in denen Empfindungen ganz unmittelbar in Gefüghlen wahr werden, in denen der objektive Gehalt von Wahrnehmungen sich in Gefühlen so verinnerlichen, wie sie auch wahrgehabt wurden, in Momenten innerer Bewegung und Regung, die als Musik oder Bilder oder Literatur oder Liebe gestaltet sein können, auch wo die Ereignisse längst verlassen sind, in denen dies wirklich gegenwärtig war. Von daher können Empfindungen und Gefühle in einer Wahrnehmung oder auch als Stimmung eins werden. Doch in ihrer wirklichen Geschichte teilen sie sich im Lauf der Zeit und dem Wechsel der Lebensräume immer wieder auf in eine objektive und eine subjektive Wahrheit der Wahrnehmung, die sich zwischen Emfindungen und Gefühlen verhält. Und nur im Gefühl überdauern sie die momenthaften Eindrücke ihrer sinnlichen Gewissheit - bleiben also nicht ohne ihre Empfindungen mehr oder weniger gewiss zu bewahren und als Erinnerung für sich zu behalten.
Die Sinnbildung ist im Gefühl daher zweierlei: Einmal als Fähigkeit, eigenes Leben im Gespür für ihren Gegenstand (z.B. durch die Erzeugung einer Tonfolge, Farblichkeit, Geschmack, Haptik usw.) zu äußern und dies zum anderen aus dem Leben der Wahrnehmung aus den Empfindungen gegenständlicher Eigenschaften zu beziehen.
Im Gefühl wird der Sinn für dies Äußere wahrgehabt, der Sinn für die Eigenschaften ihrer Gegenstände, die zugleich die Fähigkeiten für diese Äußerungen reflektieren. Es ist die Reflexion der Empfindung, welche die Eigenschaften eines bestimmten Gegenstands in gegenständlichen Verhältnissen wahrnimmt. Von daher ist Gefühl selbst schon auch die Reflektion einer Sinnbildung. Aber im Gefühl ist sie zunächst nur ein Zustand der Wahrnehmung, der von ihrer Gegenwärtigkeit absieht und sich unabhangig von ihr - also an und für sich zeitlos, wohl aber mit der Räumlichkeit ihrer Umstände verbunden - in das Gedächtnis versetzt. Darin ist die Wahrnehmung mehr als nur Reflex. Sie wird zugleich Subjekt wie Objekt ihrer Geschichte, - einerseits gebunden an die Zusammenhänge ihrer Entstehung und zugleich frei, sich über diese hinaus zu gestalten und gestaltend zu verhalten. Ihre Geschöpfe sind Vorstellungen, die nicht nur Geschichte reflektieren, sondern auch Geschichte machen, soweit es gelingt, sich in ihren Verhältnissen zu vergegenständlichen, einen erneuten Sinn für ihren Gegenstand zu schaffen, wirklich schöpferisch zu sein.
Auch wenn die bürgerliche Kultur sich auf das Verhalten der Wahrnehmung in ihren zwischenmenschlichen Verhältnisse reduziert, so enthält sie doch immer schon auch das Potenzial ihrer Selbstüberwindung, wo sie über deren Gegebenheiten hinausgreift, sich nicht in ihren Selbstverständlichkeiten einrichtet. Doch das setzt voraus, dass sie das Selbstverständliche als ihre Selbstentfremdung erkennt.Denn weil dessen Wahrheit sich nicht von selbst versteht, nicht selbstverständlich ist, weil darin die Lebensäußerung der Menschen in Zweifel steht, wirkliche Lebensäußerung zu sein, weil als Gegebenheit die Gegenständlichkeit ihres Lebens zugleich ungegenständlich ist, so bleiben die Gegenstände den Menschen entzogen, fremd, verselbständigt, ihre eigene Wirklichkeit unwirklich. Und es erscheint ihre gesellschaftliche Naturmacht ihnen dann ebenso äußerlich als Natur ihrer Sachen, die sich gegen sie verhält, wie sie auch sich selbst als bloße Sache ihrer Natur begreifen. In der Selbständigkeit ihrer Gegenstände bleibt ihr Leben veräußert. Doch Leben ist unveräußerlich. Ein äußerliches Leben kann nicht wahr sein, auch wenn die Wahrnehmung darüber hinweg täuschen kann, - wenn sie mit ihm vertauscht wird.
Das Leben der Menschen in den Gesellschaften, deren Lebenszusammenhang durch Kapital begründet ist, täuscht sich in seiner Selbstwahrnehmung durch die Vertauschung des Wahrgehabten durch das Wahrgenommene. Es hat daher Wahrnehmung für sich selbst schon vor aller Wahrnehmung nötig, muss Selbstwahrnehmung erzeugen, um sein Leben selbst wahr zu finden, sich als eigene Wahrheit in seinem Erleben zu empfinden. So erscheint diese Kultur als eine unendliche Reihe von Erlebnissen, jedes einzelne Erlebnis als Ereignis ihrer Selbstwahrnehmung.
In diesen Verhältnissen ist das Erleben der Reiz des Lebens. Es reflektiert dessen Empfindung als Gefühl für sich und erscheint daher frei und losgelöst von all seinen Notwendigkeiten. So lebendig ihr Erleben den Menschen erscheint, ist es doch nur die Leidensform eines Lebens, das sich als Erlebnis aus der Lebenserzeugung, aus der Tätigkeit der Menschen heraussetzt, den Grund seines Werdens, seine Geschichte, außer sich hat und ihn in seinem Befinden und Fühlen als Beziehung auf seine Welt in sich selbst, also in seiner Selbstwahrnehmung reflektiert. Das im Erleben reflektierte Leben ist im Grunde untätig. Es ist ein Leben, das seinen Zusammenhang mit der Menschheit, seine menschliche Identität, durch Selbstwahrnehmung unterbricht - vereinzelt - und von daher ohne wirkliche Geschichte ist, aber in dieser Reflexion dennoch für wahr genommen wird.
Die Wahrnehmung, über die nachzudenken ist, ist von der unmittelbaren Lebenäußerung darin unterschieden, dass sie ungewiss ist, dass sie selbst keine unmittelbare Wahrheit hat, dass sie nur für wahr nehmen kann, was ihr Leben beeindruckt. Sie ist die Auffassung seiner Wahrheit als Eindruck, die sie zugleich aber nur dadurch hat, dass sie getrennt von ihr existiert, dass sie für sich nicht das ist, was für wahr genommen wird. Wahrnehmung ist aber erst durch das wahr, was sie wahr hat. Und wo sie nicht das nehmen kann, was sie hat, ist sie sich ihres Lebens nicht gewiss, ist sie nur irgendeine Wahrheit, wie sie halt für sich genommen wird und als Gewohnheit herrscht.
Aus der Ungewissheit solcher Wahrnehmung entsteht die Notwendigkeit, über das nachzudenken, was darin wirklich wahr ist, was also nicht nur wahrgenommen, sondern auch wahrgehabt wird. Die Vermittlung von Wahrnehmen und Wahrhaben macht den Erkenntnisprozess der Menschen inmitten einer Welt aus, in der sie mit ihrer Wahrnehmung keine Gewissheit haben und ihre Mitte, ihre Einheit mit ihr, nicht empfinden können, ihre Gefühl dafür nur äußerlich haben und daher eine Unsicherheit, einen Mangel in ihrer persönlichen Identität verspüren. Ihr persönliches Erkenntnisvermögen stellt sich als die Art und Weise, in der sie sich auf ihre Wirklichkeit beziehen, als ihr Vermögen heraus, wie sie die Wirkungen auf sich auffassen, deren Ursachen sie zwar wahrnehmen, aber nicht ergründen können. Mögen die Ursachen noch so eindeutig sein, ganz eindeutig bestimmte Wirkungen hervorrufen - wenn ihr Grund nicht erkennbar ist, so bleiben auch die Folgen ungewiss, weil ihr Zusammenhang ihnen äußerlich beibt. Was ist, und dennoch ungewiss bleibt, kann nicht lebendiges Wissen werden und bleibt dem Bewusstsein der Menschen entzogen. Nicht aber ihrem Leiden. Es enthebt ihre Leidenschaft ins Ungewisse und belastet ihr Leben.
Es ist die Wahrnehmung, wie sie als Reflexion einer isolierten Wirklichkeit für sich geworden ist, ein Gefühl, das die Menschen teilen und mitteilen, indem sie es mit all ihren Sinnen äußern, - das sie aber auch schon außer sich haben bevor sie es empfinden, weil es auf einem gegenständlchen Leben beruht, das sie wahr haben, das aber nicht wirklich gegenständlich sein kann. Es ist daher ein objektives Gefühl, was in solcher Gesellschaft jenseits der gegenständlichen Wirklichkeit der Menschen, die sie wahrhaben, zu einer eigenen Wirkung des Fühlens und Empfindens kommt. Als objektiviertes Gefühl ist es zwar sinnlich, aber nur durch die Sinne selbst, die darin aufeinander bezogen sind, ohne durch ihre Sache bewahrheitet zu sein. Obwohl in objektiver Beziehung hat solches Gefühl seine Wirklichkeit daher nur in den Sinnen der Menschen - und von daher als unmittelbar scheinende Sinnlichkeit zwischen den Menschen selbst. In der Wahrnehmung haben sie zwar subjektive Gegenwärtigkeit, aber als Gefühl zugleich objektiven Gehalt für einander. Im objektiven Gefühl ist die Wahrnehmung zugleich Selbstwahrnehmung und als zwischenmenschliches Erlebnis die Elementarform der Beziehungen, wie sie als Kultur zwischen den Menschen ist: Wahrnehmungsform zwischenmenschlicher Kultur.
Der Sinn, den die Menschen darin gesellschaftlich wahrhaben, ist daher für ihre Wahrnehmung nur formell und als dieser auch nur ästhetisch - als eigenständige Wirkung auf sie, als Objektivität ihrer doch so subjektiv scheinenden Zwischenmenschlichkeit zu begreifen. Ein Wissen hierüber ist nötig, um den Selbstzweifel, der damit gesellschaftlichen gegeben ist, aufzulösen. Ein Bewusstsein über den gesellschaftlichen Charakter dieser zwischenmenschlichen Wahrnehmung, die wesentlich Selbstwahrnehmung ist, ist also Wissen um den politischen Gehalt der Ästhetitik einer Sinnlichkeit, wie sie den Menschen solcher Gesellschaften zukommt. Die Erkenntnis, dass sich ihre Sinne in ihrer Wahrnehmung für sie entfremden, dass sie ihr Leben gesellschaftich anders wahrhaben, als sie es für sich wahrnehmen, äußert sich in der Kritik der politischen Ästhetitik.
Doch was macht die eigenständige Wirklichkeit solcher Wahrnehmung substanziell aus, die wesentlich doch die Wahrnehmung einer Selbstbeziehung ist? Worauf gründen die Wirkungen, die Eindrücke hinterlassen und ihre Empfindung überwältigen können?
Selbstbeziehung soll eine Beziehung auf sich selbst bezeichnen. Dies ist schon rein sprachlich ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, also eine Verbindung verschiedener Subjekte, die zugleich nicht als Beziehung auf Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen. Von daher wäre es der Begriff einer Selbsttäuschung, einer Scheinwelt der Selbstigkeiten einer Person, wenn es dies Unterschiedene in einem nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Anderes, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin wahrhaben kann. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und verselbständigen.
Gefühle bestehen nicht nur aus einem Augenblick. Sie gründen auch auf Wahrnehmungen aus vergangenem Leben, auf Lebenserfahrung – eben auf Leben, wie es empfunden worden war und empfunden wird und wie es sich im Gefühl reflektiert. Aber als Lebensverhältnis für sich genommen, als zwischenmenschliches Verhältnis, ist Erleben die Wahrnehmungsform des Lebens unter der Bedingung einander gleichgültiger gesellschaftlicher Beziehungen, worin sich Geist und Sinn auseinanderleben und sich zugleich in ihrer Trennung in ihren Gefühlen vereinen, weil sie nur noch in den vereinzelten Individuen zwischen den Menschen sich identifizeren, Identität finden können. Es ist eine Wahrnehmung, welche ihrer Wahrheit wegen zwischen Empfindungen und Gefühlen zweifeln muss. Darin ist jede Beziehung ohne gesellschaftliche Wirkung, wohl aber gesellschaftliches Ereignis. Es ereignet sich das Leben der Menschen als eigene Wahrheit, als Leben für sich, wie es sich anfühlt, wenn es außer sich ist, sich aber darin nicht allgemein wahrhaben kann.
Eine Beziehung aus dem Erleben heraus ist eben nur eine Selbstbeziehung, wie sie sich in der Welt wirkungsloser, also unwirklicher Lebensverhältnisse ergibt, aber dennoch dadurch allgemein, dass diese Beziehung gesellschaftlich bestimmt ist. Von daher ist es eine nur subjektiv scheinende Beziehung, die sich aus ihren objektiven Gefühlen heraus gestaltet, wie sie durch die gleiche Geltung ihrer Inhalte sich durchsetzt, weil dies dem Geld als Reflex der allseitigen Möglichkeit zwischenmenschlicher Bezogenheit des Kapitals in der Weise entspricht, wie es als unendlich scheinendes Reich der Möglichkeiten auf solche Beziehungen Wirkung hat. Und in den so begründeten Gefühlen eignen sich die Menschen ihr Leben als Lebensereignis durch sich und zugleich als Leben außer sich an, als Leben für andere und durch andere für sich. Ihr Verhältnis zueinander ist ein Wahrnehmungsverhältnis, das ihre Kultur als Erlebniskultur (Eventkultur) gestaltet, die sich aus den Begebenheiten begründet, die sich im Leben zwischen Menschen, also in ihrem zwischenmenschlichen Erleben ereignen. Es ist eine Kultur zwischen den Menschen, eine Kultur der Zwischenmenschlichkeit
In dieser Selbständigkeit erscheint Kultur nicht mehr aus der Bildungsgeschichte der Menschen gegenständlich, nicht mehr aus den Produkten ihrer Arbeit, dem Reichtum ihrer Güter, ihrer Ressourcen und ihrer Produktionsmittel begründet. Es ist keine unmittelbar menschliche Kultur, wie sie sich aus der Geschichte der Menschen ergeben hat und ergibt; sie besteht zwischenmenschlich als Sinn für sich, als eine von den Lebensgrundlagen der Menschen abgetrennte Welt voller Lebensmöglichkeiten, voller Gegenstände der Konsumtion und Anschauung, wodurch alle möglichen Wünsche dadurch erfüllt werden können, dass das Leben selbst wie ein leiblicher Gegenstand einverleibt wird. Zwischenmenschliche Beziehungen ergeben sich aus den Empfindungen und Gefühlen im Erleben und werden genommen wie gegeben. In ihren Gefühlen haben sie wahr, was der Zufall ihrer Empfindung ihnen wahr macht und wodurch ihnen ihre Wahrnehmung dem entsprechend gewiss wird.
Die Geschichte solcher Beziehungen in der Wahrnehmung ist daher zerstückelt wie der Zufall ihrer Begebenheiten. Sie erscheinen als Schicksal, als gewonnenes oder verlorenes Glück, oder auch als Zufügung von Unglück. Ihr Leben ist durch das bestimmt, was es ihnen an glücklichen oder unglücklichen Ereignisse bringt, was ihnen Identität durch die Unumstößlichkeit ihrer Selbstwahrnehmung verschafft und sie dadurch leben lässt, dass sie hierdurch in der Lage sind, ihre Wirklichkeit zu bezweifeln, ohne sie zu kritisieren. Sie gebrauchen und verbrauchen ihr Leben, um sich darin mit sich zu identifizieren, was sie durch sich selbst erfahren, wenn sie mit anderen zu tun haben. Erleben ist also nicht nur reine Wahrnehmung, sondern zugleich der Verzehr von Leben. Es unterstellt eine Lebensproduktion für dieses Erleben, verleiblichtes Leben, das auch immer wieder einverleibt wird. Das Leben ist davon bestimmt, wie es erlebt wird, wie es unabhängig von seinen unmittelbar wirklichen Lebensgrundlagen wahrgenommen wird, wie es auf die Menschen wirkt, ohne dass es ursächlich wirklich ist. Die Wirklichkeit des Lebens der Menschen ist auf den kulturellen Inhalt reduziert, der sich aus den Tatsachen ihres Menschseins ergibt und sich aus ihrer bisherigen Geschichte ergeben hat und der als solcher auch kulturell als Inhalt ihrer Wahrnehmung reproduziert und produziert wird und im Kulturkonsum verfügbar ist.
Wir beziehen uns daher nun auf dieses Kulturverhältnis als solches, wie es als natürliche Lebensform menschlicher Bedürfnsse zugleich auf dieses Wahrnehmungsverhältnis reduziert ist. Kultur hat den Sinn menschlicher Bedürfnisse, die in der verselbständigten Individualität ihrer Wahrnehmung nur als Verlangen nach Leben erfahren werden. In der Wahrnehmung findet sich der Sinn der Beziehung von Menschen auf den Gegenstand ihrer Wahrnehmung in dem, was diese Gegenstände für ihre Bedürfnisse sind, nur außer sich, also nur in dem, was sie hierduch für ihr Erleben haben. In ihrer Kultur ist Tätigkeit als solche verwirklicht und von daher abstrakt wahr, weil vorhanden, aber als bloße Gegebenheit nur einzeln wahr für das Erleben der Menschen. Die Gegenstände der Wahrnehmung bestehen also einerseits für die Menschen allgemein im Zweck ihrer Bedürfnisse, sind aber andererseits für ihr Leben als solches im Einzelnen da, wie sie es wahrnehmen. Ihre Wahnehmung hat einerseits menschliche Tätigkeit als Grund ihrer Existenzform wahr, die zugleich nur Sinn für das Leben überhaupt, nicht aber einen konkreten Sinn für menschliche Bedürfnisse hat. Sie nehmen darin die Bedingtheit ihres Lebens gegenständlich wahr, wie es für ihre Bedürfnisse notwendig ist, erleben aber darin einen Sinn, der nur ihre Wahrnehmung betrifft. In ihrer Wahrnehmung trifft sich die Fremdbestimmtheit ihrer Bedürfnisse mit der Bedingtheit ihres Lebens. Beides hat außer ihr keinen Zusammenhang, keine Wirklichkeit außerhalb der Wahrnehmung. Die gesellschaftliche Beziehung der Menschen vollzieht sich daher ausschließlich in den einzelnen Beziehungen von Bedürfnisses und Gegenständen als die Beziehung menschlicher Sinne in der Sinnesform ihrer Lebensbedingung, wie sie der Wahrnehmung entsprechen. Deren ausschließliche Einzelheit macht daher auch die Sinnesform ihrer Kultur aus. Die Wahrnehmung selbst enthält darin das Verlangen nach Gegenständen und macht daher den Inhalt solcher Bedürfnisse aus.
Von daher ist Kultur eine Vergegenständlichung der Wahrnehmung als Sinn von und für Menschen, der als das, was er von ihnen ist, nicht wirklich für sie sein kann, der aber als etwas wirklich ist, was ihre Wahrnehmung bestimmt. Sie erkennen sich darin nicht als einzelne Wesen in wechselseitiger Beziehung. Sie erkennen sich als gegenständliche Wesen ihrer Erlebnisse, worin ihre Wahrnehmung gesellschaftlich vergegenständlicht ist. Erkenntnis kann daher keine Wahrheit durch die Wahrnehmung finden, sie findet sie nur in der Wahrnehmung, welche im Erleben gesellschaftlich gegegenständlich ist. In solchem Verhältnis ist die Wahrnehmung selbst gesellschaftlich, weil nur darin jeder Mensch zugleich als ein anderer wahr ist. Die Menschen finden darin, was sie von sich fühlen, und sie fühlen darin, wie sie sich empfinden. Aus den Empfindungen ergeben sich Gefühle Schritt um Schritt. Und Gefühle entwickeln andererseits auch wieder den Umfang der Empfindsamkeit, die Fähigkeit, das Empfundene zu befinden und auf eigene Geschichte zu beziehen. Gelingt dies ungebrochen, so ist In den Gefühlen der Zusammenhang der Empfindungen gegenwärtig.
Um das zu veranschaulichen, genügt die Erinnerung an die Momente, in denen Empfindungen jenseits aller gesellschaftlichen Beziehungen in Gefühle so subjektiv übergehen, wie sie auch objektiv sind. Es gibt ganz natürliche Umstände, die auf jeder Kitschpostkarte veräußert werden, wie z.B. der Sonnenuntergang am Meer. Es wirkt wie eine Unendlichkeit auf das Gemüt, was nur durch den Ungtergang endlich ist, und es berührt fast jeden Menschen ganz eigenartig. Wasser beruhigt die Sinne, weil es einfach und ursprünglich ist - nicht archetypisch, wie C.G.Jung es aufgeklärt haben will und eine ganze psychoanalytische Naturmystik hierzu bemüht hat. Es ist ganz einfach nur Umstand, nicht einfach in uns, nicht einfach außer uns, sondern beides in einem. Ebenso die Sonne und ihr Untergang als das einfachste Ereignis, das wir uns vorstellen können. Auch wenn wir aus dem größten Trubel heraus hierhin gelangen, so kann uns diese Einfachheit auf etwas von und für uns zurückbringen, “runterbringen”, wie man heute sagt, oder einfach “erden”. Zwischen der Empfindung und den Gefühlen gibt es tatsächlich immer noch diese ganz einfachen so subjektive wie objektive Beziehungen und Übergänge, an die sich jeder Mensch erinnern kann, wie man sie auch ausstellen und in jedem Medium jederzeit vorstellen kann und wie das dem entsprechend auch abgegriffen wird.
Es gäbe von daher erst mal keinen Grund, warum Menschen in ihrer Wahrnehmung in Zweifel geraten, sich in ihren Empfindungen und Gefühlen entzweien müssten. Doch sobald ein gesellschaftliches Ereignis dazwischen tritt, kommt die Tätigkeit der Wahrnehmung hinzu, die das zu vermitteln sucht, um sich auch zu bewahrheiten, um zu erkennen, was sie wahrhat. Und dann noch durch die Ereigniskultur, durch das angereizte Leben, das nur als Erleben wahrnehmbar ist, entsteht eine Entfremdung zwischen beiden, welche die Entfremdung einer ganzen Kultur von ihren Erzeugern offenbahrt. Im Erleben stellt sich das Leben nur reflektiert dar, in einer Empfindung als Gefühl für sich, und erscheint daher frei und losgelöst von all seinen Notwendigkeiten. Im Gefühl ist es für den den einzelnen Menschen daher allgemeiner gegenwärtig, als in seinen Empfindungen. Von daher erscheint ihm sein allgemeines Erleben auch über jeder Empfindung erhaben. Die Formen seiner Wahrnehmung bestehen zwischen beidem, die Empfindung in der einfachen Beziehung zu ihm, sein Gefühl in einem allgemeinen Sinneseindruck, in welchem sich ihm sein Leben ausdrücklicher darstellt, als in seinen Empfindungen, darin aber zugleich von der Gewissheit getrennt ist, welche die Empfindung hat. Das Resultat ist zum einen die Unmöglichkeit, sich in seinen Gefühlen zu finden, sich in diesen zu kennen und andere hierdurch auch zu erkennen; zum anderen sind die Gefühle jenseits ihrer Empfindungen leer und auf der Suche einer unbestimmten Fülle an Ereignissen, die unmittelbar nur noch gefühlig sind, weil sich darin kein Sinn mehr äußern kann.
In dieser Form vollzieht sich eine Teilung, die fortbesteht in der Einheit von getrennten Wahrnehmungsformen,. die allgemein in einer Kultur der Geldverhältnisse zwangsläufig ist, weil Geld notwendig abstrakt ist und keine konkrete und sinnliche Beziehung in einer gesellschaftlichen Form eröffnen kann. Von daher erweist sich diese abstrakte Gesellschaftform nun auch als Wahrnehmungsform in den Menschen selbst, zugleich als Form ihrer ganzen Kultur. Die Teilung der Kultur hat ihr Analog als ihre Einheit in einer politischen Kultur der Wahrnehmung zwischen den Empfindungen und Gefühlen der Menschen. Schauen wir uns daher diese Beziehung, soweit beides selbständig zu begreifen ist, nun erst einmal näher an, um herauszuarbeiten, was ihre Entfremdung ausmacht.
11.1.1 Die Formen des Erlebens: Die Empfindung als Selbstwahrnehmung
Die Wahrnehmung hat sich unter den beschriebenen Verältnissen dahin entwickelt, dass die Empfindungen selbst durch Gefühle bestimmt werden, die substanziell entleert und daher so abstrakt sind, dass sie nur noch durch eine hohe Dichte von Ereignissen sich zwischen den Menschen beziehen lassen. Da es aber zwischen den Menschen immer gesellschaftlich zugeht und daher nicht einfach nur aus Empfindungen Gefühle und aus Gefühlen Empfindungen werden können, können sich Gefühle selbst schon wechselseitig ergänzen und Füllen. Hierdurch wird jede Empfindung zu deren Objekt. Wahrnehmung verhält sich nun zwischen den Menschen vor allem durch ihr wechselseitiges Finden und Fühlen zwischen wirklichen, also körperlich existenten Menschen, die einander nötig haben, um ihr Leben auch wirklich in gesellschaftlicher Bezogenheit durcheinander so zu erleben, wie es sich zwischen ihnen ereignenkann und wie es sich ereignen muss, um selbst schon unmittelbar Gefühl zu sein. Was die Empfindung noch als objektiven Inhalt kennt und weiß, wird dadurch subjektiv, dass sie in zwischenmenschlichen Verhältnissen im wechselseitigen Erleben selbst zum Gegenstand einer Absicht wird, sich darin vor allem selbst zu finden sucht, eigene Regungen zu erregen und hieraus ein Gefühl für sich zu beziehen, in dem sich die vielen Empfindungen selbst beziehungslos versammeln. Die Empfindungen werden sich in ihren Inhalten gleichgültig, um die Gefühle “in Schwung” zu halten. Von daher wird die Wahrnehmung selbst zu einem Verhältnis des Erlebens zwischen ihrem Finden und Fühlen von dem, was sie schon wahrhat, bevor sie im einzelnen Menschen tätig wird.
Und weil bei alle dem eine Empfindung immer Sinn hat, ist sie lebendige Gegenwärtigkeit einer Beziehung, die sie aus sinnlichenWahrnehmungen der Sinnesorgane und aus den Eindrücken des Erlebens bezieht, was immer diese sonst auch noch wirklich an Sinn haben mögen, was also jeden Sinn abstrakt werden lässt, ihn auf seine bloße Körperform reduziert. Was die Empfindungen durch ihren objektiven Inhalt noch waren, worin sie sich sinnlich vemittelt hatten, das wird jetzt zu einer subjektiven Bestimmtheit, die ihren Sinn sinnlos macht, die ihn voraussetzungslos zu ihrem sinnlichen Träger zu einem abstrakt menschlichen Sinnmacht, der die Gefühle mit Eindrücken nährt, durch die sie ihren Regungen erregt folgen, zu einem gänzlich abgehobenen, reinen Erlebnis werden. Im reinen Erleben gibt es keinen wirklichen Sinn mehr, der sie erfüllt, sondern ein sinnlicher Reiz, der sie erregt und wofür die passenden Ereignisse beigebracht werden müssen.
In ihrer objektiven Gleichgültigkeit gegen ihren Sinn kann die Empfindung nur noch ihre unmittelbare Wahrheit für sich haben, die Wahrheit ihrer bloßen Gegenwart, die getrennt ist von den Beziehungen, die sie kennt. Sie ist darin selbst objektiv, eben so, wie sie durch den Eindruck bestimmt ist, den solche Reize in ihr bewirken. Ihre Gewissheit bezieht sie dann eben nicht mehr aus der einfachen und subjektiven Beziehung auf einen Gegenstand, auf einen Menschen oder eine Sache. Darin kann sie nur gegenwärtig sein, wo und weil sich der empfindende Mensch auch als fühlender vergegenwärtigen kann. Im Erleben wird sie aber zur Wahrnehmung einer Beziehung, wie sie nicht wirklich und für einen Menschen in einem Moment ist, worin sich auch sein Gefühl entwickeln und in dem bewahrheiten würde, was es wahrhat, sondern zu einem Gefühl für sich, für die Eindrücke, die sie erfährt. In dieser Refexion, also für sich genommen, ist Empfindung nicht mehr eine wirkliche Beziehung auf anderes, also nicht unbedingt auf ein Objekt gerichtet. Sie kann zur Selbstempfindung werden, wenn das entsprechende Organ durch sich selbst oder durch eine Selbstbeziehung bestimmt wird.
Empfindung erweist ihre Beziehung dann durch sich selbst, durch das Finden von jemanden oder etwas, das darin sich als Sinn einer Beziehung eindrücklich vergegenwärtigt, als Eindruck wahrnehmbar ist, ohne ausdrücklich wahr zu sein. Was ihre Bedingung ist, die sie wahr hat, ist ihr nicht unbedingt gegenwärtig, auch wenn sie deren Gegenwärtigkeit als Gefühl im Sinn hat. Sie kennt den Gegenstand, wie sie ihn wahrzunehmen vermag (im Unterschied z.B. zu Strahlungen, für die wir keine Gewissheit und also keine Empfindung haben), aber sie kann sich zu ihm nicht wirklich erkennend verhalten.
Empfindung ist aber auch das Befinden einer Wahrnehmung, ihr unmittelbarer Sinn im doppelten Sinne des Wortes: Sie hat den Sinn für den Menschen, den diese für ihre Gegenstände haben. Ich schmecke, rieche, höre, sehe, usw., wie sich mein Sinn hiernach und hierzu befindet und gebildet hat. Ich finde eben auch nur das, nach was ich im Grunde suche. Die Empfindung ist Moment der Suche als Sinnbildung und Sinnerfüllung in einem. Sie findet die Beziehung, die sie einerseits im Menschen schon durch seine sinnliche Ausstattung hat, und sei dies auch noch auf der Ebene der Naturempfindung, und sie bildet sich andererseits durch ihren Gegenstand aus, verinnerlicht die Beziehung zu ihm. Darin ist die Ausbildung der Sinne ebenso einbegriffen, wie die Bestätigung ihrer Wahrheit, also auch, worin erkennbar wird, ob sie nur Einbildung enthält, ob sie betrogen oder getäuscht worden ist.
Empfindung ist also das augenblickliche Befinden einer bestimmten Gegenwärtigkeit eines Gegenstands im Menschen, so wie er sich eingefunden hat, wie also die Beziehung hierauf entstanden ist. Sie kennt keinen gegenständlichen Zusammenhang und keinen Grund einer Beziehung hierauf.
Jede Empfindung ist also eine Beziehung zu ihrem Gegenstand, die dem Akt des Empfindens auch vorausgesetzt ist und sich darin ereignet und erinnert. Wir können qualitativ nur empfinden, was mit uns zu tun hat, wie es da ist, nicht, warum es da ist oder wie es geworden ist. Wir finden in der Empfindung etwas, das wir darin zugleich befinden als etwas, das wir dem Sinn nach oder von Natur aus durchaus kennen, das aber darin oder qualitativ uns erst in seiner Gegenwärtigkeit gewiss wird. Empfindung ist die Form der Gewissheit, worin wir etwas, das wir dem Sinn nach kennen, in der Beziehung auf einen Gegenstand vergegenwärtigen. Die Beziehung auf eine Sache oder einen Menschen, der in unsere Wahrnehmung geraten ist, hat darin ihre erste und einfache Wahrheit, dass wir sie fassen können, weil darin Sinn von dem ist, was uns sinnlich ausmacht, was also auch gewahr für uns ist, Moment unserer Wahrheit. Wessen ich nicht gewahr werde, das empfinde ich nicht. Und was keine unmittelbare Wahrheit für mich hat, das kann ich nicht empfinden und kann es nur in Gefühlen erschließen. Empfindung setzt eine Welt als Gegenständlichkeit von und für Menschen voraus, die in ihr so ist, wie sie für den Menschen ist, wie sie von ihm als Gewissheit genommen wird, weil er darin seine Lebensäußerung erkennt. Von daher kann es keine richtige oder falsche Empfindung, keine wahre oder unwahre geben.
Wir finden das, was wir empfinden, so, wie wir es vorfinden und jeder Mensch empfindet dies anders, sogar im Zeitablauf und den Umständen der Empfindung verschieden (z.B. ob man aus einer warmen Badewanne in kaltes Wasser gerät oder umgekehrt). Befinden und Empfinden sind ein Begriffspaar, das aufzeigt, dass das Befinden als Urteil identisch ist mit dem Befinden eines Menschen bei der Wahrnehmung eines Gegenstands unter bestimmten Umständen.
Jede Empfindung ist die Entdeckung einer Beziehung, die schon war, bevor sie wahrnehmbar wird. In der Empfindung erkenne ich einen äußeren Sinn als geäußerten Sinn, den ich für mich finde, wie ich ihn vorfinde. Ich erkenne mich in der Empfindung als Teil der Natur wie auch als Teil gesellschaftlicher Lebensäußerung, die ich so wahrnehme, wie ich sie finde und befinde. In der Empfindung finde ich eine Beziehung durch den Sinn meiner Wahrnehmung, also dadurch, dass sich mir eine Beziehung sinnlich wahrnehmbar macht, weil ich darin deren Gewissheit finde und habe. In der Identität meines Sinnlichseins mit meinem sinnlichen Sein, in der Wahrheit meiner Sinne mit der sinnlichen Welt, ist die Empfindung meine ursprünglichste Gewissheit, die Grundlage aller unmittelbaren und vermittelten Wahrnehmung. Von daher sind Empfindungen auch Grundlage der Gefühle, worin Empfindung nicht unmittelbar gegenwärtig sein muss.
In der Empfindung finde ich nicht nur den Gegenstand einer Beziehung, sondern auch meine Beziehung zum gegenständlichen Leben der Menschen, die ihn gebildet, ihn geäußert und außer sich haben, ihn teilen und sich durch ihn mitteilen. In der Empfindung erweist sich die Wahrnehmung unmittelbar gesellschaftlich, auch wenn sie sich nicht gesellschaftlich vermittelt. Man ist darin in Gesellschaft, auch wenn diese nicht empfunden wird. Das macht nicht die Empfindung als solche, aber das Befinden der Menschen durch ihre Wahrnehmung darin aus.
Was in der Empfindung an menschlichem Leben gegenwärtig wird, das ist nicht unbedingt darin auch wahrnehmbar. In der Empfindung hat man auch das wahr, was sich nur dem Gefühl erschließt, was man hiervon in Zusammenhängen fühlt, die ihren Gewissheit nur vermittelt darin haben. Man verspürt darin den Sinn, den Ereignisse, Geschichten oder ganze Lebenswelten hinterlassen haben in der Weise, wie man hierauf bezogen war oder ist und sich hierauf auch beziehen kann. Im Gefühl ist alles gegenwärtig, was sich an Sinn für mich und in mir gebildet hat. Ihm vorausgesetzt sind Empfindungen, die ihr Spur im Menschen hinterlassen haben, nicht in ihm als Einzelwesen, sondern als ganzes Verhältnis zu anderen Menschen, Ereignisssen oder Sachen, als Geschichte, welche die Bedürfnisse der Menschen gebildet hat und worin die Bedürfnisse ihre Geschichte daher auch fühlen.
Empfindungen sind an die Sinnesorgane der Menschen gebunden und zwischenmenschlich nur als Bild oder Eindruck in Beziehung zu bringen. Im Unterschied zur Empfindung ist das Gefühl hiergegen freier. Es reflektiert die Empfindungen, ist die Resonanz einer Geschichte von Empfindungen, die sich als solche nicht wirklich und mit Gewissheit anfühlen lässt, sich aber im Gedächtnis bewahrt hat. Es vermittelt Empfingungen auf die eigentümliche Weise der Menschen, auf die Eigenart ihrer Bildung und Kultur, und erweist damit auch, wodurch sich die Sinne für die Gegenstände ihrer Empfindungen gebildet haben. Es weiß zugleich, was in Wahrheit nicht mehr sein kann, was zu ändern nötig ist und bildet von daher auch das Bedürfnis nach einem Anderssein.
Gefühle entstehen aus der Reflexion von Empfindungen, aus dem, was sie für den Sinn sind, den ein Leben hat. Und sie bilden und verändern diesen in ihrem Reflex selbst, indem sie sich ein Bild machen von dem was in Wahrheit sein sollte. Gefühle reflektieren aus ihrer Erfahrung heraus die sinnlichen Inhalte, welche ein Leben hat oder sucht, seine Empathie, sein Begehren und seine Zweifel oder auch Verzweiflung.. Im Gefühl vermittelt sich daher zuerst einmal, was Menschen einzeln und allgemein in ihren Wahrnehmungen von ihren gegenständlichen Bedingungen wahrhaben, was sie also erkennen können, weil und sofern sie es aus Erfahrung kennen, um hieraus wahr zu machen, was es für sie, also für ihre Wahrnehmungsidentität in Wahrheit sein muss. Im Gefühl ist die Kenntnis maßgeblich, welche die Wahrnehmung in sich trägt, was sie durch ihre Geschichte als ihr Gedächtnis erworben, was sie gelernt hat - dies sowohl durch die Entwicklung von Fähigkeiten (z.B. Geschick), als auch durch die Bildung der Intuition. Ohne Gefühl für etwas entwickeln sich keine Fähigkeiten. Von daher beziehen sich Gefühle immer auf einen Gegenstand, repräsentieren ihn für die Wahrnehmung so, wie sie ihn wahrhaben.
Gefühle sind substanziell zeitlos, auch wenn sie natürlich in jedem Moment wechseln können. Sie haben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich. Wem Übles schwant, dem kann es von der Empfindung her durchaus noch gut gehn. Dasselbe gilt für den, der ein Grauen durchlebt hat. Empfindungen und Gefühle haben völlig unterschiedliche Vergegenwärtigungen. Und in diesem Unterschied gehen sie auch in das Gedächtnis ein.
Natürlich sind Gefühle dennoch auch einzelne Ereignisse im Menschen. Aber als unmittelbar einzelnes werden sie durch das Gedächtnis auch schon in einem Zusammenhang genommen und also allgemeiner wahrgenommen. Gefühle enthalten die geschichtliche Bildung der Wahrnehmung von Individuen in einer bestimmten Ausrichtung als Intuition und Wähnung so, wie sie diese in ihrer Gesellschaft auch wirklich erfahren haben, ohne dass hierbei ihr Sinn gewiss geworden sein musste, zumindest nicht in einer bestimmmten Beziehung auf einen Gegenstand des Fühlens. Oft sind es sogar Beziehungen, die lediglich räumlich oder zeitlich oder rhythmisch in der Wahrnehmung assoziert sind, welche im Gefühl sich in einer Weise vergegenwärtigen, die nirgendwo sonst real ist (z.B. zufällige Assoziation einer Musik, eines Geruchs oder Bildes mit einer zugleich gehörten oder erlebten Geschichte).
11.1.2 Das objektive Gefühl (Wahrhaben der erlebten Selbstwahrnehmung)
Gefühle sind zum einen Reflexion ihrer Empfindungen, zum anderen Tätigkeit der Wahrnehmung. Im Gefühl ereignet sich seine Wahrheit in dem, was es wahrhat und dem, was es wahr nimmt. Alle Ereignisse sind daher von sinnlicher Substanz für das, was hierbei für wahr genommen wird, was innerlich wie äußerlich gewahr, also eins wird. Es bildet den Sinn, der sich darin regt (siehe Regung).
Ein Gefühl ist eine Bewegung, die Motion der Empfindung (siehe auch Emotion). Was sich darin regt, entspringt dem wahrnehmenden Menschen durch das, was er für sich dabei wahr hat. Dies macht den Unterschied zur Empfindung, die völlig unmittelbare Sinnestätigkeit der Wahrnehmung ist und unmittelbare Gewissheit nur durch das haben kann, was sie durch ihr Organ kennt und darin erkennt, wie es im Unterschied zum Gewohnten für ihren Lebensorganismus auch wirklich ist. Unwirkliches kann nur im Gefühl erkannt werden, weil erst darin das Ganze der Wahrnehmung vollzogen, erinnert und bedacht wird (siehe auch Gedächtnis). Von daher lassen sich Gefühle täuschen, nicht aber die Empfindungen, aus denen sie sich gebildet haben. Jede Täuschung ist eine Vertauschung von Inhalten innerhalb einer identischen Form. Und so werden Gefühle dadurch getäuscht, dass ihre Empfindungen vertauscht werden. So ist es möglich, dass Gefühle gänzlich selbständig werden, dass sie ihren subjektiven Gehalt, ihre Tätigkeit selbst in den Dienst einer objektiven Notwendigkeit stellen. Notrwendig aber wird das nur, wo Empfindungen nicht subjektiv sein können, was sie objektiv sind. Dies ist der Grund, warum Gefühle objektiv werden können, dass sie sich selbst so empfinden, wie sie sich erleben, um sich über ihre Empfindungen zu täuschen. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen ist dies gang und gebe, sobald sie Verhältnisse schaffen, die durch ihre Ausschließlichkeit bestimmt sind. Und sie sind davon in dem Maß bestimmt, in dem sie sich über das täuschen, was sie wahrhaben. Sehen wir uns dies genauer an.
Ein Gefühl ist zunächst das Fühlen für sich genommen, eine Reflexion der Empfindung, die von ihrer bestimmten Gegenwärtigkeit absieht und sich unabhangig von ihr - also an und für sich zeitlos, wohl aber mit der Räumlichkeit ihrer Umstände verbunden - in das Gedächtnis versetzt. Es äußert sich in vielerlei Formen, z.B. als Stimmung, Gestik, Mimik, Aufregung, Musik, Bildnis usw. Wenn es nicht unterbrochen wird, kann es in ebenso vielen Beziehungen ihrer Sinne aufgehen, wie es diese aus seinen Empfindungen auch bildet. Die Sinnbildung ist im Gefühl daher zweierlei: Einmal als Fähigkeit, eigenes Leben im Gespür für ihren Gegenstand (z.B. durch die Erzeugung einer Tonfolge, Farblichkeit, Geschmack, Haptik usw.) zu äußern und dies zum anderen aus dem Leben der Wahrnehmung aus den Empfindungen gegenständlicher Eigenschaften zu beziehen.
Für sich genommen wird darin der Sinn für dies Äußere wahrgehabt, der die Fähigkeiten für diese Äußerungen reflektiert und der zugleich Reflexion der Empfindung ist, welche die Eigenschaften eines bestimmten Gegenstands wahrnimmt. Von daher ist Gefühl selbst schon auch die Reflektion einer Sinnbildung. Aber im Gefühl ist sie nurmehr als Zustand der Wahrnehmung, der von ihrer Gegenwärtigkeit absieht und sich unabhangig von ihr - also an und für sich zeitlos, wohl aber mit der Räumlichkeit ihrer Umstände verbunden - in das Gedächtnis versetzt.
Die zeitliche Unbestimmtheit ist wesentlich für Gefühle und verweist auf die Notwendigkeit von Empfindungen. Nur durch das Finden von bestimmten Wahrnehmungen sind Gefühle gegenwärtig und also zeitlich gewiss. In ihrer Abwesenheit ist Gefühl bloßes Gedächtnis, oft auch nur als Körpergedächtnis, hat damit aber zugleich auch eine Wahrheit, die nicht gegenwärtig sein muss. Letztendlich bleibt im Gefühl nur sein Körper als Sinn für sich gegenwärtig, was immer er auch empfunden haben mag. Auch wennn er bestimmte Empfindungsinhalte nicht mehr vergegenwärtigt, ist er in ihrer Abwesenheit von ihnen bestimmt, bleibt deren körperliche Form zumindest als eine Art der Emotion erhalten, als Grund von Regungen, deren Herkunft gänzlich ungewiss geworden sind. Und sie können deren Erregungen vermengen mit Eindrücken, die ihre Empfindung zu bestimmen suchen, indem sie unmittelbar grundlos erscheinen, sich einfach ereignen oder veranstaltet werden, also einer Absicht folgen, die sie zu beherrschen sucht.
Isolierte Empfindungen können in ihrer reizvollen Unmittelbarkeit (siehe Reiz) daher auch nur über ihre Gefühle Wahrheit finden, wahrnehmen, was sie wahrhaben. In dem Maß, wie die Gegenstände der Wahrnehmung getrennt voneinander erscheinen. Weil sie nur abstrakt vermittelt sind, wird auch das Gefühl ungewisser, selbst abstrakter, denn seine Gewissheit löst sich ohne ihren Gegenstand immer räumlicher auf. Und je empfindungsloser sie sie hierdurch werden, desto bedürftiger werden sie nach solchen Reizen, die ihre Wahrehmung immerhin beleben, die also von ihrem Erleben nicht nur abhängig sind, sondern dieses auch unentwegt nötig haben. Im Gefühl, wo dann zunehmend alles Fühlen für und sich ist, entstehen eigene Welten, innere Welten, die auch ihr eigenes Heil suchen und darin jene Wahrheit verlieren können, die ihrer Empfindung entsprungen war. Das macht sie zäh, verkehrt aber zugleich ihren Grund, ihre Wirklichkeit. Es entsteht eine Gefühlswelt von innerer Wirklichkeit, die sich der äußeren jederzeit entgegensetzen kann. Und sie tut das, wenn und wo auch immer sie das tun muss.
Der Begriff Gefühl wird daher auch meist sehr ungenau, also in mehrerlei Hinsicht für innere Wahrnehmungen (Emotion) und für gegenständliche Wahrnehmungen verwendet - oft auch nur ersatzweise für Selbstgefühl oder Regung. Wo ein Gefühl einen Gegenstand betrifft ist es vielleicht besser von Gespür zu reden (Gespür für Schnee, Gespür für Holz usw). Es verbleibt dann eine Sinnbedeutung von intuitiver Wahrnehmung, die von Selbstgefühlen strikt zu unterscheiden ist. Sie resultiert aus einem Erfahrungszusammenhang der Empfindungen. Für sich genommen wäre über Gefühl nicht viel zu sagen; es sei denn, es wird gegenständlich, zum Inhalt objektiver Beziehungen, in welchen Empfindungen in eigenständige Verhältnisse der Wahrnehmung versetzt werden.
Gefühle enthalten alle Beziehungen und Auseinandersetzungen mit einem Gegenstand oder mit Menschen in einer intelligiblen Beziehung, also auch als Vorstellung, Eindruck, Bild usw., die nicht einfach als Vergangeheit erinnert werden, sondern gegenwärtig sich und von daher auch die Möglichkeiten einer Welt ergründen, die ihr ursprünglicher Grund war. Von daher sind sie die Grundlage einer sich fortbildenden Intelligenz, welche aus dem Gefühl neue Vorstellungen und Entwürfe zu machen versteht. Was an Intuition, Kreativität oder Erfindungsgeist auftritt, beruht auf den Zusammenhängen der Gefühle für einen Gegenstand, macht die Empathie der Menschen aus. Darin wird die Empfindung sozusagen subjektiviert und in neu Dimensionen gehoben. Von daher sind sie der Ort des Geistes, den Menschen bilden (siehe hierzu auch Seele).
Aber gerade weil Gefühle nicht unbedingt und unmittelbar gewiss sein können, tragen sie Wahrhnehmungen auch in eigene Wahrnehmungswelten, die alleine in ihrer Ästhetik in Beziehung sind. Als ästhetische Repräsentanten von Empfindungen können sich Gefühle daher auch nur im Gedächtnis der einzelnen Menschen zusammenfügen und wahr sein oder nicht, je nachdem, wie sie sich in der wirklichen Empfindung auch bewahrheiten oder nicht. Dennoch setzen Gefühle eine Wahrheit vorraus, die sie nicht unmittelbar als wahres Gefühl oder wahre Empfindung haben, sondern als vermittelte Wahrheit dessen, was sie in ihrer Wahrnehmung wahr haben. Die Fähigkeit, eine Täuschung zu erkennen, gründet auf dieser Beziehung von Empfindung und Gefühl, die frei oder gespannt sein kann, je nachdem, welches Gefühl für die Empfindung wahr ist oder nicht.
Gefühle bewahrheiten sich daher immmer erst dann, wenn sie auf Empfindungen zurückkommen, worin sie sich in der Beziehung ihrer Wahrnehmung so erfüllen, wie sie diese auch wahrhaben. Nur wo ein Gefühl für eine Sache oder einen Menschen dahin kommt, dass es in der Beziehung hierauf wahr wird, kann es auch für sich wahr sein.
Gefühle sind zwar Momente der Wahrnehmung, aber sie vermitteln sich auch durch Tätigkeit. Sie haben ihren Sinn so, wie er sowohl im Inddividuum als auch in der Gesellschaft gestaltet und wirksam ist, gleich, wie er in der Wirklichkeit wahr sein kann, wodurch er also ansonsten noch bestimmt ist. Ein Mensch, der einen Gegenstand erzeugt und bearbeitet, muss ein Gefühl für ihn und seine Stoffe haben; so auch ein Mensch der ihn begreifen und erkennen will. Wer ein schlechtes Gefühl für Holz hat, sollte nicht Schreiner werden oder seine Empfindungen hierfür einüben. Wo wir etwas bearbeiten, erzeugen oder verändern, müssen wir ein Gespür für dieses haben, fühlen, welche Stoffe und Gestalten darin zusammenwirken und was miteinander wirken kann, was nicht, was schön ist, was hässlich. Wir müssen Funktionen verstehen, ihren Sinn erkennen, ihre Gestalt begreifen und Stoff fühlen. Das theoretische Verhältnis hierzu mag eine Idee, eine Vorstellung hiervon oder ein Plan zur Herstellung einer Sache sein. Die praktische Beziehung zu ihr ist das Gefühl. Diese besteht in der Empfindung, worin die Begegnung als solche gewiss ist, als das Gegenübersein, als gegenständliche Wirklichkeit, die in der Empfindung schon bezogen ist, indem sie darin wirkt. Darin ist sie noch äußerlich und doch schon Inhalt, denn empfinden können wir nur, was für uns Sinn hat, Sinn ist und unseren Sinnen entspricht - alleine schon dadurch, dass unsere Wahrnehmung hierfür geschaffen ist (im Unterschied z.B. zu Strahlungen, für die wir keine Gewissheit haben). Gefühle und Empfindungen sind die unvermittelten organischen Momente der Wahrnehmung.
Gefühle beruhen auf der Gewissheit vergangener und gegenwärtiger Empfindungen, wie diese für einen Menschen unter den gegebenen Lebensbedingungen waren und sind, wie sich also eine bedingte Lebensgeschichte für einen Menschen, die sich zugleich unbedingt zuträgt, die einerseits unmittelbar subjektiv ist, während ihre Objektivität zugleich im Subjekt aufgefasst wird und was hiervon für dieses identifiziert oder identitätslos ist. Darin bildet sich das Wahrheitsvermögen der Menschen, also die Fähigkeit, Täuschung zu erkennen oder zu verkennen. Letztlich entwickelt sich dieses als ihr Vermögen, mit sich überein zu stimmen, mit sich identisch zu sein, “eine Identität zu haben”.
Die Gegenwärtigkeit von Gefühlen ist im Grunde dennoch unmmittelbar, weil die Sinne selbst sich in derselben Geschichte bilden und verändern, wie sich Wahrnehmung darin eben auch vollzieht und wie Gefühle auf ihre Empfindungen auch beständig zurückkommen und sich in den Fähigkeiten der Menschen bewahrheiten, die sie hierbei ausbilden. Mit der Bildung dieser Fähigkeiten bildet sich menschlicher Sinn überhaupt, sowohl der Form nach (z.B. als bestimmte organische Struktur der Organe und Drüsen usw.), wie auch in ihrem Inhalt, ihrem Lebensgrund. Das Gespür für einen Stoff oder einen Menschen ist unmittelbar sinnlich. Aber als ästhetische Repräsentanten von Empfindungen können sich Gefühle auch im Gedächtnis der einzelnen Menschen in eigener Art und Weise zusammenfügen und wahr sein oder nicht, je nachdem, wie sie sich in der Wirklichkeit auch bewahrheiten oder nicht. In jedem Fall bewahrheiten sie sich immmer erst dann, wenn sie auf Empfindungen zurückkommen, worin sie sich erfüllen. Nur wo das Gefühl für eine Sache oder einen Menschen dahin kommt, dass es in der Beziehung hierauf als Wirkung auf sich wahr wird, kann es auch wirklich wahr sein, weil die Empfindung dieser Beziehung darin Wirkung und also auch Wirklichkeit für den Menschen gewinnt. Gefühle sind dadurch wahr, dass ihre Empfindungen auf sich ungebrochen zurückkommen, dass sich wirklich einfindet, was auch der Empfing nach wirklich ist.
Gefühle vermitteln sich in ihrer Äußerung durch ihre gegenwärtigen Wirkung, also durch Tätigkeit. Aber auch wenn diese nur ein zeitliches Moment ausmacht, so sind Gefühle nicht augenblicklich wahr. Sie können sich nur bewähren, indem sie sich für eine Beziehung bewahrheiten. Sie haben einen Sinn, wie er sowohl im Individuum wie auch in der Gesellschaft gestaltet und wirksam ist, gleich, wie und ob dieser in der Wirklichkeit auch wirklich wahr ist oder wahr werden kann.
Ein Mensch, der einen Gegenstand erzeugt und bearbeitet, muss ein Gefühl für ihn und seine Stoffe haben; so auch ein Mensch der ihn begreifen und erkennen will. Wer ein schlechtes Gefühl für Holz hat, sollte nicht Schreiner werden oder seine Empfindungen hierfür besser einüben. Wo wir etwas bearbeiten, erzeugen oder verändern, müssen wir ein Gespür für dieses haben, fühlen, welche Stoffe und Gestalten darin zusammenwirken und was miteinander wirken kann, was nicht, was schön ist, was hässlich. Wir müssen Funktionen verstehen, ihren Sinn erkennen, ihre Gestalt begreifen und Stoff fühlen. Das theoretische Verhältnis hierzu mag eine Idee, eine Vorstellung hiervon oder ein Plan zur Herstellung einer Sache sein. Die praktische Beziehung zu ihr ist das Gefühl. Diese besteht in der Empfindung, worin die Begegnung als solche gewiss ist, als das Gegenübersein, als gegenständliche Wirklichkeit, die in der Empfindung schon bezogen ist, indem sie darin wirkt. Darin ist sie noch äußerlich und doch schon Inhalt, denn empfinden können wir nur, was für uns Sinn hat, Sinn ist und unseren Sinnen entspricht - alleine schon dadurch, dass unsere Wahrnehmung hierfür geschaffen ist (im Unterschied z.B. zu Strahlungen, für die wir keine Gewissheit haben). Gefühle und Empfindungen sind die unvermittelten organischen Momente der Wahrnehmung.
Jedes Gefühl ist die Entdeckung eines Sinnes, den ein Mensch, ein Gegenstand oder ein Ereignis hat, ein Erfühlen, Ergründen und Vollziehen von etwas, was ich verspüre, wofür ich Sinn habe, sinnliche Empathie. Ich fühle den Sinn, der in ihm gebildet und verwirklicht ist so, wie ich Sinn für ihn habe, wie ich ihn fühlen, nachvollziehen und auch erzeugen kann. Was in der Empfindung unmittelbar ist, kann im Gefühl selbst nur erschlossen sein. Ihm gilt der Sinn als Gestalt der Wahrnehmung und kann auch jenseits aller Empfindung da sein. Indem ich deren Äußerlichkeit durchdringe, erkenne ich seine Natur als die meine, seinen Sinn als meinen Sinn, sein Gewordensein als Sinn meines Werdens, meiner Geschichte. Im Gefühl erkenne ich daher auch mich als sich äußernden Menschen, als Mensch der sinnlich ist, indem er Sinn für anderes hat und durch seine Sinne daher unmittelbar in Gesellschaft ist. Und in diesem Anderssein des Eigenen wird ein Mensch erst vollständig sinnlich, weil er darin wirklich gesellschaftlich wird, zu einem Menschen, der eben nur dadurch sinnlich ist, dass er Sinn für anderes hat, - einen Sinn, der durch ihn wirksam wird und den er in Gegenständen seiner Bedürfnisse auch veräußert und außer sich vorfindet, empfindet.
Das Gefühl setzt die Beziehung zu seinem Gegenstand voraus. Im Gefühl besteht die Gewissheit eines Gewissens, ein Wissen, das sich zu einem Gegenstand verhält, ohne dass dieser ihm wirklich schon gewiss wäre. So ist Gefühl einerseits erworben aus einer Beziehung, die schon vor aller Gegenständlichkeit in der Gestaltung von Gegenständen war und die auf den Menschen zurückkommt, wenn er sich gegenständlich bezieht, wirklich empfindet. Darin kommt das Gefühl erst wirklich auf sich zurück als Reflexion des Gefühls, das in die Erzeugung des Gegenstandes eingebracht war. Das Gefühl hat in der Empfindung seine gegenständliche Beziehung und Gewissheit. Vorausgesetzt war ein Bildungsprozess, ein Leben in vielerlei Fühlen und Verlangen, ein Gestaltungsakt, der zur fertigen Form gerinnt. Das Leben des Fühlens ist im Gefühl zur Form gebracht. Gefühl ist als abgeschlossene Form des Fühlens schon Aneignung von etwas, das in sich abgeschlossen ist. In ihm ist das Gefühlte schon verschwunden (Form), Resultat eines Prozesses, der im Genuss nicht nur bestätigt, sondern auch erst vollständig verwirklicht wird. Gefühl ist also ein Verhalten zu einem Gegenstand, das ein Verhältnis hierzu vorraussetzt und zugleich erzeugt, indem es ihn darin wahrnimmt und wahrhat.
In der Empfindung war der Sinn einer Beziehung wahrgenommen worden und also zu einem Befinden geworden. Im Gefühl wirkt das Vermögen der Sinnbildung in dem, was man an gesellschaftlichem Wirken, an naturmächtiger Lebensgestaltung wahr hat. Es ist dem Sinn nach die gesellschaftliche Spur der Bedürfnisse in der Wahrnehmung. War die Empfindung die Auffassung eines Gegenstands, wie er als Sinn einer Beziehung mir erkennbar wurde, so erkennt das Gefühl eine Sinnbildung in ihrer Wirkung für sich, die Entwicklung der Sinne für sich und durch sich wirkend und bewirkt. In den Gefühlen erweist sich, was ich an sinnlichen Zusammenhängen wahrhabe, in dem, was ich darin spüre und fühle. Ohne einen Zusammenhang in meinem Leben, worin Sinn entsteht, fühle ich nichts. Das Gefühl ist Resultat einer Sinnbildung durch die Geschichte, die es im Bezug auf seine Wahrnehmungsgegenstände hinter sich hat.
Das Gefühl setzt nicht eine Beziehung zu einem Gegenstand, zu einer Sache oder einen Menschen vorraus, sondern einen Sinn, der darin wahr gehabt wird. Es erkennt Lebensäußerung außer sich und ist das Gespür, das im fühlenden Menschen verbleibt, weil er darin einen Sinn erkennt, den er sich in seinem Gefühl aneignet und den er auch mit Gefühl veräußert, in seiner Vergegenständlichung ausgibt. Das Gefühl hat somit im Unterschied zur Empfindung sein gesellschaftliches Sein nicht in, sondern hinter der Wahrnehmung. Es bezieht sich auf Lebensäußerung, die Sinn hat, weil sie von und für Menschen ist und daher auch jeder Mensch fühlen kann, was hiervon auf ihn zurückkommt, was seine Gesellschaftlichkeit in seiner Wahrnehmung als Spuren vielfältiger Beziehungen hinterlässt.
Von daher sind Empfindungen und Gefühle völlig unterschiedliche Momente der Wahrnehmung. Die Beziehung der Menschen auf ihre Gegenstände erscheint in der Empfindung in der Weise ihrer unmittelbaren Wahrnehmung, im Befinden. Im Gefühl erweist sich deren Grund als Sinn, der zu spüren ist, als das, was man wahr hat in dem Sinn, den man für etwas so hat, wie die Empfindungen darin vermittelt und bezogen. Beides in einem macht die Gegenständlichkeit einer Beziehung im Menschen, seine Wahrnehmung als Ganzes aus. Es befindet sich darin ein Sinn, in welchem zu fühlen ist, wie er von den Menschen geäußert ist und wie er sich auf Menschen bezieht.
Aber beides, das Befinden und das Fühlen, kann in der Wahrnehmung sich nicht einen, wenn darin kein wirklicher Grund hierfür erkennbar ist. Wahrnehmung ist eben nicht durch sich sondern immer durch Gegenstände vermittelt, die sie begründen. Sie ist ein Prozess der Erkenntnis, ein Prozess im erkennenden Individuum, die nur in der Beziehung auf ihren Gegenstand wirklich wahr sein kann. Von daher können Empfindungen und Gefühle sich in der Wahrnehmung nur dann ungebrochen beziehen lassen, wenn die Erkenntnis ihrer Gegenständlichkeit zu ihrem Ende kommmt, aus Gewisssheiten und Gefühlen seiendes Wissen und also Bewusstsein wird.
In der Ablösung von den Bedürfnissen ist das Befinden ohne Gefühl und das Gefühl ohne Befinden. Beides kann in der Wahrnehmung keine wirkliche Wahrheit haben, außer der Wirkung, welche ungegenständliche Wahrnehmung auf die Menschen hat, also in ihnen sinnlich wirkt, ohne Wieklichkeit zu erkennen. Gegenständliche Wahrheit kann nur in ihrem Gegenstand sein und sich also nur in ihm wirklich erklären, auch wenn sie sich nur im Menschen selbst erweist - zum Beispiel im Verhältnis wahrnehmender Mensch, die sich selbst gegenständlich, also zu wechselseitigem Gegenstand werden. Was immer Gegenstand ist, in der Wahrnehmung verbleibt er - wo er nicht zum Bedürfnis wird - nur so, wie er nicht wahrgehabt wird, wie er zwar gefühlt wird, weil er ja objektiv ist, aber nich wahrgenommen wird, weil er nicht subjektiv, also für das wahrnehmende Subjekt nicht wirklich erscheint. Es ist eine unwirkliche Wirklichkeit, die ihre Spur in die Wahrnehmung selbst hineintreibt, die darin so wahr gehabtwird, wie sie nicht wahrnehmbar ist und die als etwas wahrgenommen wird, das zwar wirklich ist, aber nicht wirklich, sondern nur zwischenmenschlich existert. Zwischen den Menschen erscheint eine objektive Wirklichkeit in nur subjektiver Wirkung, weil deren Menschlichkeit objektiv ungegenwärtig ist, und gerade hierdurch nur subjektive Wirkung hat. Die Menschen verbinden sich in einem objektiv begründeten Gefühl, das für sie verbindlich wird, ohne dass erkennbar ist, woraus es besteht und welche Empfindung ihm vorausgesetzt ist.
Die Wahrnehmung verbleibt in dieser doppelten Wahrheit - solange sie getrennt von ihrem Gegenstand ist - als objektives Gefühl, als Wahrheit ihrer Sinnestätigkeit und als Wahrheit des Sinns, den sie für etwas hat. In der Wortbedeutung von Sinn ist beides enthalten, indem es sowohl stofflich das Organ meint, wie auch geistig die Identität von Gegenstand und Mensch, die in wirklichkeit nur getrennt existiert, getrennte Gegenständlichkeit hat. In der Trennung von beidem vollzieht sich deren Abstraktion als Verselbständigung von objektiv begründeten Gefühlen in einer Selbstentfremdung menschlicher Subjektivität.
Diese Selbstständigkeit existiert durch die Vermittlung von Getrenntem, ist also nur in der Entzweiung unmittelbar. Die Wahrheit der Wahrnehmung als Ganzes kann also weder ausschließlich unmittelbar noch ausschließlich unwahrnehmbar sein. Wahrnehmung ist eben nicht nur Form des Leidens, Leidensform, sondern auch Tätigkeit, Prozess der Erkenntnis. Wahrnehmung ist ein Moment menschlichen Lebens, wie es in ihrem Gegenstand erscheint, wie es außer sich ist, für sich so wahr, wie es wahr genommen wird. Wahrnehmung ist die Auffassung des Lebens im Prozess des Erlebens. Wie ich mein Leben wahr nehme, so mache ich es mir wahr, und wie ich es wahr habe, so habe ich es außer mir, so erlebe ich es. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Menschen haben ihren Sinn in dem, was sie von ihrem Leben in sich wahrmachen und in ihrem Erleben wahrhaben. Erleben ist die Lebensform der Wahrnehmung, wie sie für sich, also objektiv, ist, wie sie also ihre Empfindungen und Gefühle aus einem objektiven Gefühl wirklich in sich vereint, wirklich wahrhat. Darin erscheint Wahrnehmung nun als eigene Wirklichkeit, als Prozess einer Selbstverwirklichung, welche die gegensinnige Beziehung in der Wahrnehmung selbst entwickelt und in ihrem Selbstgefühl veräußern wird.
11.1.3 Das objektive Selbstgefühl als Inhalt des Selbstwerts
In der Empfindung erkenne ich eine Beziehung, die ich gegenständlich wahrnehme, im Gefühl, was ich davon sinnlich wahr habe. In der Empfindung ist der Sinn einer menschlichen Beziehung räumlich und zeitlich wirklich, im Gefühl sind Vergangenheit und Zukunft gegenwärtig, und der Ort ist gleichgültig, weil er nurmehr im Menschen ist. Von daher kann im Gefühl der Sinn menschlicher Beziehungen auch ohne wirkliche Beziehung sein, Wirklichkeit jenseits ihrer Wirkung, Gegenwart ohne Gegenwärtigkeit. So lässt sich in einer Gefühlswelt, die für sich bleibt, auch fühlen, was eine Beziehung nicht wirklich sein lassen kann, auch wenn sie als wirklich empfunden wird. Empfindungen und Gefühle sind ein Verhältnis in der Wahrnehmung, worin menschliche Beziehungen, wo sie für sich reflektiert, also isoliert sind, sich im Menschen selbst vergegenständichen, sich in ihm für sich befinden und sein Befinden ausmachen. In ihm verschmelzen sie so, wie sie sein Leben objektiv wahrhaben, sind in einem objektiven Grund verschmolzen und gründen im Lauf seiner Geschichte einen eigenen Zusammenhang von Empfindungen und Gefühlen in einem objektiv gewordenen Gefühl, das in Wahrheit nichts anderes zusammenfasst als das, was in der gegenständlichen Lebenserfahrung sich in ihm verschmolzen hat.
In den Verhältnissen des Erlebens ist Leben abstrakt verallgemeinert; abstrakt, weil es nicht allgemein sein kann, ohne vom einzelnen Erlebnis abzusehen. Und es muss von diesem absehen, wenn und weil dieses nicht durch sich selbst sein kann, sondern durch einen Reiz verursacht ist. Die Kehrseite eines reizvollen Lebens ist die Notwendigkeit, Gefühle für sich zu erfahren und von daher für sich zu empfinden, die Empfindung aus dem Erleben von Gefühlen zu gewinnen und hierin eine Wahrnehmung zu haben, die nicht unmittelbar wahr sein kann. Sie besteht unmittelbar aus nichts, was außer ihr ist, vermittelt alles Äußere nur durch die Empfindung, wie sie für das Gefühl ist. Von daher bildet diese eine äußere Identität der Wahrnehmung, die ihre Selbstbeziehung ausmacht und ohne diese für sich nichts ist, wertlos erscheint. In solcher Selbstwahrnehmung bildet sich Selbstwert als Form des Fühlens, also darin, für die Wahrnehmung Subjekt und Objekt der Reize zu sein, die dem Erleben entstammen und sich darin als subjektives Objekt zu bestärken.
Es reflektiert sich darin die Wirkung einer Ästhetik, welche Gefühle zu bestimmen vermag, weil und sofern sie sich nicht in Erkenntnis aufhebt, solange also die betroffenen Menschen deren Wahrheit nicht kennen, keine Identität außer sich finden und sich ihrer also nicht gewiss sein können. Beeindrucken können Erlebnisse oder Eigenschaften, welche ein Mensch für sich selbst nicht wahrnimmt oder kennt und sich hiergegen mangelhaft wahrhat, weil er sie nur durch andere wahrnimmt, weil er sich also selbst fremd darin ist.
Selbstwert ist also ein Wert, der aus Selbstgefühlen in ungewissen zwischenmenschlichen Verhältnissen nötig wird, um durch eine Selbstbeziehung sich hierin zu verhalten, diese für sich aber auch wahrhaben muss, um allgemein einbezogen zu sein. Die Beziehung reflektiert die Bewertung von Selbstgefühlen, die sich in solchen Verhältnissen ergeben, bemisst sich also am Durchsetzungsvermögen der Selbstempfindungen im zwischenmenschlichen Verhalten der Menschen. Im Selbstwert bestätigen sich die Empfindungen in diesen Verhältnissen danach, wie sich die eigene Anwesenheit unter Menschen anfühlt, also danach, wie sie das Selbstgefühl befördern. Ein Mensch fühlt sich schlicht bestätigt, wenn er in ungewissen Verhältnissen als Mensch unter Menschen “irgendwie ankommt”, also keine Minderwertigkeitsgefühle als ungewissser Mensch bekommen muss.
So, wie diese objektiven Beziehungen sich im Verhältnis der Menschen vergegenständlicht haben, so verhalten sie sich auch in ihnen als Momente ihrer Wahrnehmung. Hier tritt das, was objektiv ist, lediglich subjektiv auf und ist als Produkt menschlicher Lebensäußerung jetzt Gegenstand zwischenmenschlicher Wahrnehmung. Was den Menschen durch ihre gesellschaftliche Wirklichkeit gegeben ist, wird zwischen ihnen für wahr genommen. Darin ist Empfindung und Gefühl ein Verhältnis, das wesentlich dem wirklich Möglichen Folge leistet und nun als ihr kulturelles Verhältnis erscheint, gleich welchen Sinn es für sie hat. Die Rückkunft menschlicher Tätigkeit erscheint nun selbst als zwischenmenschliche Kultur, als ihre wesentliche Bewahrheitung zwischen den Menschen, welche unmittelbar zu sein scheint.
Doch Unmittelbarkeit kann nur gegenständlich, nicht zwischen etwas sein. Indem sich die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Erkenntnissen selbst gegenständlich erscheinen, werden diese zugleich zu menschlicher Selbsterkenntnis in einer von ihnen getrennten Objektivität, in einem objektiven Gefühl, das sie miteinander teilen und durch einander mitteilen und das ihnen selbstverständlich gegeben ist, bewahrheitet als menschliche Lebensäußerung in ihren zwischenmenschlichen Wahrnehmungen, ihrem Selbsterleben als Mensch unter Menschen. Indem dieses ihre sinnliche Bezogenheit zur sinnlichen Gewissheit ihres menschlichen Lebens bringt, sich also darin wirklich aufhebt, dass es ungebrochen subjektivieren kann, was Menschen verobjektiviert hatten, was also Menschen wirklich und in Wirklichkeit haben und sind, wird das Erleben zu einer Lebensform des objektiven Gefühls. In ihrer zwischenmenschlichen Erkenntnis hebt sich die Wahrnehmung der Menschen in dem auf, was sie von sich in ihrer Beziehung wahr haben, was die Seinsweisen ihrer objektiv begründeten Gefühle sind. Darin bildet und entwickelt sich ihre Selbsterkenntnis als Wahrheit der Geschichte ihrer Kultur, wie sie in ihrer gesellschaftlich gewollten Fixierung erscheint - sowohl als einzelne wie auch als allgemeine Geschichte einer Kultur, die zwar von und für Menschen ist, aber nicht als das für sie existiert, was sie sie durch sie ist, sondern als gesellschaftlich gewollte Form der Kultur, als politische Kultur, in welcher ihre Zwiespältigkeit nun als ungebrochene Wahrheit zum Gegenstand ihrer Erkenntnis werden soll.
Empfindungen sind die Grundlage der Gefühle, was immer ihre gesellschaftliche Form sei und gleich, was darin gesellschaftlich subjektiv gültig ist, was ihr allgemeines Subjekt sein mag. Wahrnehmungen bilden sich dadurch, dass Empfindungen in den Sinn für einen subjektiven Zusammenhang geraten, der wiederum auf die Welt der Gegenstände zurückkommt, der sich in einem Gefühl für diese bildet und bestärkt und schließlich die Gegenständlichkeit ihrer Bedürfnisse ausmacht. Das Gefühl ist von daher das Resultat einer beständigen Vermittlung von Empfindung und Gegenstand. Man entwickelt Gefühle für etwas oder jemanden, indem man sich mit diesem auseinandersetzt, es oder ihn kennenlernt und schließlich auch erkennen kann. Dem Inhalt nach sind Empfindungen und Gefühle demnach identisch, wenn und weil das eine Resultat des anderen ist.
Wenn ein Gegensatz von Empfindung und Gefühl entsteht, so besteht der einfach daraus, dass die Gegenstände der Wahrnehmung in Welten entstehen, die für die Wahrnehmung selbst objektiv begründet sind, keine sinnliche Beziehung darstellen, die also selbst nicht in einer wirklichen und sinnlichen Beziehung zum Menschen stehen können, wiewohl sie für ihn Objekte seiner Bedürfnisse und also seiner Sinne sind. Durch objektive Gefühle sind die Menschen vom Gegenstand ihres Fühlens getrennt, wiewohl dieser ihren Sinn ausmacht. Und der Begriff ihrer Gerenntheit, wie er sich als Trennung in ihren Wahrnehmungen zwischen wirklichem Empfinden und wirklichem Fühlen vollzieht, bezieht sich also auch auf einen wirklichen Grund ihres Getrenntseins, sowohl im einzelnen Menschen, wie auch allgemein. Er enthält den Grund für die Trennung von Bedürfnis und Sinnlichkeit. In der Trennung wird ein Zusammenhang zunichte gemacht und wie aus dem Nichts heraus erscheint der abwesende Zusammenhang im Ungewissen selbst nur rein formell als bloße Erregung.
Von daher stellt jedes Gefühl auch in seiner Isolation einen gesellschaftlichen Zusammenhang dar, der darin zwar objektiv, aber nicht wirklich ist, also eine Ungewissheit der Empfindungen äußert, die sich sich nur noch als Erregung in der Wahrnehmung regt und deren Regungen bestimmt. Das stellt einen Bruch in der Wahrnehmung dar, der die Beziehung zu ihren Empfindungen an ihren Gefühlen relativiert. Von daher wird sie gegen die Empfindung mehr oder weniger gleichgültig und setzt sich auf vielfältige Weise in Beziehung, eben auf das, worin sie die darin begründeten Erregungen zu beherrschen versteht, die daher rühren, dass es seine Empfindung verloren hat. Die Wahrnehmung beruhigt sich darin, dass sie ihre Regungen vor allem als Gefühle für sich hat, sich darin sammelt und somit auf sich selbst zurückkommt, darin sich selbst fühlt, zum Selbstgefühl wird und dieses immer wieder für sich erstrebt. Die Wahrnehmung hat auf diese Weise eine Absicht bekommen, der sie eine ihr innere Identität jenseits ihrer Gegenstände verdanken kann, wenn sie ihr gemäß entspechende Erlebnisse hat und erfährt.
In dieser Beziehung wird das Erleben zu einem inneren Zusammenhang in den Individuen, der seine Herkunft nicht mehr offenbart und den sie nicht wissen können, der sich aber zu einer allgemeinen Erfahrung in ihnen, in ihrem Gedächtnis niederschlägt und darin die Lebensform ihres Selbstwerts findet. So subjektiv dieses Gedächtnis wirken mag, so objektiv sind darin die Lebenszusammenhänge versammelt, die sich aus den Erlebnissen niedergeschlagen haben. Das Verhältnis der Empfindungen zu den Gefühlen kehrt sich darin in das Verhältnis eines allgemeinen Gefühls in den Menschen, in welchem sich ihre Empfindungen sowohl gesellschaftlich - wenn auch gleichgültig - auf ihre Allgemeinheit reduzieren und bewahrheiten, wie sie zugleich auch darin wirklich aufgehoben werden. Es ist ein rein ästhetisches Fühlen, worin die Wahrnehmung nurmehr in ihrer Abstraktion zu sich selbst kommen kann. Dieses Fühlen ereignet sich daher in den Menschen als Selbstgefühl. Das Verhältnis, das darin sich zwischen Empfindung und Gefühl vollzieht, gilt es jetzt genauer zu begreifen.
Wahrnehmung setzt den Sinn, den Menschen für sich gebildet haben, wie auch ihre sinnliche Tätigkeit voraus, mit der sie ihre Welt gestalten. Sie hat einen doppelten Bezug zu ihrem Gegenstand. Empfindungen drücken eine Beziehung aus, deren Sinn wahrnehmbar geworden ist. Gefühle drücken den Sinn aus, der in eine Beziehung gegeben ist und darin wahr gehabt wird. Soweit der Gegenstand der Wahrnehmung nicht ein menschlicher Gegenstand ist, erscheint der Mensch sich selbst zwiespältig und im Zwiespalt. Seine Gefühle sind ohne wahre Gegenständlichkeit und als objektive Gefühle Begründung zwischenmenschlicher Beziehungen. Dort erweist sich ihre Wahrheit als entfremdung des Menschen von seinem Gattungswesen und darin wird es auch auch notwendig, in den Empfindungen der Wahrnehmung menschliche Erkenntnis zu finden. Weil und solange sich das Leben der Menschen nicht wirklich vollzieht, müssen sie ihre Wirklichkeit im Zwiespalt ihrer Beziehungen erkennnen.
Empfindungen und Gefühle können sich also nicht als das bewähren, aus dem sie entstehen. Sie enthalten entgegengesetzte Bestimmungen in ihrer Form selbst. Darin bestimmt Form selbst zugleich den Inhalt, aus dem sie sich begründet, hat Formbestimmung, wodurch sich Form und Inhalt widersprechen.
In ihrem Widerspruch machen Wahrnehmungen in diesem Verhältnis das wahr, was sie selbst darin sind: Ereignis zwischenmenschlicher Verhältnisse, wie es ihrem körperlichen Sein entspringt.
Die Emanzipation des Menschen vollzieht sich in seinem Leben in einem konkreten Reichtum menschlicher Kultur . Aber darin ist Erkenntnisprozess nötig, worin die Wahrnehmung ihren Widerspruch weiß und also menschlich wird, ebenso, wie im Arbeitsprozess, worin die Arbeit sich in der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse bestätigt und aufhebt. Die Kritik der politischen Ökonomie trifft sich darin mit der Kritik der politischen Kultur.
11.2 Die Ästhetik der Selbstbeziehungoder der Reiz des Erlebens
Im Erleben hat man sein Leben für sich, erscheint das Leben in jedem einzelnen Erlebnis. Von daher ist das Erleben selbst schon eine Vereinzelung des Lebens, ein abgetrenntes, apartes Leben in der bloßen Form des Erlebens, worin sich vor allem dessen Regungen als Erregungen gestalten, die durch die Reize ausgelöst werden, die sie haben können. Aus der Form, mit denen hierdurch Regungen bestimmt werden (siehe Formbestimmung), bildet sich der Eindruck und die Dichte es Erlebens und wird zu einer eigenen Form der Wahrnehmung, zu einer ästhetischen Wahrnehmung.
Die ästhetische Form einer Wahrnehmung unterscheidet sich von der Wahrnehmung als solche darin, dass sie ihren Sinn als eine vergangene Gegenwart des Lebens erinnert, wie er in einer bestimmten Form empfunden war. Weil hierdurch gegenwärtige Wahrnehmung in einem vergangenen Sinn bestimmt ist, wird er in der Wahrnehmung verdoppelt.
Im Erleben vereinen sich Empfindungen und Gefühle auf eine ganz eigene Art und Weise. Ob gewollt oder nicht: Die Empfindung wird unmittelbar gefühlt und was ihr vorausgeht ist dabei völlig gleichgültig. Leben wird darin zu einem Ereignis, das aller Zusammenhänge enthoben zu sein scheint. Und das Lebensgefühl eines solchen Ereignisses bestimmt die Empfindung zum Inhalt des Gefühls. Es kehrt die Beziehung von Empfindung und Gefühl um zu einem Lebensgefühl, worin sich die Empfindungen der Erlebnisse verallgemeinern. Das macht aus den Gefühlen Reizungen ganz eigener Art: In ihnen verdoppelt sich der Sinn einer Beziehung in der Form einer Selbstbeziehung zur Sinnlichkeit eines Selbstgefühls, in welchem Empfindungen und Gefühle zu einer ästhetischen, innerlich scheinenden Kraft wahrgemacht werden, welche die Wahrnehmung als Ganzes aufreizt. Nicht mehr die Empfindungen verallgemeinern sich in den Gefühlen und nicht das Gefühl für einen Menschen oder eine Sache bildet das Gedächtnis der Menschen aus. Umgekehrt: Das Lebensgefühl im Erleben wird zur bleibenden Erinnerung im Gedächtnis der Menschen. Es macht ihr Selbstgefühl in einer Gesellschaft aus, deren Wahrnehmungen vor aller Erfahrung schon objektiv vermittelt sind, weil sie objektive Gefühle voraussetzen, worin ihre Empfindungen zu Selbstwahrnehmungen vertauscht sind. Und die sind ihnen vorausgesetzt, weil sie auf einer Beziehungswelt unendlicher Möglichkeiten des Empfindens, nämlich auf Kapital, auf reinem Geldbesitz gründen.
Gefühle sind mit Empfindungen vertauscht, die sich aus der Selbstbeziehung der Wahrnehmung erst ergeben und sich zu einem eigenen Reiz der Wahrnehmung, zu einem Selbstgefühl verdichten, das in Wahrheit eine Täuschung der Selbstwahrnehmung ist: Selbsttäuschung. In den Selbstgefühlen der Menschen bestimmen sich Gefühle ästhetisch zu einer Wahrnehmung fort, die sie nicht wirklich für sich und durch sich haben, die aber für ihre Wahrnehmung bestimmend wird. Es ist darin fremdes Leben gegenwärtig, das als solches nicht erkennbar ist, weil es als eigenes erscheint, weil es aus den Menschen selbst hervorkommt wie eine eigene, eine innere Wahrheit, in der sich ihr Leben wahrmacht. Es ist aber lediglich die Wahrheit ihrer Selbstwahrnehmung, in welcher sich vertauschte Wahrnehmung nun auch tatsächlich ereignet.
Weil Menschen sehen, hören, riechen, spüren, denken usw. können, nehmen sie immer auch einen entsprechenden Gegenstand wahr, auch wenn dieser nicht mehr unmittelbar, also nur mittelbar wahrnehmbar ist als Dingwelt, welche nicht aus ihrem Leben bestimmt ist und dieses ausmachen würde, wohl aber ihre Erleben bedingt. Mit allen Sinnen haben sie ein Leben wahr, das sie in Wahrheit nicht führen, aber sie machen damit in ihrem Erleben ein Leben wahrnehmbar, das sie als Selbstgefühl für sich bewahren. Was sie in dieser Welt fühlen und empfinden, das sind in Wahrheit nicht nur Augenblicke, auch wenn sie nur als Ereignisse wahrgenommen werden. Was sie dabei wahrhaben, darin geht die ganze Welt als ihre Lebensbedingung in ihrer ganzen geschichtlichen Dimension ein, also eine Beziehung der ganzen Lebensvielfalt in ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ihrer Nähe und Ferne, so wie die Lebensumstände es geben. Was sie Fühlen ist in ihrem Gefühl so, wie es darin schon auch wahr gehabt ist und was darin auch zukünftig unterstellt ist und was es im Augenblick des Empfindes gegenwärtig ist. Menschen empfinden und fühlen, was überhaupt in ihrer Welt geschieht, was durch sie und was mit ihnen geschieht. Dieses Leben ist allgemein verstanden lebende Sinnestätigkeit, die in der Wahrnehmung der Menschen ebenso ist, wie in ihren Gegenständen.
Wir haben aber oben schon bemerkt, dass die Wahrnehmung der Menschen in einer Gesellschaft, die auf Kapital gründet, also in einer Dienstleistungsgesellschaft, sich von der gegenständlichen Welt, welche sie in Form ihrer Lebensmittel wahrhaben, getrennt hat. Objektive Wahrnehmungsinhalte aus ihrer gewöhnlichen Existenz werden hier weniger tragend sein, als die rein subjektiven in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Erzeugung der Gegenstände, die ihr Leben vermitteln, geschieht zu einem großen Teil jenseits ihrer Lebenswelt und die durch Preis und Wert vermittelten Lebensverhältnisse haben für sie keinen wirklichen Sinn. Wohl aber deren Produkte, soweit sie ihr Erleben ausfüllen. In der Trennung von ihrer gegenständlichen Lebenswelt sind sie vollständig hierauf angewiesen und haben ihre Welt als etwas wahr, was sie nicht wahrnehmen, was aber in alles eingeht, was sie vom Leben anderer Menschen wahrhaben. Sie haben ein Leben wahr, das für sie nur in ihrem Erleben wahrnehmbar ist und worin sich ein Selbstgefühl bestärkt, das aus vielfältigen und beliebigen Beziehungen seine Substanz gewinnt, deren einzig wirklicher Sinn der es Erlebens ist. Dieses Selbstgefühl wird zum allgemeinen Sinn ihres Lebens, ein Sinn, der nicht wirklich wahr sein kann, der aber für sie Sinn hat und für den auch Sinn beigebracht und dadurch erzeugt wird, dass Ereignisse für das entsprechende Erleben auch wirklich stattfinden.
Das Erleben unterscheiden sich vom Leben eben darin, dass dieses sich im Erleben nur reflektiert, dass das Erleben selbst nur ein lebender Reflektor ist, in welchem Leben sich unmittelbar körperlich ereignet, sich verleiblicht, verkörpert. Das darauf gründende Selbstgefühl bezeugt zwar Leben, ist aber selbst kein Lebenserzeugnis und zeugt auch nicht Leben. Es bringt nichts anderes hervor als eine Art und Weise, worin Leben sich als Erlebnis, als einzelnes Ereignis darstellt und als solches einverleibt wird. Es wird für sich reflektiert, wo es durch sich selbst besonders erscheint, für sich reizvoll ist. Und es reizt, weil es den Lebensraum körperlich erweitert, ohne dass sich seine Ausdehnung verändern muss. Im Reiz wird Erleben erst wirklich, weil sich darin die Wahrnehmung im Selbstgefühl einer Empfindung verdichtet. Wo das Lebenin reizvollem Erleben auf sich selbst bezogen ist, besondert es auch ganz allgemein das Erlebnis zu einem Selbstgefühl, das allem Erleben gemein ist. Es produziert von daher ganz allgemein eine Selbstwahrnehmung, die sie auch voraussetzt, die durch ihre Besonderung erst reizvoll wird. Jede einzelne Empfindung geht in eine Selbstwahrnehmung über, einem Gefühl, worin ihr Reiz für sich wirkt, sich selbst betreibt und die Wahrnehmung auch antreibt, solche Reize zu suchen. Jede Empfindung wird zu einem gefundenen Reiz, enthält also selbst schon das, was verlangt ist, was sie zu finden hat und was außer ihr ist und als dies Äußere sie erst vervollständigt, verdichtet, verwesentlicht.
Und jedes Gefühl wird aus dieser Empfindung zum Selbstgefühl einer Wahrnehmung, wie sie für sich nicht sein kann, für sich leer bliebe, wäre da nicht schon der nächste Reiz zu finden und also auch zu empfinden. Die Wahrnehmung zirkuliert in einem endlosen Verhältnis von Selbstgefühl und der darin aufgereizten Empfindung, wird zu einem unendlich verdichteten Selbstgefühl, das durch die darin vergegenwärtigte Anwesenheit von Menschen zehrt. Das ist das prozessierende Wesen des Reizes: Die durch ihn bewirkte Selbstempfindung macht die Substanz dieses Gefühls menschlicher Anwesenheit. Die Dichte macht das Quantum des daraus bezogenen Selbstgefühls als dessen Wert für sich, als Selbstwertaus.
Von daher war der Reiz, bzw. der Stimulus, bzw. das Lustobjekt, bzw. der Auslöser schon lange ein Grundelement der Individualpsychologie, die daraus eine “Objektbesetzung” oder eine bestimmte Reaktion ableitete, die das “innere Geschehen” in der “Psyche” und dessen “Vermitlung nach ausßen” begründen sollte. Dabei war aber dieser “Auslöser” wie ein bloßes Mittel, wie eine Agenz für innere Regungen in der Beziehung auf äußere Reaktionen verstanden worden.
Mit ihrem Reiz-Reaktions-Modell gilt z.B. der Verhaltenstheorie ein Reiz als Anlass für eine Reaktion und zugleich schon auch als ihr Grund - quasi als natürliche Sensorik der Wahrnehmungund ist damit schon eine Bestimmung, die angeblich Lernen und Verhalten verursachen würde. In der positivistischen Betrachtungsweise versteht man das eben gerade so, als würde die Darbietung von Nahrung schon auch das Bedürfnis nach ihr erzeugen, als müsste ein Lebewesen stimuliert werden (Reiz=Stimulus), um seine Bedürfnisse wahrzunehmen, um sich hiernach zu verhalten wie ein Pawlow’scher Hund. Es bleibt daher das Problem eines jedweden Behaviorismus, wie er den “Zustand des Organismus” hierauf dann bezieht, denn diese Beziehung ist für solche Theorie beliebig, so dass sie auch innere Regungen als Reize, eben als “Umwelt” behandeln können will.
Eine gereizte Wahrnehmung ist aber schon von vorn herein etwas anderes als eine Wahrnehmung, behauptet doch schon auch solche Theorie eine an und für sich - wenn auch grundlose - Erregbarkeit eines Organismus durch Reize als voraussetzungslose natürliche Beziehung eines Reizes auf einen Körper, der für sich keinen anderen, als einen rein natürlichen Grund hätte, hierauf zu reagieren. Mit diesem Naturdeterminismus wird aber genau das Wesentliche übersehen, das hier zugleich vorraugesetzt wird: Es muss eine Erregung schon vorausgesetzt sein, dass ein Reiz überhaupt Wirkung zeigt. Wenn deren Energie nicht schon aktiv wäre: Wie sonst ließe sich der Enegieaufwand begründen, der mit dem Reiz in Gang gesetzt wird, - woraus wäre die Mühe und Kraft substanziell zu verstehen, die darin verschlissen wird, wenn man davon ausgeht, dass die Wahrnehmung nicht wie ein Automat (z.B. wie ein Computer mit fremder Energiequelle) zu begreifen ist?
Damit Reize überhaupt wirken können, dass eine Reaktion auf sie überhaupt einsetzt, muss schon Erregung überschüssig sein, muss aus der Abstraktion von Regungen ein Antrieb (wie dem eines psychischen Triebs) vorliegen, durch den die Wahrnehmung nicht nur ihren Gegenstand wahrhat, sondern einem Impuls folgt, ungegenständlich zu reagieren und Erregung in die Wahrnehmung selbst abzuführen. Das ist keine selbstständige Naturenergie (siehe auch Lustprinzip), wie sie von den klassischen Psychoanalytikern verstanden wird, sondern eine durch die Negation der zwischenmenschlichen Wahrnehmung in ihrer Erlebniswelt freigesetzte Kraft, die ihre oft seltsamen Formen von Erregungsabfuhr in der Selbstwahrnehmung und Haptik freisetzt.
Die gewöhnliche Wahrnehmung ist ja gerade nur dadurch zu verstehen, dass sie schon immer menschliche Beziehungen voraussetzt, immer schon “lernt”, Wahrheit zu nehmen, um damit immer auch schon Grund genug für das wahrnehmende Subjekt zu sein, sich nach dem zu verhalten, was es von dem für wahr nimmt, was wahrgehabt wird. Ein Reiz treibt daher die Wahrnehmung über dieses Verhältnis hinaus. Er will ein Verhältnis wahrmachen, das ohne ihn nicht bestehen würde. Und so soll er etwas vorstellen, was Vorstellungen zu einem bestimmten Verhalten treibt, was also eine Vorstellung befördert und veranstaltet.
Reize verschaffen Eindruck, erzeugen Aufmerksamkeit, wo Menschen von sich aus nicht aufmerken würden. Diese entsteht durch die Besonderheit einer Wirkung des Eindrucks auf andere dadurch, dass jener einen Druck auf die Wahrnehmung über die Gewohnheiten der geschichtlich gegebenen Sinnbildung hinaus bewirkt. Durch besondere Ereignisse (Events) vermittelt er Signale für besondere Regungen, welche schon durch sich erregend sein können und die von daher eine selbstbezogene Gewissheit erzeugen (siehe auch Eventkultur). Immerhin erleben die Menschen durch Reize etwas, was nicht aus ihrer Lebenstätigkeit kommt und dennoch Wirkung auf das Leben hat. Zwar hat auch jede Schönheit ihren Reiz. Aber um wirkliche Schönheit geht es selten, wenn von Reiz die Rede ist, bestenfalls von einer ausgefallenen Schönheit, einer besonderen ästhetischen Wirkung, welche einem bestimmten Erleben zukommt.
Es hat sich hierbei gezeigt , dass die Selbstwahrnehmung durch einen Trieb bestimmt ist, der die Inhalte der Empfindungen sucht, die für das Erleben bestimmend sind und die er für sich wahrmachen will. Sie ist nicht mehr unmittelbare Form des Erkennens, sondern Form einer bestimmten Lebensverarbeitung. In ihren Empfindungen erkennen die Menschen ihr Leben nurmehr so, wie es sich in und mit anderen regt und hierdurch wertvoll wird. In ihren Gefühlen finden und empfinden sie sich in und mit anderen, wie sie wirklich sein müssen, um ihre ihnen fremde Wirklichkeit durch den gewonnen Selbstwert im Selbstgefühl zu ersetzen. Die sinnliche Gegenwart ihrer Empfindungen ist nicht die ihrer Gefühle. Sie fühlen deren Anzeizung sich selbst, während sie andere empfinden. Und wo ihre Empfindungen keine Reiz für sich finden, gehen sie ins Leere, ins Nichts. Sie werden für sich nichtig und empfinden sich vor allem gegen sich selbst unangemessen, sich selbst von minderem Gehalt, minderwertig. Sie empfinden, was sie wirklich in einer Beziehung zu anderen Menschen in ihrem Selbstgefühl sind, wenn sie sich nicht reizvoll finden, in dem was sie fühlen: Irgendwie sinnlos.
Auch wenn Wahrnehmung in diesen Verhältnissen nurmehr als Selbstwahrnehmung wahr sein kann, besteht die Wahrnehmung weiterhin aus Empfindungen und Gefühlen. Doch deren Verhältnis steht nun Kopf. Allgemein folgen die Gefühle einem ästhetischen Bestreben in der Aufmerksamkeit für bestimmte, ihm dienlichen Empfindungen. Von daher gründen sie nicht mehr auf Empfindungen, sondern bestimmen diese schon im Allgemeinen, bevor sie im einzelnen auftreten können. Es geht der Wahrnehmung unter den genannten Bedingungen um reizvolle Empfindungen und ihre Aufmerksamkeit wird dadurch ebenso geweckt wie bestimmt.
Reize erzeugen auf diese Weise Aufmerksamkeit, wo Menschen von sich aus nicht aufmerken würden. Es sind Signale für besondere Regungen, welche schon durch sich erregend sein können. Immerhin erleben die Menschen schon durch Reize etwas, was nicht aus ihrem eigenen Leben kommt. Zwar hat jede Schönheit ihren Reiz. Aber um wirkliche Schönheit geht es selten, wenn von Reiz die Rede ist, bestenfalls von einer ausgefallenen Schönheit, einer besonderen ästhetischen Wirkung. Reiz hat immer etwas mit dem Erzeugen einer Empfindung zu tun, nicht mit Empfindung an sich. Er bewirkt eine eigenständige Empfindung, eine erregte Empfindung, die in sich selbst Ausgleich schaffen muss. Durch Reize werden Menschen wie Tiere erregt und reagieren in der Zwangsläufigkeit ihrer Erregung, die ihre sonstige Wahrnehmung, besonders ihre eigenen Regungen auch oft ausblendet, wenn der Reiz zu einer ausschließlichen Wirkung in der Wahrnehmung kommt.
Einen Reiz mag alles Ungewöhnliche haben, weil es dem Unerkannten entspricht. Aber er entzieht sich der Gewöhnung nur durch die Unkenntnis dessen, was reizt. Er ist nur eine Wirkung von etwas, das reizvoll ist. Der Reiz blendet die Wahrnehmung im Grunde aus, indem er ihre bloße Erregung als Verdichtung ihrer Wirklichkeit, als Quantifizierung ihres Eindrucks betreibt. Die Wahrnehmung wird durch ihn formbestimmt, und als solche zum bloßen Inhalt dieser Bestimmung, in sich leer und und im Gefühl selbst leblos, wenn dieses nicht Selbstgefühl gereizter Wahrnehmung sein kann. Von daher ist der Reiz die Grundlage dafür, dass aus Leben ein Erleben werden muss, weil durch die Formbestimmtheit der Wahrnehmung Leben in einer erregten Form wahrgenommen und auch gesucht wird.
Darin zeigt sich schließlich, dass die Trennung von Sinn und Bedürfnis auch zur Folge hat, was ihr schon vorausgesetzt war: Die Trennung der Erkenntnis von ihrem Gegenstand, die sich in ihrer Abstraktion äußert. So gilt auch für die Wahrnehmung als Ganzes, dass sie eine Trennung schon wahr hat, bevor sie das Getrennte wahrnimmt, dass sie hierdurch schon rein ästhetisch bestimmt ist. Hierin hat sie einen Sinn des Getrenntseins für sich, ohne dass dieser wahrnehmbar wäre, ein Sinn, der auch in ihrer Wahrnehmung sich wahrmacht als sinnliche Abstraktion, als Gleichgültigkeit der Sinne gegen ihre gesellschaftliche Wirklichkeit, die aber wiederum in ihrer Sinnesform von einer hierin bestimmten Wahrnehmung aufgefasst wird, einer Wahrnehmung, welche die Form ihrer Regungen in ihrem Gegenstand erkennt. Mit dieser Abstraktion wird die Wahrnehmung in ihrer Form auch selbst bestimmt, formbestimmt. Darin gleicht sich die Wahrnehmung an ihren Gegenstand an und wird zum Zirkelsschluss des Getrennten, zum Verschluss des Erkenntnisvermögens. Dies allerdings nicht ohne Folgen für die wahrnehmenden Menschen.
Menschen kommen in ihren Selbstgefühlen sinnlich dadurch auf sich zurück, dass sie sich selbst zum wechselseitige Gegenstand ihres Lebens machen, zum Träger ihrer Erlebnisse. Sie erleben einander, indem sie mit anderen und durch andere Menschen Sinn in ihrem Erleben finden, haben, teilen und mitteilen. Finden sie jedoch aneinander nur Sinn für sich, also Sinn in seiner bloßen Form, so können sie sich sinnlich nur erkennen, wenn sie darin auch das Leben erkennen, das sie wahrhaben. In der bloßen sinnlichen Form des Erlebens finden sie daher ihr Leben als ein anderes Leben in anderen Menschen, für welches sie zwar einen Sinn haben, aber eben keinen wirklichen Sinn für anderes Sein, sondern bloß als Sinn durch sich und für sich als Menschen, die anders sind, als die Wirklichkeit, die sie erleben. In der wirklichen Gegensinnigkeit ihrer sinnlichen Wahrheit, die sie in einer gegenstandslosen Wahrnehmung haben, bleibt ihre Erkenntnis selbst widersinnig in ihrer Selbstvergegenständlichung. Indem sie sich aber selbst wechselseitig zum Gegenstand ihres Lebens machen, wenn sie sich erleben, verwirklichen sie ihre Wahrnehmung und entgegenständlichen sie ihre Tätigkeit. Sie erkennen sich ohne Sinn für sich, wie sie auch nur einen Sinn haben, der sich nicht äußern kann. In Wahrheit sind sie sinnlich außer sich. In der Wirklichkeit ihres Verhältnisses außer ihnen aber ist das Erleben ungemein sinnlich. Darin ist ihre Wahrheit entzweit und aufgehoben, abstrakt von ihrer Lebenswirklichkeit, von ihrem wirklichen Leben, wie sie aber auch allgemein zur wirklichen Wahrheit ihrer abstrakten Identität geworden ist.
Von daher können die Menschen auch nur in der Abstraktion von ihrem wirklichem Menschsein einerseits einander als Menschen finden und andererseits sich gegeneinander für ihr Leben wahrhaben als Sinn schlechthin, als Sinn für sich, also in einem Sinn, welcher von ihrem konkreten Leben absieht, in einem abstrakten Sinn.
11.2.1 Der abstrakt menschliche Sinn und seine Erlebensform
Zwischen dem, was ein Mensch unter solcher Bedingung an gesellschaftlichem Sinn teilt, den er in seinen Gefühlen für einen Gegenstand oder einen Menschen hat, und dem, was ihn diesen empfinden lässt, klafft daher in der Wahrnehmung das Unvermögen, jenes und dieses in sich zu identifizieren. Was er für sein Leben wahr hat und was er für dieses wahrnimmt, sind ihm nur in der äußeren Form der Wahrnehmung gewiss als Gegenüber, als Lebensumstand, als Leben, wie es sich ereignet. Die Ereignisse sind zwar gewiss und handgreiflich, erscheinen für die Wahrnehmung aber zufällig und werden von den Menschen als gewisse Gegebenheiten erlebt, deren Zusammenhang ungewiss ist./p> So findet die Wahrnehmung nur im Erleben zufällig scheinender Ereignisse ihren Sinn. Ohne dass die Menschen darin sich sinnlich äußern, hat ihre Wahrnehmung als eigene Naturalform ihres Daseins auch nur in sinnlichen Lebensgestalten Sinn: als Körper, welcher Leben zum Erlebnis macht. Ohne wirklich zu einer sinnlichen Lebensäußerung zu kommen, ohne überhaupt wirklich und also geschichtlich zu sein, findet ihr Leben Sinn in ihrem Dasein als sinnliche Lebensgestalt, als Ereignis, das sich erleben lässt, weil es die Wahrnehmung reizt. So geschichtsträchtig Ereignisse erscheinen, so geschichtslos werden sie dadurch, dass sie als Erlebnisse in die Menschen zurückkommen, als Form ihrer Wahrnehmung, die sie darin für sich haben: Wahrnehmung als Selbstwahrnehmung. Die Wahrnehmung entspricht so einer Wirklichkeit, welche von den konkreten Lebensäußerungen der Menschen absieht, sich abstrakt hiervon begründet im Erleben. Was sich darin allgemein bildet ist ein abstrakt menschlicher Sinn, der Sinn für sich ist, ein Sinn, der von allem Lebenszusammenhang absieht, der ihn konkret sein lässt und der zugleich nur dadurch lebendig ist, dass er alles gesellschaftliche Leben außer sich hat und außer sich belässt als Erleben der Individuen. Was die Menschen füreinander empfinden und aneinander fühlen, verausgabt sich selbst als Wahrnehmung, welche für sich öde und nichtig ist. Nichts von dem, was sie empfinden, findet in ihren Gefühlen einen erkennbaren Sinn. Und das Gefühl der Nichtigkeit, setzt jedes Verhältnis zu sich selbst herab. In ihrem Erleben verspüren die Menschen ihre Voraussetzungslosigkeit als Grundlage ihrer Eigenwelt. Sie fühlen sich einerseits frei von allem, weil sie hierdurch getrennt sind von dem, was sie in ihren Gefühlen für sich wahrhaben und sie fühlen sich zugleich gelichgültig gegen alles und daher nichtig. Die Wahrnehmungen der Menschen auf der Grundlage ihres Geldbesitzes bestünden nur aus einem endlosen Mangelgefühl, einem allgemeinen Gefühl der Unwertigkeit, würde das Erleben nicht selbst zu einer Form geraten, in welchem sie an Selbstwert gewinnen. Indem sie ihrer Lebenswelt im Selbsterleben wieder Substanz abringen, im zwischenmenschlichen Beziehen sich wieder als Mensch erleben, eignen sie sich das in ihrer gegenständlichen Welt veräußerte Leben zur Selbstgewinnung menschlicher Sinnlichkeit in ihrer isolierten Individualität - zur Wertschäzung ihrer Selbstbezogenheit - wieder an. Der Mensch, wie er in seinem Leben durch das Kapital abgewertet wurde, wird in seinem Selbsterleben als Geldbesitzer durch seinen Selbstwert in zwischenmenschlichen Verhältnissen wieder aufgewertet. Um dies geht es hier in der Kritik der politischen Ästhetik. Ein Sinn kann sich nicht selbst abtrennen vom Leben, das er in sich hat und ausdrückt und bildet; er kann nicht wirklich abstrakt sein. Er wäre undenkbar, tot, ungelebt, ein Unding. Er wäre ein Sinn, der unterstellt ist, ohne je gelebt zu haben. Doch so absurd es ist, das Unding kann es dadurch wirklich geben, dass das Leben selbst zu einem Unding wird, dass Lebensbedingungen herrschen, in denen Leben selbst verdingt ist, dass es als Objekt einer Lebensherrschaft, einer allgemeinen Lebensherrlichkeit oder Lebensverherrlichung dieser unterworfen wird. Darüber später. Zunächst mal gibt es menschlichen Sinn nicht ohne dass er wirklich Sinn hat, wie er menschlicher Natur entspricht, und das unterstellt allgemein natürliche Sinnlichkeit wie auch die gesellschaftliche Naturmächtigkeit der Menschen. Menschlichen Sinn gibt es also nicht ausschließlich an und in einem Indivicuum, sondern durch das lebende Verhältnis der Menschen, worin es sich befindet und empfinden lässt. Nur darin kann ein Mensch sein was er ist - aber auch werden, was er nicht ist. Als Träger von etwas Totem kann er dem Leben auch Tod vermitteln, ihm seine Aufhebung versinnlichen. Das Leben lässt sich hierdurch nicht töten, aber es erfährt seine Negation in sich selbst, wird dadurch nichtig, dass es seine eigene Aufhebung wahrnehmen muss, dass es, indem es ist, zugleich sein Nichtsein lebt, das es also in seinem Lebensakt schon von sich absehen muss, sich als Abstraktion nur leben kann. Aufgehobene Sinne sind Träger einer Abstraktion, indem sie sich selbst ertragen müssen, sich selbst erleben, um zu leben. Das Erleben ist eine Lebensform, worin zwar Leben vollständig wirksam und daher auch sinnlich wirklich, aber zugleich nicht zeugend und erzeugend tätig ist und also auch kein Leben bezeugen kann. Im Erleben wird Leben erfahren, weil darin die Sinne belebt werden, die Ereignisse sie beleben, die selbst schon Erzeugnisse sind, durch welche das Überleben toter Lebensverhältnisse ermöglicht wird. Aber jeder im Erleben belebte Sinn bleibt nicht, was er war, sondern wird zu dem, was ihm selbst äußerlich und wofür er äußere Form ist, Form für sich. Für jeden lebenden Sinn ist solche Form lediglich etwas, von dem er selbst absehen muss, weil diese von ihm absieht, weil sie seine Absehung überhaupt, seine Abstraktion ist, Sinn als solcher, Sinn an sich als bloße Form, die fortbestimmt, was in der Abstraktion aufgehen soll. Ein solcher abstrakter Sinn wird in solchem Verhältnis Sinn von etwas, das nur da ist, um überhaupt Sinn zu machen, um etwas mit Sinn zu füllen, das keinen Sinn für sich hat. Nun ist niemand unbedingt so blöd, Sinn zu machen, wo keiner ist. Aber wo nichts ist, sind immer noch die Menschen so, wie sie sind. In der Notwendigkeit einer Beziehung zwischen Menschen formuliert sich nicht ihr Sinn, den ihre Beziehung ausmachen würde, sondern deren Wirkung auf einander, das, wie sie für sich erleben, wo sie keinen Sinn füreinander haben. In der Wirklichkeit seiner Verhältnisse hat ein Sinn abstrakte Wirkung, indem er nicht ist, woraus er gebildet ist, nicht Empfindung und nicht Gefühl, aber Lebensform von beidem, Erleben von Sinnlichkeit im Reiz der Sinne. Der abstrakte Sinn ist das Erleben von Sinn, sinnliche Form dessen, was seine Abtrennung bewirkt: Körperform einer Sinnlichkeit, welche nur abstrakt körperlich ist, welche Körper nur dadurch hat, dass er da ist, ohne wirklich zu sein, ohne also eine andere Wirkung zu haben als die seines Daseins. Er ist da, ohne sich selbst bestimmt körperlich zu äußern, sich nicht durch einen wirklichen Menschen zu äußern, sondern als äußerer Mensch für andere wirklich reizvoll zu sein. Er hat nur Wirkung durch sein körperliches Dasein, gleichgültig gegen dessen Inhalt, der sich auf den Reiz für ein bestimmtes Erleben beschränkt. Er hat seine einzige Wirkung, indem er als Mensch körperlich überhaupt da ist, als unbestimmte Körperlichkeit zur körperlichen Bestimmung des Erlebens wird, Sinn macht, ohne sinnlich zu sein. Er ist wirklich und unwirklich in einem: In seiner Wirkung abstrakt bestimmt und doch durch seine Wirklichkeit konkret, bestimmt und zugleich gleichgültig gegen seine Bestimmtheit - abstrakt menschlicher Sinn. Abstrakt kann ein Sinn nur sein, der nicht wirklich ist, aber Sinn vermittelt. Der abstrakte Sinn ist Vermittlung von konkreter Sinnlichkeit, also von dem was Sinn ist und Sinn hat, ohne wirklich das zu sein, was es allgemein enthält. Das unterstellt, dass dieser Sinn Mittel ist, Form ohne Sinn aber doch sinnlich, - sinnlich, weil er substanziell das Dasein von Menschen unterstellt, ihre Anwesenheit notwendig vorraussetzt. Der abstrakt menschliche Sinn ist eine Realabstraktion von menschlicher Sinnlichkeit, in der Nichtidentisches als Identität herrscht, dieser Sinn und jener Sinn als Sinn überhaupt, Sinn schlechthin, der nicht wirklich ist, aber Wirkung hat, indem er menschliche Identität vermitelt. Sinn hat darin etwas nur, weil es Sinn hierfür macht, weil es notwendig ist, um überhaupt als Mensch sinnlich zu sein, sich als mensclich sinnvoll zu erscheinen. Es ist sinnliches Dasein von Menschen ohne sinnliche Wirklichkeit für Menschen zu sein, ein Widerspruch der Verwirklichung eines sinnlichen Lebens, zwischen gegenwärtigem Dasein und wesentlichem Sein der Gegenwart, eine sich aufhebende und doch zugleich werdende Sinnlichkeit als Erleben der menschlichen Lebensverhältnisse, die notwendig sind, um sich zu verwirklichen. Menschen, die kein gegenständliches Leben miteinander haben oder haben können, keinen Gegenstand ihres Leben erkennen, weil sie die Gegenständlichkeit des Lebens schon kennen, bevor sie es erkennen können, erkennen auch sich selbst nur in der Abtrennung von gegenständlicher Wirklichkeit, sind selbst nur unwirklich und gelten sich nur dadurch in menschlicher Beziehung, dass sie Menschen haben, für die sie als Mensch gelten. Weil sie nichts anderes wirklich für ihr Leben haben, als Menschen, die schlicht und rein körperlich da sind, was auch immer sie sonst sind, erfüllt sich alle ihre Erkenntnis alleine schon durch die Kenntnis, die sie wechselseitig von sich haben - und zwar in dem Maß, wie sie Sinn für sich haben, den sie außer sich bestätigt finden. Sie sind, um Sinn an einander zu finden, ohne Sinn füreinander zu haben. Und sie reflektieren sich selbst in dem Sinn, den sie darin gefunden haben. Der nur in sich reflektierte Sinn verliert in der Abtrennung von seinem Gegenstand den Gehalt seiner Lebenszusammenhänge und gewinnt seine abstrakte Substanz somit auch nur in seinem reinen Dasein als Form menschlicher Sinnlichkeit, als körperliches Dasein von Menschen schlechthin, als deren bloße Anwesenheit. Diese teilt sich nicht als Körper mit, weil dieser keinen Zusammenhang außer sich hat, sondern als Erleben der Menschen im Zusammenspiel von Menschen, als Erlebnis irgendwelcher Art, durch welche die Sinne bewegt werden, ihre Rührung, Regung, Erregung usw. entsteht, ohne dass sie darin eine wirkliche Geschichte vollziehen oder begründen, ohne dass sie in irgendeiner Beziehung weiterkommen, ohne dass ein Sinn ihrer Gefühle und Empfindungen entdeckt wird außer dem Sinn, der sich darin regt. Es ist ein Sinn, der sich lediglich selbst enthält und also auch nur sich als abstrakten Sinn fortbestimmt, in dem er sich selbst quantifiziert, zur reinen Erlebniswelt wird und für sich als entleerte Sinnlichkeit verbleibt. Das Quantum des Erlebens kann nur seine Dichte sein. Darin vergrößert sich der Sinn in der Form, wie ihn Menschen füreinander haben, nicht was, sondern wie sie füreinander sind. Ohne sich selbst wirklich sinnlich zu äußern, ohne zu gestalten und zu wirken und auf etwas oder jemanden einzuwirken, ohne für sich wirklich zu sein, nutzen sie ihr bloßes Dasein als Grund ihrer Beziehung auf andere, die keinen anderen Grund hat, als in bloßer Gesellschaft zu sein, sich gesellschaftlich zu erleben und dieses Erleben in voller Dichte zu haben. In dieser Abstraktion vergegenständlichen sie sich als Menschen, die für sich wesenlos sind, die sich sinnlich nur in ihrer Gestalt äußern, ohne deren Inhalt zu gestalten, ohne Sinn zu äußern, ohne ihn zu schaffen und zu bewahren - Menschen, die sich selbst äußerlich sind, wesenlos aber in möglichst hoher Dichte anwesend. Die Erlebnisse der Menschen haben in der Abstraktion ihre Geschichte aufgegeben, haben ihren Sinn nurmehr durch Vergangenheit, die mehr oder weniger erregend war, aber keine Geschichte hinterlassen, nichts verändert hat. Solcher Sinn hat durch sein bloßes, sein inhaltloses Verhalten in seinen Verhältnisses nur dadurch Halt, dass er durch die zwischenmenschlichen Beziehungen auf andere menschlichen Wert gewinnt. Menschen werden durch ihre Gefühle füreinander wertvoll, wenn sie ohne einander sich nichtig fühlen müssen. Sie brauchen einander überhaupt, um Gefühl für sich zu haben, um überhaupt fühlende Menschen zu sein, Menschen, die nichts kennen oder können mussen, als füreinander in irgendeiner Art und Weise des Gefühls da zu sein. Aber woran sich solche Beziehungen erhalten, das hebt zugleich die Bildungsgeschichte ihrer Sinne auf. Indem sie alles verschlingen, wovon sie zehren, nämlich davon, dass Menschen immer irgendeinen Sinn haben, entwickeln sie einen Sinn dafür, was sie durch ihre Anwesenheit wert sind: Den Sinn für ihren Selbstwert. Dieser erschöpft sich zunächst darin, dass ihre Anwesenheit einen einfachen Wert für alle andere Anwesenden hat - eben in der Art und Weise, wie sie füreinander da sind und was sie sich in diesem bloßen Dasein bedeuten, was sie also aneinander reizt. Aber solcher Sinn ist zugleich Zweck und der nimmt ihnen auch allen Sinn, den sie für sich entwickeln. Er macht hieraus einen leeren Sinn für sich. Indem er ihnen einen allgemeinen Sinn als Selbstwert ihrer allgemeinen Bezogenheiten entnimmt, stiftet er eine ihnen äußere Identität, die ihnen nur rückvermittelt, was sie sinnlich überhaupt sind, was sie allgemein und abstrakt sind als Wert ihrer Beziehungen, der sich im Selbstgefühl der Menschen darstellt. So verkehrt sich diese Abstraktion zu dem Sinn, der Grundlage ihrer Erlebnisse ist und der in seinem Verhältnis selbst zu deren bloßer Sinnesgestalt als allgemein abstrakter Sinn wird: Sinn der eigenen Bedeutsamkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, Sinn der Aufreizung. Allen gemein ist der Sinn in seiner natürlichen Form, in der bloßen Äußerlichkeit seiner Naturgestalt. Durch den Leib seiner Natur entleibt sich der Sinn wirklich gegenständlicher menschlicher Beziehung und wird selbst zum Leib aller Reize in der Wahrnehmung zwischen den Menschen. Die Substanz dieser Beziehung, welche die bürgerliche Kultur ausmacht, ist der abstrakt menschliche Sinn. Er ist daher die Begriffssubstanz der Wahrnehmung, welche die Menschen darin allgemein haben, soweit sie darin ihre Bedeutsamkeiten teilen. 11.2.2 Der Sinn der Abstraktion als Dichte körperlicher Anwesenheit Menschliche Anwesenheit wäre ein bloßer Umstand, wenn sie nicht für Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen eine fundamentale Notwendigkeit wäre, nicht, weil sie nichts inhaltlich miteinander zu tun hätten, sondern weil und sofern sie sich in diesen Verhältnissen inhaltlich aufeinander beziehen, um füreinander da zu sein. Natürlich gibt es in diesen Verhältnissen alles, was menschliche Natur ausmacht; doch es wird nicht aus natürlicher Notwendigkeit und Freiheit in eben diesen Inhalten aufeinander bezogen, sondern getragen von der Not, in welcher die Menschen sind, wenn sie von diesen Verhältnissen ausgeschlossen, also abwesend füreinander sind, während sie isoliert voneinander in diesen Beziehungen leben müssen. Substanziell sind die Menschen dann also nicht wirkliche Wesen füreinander, nicht menschliche Wesen, die einander bereichern, sondern Menschen, die Beziehung suchen, um nicht auf sich in ihrer isolierten Existenz verwiesen zu werden. Die Menschen sind davon bestimmt, dass sich nur wahrnehmen können, wenn sie sich durch andere auchwahrhaben (siehe Selbstwahrnehmung). Von daher ist die Anwesenheit nicht nurUmstand und auch nicht bloßeForm, sondern wesentliches Mittel des abstrakt allgemeinen Zwecks der bürgerlichen Kultur, für die Selbstwahrnehmung der Menschen, die darin ihre Elementarform haben, in der sie miteinander verkehren. Sie ist die Formbestimmung dieser Kultur. Und das besagt, dass diese Kultur auf der Produktion von menschlicher Anwesenheit begründet ist, also dafür, Verhältnisse zu produzieren und zu erhalten, in denen die Menschen jenseits ihrer wirklichen Lebensproduktion füreinander da sein müssen, um Wahrheit für sich zu haben. Natürlich sind die Menschen in allem, was sie erleben, sinnlich, weil sie darin leben, dass sie in ihren Erlebnissen Leben für sich haben, wenn auch gleichgültig gegen seinen Zusammenhang. Was sich darin wirklich bezieht, ist daher keine konkret sinnliche Beziehung. Sie erleben ihre Sinne, welche zweifellos lebendig sind, aber sie reflektieren deren Leben nur in der Form ihrer Begegnung, welche das Erlebnis gestaltet und bedeutsam macht. Für das Erleben gibt es keinen wirklich sinnlichen Zusammenhang, sondern lediglich das Ereignis, in welchem sich Sinne in der Form einfinden, in die sie durch das Erleben gestellt sind. Diese Form ist bestimmt durch den Ort, wo solche Begegnung stattfindet, also durch das, was man dort als Zusammenhang wahrhat, ohne diesen selbst zu bestimmen. Darin stellt sich eine abstrakte Beziehung der Menschen als Form einer Bestimmung der Art und Weise ihrer Begegnung, als formelle Kulturbestimmung dar. Allgemein ist dies also eine konkrete Beziehung der Menschen in einer bestimmten Kultur, deren Sinn keine bestimmte Beziehung hat, der aber sinnlich existiert in der Naturgestalt der Menschen, in der Körperlichkeit ihres Erlebens, worin diese sich auch abstrahierend mitteilt, menschliche Beziehungen auf die Natur ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheit reduziert, wie sie auch deren Natur entwickelt und erweitert, so dass die Erlebensmöglichkeiten dieser Gestalt sich auch fortentwickelt - nicht in ihrer wirklichen Vielfalt, sondern als Quantum körperlicher Vielfältigkeit und Abwechslungen. Hinter all dem bleiben sich die Beziehungen in ihrem Zweck gleich und gleichen sich daher auch in ihrer Körperform an: In der Einfalt ihrer bloßen Anwesenheit. Jenseits ihrer konkreten Beziehung ist und bleibt ein abstrakt allgemeiner Sinn eben bloße körperliche Form, Raum und Gestalt, worin und wodurch menschliche Beziehungen sich ereignen und erlebt werden. Räume werden hierbei zu Lebensräumen, die Kulturräume sind, worin sich die darin angeglichene Körperlichkeit als Kultur von anderen Kulturen abgrenzt. So erscheint Kultur als Körperform selbst, als die in ihrer Angleichung auf bloße Körperlichkeit reduzierte Sinnlichkeit der Menschen, nicht als Wirklichkeitsform ihrer sinnlichen Beziehungen. Die sinnlichen Beziehungen sind unter räumlicher Bestimmung bloß Körper an sich, in ihrem Inhalt gleichgültig. Die Menschen mögen sich in vielfältigster Weise darin wirklich äußern - was sie von ihrem Leben in der Kultur in ihrer abstrakten Vermittlung alleine wahrhaben, ist ihr bloß körperliches Dasein in solcher Form und in bestimmter Nähe zu anderen Körpern, in körperlichte Dichte. Konkret leben sie darin sowohl sich äußernd als auch wahrnehmend. Aber nur abstrakt haben sie wahr, was die Kultur ihnen an Zusammmenhang ihres Erlebens in der Dichte ihres Lebensraums bereitet. Abstrakt zählen sie darin als Teil einer Masse, welche die Kultur an Menschen hat, die darin konkret leben. Erleben als bloße Masse ist bloße Körperlichkeit menschlicher Anwesenheit. Alleine die Anwesenheit von Menschen gibt dieser Form ein Wesen, das ihren Sinn schlechthin ausmacht, das den abstrakten Beziehungen Sinn schlechthin verleiht, sie in Gang setzt, indem sie darin schon dadurch etwas sind, dass ihre Abwesenheit ausgeschlossen ist. Die Art und Weise, worin sich ihre Abstraktion entfaltet, ist letztlich die bloße körperliche Anwesenheit menschlicher Sinne, gleich, was diese darin für sich oder füreinander von ihrem Leben erkennen. Ihre Anwesenheit in einem bestimmten Lebensraum verschafft ihnen ihr Anwesen, einen kulturellen Zusammenhang, der seine Geschichte hinter sich gelassen hat und diese auch in ihr und durch sie schon ausgeschlossen hat. Es geht darin nicht mehr um einen bestimmten Zusammenhang, wie er geworden war, sondern wie er nur rein abstrakt von allem Werden und Vergehen ist, wie er Sinn dadurch hat, dass er ohne bestimmten Sinn ist. Solcher Zusammenhang macht zwar kein menschliches Leben, aber das Leben findet sich in solchem Zusammenhang. Er hat sein Wesen durch die Leiblichkeit der menschlichen Sinne und solches Wesen hat schon jeden Sinn, ohne irgendeinen Sinn wirklich zu haben oder zu machen. Es ist ein Wesen der Abstraktion welche den abstrakten Sinn unter den Menschen ausmacht, eine leere Formbestimmung, die alleine dadurch ist, dass sie Körper hat und wodurch Leben möglich ist, das ohne diese Form nichtig wäre. Menschen leben immer mit Haut und Haaren, aber wo ihr Zusammenhang auf dies reduziert ist, bilden sie auch nur die Geschichte dieser Reduktion. Natürlich erleben sie dabei allerhand, aber ihre Geschichten gehen darin nicht über sich hinaus, bilden nicht wirklich menschliche Geschichte. Eine Formbestimmung hat überhaupt nur dadurch ein eigenes Wesen, dass ihre Wirklichkeit wesenlos ist. Solchem Wesen geht es nicht darum, was in den Wahrnehmungen der Menschen wirklich ist. Ihm geht es um die Wahrnehmung des Erlebens körperlicher Anwesenheit menschlicher Sinne in einem Raum, wo sie in den Menschen Wirkung hat. Jedes Erleben kann hier eingebracht werden und alles wird solche Kultur bereichern, sofern es darin konkretes Leben findet und empfindet, ohne konkret zu sein. Das Werden solcher Kultur besteht alleine in einem Leben, wie es erlebt wird. Dieses erscheint daher auch nur in einem Quantum von Erlebnissen. Erlebnisse ereignen sich zwar unter bestimmten Bedingungen, sie sind aber darin nicht notwendige Folge gegenständlicher Zusammenhänge, sondern vergegenständlichen Menschen zu einem Zusammenhang ihrer Sinne, wie er durch ihre bloße Körperlichkeit gegeben erscheint. Dieser bildet sich also nicht in einer bestimmten Geschichte des Lebens, sondern aus dem Zusammentreffen von Menschen, wie sie sich wahrnehmen und wahrhaben und wie sie darin agieren und reagieren. Die Gleichgültigkeit gegen ihr geschichtliches Dasein drückt sich in der Eindrücklichkeit ihrer Erlebnisse aus, wie sie sich aus dem Zusammentreffen ergeben. Alleine das Quantum dieser Anwesenheiten, ihre körperliche Masse, macht die sinnliche Dichte gleichgültiger menschlicher Beziehungen, ihre Eindrücklichkeit aus und bestimmt darin auch die Masse des Erlebens, das ganz bestimmte Quantum an zwischenmenschlicher Lebenserfahrung in ganz unbestimmten Verhältnissen. Was die Menschen darin sinnlich und geistig ausprägt, ist nicht die Geschichte ihrer Lebenswelt, sondern die Dichte ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheiten in ihrem Erleben, gleich, wie sie entsteht und warum sie vergeht. Der Untergang ihrer Beziehungen mag sie in andere Welten befördern, was ihnen bleibt, ist die Dichte ihrer Lebenseindrücke, die sie darin gewonnen haben. Das Erleben selbst ist ja nichts anderes als verdichtete Anwesenheit von Leben und so verbleiben die Eindrücke hiervon auch in diesem Sinn über alle Beziehungen hinweg bestehen. Weil die Menschen im bloßen Erleben keinen anderen Sinn füreinander haben, als den, wodurch sie sich beeindrucken, haben sie nur durch die Dichte ihres Erlebens einen Sinn für sich, einen Eindruck von ihrem Leben, der im Maß dieser Dichte auf sie wirkt, also die Masse der Eindrücke, denen sie ausgesetzt sind oder denen sie sich aussetzen. So weit sie ineinander vorgedrungen sind, so weit ist auch der wirkliche Sinn entwickelt, den sie für ihr zwischenmenschliches Leben haben. Es geht hier um beiderlei: Jenseits ihrer wirklichen Beziehungen erkennen sie sich als Menschen und bilden sich in ihren Erkenntnissen durcheinander. Soweit sie sich aber nur reizvoll erleben, werden sie ihres Lebens aufgrund der darin bestimmten Erlebnisse selbst nur teilhaftig und haben lediglich Einfluß auf ihre Lebensgestaltung. Diese allerdings befindet ist in beständigem Wechsel - gerade eben so, wie sie zwischen ihrem Menschsein leben, wie sie als Menschen unterwegs sind, ohne wirklich menschlich leben zu können. Die Menschen leben in ihren “Zwischenwelten” also doppelsinnig: Als boßes Quantum erleben sie sich als Objekte ihrer Lebenseindrücke. Indem sie aber auch wirklich sinnlich füreinander sind, hat ihre Wahrnehmung auch wirklich Sinn. Ihre Wahrheit ist darin nicht wirklich, sondern besteht in der Wirklichkeit als ihr Zwiespalt, als Zweifel zwischen dem, was wahr gehabt und dem, was wahr genommen wird. Indem die Menschen sich in der Dichte ihres Erlebens wahrhaben, nehmen sie sich als bloße Form ihrer Anwesenheit wahr. Die Dichte ihrer Anwesenheit ist daher das Ausmaß ihrer Formbestimmung. Deren Substanz ist die Abstraktion von jedem konkreten Sinn, der abstrakt menschliche Sinn; das Maß ihrer Entfaltung wird durch die Dichte ihres Erlebens als dessen Masse bestimmt. So hat sich der abstrakt menschliche Sinn als die Begriffsubstanz der unwirklich, also nur abstrakt vermittelten Wahrnehmung erwiesen; die Begriffsgröße als die Dichte ihres Erlebens in der Masse zwischenmenschlicher Erlebnisse im Ausmaß eines hierdurch bestimmten Raums. Die Dichte der Wahrnehmung wird zu einer gewaltigen Bestimmung der Wahrnehmung. Sie hat sich aus der Vielfalt ihrer Gegensinnigkeiten ergeben und wird nun ihre Einfältigkeit vorantreiben, die daraus besteht, aus vielen Wahrnehmungen eine Masse von Eindruck im Erleben zu verschaffen. Unter dieser Bestimmung wendet sich gegenständliche Wahrnehmung nun zur unmittelbaren Wahrnehmung gegenständlicher Menschen. Diese sind sich selbst jetzt endlich wirklich unmittelbarer Gegenstand, Menschen, die sich über den Eindruck, die sie aufeinander machen, auch wirklich beziehen, ohne einen wirklich Bezug zueinander zu haben. Dadurch wird aus den einzelnen und privaten Gestalten in der Weise, wie sie aufeinander wirken eine ganze Lebensgestaltung worin sich ihre Wahrnehmung erst wirklich abstrahieren kann. 11.2.3 Die Verdichtung der Wahrnehmung oder das Wahrmachen des Selbstwerts (Die wahrgemachte Ästhetik) Dadurch, dass ein Sinn in seiner Abstraktion sich nicht verhalten kann, sondern auf Verhältnissen gründet, die ihn bilden, erzeugt er in sich selbst einen Lebenszusammenhang, in welchem das, was ihn beeindruckt hat, in der Dichte seiner Einwirkung fortbesteht, bewahrt und erinnert wird. In solchem Fortbestand sind Erlebnisse in der Form ihres Zusammenwirkens aufgehoben, die nach ihrer Einwirkung zusammengehören, nicht aber unbedingt mit den wirklichen Gründen, die sie hervorgebracht hatten, sondern durch die Reize, die sie enthalten. Die hierin bewirkte Wahrnehmung ist gedoppelt: Sie ist gegenständliche Wahrnehmung, die zugleich Selbstwahrnehmung ist. Die Reize wirken auf die Wahrnehmungsorgane und auf den wahrnehmenden Organismus, der Inhalt der Empfindungen entspringt dem Gegenstand der Wahrnehmung. Das Gefühl erfährt durch die auf diese Weise verdichtete Wahrnehmung eine eigene ästhetische Wirkung. Diese verwirklicht sich ausschließlich als Selbstgefühl. Die Wahrnehmung als Form der Wahrheitsbildung wird damit auch zu einer Form der Selbstgefühle. In solchen aus der Wirkung auf die Wahrnehmung hervorgegangenen Gefühlen geht die Wirklichkeit in dem Maße unter, wie sich die Eindrücke von ihr entfernt hatten, wie also die Bedingungen ihres Zustandekommens selbst unwirklich waren und ihre Ursachen und Gründe der Wahrnehmung verborgen blieben. Was die Wahrnehmung wahrhatte, ob wahrgenommen oder nicht, wird zum Betreiber des Fühlens, Erinnnerns und Gedenkens. Aber nicht als eindeutige Bestimmung, sondern als Abstraktion hiervon, als sinnliche Kraft, die das Wahrgenommene mit dem versöhnt und vereint, was als Wirkung auf die Wahrnehmung wahrgehabt wurde. Das Gefühl hat damit eine eigene Qualität bekommen, die es selbst begründet und zugleich als eigenes Gedächtnis hat, ein Selbstgefühl, welches alleine den ästhetischen Reiz als Formbestimmung der Wahrnehmung reflektiert. Darin bewahrt sich eine Verdichtung des Erlebten, also dem in seiner Abstraktion verdichteten Leben. Das ist ein Leben wie es zwar nicht wirklich, wie es aber für die Wahrnehmung gewesen ist. Darin ist das Wahrgehabte, der Reiz des Erlebens, mit dem Wahrgenommenen in eins gesetzt, eine doppelte Wirkung in der Wahrnehmung vereint. Das Selbstgefühl, das hierbei entsteht, ist doppelte Wahrnehmung, gegenständlich und selbstbezogen zugleich, von daher eine Abwendung in der Zuwendung. Wirklichkeit wird diesem Gefühl in dem Maß gleichgültig, wie Wahrgenommenes und Wahrgehabtes darin in einen Widersinn zueinander geraten. Das Leben selbst besteht zwar immer schon aus einer Vielfalt von Äußerungen, welche die Wahrnehmung beeindrucken. Nun aber wird das Gefühl in der bloßen Wahrnehmung zu etwas, das in ihm so verbleibt, wie es nur für sie ist, so dicht, so nah, so wirkungsreich, wie es im Augenblick der Lebensereignisse eben selbst auch ist, besonders, wenn darin das untergeht, was wahrgehabt war. Die Wahrnehmung fügt diese Ereignisse nach ihrer eigenen Bildungsgeschichte so zusammen, wie sie für sie wahr gehat sind, wie sie also in ihr zusammentreffen. So entsteht vermittelst der Gefühle ein innerer Lebenszusammenhang als eine Art Gefühlsgedächtnis. Dieses Gedächtnis wird nun auch in der Wahrnehmung wahrgehabt. Es ist selbst eine Wahrheit geworden, die ihr nun vorausgesetzt, also vorgeordnet ist. Je nachdem, was sie darin schon aufgenommen und in ihrem Gedächtnis hat, bezieht sie sich auf das, was sie beeindruckt. Die Wirklichkeit der Wahrnehmung wird hierdurch relativ - relativ relativ zu dem, was sich ereignet, aber zugleich absolut in dem, was die Wahrnehmung schon kennt. Die Basis der Wahrnehmung wird in der Abstraktion von ihrem konkreten Sinn zu ihrer eigenen Lebensbedingung, deren Entwicklung, deren geschichtliche Veränderung sie in ihrem Gedächtnis beständig wahrhat. Das Verlangen nach Wahrheit, wie es für die Wahrnehmung ursprünglich bestand in der Notwendigkeit, zu ihrer Erkenntnis zu gelangen, wird in ihrer Verdichtung aufgehoben und zur Sinnbildung des Wahrgehabten, zu einer Wahrnehmungsidentität, worin nicht ihr Gegenstand gegenwärtig ist, sondern der Sinn der Wahrnehmung selbst, wie er sich als Gedächtnis etabliert hat. Dessen Beziehungen und Bezogenheiten begründen sich aus den Anwesenheiten, aus denen die Menschen ihre Eindrücke gewinnen, und deren Dichte entsagt aller Geschichte. In ihrer Verdichtung werden sie zu einer gesellschaftlich gültigen Wahrnehmungsform, zu einer abstrakten Sinnesform, worin die Wahrnehmung selbst die Gestalt einer Wahrheit dieser Beziehungan annimmt, die in dem wahr ist, worein sie sich verdichtet haben, das aber in Wirklichkeit nicht wahr sein kann. Die Sinne verbleiben konkret, soweit sie etwas von dem wahrnehmen, was sie wahrhaben, ohne dass sie damit wirklich wahr werden können. Dies ist eine innere Wahrheit, die aber immer gleich zu einer äußeren wird, weil sie nicht zu äußern ist, weil sie daher nur als äußere Form überhaupt wahrgenommen wird. Die gesellschaftlich gültige Form dieser Wahrheit besteht daher lediglich in ihrer Ästhetik, in der Form wahrer Verdichtung als verdichtete Wahrheit der Form, welche Erlebnisse, Ereignisse und Lebensäußerungen einbringen. Ästhetik hat ihren Grund in der gesellschaftlichen Leere, wie sie wirklich ist. Sie besteht ja auch nur aus der Verfügbarkeit über Möglichkeiten des Erlebens. So sinnentleert die Wirklichkeit wird, so nötig ist das Erleben ihrer Verdichtung, und daher auch deren notwendige Form, die verdichteten Anwesenheiten von Menschen aller Art und Herkunft. Darin werden sich die Menschen gleich, weil Menschliches als solches in seiner Vielfältigkeit in ihrer bloßen Unterschiedlichkeit wahrgehabt wird. So einfältig die bloße Anwesenheit ist, so vielfach wirkt das, was darin wahr wird. Menschliche Vielfältigkeit scheint darin erst wirklich zur Wirklung zu kommen; die Menschen beleben sich allein durch ihre massenhafte Anwesenheit und allem, was sie darin an Unterschied verspüren. Das Erlebnis in der Menge ist zugleich ein Erleben von Masse, die Unterschiedenheit in der Angleichung wird zur Wesensgleichheit der Unterschiede. Die Menschen zeugen nicht nur in der Art und Weise ihres Lebens von ihrer Kultur, sie lassen sich auch kultivieren, indem sie sich als Masse erleben. In der Ästhetik werden sich die Menschen selbst genug, gleichen sich an ihr Bild von sich an. Was immer ihre Welt ist und wie sie aussieht, sie muss nicht mehr durch Menschen kultiviert sein. Kultur hat nun keine anderen Gründe mehr als sich selbst, als Kultur aus Kultur - und sie beginnt, sich nun selbst darin zu verzehren. Die Wahrnehmung bezieht ihr Gedächtnis nicht aus einem Bedenken und Gedenken, sondern aus der Verdichtung ihrer Eindrücke unter der Bedingung gedrängter Anwesenheiten. Für solche Wahrnehmung selbst gibt es keine Gegenständlichkeit, keine Objektivität. So gewiss ihr die Welt erscheinen mag, so abstrakt bleibt sie ihr doch, weil sie darin nur Konkretionen von sich erkennt, sich selbst als weltlich findet und empfindet, so dicht und nah, wie ihre Eindrücke sind. Sie findet und empfindet das, was sie von sich darin verdichtet, was ihr dadurch wahr-nehmbar ist, dass es Eindruck auf sie macht. Und Eindruck macht, was das Vertraute berührt und deshalb der Berührung vertraut, sie auf sich wirken lässt, weil sie darin Wirklichkeit verspürt, etwas verspürt, was nicht wirklich wahr sein kann. Und deshalb muss Wirklichkeit hierfür auch nicht wahr sein. Sie wird durch die Verdichtung unwahrnehmbar. Wahrnehmung wird unwirklich. Sie ist ist eine gedoppelte Empfindung, eine Empfindung von sich außer sich, veräußerlichte Empfindung. Denn was doppelt ist, kann dies nur, indem es von seinem Inhalt absieht. Deshalb ist die Verdichtung wesentlich die Form abstrakt sinnlicher Bezogenheit, was immer sie auch Inhaltlich ineinander zwingt. Hiernach bezieht sich die Wahrnehmung auf sich selbst als abstrakter Sinn von den Erlebnissen, die sie hat. Die verdichtete Anwesenheit macht das Quantum aus, worin ihr abstrakter Sinn selbst tätig wird, indem sie darin ihren Sinn ausrichtet, komprimiert und sich selbst angleicht. Was die Wahrnehmung in ihrer Verdichtung zusammenfügt, entspricht mehr oder weniger zufällig einer Objektivität in ihrer wahrnehmbaren Form. Im Zufall der Wahrnehmung aber erscheint die Form wohl geordnet, übersinnlich, weil ohne konkreten Sinn. Und weil ihre Organe nicht ausreichen, diese Form als wirklich übersinnliche Gegenständlichkeit zu erkennen, macht mancher Geistesbeschwörer damit gute Geschäfte. Die Wahrnehmungsorgane sind nur dazu geeignet, die Oberfläche ihrer Gegenstände wahr zu nehmen und sich dessen auch gewiss zu sein, sie also auch wahr zu finden oder als nicht wahr finden zu können. Ob ein Ofen warm oder kalt ist, lässt sich meist schon empfingsmäßig unzweifelhaft beurteilen. Aber um zu beurteilen, ob ein Gefühl “echt” oder “falsch” ist, das verlangt schon nach einer Beziehung zu dem, was da gefühlt wird. Die Empfindung für sich weiß hiervon nichts; sie erkennt ihre Bezogenheit erst durch das Gefühl, in welchem sie sich einfindet. Was die Wahrnehmungsorgane wirklich wahr haben, das entzieht sich ihrer Gewissheit. Im Zweifel hierüber verdichtet sich die Wahrnehmung zu einem Sinn, den sie für sich darin findet, zu einer Dichtung voller Leben, das nicht wirklich sein muss. In den Verdichtungen der Gefühle entstehen eigene Wahrheiten, z.B. auch die Wahrheit einer Traumwelt, die außerordentlich klug und erkenntnisreich sein kann, aber nicht unbedingt einen Sinn für die wirkliche Welt hat. Was in den Menschen an Gefühlen zusammenkommt, das kann ihren wirklichen Sinn in sich selbst aufgehoben haben - zunächst in ihrer Wahrnehmungstätigkeit für ihre Sinne, dann als Tätigkeit der Sinne für die Wahrnehmung. In ihnen wird alles in eigener Art und Weise belebt und das Leben an diese Gefühle selbst auch angeglichen. Es scheint sich hierdurch selbst zu erzeugen, wiewohl es lediglich davon zeugt, dass es sich in einem Selbstgefühl eingeschlossen hat, dass es also nicht mehr in einer wirklichen Beziehung zur Welt ist - oder: dass die Welt selbst für bestimmte fühlende Menschen leblos erscheint und daher in den Selbstgefühlen fortbesteht. In der Verdichtung erscheint das Leben der gegenständlichen Welt auf den Punkt dessen gebracht, was es für einen Mensch ist, sobald er sich der Welt entziehen kann (z.B. im Schlaf oder im Wachtraum oder in der Fantasie oder im Wahnsinn). 11.3 Der Selbstwert als Ereignis des Selbstgefühls Gefühle, die in den Wahrnehmungen voneinander isolierter Menschen für sich leer, also durch sich empfindungslos sind (siehe hierzu Ästhetik), kommen zu sich durch Empfindungen, die ihnen nötig sind, die sie in den durch sie notwendig verlangten Erlebnissen finden. Das Selbstgefühl ist ein auf sich selbst reflektierendes Gefühl, das sich aus der allgemeinen Verkehrung des Verhältnisses von Empfindungen zu ästhetisch bestimmten Gefühlen ergibt und worin sich diese Gefühle verkörpern müssen, sich also durch Empfindungen für sich füllen, durch die sie sich als Gefühl körperlich verdoppeln. Weil sich aus der Wahrnehmung derart beabsichtigter Ereignissen Gefühle mit dem identifizieren, was körperliches Erleben an zwischenmenschlicher Wahrnehmung hinterlässt, nähren sich die so bestimmten Gefühle aus der entsprechenden Selbstwahrnehmung. Es ist das durch Selbstempfindung bewirkte Gefühl, das durch das Selbsterleben objektiv, also ihrer Form nach auf sich selbst zurückkommt, das also praktisch die Form einer allgemeinen Selbstbefriedung ist. Es ist die auf sich selbst reduzierte Wahrnehmung der Selbstbeziehung, die sich aus der Formbestimmung des Selbstgefühls in hiervon bestimmten zwischenmenschlichen Verhältnisse als objektives Gefühl erfüllt und sich für sich selbst auch in sich entwickelt. Eine Empfindung kann sich auch auf den Menschen selbst beziehen, also eine Wahrnehmung der eigenen Organe und Gefühle sein. Gewöhnlich fühlt man sich dann in einer bestimmten Stimmung, hat also eine Befindlichkeit der Empfindung als Gefühl für sich. Sie ist einerseits von der körperlichen Selbstbefindlichkeit abhängig, andererseits vom Zustand der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Wahrnehmung reflektiert sich dabei durch ihr Dasein in diesen Beziehungen selbst als ein Gefühl, das die Gegenwart anderer für sich hat, sich durch die Anwesenheit oder Abwesenheit anderer Menschen vergegenwärtigt. Das Selbstgefühl ist ein Gefühlfür sich durch andere, Selbstvergegenwärtigung in Verhältnissen, die in ihrer Gegenständlichkeit unbestimmt sind. Es beruht auf der Aneignung von Gegenwart, auf der Anwesenheit von Menschen, deren Sinn, Geist, Körper usw. notwendig sind, um Sinn zu bilden und Sinn zu haben, wo Unsinn herrscht. Darin wird ein Sinn wahrgehabt, der nicht mehr wahrgenommen werden kann, weil sich die Empfindung im Gefühl für sich verselbständigt ist, ungegenwärtig geworden ist. Das unterstellt Verhältnisse, die in ihrer Wirklichkeit keinen wirklichen Sinn darstellen. Die wirkliche Vermittlung der Individuen zu ihrer Gesellschaft besteht darin, wie und wodurch sie deren sachlichen und kulturellen Reichtum erzeugen, gestalten und sich aneignen, wie also die Gegenstände ihres Lebens ihnen zu eigen sind: was eben ihr gesellschaftliches Eigentum auch individuell ausmacht (siehe auch Privateigentum). Die Ereignisse im Leben der Menschen, worin ihre Empfindungen und Gefühle in ihnen subjektiv aufeinander bezogen sind, hängen ganz wesentlich davon ab, wodurch ihr Eigentum in ihren Lebensverhältnissen objektiv bedingt ist, in welcher Form ihre gesellschaftlichen Beziehungen ihnen zu eigen sind, bzw. wodurch diese ihnen über fremde Kräfte vermittelt werden (siehe Entfremdung). Ereignisse werden daher für die Wahrnehmung erst bestimmend, wo sie ungegenständlich ist, wo sich ihr also keine gegenständliche Wirklichkeit von dem erschließen kann, was sie für sich wahr hat. Subjektiv treffen in den Ereignisse ihres Lebens Empfindungen und Gefühle aufeinander als Eindruck und vereinen sich ausdrücklich in dem, was Menschen in ihren Beziehungen gesellschaftlich wahrhaben in dem, was sie individuell wahrnehmen. Selbstgefühle entstehen in Ereignissen worin Lebenszusammenhänge kulminieren, wo sie ihren Sinn nicht gegenständlich erzeugt und bezeugt finden, sodass ihr bloßes Dasein als Mensch, ihre Anwesenheit als körperlich existierender Mensch (siehe auch Existenzialismus), ihre von allem abstrahierte Sinnlichkeit (siehe auch abstrakt menschlicher Sinn) ihnen wesentlich wird, wodurch sie sich verdichten und ihren Sinn in ihren Erregungen aufbrechen lassen, durch welche ihre Regungen sich in ihren Antrieben nurmehr quantifiziert äußern (siehe auch Trieb). In dem Maß worin ihre Verhältnisse durch Geld bestimmt sind, werden ihnen ihre wirklichen Beziehungen selbst ungewiss, die sie nur in ihrem Dasein zwischen den Menschen, in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen in der dem entsprechenden Form, im Quantum ihres Geldbesitzes vergewissern können. Sie finden in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen ein von den Gegenständen ihres Lebens, dem Eigentum an ihrer Sache, ein hiervon abgelöstes Selbstgefühl, empfinden eine abstrakte Gewissheit in dem, was als ihr Sinn auf doppelte Weise existiert: Einmal durch die Wahrnehmung anderer Menschen, durch den Eindruck, den sie in zwischenmenschlichen Beziehungen machen, und zugleich durch einen Sinn für andere, also was Menschen für ihre “Mitmenschen” ausdrücken und darstellen, zu einem Ereignis machen können (siehe auch Kulturarbeit). Am Ereignis trifft sich daher die ganze Sinnlichkeit zwischenmenschlicher Verhältnisse, die praktisch und vor allem Selbstgefühle bilden, die Selbstwahrnehmung zur Vorstellung aufbereiten, als Gefühl für sich, für die persönliche Wirkung die man hat und die man machen kann, für die Kraft der Selbstgestaltung schlechthin. Doch die zwischenmenschlich begründeten Ereignisse vermitteln sich nur im Erleben selbst, in der körperlichen Anwesenheit fremder und eigener Regungen. Was sie wahrnehmen ist nicht das was sie darin wahrhaben, was sie beachten müssen, findet keine Achtung, weil im Erleben das Leben selbst nur als Leben ohne Selbstachtung objektiv wahrgenommen werden kann. Ohne eine gegenständliche Vermittlung dieser Wahrnehmungen kann der Sinn von etwas nicht mit dem Sinn für etwas in Beziehung stehen. Ohne eine wirkliche Vermittlung von Regung und Erregung kann er keine substanzielle Mitte kennen, also auch keine gesellschaftliche Vermittlung erkennen. Darin verwirklicht sich von dieser Sache her ein Widerspruch, den Ereignisse enthalten, weil und sofern sich in den Sachen Lebensverhältnisse darstellen, worin der Augenblick im Kontinuum der Wahrnehmung gebrochen ist, wo sie also in ihrer Einzelheit anders erscheinen, als sie in ihrer Allgemeinheit wahr sein können, z.B. weil sie einen Wert haben und einer Wertschätzung unterliegen, der sich aus dem Warentausch ergibt. Weil die Beziehungen der Menschen in einer bürgerlichen Gesellschaft durch ihren Geldbesitz vermittelt sind, soweit sie ihn überhaupt über ihren Tag hinaus anreichern können, verhalten sie sich durch und vermittelst ihrer Selbstbezogenheit, die sich in ihren Selbstgefühlen gleichgültig gegen ihre Sache fortentwickelt. Von daher die Form, worin sich deren Wirklichkeit auch wirklich aufhebt: Selbstgefühle sind das Geld der Wahrnehmung, das ein im Wesentlichen unendliches Geltungsstreben, ein allgemein unwirklichtes, weil unverwirklichbares Geltungsbedürfnis, ein unstillbares Verlangen nach Selbstwert begründet, um darin den Anschein einer Selbstachtung zu erlangen. Aber ein Selbstgefühl soll eine Beziehung im Gefühl zu sich selbst bezeichnen. Dies ist aber rein sprachlich schon ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, also eine Verbindung verschiedener Subjekte, die zugleich nicht als Beziehung auf Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen. Worauf aber sollten sie sich in ihren Gefühlen beziehen, wenn sie sich darin nur selbst unendlich gleich bleiben können? Von daher wäre das Selbstgefühl im Allgemeinen der Begriff einer Selbstvertauschung, einer Selbsttäuschung, einer Scheinwelt von Selbstigkeiten einer Person, wenn es dies Unterschiedene im Gleichen nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Andere, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, in denen sich Menschen in ihren vertrauten Lebensräumen in Wahrheit fremd sind. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin wahrhaben kann, wenn man es in anderen auch wirklich findet. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und in ihrer Selbstentfremdung verselbständigen. Im Selbstgefühl sind Gefühle mit Empfindungen verschmolzen, indem sich Gefühle selbst in ihren Empfindungen reflektieren und erneuern. Darin dauern Gefühle sowohl als Erinnerung, wie als Gefühl in einem Selbstgefühl fort, soweit sich dieses durch Empfindungen erneuern kann. Wo es isoliert von seinen Empfindungen besteht muss es Empfindungen für sich haben, und ist von daher für diese Form des Gefühls und durch es bestimmt. Darin bildet sich der Selbstwert als Selbstwahrnehmung aus und wird im Verhältnis der Selbstgefühle objektiv. In diesen entäußert sich jedes einzelne Selbstgefühl als isoliertes Moment der Selbstwahrnehmung. Zugleich jedoch stellt jedes Gefühl auch in seiner Isolation einen gesellschaftlichen Zusammenhang dar, der darin zwar objektiv, aber nicht wirklich ist, also eine Ungewissheit der Empfindungen äußert, die sich nur noch als Erregung in der Wahrnehmung regt und deren Regungen bestimmt. Das stellt einen Bruch in der Wahrnehmung dar, der die Beziehung zu ihren Empfindungen an ihren Gefühlen relativiert. Von daher wird sie gegen die Empfindung mehr oder weniger gleichgültig und setzt sich auf vielfältige Weise in Beziehung, eben auf das, worin sie die darin begründeten Erregungen zu beherrschen versteht, die daher rühren, dass es seine Empfindung verloren hat. Die Wahrnehmung beruhigt sich darin, dass sie ihre Regungen vor allem als Gefühle für sich hat, sich darin sammelt und somit auf sich selbst zurückkommt, darin sich selbst fühlt, zum Selbstgefühl wird und dieses immer wieder für sich erstrebt. Die Wahrnehmung hat auf diese Weise eine Absicht bekommen, der sie eine ihr innere Identität jenseits ihrer Gegenstände verdanken kann, wenn sie ihr gemäß entspechende Erlebnisse hat und erfährt. In dieser Beziehung wird das Erleben zu einem inneren Zusammenhang in den Individuen, der seine Herkunft nicht mehr offenbart und den sie nicht wissen können, der sich aber zu einer allgemeinen Erfahrung in ihnen, in ihrem Gedächtnis niederschlägt und darin die Lebensform ihres Selbstwerts findet. So subjektiv dieses Gedächtnis wirken mag, so objektiv sind darin die Lebenszusammenhänge versammelt, die sich aus den Erlebnissen niedergeschlagen haben. Das Verhältnis der Empfindungen zu den Gefühlen kehrt sich darin in das Verhältnis eines allgemeinen Gefühls in den Menschen, in welchem sich ihre Empfindungen sowohl gesellschaftlich - wenn auch gleichgültig - auf ihre Allgemeinheit reduzieren und bewahrheiten, wie sie zugleich auch darin wirklich aufgehoben werden. Es ist ein rein ästhetisches Fühlen, worin die Wahrnehmung nurmehr in ihrer Abstraktion zu sich selbst kommen kann. Dieses Fühlen ereignet sich daher in den Menschen als Selbstgefühl. Das Selbstgefühl ist für sich empfindungslos, soweit es für sich sein kann, soweit es also Verhältnisse wahrhat, in denen seine Empfindungen selbstverständlich sind, sich in seinen Gewohnheiten wie von selbst verstehen. Doch es ist auch schnell gestört, sobald deren Objekte abwesend sind, sobald also die gewohnte Umgebung nicht wirklich anwesend ist und keine Wirkung auf die Empfindung hat. Wer von seinem Selbstgefühl abhängig ist fühlt sich dann leer. Dies kann durch die Produktion von Eindruck überwunden werden, durch welchen gewohnte Reaktionen sich einstellen, indem eine bestimmte Ausdrücklichkeit objektive Gefühle hervorrufen und bestärken kann, z.B. durch Rollen, Gehabe, Kosmetik usw. Selbstgefühle sind eben Gefühle, die sich als Reflexion aus einer äußeren Bestimmtheit von objektiv gefühlten Verhältnissen begründen, die z.B. zwischenmenschliche, modische, institutionelle oder fantastische Wirkung haben können. Zum Selbstgefühl werden sie durch die ästhetische Kraft von Empfindungen, die sie nicht mehr wahrnehmen, wohl aber wahrhaben müssen, durch den Reiz oder die Bedeutung von Eindrücken, durch die sich gefühlte Reflexionen tragen lassen, solange deren Ursprung noch wirklich und wirkmächtig in der Erinnerung ist. So fühlen sich z.B. Menschen in Uniform anders, weil diese ihnen den Anschein einer Funktion oder Nützlichkeit verleiht. Es ist aber genauso möglich, diesen Anschein an sich selbst durch eine ästhetische Ausstattung zu erzeugen; z.B. durch Kosmetik, Rollenverhalten, Selbstbehauptungsvermögen u.a.. Dadurch können Selbstgefühle entstehen, die aus einer eigenen Äußerung verursacht sind, - so wie diese eben auf andere wirkt. Die zwischenmenschlich begründeten Ereignisse vermitteln sich nur im Erleben selbst, in der körperlichen Anwesenheit fremder und eigener Regungen. Was sie wahrnehmen ist nicht das was sie darin wahrhaben. Doch ein Selbstgefühl soll eine Beziehung im Gefühl zu sich selbst bezeichnen. Dies ist allerdings rein sprachlich schon ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, also eine Verbindung verschiedener Subjekte, die zugleich nicht als Beziehung auf Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen. Worauf aber sollten sie sich in ihren Gefühlen beziehen, wenn sie sich darin nur selbst unendlich gleich bleiben können? Von daher wäre das Selbstgefühl im Allgemeinen der Begriff einer Selbsttäuschung, einer Scheinwelt von Selbstigkeiten einer Person, wenn es dies Unterschiedene im Gleichen nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Anderes, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin wahrhaben kann. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und verselbständigen. Selbstgefühle entstehen in zwischenmenschlichen Verhältnissen aus der Notwendigkeit einer Selbstachtung, die durch die Gefühle anderer Menschen aufgehoben wird, die also ihren Sinn in einer Selbstwahrnehmung aufheben muss, der alle Sinne in dem Selbstwert beisammenhält, der sie in diesen Verhältnissen vereint, worin sie zum Ausdruck kommen, ihre Lebensinhalte verwirklichen können. Ein Selbstgefühl ist das durch andere beeindruckte Gefühl (siehe Eindruck), das sich seinen Selbstwert als abstrakte Notwendigkeit einer bedrängten Selbstachtung bezieht. Was die Gefühle aus ihren Empfindungen substanziell entwickelt haben, ist in zwischenmenschlichen Verhältnissen durch das eindrückliche Verhalten der Zwischenmenschen durchbrochen, voneinander getrennt und im Selbstgefühl wieder vereint, soweit sich darin ein Selbstwert aus diesen Verhältnissen beziehen lässt. Im Selbstgefühl sind Gefühle mit Empfindungen verschmolzen, indem sich Gefühle selbst in ihren Empfindungen reflektieren und erneuern. Darin dauern Gefühle sowohl als Erinnerung, wie als Gefühl in einem Selbstgefühl fort, soweit sich dieses durch Empfindungen erneuern kann. Wo es isoliert von seinen Empfindungen besteht muss es Empfindungen für sich haben, und ist von daher für diese Form des Gefühls und durch es bestimmt. Darin bildet sich der Selbstwert als Selbstwahrnehmung aus und wird im Verhältnis der Selbstgefühle objektiv. In diesen entäußert sich jedes einzelne Selbstgefühl als isoliertes Moment der Selbstwahrnehmung. Zugleich jedoch stellt jedes Gefühl auch in seiner Isolation einen gesellschaftlichen Zusammenhang dar, der darin zwar objektiv, aber nicht wirklich ist, also eine Ungewissheit der Empfindungen äußert, die sich nur noch als Erregung in der Wahrnehmung regt und deren Regungen bestimmt. Das stellt einen Bruch in der Wahrnehmung dar, der die Beziehung zu ihren Empfindungen an ihren Gefühlen relativiert. Von daher wird sie gegen die Empfindung mehr oder weniger gleichgültig und setzt sich auf vielfältige Weise in Beziehung, eben auf das, worin sie die darin begründeten Erregungen zu beherrschen versteht, die daher rühren, dass es seine Empfindung verloren hat. Die Wahrnehmung beruhigt sich darin, dass sie ihre Regungen vor allem als Gefühle für sich hat, sich darin sammelt und somit auf sich selbst zurückkommt, darin sich selbst fühlt, zum Selbstgefühl wird und dieses immer wieder für sich erstrebt. Die Wahrnehmung hat auf diese Weise eine Absicht bekommen, der sie eine ihr innere Identität jenseits ihrer Gegenstände verdanken kann, wenn sie ihr gemäß entspechende Erlebnisse hat und erfährt. In dieser Beziehung wird das Erleben zu einem inneren Zusammenhang in den Individuen, der seine Herkunft nicht mehr offenbart und den sie nicht wissen können, der sich aber zu einer allgemeinen Erfahrung in ihnen, in ihrem Gedächtnis niederschlägt und darin die Lebensform ihres Selbstwerts findet. So subjektiv dieses Gedächtnis wirken mag, so objektiv sind darin die Lebenszusammenhänge versammelt, die sich aus den Erlebnissen niedergeschlagen haben. Das Verhältnis der Empfindungen zu den Gefühlen kehrt sich darin in das Verhältnis eines allgemeinen Gefühls in den Menschen, in welchem sich ihre Empfindungen sowohl gesellschaftlich - wenn auch gleichgültig - auf ihre Allgemeinheit reduzieren und bewahrheiten, wie sie zugleich auch darin wirklich aufgehoben werden. Es ist ein rein ästhetisches Fühlen, worin die Wahrnehmung nurmehr in ihrer Abstraktion zu sich selbst kommen kann. Dieses Fühlen ereignet sich daher in den Menschen als Selbstgefühl. Das Selbstgefühl ist für sich empfindungslos, soweit es für sich sein kann, soweit es also Verhältnisse wahrhat, in denen seine Empfindungen selbstverständlich sind, sich in seinen Gewohnheiten wie von selbst verstehen. Doch es ist auch schnell gestört, sobald deren Objekte abwesend sind, sobald also die gewohnte Umgebung nicht wirklich anwesend ist und keine Wirkung auf die Empfindung hat. Wer von seinem Selbstgefühl abhängig ist fühlt sich dann leer. Dies kann durch die Produktion von Eindruck überwunden werden, durch welchen gewohnte Reaktionen sich einstellen, indem eine bestimmte Ausdrücklichkeit objektive Gefühle hervorrufen und bestärken kann, z.B. durch Rollen, Gehabe, Kosmetik usw. Selbstgefühle sind eben Gefühle, die sich als Reflexion aus einer äußeren Bestimmtheit von objektiv gefühlten Verhältnissen begründen, die z.B. zwischenmenschliche, modische, institutionelle oder fantastische Wirkung haben können. Zum Selbstgefühl werden sie durch die ästhetische Kraft von Empfindungen, die sie nicht mehr wahrnehmen, wohl aber wahrhaben müssen, durch den Reiz oder die Bedeutung von Eindrücken, durch die sich gefühlte Reflexionen tragen lassen, solange deren Ursprung noch wirklich und wirkmächtig in der Erinnerung ist. So fühlen sich z.B. Menschen in Uniform anders, weil diese ihnen den Anschein einer Funktion oder Nützlichkeit verleiht. Es ist aber genauso möglich, diesen Anschein an sich selbst durch eine ästhetische Ausstattung zu erzeugen; z.B. durch Kosmetik, Rollenverhalten, Selbstbehauptungsvermögen u.a.. Dadurch können Selbstgefühle entstehen, die aus einer eigenen Äußerung verursacht sind, - so wie diese eben auf andere wirkt. Es sind also Gefühle, die als die gefühlte Reflexion einer eigenen oder fremden Äußerung empfunden werden, soweit diese als ein objektives Gefühl existiert. Sie beinhaltet eine Selbstfindung durch Selbstentäußerung oder durch andere, durch die Wirkung, die man auf sie hat. Es sind Gefühle, die durch erzeugte Empfindungen gewonnen werden, wo Empfindung sich nicht als Gefühl entwickeln und zu einer Erkenntnis führen kann oder soll: Es sind durch Selbstreflexion erzeugte Gefühle, die ihre Neugier aufgegeben haben. Diese sind die Grundlage einer Wahrnehmung, die keine Erkenntnis ihres Gegenstands sucht, weil sie alles für sie Ungewöhnliche schon als fremd und also unerkennbar empfindet und sich hierdurch den Mühen einer Aneignung widersetzt, soweit sie sich dem widersetzen kann (siehe hierzu auch Geldbesitz). Sie richtet sich von daher an ihren Wahrnehmungsgewohnheiten aus und empfindet nurmehr das, was sie für sich schon vor jeder Erkenntnis gefunden hatte, so dass ihre Erkenntnisse darauf gründen, was sie schon aus Gewohnheit weiß. Die Wahrnehmung ist in Wirklichkeit niemals ohne Welt, die ihr letztlicher Gegenstand ist, wie groß und wie klein sie auch sein mag. Doch indem das Selbstgefühl zum allgemeinen Inhalt der Wahrnehmung geworden ist, sind die Empfindungen nurmehr Momente desselben. Weil dieses Gefühl sich noch nicht durch sich selbst begründen kann, verlangt es nach einer Wahrnehmung, die nicht wirklich ist, die aber da ist, wo sich sein Begehren wahr macht, wo es allgemeine Gegenständlichkeit eigener Identität findet. Es entwickelt sich so ein Bedürfnis der Wahrnehmung selbst, ein ihr nötiges Verlangen nach Reizen, in welchen sie ihr Selbstgefühl erfährt. In ihrem Begehren verwirklicht sich die Notwendigkeit nach einer allemeinen Wahrheit der Wahrnehmung in der Absicht einer allgemeinen Bereicherung durch Reize, die sie auch für sich ästhetisch wahrmachen muss, an denen sie sich selbst begeistern kann, um ihr Selbstgefühl zu erwirken, sich selbst zu erfahren. Um in der Wahrnehmung sich selbst zu erfahren, haben die Menschen Reize entwickelt, wodurch sie zu Subjekte des Erlebens wurden. Von daher sind sie füreinander selbst Wahrnehmungsgegenstände, worauf sich ihr Selbsterleben gründet. Nun beginnt dieses ihren Selbstwert zu füllen und dieses als Gegenstand des Erlebens zu dessen allgemeinen Zweck zu machen, der alle Empfindungen zu einem Gefühl für sich, zu einem Selbstgefühl isoliert, sie ausschließlich für sich wahrmacht. Sebstgefühle unterstellen ein Gefühl für sich, das darauf gründet, dass ein Mensch die Verhältnisse, die er wahrhat, als Wirkung für sich, also als eigene Wirklichkeit wahrnimmt. Sie sind daher eine gedoppelte Wahrnehmung, also ein Wahrnehmen des Wahrgehabten als Wirkung einer bloßen Selbstwahrnehmung, die sich in deren Gewohnheiten verallgemeinert und für sich selbst Bestand hat. Es ist also kein Gegenstand außer sich, der die Wahrnehmung darin bestimmt, sondern das Gefühl, das ein Mensch dabei wahrhat und in sich verallgemeinert. Dessen Gegenständlichkeit ist darin allgemein so aufgehoben, dass dies als ausschließliche Wirkung auf sich selbst empfunden wird. Daher sind Selbstgefühle in zwischenmenschlichen Verhältnissen eine Allgemeinform der Gefühle, wie sie sich aus dem Selbsterleben der Wahrnehmung in ihrer Empfindung für sich ergibt. Jedes Gefühl wird in dieser Fom zu einem allgemeinen Selbstgefühl, zu einem Eigensinn der Wahrnehmung. Ihren Gegenstand haben die Menschen daher durch etwas, was nun ihrer eigenen Lebenswelt entspringt, die sich aus der Entgegenständlichung der sachlichen Welt ergeben hatte und zugleich diese Welt jetzt als Welt des Erlebens, und das heißt jetzt Fühlens, zu erzeugen. Ihre Empfindungen werden zu Trägern des Erlebten, zum reinen Inhalt ihrer Gefühle. Wo die Empfindungen sich innerhalb der zwischenmenschlichen Beziehungen noch minderwertig angefühlt hatten, weil sie sich in ihrer ersten Beziehung auf andere Menschen nicht von selbst zu entsprechenden Gefühlen werden konnten, werden sie nun zur Basis eines Selbstwertgefühls, das sich aus dem Erleben heraus über die alle Gegenständlichkeit, also auch über die gegenständliche Welt überhaupt zu stellen versteht. Die Wahrnehmung nimmt also nicht nur Wahres, sie wird in der Abtrennung von jeder gegenständlichen Wirklichkeit jetzt auch bestimmt von dem, was ein Mensch unter Menschen wahrhat. Was in der Empfindung noch nichtig war, bekommt nun seine eigene Bedeutsamkeit allgemein durch das, was die Menschen durch einander wahrhaben, was sie also davon haben, dass sie füreinander dazu da sind, einander zu erleben. Dies ist nun jedenfalls etwas anderes, als bloß füreinander nichts zu sein. In der Wahrnehmung ist die Welt als Gefühl einverleibt, auch wenn sie nichts mehr an und in der Welt findet. Was Menschen von dieser wahrhaben, muss nichts mehr damit zu tun haben, was sie hiervon auch wirklich empfinden. Gerade wo wirkliche Beziehungen gebrochen, getrennt oder im Widerspruch mit sich sind, werden sich die Gefühle von den Empfindungen zunehmend abgrenzen, das Einverleibte und das Wirkliche auch in sich trennen. Im Maß dieser Trennung muss sich die Einverleibung als Gefühl für sich verdichten, zu einem Gefühl werden, das nur durch sich selbst bestimmt erscheint, wiewohl es nur reflektiert, was es wahrhat. Aber weil der wirkliche Sinn in der Abtrennung von seiner Gegenständlichkeit abstrakt wird, kann er sich in der Ausgrenzung seiner Bezogenheiten auch nur im Selbstgefühl entfalten. Solche Gefühle behaupten sich gegen ihre Herkunft als Beziehung zu sich, worin die Wahrnehmung ihren eigenen Wert bekommt, einen Selbstwert, in welchem sich die Verdichtung ihrer Einverleibung gegen die Welt geltend macht. Der Selbstwert ist die Größe, worin abstrakte Sinne mächtig werden, also in dem Maße mächtig sind, wie sie sich gegen die gegenständliche Welt in sich selbst binden, ihre Symbiose gegen die Welt zu kehren vermögen. Der Selbstwert ist zunächst nichts anderes als der Wert eigenener Bedeutsamkeit in einer Welt nichtiger Bedeutungen, welche von Erlebnissen übrig bleiben, die keine Geschichte bilden. Der Selbstwert ist eigentlich nichts anderes als ein Bild, welches von den Bedeutsamkeiten der zwischenmenschlichen Beziehungen verbleibt, in welchem das Leben als Einheit der Erlebnisse mit Menschen verbleibt und dadurch als ein gelungenes Leben erscheint. Es hat mit dem wirklichen Leben nichts gemein außer der Idealität der Erlebnisse. “Vergessen” ist darin, was nicht beabsichtigt war, was “hinzugetreten”, nicht gewollt ist. Selbstwert entsteht aus dem Ungebrochenen, worauf sich Wahrnehmungen reduzieren, wenn sie vergangen und nun als eine innerere Wahrheit des Gedächtnisses und Gedenkens selbst wahrgehabt werden. Sie finden sich besonders in dem Sinn ein, in welchem sich diese Einheit verkörpert. Der Selbstwert reflektiert also die Einheit eines Lebens, welches nur ästhetisch wahr ist, eine ästhetische Einheit des Erlebens, wie es war und woraus es sich fortbilden soll. Alles, was sich im wirklichen Leben bricht und gebrochen gelitten wird, ist darin aufgehoben, dass in den Menschen das Leben zumindest in der Idealität der Erlebnisse bewahrt ist. Es erfährt in ihnen dadurch Wert, dass sie sich selbst als Wahrheit nehmen, wie sie sie für sich haben, als Selbstgefühl, worin sich alle wirklichen Gefühle sinnlich vereinen und worin sich die Wahrnehmungen in den Menschen einfinden, zusammenfinden und also als Selbstgefühl wirklich empfunden werden. Der Selbstwert ist also eine zu eigener Ästhetik hoch verdichtete Einheit der Selbstgefühle, durch welche sich auch ein kulturellen Zusammenhang der Menschen bilden lässt. Hierin wird auch alles Erleben bewertet, wie es nach dieser Ästhetik. bestimmt ist und wonach es sich daher idolisiert. Die Idole des Erlebens treten daher auch wirklich auf in öffentlichen Figuren, Stars oder Musiker, welche “en vogue” sind, wenn sie die Wogen des Zeitgeistes als Gefühl oder Mode darzustellen verstehen. Oft wird gerade Musik dazu benutzt, eigene Ästhetik als Selbstwert zu entwickeln. Es entwickelt sich in jedem so auch die Kunst, sich selbst als Selbstgefühl zu erleben und darzustellen, für viele Menschen eine überlebensnotwendige Kunst. Besonders in jungen Jahren werden von daher Diskotheken und Parties zu Kultstätten dieser gefühlsnotwendigen Selbstbildung. Wer sich hierdurch in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen beherrschen kann, vermittelt durch das Wahrnehmen anderer Menschen nun eine Identität in sich, die ihm durch seine darin und in aller Leere gefühlten Bedeutsamkeit über alle Zweifel hinweg hilft, welche das “In-der-Welt-Sein” aufwirft. Seine Beziehungen vollziehen sich dann in den entsprechenden Bedeutungen und bestimmen hieraus die Bedürfnisse nach anderen Menschen, wie sie der Ausdehnung seiner Bezogenheit entsprechen, wie sie eben räummlich da sind. Solche Wahrnehmung ist voller Erlebensinhalte, die für sich aber keine andere Wahrheit als ihre körperliche Lebensgestalt haben und nur den Raum erfüllen, der den Ereignissen darin entspricht. Wahrnehmung aber kann so nicht mehr wirklich sein. Die Wahrnehmungswelt, wie sie jenseits aller Wahrheit ist, die Menschen in ihrem Leben wirklich haben und vollziehen, wird auf diese Weise zu einer eigenen aparten Lebenswelt, zu einem durch die Wahrnehmung selbst gestalteten Lebensraum. Kultur ist hierdurch Raum für eigene Bedeutsamkeit geworden, für Kulturgüter, welche die Menschen selbst ausmachen, Güte, die nicht mehr ohne die Menschen sein kann, die einander auch in Güte nur begegnen können (oder dürfen), weil ohne dies der nackte Selbstzweifel herrschen würde. Alle Empfindungen und Gefühle haben hierdurch eine äußere Form, in welcher ihre Subjektivität allgemein zu einem Selbstwert aufgehoben und bestimmt ist, worin sich die Menschen für alles erdenkliche Erleben - und nur für dieses - gut sind. Sie erscheinen darin nun selbst als Figurationen des Raums, selbst gegenständlich, objektiv und wirken voll allgemeiner Bedeutsamkeit auf die Menschen zurück, bewirken ihre Subjektivät zu einem allgemeinen Verhältnis, worin sich alle darin gleich sind, sich durch die Beziehungen auf andere in ihrem Selbstwert zu begründen, in weelchem sie ihre Beziehung auf sich durch die Beziehung auf andere wahrhaben. Hierdurch wirken sie vor allem aus sich selbst heraus begründet, urtümlich, archetypisch. In der Naturalform des Raumes verschwindet jede Klarheit und Erklärung. Was in bestimmten Wahrnehmungsverhältnissen einfach durch ihre Beziehungen sebst erklärt war, wird jetzt dadurch übermenschlich, quasi metaphysisch, dass dies wie eine Naturbestimmung der Selbstwertigkeit erscheint, dass die Menschen darin sich von Natiur aus bedeuten, was sie durch die Natürlichkeit ihres körperlichen Daseins von einander wahr haben. Räume selbst schon können bedrohlich wirken, einen Menschen verkleinern, ihn überhöhen und vieles andere mehr. Aber sofern Menschen darin ihre zwischenmenschlichen Beziehungen bewahren können, werden solche Kulturräume zur Heimstatt ihrer Selbstwertigkeit. Im Erleben bestimmt der Raum selbst schon das Wohlgefühl und weitet oder verengt Gefühle, welche sich dieser Abstraktion überlassen, bis ins Unendliche. Gefühle werden auf diese Weise kultiviert, werden selbst objektiv, haben objektive Gestalt und sind als solche auch verwendbar, nutzbar und verwertbar. Gefühle werden hierbei selbst übergeschichtlich, von ihrem Leben vollständig unabhängig, ontologisch. Sie werden, was Esoterik dann schließlich auch als kosmisches Leben zu entdecken vermeint. Das Erleben in solchem Lebensraum erscheint dann wieder leidenschaftlich, weil darin die Menschen ein Leiden entdecken, das sie nicht wirklich leiden müssen. Der Raum als solcher beeindruckt die Wahrnehmung, verschafft Gefühle, die ohne dies nicht wären und die allerdings auch nicht weit darüber hinaus kommen, wenn sie keine Menschen antreffen, durch die sie zum Selbstgefühl werden. Selbstgefühl entsteht nun erst wirklich in der Reflexion der Wirkung, die ein Mensch auf andere hat und die er für sich so empfindet. So wie er diese auch als Eindruck wahrhat, fühlt er sich selbst, auch ohne dies sonderlich als Gefühl wahrzunehmen. Das Selbstgefühl ist die Form der Selbstwahrnehmung unter anderen Menschen, der Erfolg des eigenen Ausdrucks, wie er sich im Erleben der Selbstwahrnehmung einstellt. Von daher wird ein hierdurch bestimmtes Selbstgefühl zu einer Selbstverständlichkeit in den entsprechenden zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen sich dieses dann schließlich auch in der Selbstwahrnehmung verselbständigt. Durch die Kultivierung der Wahrnehmung zu einem räumlichen Erleben wird der Raum selbst wertvoll, zur Form einer Wahrheit des Selbstwerts, der durch die Menschen getragen wird, die sich hierin treffen. Er schein ästhetisch und bekommt Macht durch die Allgemeinheit seiner Abstraktion gegen die ungelebte Wahrnehmung. Die Welt wird in der kultivierten Wahrnehmung als Erleben im Raum zu einer mächtigen Lebensform. Nicht mehr der Zusammenhang des Weltgeschehens macht die Wahrnehmung aus, sondern hiervon lösgelöst der Zusammenhang der Erlebnisse als Werte des Selbstgefühls. Wie sich dieser Zusammenhang in den Menschen als Zusammenhang ihrer Sinne in einem bestimmten Lebensraum bildet, so fühlen sie sich selbst darin auch als Mensch. Doch dieser ästhetische Zusammenhang sieht weitgehend ab von dem, was die Sinne wirklich sind, d.h. welche Wirkungen sie aufgreifen und für sich zu ihrer Erkenntnis entwickeln, dem Akt ihres geschichtlichen Seins. Was ihnen im Widerspruch zwischen Empfindungen und Gefühlen zum Zweifel in diesem Prozess geraten müsste, wird im bloßen Erleben zu einer Einheit der Selbstgewissheit erhoben, die als Selbstwert über alle Tätigkeit erhaben ist. Was immer die Ereignisse des Erlebens hervorbringt, als Erlebnis ist es lediglich eine Art und Weise des Wahrnehmens, Leidensform für sich. Das Erlebnis bietet als räumliche Dimension Selbstgewissheit, die keinen Grund hat außer dem Zusammentreffen von Ereignissen in einem bestimmten Raum, in welchem sie die Sinne in Bewegung versetzen wie es dieser Raum zuläst, ohne dass sie damit “fertig werden” können oder müssen, ohne dass sie also hieraus eine zusammenhängende Entwicklung eingehen, in der sie sich verändern und bilden und ausbilden würden. Das Raumerlebnis ist die nahe gekommene Wahrnehmung, worin das Gefühl in der Empfindung lebt. Es hinterlässt keine andere Spur im Menschen, als die Erinnerung und das Mangelgefühl einer mit dem Vergehen des Erlebens auch abgebrochenen Geschichte, abgebrochene Zeit im Raum, wie er die Wahrnehmung bestimmt. Diese Bestimmung ist unmittelbare und krasse Wirklichkeit des Erlebens, auch wenn sie nicht wirklich wahr sein kann. Die Wahrnehmung selbst wird im Raum zeitlos und entzieht sich von der Wirklichkeit der Lebenszusammenhänge. Das Raumerlebnis hinterlässt keinen Sinn. Es hinterlässt ein Gefühl der eigenen Leere und erzeugt aus dem Nichts heraus das Bedürnis, mehr und intensiver erleben zu wollen, Eindrücke zu sammeln, öfter und näher in der Wahrnehmung “dran zu sein”. Nichts kann für diese Erlebniswelt nah und eindrücklich genug sein. Was damit im Gedächtnis verbleibt ist die Dichte der Ereignisse, die erlebt wurden. Durch die Masse an Eindruck, den diese Dichte verschafft, entsteht ein völlig andersartiger Zusammenhang der Erlebnisse, der auch selbst zu einer räumlichen Gestalt des Gedächtnisses wird. Indem die Menschen dem Erleben nachgehen, verkehrt sich ihr Gefühl, das objektiv beeindruckt ist, zu einem Subjekt ihrer Erinnerung. Diese bildet sich aus allem, was es wahrhat, was die Allgemeinheit seiner Gefühle ausmacht, seine Bedeutungswelt im vertraut gewordenen Raum - nicht mehr aus den Wahrnehmungsinhalten heraus, sondern aus deren Ereignishaftigkeit in vorgegebenenen Dimensionen. So entsteht ein Zusammenhang in den Menschen, in welchem die Wahrnehmungen nach einem inneren Sinn zusammengefügt sind, der nichts mehr mit dem zu tun hat, der für die Wahrnehmung tätig war. Die wahrnehmenden Sinne werden als Sinn des allgemein Wahrgehabten räumlich erlebt und diese Art und Weise ihrer Räumlicchkeit bestimmt, wie die Wahrnehmung selbst wahrgehabt wird. Die Erkenntnis fällt im Erleben in sich selbst zusammen, wird zur eigenen Wirklichkeit, zur Wirkungswelt der Selbstwahrnehmung. Wie im Menschen, so ist es dann auch außer ihm. Für ihn entsteht eine Kultur der Ereignisproduktion, eine Eventkultur, in welcher das Erleben zu einem gesellschaftlichen Zusammenhalt gebracht wird, zu etwas, was alle Menschen wahrhaben, was sie bewegt und beschäftigt, gleich welchen Sinn sie dafür und welchen Sinn es für sie wirklich hat. Aus ihrem bloßen Zusammentreffen, aus den zufälligen Geschehnissen ihrer Anwesenheiten, entsteht eine kulturelle Wirklichkeit, die nichts im Sinn hat außer der Verdichtung von Wahrnehmung, Bewegung der Sinne, Erregung und Befriedung im Selbsterleben. Der Sinn für sich tritt im Erleben selbst in die Wirklichkeit ein und verschafft sich die Welt, in der er sich in Bewegung hält, in einer Bewegung, in der er sich ausbildet ohne Sinn zu entwickeln. So gewiss die Ereignisse des Lebens sind, so ungewiss verbleiben sie im Erlebnis, weil sich darin nur identitätslose Sinne in ihrer Erlebensform zusammenfinden können zu einer verobjektivierten Wahrnehmung, die alles übertönt, was wahr gehabt wird. Hierdurch verlieren sie ihre subjektive Wahrnehmung, die Empfindung ihres Lebens in ihren wirklichen Lebensverhältnissen. Ihnen sebst wird jeder konkrete Sinn abgesprochen, weil und sofern sich darin nichts mehr an Leben vermittelt, sondern Leben selbst als Form, als Problem einer Gestaltung genommen wird. Eine gute Gestaltung der Erlebnisse gilt dann als gutes Leben: und so scheint jeder Mensch nurmehr das Schicksal seines Lebensgestaltung zu tragen. Sein wirkliches Leben ist dadurch zwar nichtig gesetzt, aber es wird zugleich als seine Lebensgestaltung - so objektiv die auch bestimmt ist - zu einer Form seiner Subjektivität, zu seiner Lebensform.Im Erleben streifen die Menschen ihre Nichtigkeit ab. Ihre Wahrnehmungen werden zum Gegenteil der ihnen zugrunde liegenden Identitätslosigkeit: Zu Selbstgefühlen, die als Grundlage der Selbstverwirklichung der in ihrer Erkenntnis isolierten und auf ihr Erleben reduzierten Menschen gilt. Darin gestaltet sich die von den Menschen abstrahierte Kultur und bietet sich als Mittel der Politik mit ihr. Die Selbstwahrnehmung ist Grundlage und Resultat eines Abstraktionsprozesses der Kultur, der Kultur des Besitzstandes, bürgerliche Kultur. Darin verwirklicht die Wahrnehmung als Ästhetik der Selbstbezogenheit die politische Bestimmung dieses Standes, Wertbestimmung der Selbstwahrnehmung. Die Sinnesgestalt, der Körper, hat daher jetzt Wert durch sich selbst, bildet Selbstwert und wird so zum Geld des Selbstgefühls. Darin findet es wirklich einen allgemeinen Sinn, einen abstrakten Sinn, der allem gemein ist, weil er als menschliche Naturgestalt erscheint. Sofern sich diese mitzuteilen versteht, teilen die Menschen darin die Natur ihrer Selbstgefühle mit. Ihr Verhältnis besteht nicht mehr aus dem, worin sie sich wirklich aufeinander beziehen, sondern aus der körperlichen Beziehung, in der sie ihr Selbstgefühl jenseits aller sonstigen Empfindungen und Gefühle verwirklicht finden. In ihrem körperlichen Sein verwirklichen sie ihr Fürsichsein, erleben sie sich selbst als ausschließliche Wirklichkeit. Für die Wahrnehmung ist das ein Salto mortale, eine Umkehrung ihrer ganzen Wahrheit. Sie nimmt körperlich durch andere wahr, was sie von sich wahrhat. Sie nimmt sich selbst wahr als das, was sie an anderen bewirkt. In der Abtrennung von ihren Empfindungen verspürt sie sich selbst wesentlich anders, wie ein anderes Wesen, das sich zu seiner Natur nur so verhalten kann, wie es außer sich ist. Ein Körper ist in Wirklichkeit immer ein Einzelwesen; Sinne enstehen nur in der gesellschaftlichen Beziehung der Menschen, der Generationen und Kulturen. So einzeln wie Wirklichkeit körperlich erlebt wird, so gesellschaftlich ist sie zugleich. Aber für den Selbstwert gilt nur die Lebensgestalt, wie sie erscheint. Gleich, welche Geschichte Menschen in und mit ihren Selbstgefühlen hatten, in der wechselseitigen körperlichen Einvernahme ihrer stillen Wahrheit können sie sich immer in dem Sinn aufeinander beziehen, in welchem sie sich nahe kommen - sei es ihr Geschlecht, ihr Geschmack, ihre Sicht, ihr Gehör usw. Sie erleben zwar nur sich im anderen, aber dafür teilen sie mit ihm ihr Wesen, teilen sich wesentlich mit. Für ein Leben im Selbsterleben würde das ausreichen, wenn es hierdurch nicht für sich selbst sinnlos werden würde. Das die Menschen ihre Sinne in ihren selbstwertigen Gefühlen nicht wirklich aufeinander beziehen, erleben sie wesentlich nur die Sinnlichkeit anderer Menschen, leben sich durch äußerliche Sinnesgestaltungen. Indem jeder Mensch seinen Sinn im anderen erlebt, hat er ihn nicht mehr für sich, bildet keine sinnliche Geschichte durch sich, sondern findet abstrakten Sinn in seiner Geschichte durch andere. Indem er sich nur selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen erlebt, erfährt er in Wirklichkeit seine Sinnlosigkeit. Lediglich in seiner Körperform ist er noch wirklich in Beziehung auf andere Menschen. Darin erlebt er sich wirklich ausschließlich unter ihnen und darin erscheint ihm seine Beziehung auf sie allgemein menschlich. Vermittelst seines körperlichen Daseins ist er ein wirklich allgemeiner Mensch - nicht wie geboren, aber wie geworden, nicht konkret, aber abstrakt. Durch sein körperliches Verhältnis zu anderen Menschen reizt er diese wie sich selbst. Es ist wie eine permanente Selbststimulation: Der unentwegte Anreiz hat seinen eigenen Sinn als Körper und vertreibt jedes Gefühl von Sinnlosigkeit. Er bewegt sich zwischen sich und anderen in körperlicher Begeisterung allgemein und wechselt hiernach auch seine Beziehungen. Was nicht wirklich körperlich auftritt, kann niemanden reizen und bleibt der zwischenmenschlichen Beziehung verschlossen. Und was hier nicht zugehört, das muss dann draußen bleiben, entzieht sich der Aufmerksamkeit. Die zwischenmenschlichen Beziehungen gelingen auf Dauer nur in dieser Allgemeinheit, und wenn sie nicht mehr allgemein sind, wenn sie ein Verhältnis zur Geschichte anderer Menschen verlangen, dann eigenen sie sich nicht mehr für das Selbsterleben. Es ist das körperliche Selbsterleben in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht Bosheit oder Flachheit einzelner Individuen, sondern gesellschaftliche Beziehungsform in einer Lebenswelt, worin die Menschen keine andere gesellschaftliche Wirklichkeit mehr haben, als die ihres körperlichen Daseins. Innerhalb der Möglichkeiteswelt vergeldlichter gesellschaftlicher Lebensbedingungen haben sie keine andere wirkliche gesellschaftliche Form, worin sie teilen und sich mitteilen können, weil ihre Welt in der Notwendigkeit untergangen ist, Geldbesitz zum gesellschaftlichen Maßstab zu machen, weil sie eben nicht mehr andres da ist. Weil das Kapital in eine Dienstleistungsgesellschaft nur Geld als gesellschaftlichen Zusammenhang zur Verfügung stellt, können die Menschen darin auch nur nioch durch sich selbst hindurch fühlen, was ihr Leben ausmacht, was sie beglückt, verärgert und Sinn vermittelt. Ihr körperliches Dasein selbst erscheint daher auch als Lebensspender, denn das Leben selbst hat hierdurch keine Geschichte, sondern besteht nurmehr durch schlichte körperliche Begebenheiten und erscheint mit dem Körper selbst gegeben. Den Menschen erscheint ihr körperliches Sein daher auch als ihr ausschließliches Menschsein, als ihre wirkliche Menschlichkeit. Allen gemein ist, das sie körperlich sind, weil sie Körper haben. Und sie verspüren darin ihr Leben als das, was sie durch ihn erleben. Im Körper erscheint das Leben allgemein als Gegenteil von dem, was es im Einzelnen ausmacht. Da ist es Geschichte, die bewirkt und daher auch körperlich wirklich ist. Alle einzelnen Ereignisse bringen Glück wie Unglück, können die Menschen sich ihrer selbst vergewissern oder sie verunsichern. Identoität finden sie darin nicht. Aber sie finden diese in ihrem allgemein körperlichen Sein als Teilhaber der Lebenswelten durch ihr körperliches Sein. Im Körper als solchen lassen sich alle Erlebnisse allgemein beziehen, als verallgemeinertes Ereignis zum allgemeinen Körperereignis machen, durch welchen die Menschen sich selbst nahe kommen. Was sie körperlich sind, wird zu einer Dramaturgie ihrer Körperreize, zu einem Himmel der Vorstellungen von dem, was ihre Körper ihnen an Nähe zu anderen und zu sich vermitteln sollen. Und in den Vorstellungen verbinden sich ihre Hoffnungen, wie sie in einer Welt doch zu sich kommen können, die ihnen ansonsten nichts und nichtig bliebe. Sie wissen sich längst in der Welt von sich selbst getrennt, ausgeschlossen von jedem Sinn, den ihr Leben dort haben könnte. Und im Maß der Ausschließlichkeit dieses Befunds werden ihre Empfindungen dort schal und öde. Nur ihr Körper bleibt als Welt für sie wirklich. Und sie vergöttern sich als menschliche Körper in dem Maße, wie sie darin ihre Ausschließlichkeit körperlich erfahren, sich ausschließlich menschlich erleben, in ihrer bloßen körperlichen Existenzform. Dieses Allgemeingefühl des Menschseins macht den Selbstwert aus, der hierbei entsteht. Er ist getrennt von jeglichem wirklichen Empfinden und fühlen und reduziert sich auf die reine Form, in welcher alle wirklichen Beziehungen auf sich selbst reduziert sind. Von da her erscheit die Mühe der Welt hier auch völlig unnötig, denn das eigene Sein erscheint als nichts anderes mehr, als das reine natürliche Sein der Körperlichen schlechthin. Von daher versammelt sich in jedem Körper eine Welt der Selbstgewfühle, die dadurch Selbstwert bilden, dass die Menschen darin eine Natur erfahren, die sie in der Welt längst nicht mehr haben können. Ihre Regungen, die sie in ihren vielfältigen Beziehungen auf andere Menschen nicht mehr verwirklichen können, regt sich in ihnen wie eine Naturgestalt, worin ihre Beziehungslosigkeit ihre gesellschaftliche Form bekommt. In ihrer körperlichen Gestaltung gestalten sie nicht nur ihr Leben, sondern ihre ganze Welt. Diese Tatsache macht den Körper selbst zur Welt, seine natürliche Gestalt zum Welterleben schlechthin. Und dies macht schließlich auch den Fetischismus aus, welcher in solcher Kultur dem Körper gezollt wird. Er ist die Lebensform dessen, was durch Geld abwesend gemacht worden war: Nackter Sinn für sich. 12. Die Erinnerung als einverleibte Selbstwahrnehmung Es war im ersten Kapitel ausgeführt worden, dass das Leben im Erleben einen eigentümlichen Wert gewinnt, weil darin die Gefühle der Menschen ihre Empfindung in einer doppelten Weise finden und haben, weil darin also Gefühle zugleich Selbstgefühle sind, die ihren Gegenstand nicht mehr unbedingt kennen müssen, weil sie selbst gegenständlich werden, im Erlebnis sich selbst finden. Solche Selbstgefühle entstehen dadurch, dass die Lebensäußerung von Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen jenseits ihrer wirklichen Gegenständlichkeit durch den Wahrnehmungsprozess selbst einverleibt werden und auf diese Weise ihre Zwischenmenschlichkeit auch wirklich als ihr Lebensverhältnis zu leben. Einverleibung ist die Verleiblichung eines äußerlichen körperlichen Daseins, das subjektive “Fleischwerden” körperlicher und geistiger Beziehungen, deren Sinnbildungen hierdurch im Jenseits ihrer wirklichen Lebensverhältnisse versinnlicht werden. Dies setzt voraus, dass hierüber getäuscht wird, so dass sich ihre Gefühle mit ihren Empfindungen vertauschen lassen und als abstrakter Sinn im Selbstgefühl eines Menschen eins werden. Es ist der Konsum von einem Sinn, der für ein Leben verzehrt wird, das dadurch erst sinnlich begabt wird, einen Körper erfährt, den es für sich nicht gestalten kann. Ein Besitz wird zur Habe genommen, ein Sinn zur Leiblichkeit, zu einem Leib verleibt, einverleibt. Dies kann über verschiedenste Weise geschehen, z.B. durch ein Gefühl, einen Gedanken, eine Idee, ein Gedicht, ein Bild, ein Lied, eine Melodie usw. Doch worin unterscheidet sich das von der Übermittlung von Gewöhnlichem, von Gewohnheiten, von Plänen usw. Ist jede Übertragung auf andere eine Einverleibung? Nein. Es ist die Dichte, das Konzentrat einer Substanz, die den Körper wechseln kann, wenn ihr Geist darin zu eigenem Leben kommt. Wo eine Melodie enstanden war, muss sie nicht unbedingt auch gesungen werden. Ein Geistesfunke bekommt auch in einem anderen Leib sein Material, ohne dass seine Bildungsenergie dabei übertragen wird, die an und für sich niemals übertragbar sein kann. Doch wo er wiedergegeben wird, ist ist er dennoch nur eine Reflexion, ein Wiederkehren. Die komplexe Welt, in der er gebildet wurde, ist bei diesem Wechsel von der Welt getrennt, in der er existiert, ohne sich dabei zu verlieren. Das ist die Grundlage für die Aufladung von Gefühlen, besonders auch in der Masse von Menschenleibern. Es ist kein zufälliger und auch kein einfach bedingter Reflex. Es ein komplexes Zusammenwirken von Sinneseindrücken, die sich geistig in einem Sinn verdichtet zusammenfassen und von daher eine synergetische Kraft in ihrem Ausdruck bekommen, die sie in ihrer Summe nicht hätten. Das fassen Esoteriker gerne für sich als kosmisch “reine” Energie auf, um sich darin zu einem Mysterium zu machen, um die vielfältige Beziehung darin zu einer bloßen Feinsinnigkeit vereinfältigen. Doch diese Energie ist genauso materiell wie jede andere Form der Zwischenmenschlichkeit. Einverleibung war dem Begriff nach immer schon und in aller Regel der Konsum eines Gegenstands, dessen Zurleibnahme. Dieser kann sachlich oder auch geistig sein, soweit dies dem Leib zukommen kann. So meint dieser Begriff an sich die Verleiblichung der Sinnlichkeit eines äußerlichen körperlichen Daseins schlechthin, das subjektive “Fleischwerden” körperlicher und geistiger Beziehungen, deren Sinnbildungen hierdurch gebraucht und verbraucht werden. Wo Beziehungen einen Sinn haben, erneuert sich dieser in ihren Lebensverhältnissen so wie er darin geäußert und fortgebildet wird. Jenseits ihrer wirklichen Lebensverhältnisse kann aber nur versinnlicht werden, was darin eingetauscht und dem Sinn nach, also im Sinn des einen mit dem Sinn des anderen ausgetauscht wird. Dies setzt voraus, dass es vertauscht werden kann (siehe auch Verkehrung). Die Menschen verkehren dabei darüber, dass ihre Leiblichkeit und ihre Geistigkeit in ihrer Anwesenheit zusammenfallen und sie über deren Unterschiedlichkeit hierüber getäuscht werden. Was sie durcheinander wahr haben, lässt sich dann nicht von einander wahrnehmen. Es lassen sich ihre Gefühle mit ihren Empfindungen vertauschen, indem sie als abstrakter Sinn im Selbstgefühl eines Menschen eins werden. Es ist der Konsum von einem Sinn, der für ein Leben verzehrt wird, das dadurch erst sinnlich begabt wird, einen Körper erfährt, den es für sich nicht haben und gestalten könnte, wenn es sich nicht durch die Anwesenheit eines anderen Menschen daran bereichern, sich durch ihn beleben und erleben könnnte, ohne sich ihm mitzuteilen. Eine Sinnbildung durch solche Einverleibung erzeugt Entfremdung durch Entgegenwärtigung des Anwesenden. Und die setzt sich in der Selbstentfremdung der Wahrnehmung als deren Vermehrung im Erleben und zugleich deren Verarmung an Erkenntnis fort. Ganze Kulturen können auf diese Weise ihr Leben auf das reduzieren, als was es ihnen erscheint, auf die Momente ihres Erlebens, die ihren Zusammenhang nicht nur entstellen, sondern sich über das ermächtigen, was ihn substanziell ausmacht, der Sinn, durch den sie in Wahrheit verbunden sind, und der mit ihrem Erlebnis im Moment seines Erscheinens schwindet. Ihr Leben verschwindet damit in der Einfalt der Lebensmomente in einer abstrakten Sinnlicheit, in der Leben selbst nur noch als Mittel des Erlebens ist, sich nurmehr abstrakt sinnlich bewahrheiten kann. Sinn bildet sich durch den Reichtum an Erkenntnissen und deren Bereicherung in einer komplexen Geschichte, die sich gesellschaftlich zwischen Bedürfnis und Arbeit der Menschen entwickelt, also in der Gegenwärtigkeit einer Arbeit als Produkt für Bedürfnisse gesellschaftlich existiert. Deren Befriedigung realisiert die Erkenntnis, welche in die Arbeit eingeht und die Fähigkeiten der Menschen ausmacht, sie bestätigt und bestärkt. Hierdurch wurden sie zur Grundlage eines Selbstwerts, der durch solche Selbstgefühle sich bestimmt. Es sind darin die Minderwertigkeitsgefühle wirklich überwunden, welche Empfindungen hervorrufen, die zu keiner Identität finden und daher von abstrakten Gefühlen beherrscht werden. Nun stimuliert jede Empfindung ein Gefühl, in welchem sich die Wahrnehmung selbst repräsentiert, also zugleich Selbstwahrnehmung ist. In dieser Form lässt sich eine Wahrnehmung ertragen, auch wenn sie in sich gebrochen und also selbst im Zweifel ist. Und weil und sofern sie das Erlebnis nicht mehr durchdringt, muss sie sich auch im Selbstgefühl einfinden, sich darin bestätigen, bestärken und vermitteln. Sie wird darin zu einer der Wahrheit abgekehrten Form, zu einer Form, in welcher zwar die Wahrnehmung als zwischenmenschlicher Akt wahr ist, zugleich aber in den Erlebnissen gerinnt, in denen sie selbst erlebt wird. In den Selbstgefühlen wird der Prozess der Erkenntnis unterbrochen, den Empfindungen und Gefühle enthalten; ihre Wahrheit versteinert. Die Basis dieser Gefühlsumwandlung durch Erleben ist wirklich dort, wo sie auch stattfindet, nicht jenseits der Menschen, sondern durch sie selbst und in ihnen selbst, durch ihre körperliche und geistige Beschaffenheit gegeben - und die wiederum ist hier allgemein vermittelt. Für sich ist die Wahrnehmung nichts, wenn sie keinen Gegenstand jenseits der Wahrnehmung kennt. Sie hat aber immer in einem lebenden Körper das gegenständliche Leben wahr, auch wenn es dieses nicht als solche Wahrheit nimmt. Und so haben sich die Menschen überhaupt allgemein wahr, wie sie einzeln eben auch sind und wie sie in einer gegenstandslosen Welt miteinander auskommen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind die Verhältnisse des Erlebens und zunächst mal nur die ungegenständliche Beziehungen der Gefühle und Selbstgefühle überhaupt - zumindet solange sich die Menschen nicht selbst als äußere Gegenstände beziehen und vermitteln. Von daher gibt es darin keine andere Wahrheit mehr als die des Wahrnehmens selbst. Dem ist alle Wirklichkeit unterordnet und diese ist einzig die Wirklichkeit eigener Wahrheit, also einer Wirklichkeit, wie sie durch das körperliche Erleben der Wahrnehmung selbst geworden ist. Es mag viellerlei zufällige “Erlebnisse” geben, über die man berichten und erzählen kann. Für Vergangenes hat das Wort selbst keinen Begriff. Aber als Begriff eines Verhältnisses zielt Leben durch Erleben auf eine Einheit von Empfindung und Gefühl, die es für sich nicht mehr gibt. Resultat und Ursprung solcher Wahrnehmungen kehren sich hierbei um: War im Gefühl ursprünglich eine Gewissheit von Lebenszusammenhängen gegenwärtig, wie sie sich subjektiv und gegenständlich zugleich zugetragen haben, so wird nun das Gefühl zum Selbstzweck, zu einem Zweck, zu welchem die Empfindung nurmehr relativ zu diesem ist. Der Standpunkt der Wahrnehmung hat sich in solchem Verhältnis selbst gewandelt. Die Gefühle verlassen ihre Gewissheiten, um eine Identität für sich zu bilden, um Ungewisses zu überbrücken und Erleben durch sich selbst zu schaffen: Selbstgefühl. Dieses wechselt von Empfindung zu Empfindung, ohne darin noch etwas, also Gegenständliches zu finden. Empfindungen werden in ihrer Ungegenständlichkeit zu einem eigenen Sein, zu einer Welt, worin das Gefühl für sich selbst das ausschließliche und ausschließende Sagen ausmacht und worin es nurmehr empfindet, was es darin für sich finden kann. Doch gefunden kann nur werden, was auch gegeben ist, was also irgendwann und irgendwie erzeugt wurde. Dem Selbstgefühl kann jedes Ereignis zum Erleben taugen, wenn es nur irgendwelche Reize des Erlebens bietet. Doch das verlangt, dass es seine Geschichte und Herkunft gleichgültig findet, hiergegen wirklich gleichgültig wird, weil es darin nicht zu sich kommt, weil es in der Empfindung selbst eben die Beziehung zu sich nicht finden kann. Es verläßt daher heute diese Beziehung, um sich morgen in jene einzulassen. Und indem es die eine gewinnt, lässt sich die andere vergessen. Das Selbstgefühl findet in der Empfindung auf Dauer kein Erleben und würde darin ersterben, wenn darin nicht die bloße Anwesenheit von Menschen das Selbstgefühl reizen würde. Es klingt vielleicht erst mal seltsam, aber es ist das Gefühl für andere, welche das Selbstgefühl trägt, ohne dass dieses wirklich wahr sein kann. Die Menschen verspüren sich als Menschen, indem sie am Erleben anderer Menschen teilhaben und also an diesem Leben auch in irgendeiner Art interessiert sind. Aber in der gleichgültigen Bezogenheit des bloßen Erlebens finden sie keine wirkliche Nähe zu sich, stößt sich ihr Selbstgefühl also auch von solchem Erleben ab. Nur durch die Reize, welch das Erleben enthält, also durch ihre Stimulanz, wird es für die Menschen dicht. In der Verdichtung des Erlebens durch die Reize, die es enthält, werden sich die Menschen selbst nahe gebracht. Darin entsteht ihr Selbstgefühl, ohne dass sie das wirklich in den einzelnen Momenten wissen können. Diese Verdichtung ist ein Resultat vieler Momente und vollzieht sich “im Hintergrund der Wahrnehmung”. Sie erleben sich insgesamt als fühlende Wesen, indem sie von einer Empfindung zu nächsten gelangen. Und dies überbrückt jede aufkommende Identitätslosigkeit, schon bevor sie empfunden wird. Das Selbstgefühl erweist sich nun wirklich als ein allgemeines Fühlen in einer Welt voller Empfindungen, Aber es hat diese Allgemeinheit nicht in sich, sondern durch den beständigen Wechsel des Erlebens, durch die Vielfalt der Reize. Diese vertieft jede Wahrnehmung und verdichtet ihre Inhalte, während ihne besonderen Inhalte hierbei immer gleichgültiger werden. Durch die Anzeize des Erlebens, durch seine Stimulanz erst, gelangt das Erleben erst wirklich zu einer Dichte, welche das Erkenntnisvermögen belebt, während der Gehalt an Erkenntnis immer gleichgültiger wird. Die Selbstgefühle gründen also auf den Anreizen, welche Gefühle in einer eigenen Erlebniswelt zwischen den Menschen zum Erleben bringen. Sie gelten sich durch ihre Nähe, die dabei ihre Empfindungen verdichtet, als fühlende Wesen und vermitteln sich ihren Selbstwert in dieser Nähe zu sich. Die Stimulanzen der Gefühle sind von daher zum Träger des Selbstwerts geworden. Je mehr ein Mensch andere reizen kann, desto stärker wird sein Selbstwert. Der Reiz ist zur allgemeinen Form des Selbstgefühls geworden, weil er die Substanz des Selbstwerts, die Dichte der Wahrnehmung, verwirklicht. Darin bestimmt sich das zwischenmenschliche Erleben fort und mindert sich dort, wo es reizlos wird. Das Erleben dieser Verhältnisse ist damit im Grunde das Erlebnis zwischenmenschlicher Beziehungen, deren Empfindungen sich im Maß ihrer Ereignisse beständig wechseln und ihren Reiz darin finden, dass sie sich in Selbstgefühlen vertiefen. Im allgemeinen Wechsel der Ereignisse selbst gewinnt sich ein Selbstwert, der sich über sie stellt und darin seinen Zweck bewahrheitet fühlt. Er wird zum Subjekt der Gefühle werden, indem er die Empfindungen für seine Objekte hält, weil er aich aus ihren Anreizen vertieft.. Die Ereignisse, welche das Erleben nötig hat, sind von da her nicht mehr unmittelbar den Menschen zu eigen. Sie werden entsprechend gebildet, durch Intensionen und Absichten hervorgerufen, und also produziert. Wir befinden uns auf dem Grund einer Erlebniskultur - oder Eventkultur, wie sie allgemein bezeichnet wird. Das mit diesem Begriff Gemeinte wird allerdings in dieser Form erst im dritten Teil dieser Theorie als Inbegriff der Selbsttäuschung vorkommen. Bis sich dieser entwickelt hat, haben die Menschen erst mal viel miteinander zu tun, denn nur durch einander können sich Ereignisse ergeben, in welchen menschliche Sinnlichkeit erlebbar gemacht wird. Von da her ist jetzt das Erleben als zwischenmenschliches Verhältnis der Menschen der Gegenstand unserer Untersuchung. Die Resultate der Analyse sind bekannt. Wir hatten bisher die Wahrnehmung für sich untersucht und ihre Momente, ihre Abstraktion und deren Substanz, ihre Begriffsubstanz als abstrakt menschlicher Sinn und dessen Maß als die Dichte des Erlebens, als körperliche Dichte der Erlebnisse erfasst. Dabei war das Erleben als die Verdichtung der Wahrnehmung begriffen worden, als das wirklich abstrakte Verhältnis der Wahrnehmungen, also das, worin Wahrnehmungen wirklich und abstrakt von ihrer Beziehung, die sie wahr haben, sich konkret zusammenfinden. Diese Abstraktion hatte ihre Identität nicht menschlich, also nicht durch ein wirkliches Verhältnis von Menschen, sondern allgemein als Selbstwert, den sie in ihrem zwischenmenschlichen Erleben sowohl bilden als auch nötig haben. Was darin also wirklich entsteht, ist ein Prozess der Verwirklichung dieses Erlebens, ein Verhältnis der Selbstverwirklichung, in welchem der Mangel aufgehoben wird, den die Wahrnehmung in ihren Erlebensformen hat. Die Verhältnisse der Wahrnehmung selbst können unmittelbar keine Verhältnisse des Wahrnehmens, also einer Sinnestätigkeit in der Beziehung auf ihre Gegenstände sein. Sie sind Verhältnis nur durch ihre Beziehung von Wahrnehmungen, die Menschen voneinander haben, die ihre zwischenmenschlichen Beziehungen ausmachen. In diesen Beziehungen sind sie einerseits füreinander Gegenstand ihrer Erkenntnis, ihrer Liebe und Lebendigkeit, der Form nach aber auch Gegenstand ihrer Wahrnehmungen, also das, was sie einander an Wahrheit auch wirklich nehmen. Und dies macht ihr Wahrnehmungsverhältnis äußerst kompliziert und komplex. Es wird zum Problem des Verhältnisses ihrer Wahrheit als Zwischenmenschen, als Menschen, die in ihren Beziehungen Erkenntnisse haben, worin sie zugleich zwischen sich und andere Menschen treten müssen, um ihre Wahrheit zu bewahrheiten. Hierdurch wird die Wahrheit der Erkenntnis selbst zum Problem eines Wahrnehmungsverhältnisses. Darin sind die Menschen füreinander so wahr, wie sie sich in ihrer Wahrheit auch gegenüberstahen, weil sie zugleich füreinander Mittel ihrer Wahrnehmung sind, sich also über ihre Wahrnehmungen vermitteln. In dieser Vermittlung sieht ihre Wahrheit von dem ab, was sie unmittelbar sinnlich ist, wird abstrakt zu ihrem Sinn. Sinne können an und für sich nur in ihrer Tätigkeit wahrnehmbar sein. Auch wenn sinnliches Tun Werke oder Gegenstände hervorgebracht hat, so unterscheiden die sich nicht dem Inhalt nach von dem, was wahrnehmbar ist. Aber der Akt der Wahrnehmung selbst ist anders, wenn ich sie nur erlebe, als wenn ich sie erzeuge und mit ihnen als lebendes Erzeugnis lebe. Im Erleben erwiest sich das Leben nur als Wahrnehmung, wird als solche verspürt, gefühlt, empfunden usw. Das sinnliche Tun beschränkt sich auf das Auffassen und wahrnehmen, dessen Wahrheit mit der subjektiven Bereitschaft hierfür, mit der Aufmerksamkeit zusammenfällt, wie auch mit der Absicht und dem Willen, das Erleben in sich zu bewahren und durch sich selbst zu bewahrheiten. Das Erleben hat zwar Wirkung im Menschen, aber keine andere Wirklichkeit als die, welche es in ihm als Wahrnehmungseigenschaften, Zustände, Gefühle usw. hinterlässt. Im Erleben kommt sie Wahrnehmung auf sich selbst zurück, indem sie wirklich von dem abstrahiert, was sie wahrhat. Es ist die Verkörperung abstrakt menschlicher Sinnlichkeit, welche in den Menschen selbst Wirkung hat. Darin wird ihre Beziehung zu den Gegenständen ihreer Wahrnehmung zu einem Verhältnis derer Form in menschlicher Sinngestalt. Indem sich Menschen hierüber wirklich beziehen, veräußern sie den Sinn, den sie für ihr Leben haben, auch in dieser Körperlichkeit. In zwischenmenschlichen Verhältnissen sind die Menschen in ihrer Unmittelbarkeit daher zugleich vermittelte Menschen, also selbst auch formbestimmt, ausschließlich nur füreinander Menschen, gleich, welchen Sinn sie darin haben oder finden. Ihre Empfindungen bestimmen sich aus der Wahrheit, die sie in ihrer Ausschließlichkeit teilen und wahrmachen, als hieraus bestimmte Aufmerksamkeit und Achtung füreinander wahrhaben. Es geht also nun um dieses Verhältnis selbst, worin die Wahrnehmung das bestimmt, was sie wahr hat, worin sie allgemeiner und damit mächtiger wird als die Wahrheit, wovon sie abstrahiert. Es geht also um das Vertrackte ihrer Abstraktion, um das Verhalten, das sie hervorbringt. Das ganze Problem reduziert sich auf das Verständnis von dem, was eine solche Abstraktion wirklich ist, was sie bewirkt und auf was sie Wahrheit reduziert. Es geht also um die Lebensform, worin ihre Wahrheit aufgehoben wird und worin diese zugleich in verwandelter Form, also im Erleben, fortbesteht. Erlebnisse unterscheiden sich vom Leben zunächst darin, dass dieses darin sich zwar reflektiert, eben er-lebt, aber zugleich nicht substantiviert, also nichts anderes hervorgebracht wird, als eine Art und Weise, worin Leben erfahren wurde. Wer etwas erlebt hat, hat sicher dabei auch gelebt, aber als Erlebnis ist Leben nur abstrakt gefasst und wird unter Absehung jeglicher Zusammenhänge und Geschichte, also ohne Grund und unbegründet erfahren. Im Erleben sind die Sinne wie im Leben beteiligt, aber sie reagieren nur auf das, was sie reizt. Das Erleben verhält sich in den Reizen des Lebens selbständig. Es ist die Reaktion des Lebens auf die Regungen, die es in den Reizen des Erlebens wahrnimmt. Es ist im Grunde ein gereiztes Leben, das die Wahrnehmung erfüllt. Von daher ist es die Form, worin die Wahrnehmung lebt, wenn sie nicht wahrnehmen kann, was sie außer sich anderes wahrhat, als die Wirkung von sich selbst. Erleben ist also die Grundlage aller Selbstwahrnehmung. Erleben ist Leben als Erlebnis, also nicht durch sich selbst, durch Lebensäußerung und in der Geschichte des eigenen Werdens und Eigenwerdens, sondern durch Ereignisse, die in den Gegebenheiten des Lebens sich zutragen und zugetragen werden. Erleben ist Reflexion des Leben als anderes Leben, wie es wahrgenommen und wahrgehabt wird, Leben in der Gegenständlichkeit der Erfahrung, Leben als Wahrnehmungsgegenstand. Erleben ist Lebensausdruck, der auf Lebenseindrücken gründet. Das Leben findet natürlich auch im Erleben statt. Im Erleben ist seine Wahrheit, aber eben so, wie sie für die Wahrnehmung selbst ist: Selbstwahrnehmung. Wahrheit wird hierdurch zum Umstand der Wahrnehmung, zu einer Sache, wie sie für die Wahrnehmung schon wahr ist, bevor sie erkannt wird. Sie muss gar nicht mehr erkannt werden, weil sie für sich selbst schon ist, einfache Wahrheit von Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen usw., wie dies für sich ist, Selbstgefühl als Wahrheit seiner selbst. Es ist eine Wahrheit der Umstände, die im Grunde umständlich, aber zugleich auch ganz einfach ist, abstrakte Wahrheit für Vieles: So wie die Welt für die Wahrnehmung ist, so ist sie überhaupt auch als Selbstwahrnehmung wahr, als Umstand, der zugleich in ihr geborgen ist, Wahrheit, die sich von selbst versteht, die gar nicht sein muss, weil sie sich selbst in der Wahrnehmung erweist, als Gefühl für das Wahre seiner selbst, Weltgeborgenheit der Sinne, aber auch Verborgenheit der Welt, wie sie in Wahrheit ist. Im Erleben scheint vor allem der Unterschied von Subjekt und Objekt aufgelöst. Die Bedingung des Erlebens erscheint als Notwendigkeit des Lebens selbst, als Bereicherung der Wahrnehmung, die sich objektiv selbst wahrhat, weil sie in den Reizen, die ihr begegnen und nach denen sie verlangt, nicht sich selbst als Gegenstand weiß, sondern die Welt als Gegenstand der Selbstwahrnehmung sich ihr auftut, als wäre sie die ihre. Es ist eine Kinderwelt, in welcher alles geborgen ist, was ohne dies außer sich wäre, Fremdheit nicht mehr erkennbar ist und an ihrer Stelle Selbstgewissheit als Eigenwelt geboten ist – heile Welt der Selbstbezogenheit. Das Fremde dient als Reiz und ist gerade durch seine eigentümliche Nähe reizvoll. Die Wahrnehmung verhält sich wie ein Tourist, dem allein schon dadurch alles vertraut ist, weil er es erlebt hat, in räumlicher Nähe und Anwesenheit sich verdichten konnte, Dichtung für sich selbst ist.. Die Wahrnehmung ist damit aber doppelt: Sinnestätigkeit des Auffassens und Erkennens, wie auch Selbstbestätigung des wahrnehmenden Subjekts, Maß und Allgemeinheit seiner Selbstbezogenheit. Die Umstände der Wahrnehmung, die Form ihrer Anwesenheit und Dichte, betreiben ihre Wahrheit, werden zum Trieb der Selbstwahrnehmung. Was sie Erleben, das sind sie dann auch. Die Wahrnehmung wird zum Objekt ihres Erlebens, zur Erfüllung des eigenen Lebens darin, was dem Leben Anreiz bietet. Was die Menschen erleben, das macht sie dann auch aus, weil es sie mit Ereignissen ausfüllt, die jede Eigenheit ersetzen. Die Gegebenheiten werden zu Begebenheiten, zu Ereignissen, die Geschichte machen, ohne dass diese Geschichte durch die Menschen bestimmt ist. Die Ereignisse sind Events, die den Anschein von Geschichte haben, die in Wahrheit nichts anderes erzeugt, als was schon da ist. Es entsteht hieraus die im Ereignis bestimmte Geschichte, die sich alleine in der Beziehung der Menschen zu sich selbst, also jenseits ihrer Wirklichkeit ereignet, Sinnesgeschichte ohne wirklichen Sinn. Die Menschen sind getrieben, sich den Reizen zu überlassen, die ihr Leben anzeizen. Alles, was sie auf diese Weise belebt, erscheint unmittelbar als ihr Lebensakt. Die Selbstwahrnehmung erfüllt Leben, das selbst nicht sein kann. Gleich, ob durch Medien, Kunst, Konzert oder Disko, das Selbsterleben darin ersetzt jede Frage, die Leben aufwerfen kann. Das Idol macht das Leben, wie es der Ideo-Logie entspricht. Die als musikalische Anmache erlebten Lebensweisheiten wiegen schwerer als tausend Fragen, welche im Denken arbeiten. Das Leben wird in dem Maße gedankenlos, wie es im Erleben sich erfüllen und ausfüllen lässt. Indem das Erleben die Wahrnehmung nun bemisst, ist es auch eine Anmaßung gegen sie. Es macht sich zum Maß der Ereignisse, welche für sie sein sollen und wird damit zum Agens ihrer Interesssen. Jedes Erlebnis geschieht somit schon aus Anmaßung an die Wahrnehmung, als ihre Herrichtung zu einem bestimmten Sein, worin die Beziehung der Wahrnehmungen nicht mehr ist, wie sie „aus Leib und Seele“ und ihren natürlichen Gegenstängen wird, sondern wie sie für das Erleben sein muss, damit Wahrnehmung auch hierin bestimmt ist. Das Erleben macht das Sollen der Wahrnehmung aus und bestimmt sie zum Wahrmachen von Ereignissen, zu einer Aufmerksamkeit für das, was sie außer sich wahr hat. Die Menschen bemessen sich nun an dem, was sie in ihrer Wahrnehmung füreinander sind, nicht mehr, was sie empfinden und fühlen, sondern was sie für ihre Empfindungen und für ihre Gefühle sind, was sie hierfür haben und brauchen. Ihre Wahrnehmung wird jetzt selbst zu ihrer Lebensform. Diese Form repräsentiert immer ein bestimmtes Verhältnis, kann also nicht am Einzelnen, z.B. einem Erlebnis erkannt werden. Ihre Entstehung und Fortbildung erweist sich nur im Prozess des Erlebens selbst, im Zusammenhang der Erlebnisse, in denen die Menschen ihre Wahrnehmungen fürr sich gewinnen. Das Erleben als ganzes Verhältnis von Menschen zueinander ist weit umfängliche als die einzelnen Erlebnisse für sich. Darin erst lässt sich zeigen, wie die darin untergegangene Wahrheit zu einer allgemeinen Lebensform wird. Erleben ist ein Prozess, dessen Geschichte sich wie von selbst gestaltet, fast ohne Zutun der Menschen, so, als ob das Erleben selbst Erleben ablöst und befördert - man muss eine Geschichte nur in Gang setzen, eine Beziehung darin finden, schon ist eine andere auch gegeben und wieder eine andere genommen. Die Geschichten bleiben in sich zwar zufällig und schließen einander auch aus, aber als Beziehungen der Menschen selbst haben sie immerhin Sinn in einem Lebenszusammenhang, worin sie -- wenn auch nur in ausschließlich räumlicher Form - Gefühle erwecken und auch spenden. Doch gerade dadurch, dass diese räumlich bestimmt sind, hat jede persönliche Indetität auch nur im Raum ihr wirkliches Dasein. Jenseits hiervon ist jedes Gefühl bloße Reminiszenz. Das macht das Fühlen weitaus schwieriger, als wenn es sich auf Gegenstände bezieht: Was z.B. an einer Werkbank Gefühl für eine Sache wäre, wird hier zur bloßen Ahnung, ein unbegründetes Raunen zu dem, was zwischenmenschlich wahr sein könnte, wenn es wahr wäre. Es “schwant etwas”, das nirgendwo wirklich das ist, was sich anmuten lässt. Die Menschen stehen hierdurch zueinander in einem Dilemma. Die Wahrnehmung selbst wird zu einer Lebensform, worin sich die Auffasssungen voneinander in mehr oder weniger zwiespältiger Wahrheit verwirklichen. Niemand hat einen anderen Grund, sich auf andere zu beziehen, als durch diese Beziehung andere auch für sich zu haben. Bestimmend ist, wie dieser durch die Anwesenheit anderer Bedeutung für sich bekommt. Im zwischenmenschlichen Erleben vollziehen sich Lebenszusammenhänge, die mit ihrer Ausweitung zugleich ihre Einfältigkeit ausdehnen und daher in der Weite auch ihre Enge leben müssen. Die Menschen haben in ihrer Beziehungen zu einander daher zugleich Angst voreinander. Wo sie ihren Selbstwert versuchen, erfahren sie zugleich Selbstverlust. Jede Beziehung ist zwiefältig, einmal als notwendige menschliche Beziehung, zugleich aber auch als räumlich beschränkte Identität. Die Menschen gewinnen ihre Zuneigungen an einander durch ihren Erlebensraum und verlieren sich zugleich darin ihm Maßstab ihrer Erlebnisse. Sie füllen sich voller Wahrnehmung und scheinen zugleich einander zu meiden, weil jeder für sich nur durch den anderen ist, das Erleben des einen durch die Leiblichkeit des anderen. Die Beziehungen selbst werden zu Erlebnissen, worin ihre Leiblichkeit als bloßes Selbstgefühl verbleibt, sich darin entwickelt und verbraucht, sich in wechselseitiger Anmaßung des Erlebens entleibt, nur um für sich bedeutsam zu bleiben. Von daher sind diese Beziehungen, so gesellschaftlich sie in Wirklichkeit begründet sind, nur für sich wahrnehmbar, nur als Leiblichkeit des Erlebens wahr. In Wahrheit ist das Erleben sowohl die Entleibung der Wahrnehmung, als auch ihr Gewinn an Leiblichkeit Schnell wird jede Beziehung zu einer eigenen Lebensform, worin ein Ereignis das andere ablöst, weil das eine nicht ohne das andere Bestand hat. Die kulturellen Zusammenhänge bestehen nicht durch ihre Veranstaltungen auf den Bühnen, sondern in den Verhältnissen der Menschen selbst, wie sie in einem bestimmten Lebensraum zusammentreffen. Darin ergibt sich eine Form ihrer Beziehungen, worin Kultur sich wie eine Notwendigkeit des Lebens zwangsläufig ereignet, sich also nicht als bewusste menschliche Äußerung von Leben und Sinn ergibt, sondern als fast selbsttätiger Lebensraum, in welchem die Art und Weise, wie Menschen zsammenkommen, die treibende Kraft ihrer Gestaltung ist. Sie wird sich darin als eine Lebensform erweisen, die nicht unmittelbar einer vorgegebenen gesellschaftlichen Form, vor allem nicht der Ökonomie entspringt und entspricht, wiewohl diese ihre Existenzgrundlage ist. Kultur ist zäher und unbeweglicher, eher konservativ als progressiv, und scheint ausschließlich aus dem hervorzukommen, was die Menschen subjektiv bewegt. Sie treibt ihre Ereignisse durch die Wahrnehmungen, durch die Empfindungen und Gefühle voran, macht heute dies zur Sache, was morgen völlig unsinnig erscheint. Aber dennoch ist sie ihren ökonomischen Bedingungen völlig analog, zumal sie als existenzielle Form mit ihr identisch ist. Was der Austauschprozess der Waren für die Ökonomie, das ist das Erleben von Wahrnehmung für die Kultur: Beides ist ein selbständiger, weil abstrakt begründeter Prozess ihrer gesellschaftlichen Verhältnisform. Und um diese geht es hier. Das Erleben ist das Tauschverhältnis der Wahrnehmung, der Austausch von Empfindungen und Gefühlen. Deren Tausch ist die Täuschung über den Sinn einer Beziehung, also darüber, dass eine zwischenmenschliche Beziehung den Sinn habe, den sie darin äußern. Aber weil die wirklichen Wahrnehmungen den Erlebnissen widersprechen endet das Erleben für sich notwendig mit einer Ent-Täuschung. Die Menschen erleben sich so, wie sie sind, aber sie haben sich in ihren Erlebnissen nur als das wahr, was sie für andere sind. Ihre Wahrnehmung ist im Erleben ihre Wahrheit durch andere. Sie sind für sich, was sie mit anderen erleben. Sie sind ihr eigener Wahrnehmungsgegenstand in einem wechselseitigen Lebensverhältnis. Sie haben sich wahr, als was sie sich erleben und sie erleben andere, wie diese Sinn in ihrer Wahrnehmung finden, wie sie diese verstehen. Sie haben sich allgemein in ihrem wechselseitigen Lebensverständnis als allgemeines Erleben in ihren Gefühlen wahr und verstehen sich auch nur so, wie sie sich empfinden. Jeder Mensch mag im Erleben Sinn aufnehmen und also auch lebendig haben, aber es ist ausschließlich sein Sinn, den er darin für sich findet. Er findet ihn gegenständlich als das, was ihm nicht selbstverständlich zu eigen ist: Als Erlebnis. Daher sind sich die Menschen darin sowohl zu eigen und doch gänzlich fremd. Es kehrt sich ihre Eigenheit als Selbstentfremdung heraus, die als Tätigkeit für sich, als Tätigkeit der Sinne erscheint, die keinen Gegenstand außer sich haben und auch keinen Gegenstand erzeugen. Im Erleben erscheint das Leben als Produkt des Selbsterlebens, also als das, was es nicht sein kann, worin es sich aber verwirklicht: entäußerte Lebensäußerung So ist das Erleben über das bloße Wahrnehmen hinaus eine Verwirklichung des Wahrhabens, ein Gefühl für die Wahrheit, die man von etwas nimmt, das in einem Menschen zur Wirkung gekommen ist, ohne dass es wirklich wahr sein kann. In seinem Erleben empfindet ein Mensch, was er wahrhat. Es ist eine Wahrnehmung, die zugleich tätig ist, die sich gegen ihre Abtrennung vom Lebensprozess dadurch bestimmt, dass sie selbst lebendig wird, nicht passiv bleibt, sondern ihre unendliche Bewegung zwischen Empfindungen und Gefühlen dadurch beendet, dass sie sich selbst bewegt, in ihrer Wahrnehmung tätig wird. Das ist ein Widerspruch, welcher Wahrnehmung aufhebt, wie er sie auch bestätigt, eine passive Tätgkeit als aktive Wahrnehmung, ein Tun ohne Sinn, das mit den Sinnen etwas tut - damit sie sich eben nicht nur im Kreis bewegen. Die Wahrnehmung selbst wird hierdurch zur Tätigkeit, in welcher das Wahrgehabte genommen wird, um sich selbst zu empfinden. Erleben ist eine Identitätsstiftung der Wahrnehmung durch das darin Wahrgehabte, durch das Gefühl für etwas, das nicht wirklich wahr ist. Es füllt das Getrennte mit Sinn, auch wenn dieser Sinn nicht wirklich besteht. Wo eine menschliche Welt nicht wahrnehmbar ist, kann Wahrnehmung keine Identität haben. Die Menschen empfinden sich daher auch selbst nichtig. Aber dadurch dass sie dargebotene Gefühle erleben, können sie sich wieder empfinden, indem sie darin wahrnehmen, was sie von sich wahrhaben. Gefühle, die in einer Allgemeinheit erlebt werden, stiften im Erleben Identität, indem dies empfunden wird. In dieser Allgemeinheit wirken Gefühle als ein völlig äußerliches Leben zugleich sehr konkret auf die Empfindungen, welche die Menschen haben: Sie erscheinen darin als ihre eigene Lebensäußerung. Gefühle werden im Erleben zu Trägern allgemein entäußerter Lebensäußerungen. Der Reiz der Selbstvergegenwärtigung verschwindet nicht einfach, kommt nicht zu einer wirklichen Befriedigung, weil er für sich keinerlei Substanz hat. Aber ein Mensch, der etwas erlebt hat, ist damit dennoch wirklich verändert. Selbst wenn er sich damit nicht sonderlich befasst hat, so hat sich doch sein Sinn hierbei gebildet, nimmt anderes auf, das er zuvor nicht wahrgenommen hätte. In ihm ist zweierlei zusammengekommen: Das Auffassen eines Ereignisses, wie es für ihn ist, und das Wahrhaben dessen, was er für dieses ist. Im Erleben verlangt das Ereignis seine Gegenwart, wie er die Gegenwart von sich durch das Erleben hat. Indem er beides als seine Gegenwärtigkeit erlebt und erzeugt, hat er seine Tätigkeit mit seiner Wahrnehmung verbunden. Er hat “dazu gelernt”. Alles Lernen macht eine solche Art der Selbstvergegenwärtigung aus. Im Erleben verhielt sich die Wahrnehmung zu dem, was sie wahrhatte, was sie im Grunde befähigt hatte, eine Gestalt zu vergegenwärtigen, in der sie sich selbst wahrhatte. Die Menschen erleben sich darin frei von ihrer Beziehung als Lebensgestalt der Wahrnehmung so, wie sich darin zu gegenwärtigen vermögen. Diese Gestalt hat notwendig eine gesellschaftliche Form, denn das Erleben ist nur durch seinen Wechsel. Das eine Erleben bezieht sich nicht auf das andere, sondern nur auf die Wahrnehmung als Körperform, in welcher sie sich ihrer selbst vergewissert. In dem beständigen Wechsel zeigt sie ihr äußerliches Sein, die Abstraktheit ihrer Beziehung, wie einen ausschließlicheh Zweck des Verhaltens. Man vergewisserrt sich seiner als Bestandteil einer Erlebenskultur, indem man auf sich aufmerksam macht als Gegenstand des Erlebens für andere. Gerade das macht den Reiz der Wahrnehmung darin aus. Eine Wahrnehmung erlebt eine andere als Reiz, weil sie darin sich vergegenwärtigt, sich gestaltet fühlt und als Gestalt gesellschaftliche Wirklichkeit findet. Sie ist ein körperlich artikulierter Reiz, entäußertes Tätigsein der Wahrnehmung im Erleben des beständigen Andersseins, des immer wieder neu und anders erscheinenden Gleichen. Im Erleben sind die wahrnehmenden Menschen in Wahrheit beziehungslos und doch wirklich ganz nah beieinander. Sie wirken nicht in ihrer Beziehung aufeinander, sondern bewirken aneinander ihr Wahrnehmen, machen Eindruck durch das, was sie ausdrücken. Die Gefühle der Menschen wurden jenseits und getrennt von ihren Empfindungen zum bloßen Reiz des Erlebens. Sie haben in den Erlebnissen der Wahrnehmung keinen anderen Sinn als den für ihre Wirkung, die unter der Bestimmung der räumlichen Dichte zu einer eigenen Lebenswelt geworden war. Als Wahrheit verbleibt in der Wahrnehmung nicht, was das Erlebnis begründet, sondern wie verdichtet es für den ist, der davon beeindruckt ist. Von daher haben die Gefühle inzwischen ihren Gegenstand vollständig verloren. Er ist zwar weiterhin die bloße, also abstrakte Grundlage von allem, was sie im Erleben wahr haben, aber er ist für die Wahrnehmung nicht mehr wirklich, sondern nurmehr räumlich wahr. Und auch die Empfindungen haben ihre Gewissheit nur noch in der Wahrnehmung selbst, wissen nur vom Eindruck und was ihn bewegt hat, aber nicht, was ihn bewirkt, was seinen Reiz wirklich ausmacht, was also darin anrührt und bewegt. Das Erleben begründet die Entwicklung der Selbstwahrnehmung, die aus seiner Wahrnehmung als Selbstgewissheit gewonnen wird, aber zugleich alles außer sich lassen muss, was diese wirklich begründet, also alles lassen muss, was grundlegende Wirklichkeit ist. Wir hatten bereits gesehen: Im Erleben verdoppelt sich die Wahrnehmung durch die Empfindung von Gefühlen, im Finden des Sinns, den man zugleich in der Wahrnehmung fühlt. Diese Verdopplung macht die Selbstgewissheit überhaupt aus, denn das Gefühl findet sich selbst sinnlich in der Wahrnehmungstätigkeit, welche das Ereignis bewirkt. Man empfindet zwar nur, was man fühlt ohne zu fühlen, was man findet. Aber dieses hat den Reiz, dass die Wahrnehmung auf Menschen zurückkommt, die sich hierbei einfinden, die Identitätslosigkeit ihrer Wahrnehmung abstreifen und sich in dem Erkennen, was sie Erleben und wie sie es erleben. Den Sinn, den ein Mensch für etwas hat, findet er nicht mehr in dem, was er wahrnimmt. Aber er findet in seinen Gefühlen Sinn für alles, was seine Wahrnehmung unter der Anwesenheit von Menschen ausmacht, je nach dem, was ihr gegenwärtig, was anwesend ist. Das verändert die Beziehung von Empfindung und Gefühl im Menschen genauso, wie zwischen dem Menschen selbst. Empfindungen, die keinen Sinn finden, haben auch nichts im Sinn, was gewiss wäre. Als “freie Empfindungen” heben sich diese in der Abstraktion von ihrem Gegenstand in Gefühlen zwischen Menschen auf und werden dort zur Empfindung von Gefühlen, die sich aus dem Erleben der Gefühle ergeben. Aus den Erlebnissen der Wahrnehmung wird so die Wahrnehmung des Erlebens. Die Empfindungen haben keine wirklichen Gegenstände mehr und haben mit ihrer Gegen-Ständlichkeit jede Gewissheit verloren, die Substanz ihrer Wahrheit. Ihre Ungewissheit macht sie zwar unabhängig, aber in Wirklichkeit auch sinnlos. Sie haben sich selbst nur wahr, ohne wirklich wahrzunehmen. Im Gefühl des Wahrnehmens selbst entsteht der Sinn, den die Eindrücke hinterlassen, der Sinn, der nur in der Form von Selbstwahrnehmungen existieren kann. Darin bestehen die Empfindungen nurmehr als Gefühle für sich, als Eindrücke, die sich in dieser Dopplung zu einem Reiz verdichten, der die Wahrnehmung in ihrer Selbstgewissheit nun gleichgültig gegen das Wahrgenommene bestimmt. Was immer die einzelnen Erlebnisse sind, allgemein dienen sie nurmehr der Selbstvergewisserung, welche alle Nöte der Erkenntnis, aber auch ihre Grundlagen selbst auflöst. Völlig gegenstandslos wird die Wahrnehmung im Erleben zu einem Reiz für sich. Es reizt sie, was noch nicht war, was Abwechslung bringt, in dem, was sie wahrhat. Das hat sich zwar nicht geändert, aber es wechselt im Erleben beständig seine Form, wird mal als boße Empfindung empfunden, als Gefühl gefühlt, aber immer zur Selbstwahrnehmung als etwas gebracht, was diese bewegt. Gleich, was sie wirklich wahrhat, in jedem Fall hat sie ihre Gefühle wahr. Und auf das reduziert sich ihr ganzes Erkenntnisvermögen Der Reiz der Wahrnehmung hat allein im Erleben selbst einen Sinn, denn er ist als doppelte Wahrnehmung Empfindung als Gefühl, gefühlte Empfindung, wirkliche Abstraktion der Wahrnehmung, welche sie nicht mehr sein lassen kann, was sie dem Inhalt nach wäre, sondern sie in ihrer Form selbst wahrhat. Eine Wahrnehmung, die durch sich selbst als Erlebnis die Menschen anreizt, wirkt auf sie objektiv. Sie hat einen Standpunkt, als wäre das wahrnehmende Subjekt objektiv gereizt. Und damit nimmt sich das wahrnehmende Subjekt selbst objektiv wahrnehmend wahr. Durch die Reize der Wahrnehmung wird diese in Wirklichkeit zu einer Selbstwahrnehmung: Ich nehme wahr, was mich reizt, und das ist zugleich das, was ich von mir wahr habe. Wahrnehmung wird somit selbst zur Wahrheit, mit sich identisch, zu einer selbstveständlichen Wahrheit des Empfinden und Fühlens. Die verdichtete Wahrnehmung ist Selbstwahrnehmung, die ihre eigene Organik objektiv erlebt. Das Erleben wird zur Grundlage und Wirklichkeit des Selbstgefühls, zu seinem Event, der keine andere Wahheit hat, als sich selbst. Hierauf bildet sich eine Erlebenswelt, in welcher die Menschen Empfindungen nicht mehr als solche haben, sondern sich in diesen selbst wahr fühlen. Wahrheit ist dann das Gefühl seiner selbst. Die Menschen fühlen, was sie in dieser Welt empfinden - und das allein macht ihre Beziehung zu einander aus. Erleben ist alles, was diese Wahrnehmung ausfüllt, dazwischen herrscht die leere Zeit als Zeit der Leere, als Langeweile. Doch die Erlebenswelt ist eine Welt voller Tücken für die Wahrnehmung und für die Menschen, die darin in Beziehung treten. Leben bleibt Leben und Wahrnehmung bleibt Wahrnehmung, aber im Erleben geht beides in dessen Reizen objektiv auf: Darin ist die Lebenswahrnehmung als Selbstwahrnehmung. Im Reiz des Erlebens verkehrt das Selbstgefühl sein Lebensverhältnis: Es fühlt, was es außer sich ist, wenn es außer sich ist. Seine Erkenntnis entwickelt sich nicht lebendig aus seiner Wahrnehmung heraus, sondern bezieht sich selbst auf Leben, wie es außer sich ist. Zwar wird auch im Erleben gelebt und erkannt, aber Leben und Erkenntnis werden darin zu bloßen und selbständigen Lebensmomenten, isoliert und zerteilt, von ihrer Subjektivität abgelöst, in ihren Reizen aufgelöst. Im Erleben erscheint beides objektiv. Die Menschen geraten hierin zu dessen bloßem Stoff. Nun finden die Menschen nurmehr in den Gefühlen ihres Erlebens, was ihre Beziehung wahrnehmbar macht und es werden somit die Empfindungen selbst zu Gefühlen ihrer Lebensmomente im Prozess ihres Erlebens. Menschen finden sich in anderen Menschen, weil in ihrem Erleben dort sich mit sich selbst identifizieren können, weil sie dort sich selbst verspüren, einen Sinn für sich so finden, wie ihnen die Reize des Erlebens Sinn machen - nämlich Sinn für sich, der vermittelst der Gefühle der anderen erzeugt wird. Das Erleben ist somit ein Austauschprozess der Sinne. Sinn hat für einen Menschen das, was er einem anderen bedeutet, und was er sich bedeutet, ist er durch andere. Wie er duch sie bewegt ist, so ist auch seine Selbstwahrnehmung. Alleine dieser Anreiz zählt. Die die Wahrnehmungen gleichen im Erleben ihre Sinne an, werden damit sich selbst gleich und damit gleichgültig gegen jeden konkreten Sinn ist, der jetzt lediglich nur noch das enthält, worin sich die Sinne nicht wirklich beziehen, sondern sich in ihrer Angleichung verdichten. Im Reiz ist die Wahrnehmung außer sich. Dieser ist zwar eine Sinnesform, eine Erregung, die durch Sinne angestoßen ist, die für das Erleben Sinn machen. Aber gereizt sind sie nur Sinn für sich, als Sinn von sich zugleich Sinn für andere, indem sich diese als anreizend erweisen. Dem Inhalt nach ist das eine gleichgültige Empfindung, in welcher keine Gewissheit, dafür aber der Sinn der Gefühle als Inhalt jeder zwischenmenschlichen Beziehung gefunden wird. Von daher besteht im Reiz des Erlebens eine hintergründige Form des Lebens, worin dessen Momenthaftigkeit sich allgemein bewährt: In der verdichteten Wahrnehmung, in ihrer Ästhetik, in der Form, worin sich Gefühle vermitteln. Der abstrakte Sinn ist daher in seiner Verdichtung im Reiz allgemeiner als jede wirkliche Beziehung. Er enthält ja deren unwirkliche Form, ihre Allgemeinheit, worin sich trifft, was darin Sinn findet. In der abstrakten Allgemeinheit vieler Wahrnehmungen, die sich darin verdichten, verlieren die Gefühle ihre Empfindungen, streifen ab, was sie wirklich sind und werden zum Gefühlsausdruck einer verdichteten Sinnlichkeit, also Sinnesreize, der sich nur in den zwischenmenschlichen Beziehungen durch Erlebnisse ergeben, worin Menschen sich Sinn machen, indem sie ihre Sinne tauschen. Und weil die Sinne auf diese Weise verdichtet - wenn auch unwirklich -sind, so wirken sie auf die ganze Wahrnehmung, indem sie Eindruck machen. Was sich in der Selbstwahrnehmung vom Leben der Menschen ausdrückt und worin ihre Erlebnisse beeindrucken, das reizt und erweckt immer Sinne, auch wenn solches Erleben selbst nicht unbedingt Sinn hat. Sinn hat es vor allem dadurch, dass es Sinn reflektiert und erweckt, dass Menschen in ihrer Wahrnehmung sinnlich tätig werden, auch wenn sie hierbei nur die Tätigkeit ihrer Sinne selbst zum Gegenstand haben, sich wahr nehmen, wie sie wahrnehmend tätig sind. In der Wahrnehmungstätigkeit sind sie selbst rein körperlich vorhanden, im Sinn körperlich so tätig, wie sie darin auch wirklich wahr sind. Füreinander sind sie reine körperliche Gestalt in einem körperbestimmten Raum, den ihre bloße Anwesenheit ausmacht und ausfüllt. Das macht ihre einzige und ausschließliche Wahrheit aus. Sie sind, als was sie sich erscheinen. Sie erleben sich so eindringlich, wie sie darin ihr Leben als Lebendigkeit ihrer Sinne auch ausdrücken können - eben so ausdrücken, wie sie darin Körper sind und als solcher anreizen. Dies ist ausschließlich in der Dichte ihres Erlebens bestimmt, also in dem gleich bestimmt, was sie füreinander in ihrem Reiz des Erlebens fühlen. Sie gewinnen sich in ihren Gefühlen, indem ihre Wahrnehmung für ihre Wirklichkeit gleichgültig wird. Und sie haben darin ihre Gleichgültigkeit als Selbsterleben wahr. Sie erleben sich in und durch die Gleichgültigkeit gegen anderes je nach Eindruck, den sie aufeinander machen, und sie haben nur sich selbst im Unterschied hierzu und durch ihre Anwesenheit, durch die Gegenwart der Ausdrücklichkeit ihres Lebens wahr. 12.1 Die Ästhetik des Erlebens oder der Reiz des Wahrhabens Natürlich gibt es kein Erleben ohne Körper. Doch hier geht es darum, dass der Körper selbst zur ausschließlichen Erlebensform wird, dass jedes Gefühl davon abhängig ist, was erlebt wird und was erlebt wurde. Nur was die Wahrnehmung auch wirklich reizt, kann Erleben sein. An sich ist es der Reiz des Erlebens, der die Wahrnehmung - die Gefühle und Empfindungen - in der Getrenntheit von ihrem Gegenstand zusammenhält. Was die Sinne darin wahrhaben, was sie erleben, macht sie unmittelbar und enthebt sie zugleich ihrer Unmittelbarkeit, indem das Leben im Erleben selbst vermittelt ist. Im Erleben sind sie nicht mehr unmittelbar wirklich, aber sie erfahren Wirklichkeit als Lebensverhältnis, als Objektivtät des Erlebens. Im Erleben vermitteln sich einzelne Menschen in einem allgemeinen Verhältnis, worin sie sich ausdrücken und zugleich nur als Ausdruck wahrgenommen werden, als Ereignis, das auf eine bestimmten Weise - nämlich ästhetisch - beeindruckt. Menschen dienen jetzt dem Ereignis als Stoff der Wahrnehmung, sind sich selbst objektiv geworden. Das macht ihren Reiz aus, der ihrem Erleben eine eigenartige Ästhetik verleiht. Ihr Leben vermittelt sich ihnen wirklich, aber eben auch nur als gegebene Wirkung, als eine objektive Welt, worin sie leben, weil sie darin alle ihre Erlebnisse haben, sich allgemein so erleben, wie sie sich leiden können. Das ist für jeden Erhebung wie Niedergang in einem. Als Subjekt erzeugt er seine Erlebenswelt durch die Wahrnehmung von dem, was er wahr hat, als Objekt hat er seine Nichtigkeit darin wahr, dass er wahrnehmen muss, was er ist. Das Leben der Menschen ist im Erleben so wirklich wie bedingt zugleich. Der Trost ihrer Verhältnisse ist das Wahrhaben von Leben, das ohne dies nicht wirklich wahr sein kann. Es ist allerdings auch die Affirmation einer entschwunden Wahrheit, in die es eingetreten ist, indem es sie zum Erlebnis macht, in welchem die Lebensreize zumindest ästhetisch gegenwärtig sind. Aber die Wahrnehmung wird hierbei zur einer vergangenen Wahrheit. Der Anreiz des Erlebens macht alles lebendig, was vom wirklichen Leben ausgeschlossen ist, indem die Beziehung der Menschen darin wahrgehabt wird, wie sie sich zum Erlebnis machen. Ihre Selbstwahrnehmung wird befördert zu den Sphären einer überhöhten Innerlichkeit; für sich selbst sind sie lediglich der schale Rest ihrer körperlichen Reize, die im Erleben versprechen, was sie im Leben niemals halten können. Darin wird Wahrnehmung so verdichtet, bis sie reizvoll ist. Ästhetisch sind Reize nicht durch sich, sondern nur dadurch, dass sie Wahrnehmung reizvoll machen, mal schön, mal nicht, immer aber besonders. Wie immer sie sich auch für sich selbst begründen mögen, in der Selbstwarhrnehmung ihrer Erlebenswelt sind sie die geschundenen Götter ihrer selbst. In der Form ihrer Wahrnehmung, in ihrer Ästhetik, wird das Leben eben auch der Form nach wirklich wahr, ohne dass es lebendigen Inhalt haben muss. Ihr Reiz ist der ästhetische Sinn, der die Wahrnehmung verdichtet, der vereint, was in der wirklichen Beziehung auf ihren Gegenstand gleichgültig ist. Was in Wirklichkeit die Abstraktheit ihres Sinnes offenbahrt, wird so zur Erscheinung einer verdichteten Wahrheit, einer wirklich unerreichbaren Wahrheit, in welcher alles in sich einig scheint, was in Wirklichkeit nur gegensinnig ist. Ein rein ästhetisches Wesen reizt die Wahrnehmung dazu, sich selbst wesentlich zu fühlen, derweil sie eine unwesentliche, eine wesenlose Sinnlichkleit wahrhat. Die Abstraktion macht alle Gegenstände eben darin gleich, dass und ob sie reizvoll sind, indem sie eine Beziehung suggerieren, die es nicht wirklich gibt, die aber ihre Wirkung aus dem Anschein einer Wahrheit entnimmt, die ein Mensch für sich, für seine Identität darin findet. Diese bezieht ihre Kraft aus der damit gewonnenen Unmittelbarkeit eines wesentlich scheinenden Menschseins, das seine Vermittlung nicht mehr erkennen muss, weil sie unmittelbar reizend ist. Was reizt scheint immer menschlich zu sein - und was sonst kann es für eine Wahrnehmung geben, die ihre Entfremdung nicht mehr erkennt? Im Reiz des Ästhetischen steckt die Besonderheit seiner Form ebenso, wie darin die allgemeine Wahrheit ihrer Gleichgültigkeit gegen ihren Gegenstand am Wirken ist. Es ist ein Interesse der besonderen Art, die der Reiz erzeugt, ein Interesse, das keine andere Wirklichkeit sucht, als die Verschmelzung des wahrnehmenden Menschen mit einem Gegenstand, der ihm dadurch wesentlich wahr wird, dass er ihm Sinn vermittelt, wo er keinen Sinn hat. Das unmittelbar scheinende Vermittelte versetzt die Wahrnehmung selbst in eine wesentliche Identität ohne Gegenwart, die im Gegenwärtigen aber Unmittelkeit findet. Was reizt, ist die Eitelkeit des Augenblicks, der von einem tiefen Wesen zeugen will, das sich darin bewahrheitet, dass es nicht wirklich sein kann, dass es also wesentlicher als die Wirklichkeit ist. Der Reiz ist nicht nur eine Verdichtung der Wahrnehmung im Erleben; er ist selbst die Form ihrer Dichte, wie sie in der Selbstwahrnehmung besteht. War der Anreiz der Wahrnehmung noch Sinn stiftend, so wird dieser im Selbstgefühl zu einer bloßen Sinnesregung, die sich als Erregung fortträgt. Das Gefühl findet in den Reizen der Wahrnehmung nicht nur Sinn für sich, sondern Sinn an sich, also einen Sinn, welcher Sinnlichkeit auf sich zurückbringt - wenn auch in seiner Form isoliert und selbständig, also in Wirklichkeit unabhängig von dem was reizt. Was reizt, ist gerade die Isolation eines Gefühls, welches durch seine Selbständigkeit, durch seine Ausgeschlossenheit und Ausschließlichkeit eine Wirkung für sich und durch sich hat. Ästhetik ist nichts anderes, als die Isolation von Schönheit, die Abstraktion von tätigem Sinn, wie sie als Bedürfnis für sich geworden ist, Bedürfnis ohne jede Gegenständlichkeit. Die Isolation lebendiger Eindrücke zum Reiz der Wahrnehmung kann aber nur dadurch sich vollziehen, dass es Leben zunächst auch als Gegenstand der Wahrnehmung gibt, dass gelebt wurde, wo die Wahrnehmung reizvoll wird. So wird dessen Schönheit zum Glanz vergangenen Lebens, welches jeden Sinn anspricht, alle Sinne reizt. Reizvoll ist nicht ein Reiz, der Bedürfnisse weckt oder erzeugt, der eine menschliche Beziehung auslösen würde, sondern der Reiz des Selbsterlebens, der Reiz einer Form oder eines Mediums, das dieses auslöst. So abstrakt ein solcher Reiz ist, so lebendig wirkt er doch, denn er versetzt die abstrakten Sinne in Bewegung, weil sie darin Sinn für ihr Leben finden. Ein Reiz erweckt ein Leben der Wahrnehmung, wo kein Leben mehr ist, das sie wahrhat. Er verschafft im Selbsterleben eine Identität, die es im wirklichen Leben nicht mehr gibt. Das innere Verhältnis der Wahrnehmung zeigt sich jetzt als ein äußeres, als die eigene Wirklichkeit der Selbstwahrnehmung. Nicht was reizt, macht sie wirklich an, sondern was ihren Mangel ausfüllt, was eine Identität des Augenblicks verspricht, ein Anderssein ohne wirkliche Beziehung auf einen Gegenstand der Wahrnehmung, also auch ohne gegenständliche Wirkung. Im Reiz wird die Wahrnehmung selbst wirksam und also zu einer eigenen Wirklichkeit, die zwar die existenzielle Wirklichkeit von Bedürfnissen und Arbeit voraussetzt, die aber für sich ganz hiervon getrennt ist. Die Wahrnehmung verliert darin die Spur der Sache, wird nun ganz Sinn und hat auch nur noch den Sinn, der in ihr selbst tätig ist. Alle ihr vorausgesetzten Beziehungen hat sie in ihrer Sinnestätigkeit wahr, ohne dass hieraus sich irgendeine wirkliche Wahrheit für die Menschen ergeben würde. In ihnen wirkt, was wahr ist, aber nicht wirklich. Die Anreize der Wahrnehmung werden zu eigenen Erlebenswelten, zur Bestimmung einer Wahrnehmung, die sich in der Selbstwahrnehmung aufhebt. Sie ist in zweifacher Hinsicht gereizt: beeindruckt von etwas, das sie bewegt, und sie ist die Bewegung selbst, in welcher das Bewegende der Wahrnehmung untergeht. Ob ein Reiz Freude oder Ärger oder Lust oder Furcht bewirkt, das macht in der Selbstwahrnehmung die Wahrnehmung aus, die Gefühle, in denen sie wahrhat, was sie wahrnimmt. Aber in den Selbstgefühlen, die dabei entstehen, ist nicht mehr das Wahrgehabte der gegenständlichen Welt tragend, sondern deren Gefühle als Lebensform für sich. Es entsteht in der Selbstwahrnehmung eine Ausschließlichkeit des Wahrnehmens, ein ausdrücklicher Eindruck, eine Absehung von ihrer Wirklichkeit, die allgemeiner wirkt, als jede Wirklichkeit im einzelnen überhaupt sein kann. Was der Wert für die Kritik der politischen Ökonomie, das ist der Reiz für die Kritik der politischen Kultur: Der Begriff, der ihre Entfaltung der Form nach bestimmt, der Begriff ihrer Formbestimmung, worauf im Prinzip alles reduziert wird, was in der Kultur entsteht. Es ist der Begriff einer Reduktion des kulturellen Lebens, der alles, was die Menschen in ihrem Leben schon in der bürgerlichen Kultur weiterbringt, der Reichtum ihrer Kommunikationsmittel und ihres Wissens, Fühlens und Denkens, nur in dem vergesellschaftet und auf das reduziert, was dem Reiz dient, was über die Widersprüche der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinwegträgt und sich schließlich so ereignen wird, dass deren Identitätslosigkeit selbst zum Gegenstand des Genusses wird. Der Reiz macht die reale Abstraktion, welche die Verhältnisse der Wahrnehmung antreibt. Er ist selbst der Trieb, der alle Erkenntnisse, die sie in sich tragen, nicht wahr werden lässt. Er formalisiert sie im Maßstab ihres Anreizes im Erleben. Sie werden sowohl zur Form der Wahrnehmung, wie auch zu ihrer Substanz als Prinzip einer leeren Verdichtung, in welcher die Wahrnehmungen zusammenkommen und einen Ausdruck für sich finden. Darin gelten die Momente der Wahrnehmung vereint, wird der Eindruck der Empfindung zum Ausdruck des Gefühls. Diese Form ist jetzt für sich anzusehen. 12.2 Der Eindruck des Anreizes Eindruck macht nicht, was der bloßen Wahrnehmung entspringt. Wahrnehmungen können zu gewaltigen Erkenntnissen führen, wenn sie als Form der Wahrheit erkannt werden, als ästhetische Form, die auch in sich richtig gedacht werden kann, wenn in ihr der Zusammenhang erkannt wird, der über dies als selbständiger Inhalt wahr geworden ist und hierdurch auch über das hinausgreift, was ihre Lebensform ausmacht. Es wird hierbei der einfache Inhalt einer Form erkannt, der in dieser eine eigene Wirkung hat, als Formbestimmung wahr gehabt wird. Die Erkenntnis dieser Bestimmung selbst ist unmittelbar nicht mehr möglich, weil sie nur in der Vermittlung, in den Mitteln der Beziehungen wirklich ist. Erkenntnis wird auf diese Weise selbst in diese Vermittlung einbezogen, muss sich abstoßen von Formen, die sie bestimmen und zugleich Form haben, die sie erzeugt. Solche Erkenntnis ist daher zwangsläufig zwiespältig, Zweifel in der Beziehungsform der Wahrnehmungen, welche reizvoll sind. Diese heben sich darin auf, dass sie sich über die Eindrücke erheben und zu selbständigen Erkenntnissen werden. Das sind Erkenntnisse, die nicht irgendeinen Sinn haben, sondern Sinn bilden. Und dies allein ist die Tätigkeit der Erkenntnis. Diese können Menschen begeistern und forttragen, sie in Welten der Fantasie oder eines Gedankens fortführen oder ganze Wissenschaften weiterbringen. Aber sie machen keinen sonderlichen Eindruck, weil sie nicht wirklich erlebt werden können, weil sie in dem Geist selbst bleiben, worin sie entstanden waren, also begeistern, ohne Eindruck zu machen. Eindruck macht nur, was im Erleben selbst als Reiz entsteht. Eine reizvolle Empfindung entnimmt dem Erleben einen Sinn, worin sich keine sinnliche Beziehung formuliert, sondern ein Sinn der Wahrnehmung selbst, ihre allgemeine Gewissheit im verdichteten Erleben, im Sein durch anderes, das den Sinn einer Dichtung hervorbringt. Darin wirken die Sinnesbezüge selbst sinnlich. Ihre Form erscheint sich selbst als Inhalt. Wie im Traum vermitteln sich ihre Eindrücke zu einem Selbstgefühl, in welchem ihre Eindrücklichkeit Sinn erfährt. Ihre Ästhetik gleicht einem Wesen, worin sich Menschen wahrhaben, eine Vorform der Seele. Deren Geburt lässt noch auf sich warten, weil ihr Traum selbst noch wirklich wahr, eindrücklich und reizvoll ist. Was beeindruckt, das hat für die Wahrnehmung Sinn, weil sie selbst keinen Sinn mehr für etwas hat und daher auch keinen Sinn ihrer Beziehung hierzu findet. Es hat Sinn, weil es ihr Sinn macht, Sinn des Erlebens ist, den jeder spürt, soweit er sich hierauf bezieht. Einen Eindruck macht die Form, worin etwas erlebt wird. Etwas macht Eindruck, wenn es Sinn erweckt, den es ohne dies nicht hat. Aber ohne dies hat die Wahrnehmung keinen Reiz, der zu solcher Erweckung fähig wäre. Die ihr selbst äußerliche Wahrnehmung verschafft den Eindruck, der sie reizt. Sie reizt den Sinn, der in ihr nicht wirklich wahr ist und daher als unwirkliches Wesen wirkt, das in seiner Wirkung Wahrheit hat. Es ist der Sinn für eine Wahrheit, die nicht wirklich wahrnehmbar ist, dessen Wirkung auf die Wahrnehmung aber niemand leugnen kann. Sie findet im Ästhetischen eine wirkliche Identität, in welcher ein Mensch sich in seiner Wahrnehmung wirklich wahr hat, die Wahrheit hat, die seine Wahrnehmung ausmacht. Seine Wahrnehmung erscheint ihm darin vollkommen. Kein Gegenstand der Wahrnehmung, sondern die Wahrnehmungstätigkeit selbst ist im Eindruck, den etwas macht, reflektiert: Das, was hinter ihr steht, was sie begründet, was sie so sein lässt, wie sie ist und nicht anders sein lässt, wie sie sein könnte, ist nichts anderes als verdichtete Wahrnemung selbst in der Gleichgültigkeit ihres Gegenstands. In Wahrheit drängt ästhetische Wahrnehmung ihren Grund aus ihr selbst hervor: Einen Sinn, der nirgendwo wirklich ist, der aber deshalb wahr ist, wel er die Wahrnehmung wesentlich erscheinen lassen kann. Im Grunde erkennt die Wahrnehmung in ihrer Ästhetik ihren Mangel. Doch diesen überwindet sie auch für sich selbst, in dem sie sich zu sich selbst verhält, selbsttätig wird. Wo sie noch zur Erkenntnis ihres Mangels gelangen könnte, kehrt sie diesen um, indem sie ihn zum Inhalt des Erlebens macht. Duch dessen Verdichtung, durch die Aufhäufung von Sinneseindrücken, schafft sie ihre ästhetische Gestalt, durch welche sie sich ausdrückt und ausdrücklich wird. Die Art und Weise des Wahrnehmens wird damit zum Ausdruck ihrer Formbestimmung. So wie sie wahrnimmmt, so macht sie nun ausdrücklich Sinn. Es richtet sich ihr Eindruck relativ zu dem aus, was beeindrucken soll. Eindruck macht, was Druck auf die Wahrnehmung macht, was Dichte für sie hat. Nicht Zeit, Erregung oder Triebhaftigkeit macht Eindruck, sondern die dichte Sinnlichkeit des Wahrnehmens, das nahe geht, gleich worum es dabei geht. Eindruck weckt eine Empfindung, die im Erleben immer Sinn findet, gleich, was darin Sinn macht. So kann dieser Eindruck in seiner Gleichgültigkeit gegen wirkliche Sinnlichkeit auch vorweggenommen werden, um ihren ästhetischen Mangel zu beheben. Er wird nun selbst ausdrücklich ästhetisch. Die Empfindung wird zur Körperform einer verdichteten Wahrnehmung, zum Lebensausdruck in einem Selbstgefühl des Erlebens. Die Wahrnehmung wird zu einer Lebenstätigkeit, die in ihrer Lebensgestalt gefunden wird, in der Art und Weise ihres Tätigseins, ihres Empfindens und Fühlens, gleich welchen wirklichen Sinn sie hat. Sie selbst macht Eindruck als sinnliche Wirklichkeit des Wahrnehmens. In der Aufhebung der ästhetischen Wahrnehmung wird die Wahrnehmung nun ausdrückliche Tätigkeit eines Selbstgefühls, das von ihr beeindruckt ist. Diese bildet sich zu der Ästhetik aus, worin sich der Ausschluss ihrer Wahrheit vollendet. Es ist die Grundform jeder ausschließlichen Ästhetik, in welcher nur noch wahr gilt, was dem Selbstgefühl der abstrakt gewordenen Wahrnehmung entspricht und das unwahr gilt, das auf sie unästhetisch wirkt. Wahrnehmung wird zu ihrem Gegenteil: Zum bloßen Selbstgefühl des Ästhetischen. Doch dieses ist bisher nur in einer einzelnen und zufälligen Form, worein die Wahrnehmung geraten ist, die keine Wahrheit findet. Sie findet nur den Sinn, den sie selbst schon hat, bevor sie sich verhält. Man könnte auch sagen: Ihr Sinn verhält sich tautologisch, begründet sich aus dem, was er für sich schon ist. Als dieser zeigt er unmittelbar seine Leere, seinen Unsinn. Er kann nur Sinn sein, indem er Sinn macht, indem er etwas ausdrückt, das vielsinnig ist. Kein Eindruck kann daher auf Dauer bei sich bleiben, ohne sich zu irgendeinem Ausdruck zu entwickeln, an dem er erst wirklich seinen Sinn gestaltet, sich erst wirklich zu dem verdichtet, was Sinn macht. Dieser besteht allein darin, etwas zu versinnlichen, etwas sinnlich auszudrücken, was für sich sinnlos wäre. Darin drückt sich schließlich ein Reiz aus, der alles, was reizt, zu verkörpern versteht, der als Körper des Anreizes auf die Welt kommt, als Ausdruck einer ästhetischen Wahrnehmung. Darin verliert der Eindruck seine Zufälligkeit und nimmt seine wirkliche und allgemeine Gestalt an. 12.3 Der Ausdruck der ästhetischen Wahrnehmung Die Wahrnehmung ist zu einer Form der Erkenntnis geworden, die ausschließlich durch Reiz bestimmt ist. Nur was reizt, lässt aufmerken, was reizlos ist, bleibt der Erkenntnis verschlossen. Deren Form ist nun also doppelt bestimmt, einmal durch die zum Reiz verdichtete Empfindung, und zugleich durch den Reiz, den das Gefühl wahrhat, indem es etwas wahrnimmt, indem es seine Gestalt in der Empfindung so findet, wie sie sich fühlt. Im Reiz selbst besteht die Wahrnehmung in allem gemein als Form des Erlebens, als Sinn, der seine Form zugleich ästhetisch im Sinn hat. Was reizt, ist eben gerade die Verdichtung dessen, was zur Allgemeinform des Erlebens geworden war und was in seiner Eindruckskraft nur deshalb eine über die Wahrnehmung gesteigerte Wirkung hat, weil darin ihre Dichte als Formbestimmung so allgemein wirkt, wie sie auch im Besonderen wahrgehabt wird. Die Wahrnehmung ist sich selbst gegenüber mächtig, sinnlich über die Maßen gestaltet und so verdichtet, dass sie sich selbst reizt und sich somit selbst zur Gestalt ihrer Tätigkeit wird. Diese treibt ihren abstrakten Zusammenhang nach Maßgabe der vielen Eindrücke, die sie hat, und findet ein hierin bestimmtes Zusammensein in der Ästhetik ihrer Form, im Reiz des Guten und Schönen. Aus dem Erleben reizvoller Wahrnehmungen, welche in der Empfindung ganz einzeln reizend waren, ergibt sich daher ein Gefühl, dass Empfindungen überhaupt reizvoll sind, die im Erleben entstehen. In diesem Gefühl wird Erleben selbst und überhaupt reizvoll. Es wird zum Gefühl eines Reizes, den alles Erleben hat, den es umgibt und umzaubert. Man fühlt Leben im Reiz des Erlebens, also das Sinnlichsein seiner selbst im Erleben mit anderen. Man lebt in einer Welt voller Eindrücke, die Sinn machen, sofern sie wesentlich scheinen, sofern sie also ästhetisch sind. Sie haben damit einen Sinn, der von allem absieht, was diesen Schein durchbrechen kann. Es ist der Sinn eines abstrakten Wesens, in welchem Wirklichkeit unwesentlich wahrgenommen wird und Wahrnehmung ausschließliche Wirkung hat. Aber was im einzelnen zufälliger Eindruck ist, in welchem sich Wahrnehmung wesentlich findet, drückt allgemein eine ausschließliche Wahrnehmung aus, eine Wahrnehmung, die sich selbst darin bestimmt, was ihr wesentlich ist und alles außer sich sein lässt, was ihr unwesentlich erscheint, ihrem Selbstwert nicht dienlich ist. Es ist die Bestimmung von Wahrheit durch die Warnehmung, wodurch diese selbst zu einer Wesenstätigkeit eigener Wertbildung wird, die nicht mehr wahr sein kann, weil sie Wahrheit bestimmt, weil sie also Bestimmungen betreibt, die austreiben, was der eigenen Wesenhaftigkeit, der Ästhetik der Selbstwahrnehmung zuwider ist. Die Ästhetik der Selbstwahrnehmung besteht aus der Ausschließlichkeit des Anreizes, den Wahrnehmung nicht nur erfährt, sondern jetzt allgemein auch selbst ausdrückt. Ästhetische Wahrnehmung ist der Ausdruck eines verdichteten Reizes, den die Wahrnehmung für sich ästhetisch aus der Wirklichkeit herausnimmt und selbst zu ihrer Ästhetik macht, zum Maß des Ausschließlichen. Indem sie sich hierin selbst vergegenständlicht, äußert sie ihre Ästhetik in der Ausschließlichkeit ihres Gegenstands, der nun nichts anderes ist, als der allgemeine Reiz, den sie für sich selbst wahrhat. Sie ist gereizt, wenn ihr etwas ästhetisch mißfällt, und angereizt, wenn es ihr gefällt. Das ist nicht zufällig und willkürlich. Es entsteht aus dem, was ihr in den vielen Eindrücken, die auf sie wirken, eine allgemeine Identität verschafft. Es ist das Selbstgefühl, das sie darin erwirbt, dass sie ästhetisch weiß, was ihr zu einer Identität verhilft, die sie bei all den reizvollen Eindrücken ausschließlich und für sich, also an und für sich wahr sein lässt. In der Wahrnehmungstätigkeit drückt sich ästhetisch eine Selbstüberhebung der Selbstwertigkeit aus, die das eigene Gefühl übermannt, die davon absieht, was es wahr hat und in solcher Absehung zu einer mächtigen Allgemeinheit, zu einer Allmacht der Wahrnehmung wird, die Zwecke der Selbstbedeutung und auch der Selbstausdeutung verfolgt. Deren Absicht ist es, in jeder Wahrnehmung das für wahr zu nehmen, das Wahrnehmungsidentität stiftet, ein Gefühl über allen wirklichen Gefühlen, das vor allem darauf gründet, jede eigene Zwiespältigkeit zu überwältigen. Alles, was ein Mensch darin verfolgt, allem Sinn, dem er darin nachgeht, ihn aufgreift oder ihm nachhängt, formuliert seine Absichten, zu einer Identität mit sich zu kommen, gleich, wie gegensinnig seine Wahrnehmungen und Erlebnisse sind. Was er in diesen an Verlust von eigener Wahrheit erfährt, gewinnte er im Ausdruck seiner Selbstwertigkeit für sich zurück. Er muss alleine einen Ausdruck für sich gewinnen, alles dem unterwerfen, was, auch wenn es für sich dem nicht entspricht, in der Verdichtung der Wahrnehmung entsprechend so zusammengebracht wird, dass er sich darin ausdrücken kann. Erst indem er auf diesen Ausdruck seiner selbst zurückkommt, bekommt er eine Identität, in welcher er sich selbst identisch erscheint. Es ist die Ästhetik seines Ausdrucks, in welchem er endlich die Sicherheit für sich in einer reinen Wahrnehmungswelt erfährt: Die endgültige Entäußerung seiner Wahrheit. Darin findet er sein Selbstgefühl als die Gefühlichkeit seines Selbstwertes. Es hat sich nun gezeigt, dass sich Selbstgefühl durch ästhetisches Erleben bildet und letztlich ästhetisches Selbsterleben ist. Es entsteht im einzelnen Menschen in seinem Lebensraum oder auch in einer Gruppe und sogar in einer Masse von Menschen innerhalb des Raums, der ihr Leben umgrenzt. Im Lebensausdruck eines Menschen zeigt sich sein Lebenszusammenhang als Resultat seiner Absichten, in einer Menschengruppe ihre Lebensgemeinschaft, in einer Menschenmasse die Massenwirkung ihrer versammelten Gefühlswelten. Ganz allgemein drücken sich die Gefühle darin aus, die Menschen durch sich selbst haben, durch das, was in ihren Selbstgefühlen allgemein, abstrakt und also ästhetisch in ihren Verhältnissen zur Wirkung kommt und für sie zu einer Wirklichkeit wird, worin sie sich wirklich als das fühlen, was sie erleben und worin sie für sich das sind, was ihnen unter anderen Menschen Selbstwert verschafft. Es ist die allgemeine Form ihrer Wahrnehmung, die sich als ästhetische Form für ihr Selbstgefühl ergibt und diese bildet, wie sie sich selbst auch darin ausdrückt, ästhetische Form des Selbstwerts für sich. Zugleich ist dies nicht nur Resultat, sondern auch die Grundlage des Erlebens überhaupt, der sinnliche Stoff, worin zwischenmenschliche Begegnungen sich ereignen, wo sich Menschen so einbringen, dass sie durch ihren Lebensausdruck beeindrucken und damit in Beziehung setzen. Eine ausdrückliche Beziehung verschafft immer Eindruck. Und es ist letztlich dies, was jedes Erlebnis zum Selbsterleben führt, zu einer Produktion von Selbstgefühl als Selbstgefühl, welches zur einzelnen Daseinsform des Selbstwerts wird. Die räumliche Dimension des Lebensverhältnisses der Selbstgefühle bekommt dadurch eine ästhetische Bestimmung, eine Verdichtung von Wirklichkeit, die sich von anderer Kultur als eigene Kultur abgrenzt. Unter dieser Bestimmung entwickelt sich das Selbstgefühl erst wirklich in der vollständigen Bestimmung der Selbstwertigkeit, dem alle Lebensausdrücke folgen, in welchen sie Eindruck auf den Selbstwert machen, den sie ausdrücken sollen. 13. Das Selbstgefühl als Gedächtnis und Inhalt des Selbstwerts Solange die Menschen sich in der Selbstwahrnehmung nur unvollständig und daher mangelhaft unter Menschen fanden, erschienen sie sich selbst auch als unverwirklicht, als Wesen, das nicht wirklich auf der Welt ist, für sich noch keine ihm angemessen Wirkung hat. Dadurch, dass ihre Gefühle sich auf alle zwischenmenschliche Wahrnehmungen beziehen, bleiben ihre Empfindungen für sich selbst demgegenüber beschränkt. Gerade weil sie sich weiterhin lediglich so wahrnehmen, wie sie sind, haben sie sich noch nicht wirklich mit allem gemein empfunden. Weil sie zwischenmenschlich eben nur die Art und Weise ihres Daseins in diesen Verhältnissen finden können, fühlen sie selbst sich diesen noch unterworfen. Gegenüber den Gefühlen, die sie allgemein wahrhaben, müssen sie sich daher umso unvollkommener fühlen, wenn sie keine hervorragenden Gefühle durch sich finden oder erzeugen können, sich selbst anders erleben können, als sie sind. Ihre zwischenmenschliche Verhältnisse selbst verlangen daher von ihnen, dass sich ihr Leben in irgendeiner Art und Weise so ausdrückt, wie sie als Menschen in diesen Verhältnissen kenntlich werden, - dass sie sich selbst so erleben, wie sie ihren Gefühlsverhältnissen entsprechen. Ihr Selbstgefühl wird daher zu ihrem Lebensträger in diesen Verhältnissen. Einmal selbständig geworden, beruhen Selbstgefühle auf der Gleichgültigkeit von Gefühlen gegen die Empfindungen, aus denen sie entstanden waren. In ihnen kehrt sich die Wahrnehmung des Lebens zur subjektiven Wahrnehmunsform des Erlebens, worin der wahrnehmende Mensch sich selbst zum Gegenstand wird. Was ihn reizt, wird zum allgemeinen Inhalt seiner Selbstwahrnehmung, deren Absicht die Bestärkung der Anreizung ist. Das Selbstgefühl entfaltet hierduch die objektive Subjektivität einer Reizkultur, in welcher die Gefühle selbst zur Erscheinungsform von Empfindungen werden, in denen ihre objektive Sustanz aufgehoben und in die Selbstverwirklichung des Subjekts verkehrt ist. Von daher verkehren sich in den Selbsgefühlen Empfindungen zu dem, was sie an und für sich nicht sind: Zur Wahrnehmungsform allgemeiner Empfindungen, die keinen Sinn mehr im Menschen haben, in denen Sinn aber allgemein objektiviert ist. Von daher entsprechen Selbstgefühle den Gegebenheiten einer Welt, die nicht von und für Menschen bestimmt ist. In Dienstleistungsgesellschaften, worin das Konsumverhalten vorherrscht, ist die Grundlage für das Selbstgefühl allgemein gegeben. Von daher totalisiert sich darin auch das allgemeine Verhältnis der Kultur als zwischenmenschliches Verhältnis schlechthin. Alle Aufwände konzentrieren sich darin in ihrer Beziehung auf die Reize des Selbstgefühl, das an die Stelle der wirklichen Bedürfnisse tritt. Es wird gesellschaftlich notwendig und ein Mangel hieran lässt die Menschen sozial verhungern. Die Medien haben ihre wesentliche Aufgabe darin, die Menschen darin auch zu ernähren. Alles, was Lebensäußerung war, wird dadurch selbst zum Medium dieser Gefühle. Selbstgefühle sind Lebensgefühle, in welchen sich die Menschen zu sich selbst verhalten, sich als ihr Leben fühlend empfinden, indem sie darin ihre Bedeutung für sich nun wirklich als Selbstwert erlangen, sich selbst als allgemeinen Teilhaber zwischenmenschlichen Erlebens wahrnehmen und sich daher auch erlebenswertig in ihrem Gefühl wahrhaben. Selbstgefühle sind also Reflexionen von Gefühlen auf sich selbst, Gefühle seiner selbst durch allgemeine Empfindungen, die sich an vorhandenen Gefühlen im Erleben je danach bestimmen, wie die Menschen davon beeindruckt sind. Sie setzen aber zugleich eine Gefühlswelt außer sich voraus, die sich im Erleben ausdrückt, die also schon vor aller Erfahrung das Erleben selbst bestimmt. Durch sie wird die Empfindung im Erleben erst zur Reflexion des eigenen Daseins, zu einem bestimmten Moment der eigenen Anwesenheit, also zu einer von den Menschen verursachte Wirkung auf sich selbst. Was die Gefühle des Erlebens beeindruckt, ist der Ausdruck seiner selbst in den Verhältnissen zwischenmenschlichen Erlebens und wird hierdurch erst zu einer bestimmten Art und Weise, auf welche Menschen diese empfinden, wie also diese auf die Menschen wirken. Sie bilden eine Wahrnehmungsidentität im Gefühl als Ästhetik für sich, das sich aus der Empfindung von dem begründte, wie andere Menschen in den Selbstbeziehungen der Wahrnehmung, in der Selbstwahrnehmung iherer zwischenmenschlichen Beziehungen sich ausdrücken. An sich ist das ein Gefühl eigener Sinnlichkeit, eigener Sinnesregungen, wie es in zwischenmenschlichen Beziehungen durch andere bestätigt ist, Ästhetik des Zusichkommens im Verhältnis mit anderen Menschen und Sachen, worin Lebensäußerungen für sich gewahr werden und von daher zu einer gefühlten Selbstigkeit verhelfen. Dieses Selbstgefühl hebt die Minderwertigkeitsgefühle auf, welche die Menschen haben, wenn sie sich unter anderen Menschen leer finden, sich als nichtig empfinden, wenn sie also in der Abtrennung aller Gegenständlichkeit und Geschichte nach menschlicher Selbstwahrnehmung verlangen, die ihnen durch die Ungegenständlichkeit ihrer Lebensverhältnisse verwehrt ist. Ihren Selbstwert erfahren sie in der Abwesenheit wirklicher Menschen nur negativ, als Unterwert, weil sie sich auch selbst unwirklich empfinden. Im Selbstgefühl aber sind sie an sich erinnert, an die Tatsache ihrer Existenz, an ihre Empfindungen und deren Geschichten, die keine Gegenwart mehr haben. Sie überwinden jetzt solche Abwesenheiten durch ihr körperliches Dasein und Erleben, durch eine Beziehung auf sich selbst, durch die sie zumindest ästhetisch zu sich selbst finden. Darin erst wird das Erleben wirklich geistig, zu einer Selbstvergegenwärtigung des Geistes, wie er körperlich war. Der Körper verliert seine bornierte Wahrheit als Träger des Erlebens und gedenkt seinem Innern in der Erinnerung. Sie beeindrucken sich mit solcher Selbstvergegenwärtigung und verlangen sich ein bestimmtes Sein ab, durch das ihr Dasein als sich selbst wahrnehmende Menschen existiert (exi-stare=hervorragen). Es ist durch ihre Gegenwärtigkeit zwar vermittelt, enthält aber nichts von ihnen, was sie von sich darin finden können. Wirklich beeindruckt sind sie eben nur von dem, was ihre Regungen und Bedürfnisse und Wünsche betrifft. So geraten sie in diesen Gefühlen beeindruckender Gegenwärtigkeit zwar immer wieder außer sich, erleiden dies aber doch auch immer wieder als blanken Selbstverlust, weil sich darin nur Erregung vermittelt, die ihre Regungen außer sich lässt und also keinen Ausdruck finden können. Es ist trivial: Solange sie beherrscht sind vom Eindruck ihrer Gefühle, können sie nicht bei sich sein und sich daher auch nicht selbst ausdrücken. Sie bleiben hiervon lediglich bestimmt, obwohl diese Bestimmung für sie selbst im Grunde gleichgültig sein kann. Allein der damit ergehende Selbstverlust verlangt ihre allgemeine Teilhabe an der Welt der Selbstgefühle. Er ist die wahre Grundlage der Notwendigkeit, ihre Selbstverwirklichung zu erstreben. In dem bloßen außer sich sein ist sich jeder Mensch immerhin schon für sich selbst überhoben, ist sich selbst äußerlich, indem er sich durch seine Gefühle beeindruckt. Von daher kennt er bereits eine noch leere Allgemeinheit, die er durch sein Erleben füllen muss, der er Ausdruck verleihen muss, um Eindruck zu machen. In dieser Veräußerung aller Wahrnehmung eignen sich Menschen eine allgemeine Erlebensfähigkeit an, indem sie ihre Selbstgefühle durch allgemeines zwischenmenschliches Erleben bilden, das ihnen zur Gewohnheit wird. Das Selbstgefühl wird so das Allgemeingefühl für sich selbst, durch welches der Selbstwert erst wirklich sinnlich wird - wenn auch nicht als sinnliche Wirklichkeit, so doch als Wirkung auf alle Sinne. Im Selbstgefühl ist jeder Mensch nicht mehr nur Teilhaber der Welt, sondern diese Welt ist in ihm und er fühlt sich darin selbst als weltlich, weil er sich darin ausgedrückt sieht. Das alles setzt voraus, dass die Menschen ihr Leben als Gegenstand ihrer Gefühle haben, dass sie also nicht fühlend leben, sondern ihr Leben als für sich seiendes Gefühl empfinden. Das Selbstgefühl ist das vom Wahrnehmungsprozess abgeschiedene Gefühl seiner selbst, das den Reizen der Selbstwahrnehmung folgt, das aus der Ästhetik des Erlebens entstanden ist und sich jetzt zu einer wesentlichen Bestimmung der Wahrnehmung, zu ihrer Grundstimmung entwickeln wird, welche einen eigenen Zusammenhang der Selbstwahrnehmung begründen wird. Es resultiert nicht nur aus der Selbstwahrnehmung; bestimmt damit selbst deren Geltung in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen, wird zum Geld zwischenmenschlicher Kultur. Das Selbstgefühl war im Selbsterleben entstanden, ist zugleich aber ein Erleben, das einen nur für sich selbst ausschließlichen Reiz hat, also einen Reiz hat, in welchem ein Mensch den anderen Menschen im Grunde ausschließt. Indem er sich voller Gefühl wahrhat, indem er ihn wahrnimmt. Damit aber hat er nichts anderes als seine Gefühle wahr, durch die das Selbstfühlen entstanden ist. Sie waren durch Gefühlswelten mit anderen Menschen entstanden und vermitteln sich nun in einem allgemeinen Gefühl für sich selbst als Mittel eines Selbstwerts, der nichts anderes mehr als die Gefühle kennt, die er für sich selbst hat. Wiewohl er darin alle Gefühle nur als ein Mittel hierfür hat, erscheinen sich Menschen nurmehr darin selbst wesentlich. Indem der Selbstwert dies vermittelt und zugleich auch nur hieraus besteht, vollzieht sich im Selbstgefühl die Ausscließlichkeit des Fühlens überhaupt. Das Medium verwirklicht erst den Reiz des Erlebens als Selbsterleben, indem jeder Mensch sich diesm Reiz zu beugen hat, um der allgemeinen Wahrnehmung überhaupt zu entsprechen. Der Eindruck, den er hierbei macht, wird zum ausdrücklichen Inhalt der zwischenmenschlichen Beziehungen. Darin entäußert sich sein Leben im Ausschluss der Empfindungen, die ihm gleich geltende Bedingung geworden und daher auch völlig gleichgültig geworden sind, wiewohl jedes Selbstgefühl nur gleichgülig hierfür sein kann, weil und solange es diese als eigene Lebenswelt wahrhat. Es nährt sich auf diese Weise von der Anwesenheit der Gefühle, welche Menschen zu einander haben, und es verleibt sich diese ein, indem es sie durch sich vermittelt. Nichts ist daher bedeutsamer, als die permanente Anwesnheit einer Gefühlswelt, in welcher unendlich viele Gefhühle kursieren wie eine Sphäre verselbständigter Empfindungsweisen. Da entstehen Beziehungen und Konflikte, in welchen letztlich nur das Selsbtgefühl sich durchsetzt, das allgemeinen Anklang findet und in dieser Gefühlswelt auch anklingt, also Stimmung macht. Es selbst hat keinerlei Gefühl für andere, weil es seine ganze Gefühlswelt nur in sich vermittelt und im Selbstwert von Menschen sich zu einem Subjekt herausbildet, in welchem sie sie sich selbst verwirklicht finden. So ist das Selbstgefühl nicht nur selbständig gegen jedes Anderssein, gegen jede Gegenständlichkeit, sondern in Wirklichkeit auch gegen die Menschen, mit denen es zu tun hat. Es wird zur Allgemeinheit einer Selbstbezogenheit, in welcher letztlich die eigene Lebensgestalt als wirkliche Lebenswelt erscheint und nur deshalb auch beeindruckt. Sie erscheint als leibeigene Sinnlichkeit, die außer sich einen Inhalt hat, die sie in sich gleichermaßen findet. Daher vollzieht sich in der Entgegenständlichung der Wahrnehmung eine Einverleibung ihrer Gefühlswelten, die zwar notwendig vorhanden sein müssen, aber als diese nicht mehr wahrgenommen werden. Sie werden leiblich als mit dem eigenen Leib identisch wahrgenommen, wiewohl dieser ohne sie inhaltslos bliebe. Sich selbst erscheint solches Gefühl dadurch allgemein, als Gefühl schlechthin, dass es sich in der Vielfältigkeit der Gefühle bewährt hat als hervorranges, weil nurmehr eindrückliches Gefühl, als Gefühl von eigenem Wert, als Ästhetik der Egozentrik, die sich ohne einen äußeren Grund veräußern lässt. Der Selbstwert hat sich daher in der Masse der Gefühlsbeziehungen so gebildet, wie er diese überstanden hat. Er ist eine Abstraktion hieraus, durch welche ein Mensch zur Allgemeinheit seiner selbst, also allgemein menschlich wird, soweit, wie er den Niedergang seiner wirklichen Beziehung wirklich durch sich aufheben kann. Dieses Phänomen wird besonders von phänomenologisch orientierten Psychologinnen und Psychologen sehr erfolgreich genutzt, weil in der Selbstverallgemeinerung jede Beziehung zu einem Wesen beiträgt, das seiner Wirklichkeit nach nicht mehr sein muss, wohl aber alle Wirklichkeit durch sich zu kennen meint. Hellinger ist tatsächlich nur dadurch zu einem Massenpsychologen geworden, dass er dieses Verhalten auch öffentlich genutzt hat und durch die Bestärkung der anwesenden Gefühlsmasse die verlorene Einzelheit der Selbstwahrnehmung durch deren Demütigung zum allgemein Menschlichen, zum kosmischen Menschsein aufzuheben versteht. Auch andere Sektierer (z.B. Scientology Church) betreiben dies. Die auf sich selbst gewendete Wahrnehmung erhält ihren allgemeinen Sinn nur durch die Abstraktion von wirklich sinnlichen Beziehungen. Man könnte meinen, dass sie hierdurch reglos wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Von jeglicher konkreter Bestimmung entleert, wird sie nicht körperlos, sondern nutzt den Körper selbst als Quelle ihrer Regungen. Der Körper als solcher ist das verblieben Medium ihrer Selbstbezogenheit. War sie in den Verhältnissen des Erlebens noch durch Reize gehoben, erhebt sie sich nun selbst als Körperform, in welcher diese Reize sich formalisiert haben. Sie haben darin zwar ihren Lebensgrund aufgegeben, zugleich aber sind sie für die Selbstgefühle zum allgemeinen Anreiz geworden. Und was die Wahrnehmug reizt, darüber macht sie sich nun auch her, um sich durch dieses zu erregen. Sie bezieht den Stoff der Gefühle durch Vergegenständlichkeit der verscheidendsten Anwesenheiten, in welchen und durch welche sie sich verkörpert. Ihre Erregung hebt den Mangel ihrer Gegenstandslosigkeit auf, indem sie fremdes Leben zum Zweck ihrer Selbstvergegenständlichung als eigene Selbstwertigkeit des Gefühls auffüllt. Von daher tragen sich viele reizvolle Erlebnisse im Selbstgefühl zusammen und verleihen ihm den Selbstwert, den es nötig hat, um sich gegen seine Gefühlswelt erhaben zu wissen und sich dessen auch durch die Gefühle anderer Menschen zu vergewissern. Derweil bleibt es für sich völlig unbestimmt und erscheint sich daher auch bestimmungslos, also rein förmlich. Im Selbstgefühl des unmittelbaren Seins hat man ja nichts anderes als das, was man von sich auch wirklich wahr hat, also das, wie es einem Menschen oder einer Gruppe oder einer ganzen Gattung hier und jetzt geht: Man ist, wie man sich fühlt. Aber ein Selbstgefühl, das als umfängliches Lebensgefühl selbst Gegenstand der Wahrnehmung ist, enthält das Erleben seiner selbst als etwas anderes, als Gegenstand, den die Selbstwahrnehmung im Erleben hat. Das Selbstgefühl ist die Selbstwahrnehmung einer Befindlichkeit, die man durch die Reize des Erlebens erzeugt und bewirkt, ein Gefühl des Erlebens, wie es an und für sich in der Wahrnehmung über diese hinaus bewahrt wird. Es ist ein ungegenwärtiges Gefühl, ein Gefühl, worin Wahrnehmung in einer Ausschließlichkeit, die nur Reize bewirken können, bewahrt wird. Man fühlt sich darin so, wie man sich “unter reizenden Menschen” erlebt. Aber man erlebt sich auch nur so, wie es für sich selbst reizvoll ist. Wirkliches Leben und wirkliche Schönheit ist darin längst vergangen. Die Ästhetik der Wahrnehmung hat Schönes nur in bloßer Form bewahrt, als Reiz einer durchaus lebenden Beziehung, die in der Erlebensform aber abgeschlossen ist - wohl sie das Selbstgefühl begründet. Das Schöne hat in der Wahrnehmung nurmehr das Selbstgefühl als ästhetische Form des Selbsterlebens in dieser Geschichte bewahrt. Es ist eine Wahrheit, die außer sich geraten ist, wohl aber viele Wahrheiten enthält. Das Selbstgefühl wird gewonnen aus Eindrücken, aus der Wirkung der Reize, welche die Wahrnehmung im Erleben beeindrucken. Es ist deren Lebensausdruck im Menschen, wie sie in seinem entsprechenden Lebensgefühl aufgegangen sind, worin die Reize entäußerter Gefühle sich manifestieren. Selbstgefühl bildet sich aus dem Lebensausdruck, der aus der Selbstwahrnehmung eines Menschen im Prozess seiner Erlebnisse als darin erzeugter Zusammenhang seiner Sinne, als beeindruckte Selbstwahrnehmung, als seine inere Wahrnehmungsidentität zurückkommt. Es ist eine Identität im Gefühl für sich selbst, das sich aus der Empfindung in der Selbstbeziehung des Erlebens mit anderen Menschen, aus dem allgemeinen Reiz des Erlebten begründet und worin sich die Erlebnisse subjektiv bewähren und von daher auch eigene Wahrheit bekommen haben. Selbstgefühle sind also nicht eine bloße Reflextion des Selbsterlebens in bestimmten Situationen. Sie haben selbst einen Sinn, einen von ihrer Geschichte verselbständigten Sinn, der zum Anlass und zur Verarbeitungsweise bestimmter Erlebnisse wird. Der abstrakt menschliche Sinn wird hierbei zu einer wesentlichen Bestimmung des Erlebens selbst, zum Bedürfnis, sich selbst durch sein Erleben zu beeindrucken. Sigmund Freud hatte schon in seiner “Traumdeutung” aus dem Jahr 1900 eine Art abstraktes Selbstgefühl beschrieben, aus dem er dann das “seelische Streben” zu begründen versuchte: Das “Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisses”, das zur Wiederholung desselben verlange. Als ein Theoretiker im Geist der Aufklärung kam er dabei allerdings nicht auf ein kulturell schon begründetes Erlebnis, sondern stattdessen auf eine Art Naturerfahrung von Befriedigung in der allerersten Begegnung des jungen Individuums mit dem Lebensspender Mutterbrust, Dennoch beachtenwert ist sein tiefergreifendes Erklärungsinteresse, das heute in der Psychologie nirgendwo mehr anzutreffen ist.. Logisch folgt aus seiner Naturbetrachtung des Erlebens allerdings, dass sich ihm Kultur nur als Mittel und Werkzeug der Bedürfnisbefriedigung erschließt, so dass ihm menschliche Natur und menschliche Kultur zwei getrennte Wesen bleiben. Kultur war für ihn eine Art Antithese, die sich aus einem “Überschuss” an Naturkraft dadurch entwickelt, dass sich unbefriedigbare Bedürfnisse darin sublimieren.. An sich ist das Selbstgefühl ein Gefühl von eigener Sinnlichkeit, wie es in sachlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen durch andere bestätigt ist und erlebt wird. Darin vereinigen sich die Empfindungen vieler Menschen in der Anwesenheit eines Gefühls für sich selbst, das seine Wahrnehmung zu einer reizvollen, zu einer ästhetischen Identität bringt, die sie durch andere im Erleben mit ihnen wahrhabe kann, wenn diese anderen dem auch dienlich sind. Das Selbstgefühl gelingt also auch nur in einem ästhetischen Arrangement, worin Menschen zusamenkommen und sich auch auf ihre Gefühle so einstimmen, dass sie in einem allgemeinen Gefühl sich identifizieren können, also in einem Gefühl, worin sich alle Gefühle widerspiegeln, sich darin reflektieren. Es ist dies die erste Wirklichkeit einer Ästhetik, die jedem das gibt, was er oder sie hier reinlegt. In dieser Ästhetik kommt der Selbstwert erst auf seinen allgemeinen Ausdruck: Sie wird zum Inhalt des Selbstgefühls. Was Menschen allgemein als Selbstgefühl aus ihren Beziehungen auf andere Menschen nun wahrhaben, das bestimmt nun nicht nur ihr Verhältnis zu sich selbst, sondern auch ihre Beziehung auf alle anderen. In ihrem Selbstausdruck kommen sie ästhetisch zu sich, machen den Eindruck, den sie in diesen Beziehungen von sich gewinnen, auch auf andere. Das Selbstgefühl ist ein Produkt der Rückvermittlung der Gefühle als reizvolle Empfindung für sich, welche sich ästhetisch zu einem Wesen der allgemeinen kultivierten Selbstwahrnehmung errichtet hat. Die darin grundlegenden Gefühle haben aber durch das Erleben ihrer selbst ihre Subjektivität entäußert und verloren und sind an und für sich für den Menschen selbst fremd geworden, rein gegenständlich im Erleben geronnen zu Fixationen der Wahrnehmung. Es sind Gefühle voller ästhetischen Eindrücklichkeit, worin Menschen sich ihre Selbstgefühle im Laufe ihrer Geschichte verschaffen. Das Selbstgefühl wird durch entäußerte Gefühle gewonnen und begeistert die Selbstwahrnehmung zu einer kulturellen Form. Es wird somit durch fremde Gefühle gewonnen, in deren Erleben sich das eigene Leben reflektiert und ist das Resultat einer Erlebenswelt, worin alle Gefühle schon wirklich gegenständlich sind, also objektiv erscheinen und von daher das Selbstgefühl als deren Subjekt erst gründen. So subjektiv, wie es dem Menschen escheint, ist es daher nicht - auch nicht für den Menschen, der es hat. Im Gegenteil: In seinen Selbstgefühlen wird er sich selbst zu einem Objekt des Erlebens, der Reize und der Ästhetik. Er findet darin eine sinnliche Identität für sich, dass er seine eigenen Äußerungen den allgemeinen Gefühlen im Erleben unterstellt. Er hat ein Gefühl für sich durch das Äußerlichsein seiner Sinne. Das Selbstgefühl besteht in der Unterworfenheit eines Menschen unter seine Äußerungen, seine objektivierte Subjektivität. Sofern er darin seine zwischenmenchlichen Beziehungen findet, kann dies einem Menschen recht sein. Es ist das Geschäft seiner Beziehungen, sich selbst dem Gefühl seiner Äußerlichkeit zu unterwerfen, um in Beziehung zu treten. Vielleicht ist er sogar darauf stolz und fühlt sich wie ein junger Gott. Aber in Wirklichkeit sind ihm diese Beziehungen so gleichgültig, wie ihm die Welt überhaupt gleichgültig ist. Er zehrt alleine von seiner Erlebenswelt, worin er sein Selbstgefühl findet. Das Selbstgefühl setzt sowohl die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber der Empfindung voraus, wie auch die Gleichsetzung der Gefühle unter den Menschen. Mensch und Welt haben keinen Sinn für Empfindung. Es verbleiben sich die Menschen in ihren Gefühlen im Verhältnis der ästhetischen Empfindungen, die ihr Selbstgefühl erfüllt. Sie erleben sich nicht als Menschen in gegenseitiger Achtung ihres Seins, sondern als Objekte ihrer Selbstachtung, die sie nurmehr ästhetisch in ihrem Selbstgefühl haben. Da sie allgemein sich nur darin wirklich vergegenwärtigen können, wird ihnen dieses Gefühl zum Maß und Inhalt ihrer Erlebnisse und Beziehungen. Das Selbstgefühl ist die Aufhebung weltlicher Wahrnehmung, ist die Selbstwahrnehmung unter der Bedingung von Geldbesitz. Die Gefühle anderer Menschen sind dem eigenen Gefühl im Erleben das selbe Ereignis, welches das Erleben für sie ist. Selbstgefühl entsteht im Erleben aus Regungen, die das Selbsterleben erbringen, also die Art und Weise, wie Menschen sich selbst unter den Bedingungen bestimmten Erlebens verspüren; es ist ein Gefühl, das nur unter der Bedingung zwischenmenschlicher Ereignisse entstanden ist, und das zum Inhalt hat, wie sie erlebt wurden. Von daher ist es ein dinglich erworbenes Gefühl seiner selbst, ein Gefühl, worin die Menschen als Bedingung eingehen und eingegangen sind - eben in der Dichte, worin sie anwesend sind oder waren. Dem Inhalt nach bleiben darin alle beteiligten Menschen darin ganz Sinn für sich, der Form nach ganz Sinn außer sich. Nur indem sie sich darin subjektiv reizen, erfahren sie Sinn für sich selbst, bilden sie eine eigene Ästhetik ihrer Wahrnehmung. Diese wird zur eigenlichen allgemeinen und gegenwärtigen einer für das Selbstgefühl nötigen Wahrnehmung. Dieses verwirklicht sich allerdings auch nur, wenn es außer den Menschen auch eine allgemeine Form für ihre Regungen gibt, worin sie bestätigt werden, worin die gereizten Waahrnehmungen ihre Ästhetik wahrhaben und hierdurch allgemein auf sich zurückkommen. Von daher ist das Selbstgefühl nicht mehr ein bloß innerer Wahrnehmungszustand, sondern eine äußere Notwendigkeit. Es verlangt nach einer Ästhetik, in welcher sich die Erregungen der Wahrnehmungen allgemein bündeln. Es verlangt eine allgemeine Kulturform der objektivierten Gefühle, worin Selbstgefühle auch dadurch überhaupt entstehen können, dass sich die Menshcen als Persönlichkeiten ihres Wahrnehmens und Fühlens begegnen. Hierfür haben sich die Traditionen der Kultur entwickelt, die gesellschaftlich festgelegten Feste, in welchen die Menschen zu Ereignissen zusammentreffen, die oft historisch oder liturgisch begründet werden, wiewohl sie alles andere als wirklich historisch oder religiös begründet sind (z.B. Nikolaus, Ostern, Weihnachten). Die Problemlage der Gefühle kommt deshalb besonders dann deutlich zum Ausdruck, wenn sie im Widerspruch zum objektiven Charakter dieser Ereignisse für das Selbstgefühl stehen. Die meisten Ehescheidungen begründen sich daher immmer noch aus den Erlebnissen großer Feste (z.B. Weihnachten als “Fest der Liebe” oder Karneval als “Fest der Tollheit”). Alle Formen der bürgerlichen Kultur beruhen auf den Formen der Selbstwahrnehmung, allgemein auf dieser objektivierten Form ihrer Gefühle. Im gesellschaftlichen Verkehr beziehen die Menschen ihre Regungen in der Form ihrer Gefühle auch unmittelbar aufeinander. Regungen bestimmen das Selbstgefühl durch das, was sie reflektieren. Und so entstehen Stimmungen aus dem, was sie in ihrem Erleben allgemein zusammentragen, was im Zusammengehen der Regungen allgemein stimmt. Es entsteht ein Selbstgefühl, das keinem einzelnen Menschen mehr wirklich entspringt, sondern ein gemeines Selbstgefühl, das alleine durch seine Allgemeinheit existiert und wirkt: Ein allgemeines Selbstgefühl in der Anwesenheit von Menschen, wie sie durch die Dichte ihres Lebensraums bestimmt ist. Die Selbstgefühle der Menschen kommen hierdurch zu einer wirklichen Allgemeinheit, worin die Wahrnehmung nicht nur ihre Form hat, sondern zugleich auch in ihrer Dichte durch diese Allgemeinheit bestimmt wird. Danach werden die Stimmungen der Menschen danach bestimmt, was diese Dichte an Reizen ergibt und was das hierin tätige Selbstgefühl zulässt und vorantreibt. Allgemein haben die Menschen ihre Gefühle nurmehr durch andere Menschen in dem Reiz, den sie hierfür bieten und in dem ihr Selbstgefühl im Maß seiner Dichte allgemein bestärkt ist. Es reizt, was allgemein stimmt, und es stößt ab, was hierin unstimmig ist. Und diese Gefühlsreize werden als Stimmung des Selbstgefühls grundlegend. Sie hängt davon ab, wieviele Menschen darin eine Allgemeinheit des Selbstgefühls bilden und in welcher Dichte die Menschen zu den Ereignissen darin stehen. Die im Leben eines Menschen ursprünglichste Form, worin eine Grundstimmung allgemein ist, ist die Beziehungsform der Familie. Darin entstehen Lebensgefühle als Selbstgefühle und dies kann in hohem Maße widersprüchlich werden, wenn die Stimmungen darin mit dem Leben überhaupt in Konflikt treten. Das ist meist schon dann angelegt, wenn die Kinder für ihre Eltern eine lebenstragende Rolle spielen und hierdurch Subjekt wie Objekt der familiären Grundstimmung werden. Was ihre Anwesenheit an Dichte hat, macht die Grundlage ihres Zusammentreffens für ihre Stimmung aus. Ihre Gefühle unterscheiden sich nicht mehr von Ihrer Stimmung. Als Form für sich haben sie ihr Ausmaß in den räumlichen Bedingungen (Raum), in den An- und Abwesenheiten von Ereignissen und Menschen. Für sich sind sie unendlich bestimmt und äußern sich daher innerhalb dieser Allgemeinheit nur in ihrer Erregung. Das Selbstgefühl bleibt aber nicht einfach nur bei sich. Es strebt nach Herabsetzung der Wahrnehmung zu einer Gegebenheit, woraus es seine Erregung speisen kann. Es beruht damit auf der Herabsetzung allen Lebens zu einem Umstand eigentümlicher Lebensäußerungen, die keinen anderen Sinn haben, als dem Selbstgefühl zu nutzen und zu dienen, es zu füllen und zu erfüllen - und zwar im Maß ihres Anreizes, im ästhetischen Maß ihrer einzelnen Selbstgefühle, nach welchem sie sich leiden können oder auch nicht. Was darin von anderen Menschen wahrgenommen wird, wird nur für sich wahrgehabt. Wahrnehmung trennt sich von daher nun von dem, was sie wahr hat, von den Gefühlen, die ganz Selbstgefühl dadurch werden, dass dieses von entsprechenden Wahrnehmung gefüllt und betrieben wird, dass es zur wesentlichen Absicht der Wahrnehmung wird, eine gute Stimmung für das Selbstgefühl zu schaffen. Das bestimmt auch die wirklichen Verhältnisse der Menschen in diesem Lebensraum. Der Sinn ihres Verhaltens wird selbst gegensinnig. Jede Annäherung von anderen wird zugleich zur Entfernung von sich, jede Stimmung zur Bestimmung. Was auf die Menschen wirkt, was ihr Verhältnis also wirklich ausmacht, ist die Einvernahme ihrer Wahrnehmung zur allgemeinen Selbstwahrnehmung. Ihre Wahrnehmung hat viele Gegenstände, aber wirklich gegenständlich ist sie nur für das Selbstgefühl der Menschen. Darin bewirkt sie aber mit allem, was sie wahrhat, und nutzt dies zu ihrer Selbstbestätigung. Das wird zu ihrem leibhaftigen Widersinn, zum Widerspruch ihres Wahrheitsvermögens. Denn nur was gut für sie ist, nur was irgendein Gefühl von Identität bringt, darf für sie gültig, darf wahr sein. In seiner Wirkung betreibt das Selbstgefühl eine Entfremdung von seiner Wirklichkeit, von der Erkenntnis der Wirkungen, auf die es reflektiert. Seiner Absicht folgend macht es wahr, was ihm dienlich ist, was es über die Wirklichkeit erhöht. Daraus ergibt sich die Einverleibung seines Sinns für Wahrheit in die Absicht der Selbstwahrnehmung. Seine Sinnlichkeit wird darin aufgehoben, dass sie nur Sinn für sich hat. Wie ein Subjekt über die Wahrnehmung entfaltet dieser von aller Wirklichkeit enthobene Sinn durch die Wahrnehmungen und Aufmerksamkeiten, die er betreibt, eine höchste Beachtung der Selbstgefühligkeit, die in einer ausschließlichen Wahrnehmung für sich agiert. Wahrnehmung muss hierfür nützlich, aber nicht wirklich wahr sein. Stattdessen wird Selbstachtung zum Steuerinstrument der Wahrnehmung. Sie entsteht notwendig in deren Gebrauch als ästhetisches Maß gegen ihre Vernutzung. Ein Mensch kann sich nur leiden, wenn er noch Sinn an sich findet. Und dieser steht beständig auf dem Spiel, welche das Selbstgefühl mit allem treibt, was sich ihm überlässt. Das Selbstgefühl ist über seine Wahrnehmung mächtig geworden und beruht auf ihrer beständigen Herabsetzung. Es entwickelt sich aus Wahrnehmungen, die durch seine Selbstermächtigung gebeugt sind. Wahrnehmungen sind und bleiben das körperlich Substrat, das Material, aus welchem das Selbstgefühl wird. Deren Sinn ist gewonnen aus der körperlichen Einvernahme, aus der allgemeinen Entleibung der Sinne. Hieraus wird sich ein körperlicher Trieb bilden, welcher das Prinzip dieser Einverleibung ist. Der Prozess dahin entwickelt sich in der Stimmung der Selbstwahrnehmung zum Selbsterleben. 13.1 Das Gedächtnis der Selbstwahrnehmung und ihre Stimmung Die Selbstwahrnehmung wird durch die Abarbeitung von Reizen zwischen dem, was si ausdrückn und dem, was beeindruckt, zum allgemeinen Lebensträger in einer Welt, worin die materielle Lebensproduktion keinen Sinn mehr macht, also nur bloße Existenzvermittlung ist. Der abstrakte Sinn der Selbstwahrnehmung besteht hier als Bestreben, die Ausschließlichkeit der Selbstgefühle allgemein für sich zu erleben, in sich selbst allgemeines Leben als natürliche Stimmung, als Stimmung von eigener Natur sinnhaft zu verspüren. So unmittelbar sich die Menschen darin erscheinen, so allgemein sind sie sich dabei als Mensch, als allgemein menschliche Natur, die immer und in allem Sinn hat, was immer sie treibt. Auf diese abstrakte Allgemeinheit immer wieder zurückzukommen, macht ihr Streben aus. Es ist die Absicht, sich durch möglichst viele andere Menschen als naturalisierter Mensch zu erscheinen, um die eigene gesellschaftliche Unwirklichkeit mit einer abstrakten Identität zu versehen. Es ist die Absicht, in unwirklichem Sinn sich ausschließlich als Mensch zu erleben und zu fühlen, sich vermittelst anderer Menschen einzustimmen und sich selbst in der Ausschließlichkeit des Selbstgefühls zu empfinden. Darin wird das Erfühlen der Erlebensinhalte zu einem bloßen Allgemeingefühl ihrer Bestimmtheit, zu einer Stimmung, wie sie im ausschließlichen Erleben als natürliche Lebensform aufkommt. Alles erscheint nun natürlich, ohne dass darin ein Quentchen Natur verwirklicht ist. Im Gegenteil, was natürlich ist (z.B. Kunst, Musik, Erkenntnis überhaupt) lässt sich als Event und Show auf wundersame Weise zu einer Event-Kultur vereinen, weil jedes für sich zur Bildung von Selbstgefühl veranstaltet wird und weil das bildungshungrige Selbstgefühl diese Veranstaltung allgemein nötig hat, um in sich selbst bestimmt zu erscheinen. In Wahrheit vereint es die Abstraktion von aller Bestimmtheit, die Absehung von ihrer Begründung. Stimmung kommt vor allem deshalb auf, weil man darin ohne Grund, also grundlos vereint ist und sie wird auch selbst schon angetrieben von den Event-Managern und dem abstrakten Verlangen nach Nähe und Dichte. Menschen begegnen sich darin höchst vertraut, ohne auch nur das Geringste voneinander zu wissen oder zu kennen. Ihre Beziehung hat keinerlei Erkenntnis mehr nötig, weil sie in ihrer Stimmung schon über das Erkenntnisvermögen hinausgeht. Die einzelne Wahrnehmung wird hiergegen obsolet und ihre Ödnis treibt zum Event, der aber wiederum auch nur ihre Verwirklichung mit hoher Dichte von menschlicher Anwesenheit ist. Stimmung macht vor allem die Masse. Die Ausschließlichkeit der Selbstwahrnehmung bezieht sich auf die Reize, welche dem Erleben zukommen. Das eine Erlebnis reizt nur, wenn das andere noch reizlos ist und es verliert seinen Reiz, wenn es seinen Eindruck verliert, wenn es also Sinnlosigkeit offenbahrt. Das Erleben besondert sich durch die Konkurrenz der Reize, durch die besondere Stimmung, worin die Selbstwahrnehmung ihrem Lebensraum Inhalt verleiht. Aber diese hält nur solange, wie sie Eindruck macht, wie sie jung ist, und der Inhalt verliert sich im Wechsel der Eindrücke, welche die Stimmung verändern. Wahrnehmung für sich wird darin ebenso unsinnig, wie Stimmung für sich. Nur was darin allgemein bleibt, übersteht Sinnlosigkeit. Reize machen Stimmung, wenn und weil sich darin ihre Wahrnehmungen von ihrem Sinn trennen, wenn und weil Wahrnehmungen darin in doppelter Weise gegenwärtig sind: Als Anreiz von Empfindungen vermitteln sie Sinn für ihr Erleben, als Form eines gereizten Gefühls haben sie den Sinn, den Menschen in ihrem Selbstgefühl bewegen, haben sie also den Sinn, der wirklich darin arbeitet. Auch wenn alles für sie im Erleben selbst keine konkrete Wirkung hat, so macht sie doch ihr Selbstgefühl mächtig an. Dieses hat alle Eigenschaften, welche die Wahrnehmung aus dem bisherigen Erleben erworben hat, was ein Mensch schon in sich aufgenommen und für sich gebildet hat und was seine Fähigkeiten und die Bildnisse seines Gedenkens, sein Gedächtnis ausmacht. Der Reiz des Erlebens reproduziert sich als Wahrnehmungsform der Selbstwahrnehmung, worin alles wirkt, was nicht mehr ist, und alles reizt, was Wahrnehmung im Selbstgefühl wirklich wahr macht. Darin ist der wahrnehmende Mensch mit seiner ganzen Geschichte, wie sie in ihm aufgehoben ist, in Beziehung zu sich als Mensch, der eine Wahrnehmungsidentität in den Reizen seines Erlebens findet, der also darin seine Natürlichkeit findet, empfindet und fühlt - und das ist alles, was jenseits der Selbstwahrnehmung nicht mehr wirklich wahr ist. In ihren Selbstgefühlen sind die Menschen Monaden einer allgemein entzogenen Wirklichkeit. Und sie werden zugleich für sich allgemein in den Anwesenheiten ihrer selbst und anderer, die in ihren Erlebnissen Wirklichkeiten ihres Selbstgefühls erzeugen, wenn sie darin angereizt sind und in der Lage sind, diesen Reiz in sich zu verspüren und zu verarbeiten. Das Erleben hat die Wahrnehmung durch seine Reize zur Selbstwahrnehmung in eine allgemeine Stimmung gebracht. Die Menschen fühlen darin nurmehr die Sensationen ihrer Einzelheit - doch dies fühlen alle. Die Einzelheit und Isolation ihrer Erkenntnisse besteht in ihren Selbstgefühlen zwar wesentlich fort, aber die Allgemeinheit derer Sensationen ist dem gegenüber bei größerer Masse von höherer Natur. Die Menschen tauschen ihre Gefühle in ihrem Erleben aus - aber nicht als das, was sie sind, sondern als Selbstgefühle einer Masse, worin sie wahrhaben, wie sie sich erleben, worin ihre Stimmung als Natur ihres Menschseins wirkt. In der Masse stimmen die Menschen in ihrer Sinnlichkeit überein, weil Masse selbst unsinnig ist, weil darin alle Bestimmtheit aufgehogen ist und Menschen darin ganz leer für sich allgemein verbleiben - als Menschen in Stimmung ohne jegliche Bestimmung. Die Allgemeinheit ihrer Selbstgefühle enthält somit die überwundene Ohnmacht ihrer einzelnen Wahrnehmung, welche für sie als solche keinen Sinn mehr hatte. Aus ihr beziehen sie aber weiterhin die Reize, welche ihnen ihr Erleben bietet. Auf diese stimmen sie sich ein, treffen mit ihren Stimmungen aufeinander und vergemeinschaften diese zur allgemeinen Stimmung ihrer Selbstgefühle, zu ihrer Grundstimmung. Was objektiv als Verdichtung der Wahrnehmung zu begreifen war, als das, was darin verschiedene Inhalte hatte und daher in der Form diesen gemein, also allgemein ist, wird in der Stimmung von Menschen zu einer Qualität der Selbstgefühle verallgemeinert, die keine konkrete Qualität mehr sein kann, die also abstrakte Identität sein muss. Die Menschen leben davon, sich in dieser Abstraktion von der Masse zu unterscheiden, sich durch ihr besonderes Anderssein nahe zu sein. Sie reproduzieren ihr besonderes Selbstgefühl, indem sie sich im allgemeinen selbst äußern, sich versinnlichen. Darin teilen sich Selbstgefühle mit, wie sie sich darin auch bilden. Stimmung zeugt Stimmung, indem sich Menschen mitteilen und sich in der Mitteilung verallgemeinern. So wie sie das Wahrnehmungsverhältnis durch ihre Stimme bestimmen, so produziert sich eine Stimmung aus dem Zusammentreffen, aus dem Erleben solcher Bestimmungen. Darin treffen sich also bestimmte Menschen in ihren Gefühlen und darin gleichen sie sich zugleich an. Ihr gemeines Sein ist das Allgemeinsein ihrer Gefühle in ihren Stimmungen, in denen sie eine Grundstimmung finden und leben. Wiewohl Erleben zunächst nur Lebensphänomen einer ausschließlichen Selbstwahrnehmung war, wird es in der Stimmung von Menschen allgemein, weil sie sich darin nicht nur wahrnehmen, sondern als wirkliche Menschen voll und ganz wahrhaben. Aber sie können dort allgemein nur haben, was sie für sich auch als Menschenmasse wahr machen. In der Absicht ihrer Wahrnehmung machen sie sich dadurch als Gegenstand von Gefühlen wahr, dass sie ihre Identität in der Masse ihrer Erlebnisse voneinander und durch einander finden. Diese Wahrnehmungsidentität macht Stimmung, wie sie den beteiligten Menschen enstpricht und sie entspricht ihnen zugleich nur, wenn sie im Einander-Erleben außer sich sind, wenn sie von ihrer Selbstwahrnehmung absehen. Die Menschen veräußern also die Wahrnehmungsidentität, die sie in ihrer Masse finden, zugleich zu einer Grundstimmung, worin sie sich einem Leben unterwerfen, dass sie selbst nicht äußern, das sie außer sich haben und worin sie sich selbst äußerlich sind. Ihre Wahrnehmungsidentität wird so zu einer allgemein äußerlichen menschlichen Identität, zu einer wirklichen Form der Selbstentfremdung der Menschen. Die Entsprechung gleichgültiger Wahrnehmungen macht in ihrer Verdichtung die Qualität ihrer Beziehungen aus, wie sie gesellschaftlich entstanden sind und als ihre private Wahrheit verbleiben. Die Bestätigung ihrer wechselseitigen Wahrheit finden sie damit auch nur noch in der Stimmung, wie sie ihre Selbstgefühle hervorbringt. Sie fühlen sich so, wie sie darin für sich und füreinander zugleich in gemeinschaftlicher Stimmung sind. Dies macht ihr wechselseitiges Selbstgefühl als allgemeine Wirklichkeit ihres Erlebens aus. In der Einstimmung auf abstrakte Lebensverhältnisse ist die Menschheit durch das Erleben von Geldverhältnissen ein gutes Stück in ihrer Selbstentfremdung vorangekommen. Bis in die erste Dekate des 20. Jahrhunderts waren solche Verhältnisse noch äußerst einzeln und lediglich in einer Geld besitzenden Klasse zu finden. Mit der weltweit vollständigen Ausbreitung der Kapitalverhältnisse bis hin zur Globalisierung des Kapitals wurden solche Verhältnisse über ganze Nationen und auch noch darüber hinaus transnationale Wirklichkeit der Geld begüterten Lebensräume.Die “Selbstentfremdung der Menschen von ihren Produkten” wird somit in der “Selbstentfremdung des Menschen von seinem Gattungswesen” (Marx in den Pholosophisch-ökonomischen Manuskripten) zu einer eigenen Wirklichkeit. Darin werden sich die Menschen gerade in der Entfremdung vertraut und bilden eine Lebensbasis, die an sich kein Vertrauen verdient, weil sie auf der Abstraktion von ihrem wirklichen Leben beruht. Doch in ihren zwischenmenschlichen Erlebnissen lässt sich dies auch “vergessen”, ist darin doch zumindest für die Selbstwahrnehmung das Menschsein versichert. Darin bilden sich zudem die Lebenswerte, die sich mitteilen und vermitteln wollen, weil sie sich zumindest ideell über die ganze Menschheit vermögend glauben können. Sie werden zur Ideologie des ganzen Lebens, das sie teilen, ohne wahrzunehmen, dass sie nur zerteiltes Leben wahrhaben. Ihr Trieb, sich als Selbstwahrnehmung der Menschheit verallgemeinern zu wollen, macht nicht nur den Menschen Angst, die unvermögend sind, er hat auch schon mal das Vermögen ganzer Lebenswelten mitsamt der Menschen darin vernichtet. Jede Abstraktion reduziert die Wirklichkeit, die sich darin entfaltet, auf einen leeren Kern - und darin keimt daher auch das Nichts als die Spirale einer Lebensvernichtung. Dadurch, dass die Stimmung einer gefühlten Allgemeinheit zur Grundlage der Wahrnehmungsverhältnisse wird, wird jedes Selbstgefühl davon bestimmt, wie es sich auch darin ausdrückt. Aber es drückt sich nicht als das aus, als was es bestimmt wird. Die Bestimmung liegt alleine in der Form, in der Dichte und Masse der Anwesenheiten. Mag sich darin die Selbstwahrnehmung auch angleichen, die Gefühle bleiben dennoch in dem unterschieden, was sie wahr haben. Jeder Mensch hat die anderen wahr und ist darin auch unterschieden. Die allgemeine Stimmung ist immer gebrochen durch die Gefühle, die auffassen, wie sie sich ausdrücken, wie sie also Grundlage des Eindrucks sind, der Erleben ausmacht. Von daher wird dieses durch Gefühle bestimmt, die sich zur Stimmung verhalten und die in der Stimmung bestimmte Gefühle beabsichtigen. 13.2 Die Absicht der Selbstgefühle In der Stimmung der Selbstwahrnehmung hatten die Selbstgefühle sich gereizt und zusammengefunden und sich zu einer wesentlichen Bestimmung der Selbstgefühle, zu einer Grundstimmung veräußert, die keinen äußeren Grund mehr kennt, wiewohl sie diesen wahrhat. Ohne sich hierauf zu beziehen, muss sie Selbstgefühl bilden, das nurmehr aus ihr selbst kommt, schin als Lebensausdruck der Selbstbezihung allgemein beeindruckt. In der Grundstimmung der Selbstwahrnehmung entsteht somit eine Absicht, sich durch sein eigenes Erleben allgemein zu machen. Die ist nicht so frei wie die Empfindung, weil sie als notwendiges Selbstgefühl empfunden wird und weil viele Empfindungen in diesen Zweck des Selbstgefühls gestellt werden müssen, welches nun die Wahrnehmung seiner selbst auszudrücken hat. Es also eine Absicht hierdurch begründet, die aus dem ensteht, was darin Eindrücken zusammengezwungen werden muss, was ein Selbstgefühl im Selbsterleben auch erzeugen muss. Der Wahrnehmungsprozess wird daher nicht mehr nur reflektiert, sondern auch selbst angetrieben, zu einer Tätigkeit gebracht, welche sie Wahrnehmung durch die Selbstwahrnehmung nun auch wirklich und dem Inhalt nach bestimmt. Wahrnehmung wird nun selbst zu einer beabsichtigten Erlebensform, die eine hohe Dichte von Reizen im Sinn hat und hierfür eigene Wirklichkeit erzeugt. Es wird sich zeigen lassen, wie die Form der Selbstwahrnehmung nun Inhalte hervorbringt, wie auch über sie hinausgreifen. Jedes einzelne Erleben war bisher in seiner Absicht so bemessen, wie es für eine bestimmte Stimmung nötig war, wie es also Gefühle erzeugte, die ihr der Form nach entsprachen. Menschen machten sich darin so wahr, wie sie sich erlebten, wie es für die Empfindung ihrer Gefühle nötig war, wie sie also sich selbst in der Stimmung wahrhatten, während sie andere wahrnahmen. Damit bestimmte sich ihre Wahrnehmung aus dem Bedürfnis der Selbstwahrnehmung, welche einzig nach einem angeglichenen Verhältnis zu sich selbst strebte, nach einer Entsprechung der Wahrnehmungen überhaupt, nach einer Identität der Selbstgefühle, die aus dem Erleben ihrer Stimmungen hervorgingen. Der Vorgang war so trivial, dass man meinen könnte, die Menschen würden sich mal eben in den Allgemeingefühlen ihrer Stimmungen vergessen. Aber genau das tun sie nicht wirklich, auch wenn es ihnen so scheint. Sie negieren lediglich ihre Einzelheit, ihr einzelnes Wahrnehmen und Wahrhaben. Sie bringen sich selbst in eine Allgemeinform ihrer Wahrnehmung, in welcher allerdings auch nur das wirklich wird, was diese allgemein sein lässt, qas sie also von dem enthält, was alle darin wahrhaben. Wo nichts von ihnen ist, da wenden sie sich vom Allgemeinsein ab. Aber was von ihnen ist, ist darin auf’s Seltsamste aufgehoben: Weil sie sich in der Allgemeinheit ihrer Gefühle keine Rechenschaft mehr abgeben müssen, was sie darin wahrhaben, enthält diese auch keine allgemeine Wahrheit, die zur allgemeinen Erkenntnis anstünde. Es ist lediglich die Entsprechung zur Selbstbefindlichkeit, was die Stimmung bestimmt. So kehrt sich jede Wahrheit des Gefühls zu dem um, was es zu dieser Befindlichkeit beiträgt, worin es also im Befinden zu einer Wahrnehmungsidentität gereicht, einer Allgemeinheit entspricht. Und das ist keine Identität des Wahrnehmens - es wäre absurd, einem Prozess eine Identität zu verleihen, die ihm selbst schon vorausgesetzt ist und sich in ihm selbst schon verwirklicht. Es ist eine unwirkliche Identität, welche die Menschen für ihr Befinden teilen, das sich zugleich der Wahrheit ihrer Empfindung entzieht. Aus der besonderen Wahrheit ausgegrenzter Empfindungen werden besondere Inhalte einer allgemeinen und abstrakten Wahrnehmungsidentität, die als einzigen wirklichen Zusammenhang die Befindlichkeit der Anwesenden hat. Aber diese reflektiert sich nur dann allgemein, wenn ihr besonderes Empfinden auch entsprechend hervorgekehrt wird, wenn es seine besondere Befähigung zu einer Bestimmung der allgemeinen Stimmung beweist. Man findet das an jedem Stammtisch, was hier als bloßer Vorgang beschrieben ist. Zwischenmenschliche Verhältnisse sind zwar etwas anderes, aber der Mechanismus ihrer Sortierung ist der gleiche. Allgemein anerkannt kann darin nur werden, was zugleich sehr besonders ist. Was allen wirklich gemein ist, bliebe bloße Selbstverständlichkeit, wäre der Beitrag einer Besonderung nicht ihr Nährboden. Solche Verhältnisse sterben ab, wenn dieser Beitrag auf Dauer ausbleibt, denn ihre abstrakte Identität lebt nur davon, was an Besonderheit hinzukommt und als solche eingeschlossen wird, abgetrennt und abgeschlossen von der Wahrheit, welche diese Besonderung in Wirklichkeit ausmacht. Gut ist in solcher Wahrnehmungsidentität, was sich gefühlsmäßig identisch ist, gleichgültig, ob es “gute” oder “schlechte” Gefühle sind. Deren Güte macht alleine die durch Einvernahme von Gefühlen erzeugte Identität aus. Und diese bestimmt nun das Verhältnis der Selbstwahrnehmung. Sie bemisst sich an der Stimmung, welche nicht mehr nur als Verallgemeinerung von Selbstgefühlen stimmt, sondern jetzt selbst zu einer Reflexion der Selbstwahrnehmung im Verhältnis zu anderer wird. Sie besteht vor allem aus der Fähigkeit, Wahrnehmungsformen in Übereinstimmung zu bringen, Empfindungen und Gefühle in Selbstgefühlen aufzuheben und hierzu unpassende Wahrnehmungen auszugrenzen. Es wird eingebracht, was stimmen muss, was aber zugleich in seiner Besonderheit die allgemeine Stimmung überhöht. In den Menschen entsteht unter dieser Bedingung ihres Erlebens die Absicht, dieser Überhöhung zu dienen. Die allgemeine Stimmung wird damit zum Maß des vergangenen, des schon “verbrauchten” Selbstgefühls. Sie sortiert daher jetzt die Wahrheiten, die sie zur Selbsterhöhung nutzen kann, um sich selbst zu vergegenwärtigen, sich in der Form gewiss zu werden, wie sie für sicch sein muss, und trennt diese Wahrnehmungen von den hierfür unnützigen. Damit wird eine Wahrheit in die selbstgefühlige Stimmung eingebracht, welche nichts als die Wahrheit dieser Sortierung ist. In das hierdurch bestimmte Selbstgefühl werden andere Gefühle nach Maßgabe der Sortierung verdichtet und einverleibt - und es verlangt auch zunehmende Masse, die Überhöhung der Stimmung voranzutreiben. Der Prozess ist in jeder Suggestion zu beobachten. Das Medium ist die Stimmung einer bestimmten Menschenmasse. Darin mischen sich unendlich viele Regungen, welche sich in der Stimmung so aufheben, dass darin eine Verdichtung aufkommt, die für keinen Menschen mehr erkennbar ist, Was die Körperlichkeit der Dichte dieser Masse ausmacht, wird als einzig wirklicher Inhalt gefühlt. Es ist dies das Gefühl eines Sortiments anwesender Leiblichkeit, einverleibte Gefühligkeit. Hierdurch sind Selbstgefühle, die durch die Einverleibung anderer Gefühle erzeugt werden und die Stimmung vorantreiben, gute Gefühle, und solche, die für sich bleiben, also “ungenießbar” sind, schlecht. Das Schlechte ist das Uneinnehmbare, das in sich Verharrende, das nun selbstbestimmt erscheint, weil es in der Lage ist, sich dem Sortiment der Gefühle zu widersetzen. Es ist nichts anderes, als was es zuvor auch schon war - vielleicht war es selbst mal Avantgarde einer Stimmung. Nun ist es alleine dadurch von ihr ausgeschlossen, dass es nicht mitgeht, nicht konkurriert um einen Platz in der allgemeinen Befindlichkeit. Und nur deshalb wird es als ein prinzipiell Anderes, als Bedrohung dererer Identität erlebt: Ohne eigenens Zutun erscheint es nun prinzipiell selbständig, weil es sich der Einvernahme widersetzt. Und weil es sich dieser widersetzt, erscheint es obskur. Selbstgefühle haben ihre Hochzeit als Gefühle der Masse. Die Regenbogenpresse führt deutlich vor, wie sie sich objektiv durchsetzt, zumal sie ja auch solches Gefühl gut bewirtschaftet. Sie fokusiert das besondere Gefühl als obskures und macht die Stimmungsmacher zu den Protagonisten der Zeit, zu den Stars der öffentlichen Befindlichkeit. Das Allgemeingefühl wird so zu einer Massenströmung, zu einem Zeitgeist, welcher die Kultur zusammmenhält. Das obskure Gefühl, das dem nicht entspricht, ist das Gegenüber dieser Selbstgefühle. Dies zu erkennen und auszugrenzen macht deren Bestreben aus. Es ist das Bestreben, das besondere Selbstgefühl zu verallgemeinern und das Allgemeine vor aller Erkenntnis in der Form der Wahrnehmung als allgemeines Selbstgefühl gegen jede andere Besonderheit zu bestimmen, diese sich durch Ausgrenzung zu unterwerfen, sich als bestimmendes Selbstgefühl gegen es zu behaupten. Das Ausgegrenzte ist hierdurch als ein obskures Gefühl zuerst darin bestimmt, dass es keine Nähe für die allgemeine Wahrnehmung hat, nicht erlebt sein will, weil es sich nicht ihr entsprechend ausdrückt und damit keinen Eindruck machen kann, keine Dichte erfäht, keine Eindrücklichkeit hat, also als fremde Bestimmung erfahren wird. Obskur ist das Fremde, das nur dadurch erzeugt wird, dass das Eigene allgemein sein will. Es erscheint als eine Welt, die nicht in die Stimmung passt und damit auch schon als Macht, die ihr nur daurch entgegenzustehen vermag, dass sie nicht mit macht. Das Andersseins bezieht seine Macht also nicht aus sich, sondern alleine aus dem Abgrenzungsbedürfnis der allgemeinen Selbstgefühle. Dass es für sich bleiben kann, erscheint in einer Welt allgemeiner Selbstgefühle gespenstisch, von Geisteskraft kündend und also gefährlich. Man kann sich nicht im Selben ausdrücken, was beeindruckt. Der Eindruck bestimmt eine Wahrnehmung, die dem Ausdruck verwehrt ist. Und der Ausdruck kann nicht eindrücklich werden, wenn darin nichts sinnlich erfahren wird, was sich darin regt. Aber im Selbstgefühl, das durch das Erleben der Selbstgefühle, wie sie sich ausdrücken und beeindrucken, gefestigt ist, vereint sich beides als widersprüchliche Bestimmung der Wahrnehmung, als Stimmung, in welcher sie über ihren Moment hinweg fortbesteht. Alles Erleben zeigt nun einen höheren Sinn: Es bringt die Menschen auf das, was sie nicht sind, durch die Allgemeinstimmung, die ihr Erleben erbringt. Darin sind sie in zweifacher Weise anders als sie in Wirklichkeit sind: Einmal durch das, was sie von sich als Wahrheit ausschließen, ausgrenzen, abweisen. Und einmal durch das, was sie durch die Ausgrenzung verallgemeinern: Der Sinn, der aus ihrer Mitte entsteht als Verdichtung der Vermittlung aller Selbstgefühle, die sich darin äußern. So stehen sich in der Stimmmung zwei Formen der Selbstwahrnehmung entgegen: Das eingeschlossene und das ausgeschlossene Selbstgefühl. Während erstres die Allgemeinheit belebt und erhält, begründet letztres erst das Gemeine der Stimmung, ihr Allgemeinsein. Nur durch die Ausgrenzung sind die Menschen füreinander bestimmt, die Eingeschlossenen wie die Ausgeschlossenen. Was sie an Selbstbestimmung ausgrenzen, was ihnen nicht gemein sein soll, belebt die Bildung ihres Allgemeingefühls, ihr allgemeines Selbstgefühl. Wovon sie ausdrücklich absehen, das macht die Absicht ihrer Allgemeinheit aus. Die Selbstvergegenwärtigung, welche die Absicht betreibt, entspringt der abgetrennten Geschichte, welche die Selbstbeziehung in der Stimmung der Wahrnehmungen erlangt hat. Sie stellt insofern die von dieser ausgeschlossene Geschichte einer Selbstbezogenheit dar, die Wahrheit, die sie ersetzen muss, die sie fortwährend negiert, um für sich gut zu sein. Dies ist der Grund, warum Vergangenheit zu einer so hartnäckigen Belastung für einen Menschen werden kann. Es ist die Grundlage aller “Verdrängungen” welche von der Psychoanalyse so eifrig kostatiert werden. Aber es ist nichts anderes als das durch die eigene Wahrnehmung im Selbsterleben ausgeschlossene Lebenserfahrung, das “Loch der Wahrheit”, durch welche das Erkenntnisvermögen belastet ist, und was es dazu treibt, sich in einem Zirkel der Selbstgefühle blindwütig zu bezichtigen, zu beschwören und dennoch fortwährend zu verneinen. Wie ein subjektiver Zirkel betreibt seine Absicht, sich in der Selbstvergegenwärtigung gegen die Wahrnehmung zu gewinnen, immer wieder neue Verrrücktheiten hervor, die wir aber erst im zweiten Band dieses Textes genauer erkennen werden, nämlich dann, wenn die Welt dieser zirkulären Selbstwahrnehmung vollständig entwickelt und geschlossen für sich ist. Aber schon an dieser Stele lässt sich zeigen, dass ausgeschlossene Wahrheit ihre eigene Wirkung für die Selbstwahrnehmung hat, dass sie in Wahrheit die Welt auf eine eigenartige Einfältigkeit reduziert, um mit ihr leben zu können, gleich wie sie wirklich ist. Die Eigenart der seelischen Störungen wird dies dann auch wirklich verdeutlichen können. Die Absicht der Selbstgefühle besteht in der Einstimmung einer Stimmung, einer Güte des Fühlens und Findens als Wahrnehmungsidentität des Erlebens in einer bestimmten Lebenswelt. Das grenzt die Gefühle der Menschen darin ein. Aber es grenzt alles andere aus, vor allem, die Empfindungen für ihre Beziehungen zueinander. Innerhalb ihrer selbstgefühligen Allgemeinheit können sie keinen Sinn mehr füreinander finden, als den, den sie durch diese Lebenswelt schon haben. Um Stimmung für vergemeinschaftete Selbstgefühle zu erzeugen, müssen sie sich zugleich gegen jene Empfindungen verhalten, die jedes Selbstgefühl außer sich lassen, die also auch dem Erleben äußerlich sind: Menschliches Empfinden für das Leben von Menschen. Solche Empfindungen stehen daher nicht länger in Beziehung zu den Gefühlen, die in den Selbstgefühlen einer Stimmung zurückkommen; sie stehen ihnen entgegen als Gewissheit von Beziehungen, die im Erleben von Gemeinschaft untergegangen sind. Selbstgefühle aber können nur in zwischenmenschlichen Verhältnissen entstehen, weil sie Reflexionen der dort aufkommenden Gefühle sind. Die Einstimmung kann also nur gelingen, wo Selbstgefühle der Absicht folgen, die Stimmung zu erzeugen, die sie für sich nötig haben, um sich in ihr finden und so empfinden zu können, wie sie sich fühlen. Das wäre relativ einfach, entstünde hierbei nicht die Notwendigkeit, sich über seine wirklichen Empfindungen zu erheben und diese von sich auszugrenzen als besondere Wahrnehmungen, die dem Selbstgefühl zuwider sind. Die Selbstwahrnehmung folgt in ihren Absichten einem ästhetischen Muster, nach welchem sich Gefühle so sortieren, dass sie dem Selbstgefühl entsprechen, und dass sich die Selbstwahrnehmung gegen die Empfindungen verhält, die sie von sich ausgeschlossen halten muss, um sich adäquat zu bleiben. Damit ist ein ästhetisches Verhältnis in der Wahrnehmung gegründet, das sowohl einem gesellschaftlichen Verhältnis in der Stimmung entspricht, als es auch dem Gefühlsverhältnis der einzelnen Menschen zu sich, also ihrem Selbstgefühl dienlich ist. Das im Allgemeinen bestimmte Selbstgefühl entspricht dem persönlichen Selbstgefühl, wenn es seine Absichten zu verfolgen versteht. Diese verfolgen nur einen Grundsatz zur Scheidung ihrer Selbstwahrnehmung: Das sich Inadäquate ist hässlich, das sich Adäquate ist schön. Das Hässliche ist entstanden, damit es das Schöne gibt. Und in diesem Unterschied entwickelt sich Wahrnehmung zur vollständigen Selbstwahrnehmung, zum sich selbst Fühlen in der Schönheit der Gefühle. Die so bestimmte Empfindung findet immer nur das, was sie auch fühlt. Sofern sie nicht hässlich ist, geht sie ganz in der Schönheit ihrer Gefühle auf und erfüllt deren Stimmung durch ihr eigenes Antlitz. Dies macht die Selbstgefühle aus und trägt sie zusammen zu einer Welt, worin das Besondere schön ist, wenn es dem Allgemeinen dient. Hierdurch wird eine eigene Wahrnehmungswelt zu einer Beziehungswelt des Schönen und jede Wahrnehmung in ihrem Sinn dadurch bestimmt, dass die Gefühle einen ästhetischen Lebenszusammenhang darin finden, dass sie sich über die wirklichen Empfindungen stellen. Das Wirkliche wird selbst häßlich, eben weil es dem Selbstgefühl widersteht. Es ist hier Schönes und Hässliches nicht für den Menschen erkannt, sondern nur der Form nach als Selbstgefühl so bestimmt, wie es der Erkenntnis nicht zugänglich wird. Es macht gerade dies die Grundlage für all den Kitsch der bürgerlichen Gefühlswelt aus, dass sie in der Wahrnehmung Trost und Befriedigung für ihr Selbstgefühl finden will und derweil all dies als Natur der Sache ansieht, um sich ihr Leben überhaupt als natürliches zu vergewissern, um sich einem natürlich scheinenden Sinn zu überantworten. Es gibt keine natürliche Schönheit. Schönes und Hässliches ist immer schon Menschenwerk. Ein schöner Stuhl z.B. beweist immmer auch gute Lebenspraxis, gute Arbeit und Sinn für eine Sache und die sie nutzenden Menschen. Nützlichkeit vorausgesetzt, macht Schönheit den Sinn der Sache, worin sie sich erkenntlich zeigt und als menschliches Produkt erkennbar macht. Das unkenntliche Produkt ist paralysiert, ist sinnentleert und bloß nützlich im Sinne von zweckmäßig. Aber des Menschen Zweck ist nicht, zu leben um des Lebens willen und nützliche Dinge zu haben, um leben zu können. Sein Zweck begründet sich im wirklichen Lebensprozess als Selbsterzeugungsprozess des menschlichen Lebens - voller Nutzen und Schönheit, Arbeit und Kultur. Von daher ist das unkenntliche Produkt eine Herabsetzung des Menschen unter seine Existenz, ein inkorporierter Existenzzwang, der ihm darüber mitgeteilt wird, dass seine Sachen nicht schön sind, er aber leben kann, solange seine Arbeit nützliche Dinge hervorbringt. Von daher lässt sich auch Adornos Formulierung von der “Wunde der Erkenntnis” begreifen, welche in der Kunst sich zeigt. Aber es ist nicht nur die Wunde der Kunst, sondern der Schmerz der Erkenntnis überhaupt, der sich durch die ganze bürgerliche Kultur ausbreitet. Es ist der Formalisierungsprozess der Erkenntnis durch die Wahrnehmung unter bürgerlichen Lebensbedingungen, die sie hindern, Erkenntnis zu werden, wenn sie deren gesellschaftliche Form nicht sich zum Gegenstand macht, sich nicht zur Kritik der politischen Ästhetik emanzipiert. Die Menschen sind sich nurmehr in ihren Gefühlen so gegenwärtig, wie sie ihre Selbstgefühle als schön empfinden, und diese werden ihnen zum allgemeinen Zusammenhang gemeiner Wahrheiten, die sich aus der Ausgrenzung und Beherrschung des Hässlichen bestimmen. Selbstgefühle haben ihren Grund in Wahrheit also darin, den Empfindungen wirklicher Wahrnehmungsgehalte zu widerstehen. Die Welt der Selbstgefühle beruht auf der Trennung von der Innerlichkeit und Äußerlichkeit des Wahrnehmens. Dass deren Formen in Feindschaft zu einander geraten sind, hat die Absicht bewirkt, welche die Selbstgefühle notwendig entwickeln. Da diese Absicht der Erkenntnis selbst äußerlich ist, hat sie die Wahrnehmung durch ihre Formbestimmung zu einem Äußerlichsein gebracht, das sich ihrem Inhalt entgegenstellen muss. Die Wahrnehmung bestimmt sich zum einen selbst in den Erlebnissen durch beeindruckende Gefühle fort, die für die Selbstwahrnehmung darin erzeugt werden, zum anderen bestimmt sie alle fremde Wahrnehmung in der Form einer ästhetischen Empfindung, worin diese entäußert, entfremdet und ihrer Einvernahme unterworfen wird als Stoff der Selbstbestimmung, als Abgrenzung des Fühlens durch die Ästhetik der Selbstwahrnehmung. Die Gefühle wollen in dieser Abstraktion die Nähe und Anwesenheit des Einvernommenen und die Ferne und Abwesenheit des Fremden. Nähe wird durch Abgrenzung gewonnen, durch Entfernung des Hässlichen. Indem die Menschen Nähe produzieren, produzieren sie eine gute Selbstwahrnehmung, gleich, was ihr eigenes Leben in Wirklichkeit ist. Und mit dem Ausschluss des Hässlichen erzeugen sie die Abweisung von dem, was sie nicht wahrhaben können, ohne der Wahrnehmungsidentität ihrer Gefühle zu schaden. In der ästhetischen Bestimmung und Unterwerfung der Empfindungen als fremde Gefühle, als Hässlichkeiten, verfolgen die Gefühle ihre wesentliche Absicht, wodurch sich die Nähe der Einvernommenen als das schöne und geschönte Erleben anderer Menschen durch ihre Stimmung wie von selbst ergibt. Die so errichtete Stimmung ist die ästhetische Vereinahmung der Gefühle, die darin einverleibt sind. Alle Empfindungen entstehen nun auf dieser Grundlage. Die Welt so gebildeter Wahrnehmungsidentität besteht nun aus einem Kreislauf formalisierter Empfindungen und Gefühlen, der für sich nur dadurch gut ist, dass er die Nähe der Menschen in ihrem Erleben erbringt, gleich, was sie für diese wirklich ist. Es entstehen Lebenswelten, in denen die Selbstverständlichkeit guter Gefühle die Menschen verbindet, welche somit begüterte Gefühle einer Identität sind, die eine Wahrheit durch sich selbst behauptet, die jeder Erkenntnis und Erkennbarkeit enthoben ist. C.G. Jung beschrieb die immer wiederkehrenden Bilder und Gestaltungen solcher Wahrnehmungsidentitäten als “Archetypen”, die er in der Naturhaftigkeit des Wahrnehmuns überhaupt begründet vermutete. Es waren für ihn die Archetypen einer ursprünglichen Natur des Unbewussten, welches einer kosmischen Ontologie zu entnehmen sei. In dieser Naturalisierung hat er dem entstehenden Nationalsozialismus seiner Zeit einen großen Dienst erwiesen, hat er doch damit vor allem die Naturalisierung des Bewusstseins, die Verewigung seiner Gründe und demzufolge auch die Notwendigkeit seiner Beherrschung auszuweisen versucht - nicht gewollt, aber mit Bewusstsein. Wissenschaft verfällt der Anschauung des Allgemeinen, wenn sie nicht weiß, was sie Wissen muss, um mit ihren Erkenntnissen voranzukommen. Und nichts anderes macht reaktiones Denken aus. Für die Selbstwahrnehmung hat jede Wahrnehmung darin Wert, dass sie ihre Güte befördert. Um das Maß ihrer Stimmung zu erweitern und auszudehnen. Um also eine hohe Dichte von Anwesenheit zu erlangen, sind möglichst viele Wahrnehmungen nötig als Abfolge von Ereignissen, die dadurch Erlebenswert haben, dass sie die Menschen reizen und erregen. In der Selbstwahrnehmung herrscht der Reiz, welchen die Wahrnehmung in der Beziehung zu sich selbst hat, also auf die Art und Weise des Selbsterlebens. Es bilden sich somit Erregungen, die zum Maßstab des Erlebens werden, eine Welt, worin sich die Wahrnehmung danach richtet, eine Welt gefühliger Selbstverständlichkeiten, Gegebenheiten erregender Selbstgefühle. In dem Maße, wie es dem Erleben gelingt, erregende Gefühle zu verschaffen, verliert die Wahrnehmung an Erkenntnis für ihre eigene Wahrheit. Die wesentliche allgemeine und gesellschaftliche Kulturerfahrung wird zur bloßen Anregung für Gefühle, welche ohne diese keinen Sinn bekommen oder haben können. Hierdurch wird auch letztlich erst der Abstraktionsprozess gesellschaftlich wahr, in durch welchen schon vor aller Erkenntnis von dem abgesehen ist, was nicht erregend ist, was also keinen (Er)Lebenswert hat. 13.3 Der wirkliche Selbstwert (Regungen als Erregungen des Selbstgefühls) Es waren die Regungen in den Menschen, aus denen ihre Bedürfnisse sich gebildet hatten. Das Verlangen nach Gegenständen, in welchen diese Regungen sich verwirklicht haben, erzeugte im Bildungsungprozess der menschlichen Sinne immer auch neue Regungen und neue Bedürfnisse, Erfindungen und Gestaltungskraft menschlicher Erkenntnis. Die Freiheit dieser inneren Gestaltungsprozesse war von den gesellschaftlichen Verwirklichungsmöglichkeiten der ihnen vorausgesetzten Regungen abhängig. Sie lebten davon, was sie an Sinn, Geschmack, Gehör, Gespühr usw. entwickelt hatten und auf die Weise, wie es ihnen gelang, die Gegenstände hierfür auch herzustellen. Der Entwicklungsprozess ihrer Arbeit entsprach dem wirklichen Gestaltungsprozess ihrer geschichtlichen Sinnlichkeit. Wo die Regungen nurmehr als Selbstgefühle bestehen können, weil die Beziehung zu den Arbeitsprodukten nur noch durch Geldbesitz bedingt ist, da hat dieses Verhältnis auch einen anderen Sinn. Nicht dass es keine Bedürfnisse mehr gebe; aber die Regungen, die sie ausmachen, resultieren nicht aus den Kulturverhältnissesn des Stoffwechsels, aus der Beziehung auf menschlichen Reichtum, sondern einzig auf den Reizen, welche zur Überwindung des Geldverhältnisses die Menschen noch berühren können. Es sind gereizte Regungen, welche die Menschen gesellschaftlich bewegen und sie in Bewegung setzen, Erregungen, die fast nur noch aus kulturellen Anstößen erwachsen, aus der Kulturform, in welcher die Güter als Kulturgüter angeboten werden. Das Erregende daran sind also keine gegenständlichen Bedürfnisse, sondern das Selbsterleben, das durch sie ermöglicht wird. Nur insoweit sie dem zwischenmenschliche Erleben dienen und nutzen, werden sie überhaupt als Gegenstände des Bedarfs angesehen. Reine Lebensmittel gehören zum Selbstverständlichen, wozu die rein äußerlichen Notwendigkeiten des Stoffwechsels gerechnet werden. Diese aber sind erst hierdurch veräußerlicht, vo ihren kulturellen Eigenschaften abgetrennt und unwesentlich geworden. Nur noch das Erregende kann in dieser Abtrennung die Menschen sinnlich erreichen, weil sie nur in ihren Selbstgefühlen erreichbar, also betrefflich sind. Doch auch der Reiz der Selbstgefühle liegt nicht mehr in ihren einfachen Regungen, die ihre wirkliche Gestaltungskraft ausmachen, sondern in der Wirkung der Anreize auf Menschen, die sich in zwischenmenschlichem Verkehr fortbilden und ausschließlich darin ihre Geschichte vernehmen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes hiervon angeregt und aufgeregt werden. Alle inneren Beziehungen finden nur unter der Bedingung wirklich statt, dass sie zwischenmenschliche Erregungen produzieren, also durch ihre Anregungen erregend sind. Ihr vorwiegendes gesellschaftliches Verhältnis ist das ihrer kulturellen Aufgeregtheit, ihrer wechselseitigen Erlebensproduktivität. Erst wenn sich Menschen selbst wechselseitig vollständig als Lebensbedingung erleben, kann ihr Selbsterleben wirklich in dieser Form allgemein werden und in seiner Allgemeinheit einen Wert für sich bekommen. Zugleich entsteht so aber auch das Selbsterleben als Lebensbedingung, also für jeden als Notwendigkeit, ihm Folge zu leisten. In der Art und Weise, wie die Menschen sich hierbei empfinden, fühlen und denken, wird eine Welt geboren, die ihren Sinn nur in und durch die Selbstwahrnehmung hat. Allem ist nach wie vor die materielle Lebensproduktion vorausgesetzt, doch diese wird sinnlich erlebt, weil sie durch Geldbesitz eine unmittelbare Lebensbasis hat, für die Menschen dieses Lebensraums also selbstverständlich ist - auch wenn sie kein Geld haben. Nicht die Selbsterzeugung des Menschen durch seine Lebensäußerung und Arbeit macht hierin die gesellschaftlichen Beziehungen aus, sondern die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, die in den Empfindungen und Gefühlen, in den Wahrnehmungen überhaupt stattfinden. Es ist die Welt wahrnehmbarer Lebensgestaltung, also einer Lebensgestalt, welche die Wahrnehmung hervorbringt, die Gestaltung von Lebensräumen und Körpern, die allgemeine Gestalt des Lebens, welches keinen anderen Sinn hat, als Wahrnehmungen zu erzeugen und zu erwecken, Eindruck zu machen und dies auszudrücken, sich als das zu erleben, was als Erlebnis beabsichtigt ist. Es ist ein Leben wie Tourismus in der eigenen Welt, ein Nehmen und Geben von Wahrheiten, die nicht wirklich wahr sein können, aber für die Wahrnehmung selbst als ihr Selbsterleben wahr ist: Dieses reflektiert Glück und Leid von zwischenmenschlichen Beziehungen, ihre Nähe und Ferne, ihre Annäherung und Dichte und ihren Selbstverlust. Das Selbsterleben ist eine bunte Welt voller Widersinnigkeiten. Und um die geht es hier. Sie macht die Welt einer wirklich und vollständig zur Selbständigkeit entwickelten bürgerlichen Kultur aus, einer Welt im Geldbesitz. Hier nun findet die Selbstüberhöhung, wie sie in der Absicht der Selbstgefühle schon begründet war, wirklich statt. Jeder Mensch findet im anregenden Erleben eines anderen zu seinem Selbstgefühl, weil er darin sich mit anderen Menschen allgemein erfährt, weil er sich also selbst allem gemein fühlt. Es gibt in der Tat innerhalb dieser Welt allgemein keine Unterschiede der Gefühle mehr, weil sie nicht mehr als Inhalt der Erkenntnis wirklich sinnlich sind, sondern lediglich der Anregung dienen. Jeder kann unmittelbar verstehen, wie ein anderer fühlt, weil er dieselbe Grundlage des Gefühls teilt, weil er also keine wirkliche Beziehung mehr empfindet, sich stattdessen selbst als Verwirklichung seiner Beziehungen fühlt. Und diese sind in dem Maße allem gemein, wie sie allgemeiner Lebenserfahrung entsprechen. Es genügt, eine Talk-Show von Johannes B. Kerner anzusehen, um zu erkennen, was solche Allgemeinheit darstellt. Darin ist jeder, der sich gewöhnlich nur selbst der Nächste ist, zugleich allem nahe, was jeder auf diese Weise erlebt hat. Die Nähe zu sich selbst macht den Reiz dieser Sendung aus. Und darin offenbart sie zugleich die Allgemeinheit dieser Beziehung, die Selbstverliebtheit in die Welt der ausschließlichen Gefühle. J.B. Kerner treibt seine Show damit auch weiter in ein allgemeines Lebensgefühl hinein, das nicht nur Liebe, Familie, Psychologie usw. betrifft, sondern auch Haushalt, Kochen und Sport zu einer Erlebenswelt zusammenzieht. Nirgendwo kochen die Fernsehköche daher lieber, als in seiner Koch-Show. Nur insgesamt wirkt alles ziemlich peinlich - vor allem, wenn es mal um wirkliche Empfindungen geht. Die Grundlage der Gefühle ist jetzt die Abstraktion von jeder wirklichen Beziehung, also der Beziehung, welche im Erleben selbst schon ausgeschlossen ist und jetzt im Selbstgefühl erlebt wird - wenn auch in seiner unwirklichen Form. Die wirklichen Beziehungen haben immer eine Hinterlassenschaft in allen Lebensformen, in Körper und Geist. So auch in den Gefühlen und ihrem Gedächtnis. Als vergangene Wirklichkeit können sie daher auch gegenwärtig wirken, Erleben bereichern und das Gewordene befrieden, so es Frieden nötig hat. Das ungegenwärtige Selbstgefühl lebt aber nicht wirklich von seiner Vegangenheit, sondern hat eine sehr heftige Gegenwart. Es wird nur dadurch allgemein wertvoll, dass es Zusammenhänge und Identitäten stiftet, wo diese ohne dies nicht möglich sind. Dadurch, dass Gefühle sich in dem treffen, verbinden und vereinen, was für sie Identität stiftet, entsteht ein Selbstwert, der sich allein aus der Nichtigkeit des Einzelnen, aus der Unmöglichkeit einer menschlichen Identität in einer Welt voller Selbstwahrnehmungen begründet. Wert haben die Gefühle, welche Identität verschaffen und Selbstwert erlangt, wer dieses Gefühl teilen kann. Im Selbstwert sind die Gefühle so idealisiert, dass ihre Verwirrungen ein Ende finden - und also so idolisiert, dass dieses Ende aus einem idolisierten Gefühl für sich bestehen kann. In Wahrheit werden durch den Selbstwert des Gefühls lediglich Selbstgefühle idolisiert, also allgemein und abstrakt verdichtet. Darin ist jeder Mensch anwesend, auch wenn er abwesend ist. Ein Selbstwertgefühl erhebt sich aus jeder Ruine, wenn es wirklich allgemeine sinnliche Subjektivität zu erheischen vermag. Ruinierte Beziehungen können auf dieser Basis wirklich wieder zusammenfinden und wirkliche Beziehungen dadurch auch ruiniert werden. Es ist die schlichte Basis für Selbstwahrnehmungen in einer Welt, die zunächst mal auf Wahrnehmungen und nicht auf wirklichen Menschen selbst gründet. Menschen, die sich mangels wirklicher gesellschaftlicher Verhältnisse aufeinander beziehen müssen, können nur im Bezug auf sich selbst sich wirklich allgemein beziehen. In ihrem jeweiligen Selbstwert haben sie daher auch die einzig mögliche Gewähr für ihre Gesellschaft. Es gelingt ihnen auf diese Weise, dort, wo keine Erkenntnisse möglich sind, anerkannt zu sein, - und das heißt lediglich: nicht gesellschaftlich geächtet zu werden. Selbstwertigkeiten entstehen überall, wo durch die Selbstwahrnehmungen vieler Menschen sich Selbstgefühle idolisieren lassen, wo sie gesellschaftliche Gewähr und Sicherheit für sie bieten - und sei dies auch zugleich nur der Orst ihres Entstehens. Es ist hierbei gleichgültig, ob es sich um Menschen, Sachen, Töne, Kunstformen oder anderes handelt und ob es im Tratsch an der Ecke oder in der Akademie von Intellektuellen, oder von Ästheten oder Politikern so betrieen wird. Selbstwerte bestehen alleine durch den Zusammenhang idolisierter Selbstgefühle, die darin angesprochen und angefühlt und anempfunden werden können, wo immer sie zur geselllschaftlichen Identitätsfindung nötig sind. Von daher wirken sie wie Fetische des Selbstgefühls, welches geistig und körperlich darin vereint ist. Aber diese Einheit ist nur theoretisch und von der Herkunft aus begriffen. Von der Gegenwärtigkeit der Selbstwahrnehmung wird diese Einheit schnell auf ihre körperliche Existenzform reduziert. Indem Selbstwerte zur Grundlage des Erlebens werden, bestimmen sie auch dessen allgemeinen Sinn, bestimmen das Erleben selbst zum reinen Selbsterleben. Was in Wirklichkeit längst vergangen, untergegangen ist, besteht gegenwärtig immer noch als Körper und Geist, welche durch Empfindungen und Gefühle sich gebildet haben. Der Körper ist von seiner Geschichte begeistert, wenn und wo er diese in sich vereint weiß. Als begeisterter Körper bringt er sich in das Erleben seiner selbst dort ein, wo sich ihm alles als bekannt darstellt, wo also alles seine Geschichte reflektiert und es nur seine Wirklichkeit gibt. Das Selbsterleben ist daher wesentlich körperlich. Aber es steht zugleich über dem Körper, indem es sich als Form des Selbstgefühls, als besondere Allgemeinheit des sich Fühlens ereignet. Allgemein fühlt man sich selbst, wenn man sich durch andere erlebt, wenn man also Verhältnisse betreibt, in denen man allgemein in seinem Gefühl als das bestätigt ist, was man geworden ist. Es ist keine Selbstbeziehung - diese begründet sich erst in der privaten Persönlichkeit. Es ist reines Selbsterleben, welches den Körper so begeistert sein lässt, wie er andere zu begeistern vermag. Was er aus seiner Geschichte heraus darstellt und als Gedächtnis hat, bestimmt das Erleben in einer Körperwelt, worin sich Menschen körperlich begegnen, worin sie allgemein füreinander vor allem Körper sind und daher in Wirklichkeit auch rein körperlich nur füreinander Geltung erlangen. Alle Sinne werden so aufgefasst, wie sie darin erscheinen. Von daher sind sie in ihrer Selbstwahrnehmung seelig und erscheinen auch durch ihre Beziehung auf sich selbst beseelt. Was an ihnen menschlich erscheint, ist für sie zugleich wesentliches Menschsein, ist ein Wesen des jeweils einzelnen Menschen, Seele, die ihn ausmacht und die er als seine Besonderheit, als Geist für sich, in diesen Verhältnissen hat. So hat er ein Wesen erhalten, worin sich Körper und Geist selbst unmittelbar versöhnt: Was im Allgemeinen nur körperlich da ist als Sinn abstrakter Sinnlichkeit, erscheint nun im Einzelnen als Seele der Individuen, die über ihr körperliches Selbsterleben seelig sind, die sich darin beseelt fühlen. So ist das Erleben dahin gelangt, im Selbsterleben einen Geist für sich zu entwickeln, sich an seinem Erleben selbst zu begeistern. Aus dem ungelebten Sinn zwischenmenschlicher Verhältnisse hat sich somit ein Geist ergeben, der die Menschen begeistert und sich zu einer eigenen Beziehungsform entwickelt, die das Erleben nun selbst bestimmt, es vorantreibt und ausfüllt. Deren einzelne Wahrheit bleibt notwendig isoliert, weil ihre Allgemeinheit nur abstrakte Körperform ist, aber in einer Kultur der Ereignisse, in einer Eventkultur wird das abstrakt Allgemeine auch sehr real durch die Anwesenheit vieler Körper, durch Körpermasse und als Körpernähe schlechthin. Darin entsteht unendlich viel Stoff für eine Begeisterung, deren Geist an und für sich sinnlos ist, weil er in der Allgemeinheit seiner Wahrnehmung nur voneinander isolierte Erlebenswelten wahrhaben kann, also für sich eine isolierte Wirklichkeitsform der Wahrnehmung ist. Diese würde sich schnell wieder aufheben, wenn sie gerade auch dem allgemeinen Erleben eine Wesentlichkeit für sich selbst gewinnen könnte, eine allgemein abstrakte Selbstgezogenheit, durch welche sie nicht nur Selbstgefühl hat, sondern auch Selbstgefühl produziert: Das Selbst. 13.4. Der Körperfetischismus In der Welt der Selbstgefühle ereignet sich jedes Selbstgefühl selbst durch sein körperliches Dasein, wird also selbständig durch seine körperliche Anwesenheit unter der menschlicher Körperlichkeit zwischenmenschlichen Beziehungen. Im hierdurch selbständig gewordenen Selbstgefühl ereignet sich jetzt jede Empfindung nur durch die körperliche Anwesenheit anderer Menschen als Selbstwahrnehmung, als Gefühl seiner selbst durch den körperlichen Eindruck anderer Menschen. Sie hat sich somit verkehrt zu eine Wahrnehmung durch die Körperlichkeit der eigenen Selbstgefühle in anderen. Diese erscheint daher nun als körperlich verselbständigte Selbstwahrnehmung, als Lebensgestalt der Selbstwahrnehmung schlechthin, als eine körperlichen Wirklichkeit der Selbstwahrnehmung - und von daher nur noch so, wie sich diese ereignet. Im menschlichen Körper stellen sich nicht nur dessen materiellen Eigenschaften und Fähigkeiten dar, sondern auch sein Dasein in einer bestimmten Kultur, sein Leiden und seine Tätigkeit in der Gestalt seiner Sinnbildung. Dies bedarf keiner sonderlichen Erklärung, weil es selbstverständlich ist, weil eben Mensch und Gegenstand, Subjekt und Objekt, immer in einem sinnlichen Verhältnis stehen, in Geist und Sinn wirklich da sind. Doch mit dem Verlust des wirklichen Gegenstands wird auch der Körper zu einem bloßen Sinnbild, in welchem sich keine gegenständliche Wirklichkeit darstellt, sondern vor allem das, wofür er stehen soll: Für das körperliche Erleben einer gegenstandslosen Kultur. In dieser haben sich die Menschen selbst als Gegenstand, als Körperform ihres Selbsterlebens, ihren Körper als existenzielles Mittel ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Körper wird hierdurch zu ihrem Maß und Mittel als Aneignungsform zwischenmenschlicher Erfahrung. Ihre Selbstgefühle treffen darin auf ihre Empfindungen, ihre Selbstwahrnehmung ist nur darin gegenständlich. Wo sich die menschlichen Beziehungen dem zwischenmenschlichen Erleben unterworfen und sich in ihren unterschiedlichsten Erlebnissen allgemein auf andere Menschen bezogen haben, haben sich die Empfindungen in die verschiedensten Wahrnehmungen aufgetrennt, die sich in ihrem Körpergefühl zusammenschließen. Die Ausstattung mit diesen Erfahrungen hat diese Verallgemeinerung der Gefühle sich zu eigen gemacht und drückt sich in jedem zwischenmenschlichen Erleben aus. Als Ausdruck einer Selbstwahrnehmung macht dies eben auch Eindruck auf andere. Im Körper selbst vermittelt sich allgemein, was Menschen voneinander wahrhaben und was ihre Empfindungen zusammenführt. Die zwischenmenschliche Wahrnehmung der Menschen ist daher wesentlich körperlich, weil ihnen in dieser Abtrennung von ihren gegenständlichen Verhältnissen wesentlich nur die Naturalform ihres zwischenmenschlichen Lebens als Sinn eines bloßen Naturerlebens verbleibt, als Körper von eindrücklicher Sinnlichkeit, die nur als Bildnis des Erlebens wahr sein kann (siehe Haptik). In jedem einzelnen Erleben drückt sich ihr Leben aus, gleich, wie wirklich es auch sein mag (sieheAusdruck). Allgemein erscheint ihnen ihr unmittelbares Leben darin in jedem Fall körperlich. Und in der Abstraktion von seiner Geschichte und Zeugung wird Körper selbst als allgemeine Ausdrucksform ihres Lebens wahrgenommen, auf seine Vitalität als solche reduziert. Je lebloser die menschlichen Verhältnisse gesellschaftlich werden, je gegenstandsloser ihre Wirklichkeit ist, desto mehr wird das Körpererleben zum Sinnbild von Lebendigkeit überhaupt, zur Kultform eines allgemein menschlichen Erlebens und von daher zum Fetisch eines gesellschaftlichen Lebens schlechthin. Darin wird die Körperform zu einer allgemeinen Personifikation des vereinzelten und an und für sich isolierten Lebens und wird von daher als allgemeine menschliche Subjektivität, als menschliche Identität schlechthin begriffen. In diesen zwischenmenschlichen Verhältnissen finden die Menschen sich in ihrem Körper selbst und werden ganz für sich allgemein zu einem Menschen, wie er leibt und lebt, ein jeder Mensch als Naturkörper seines allgemeinen Menschseins, das seinen abstrakten Inhalt, seinen abstrakten Sinn in der Wahrnehmung eines jeden einzelnen Menschen, im körperlichen Dasein seiner Menschlichkeit aufgehoben hat, auch wenn diese darin vollständig isoliert erscheint. Was die Menschen darin letztlich voneinander haben, ist ja auch nur noch der Eindruck, den sie aufeinander machen und was sie hierfür gestalten und ausdrücken. Es wird der Körper selbst als allgemeine Ausdrucksform des Lebens wahrgenommen, auf seine Vitalität als solche reduziert und die Menschen zur leibhaftigen Ausdrucksform individueller Körperlichkeit, die sich in deren Erleben und Ereignen abstrakt verfallgemeinert. Je lebloser die menschlichen Verhältnisse gesellschaftlich werden, je gegenstandsloser ihre Wirklichkeit ist, desto mehr wird das Körpererleben zum Sinnbild von Lebendigkeit überhaupt, zur Kultform eines allgemein menschlichen Erlebens und von daher zum Fetisch eines gesellschaftlichen Erlebens schlechthin. Darin wird die Körperform zu einer allgemeinen Personifikation des vereinzelten und an und für sich isolierten Lebens und wird von daher selbst schon als allgemeine menschliche Subjektivität begriffen (siehe hierzu auch abstrakt menschlicher Sinn). Fetischismus ist die Unterwerfung unter einen Fetisch, einem Symbol oder Bildnis eines Kultes, an welchem sich schon die früheren Kulturvölker versammelt haben, um ihren Göttern zu dienen, von denen sie glauben, dass durch sie ihr Leben gegeben ist. Wo den Menschen ihr Leben nur noch durch das persönliche Dasein ihrer Körperlichkeit gegeben erscheint, wird ihnen diese zu ihrer Persönlichkeit. Diese ist deren notwendiger Schein, also die Form worin der abstrakte menschliche Sinn körperlich erscheint, sich allgemein sinnlich verkörpert. Ein Körper ist an und für sich nur eine Raumgestalt, worin von allem Inhalt abgesehen ist, eine Abstraktion. Aber als eine mit Leben gefüllte Form, ist er eben als dieser bestimmte Körper die gesellschaftiche Erlebensform inhaltsloser Bezogenheiten, Sinn für sich und durch sich als Substanz der Formbestimmung des Erlebens. Besonders wo Menschen in Geldverhältnissen (siehe Geldbesitz) keinen anderen Ort haben, der ihre zwischenmenschliche Beziehungen als wirklich menschliche Beziehungen leben lässt, wird der Körper zum Schauplatz der Ereignisse, worin sie ihr Leben empfinden und äußern, worin sie aufgehen und sich spüren, Kultform ihrer vergesellschafteten Selbstwahrnehmung. Durch ihren Körper leben sie, was sie erleben. Und was sich darin regt, erregt zugleich die Sinne. Nur im Körper haben sie wirklich wahr, auf was sich ihre Wahrnehmung bezieht. Und darin haben sie daher auch den wirklichen Stoff ihrer Beziehungen als wirkliche Selbstbeziehung. Was ihre Körperlichkeit reflektiert ist zwar wesentlich auch geistig; doch als Kulmination ihrer Lebenssubstanzen ist der Körper jetzt vollständig und ausschließlich zum stofflicher Träger ihres Erlebens geworden. Als dieser bestimmt er selbst die Wahrnehmung, wie sie gefühlt wird. Weil die Menschen keinen anderen Ort haben, der ihre zwischenmenschliche Beziehungen als wirklich menschliche Beziehungen leben lässt, ist der Körper zum Schauplatz der Ereignisse geworden, worin sie ihr Leben empfinden und äußern, worin sie aufgehen und sich spüren. Durch ihren Körper leben sie, was sie erleben. Und was sich darin regt, erregt zugleich die Sinne. Nur im Körper haben sie wirklich wahr, auf was sich ihre Wahrnehmung bezieht. Und darin haben sie daher auch den Stoff ihrer Beziehungen als wirkliche Selbstbeziehung. Was ihre Körperlichkeit reflektiert ist zwar wesentlich auch geistig; doch als Kulmination ihrer Lebenssubstanzen ist der Körper im Körperfetischismus vollständig und ausschließlich zum stofflicher Träger ihres Erlebens geworden, worin alles Geistige geronnen, entgeistigt ist. Die Inhalte der Wahrnehmung erscheinen darin verkehrt und ihrer Gegenwart enthoben. Sie bestehen nurmehr aus einer körperlichen Erinnerung, welche sie verzaubert. Körperfetischismus ist die Mystifikation der Erinnerung, wie sie in der Trennung des Körpers von seiner Wirklichkeit in der Form erscheint, in der sie allgemein einverleibt wird. In der wechselseitigen Sinnerneuerung der zwischenmenschlichen Kultur durch das Selbsterleben des Körpers wird dieser entleiblicht, weil er als Tauschobjekt des Bedarfs an Gefühl für sich selbst seinen Sinn entäußern muss. Diese Trennung von Sinn und Gefühl bestimmt daher die Empfindung, die ihm vorausgesetzt ist und macht die Erlebniswelt der zwischenmenschlichen Verhältnisse zu einer Lebenswelt der Selbstverwirklichung. Im Selbstgefühl steht dieses Verhältnis Kopf, weil es als ein Resultat der Verallgemeinerung von Gefühlen die Empfindungen in ihrer Haptik bestimmt. Von daher erscheint ihnen ihr Leben als Äußerung ihres Körpers, als individuelle Körperlichkeit, worin die Menschen ihre gesellschaftliche Beziehung in solcher Kultur finden und haben. Die Menschen gelten einander in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen selbst durch ihren Körper als Existenzmittel, als Sache ihrer unerfüllten und also auch nicht erfüllten sachlichen Gesellschaft. Der Körperfetischismus begründet eine eigene Hingabe und Unterwerfung jeglicher Sinnlichkeit unter ihr körperliches Dasein als Person. Sie selbst erscheint nun als ihre ausschließliche Wirklichkeitsform, - als das, was die Menschen für ihre Persönlichkeit von Natur aus als ihren Leib in der Abstraktion von seinem Sinn zu haben scheinen: Körper, Geschlecht, Lebensbedarf (Bedürfnisse nach Lebensmittel) überhaupt. Indem sie dies zum Mittel ihrer Beziehung machen, unterwerfen sie sich ihrer eigenen Leiblichkeit und nutzen diese zur Ausfüllung leerer Bezogenheit (siehe Entleibung) als abstrakte Identität ihrer Zwischenmenschlichkeit. In der Verherrlichung dieser Körperform des Erlebens betreiben sie den Kult ihrer Gesellschaftlosigkeit als Begeisterung für Körper schlechthin (siehe Körperkult). Die Natur allerdings wäre weit gesellschaftlicher, als solche Selbstwahrnehmung, zeigt sie doch auch schon körperlich gesellschaftliche Beziehung (z.B. in der Naturempfindung zwischen Mann und Frau und Kind als gesellschaftlicher Selbsterzeugungsakt der Gattung und als Reproduktionsverhältnis). Aber in der isolierten Form der Individualisierung wird der Körper entstellt zu einer naturhaften Erscheinung sinnlicher Lebenszusammenhänge, die nichts anderes sind, als was sie an körperlichen Sinn haben und nichts anderes verkörpern als das Dasein der Körper selbst. Weil sich in ihm noch regt und erregt, was aus menschlichen Beziehungen an Leben erscheint, wird in ihm auch die von ihrer gegenständlichen Gesellschaft abgetrennte zwischenmenschliche Beziehung allgemein körperlich empfunden, die Zwischenmenschlichkeit als persönliche Menschlichkeit. Den Menschen erscheinen ihre Körper als Lebenszusammenhang, weil ihr Leben nicht mehr wirklich körperlich ist (siehe Entleibung). Was sie voneinander wahrnehmen ist das, was sie durcheinander sind: Mittel ihrer Sinnlichkeit (siehe Zwischenmenschlichkeit). Was die Wahrnehmung ausschließt, das haben die Sinne wahr. Dies ist der objektive Grund des Körperfetischismus: Der Körper erscheint wahrer als das, was die Wahrnehmung glaubhaft machen will. In ihm erscheinen menschliche Beziehungen, das Verlangen des Menschen nach dem Menschen, noch als menschliche Natur, wenn auch nur abstrakt (siehe z.B. Geschlechtstrieb). Zumindest darin können sich die Menschen als Menschen gelten, wenn ihr Geist gegen ihre menschliche Existenz gleichgültig geworden - wenngleich sie sich hierin vom Tier nicht unbedingt unterscheiden müssen. Gleichgültig, was sie tun, was ihre Geschichte ausmacht und wodurch sie leben: Im Körper erleben die Menschen immer und ausschließlich sich selbst als Kultur für sich. Ohne gegenständliches Leben haben sie ihren Lebenszusammenhang auch wirklich nur durch ihren Köper wahr, lieben sich, wie sie sich erscheinen, weil sie sich als das erscheinen, was sie lieben (siehe Ästhetik). In ihnen regt sich, was außer ihnen geboten ist (siehe Ereignis) und sie bieten ihre Selbstwahrnehmung als Gegenstand der Wahrnehmung (siehe Geschlechtsarbeit). Daher sehen sie sich ihren sinnlichen Regungen unterworfen, weil sich ihre Sinne nicht mehr wirklich für andere regen, weil sie also nur an anderen Sinn für sich finden, sich durch andere erregen, um Regungen zu haben. Wo sie solchen Sinn finden, sind sie nicht sinnlich und wo sie sinnlich sind, haben sie keinen anderen Sinn, als den Sinn ihrer Beziehung, ihre Vermittlung durcheinander als Mittel ihres Lebens. Sie scheinen ihrer Natur unterworfen, weil sie sich ihrer Natur nicht gewiss sind, weil und solange sie sich nicht natürlich verwirklichen, in ihrer gesellschaftlichen Natur wirklich leben können. So erscheint alleine im Körper ihr abstrakt menschlicher Sinn unmittelbar sinnlich, ihre Lebenswelt als Naturgewalt ihrer Sinnlichkeit. Das Verlangen des Menschen nach dem Menschen wird zu einer Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit, zur körperlichen und also räumlichen Verfüllung ihrer gesellschaftlichen Gegenstandslosigkeit (siehe Raum), ihrer sozialen Ödnis. Die bloße körperliche Gegenwart bestimmt die Erkenntnis, welche Menschen voneinander haben, zu einem geistigen Wesen, das keine andere Welt als seinen Körper hat. Die Körpererfahrung wird zur Erfahrung schlechthin, zu einem geistigen Wesen, das sich als persönliches Wesen, als Seele, gestaltet. Sie macht das Maß der Erfahrung von den Beziehungen zwischen den Menschen aus und ist somit auch der Maßstab zwischenmenschlicher Beziehung. Das Erleben als solches ist nicht unbedingt geistlos, aber es fixiert eine Selbsterinnerung, die ihre bestimmten Inhalte und Geschichten in den Hintergrund drängt und sich auf diese Weise über deren geistigen Inhalt und dessen materielles Sein erhebt. Im Körper erscheint daher jetzt all das zusammengehörig, was in Wahrheit völlig getrennt ist. Indem es durch ihn erlebbar wird, fixiert sich darin auch die Geschichte von Erlebnisse, die in ihm selbst keinen Sinneszusammenhang haben, wohl aber als sinnhafte Erinnerung der Erregungen existieren. Die Wahrnehmung ist in dieser Erinnerung mächtiger als das, was sie wirklich wahr hatte, weil sie ihre Gegenwärtigkeit auf den Körper reduziert und also zur Ewigkeit erhebt. Das Erlebte verbleibt als körperliches Geschehen für sich in der Begeisterung, in der zur Geschichte gewordenen Aufregung. Es verbleibt im Körper als Grund der Erregung der Selbstfgefühle erhalten. Es sind darin geronnene Gefühle bewahrt, die sich nicht bewahrheiten lassen, weil sie ihren lebendigen Inalt außer sich gelassen haben, auch wenn sie ihn durch sich verspüren, - eben als Gefühl für sich erinnern. Von daher verbleibt die Begeisterung dem Inhalt nach hiervon getrennt als reine Vergangenheit eines Selbstgefühls, als Geschichte, die als solche keine körperliche Gegenwart, dafür aber ein intensives Verlangen nach Empfindungen hat. Weil sie voneineinander getrennt sind, erscheinen die körperlichen Erregungen und ihre Geschichten nun auch unterschieden. Lediglich was der Körper hiervon bewahrt hat, was ihn gebildet, gestärkt oder klug gemacht hat, bleibt auch wirklich erhalten. Er ist zur Basis aller weiteren Selbstwahrnehmung geworden, die sich nun als innere Geschichte eines Menschen nurmehr körperlich darstellen kann. Die Erlebnisse auf dieser Basis erscheinen daher jetzt besonders ästhetisch. Sie gelten nicht mehr nur als reizvoll, sondern erbringen eine fantastische Körperlichkeit, die eigene Wirklichkeit als purs Selbsterleben im eigenen Körper beibringt, die eine Verwirklichung des Begehrens der Selbstgefühle darstellt, das in der Vergangenheit entstanden war und nun die Gegenwart als Erfahrung von Selbstwert schon alleine in der Besonderung des eigenen Körpers durch die allgemeine Körperästhetik bestimmt. In ihm bewahrheitet sich nun das Verhältnis der Selbstgefühle als Körperform eines Lebenszusammenhangs. Die Geschichte erscheint nun selbst ungegenwärtig, weil sie ihre Regungen als Formen ihrer körperlichen Regsamkeit im Selbstgefühl erfährt. Der Körper selbst wird zur geschichtlichen Gestalt, an der sich alles weitere Geschehen wie in einem Kult relativiert. Das Leben selbst erscheint nun selbst nur als Körper, der als solcher auch erlebt wird, zum absolute Geist aller Erlebnisse wird. In diesem Sinn ist Körper selbst nur noch als ein Ungeist gegenwärtig, der alles begeistert, was darin einen Sinn sucht, weil es keinen Sinn mehr für sich hat. Natürlich ist nach wie vor jedes Erlebnis der Selbstgefühle auch körperlich. Es gibt kein Erleben ohne Körper. Doch die ästhetische Form des Körperlichen als Wahrheit der Geschichte des Selbsterlebens unterscheidet sich von der aktuellen körperlichen Sinnlichkeit sehr. Hier geht es jetzt darum, dass der Körper selbst zur ausschließlichen Erlebensform geworden ist, dass jedes Gefühl davon abhängig ist, was erlebt wird und was erlebt wurde und dass es darin durch die Ästhetik einer Geschichte bestimmt wird, welche die hervorragende Empfindung der Gegenwart ausmacht. Das Leben bekommt eine neue Lebendigkeit der ästhetischen Wahrnehmung. Es erscheint nurmehr lebendig, was reizvoll ist und nur der Körper selbst kann diese Reize haben, weil sein Geist in ihm längst versunken war. Gleich, was die Menschen voneinander erkennen, im körperlichen Erleben haben sie alles im selben Sinn, - eben je nach dem, wie sie sich körperlich erleben und aufeinander wirken. Aus den Verhältnissen des Erlebens hatte sich hierdurch eine Welt voller Selbstgefühligkeit gebildet, die sich nun als eine höchst körperliche Gesellschaft herausgestellt hat, in welcher die Menschen sich zwar nicht mehr durch ihr wirkliches Leben aufeinander beziehen, worin sie aber an ihrem sinnlichen Leben teilhaben. Die Lebensgestaltung, worin ihre Sinnlichkeit räumlich erscheint, - die Art und Weise des Selbsterlebens in einer Sinnesgestalt des Lebens -, ist jetzt selbst zum Körper des Lebens geworden. Das Körperliche überhaupt, welches eigentlich jeder Gesellschaftsform vorausgesetzt war, ist nun hierdurch Träger eines gesellschaftlichen Erlebens - und nicht nur das: Der Lebensraum der Sinne ist der ausschließliche Ort, worin sich dies überhaupt vermittelt. Sowohl in den Kulturgütern, in den Resultaten der gesellschaftlichen Verhältnisse, soweit sie über die Vernutzung der Güter hinausreichen, wie auch in den Menschen selbst als Lebensgestalten ihrer Sinne, geraten hierdurch die Lebensgewohnheiten in eine allgemein gesellschaftliche Sinnesgestaltung, sei es in der Form einer Sache (z. B. Architektur), im Ausdruck körperlicher Anmache (z.B. Mode) oder als Persönlichkeit, als Idol. Solche Wahrnehmungsverhältnisse, in welchen der Körper als solcher zu einer allgemeinen gesellschaftlichen Form wird, in der er selbst die Gestalt annimmt, in welcher diese Gewohnheiten sich mitteilen, verallgemeinern und vermitteln, stellen sich nicht nur Selbstgefühle dar - sie gestalten diese in dem Sinn, durch welchen Menschen sich allgemein in ihrem Zusammensein begründet sehen. Was sich in den Menschen sinnlich abstrakt nur vermittelt hat, wird auf diese Weise zu einer gesellschaftlichen Mitteilung, worin sich die Menschen kulturell vermitteln und auch als kulturelle Mittel, als Mit-Teil ihrer Kultur erleben. Dieses Erleben ist so allgemein und gewöhnlich, wie es außergewöhnliche Wirkung hat. Es ist die Wirkung eines allgemeinen Selbstgefühls, das jene des individualisierten Selbstgefühls an Masse und Kraft weit übersteigt, weil das Allgemeine dieses Gefühls nun aus der körperlichen Masse und Dichte des Erlebens kommt. Das Einzelne unterscheidet sich wesentlich von dieser allgemeinen Besonderung, weil es darin abwesend ist, weil es also in seiner Abwesenheit die Wirkung eines allgemeinen Anwesens hat. Die allgemeinen Verkörperungen haben daher eine allgemeine öffentliche Wirkung, die schon im einzelnen Gefühl hervorragend und nun allgemein da ist, ohne wirklichen Grund und wirkliche Anwesenheit zu haben, aber für jedes Einzelne durch dessen massenhafte Anwesenheit bestimmt und bestimmend zu sein. Indem die Menschen sich über ihr körperliches Dasein außergewöhnlich fühlen und geben, werden sie zum Mittel kultureller Lebensgewohnheit und teilen im Grunde auch und gerade nur mit, was darin schon geworden ist, bevor es zum Leben finden kann. Das wirkliche Leben selbst zählt lediglich als Umstand einer kultivierten Körperlichkeit. Es wird zu einem besonders sinnlichen und hierdurch zu einem gesellschaftlich übersinnlichen Leben, woran sich Lebenserwartungen, Liebessehnsüchte und Hoffnungen auf Zukunft und Geschichte knüpfen, die das Leben, wie es ist, zumindest erträglich machen. Um ein Leben in völlig gespaltener Wahrheit zu ertragen, wird das Körpererleben zum Band unendlicher Bezogenheit auf eine Welt, die dann auch tatsächlich unendlich Körperlich ist. Darin vergeht jede Geschichte, aber zugleich erlebt sich jeder Mensch darin höchst geschichtlich, weil er in Ereignissen lebt, die unendlich bestimmt erscheinen. Was ihn ihm Einzelnen ausfüllt, trennt ihn nicht nur von seinem allgemeinen Lebenszusammenhang ab; der Lebenszusammenhang besteht überhaupt nur aus der allgemein besonderten Vereinzelung des Selbsterlebens, aus der allgemeinen Abtrennung eines jeden Einzelnen. Das Glück erscheint darin so unendlich, wie es auch nur unendlich zerstückelt auftritt. Alles, was die Menschen in ihrem Erleben voranbringt, das zerfällt im Lauf ihres Lebens in eine unendlich mächtige Vereinzelung, die ihre Individualgeschichten dann auch auszufüllen hat. Von daher erscheint die Form ihrer Einzelheit, ihr Körper selbst, allgemein als natürliches Medium ihrer Geschichte, worein sich alle Nöte ihres vereinzelten Daseins gewendet haben. Das ist schwer zu begreifen. Und deshalb erscheint dies auch notwendig höchst mystisch und doch auch nur als Mythos ihrer bloßen körperlichen Natur. Einen Körper hat jeder Mensch wie jedes Tier. Er ist darin so sinnlich, wie er darin auch seine Sinne hat. Er wird mit ihm groß und was den Körper wachsen lässt, damit wächst auch Mensch wie Tier. Die Sinne bilden sich und werden gebildet, wie es das körperliche Leben mit sich bringt. Dennoch wird der Körper zu etwas gänzlich Übersinnlichen, wenn sich darin Kultur gestaltet und ihn zur Sache der Kultur macht, zu einem Kulturgut, das der Körper nur deshalb ist, weil die Kultur der zwischenmenschlichen Beziehungen ihre Natur in ihm zu finden meinen. Als Gegenstand des Erlebens wird er vital, wo er selbst bloßes Objekt der Wahrnehmung ist, wo er zum bloßen Leib zwischenmenschlicher Bezogenheit wird, zum Wahrnehmungsgegenstand entäußerter Lebendigkeit, zum Lebensding, worin Leben versspürt wird, auch wenn es nicht wirklich lebt. So wird der Körper selbst zu einem kulturellen Machwerk, einem Fetisch des Lebens, weil er zum ausschließlichen Gegenstand des Erlebens geworden war. Aber weil seine Ausschließlichkeit allgemein ist, weil und sofern kein Leben außer ihm wirklich ist, ist der Körper auch der Lebensmythos schlechthin. Man lebt davon, dass man durch ihn sein Leben verspürt. Als Gegenstand des Erlebens hat er selbst keine andere Geschichte als die der Erlebnisse. Er wächst zwar und altert wie eh und jeh, aber so sinnlich, wie er auch sein mag, so hat er in den zwischenmenschlichen Erlebnissen doch nur noch den Sinn seiner Lebensform. Er wird behütet und gepflegt, geschmückt und gefordert, wie er einem höheren Leben nur dienlich sein kann, das er nicht wie durch sich selbst hätte. Er wid drapiert und ausstaffiert, dass er weit mehr Sinn verkörpert, als er jemals haben kann. Die ausschließliche Körperform, worin sich zwischenmenschliche Beziehungen verwirklichen, worin sie also zu einem wirklichen Verhältnis von Menschen werden, beeindruckt die Sinne in ihrer rein ästhetischen Existenz. Alles Vordergründige hat in seinem Reiz einen hintergründigen Sinn, und alles Hintergründige wird darin vordergründig sinnlich. Die Körperwelten werden zur Prominenz des Erlebens. Durch die körperliche Erlebnisweise vermitteln sich gesellschaftliche Erlebniswelten als menschliche Anreize der Selbstwahrnehmung - durch ihre unmittelbare Form in den einzelnen Menschen werden diese zu Idolen, worin sich das Verlangen der Gefühle konzentriert, zu körperlichen Persönlichkeiten der Selbstgefühle. Es genügt, wenn sie nur reizvoll zucken, dass sie die Fans verzücken. Darin erfährt das vermittelte Selbstgefühl allgemeine Aufmerksamkeit durch eine persönliche Ausdrucksform in der Daseinsform von Körpern. Die Reize sind hierdurch allgemein nur persönlich existent, machen die Ästhetik persönlicher Beziehungen aus, wie sie existieren. Und sie können nirgendwo anders existieren, als durch ihr körperliches Dasein der Menschen und der Raumgestaltung, welche aus diesem Wahrnehmungsverhältnis hervorgeht. Jeder Körper ist in einem Raum ästhetisch. Ob er schön oder hässlich empfunden wird, ist alleine hiervon abhängig. Er hat in diesem zwischenmenschlichen Raum keine andere Wahrheit als die seiner körperlichen Existenz. So kann er in einem Kulturraum als schön empfunden werden, im anderen als häßlich; es kommt nur auf das Arrangement des Erlebens in solchen Räumen an, worin sich seine Ästhetik entfaltet. Es ist dessen eigen Dramaturgie, welche die Körper bestimmt. Wie sie darin wirken können, so sind sie auch füreinander. In den Gewohnheiten der Selbstgefühle treffen sich die markanten Ereignisse der Selbstwahrnehmungen und bilden die Erlebensgrundlagen, welche die Menschen darin wahrhaben. Jeder einzelne Körper ist daher hierin zugleich wie ein allgemeiner Körper. Der Körper als solcher wird zum Gleichnis der Vielfalt des Erlebens in diesem Raum. Er wird zum Dramaturg ungelebter Geschichte. Alles, was nicht wirklich zwischen den Menschen sein kann, wird im Korperlichsein als solches unterstellt: Menschliche Natur als Potenzial menschlicher Wirklichkeit und Nähe, der Körper als potenzielle Selbstverwirklichung des Menschen, als unmittelbar menschliche Persönlichkeit. Von daher wird das rein körperliche Sein zu einer allgemeinen kulturellen Persönlichkeit, worin sich die Selbstgefühle begegnen, anziehen oder abstoßen. Im bloßen Körperlichsein stellt sich jetzt abstrakte Sinnlichkeit unmittelbar dar. Darin wird die Vermittlung allen Erlebens reduziert auf das, was es für die Wahrnehmung nun ganz allgemein ist: Natur, wie sie sich als Sinn für sich in ihrer Dichte und Masse ereignet. Alles, was in der Wahrnehmung hoch komplex war, ist jetzt einfach natürlich. Und die Natur selbst scheint nun auch alles Komplexe zu bestimmen - etwa so, wie eine Wetterlage das Gemüt und Schicksal der Menschen bestimmen kann. Die Naturalisierung der Wahrnehmung ist das Resultat einer Erlebniswelt der Selbstgefühle, die sich selbst auch nurmehr als das nehmen, als was sie sich wechselseitig gelten: Als ausschließliche Naturregung, als innere Natur des Menschen, wie er sie außer sich an anderen findet und empfindet, als menschliche Natur, wie sie außer sich ist. Das Resultat des Selbstgefühls ist menschliche Natur, die sich selbst auf ein Dasein als Naturwesen reduziert, einem Sein, das sich als solches körperlich so anfühlen lässt, wie es nun gerade da ist. Darin verliert alles Unwirkliche seinen Schrecken, alles Ungelebte seine Ohnmacht und aller Tiefsinn sein Wesen. Im Körper wird all dies augenscheinlich unnötig. Das Unheimliche findet darin Schutz und Heim und das Gesellschaftliche seinen privaten Raum und Bunker. Jeder wird zum Körper eines anderen, damit er darin seine Beziehung zu sich selbst erfährt. Alles, was als Form gesellschaftlicher Erkenntnis in der Wahrnehmung entwickelt war, steht nun auf dem Kopf: Der gesellschaftliche Inhalt der zwischenmenschlichen Verhältnisse erscheint nun als natürliche Substanz ihrer Sinnesorgane. Die Sinne, worin Menschen ihre gesellschaftlichen Beziehungen realisieren, werden selbst zum privaten Grund ihrer Beziehung. Die Menschen selbst gelten sich nicht mehr als Wesen von gesellschaftlicher Natur, als gesellschaftlich entwickelte Natur, sondern als Vergesellschaftung von Natur, als naturalisierte Individuen, die sich zu einer gesellschaftlichen Masse verallgemeinern. So auch die Organe selbst. Sie verlieren ihre wirkliche Beziehung, deren Irritationen und Konflikte, streifen ihren gesellschaftlich entwickelten Sinn ab und werden zu Funktionären einer abstrakten Natur: Das Geschlecht gilt nurmehr als Naturtrieb, das Bedürfnis nach Nahrung und Lebensentfaltung als bloßer Hunger, das Wirken und Tätigsein der Menschen als bloße Naturnotwendigkeit der Arbeit. Nachdem die Sinne der Menschen sich in ihren Selbstgefühlen verselbständigt hatten, wird nun vom bloß praktischen Bewusstsein diese Selbständigkeit als ihre Natur verstanden, als Verbund natürlicher Getriebenheit, als Trieb überhaupt. Allein das theoretische Bewusstsein kann dies hinterfragen, kann die Frage stellen, wie menschliche Gesellschaft überhaupt möglich sei, wenn sie von bloßer Natur nur angetrieben wäre. Im Körper scheint alles zu leben, was zwischen den Menschen keine wirkliche Beziehung findet, sich darin nicht mehr erkennen lässt. Er ist das letzte Refugium des Lebens, das keine Gestalt außer ihm hat. Aber in ihm ist es zugleich nur abstrakt, getrennt von seiner wirklichen Bezogenheit, von seinem Sinn, seinem konkreten Geschlecht, Geschmack, Gehör usw. Körperlich ist der Sinneseindruck in dieser Abstraktion ein bloßes Quantum von Nähe, Dichte, Rhythmus, Position usw. So erscheinen im Körperlichen Lebensinhalte, die nicht wirklich körperlich sind, die gerade daraus bestehen, dass sie von ihm absehen, nicht wirklich erscheinen können. Das macht ihn zu einem Lebensträger von Erfahrungen, die über aller Erkenntnis stehen. Und dies nur deshalb, weil und solange ihr Sinn und Grund unerkennbar ist. Das Körperliche bekommt hierdurch selbst den Mythos eines Lebenszusammenhangs, der ansonsten nicht existiert. Der Körper ist hierbei eine Lebensbrücke, die leben lässt, was nicht leben kann. Indem er als solcher erlebt und verehrt wird, bekommt er als kultureller Zusammenhang der Menschen einen wirklich abstrakten Sinn für das, was ihm konkret abgeht. Er wird zur Kultstätte zwischenmenschlicher Verhältnisse, zur Lebensinsel, worin sich findet, was sich sonst nicht mal zu suchen vermag. Er wird von da her zum Fetisch einer Sinnlichkeit, die in Wirklichkeit obsolet ist, sich aber als Körper dennoch wirklich ereignen kann. Das Selbsterleben überdauert als Körpererlebnis jede Sinnfrage. Der Körperfetischismus stellt den Körper als allgemeinen Status des Selbstgefühls heraus, als Fetisch, worin die Erlebnisse begeistert erscheinen. Er ist das Potenzial eines Lebens, dessen Inbegriff Vollkommenheit, also Gesundheit ist und in zeitloser Körperlichkeit scheint es zugleich gegenständlich als unendliches Leben, als Zukunft und Vergangenheit aller Regungen, als ewige Kraft, die hierin erregend ist und auch mit Erregung empfunden wird. Ein Körper ist als solcher schon erregend, wenn er als Naturform eines Lebens wahrgenommen wird. Als abstrakt allgemeine, als unendliche Naturform kann es zwar keine wirkliche Lebendigkeit haben, aber es lässt sich hiermit in jeder Wirklichkeit natürlich leben. Der Körper erregt das Selbstgefühl von Lebendigkeit in einer leblosen Gesellschaft. Hieraus ergibt sich die Hingabe und Unterwerfung jeglicher Sinnlichkeit unter das körperliche Dasein als Wahrnehmungsidentität in dem, was die Menschen von Natur aus zu haben scheinen: Körper, Geschlecht, Sinn überhaupt. Den Menschen erscheinen ihre Körper als Lebenszusammenhang, weil ihr Leben nicht mehr wirklich körperlich ist, weil es keinen wirklichen Leib hat. Was sie voneinander wahrnehmen ist das, was sie durcheinander sind: Mittel ihrer Sinnlichkeit. Was die Wahrnehmung ausschließt, das haben die Sinne wahr. Dies ist der objektive Grund des Körperfetischismus: Der Körper erscheint wahrer als das, was die Wahrnehmung glaubhaft machen will. In ihm erscheinen menschliche Beziehungen, das Verlangen des Menschen nach dem Menschen, noch als menschliche Natur, wenn auch nur abstrakt und von daher übersinnlich. Doch dieser übersinnliche Sinn ist tückisch: Wo die Menschen ihn empfinden, sind sie nicht sinnlich und wo sie sinnlich sind, haben sie kein Gefühl, keinen Sinn für sich, keinen Sinn für ihr konkretes Leben. Sie erfahren ihn als den Sinn ihrer Beziehung, als ihre höhere Vermittlung, worin sich das bewegt, was sie füreinander als Mittel ihres Lebens von Natur aus haben. Sie scheinen ihrer Natur unterworfen, weil sie sich ihrer Natur nicht gewiss sind. Und weil sie sich nicht natürlich verwirklichen, können sie in ihrer gesellschaftlichen Natur nicht wirklich leben. In ihren Körpern verwirklichen sich Natur und Gesellschaft als Übersinn ihrer wechselseitigen Beziehung, als Regung, deren Herkunft übersinnlich begründet scheint. So erscheint alleine im Körper ihr abstrakt menschlicher Sinn unmittelbar sinnlich, ihre Lebenswelt als Naturgewalt ihrer Sinnlichkeit. Das Verlangen des Menschen nach dem Menschen wird zu einer Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit, zur körperlichen und also räumlichen Verfüllung ihrer gesellschaftlichen Gegenstandslosigkeit, ihrer sozialen Ödnis. Die bloße körperliche Gegenwart bestimmt die Erkenntnis, welche Menschen voneinander haben, zu einem geistigen Wesen, das keine andere Welt als ihren Körper hat. Die Körpererfahrung wird zur Erfahrung schlechthin, zu einem geistigen Wesen, das sich als persönliches Wesen, als Seele, gestaltet. Sie macht das Maß der Erfahrung von den Beziehungen zwischen den Menschen aus und ist somit auch der Maßstab zwischenmenschlicher Beziehung. Zwischen den Menschen ist das Menschliche als Allgemeinsinn geboten. Dies im doppelten Sinn des Wortes: Zwischen ihnen erscheint ihr Menschsein allgemein als das, als welches es sich in ihren Erlebnissen bietet; und es ist ihnen hierdurch zugleich geboten, in diesem Sinn menschlich zu sein. Zwischen ihnen erscheint Menschlichkeit als Identifikation ihrer Körperwelt als Lebenswelt schlechthin, wie es zwischen den Menschen auch geboten ist. Ihr Verhältnis zueinander ist in diesem Menschsein so bestimmt, wie sich ihre Lebensverhältnisse mit ihrem wirklichen Verhalten decken. Ihre bislang allein durch ihre Selbstgefühle bestimmten Beziehungen sind ihrem menschlichen Sinn, dem allgemeinen Sinn ihres Menschseins gegnüber unangemessen. Und das erzeugt den Mangel, worin sie ihr Leben gestalten müssen: Die Lebensverhältnisse verlangen von ihnen enorme Aufwände an Gestaltung und Einfällen, um das Verhalten der Menschen zueinander mit ihren Wahrnehmungen anderer und ihren Selbstwahrnehmungen in Einklang zu bringen. Um dies zu erreichen müssen sie ihr eigenes Leben zur Stimulanz dieser Lebensverhältnisse entwickeln, ein Leben zur Vorstellung bringen, in der es sich so verhalten lässt, wie man sich Leben zwischen den Menschen vorstellen kann. 1 Das ist leicht gesagt, denn weder das eine noch das andere ist so eindeutig da, wie es gesprochen ist. Dasein und Sprache zeigen schon in diesem Ausgang eine Diskrepanz, die auszuarbeiten ist, um aufgehoben zu werden. Während Phänomenologen hier bei ihren interpretativen Spaziergängen noch wunderbare Selbstbestätigung erhalten, indem sie ihre gängigen Empathien eidetisch verwesentlichen, müssen wir zunächst Begriffe finden für das, was hier auseinanderfällt, bzw. auseinandergefallen, getrennt ist. Und vor allem müssen wir herausfinden, was sie dennoch zusammenhält, was sie substanziell nicht überwinden können.
So findet die Wahrnehmung nur im Erleben zufällig scheinender Ereignisse ihren Sinn. Ohne dass die Menschen darin sich sinnlich äußern, hat ihre Wahrnehmung als eigene Naturalform ihres Daseins auch nur in sinnlichen Lebensgestalten Sinn: als Körper, welcher Leben zum Erlebnis macht. Ohne wirklich zu einer sinnlichen Lebensäußerung zu kommen, ohne überhaupt wirklich und also geschichtlich zu sein, findet ihr Leben Sinn in ihrem Dasein als sinnliche Lebensgestalt, als Ereignis, das sich erleben lässt, weil es die Wahrnehmung reizt. So geschichtsträchtig Ereignisse erscheinen, so geschichtslos werden sie dadurch, dass sie als Erlebnisse in die Menschen zurückkommen, als Form ihrer Wahrnehmung, die sie darin für sich haben: Wahrnehmung als Selbstwahrnehmung.
Die Wahrnehmung entspricht so einer Wirklichkeit, welche von den konkreten Lebensäußerungen der Menschen absieht, sich abstrakt hiervon begründet im Erleben. Was sich darin allgemein bildet ist ein abstrakt menschlicher Sinn, der Sinn für sich ist, ein Sinn, der von allem Lebenszusammenhang absieht, der ihn konkret sein lässt und der zugleich nur dadurch lebendig ist, dass er alles gesellschaftliche Leben außer sich hat und außer sich belässt als Erleben der Individuen.
Was die Menschen füreinander empfinden und aneinander fühlen, verausgabt sich selbst als Wahrnehmung, welche für sich öde und nichtig ist. Nichts von dem, was sie empfinden, findet in ihren Gefühlen einen erkennbaren Sinn. Und das Gefühl der Nichtigkeit, setzt jedes Verhältnis zu sich selbst herab. In ihrem Erleben verspüren die Menschen ihre Voraussetzungslosigkeit als Grundlage ihrer Eigenwelt. Sie fühlen sich einerseits frei von allem, weil sie hierdurch getrennt sind von dem, was sie in ihren Gefühlen für sich wahrhaben und sie fühlen sich zugleich gelichgültig gegen alles und daher nichtig.
Die Wahrnehmungen der Menschen auf der Grundlage ihres Geldbesitzes bestünden nur aus einem endlosen Mangelgefühl, einem allgemeinen Gefühl der Unwertigkeit, würde das Erleben nicht selbst zu einer Form geraten, in welchem sie an Selbstwert gewinnen. Indem sie ihrer Lebenswelt im Selbsterleben wieder Substanz abringen, im zwischenmenschlichen Beziehen sich wieder als Mensch erleben, eignen sie sich das in ihrer gegenständlichen Welt veräußerte Leben zur Selbstgewinnung menschlicher Sinnlichkeit in ihrer isolierten Individualität - zur Wertschäzung ihrer Selbstbezogenheit - wieder an. Der Mensch, wie er in seinem Leben durch das Kapital abgewertet wurde, wird in seinem Selbsterleben als Geldbesitzer durch seinen Selbstwert in zwischenmenschlichen Verhältnissen wieder aufgewertet. Um dies geht es hier in der Kritik der politischen Ästhetik.
Ein Sinn kann sich nicht selbst abtrennen vom Leben, das er in sich hat und ausdrückt und bildet; er kann nicht wirklich abstrakt sein. Er wäre undenkbar, tot, ungelebt, ein Unding. Er wäre ein Sinn, der unterstellt ist, ohne je gelebt zu haben. Doch so absurd es ist, das Unding kann es dadurch wirklich geben, dass das Leben selbst zu einem Unding wird, dass Lebensbedingungen herrschen, in denen Leben selbst verdingt ist, dass es als Objekt einer Lebensherrschaft, einer allgemeinen Lebensherrlichkeit oder Lebensverherrlichung dieser unterworfen wird. Darüber später.
Zunächst mal gibt es menschlichen Sinn nicht ohne dass er wirklich Sinn hat, wie er menschlicher Natur entspricht, und das unterstellt allgemein natürliche Sinnlichkeit wie auch die gesellschaftliche Naturmächtigkeit der Menschen. Menschlichen Sinn gibt es also nicht ausschließlich an und in einem Indivicuum, sondern durch das lebende Verhältnis der Menschen, worin es sich befindet und empfinden lässt. Nur darin kann ein Mensch sein was er ist - aber auch werden, was er nicht ist.
Als Träger von etwas Totem kann er dem Leben auch Tod vermitteln, ihm seine Aufhebung versinnlichen. Das Leben lässt sich hierdurch nicht töten, aber es erfährt seine Negation in sich selbst, wird dadurch nichtig, dass es seine eigene Aufhebung wahrnehmen muss, dass es, indem es ist, zugleich sein Nichtsein lebt, das es also in seinem Lebensakt schon von sich absehen muss, sich als Abstraktion nur leben kann. Aufgehobene Sinne sind Träger einer Abstraktion, indem sie sich selbst ertragen müssen, sich selbst erleben, um zu leben.
Das Erleben ist eine Lebensform, worin zwar Leben vollständig wirksam und daher auch sinnlich wirklich, aber zugleich nicht zeugend und erzeugend tätig ist und also auch kein Leben bezeugen kann. Im Erleben wird Leben erfahren, weil darin die Sinne belebt werden, die Ereignisse sie beleben, die selbst schon Erzeugnisse sind, durch welche das Überleben toter Lebensverhältnisse ermöglicht wird.
Aber jeder im Erleben belebte Sinn bleibt nicht, was er war, sondern wird zu dem, was ihm selbst äußerlich und wofür er äußere Form ist, Form für sich. Für jeden lebenden Sinn ist solche Form lediglich etwas, von dem er selbst absehen muss, weil diese von ihm absieht, weil sie seine Absehung überhaupt, seine Abstraktion ist, Sinn als solcher, Sinn an sich als bloße Form, die fortbestimmt, was in der Abstraktion aufgehen soll. Ein solcher abstrakter Sinn wird in solchem Verhältnis Sinn von etwas, das nur da ist, um überhaupt Sinn zu machen, um etwas mit Sinn zu füllen, das keinen Sinn für sich hat.
Nun ist niemand unbedingt so blöd, Sinn zu machen, wo keiner ist. Aber wo nichts ist, sind immer noch die Menschen so, wie sie sind. In der Notwendigkeit einer Beziehung zwischen Menschen formuliert sich nicht ihr Sinn, den ihre Beziehung ausmachen würde, sondern deren Wirkung auf einander, das, wie sie für sich erleben, wo sie keinen Sinn füreinander haben. In der Wirklichkeit seiner Verhältnisse hat ein Sinn abstrakte Wirkung, indem er nicht ist, woraus er gebildet ist, nicht Empfindung und nicht Gefühl, aber Lebensform von beidem, Erleben von Sinnlichkeit im Reiz der Sinne.
Der abstrakte Sinn ist das Erleben von Sinn, sinnliche Form dessen, was seine Abtrennung bewirkt: Körperform einer Sinnlichkeit, welche nur abstrakt körperlich ist, welche Körper nur dadurch hat, dass er da ist, ohne wirklich zu sein, ohne also eine andere Wirkung zu haben als die seines Daseins. Er ist da, ohne sich selbst bestimmt körperlich zu äußern, sich nicht durch einen wirklichen Menschen zu äußern, sondern als äußerer Mensch für andere wirklich reizvoll zu sein. Er hat nur Wirkung durch sein körperliches Dasein, gleichgültig gegen dessen Inhalt, der sich auf den Reiz für ein bestimmtes Erleben beschränkt. Er hat seine einzige Wirkung, indem er als Mensch körperlich überhaupt da ist, als unbestimmte Körperlichkeit zur körperlichen Bestimmung des Erlebens wird, Sinn macht, ohne sinnlich zu sein. Er ist wirklich und unwirklich in einem: In seiner Wirkung abstrakt bestimmt und doch durch seine Wirklichkeit konkret, bestimmt und zugleich gleichgültig gegen seine Bestimmtheit - abstrakt menschlicher Sinn.
Abstrakt kann ein Sinn nur sein, der nicht wirklich ist, aber Sinn vermittelt. Der abstrakte Sinn ist Vermittlung von konkreter Sinnlichkeit, also von dem was Sinn ist und Sinn hat, ohne wirklich das zu sein, was es allgemein enthält. Das unterstellt, dass dieser Sinn Mittel ist, Form ohne Sinn aber doch sinnlich, - sinnlich, weil er substanziell das Dasein von Menschen unterstellt, ihre Anwesenheit notwendig vorraussetzt. Der abstrakt menschliche Sinn ist eine Realabstraktion von menschlicher Sinnlichkeit, in der Nichtidentisches als Identität herrscht, dieser Sinn und jener Sinn als Sinn überhaupt, Sinn schlechthin, der nicht wirklich ist, aber Wirkung hat, indem er menschliche Identität vermitelt. Sinn hat darin etwas nur, weil es Sinn hierfür macht, weil es notwendig ist, um überhaupt als Mensch sinnlich zu sein, sich als mensclich sinnvoll zu erscheinen. Es ist sinnliches Dasein von Menschen ohne sinnliche Wirklichkeit für Menschen zu sein, ein Widerspruch der Verwirklichung eines sinnlichen Lebens, zwischen gegenwärtigem Dasein und wesentlichem Sein der Gegenwart, eine sich aufhebende und doch zugleich werdende Sinnlichkeit als Erleben der menschlichen Lebensverhältnisse, die notwendig sind, um sich zu verwirklichen.
Menschen, die kein gegenständliches Leben miteinander haben oder haben können, keinen Gegenstand ihres Leben erkennen, weil sie die Gegenständlichkeit des Lebens schon kennen, bevor sie es erkennen können, erkennen auch sich selbst nur in der Abtrennung von gegenständlicher Wirklichkeit, sind selbst nur unwirklich und gelten sich nur dadurch in menschlicher Beziehung, dass sie Menschen haben, für die sie als Mensch gelten. Weil sie nichts anderes wirklich für ihr Leben haben, als Menschen, die schlicht und rein körperlich da sind, was auch immer sie sonst sind, erfüllt sich alle ihre Erkenntnis alleine schon durch die Kenntnis, die sie wechselseitig von sich haben - und zwar in dem Maß, wie sie Sinn für sich haben, den sie außer sich bestätigt finden. Sie sind, um Sinn an einander zu finden, ohne Sinn füreinander zu haben. Und sie reflektieren sich selbst in dem Sinn, den sie darin gefunden haben.
Der nur in sich reflektierte Sinn verliert in der Abtrennung von seinem Gegenstand den Gehalt seiner Lebenszusammenhänge und gewinnt seine abstrakte Substanz somit auch nur in seinem reinen Dasein als Form menschlicher Sinnlichkeit, als körperliches Dasein von Menschen schlechthin, als deren bloße Anwesenheit. Diese teilt sich nicht als Körper mit, weil dieser keinen Zusammenhang außer sich hat, sondern als Erleben der Menschen im Zusammenspiel von Menschen, als Erlebnis irgendwelcher Art, durch welche die Sinne bewegt werden, ihre Rührung, Regung, Erregung usw. entsteht, ohne dass sie darin eine wirkliche Geschichte vollziehen oder begründen, ohne dass sie in irgendeiner Beziehung weiterkommen, ohne dass ein Sinn ihrer Gefühle und Empfindungen entdeckt wird außer dem Sinn, der sich darin regt. Es ist ein Sinn, der sich lediglich selbst enthält und also auch nur sich als abstrakten Sinn fortbestimmt, in dem er sich selbst quantifiziert, zur reinen Erlebniswelt wird und für sich als entleerte Sinnlichkeit verbleibt.
Das Quantum des Erlebens kann nur seine Dichte sein. Darin vergrößert sich der Sinn in der Form, wie ihn Menschen füreinander haben, nicht was, sondern wie sie füreinander sind. Ohne sich selbst wirklich sinnlich zu äußern, ohne zu gestalten und zu wirken und auf etwas oder jemanden einzuwirken, ohne für sich wirklich zu sein, nutzen sie ihr bloßes Dasein als Grund ihrer Beziehung auf andere, die keinen anderen Grund hat, als in bloßer Gesellschaft zu sein, sich gesellschaftlich zu erleben und dieses Erleben in voller Dichte zu haben. In dieser Abstraktion vergegenständlichen sie sich als Menschen, die für sich wesenlos sind, die sich sinnlich nur in ihrer Gestalt äußern, ohne deren Inhalt zu gestalten, ohne Sinn zu äußern, ohne ihn zu schaffen und zu bewahren - Menschen, die sich selbst äußerlich sind, wesenlos aber in möglichst hoher Dichte anwesend.
Die Erlebnisse der Menschen haben in der Abstraktion ihre Geschichte aufgegeben, haben ihren Sinn nurmehr durch Vergangenheit, die mehr oder weniger erregend war, aber keine Geschichte hinterlassen, nichts verändert hat. Solcher Sinn hat durch sein bloßes, sein inhaltloses Verhalten in seinen Verhältnisses nur dadurch Halt, dass er durch die zwischenmenschlichen Beziehungen auf andere menschlichen Wert gewinnt. Menschen werden durch ihre Gefühle füreinander wertvoll, wenn sie ohne einander sich nichtig fühlen müssen. Sie brauchen einander überhaupt, um Gefühl für sich zu haben, um überhaupt fühlende Menschen zu sein, Menschen, die nichts kennen oder können mussen, als füreinander in irgendeiner Art und Weise des Gefühls da zu sein.
Aber woran sich solche Beziehungen erhalten, das hebt zugleich die Bildungsgeschichte ihrer Sinne auf. Indem sie alles verschlingen, wovon sie zehren, nämlich davon, dass Menschen immer irgendeinen Sinn haben, entwickeln sie einen Sinn dafür, was sie durch ihre Anwesenheit wert sind: Den Sinn für ihren Selbstwert. Dieser erschöpft sich zunächst darin, dass ihre Anwesenheit einen einfachen Wert für alle andere Anwesenden hat - eben in der Art und Weise, wie sie füreinander da sind und was sie sich in diesem bloßen Dasein bedeuten, was sie also aneinander reizt. Aber solcher Sinn ist zugleich Zweck und der nimmt ihnen auch allen Sinn, den sie für sich entwickeln. Er macht hieraus einen leeren Sinn für sich. Indem er ihnen einen allgemeinen Sinn als Selbstwert ihrer allgemeinen Bezogenheiten entnimmt, stiftet er eine ihnen äußere Identität, die ihnen nur rückvermittelt, was sie sinnlich überhaupt sind, was sie allgemein und abstrakt sind als Wert ihrer Beziehungen, der sich im Selbstgefühl der Menschen darstellt.
So verkehrt sich diese Abstraktion zu dem Sinn, der Grundlage ihrer Erlebnisse ist und der in seinem Verhältnis selbst zu deren bloßer Sinnesgestalt als allgemein abstrakter Sinn wird: Sinn der eigenen Bedeutsamkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, Sinn der Aufreizung. Allen gemein ist der Sinn in seiner natürlichen Form, in der bloßen Äußerlichkeit seiner Naturgestalt. Durch den Leib seiner Natur entleibt sich der Sinn wirklich gegenständlicher menschlicher Beziehung und wird selbst zum Leib aller Reize in der Wahrnehmung zwischen den Menschen. Die Substanz dieser Beziehung, welche die bürgerliche Kultur ausmacht, ist der abstrakt menschliche Sinn. Er ist daher die Begriffssubstanz der Wahrnehmung, welche die Menschen darin allgemein haben, soweit sie darin ihre Bedeutsamkeiten teilen.
11.2.2 Der Sinn der Abstraktion als Dichte körperlicher Anwesenheit
Menschliche Anwesenheit wäre ein bloßer Umstand, wenn sie nicht für Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen eine fundamentale Notwendigkeit wäre, nicht, weil sie nichts inhaltlich miteinander zu tun hätten, sondern weil und sofern sie sich in diesen Verhältnissen inhaltlich aufeinander beziehen, um füreinander da zu sein. Natürlich gibt es in diesen Verhältnissen alles, was menschliche Natur ausmacht; doch es wird nicht aus natürlicher Notwendigkeit und Freiheit in eben diesen Inhalten aufeinander bezogen, sondern getragen von der Not, in welcher die Menschen sind, wenn sie von diesen Verhältnissen ausgeschlossen, also abwesend füreinander sind, während sie isoliert voneinander in diesen Beziehungen leben müssen. Substanziell sind die Menschen dann also nicht wirkliche Wesen füreinander, nicht menschliche Wesen, die einander bereichern, sondern Menschen, die Beziehung suchen, um nicht auf sich in ihrer isolierten Existenz verwiesen zu werden. Die Menschen sind davon bestimmt, dass sich nur wahrnehmen können, wenn sie sich durch andere auchwahrhaben (siehe Selbstwahrnehmung). Von daher ist die Anwesenheit nicht nurUmstand und auch nicht bloßeForm, sondern wesentliches Mittel des abstrakt allgemeinen Zwecks der bürgerlichen Kultur, für die Selbstwahrnehmung der Menschen, die darin ihre Elementarform haben, in der sie miteinander verkehren. Sie ist die Formbestimmung dieser Kultur. Und das besagt, dass diese Kultur auf der Produktion von menschlicher Anwesenheit begründet ist, also dafür, Verhältnisse zu produzieren und zu erhalten, in denen die Menschen jenseits ihrer wirklichen Lebensproduktion füreinander da sein müssen, um Wahrheit für sich zu haben.
Natürlich sind die Menschen in allem, was sie erleben, sinnlich, weil sie darin leben, dass sie in ihren Erlebnissen Leben für sich haben, wenn auch gleichgültig gegen seinen Zusammenhang. Was sich darin wirklich bezieht, ist daher keine konkret sinnliche Beziehung. Sie erleben ihre Sinne, welche zweifellos lebendig sind, aber sie reflektieren deren Leben nur in der Form ihrer Begegnung, welche das Erlebnis gestaltet und bedeutsam macht. Für das Erleben gibt es keinen wirklich sinnlichen Zusammenhang, sondern lediglich das Ereignis, in welchem sich Sinne in der Form einfinden, in die sie durch das Erleben gestellt sind. Diese Form ist bestimmt durch den Ort, wo solche Begegnung stattfindet, also durch das, was man dort als Zusammenhang wahrhat, ohne diesen selbst zu bestimmen. Darin stellt sich eine abstrakte Beziehung der Menschen als Form einer Bestimmung der Art und Weise ihrer Begegnung, als formelle Kulturbestimmung dar.
Allgemein ist dies also eine konkrete Beziehung der Menschen in einer bestimmten Kultur, deren Sinn keine bestimmte Beziehung hat, der aber sinnlich existiert in der Naturgestalt der Menschen, in der Körperlichkeit ihres Erlebens, worin diese sich auch abstrahierend mitteilt, menschliche Beziehungen auf die Natur ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheit reduziert, wie sie auch deren Natur entwickelt und erweitert, so dass die Erlebensmöglichkeiten dieser Gestalt sich auch fortentwickelt - nicht in ihrer wirklichen Vielfalt, sondern als Quantum körperlicher Vielfältigkeit und Abwechslungen. Hinter all dem bleiben sich die Beziehungen in ihrem Zweck gleich und gleichen sich daher auch in ihrer Körperform an: In der Einfalt ihrer bloßen Anwesenheit.
Jenseits ihrer konkreten Beziehung ist und bleibt ein abstrakt allgemeiner Sinn eben bloße körperliche Form, Raum und Gestalt, worin und wodurch menschliche Beziehungen sich ereignen und erlebt werden. Räume werden hierbei zu Lebensräumen, die Kulturräume sind, worin sich die darin angeglichene Körperlichkeit als Kultur von anderen Kulturen abgrenzt. So erscheint Kultur als Körperform selbst, als die in ihrer Angleichung auf bloße Körperlichkeit reduzierte Sinnlichkeit der Menschen, nicht als Wirklichkeitsform ihrer sinnlichen Beziehungen.
Die sinnlichen Beziehungen sind unter räumlicher Bestimmung bloß Körper an sich, in ihrem Inhalt gleichgültig. Die Menschen mögen sich in vielfältigster Weise darin wirklich äußern - was sie von ihrem Leben in der Kultur in ihrer abstrakten Vermittlung alleine wahrhaben, ist ihr bloß körperliches Dasein in solcher Form und in bestimmter Nähe zu anderen Körpern, in körperlichte Dichte. Konkret leben sie darin sowohl sich äußernd als auch wahrnehmend. Aber nur abstrakt haben sie wahr, was die Kultur ihnen an Zusammmenhang ihres Erlebens in der Dichte ihres Lebensraums bereitet. Abstrakt zählen sie darin als Teil einer Masse, welche die Kultur an Menschen hat, die darin konkret leben. Erleben als bloße Masse ist bloße Körperlichkeit menschlicher Anwesenheit.
Alleine die Anwesenheit von Menschen gibt dieser Form ein Wesen, das ihren Sinn schlechthin ausmacht, das den abstrakten Beziehungen Sinn schlechthin verleiht, sie in Gang setzt, indem sie darin schon dadurch etwas sind, dass ihre Abwesenheit ausgeschlossen ist. Die Art und Weise, worin sich ihre Abstraktion entfaltet, ist letztlich die bloße körperliche Anwesenheit menschlicher Sinne, gleich, was diese darin für sich oder füreinander von ihrem Leben erkennen. Ihre Anwesenheit in einem bestimmten Lebensraum verschafft ihnen ihr Anwesen, einen kulturellen Zusammenhang, der seine Geschichte hinter sich gelassen hat und diese auch in ihr und durch sie schon ausgeschlossen hat. Es geht darin nicht mehr um einen bestimmten Zusammenhang, wie er geworden war, sondern wie er nur rein abstrakt von allem Werden und Vergehen ist, wie er Sinn dadurch hat, dass er ohne bestimmten Sinn ist. Solcher Zusammenhang macht zwar kein menschliches Leben, aber das Leben findet sich in solchem Zusammenhang. Er hat sein Wesen durch die Leiblichkeit der menschlichen Sinne und solches Wesen hat schon jeden Sinn, ohne irgendeinen Sinn wirklich zu haben oder zu machen. Es ist ein Wesen der Abstraktion welche den abstrakten Sinn unter den Menschen ausmacht, eine leere Formbestimmung, die alleine dadurch ist, dass sie Körper hat und wodurch Leben möglich ist, das ohne diese Form nichtig wäre. Menschen leben immer mit Haut und Haaren, aber wo ihr Zusammenhang auf dies reduziert ist, bilden sie auch nur die Geschichte dieser Reduktion. Natürlich erleben sie dabei allerhand, aber ihre Geschichten gehen darin nicht über sich hinaus, bilden nicht wirklich menschliche Geschichte.
Eine Formbestimmung hat überhaupt nur dadurch ein eigenes Wesen, dass ihre Wirklichkeit wesenlos ist. Solchem Wesen geht es nicht darum, was in den Wahrnehmungen der Menschen wirklich ist. Ihm geht es um die Wahrnehmung des Erlebens körperlicher Anwesenheit menschlicher Sinne in einem Raum, wo sie in den Menschen Wirkung hat. Jedes Erleben kann hier eingebracht werden und alles wird solche Kultur bereichern, sofern es darin konkretes Leben findet und empfindet, ohne konkret zu sein. Das Werden solcher Kultur besteht alleine in einem Leben, wie es erlebt wird. Dieses erscheint daher auch nur in einem Quantum von Erlebnissen.
Erlebnisse ereignen sich zwar unter bestimmten Bedingungen, sie sind aber darin nicht notwendige Folge gegenständlicher Zusammenhänge, sondern vergegenständlichen Menschen zu einem Zusammenhang ihrer Sinne, wie er durch ihre bloße Körperlichkeit gegeben erscheint. Dieser bildet sich also nicht in einer bestimmten Geschichte des Lebens, sondern aus dem Zusammentreffen von Menschen, wie sie sich wahrnehmen und wahrhaben und wie sie darin agieren und reagieren. Die Gleichgültigkeit gegen ihr geschichtliches Dasein drückt sich in der Eindrücklichkeit ihrer Erlebnisse aus, wie sie sich aus dem Zusammentreffen ergeben. Alleine das Quantum dieser Anwesenheiten, ihre körperliche Masse, macht die sinnliche Dichte gleichgültiger menschlicher Beziehungen, ihre Eindrücklichkeit aus und bestimmt darin auch die Masse des Erlebens, das ganz bestimmte Quantum an zwischenmenschlicher Lebenserfahrung in ganz unbestimmten Verhältnissen. Was die Menschen darin sinnlich und geistig ausprägt, ist nicht die Geschichte ihrer Lebenswelt, sondern die Dichte ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheiten in ihrem Erleben, gleich, wie sie entsteht und warum sie vergeht. Der Untergang ihrer Beziehungen mag sie in andere Welten befördern, was ihnen bleibt, ist die Dichte ihrer Lebenseindrücke, die sie darin gewonnen haben. Das Erleben selbst ist ja nichts anderes als verdichtete Anwesenheit von Leben und so verbleiben die Eindrücke hiervon auch in diesem Sinn über alle Beziehungen hinweg bestehen.
Weil die Menschen im bloßen Erleben keinen anderen Sinn füreinander haben, als den, wodurch sie sich beeindrucken, haben sie nur durch die Dichte ihres Erlebens einen Sinn für sich, einen Eindruck von ihrem Leben, der im Maß dieser Dichte auf sie wirkt, also die Masse der Eindrücke, denen sie ausgesetzt sind oder denen sie sich aussetzen. So weit sie ineinander vorgedrungen sind, so weit ist auch der wirkliche Sinn entwickelt, den sie für ihr zwischenmenschliches Leben haben. Es geht hier um beiderlei: Jenseits ihrer wirklichen Beziehungen erkennen sie sich als Menschen und bilden sich in ihren Erkenntnissen durcheinander. Soweit sie sich aber nur reizvoll erleben, werden sie ihres Lebens aufgrund der darin bestimmten Erlebnisse selbst nur teilhaftig und haben lediglich Einfluß auf ihre Lebensgestaltung. Diese allerdings befindet ist in beständigem Wechsel - gerade eben so, wie sie zwischen ihrem Menschsein leben, wie sie als Menschen unterwegs sind, ohne wirklich menschlich leben zu können.
Die Menschen leben in ihren “Zwischenwelten” also doppelsinnig: Als boßes Quantum erleben sie sich als Objekte ihrer Lebenseindrücke. Indem sie aber auch wirklich sinnlich füreinander sind, hat ihre Wahrnehmung auch wirklich Sinn. Ihre Wahrheit ist darin nicht wirklich, sondern besteht in der Wirklichkeit als ihr Zwiespalt, als Zweifel zwischen dem, was wahr gehabt und dem, was wahr genommen wird. Indem die Menschen sich in der Dichte ihres Erlebens wahrhaben, nehmen sie sich als bloße Form ihrer Anwesenheit wahr. Die Dichte ihrer Anwesenheit ist daher das Ausmaß ihrer Formbestimmung. Deren Substanz ist die Abstraktion von jedem konkreten Sinn, der abstrakt menschliche Sinn; das Maß ihrer Entfaltung wird durch die Dichte ihres Erlebens als dessen Masse bestimmt. So hat sich der abstrakt menschliche Sinn als die Begriffsubstanz der unwirklich, also nur abstrakt vermittelten Wahrnehmung erwiesen; die Begriffsgröße als die Dichte ihres Erlebens in der Masse zwischenmenschlicher Erlebnisse im Ausmaß eines hierdurch bestimmten Raums.
Die Dichte der Wahrnehmung wird zu einer gewaltigen Bestimmung der Wahrnehmung. Sie hat sich aus der Vielfalt ihrer Gegensinnigkeiten ergeben und wird nun ihre Einfältigkeit vorantreiben, die daraus besteht, aus vielen Wahrnehmungen eine Masse von Eindruck im Erleben zu verschaffen. Unter dieser Bestimmung wendet sich gegenständliche Wahrnehmung nun zur unmittelbaren Wahrnehmung gegenständlicher Menschen. Diese sind sich selbst jetzt endlich wirklich unmittelbarer Gegenstand, Menschen, die sich über den Eindruck, die sie aufeinander machen, auch wirklich beziehen, ohne einen wirklich Bezug zueinander zu haben. Dadurch wird aus den einzelnen und privaten Gestalten in der Weise, wie sie aufeinander wirken eine ganze Lebensgestaltung worin sich ihre Wahrnehmung erst wirklich abstrahieren kann.
11.2.3 Die Verdichtung der Wahrnehmung oder das Wahrmachen des Selbstwerts (Die wahrgemachte Ästhetik)
Dadurch, dass ein Sinn in seiner Abstraktion sich nicht verhalten kann, sondern auf Verhältnissen gründet, die ihn bilden, erzeugt er in sich selbst einen Lebenszusammenhang, in welchem das, was ihn beeindruckt hat, in der Dichte seiner Einwirkung fortbesteht, bewahrt und erinnert wird. In solchem Fortbestand sind Erlebnisse in der Form ihres Zusammenwirkens aufgehoben, die nach ihrer Einwirkung zusammengehören, nicht aber unbedingt mit den wirklichen Gründen, die sie hervorgebracht hatten, sondern durch die Reize, die sie enthalten. Die hierin bewirkte Wahrnehmung ist gedoppelt: Sie ist gegenständliche Wahrnehmung, die zugleich Selbstwahrnehmung ist. Die Reize wirken auf die Wahrnehmungsorgane und auf den wahrnehmenden Organismus, der Inhalt der Empfindungen entspringt dem Gegenstand der Wahrnehmung. Das Gefühl erfährt durch die auf diese Weise verdichtete Wahrnehmung eine eigene ästhetische Wirkung. Diese verwirklicht sich ausschließlich als Selbstgefühl. Die Wahrnehmung als Form der Wahrheitsbildung wird damit auch zu einer Form der Selbstgefühle.
In solchen aus der Wirkung auf die Wahrnehmung hervorgegangenen Gefühlen geht die Wirklichkeit in dem Maße unter, wie sich die Eindrücke von ihr entfernt hatten, wie also die Bedingungen ihres Zustandekommens selbst unwirklich waren und ihre Ursachen und Gründe der Wahrnehmung verborgen blieben. Was die Wahrnehmung wahrhatte, ob wahrgenommen oder nicht, wird zum Betreiber des Fühlens, Erinnnerns und Gedenkens. Aber nicht als eindeutige Bestimmung, sondern als Abstraktion hiervon, als sinnliche Kraft, die das Wahrgenommene mit dem versöhnt und vereint, was als Wirkung auf die Wahrnehmung wahrgehabt wurde.
Das Gefühl hat damit eine eigene Qualität bekommen, die es selbst begründet und zugleich als eigenes Gedächtnis hat, ein Selbstgefühl, welches alleine den ästhetischen Reiz als Formbestimmung der Wahrnehmung reflektiert. Darin bewahrt sich eine Verdichtung des Erlebten, also dem in seiner Abstraktion verdichteten Leben. Das ist ein Leben wie es zwar nicht wirklich, wie es aber für die Wahrnehmung gewesen ist. Darin ist das Wahrgehabte, der Reiz des Erlebens, mit dem Wahrgenommenen in eins gesetzt, eine doppelte Wirkung in der Wahrnehmung vereint. Das Selbstgefühl, das hierbei entsteht, ist doppelte Wahrnehmung, gegenständlich und selbstbezogen zugleich, von daher eine Abwendung in der Zuwendung. Wirklichkeit wird diesem Gefühl in dem Maß gleichgültig, wie Wahrgenommenes und Wahrgehabtes darin in einen Widersinn zueinander geraten.
Das Leben selbst besteht zwar immer schon aus einer Vielfalt von Äußerungen, welche die Wahrnehmung beeindrucken. Nun aber wird das Gefühl in der bloßen Wahrnehmung zu etwas, das in ihm so verbleibt, wie es nur für sie ist, so dicht, so nah, so wirkungsreich, wie es im Augenblick der Lebensereignisse eben selbst auch ist, besonders, wenn darin das untergeht, was wahrgehabt war. Die Wahrnehmung fügt diese Ereignisse nach ihrer eigenen Bildungsgeschichte so zusammen, wie sie für sie wahr gehat sind, wie sie also in ihr zusammentreffen. So entsteht vermittelst der Gefühle ein innerer Lebenszusammenhang als eine Art Gefühlsgedächtnis.
Dieses Gedächtnis wird nun auch in der Wahrnehmung wahrgehabt. Es ist selbst eine Wahrheit geworden, die ihr nun vorausgesetzt, also vorgeordnet ist. Je nachdem, was sie darin schon aufgenommen und in ihrem Gedächtnis hat, bezieht sie sich auf das, was sie beeindruckt. Die Wirklichkeit der Wahrnehmung wird hierdurch relativ - relativ relativ zu dem, was sich ereignet, aber zugleich absolut in dem, was die Wahrnehmung schon kennt. Die Basis der Wahrnehmung wird in der Abstraktion von ihrem konkreten Sinn zu ihrer eigenen Lebensbedingung, deren Entwicklung, deren geschichtliche Veränderung sie in ihrem Gedächtnis beständig wahrhat.
Das Verlangen nach Wahrheit, wie es für die Wahrnehmung ursprünglich bestand in der Notwendigkeit, zu ihrer Erkenntnis zu gelangen, wird in ihrer Verdichtung aufgehoben und zur Sinnbildung des Wahrgehabten, zu einer Wahrnehmungsidentität, worin nicht ihr Gegenstand gegenwärtig ist, sondern der Sinn der Wahrnehmung selbst, wie er sich als Gedächtnis etabliert hat. Dessen Beziehungen und Bezogenheiten begründen sich aus den Anwesenheiten, aus denen die Menschen ihre Eindrücke gewinnen, und deren Dichte entsagt aller Geschichte. In ihrer Verdichtung werden sie zu einer gesellschaftlich gültigen Wahrnehmungsform, zu einer abstrakten Sinnesform, worin die Wahrnehmung selbst die Gestalt einer Wahrheit dieser Beziehungan annimmt, die in dem wahr ist, worein sie sich verdichtet haben, das aber in Wirklichkeit nicht wahr sein kann.
Die Sinne verbleiben konkret, soweit sie etwas von dem wahrnehmen, was sie wahrhaben, ohne dass sie damit wirklich wahr werden können. Dies ist eine innere Wahrheit, die aber immer gleich zu einer äußeren wird, weil sie nicht zu äußern ist, weil sie daher nur als äußere Form überhaupt wahrgenommen wird. Die gesellschaftlich gültige Form dieser Wahrheit besteht daher lediglich in ihrer Ästhetik, in der Form wahrer Verdichtung als verdichtete Wahrheit der Form, welche Erlebnisse, Ereignisse und Lebensäußerungen einbringen.
Ästhetik hat ihren Grund in der gesellschaftlichen Leere, wie sie wirklich ist. Sie besteht ja auch nur aus der Verfügbarkeit über Möglichkeiten des Erlebens. So sinnentleert die Wirklichkeit wird, so nötig ist das Erleben ihrer Verdichtung, und daher auch deren notwendige Form, die verdichteten Anwesenheiten von Menschen aller Art und Herkunft. Darin werden sich die Menschen gleich, weil Menschliches als solches in seiner Vielfältigkeit in ihrer bloßen Unterschiedlichkeit wahrgehabt wird. So einfältig die bloße Anwesenheit ist, so vielfach wirkt das, was darin wahr wird. Menschliche Vielfältigkeit scheint darin erst wirklich zur Wirklung zu kommen; die Menschen beleben sich allein durch ihre massenhafte Anwesenheit und allem, was sie darin an Unterschied verspüren. Das Erlebnis in der Menge ist zugleich ein Erleben von Masse, die Unterschiedenheit in der Angleichung wird zur Wesensgleichheit der Unterschiede.
Die Menschen zeugen nicht nur in der Art und Weise ihres Lebens von ihrer Kultur, sie lassen sich auch kultivieren, indem sie sich als Masse erleben. In der Ästhetik werden sich die Menschen selbst genug, gleichen sich an ihr Bild von sich an. Was immer ihre Welt ist und wie sie aussieht, sie muss nicht mehr durch Menschen kultiviert sein. Kultur hat nun keine anderen Gründe mehr als sich selbst, als Kultur aus Kultur - und sie beginnt, sich nun selbst darin zu verzehren.
Die Wahrnehmung bezieht ihr Gedächtnis nicht aus einem Bedenken und Gedenken, sondern aus der Verdichtung ihrer Eindrücke unter der Bedingung gedrängter Anwesenheiten.
Für solche Wahrnehmung selbst gibt es keine Gegenständlichkeit, keine Objektivität. So gewiss ihr die Welt erscheinen mag, so abstrakt bleibt sie ihr doch, weil sie darin nur Konkretionen von sich erkennt, sich selbst als weltlich findet und empfindet, so dicht und nah, wie ihre Eindrücke sind. Sie findet und empfindet das, was sie von sich darin verdichtet, was ihr dadurch wahr-nehmbar ist, dass es Eindruck auf sie macht. Und Eindruck macht, was das Vertraute berührt und deshalb der Berührung vertraut, sie auf sich wirken lässt, weil sie darin Wirklichkeit verspürt, etwas verspürt, was nicht wirklich wahr sein kann. Und deshalb muss Wirklichkeit hierfür auch nicht wahr sein. Sie wird durch die Verdichtung unwahrnehmbar. Wahrnehmung wird unwirklich. Sie ist ist eine gedoppelte Empfindung, eine Empfindung von sich außer sich, veräußerlichte Empfindung. Denn was doppelt ist, kann dies nur, indem es von seinem Inhalt absieht. Deshalb ist die Verdichtung wesentlich die Form abstrakt sinnlicher Bezogenheit, was immer sie auch Inhaltlich ineinander zwingt. Hiernach bezieht sich die Wahrnehmung auf sich selbst als abstrakter Sinn von den Erlebnissen, die sie hat.
Die verdichtete Anwesenheit macht das Quantum aus, worin ihr abstrakter Sinn selbst tätig wird, indem sie darin ihren Sinn ausrichtet, komprimiert und sich selbst angleicht. Was die Wahrnehmung in ihrer Verdichtung zusammenfügt, entspricht mehr oder weniger zufällig einer Objektivität in ihrer wahrnehmbaren Form. Im Zufall der Wahrnehmung aber erscheint die Form wohl geordnet, übersinnlich, weil ohne konkreten Sinn. Und weil ihre Organe nicht ausreichen, diese Form als wirklich übersinnliche Gegenständlichkeit zu erkennen, macht mancher Geistesbeschwörer damit gute Geschäfte.
Die Wahrnehmungsorgane sind nur dazu geeignet, die Oberfläche ihrer Gegenstände wahr zu nehmen und sich dessen auch gewiss zu sein, sie also auch wahr zu finden oder als nicht wahr finden zu können. Ob ein Ofen warm oder kalt ist, lässt sich meist schon empfingsmäßig unzweifelhaft beurteilen. Aber um zu beurteilen, ob ein Gefühl “echt” oder “falsch” ist, das verlangt schon nach einer Beziehung zu dem, was da gefühlt wird. Die Empfindung für sich weiß hiervon nichts; sie erkennt ihre Bezogenheit erst durch das Gefühl, in welchem sie sich einfindet. Was die Wahrnehmungsorgane wirklich wahr haben, das entzieht sich ihrer Gewissheit. Im Zweifel hierüber verdichtet sich die Wahrnehmung zu einem Sinn, den sie für sich darin findet, zu einer Dichtung voller Leben, das nicht wirklich sein muss. In den Verdichtungen der Gefühle entstehen eigene Wahrheiten, z.B. auch die Wahrheit einer Traumwelt, die außerordentlich klug und erkenntnisreich sein kann, aber nicht unbedingt einen Sinn für die wirkliche Welt hat. Was in den Menschen an Gefühlen zusammenkommt, das kann ihren wirklichen Sinn in sich selbst aufgehoben haben - zunächst in ihrer Wahrnehmungstätigkeit für ihre Sinne, dann als Tätigkeit der Sinne für die Wahrnehmung. In ihnen wird alles in eigener Art und Weise belebt und das Leben an diese Gefühle selbst auch angeglichen. Es scheint sich hierdurch selbst zu erzeugen, wiewohl es lediglich davon zeugt, dass es sich in einem Selbstgefühl eingeschlossen hat, dass es also nicht mehr in einer wirklichen Beziehung zur Welt ist - oder: dass die Welt selbst für bestimmte fühlende Menschen leblos erscheint und daher in den Selbstgefühlen fortbesteht. In der Verdichtung erscheint das Leben der gegenständlichen Welt auf den Punkt dessen gebracht, was es für einen Mensch ist, sobald er sich der Welt entziehen kann (z.B. im Schlaf oder im Wachtraum oder in der Fantasie oder im Wahnsinn).
11.3 Der Selbstwert als Ereignis des Selbstgefühls
Gefühle, die in den Wahrnehmungen voneinander isolierter Menschen für sich leer, also durch sich empfindungslos sind (siehe hierzu Ästhetik), kommen zu sich durch Empfindungen, die ihnen nötig sind, die sie in den durch sie notwendig verlangten Erlebnissen finden. Das Selbstgefühl ist ein auf sich selbst reflektierendes Gefühl, das sich aus der allgemeinen Verkehrung des Verhältnisses von Empfindungen zu ästhetisch bestimmten Gefühlen ergibt und worin sich diese Gefühle verkörpern müssen, sich also durch Empfindungen für sich füllen, durch die sie sich als Gefühl körperlich verdoppeln. Weil sich aus der Wahrnehmung derart beabsichtigter Ereignissen Gefühle mit dem identifizieren, was körperliches Erleben an zwischenmenschlicher Wahrnehmung hinterlässt, nähren sich die so bestimmten Gefühle aus der entsprechenden Selbstwahrnehmung. Es ist das durch Selbstempfindung bewirkte Gefühl, das durch das Selbsterleben objektiv, also ihrer Form nach auf sich selbst zurückkommt, das also praktisch die Form einer allgemeinen Selbstbefriedung ist. Es ist die auf sich selbst reduzierte Wahrnehmung der Selbstbeziehung, die sich aus der Formbestimmung des Selbstgefühls in hiervon bestimmten zwischenmenschlichen Verhältnisse als objektives Gefühl erfüllt und sich für sich selbst auch in sich entwickelt.
Eine Empfindung kann sich auch auf den Menschen selbst beziehen, also eine Wahrnehmung der eigenen Organe und Gefühle sein. Gewöhnlich fühlt man sich dann in einer bestimmten Stimmung, hat also eine Befindlichkeit der Empfindung als Gefühl für sich. Sie ist einerseits von der körperlichen Selbstbefindlichkeit abhängig, andererseits vom Zustand der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Wahrnehmung reflektiert sich dabei durch ihr Dasein in diesen Beziehungen selbst als ein Gefühl, das die Gegenwart anderer für sich hat, sich durch die Anwesenheit oder Abwesenheit anderer Menschen vergegenwärtigt.
Das Selbstgefühl ist ein Gefühlfür sich durch andere, Selbstvergegenwärtigung in Verhältnissen, die in ihrer Gegenständlichkeit unbestimmt sind. Es beruht auf der Aneignung von Gegenwart, auf der Anwesenheit von Menschen, deren Sinn, Geist, Körper usw. notwendig sind, um Sinn zu bilden und Sinn zu haben, wo Unsinn herrscht. Darin wird ein Sinn wahrgehabt, der nicht mehr wahrgenommen werden kann, weil sich die Empfindung im Gefühl für sich verselbständigt ist, ungegenwärtig geworden ist. Das unterstellt Verhältnisse, die in ihrer Wirklichkeit keinen wirklichen Sinn darstellen.
Die wirkliche Vermittlung der Individuen zu ihrer Gesellschaft besteht darin, wie und wodurch sie deren sachlichen und kulturellen Reichtum erzeugen, gestalten und sich aneignen, wie also die Gegenstände ihres Lebens ihnen zu eigen sind: was eben ihr gesellschaftliches Eigentum auch individuell ausmacht (siehe auch Privateigentum). Die Ereignisse im Leben der Menschen, worin ihre Empfindungen und Gefühle in ihnen subjektiv aufeinander bezogen sind, hängen ganz wesentlich davon ab, wodurch ihr Eigentum in ihren Lebensverhältnissen objektiv bedingt ist, in welcher Form ihre gesellschaftlichen Beziehungen ihnen zu eigen sind, bzw. wodurch diese ihnen über fremde Kräfte vermittelt werden (siehe Entfremdung). Ereignisse werden daher für die Wahrnehmung erst bestimmend, wo sie ungegenständlich ist, wo sich ihr also keine gegenständliche Wirklichkeit von dem erschließen kann, was sie für sich wahr hat.
Subjektiv treffen in den Ereignisse ihres Lebens Empfindungen und Gefühle aufeinander als Eindruck und vereinen sich ausdrücklich in dem, was Menschen in ihren Beziehungen gesellschaftlich wahrhaben in dem, was sie individuell wahrnehmen. Selbstgefühle entstehen in Ereignissen worin Lebenszusammenhänge kulminieren, wo sie ihren Sinn nicht gegenständlich erzeugt und bezeugt finden, sodass ihr bloßes Dasein als Mensch, ihre Anwesenheit als körperlich existierender Mensch (siehe auch Existenzialismus), ihre von allem abstrahierte Sinnlichkeit (siehe auch abstrakt menschlicher Sinn) ihnen wesentlich wird, wodurch sie sich verdichten und ihren Sinn in ihren Erregungen aufbrechen lassen, durch welche ihre Regungen sich in ihren Antrieben nurmehr quantifiziert äußern (siehe auch Trieb). In dem Maß worin ihre Verhältnisse durch Geld bestimmt sind, werden ihnen ihre wirklichen Beziehungen selbst ungewiss, die sie nur in ihrem Dasein zwischen den Menschen, in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen in der dem entsprechenden Form, im Quantum ihres Geldbesitzes vergewissern können.
Sie finden in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen ein von den Gegenständen ihres Lebens, dem Eigentum an ihrer Sache, ein hiervon abgelöstes Selbstgefühl, empfinden eine abstrakte Gewissheit in dem, was als ihr Sinn auf doppelte Weise existiert: Einmal durch die Wahrnehmung anderer Menschen, durch den Eindruck, den sie in zwischenmenschlichen Beziehungen machen, und zugleich durch einen Sinn für andere, also was Menschen für ihre “Mitmenschen” ausdrücken und darstellen, zu einem Ereignis machen können (siehe auch Kulturarbeit). Am Ereignis trifft sich daher die ganze Sinnlichkeit zwischenmenschlicher Verhältnisse, die praktisch und vor allem Selbstgefühle bilden, die Selbstwahrnehmung zur Vorstellung aufbereiten, als Gefühl für sich, für die persönliche Wirkung die man hat und die man machen kann, für die Kraft der Selbstgestaltung schlechthin.
Doch die zwischenmenschlich begründeten Ereignisse vermitteln sich nur im Erleben selbst, in der körperlichen Anwesenheit fremder und eigener Regungen. Was sie wahrnehmen ist nicht das was sie darin wahrhaben, was sie beachten müssen, findet keine Achtung, weil im Erleben das Leben selbst nur als Leben ohne Selbstachtung objektiv wahrgenommen werden kann. Ohne eine gegenständliche Vermittlung dieser Wahrnehmungen kann der Sinn von etwas nicht mit dem Sinn für etwas in Beziehung stehen. Ohne eine wirkliche Vermittlung von Regung und Erregung kann er keine substanzielle Mitte kennen, also auch keine gesellschaftliche Vermittlung erkennen.
Darin verwirklicht sich von dieser Sache her ein Widerspruch, den Ereignisse enthalten, weil und sofern sich in den Sachen Lebensverhältnisse darstellen, worin der Augenblick im Kontinuum der Wahrnehmung gebrochen ist, wo sie also in ihrer Einzelheit anders erscheinen, als sie in ihrer Allgemeinheit wahr sein können, z.B. weil sie einen Wert haben und einer Wertschätzung unterliegen, der sich aus dem Warentausch ergibt. Weil die Beziehungen der Menschen in einer bürgerlichen Gesellschaft durch ihren Geldbesitz vermittelt sind, soweit sie ihn überhaupt über ihren Tag hinaus anreichern können, verhalten sie sich durch und vermittelst ihrer Selbstbezogenheit, die sich in ihren Selbstgefühlen gleichgültig gegen ihre Sache fortentwickelt. Von daher die Form, worin sich deren Wirklichkeit auch wirklich aufhebt: Selbstgefühle sind das Geld der Wahrnehmung, das ein im Wesentlichen unendliches Geltungsstreben, ein allgemein unwirklichtes, weil unverwirklichbares Geltungsbedürfnis, ein unstillbares Verlangen nach Selbstwert begründet, um darin den Anschein einer Selbstachtung zu erlangen.
Aber ein Selbstgefühl soll eine Beziehung im Gefühl zu sich selbst bezeichnen. Dies ist aber rein sprachlich schon ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, also eine Verbindung verschiedener Subjekte, die zugleich nicht als Beziehung auf Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen.
Worauf aber sollten sie sich in ihren Gefühlen beziehen, wenn sie sich darin nur selbst unendlich gleich bleiben können? Von daher wäre das Selbstgefühl im Allgemeinen der Begriff einer Selbstvertauschung, einer Selbsttäuschung, einer Scheinwelt von Selbstigkeiten einer Person, wenn es dies Unterschiedene im Gleichen nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Andere, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, in denen sich Menschen in ihren vertrauten Lebensräumen in Wahrheit fremd sind. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin wahrhaben kann, wenn man es in anderen auch wirklich findet. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und in ihrer Selbstentfremdung verselbständigen.
Im Selbstgefühl sind Gefühle mit Empfindungen verschmolzen, indem sich Gefühle selbst in ihren Empfindungen reflektieren und erneuern. Darin dauern Gefühle sowohl als Erinnerung, wie als Gefühl in einem Selbstgefühl fort, soweit sich dieses durch Empfindungen erneuern kann. Wo es isoliert von seinen Empfindungen besteht muss es Empfindungen für sich haben, und ist von daher für diese Form des Gefühls und durch es bestimmt. Darin bildet sich der Selbstwert als Selbstwahrnehmung aus und wird im Verhältnis der Selbstgefühle objektiv.
In diesen entäußert sich jedes einzelne Selbstgefühl als isoliertes Moment der Selbstwahrnehmung. Zugleich jedoch stellt jedes Gefühl auch in seiner Isolation einen gesellschaftlichen Zusammenhang dar, der darin zwar objektiv, aber nicht wirklich ist, also eine Ungewissheit der Empfindungen äußert, die sich nur noch als Erregung in der Wahrnehmung regt und deren Regungen bestimmt. Das stellt einen Bruch in der Wahrnehmung dar, der die Beziehung zu ihren Empfindungen an ihren Gefühlen relativiert. Von daher wird sie gegen die Empfindung mehr oder weniger gleichgültig und setzt sich auf vielfältige Weise in Beziehung, eben auf das, worin sie die darin begründeten Erregungen zu beherrschen versteht, die daher rühren, dass es seine Empfindung verloren hat. Die Wahrnehmung beruhigt sich darin, dass sie ihre Regungen vor allem als Gefühle für sich hat, sich darin sammelt und somit auf sich selbst zurückkommt, darin sich selbst fühlt, zum Selbstgefühl wird und dieses immer wieder für sich erstrebt. Die Wahrnehmung hat auf diese Weise eine Absicht bekommen, der sie eine ihr innere Identität jenseits ihrer Gegenstände verdanken kann, wenn sie ihr gemäß entspechende Erlebnisse hat und erfährt.
In dieser Beziehung wird das Erleben zu einem inneren Zusammenhang in den Individuen, der seine Herkunft nicht mehr offenbart und den sie nicht wissen können, der sich aber zu einer allgemeinen Erfahrung in ihnen, in ihrem Gedächtnis niederschlägt und darin die Lebensform ihres Selbstwerts findet. So subjektiv dieses Gedächtnis wirken mag, so objektiv sind darin die Lebenszusammenhänge versammelt, die sich aus den Erlebnissen niedergeschlagen haben. Das Verhältnis der Empfindungen zu den Gefühlen kehrt sich darin in das Verhältnis eines allgemeinen Gefühls in den Menschen, in welchem sich ihre Empfindungen sowohl gesellschaftlich - wenn auch gleichgültig - auf ihre Allgemeinheit reduzieren und bewahrheiten, wie sie zugleich auch darin wirklich aufgehoben werden. Es ist ein rein ästhetisches Fühlen, worin die Wahrnehmung nurmehr in ihrer Abstraktion zu sich selbst kommen kann. Dieses Fühlen ereignet sich daher in den Menschen als Selbstgefühl.
Das Selbstgefühl ist für sich empfindungslos, soweit es für sich sein kann, soweit es also Verhältnisse wahrhat, in denen seine Empfindungen selbstverständlich sind, sich in seinen Gewohnheiten wie von selbst verstehen. Doch es ist auch schnell gestört, sobald deren Objekte abwesend sind, sobald also die gewohnte Umgebung nicht wirklich anwesend ist und keine Wirkung auf die Empfindung hat. Wer von seinem Selbstgefühl abhängig ist fühlt sich dann leer. Dies kann durch die Produktion von Eindruck überwunden werden, durch welchen gewohnte Reaktionen sich einstellen, indem eine bestimmte Ausdrücklichkeit objektive Gefühle hervorrufen und bestärken kann, z.B. durch Rollen, Gehabe, Kosmetik usw.
Selbstgefühle sind eben Gefühle, die sich als Reflexion aus einer äußeren Bestimmtheit von objektiv gefühlten Verhältnissen begründen, die z.B. zwischenmenschliche, modische, institutionelle oder fantastische Wirkung haben können. Zum Selbstgefühl werden sie durch die ästhetische Kraft von Empfindungen, die sie nicht mehr wahrnehmen, wohl aber wahrhaben müssen, durch den Reiz oder die Bedeutung von Eindrücken, durch die sich gefühlte Reflexionen tragen lassen, solange deren Ursprung noch wirklich und wirkmächtig in der Erinnerung ist. So fühlen sich z.B. Menschen in Uniform anders, weil diese ihnen den Anschein einer Funktion oder Nützlichkeit verleiht. Es ist aber genauso möglich, diesen Anschein an sich selbst durch eine ästhetische Ausstattung zu erzeugen; z.B. durch Kosmetik, Rollenverhalten, Selbstbehauptungsvermögen u.a.. Dadurch können Selbstgefühle entstehen, die aus einer eigenen Äußerung verursacht sind, - so wie diese eben auf andere wirkt.
Die zwischenmenschlich begründeten Ereignisse vermitteln sich nur im Erleben selbst, in der körperlichen Anwesenheit fremder und eigener Regungen. Was sie wahrnehmen ist nicht das was sie darin wahrhaben. Doch ein Selbstgefühl soll eine Beziehung im Gefühl zu sich selbst bezeichnen. Dies ist allerdings rein sprachlich schon ein Unding, behauptet das doch eine Beziehung, also eine Verbindung verschiedener Subjekte, die zugleich nicht als Beziehung auf Unterschiedenes besteht, sondern durch ein Selbst begründet sei. Es wäre ein Widersinn des Wortes, hieße das doch, dass man selbst doppelt existiere, denn Beziehung gibt es nur zwischen eigenständigen Wesen, also z.B. mindestens zwischen zwei Personen.
Worauf aber sollten sie sich in ihren Gefühlen beziehen, wenn sie sich darin nur selbst unendlich gleich bleiben können? Von daher wäre das Selbstgefühl im Allgemeinen der Begriff einer Selbsttäuschung, einer Scheinwelt von Selbstigkeiten einer Person, wenn es dies Unterschiedene im Gleichen nicht doch auch wirklich geben würde, eben in einer Selbstempfindung durch andere, in den Empfindungen von Menschen als Seinesgleichen und doch Anderes, als Empfindung in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst in anderen Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden werden kann, was man von sich selbst darin wahrhaben kann. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen von daher in einem Selbstgefühl mitteilen und verselbständigen.
Selbstgefühle entstehen in zwischenmenschlichen Verhältnissen aus der Notwendigkeit einer Selbstachtung, die durch die Gefühle anderer Menschen aufgehoben wird, die also ihren Sinn in einer Selbstwahrnehmung aufheben muss, der alle Sinne in dem Selbstwert beisammenhält, der sie in diesen Verhältnissen vereint, worin sie zum Ausdruck kommen, ihre Lebensinhalte verwirklichen können. Ein Selbstgefühl ist das durch andere beeindruckte Gefühl (siehe Eindruck), das sich seinen Selbstwert als abstrakte Notwendigkeit einer bedrängten Selbstachtung bezieht. Was die Gefühle aus ihren Empfindungen substanziell entwickelt haben, ist in zwischenmenschlichen Verhältnissen durch das eindrückliche Verhalten der Zwischenmenschen durchbrochen, voneinander getrennt und im Selbstgefühl wieder vereint, soweit sich darin ein Selbstwert aus diesen Verhältnissen beziehen lässt.
Im Selbstgefühl sind Gefühle mit Empfindungen verschmolzen, indem sich Gefühle selbst in ihren Empfindungen reflektieren und erneuern. Darin dauern Gefühle sowohl als Erinnerung, wie als Gefühl in einem Selbstgefühl fort, soweit sich dieses durch Empfindungen erneuern kann. Wo es isoliert von seinen Empfindungen besteht muss es Empfindungen für sich haben, und ist von daher für diese Form des Gefühls und durch es bestimmt. Darin bildet sich der Selbstwert als Selbstwahrnehmung aus und wird im Verhältnis der Selbstgefühle objektiv.
In diesen entäußert sich jedes einzelne Selbstgefühl als isoliertes Moment der Selbstwahrnehmung. Zugleich jedoch stellt jedes Gefühl auch in seiner Isolation einen gesellschaftlichen Zusammenhang dar, der darin zwar objektiv, aber nicht wirklich ist, also eine Ungewissheit der Empfindungen äußert, die sich nur noch als Erregung in der Wahrnehmung regt und deren Regungen bestimmt. Das stellt einen Bruch in der Wahrnehmung dar, der die Beziehung zu ihren Empfindungen an ihren Gefühlen relativiert. Von daher wird sie gegen die Empfindung mehr oder weniger gleichgültig und setzt sich auf vielfältige Weise in Beziehung, eben auf das, worin sie die darin begründeten Erregungen zu beherrschen versteht, die daher rühren, dass es seine Empfindung verloren hat. Die Wahrnehmung beruhigt sich darin, dass sie ihre Regungen vor allem als Gefühle für sich hat, sich darin sammelt und somit auf sich selbst zurückkommt, darin sich selbst fühlt, zum Selbstgefühl wird und dieses immer wieder für sich erstrebt. Die Wahrnehmung hat auf diese Weise eine Absicht bekommen, der sie eine ihr innere Identität jenseits ihrer Gegenstände verdanken kann, wenn sie ihr gemäß entspechende Erlebnisse hat und erfährt.
In dieser Beziehung wird das Erleben zu einem inneren Zusammenhang in den Individuen, der seine Herkunft nicht mehr offenbart und den sie nicht wissen können, der sich aber zu einer allgemeinen Erfahrung in ihnen, in ihrem Gedächtnis niederschlägt und darin die Lebensform ihres Selbstwerts findet. So subjektiv dieses Gedächtnis wirken mag, so objektiv sind darin die Lebenszusammenhänge versammelt, die sich aus den Erlebnissen niedergeschlagen haben. Das Verhältnis der Empfindungen zu den Gefühlen kehrt sich darin in das Verhältnis eines allgemeinen Gefühls in den Menschen, in welchem sich ihre Empfindungen sowohl gesellschaftlich - wenn auch gleichgültig - auf ihre Allgemeinheit reduzieren und bewahrheiten, wie sie zugleich auch darin wirklich aufgehoben werden. Es ist ein rein ästhetisches Fühlen, worin die Wahrnehmung nurmehr in ihrer Abstraktion zu sich selbst kommen kann. Dieses Fühlen ereignet sich daher in den Menschen als Selbstgefühl.
Das Selbstgefühl ist für sich empfindungslos, soweit es für sich sein kann, soweit es also Verhältnisse wahrhat, in denen seine Empfindungen selbstverständlich sind, sich in seinen Gewohnheiten wie von selbst verstehen. Doch es ist auch schnell gestört, sobald deren Objekte abwesend sind, sobald also die gewohnte Umgebung nicht wirklich anwesend ist und keine Wirkung auf die Empfindung hat. Wer von seinem Selbstgefühl abhängig ist fühlt sich dann leer. Dies kann durch die Produktion von Eindruck überwunden werden, durch welchen gewohnte Reaktionen sich einstellen, indem eine bestimmte Ausdrücklichkeit objektive Gefühle hervorrufen und bestärken kann, z.B. durch Rollen, Gehabe, Kosmetik usw.
Selbstgefühle sind eben Gefühle, die sich als Reflexion aus einer äußeren Bestimmtheit von objektiv gefühlten Verhältnissen begründen, die z.B. zwischenmenschliche, modische, institutionelle oder fantastische Wirkung haben können. Zum Selbstgefühl werden sie durch die ästhetische Kraft von Empfindungen, die sie nicht mehr wahrnehmen, wohl aber wahrhaben müssen, durch den Reiz oder die Bedeutung von Eindrücken, durch die sich gefühlte Reflexionen tragen lassen, solange deren Ursprung noch wirklich und wirkmächtig in der Erinnerung ist. So fühlen sich z.B. Menschen in Uniform anders, weil diese ihnen den Anschein einer Funktion oder Nützlichkeit verleiht. Es ist aber genauso möglich, diesen Anschein an sich selbst durch eine ästhetische Ausstattung zu erzeugen; z.B. durch Kosmetik, Rollenverhalten, Selbstbehauptungsvermögen u.a.. Dadurch können Selbstgefühle entstehen, die aus einer eigenen Äußerung verursacht sind, - so wie diese eben auf andere wirkt.
Es sind also Gefühle, die als die gefühlte Reflexion einer eigenen oder fremden Äußerung empfunden werden, soweit diese als ein objektives Gefühl existiert. Sie beinhaltet eine Selbstfindung durch Selbstentäußerung oder durch andere, durch die Wirkung, die man auf sie hat. Es sind Gefühle, die durch erzeugte Empfindungen gewonnen werden, wo Empfindung sich nicht als Gefühl entwickeln und zu einer Erkenntnis führen kann oder soll: Es sind durch Selbstreflexion erzeugte Gefühle, die ihre Neugier aufgegeben haben. Diese sind die Grundlage einer Wahrnehmung, die keine Erkenntnis ihres Gegenstands sucht, weil sie alles für sie Ungewöhnliche schon als fremd und also unerkennbar empfindet und sich hierdurch den Mühen einer Aneignung widersetzt, soweit sie sich dem widersetzen kann (siehe hierzu auch Geldbesitz). Sie richtet sich von daher an ihren Wahrnehmungsgewohnheiten aus und empfindet nurmehr das, was sie für sich schon vor jeder Erkenntnis gefunden hatte, so dass ihre Erkenntnisse darauf gründen, was sie schon aus Gewohnheit weiß.
Die Wahrnehmung ist in Wirklichkeit niemals ohne Welt, die ihr letztlicher Gegenstand ist, wie groß und wie klein sie auch sein mag. Doch indem das Selbstgefühl zum allgemeinen Inhalt der Wahrnehmung geworden ist, sind die Empfindungen nurmehr Momente desselben. Weil dieses Gefühl sich noch nicht durch sich selbst begründen kann, verlangt es nach einer Wahrnehmung, die nicht wirklich ist, die aber da ist, wo sich sein Begehren wahr macht, wo es allgemeine Gegenständlichkeit eigener Identität findet. Es entwickelt sich so ein Bedürfnis der Wahrnehmung selbst, ein ihr nötiges Verlangen nach Reizen, in welchen sie ihr Selbstgefühl erfährt. In ihrem Begehren verwirklicht sich die Notwendigkeit nach einer allemeinen Wahrheit der Wahrnehmung in der Absicht einer allgemeinen Bereicherung durch Reize, die sie auch für sich ästhetisch wahrmachen muss, an denen sie sich selbst begeistern kann, um ihr Selbstgefühl zu erwirken, sich selbst zu erfahren.
Um in der Wahrnehmung sich selbst zu erfahren, haben die Menschen Reize entwickelt, wodurch sie zu Subjekte des Erlebens wurden. Von daher sind sie füreinander selbst Wahrnehmungsgegenstände, worauf sich ihr Selbsterleben gründet. Nun beginnt dieses ihren Selbstwert zu füllen und dieses als Gegenstand des Erlebens zu dessen allgemeinen Zweck zu machen, der alle Empfindungen zu einem Gefühl für sich, zu einem Selbstgefühl isoliert, sie ausschließlich für sich wahrmacht.
Sebstgefühle unterstellen ein Gefühl für sich, das darauf gründet, dass ein Mensch die Verhältnisse, die er wahrhat, als Wirkung für sich, also als eigene Wirklichkeit wahrnimmt. Sie sind daher eine gedoppelte Wahrnehmung, also ein Wahrnehmen des Wahrgehabten als Wirkung einer bloßen Selbstwahrnehmung, die sich in deren Gewohnheiten verallgemeinert und für sich selbst Bestand hat. Es ist also kein Gegenstand außer sich, der die Wahrnehmung darin bestimmt, sondern das Gefühl, das ein Mensch dabei wahrhat und in sich verallgemeinert. Dessen Gegenständlichkeit ist darin allgemein so aufgehoben, dass dies als ausschließliche Wirkung auf sich selbst empfunden wird.
Daher sind Selbstgefühle in zwischenmenschlichen Verhältnissen eine Allgemeinform der Gefühle, wie sie sich aus dem Selbsterleben der Wahrnehmung in ihrer Empfindung für sich ergibt. Jedes Gefühl wird in dieser Fom zu einem allgemeinen Selbstgefühl, zu einem Eigensinn der Wahrnehmung.
Ihren Gegenstand haben die Menschen daher durch etwas, was nun ihrer eigenen Lebenswelt entspringt, die sich aus der Entgegenständlichung der sachlichen Welt ergeben hatte und zugleich diese Welt jetzt als Welt des Erlebens, und das heißt jetzt Fühlens, zu erzeugen. Ihre Empfindungen werden zu Trägern des Erlebten, zum reinen Inhalt ihrer Gefühle. Wo die Empfindungen sich innerhalb der zwischenmenschlichen Beziehungen noch minderwertig angefühlt hatten, weil sie sich in ihrer ersten Beziehung auf andere Menschen nicht von selbst zu entsprechenden Gefühlen werden konnten, werden sie nun zur Basis eines Selbstwertgefühls, das sich aus dem Erleben heraus über die alle Gegenständlichkeit, also auch über die gegenständliche Welt überhaupt zu stellen versteht. Die Wahrnehmung nimmt also nicht nur Wahres, sie wird in der Abtrennung von jeder gegenständlichen Wirklichkeit jetzt auch bestimmt von dem, was ein Mensch unter Menschen wahrhat. Was in der Empfindung noch nichtig war, bekommt nun seine eigene Bedeutsamkeit allgemein durch das, was die Menschen durch einander wahrhaben, was sie also davon haben, dass sie füreinander dazu da sind, einander zu erleben. Dies ist nun jedenfalls etwas anderes, als bloß füreinander nichts zu sein.
In der Wahrnehmung ist die Welt als Gefühl einverleibt, auch wenn sie nichts mehr an und in der Welt findet. Was Menschen von dieser wahrhaben, muss nichts mehr damit zu tun haben, was sie hiervon auch wirklich empfinden. Gerade wo wirkliche Beziehungen gebrochen, getrennt oder im Widerspruch mit sich sind, werden sich die Gefühle von den Empfindungen zunehmend abgrenzen, das Einverleibte und das Wirkliche auch in sich trennen. Im Maß dieser Trennung muss sich die Einverleibung als Gefühl für sich verdichten, zu einem Gefühl werden, das nur durch sich selbst bestimmt erscheint, wiewohl es nur reflektiert, was es wahrhat. Aber weil der wirkliche Sinn in der Abtrennung von seiner Gegenständlichkeit abstrakt wird, kann er sich in der Ausgrenzung seiner Bezogenheiten auch nur im Selbstgefühl entfalten. Solche Gefühle behaupten sich gegen ihre Herkunft als Beziehung zu sich, worin die Wahrnehmung ihren eigenen Wert bekommt, einen Selbstwert, in welchem sich die Verdichtung ihrer Einverleibung gegen die Welt geltend macht. Der Selbstwert ist die Größe, worin abstrakte Sinne mächtig werden, also in dem Maße mächtig sind, wie sie sich gegen die gegenständliche Welt in sich selbst binden, ihre Symbiose gegen die Welt zu kehren vermögen.
Der Selbstwert ist zunächst nichts anderes als der Wert eigenener Bedeutsamkeit in einer Welt nichtiger Bedeutungen, welche von Erlebnissen übrig bleiben, die keine Geschichte bilden. Der Selbstwert ist eigentlich nichts anderes als ein Bild, welches von den Bedeutsamkeiten der zwischenmenschlichen Beziehungen verbleibt, in welchem das Leben als Einheit der Erlebnisse mit Menschen verbleibt und dadurch als ein gelungenes Leben erscheint. Es hat mit dem wirklichen Leben nichts gemein außer der Idealität der Erlebnisse. “Vergessen” ist darin, was nicht beabsichtigt war, was “hinzugetreten”, nicht gewollt ist. Selbstwert entsteht aus dem Ungebrochenen, worauf sich Wahrnehmungen reduzieren, wenn sie vergangen und nun als eine innerere Wahrheit des Gedächtnisses und Gedenkens selbst wahrgehabt werden. Sie finden sich besonders in dem Sinn ein, in welchem sich diese Einheit verkörpert. Der Selbstwert reflektiert also die Einheit eines Lebens, welches nur ästhetisch wahr ist, eine ästhetische Einheit des Erlebens, wie es war und woraus es sich fortbilden soll. Alles, was sich im wirklichen Leben bricht und gebrochen gelitten wird, ist darin aufgehoben, dass in den Menschen das Leben zumindest in der Idealität der Erlebnisse bewahrt ist. Es erfährt in ihnen dadurch Wert, dass sie sich selbst als Wahrheit nehmen, wie sie sie für sich haben, als Selbstgefühl, worin sich alle wirklichen Gefühle sinnlich vereinen und worin sich die Wahrnehmungen in den Menschen einfinden, zusammenfinden und also als Selbstgefühl wirklich empfunden werden.
Der Selbstwert ist also eine zu eigener Ästhetik hoch verdichtete Einheit der Selbstgefühle, durch welche sich auch ein kulturellen Zusammenhang der Menschen bilden lässt. Hierin wird auch alles Erleben bewertet, wie es nach dieser Ästhetik. bestimmt ist und wonach es sich daher idolisiert. Die Idole des Erlebens treten daher auch wirklich auf in öffentlichen Figuren, Stars oder Musiker, welche “en vogue” sind, wenn sie die Wogen des Zeitgeistes als Gefühl oder Mode darzustellen verstehen. Oft wird gerade Musik dazu benutzt, eigene Ästhetik als Selbstwert zu entwickeln. Es entwickelt sich in jedem so auch die Kunst, sich selbst als Selbstgefühl zu erleben und darzustellen, für viele Menschen eine überlebensnotwendige Kunst. Besonders in jungen Jahren werden von daher Diskotheken und Parties zu Kultstätten dieser gefühlsnotwendigen Selbstbildung.
Wer sich hierdurch in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen beherrschen kann, vermittelt durch das Wahrnehmen anderer Menschen nun eine Identität in sich, die ihm durch seine darin und in aller Leere gefühlten Bedeutsamkeit über alle Zweifel hinweg hilft, welche das “In-der-Welt-Sein” aufwirft. Seine Beziehungen vollziehen sich dann in den entsprechenden Bedeutungen und bestimmen hieraus die Bedürfnisse nach anderen Menschen, wie sie der Ausdehnung seiner Bezogenheit entsprechen, wie sie eben räummlich da sind. Solche Wahrnehmung ist voller Erlebensinhalte, die für sich aber keine andere Wahrheit als ihre körperliche Lebensgestalt haben und nur den Raum erfüllen, der den Ereignissen darin entspricht. Wahrnehmung aber kann so nicht mehr wirklich sein. Die Wahrnehmungswelt, wie sie jenseits aller Wahrheit ist, die Menschen in ihrem Leben wirklich haben und vollziehen, wird auf diese Weise zu einer eigenen aparten Lebenswelt, zu einem durch die Wahrnehmung selbst gestalteten Lebensraum.
Kultur ist hierdurch Raum für eigene Bedeutsamkeit geworden, für Kulturgüter, welche die Menschen selbst ausmachen, Güte, die nicht mehr ohne die Menschen sein kann, die einander auch in Güte nur begegnen können (oder dürfen), weil ohne dies der nackte Selbstzweifel herrschen würde. Alle Empfindungen und Gefühle haben hierdurch eine äußere Form, in welcher ihre Subjektivität allgemein zu einem Selbstwert aufgehoben und bestimmt ist, worin sich die Menschen für alles erdenkliche Erleben - und nur für dieses - gut sind. Sie erscheinen darin nun selbst als Figurationen des Raums, selbst gegenständlich, objektiv und wirken voll allgemeiner Bedeutsamkeit auf die Menschen zurück, bewirken ihre Subjektivät zu einem allgemeinen Verhältnis, worin sich alle darin gleich sind, sich durch die Beziehungen auf andere in ihrem Selbstwert zu begründen, in weelchem sie ihre Beziehung auf sich durch die Beziehung auf andere wahrhaben. Hierdurch wirken sie vor allem aus sich selbst heraus begründet, urtümlich, archetypisch.
In der Naturalform des Raumes verschwindet jede Klarheit und Erklärung. Was in bestimmten Wahrnehmungsverhältnissen einfach durch ihre Beziehungen sebst erklärt war, wird jetzt dadurch übermenschlich, quasi metaphysisch, dass dies wie eine Naturbestimmung der Selbstwertigkeit erscheint, dass die Menschen darin sich von Natiur aus bedeuten, was sie durch die Natürlichkeit ihres körperlichen Daseins von einander wahr haben. Räume selbst schon können bedrohlich wirken, einen Menschen verkleinern, ihn überhöhen und vieles andere mehr. Aber sofern Menschen darin ihre zwischenmenschlichen Beziehungen bewahren können, werden solche Kulturräume zur Heimstatt ihrer Selbstwertigkeit.
Im Erleben bestimmt der Raum selbst schon das Wohlgefühl und weitet oder verengt Gefühle, welche sich dieser Abstraktion überlassen, bis ins Unendliche. Gefühle werden auf diese Weise kultiviert, werden selbst objektiv, haben objektive Gestalt und sind als solche auch verwendbar, nutzbar und verwertbar. Gefühle werden hierbei selbst übergeschichtlich, von ihrem Leben vollständig unabhängig, ontologisch. Sie werden, was Esoterik dann schließlich auch als kosmisches Leben zu entdecken vermeint. Das Erleben in solchem Lebensraum erscheint dann wieder leidenschaftlich, weil darin die Menschen ein Leiden entdecken, das sie nicht wirklich leiden müssen. Der Raum als solcher beeindruckt die Wahrnehmung, verschafft Gefühle, die ohne dies nicht wären und die allerdings auch nicht weit darüber hinaus kommen, wenn sie keine Menschen antreffen, durch die sie zum Selbstgefühl werden.
Selbstgefühl entsteht nun erst wirklich in der Reflexion der Wirkung, die ein Mensch auf andere hat und die er für sich so empfindet. So wie er diese auch als Eindruck wahrhat, fühlt er sich selbst, auch ohne dies sonderlich als Gefühl wahrzunehmen. Das Selbstgefühl ist die Form der Selbstwahrnehmung unter anderen Menschen, der Erfolg des eigenen Ausdrucks, wie er sich im Erleben der Selbstwahrnehmung einstellt. Von daher wird ein hierdurch bestimmtes Selbstgefühl zu einer Selbstverständlichkeit in den entsprechenden zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen sich dieses dann schließlich auch in der Selbstwahrnehmung verselbständigt.
Durch die Kultivierung der Wahrnehmung zu einem räumlichen Erleben wird der Raum selbst wertvoll, zur Form einer Wahrheit des Selbstwerts, der durch die Menschen getragen wird, die sich hierin treffen. Er schein ästhetisch und bekommt Macht durch die Allgemeinheit seiner Abstraktion gegen die ungelebte Wahrnehmung. Die Welt wird in der kultivierten Wahrnehmung als Erleben im Raum zu einer mächtigen Lebensform. Nicht mehr der Zusammenhang des Weltgeschehens macht die Wahrnehmung aus, sondern hiervon lösgelöst der Zusammenhang der Erlebnisse als Werte des Selbstgefühls. Wie sich dieser Zusammenhang in den Menschen als Zusammenhang ihrer Sinne in einem bestimmten Lebensraum bildet, so fühlen sie sich selbst darin auch als Mensch. Doch dieser ästhetische Zusammenhang sieht weitgehend ab von dem, was die Sinne wirklich sind, d.h. welche Wirkungen sie aufgreifen und für sich zu ihrer Erkenntnis entwickeln, dem Akt ihres geschichtlichen Seins. Was ihnen im Widerspruch zwischen Empfindungen und Gefühlen zum Zweifel in diesem Prozess geraten müsste, wird im bloßen Erleben zu einer Einheit der Selbstgewissheit erhoben, die als Selbstwert über alle Tätigkeit erhaben ist. Was immer die Ereignisse des Erlebens hervorbringt, als Erlebnis ist es lediglich eine Art und Weise des Wahrnehmens, Leidensform für sich. Das Erlebnis bietet als räumliche Dimension Selbstgewissheit, die keinen Grund hat außer dem Zusammentreffen von Ereignissen in einem bestimmten Raum, in welchem sie die Sinne in Bewegung versetzen wie es dieser Raum zuläst, ohne dass sie damit “fertig werden” können oder müssen, ohne dass sie also hieraus eine zusammenhängende Entwicklung eingehen, in der sie sich verändern und bilden und ausbilden würden. Das Raumerlebnis ist die nahe gekommene Wahrnehmung, worin das Gefühl in der Empfindung lebt. Es hinterlässt keine andere Spur im Menschen, als die Erinnerung und das Mangelgefühl einer mit dem Vergehen des Erlebens auch abgebrochenen Geschichte, abgebrochene Zeit im Raum, wie er die Wahrnehmung bestimmt. Diese Bestimmung ist unmittelbare und krasse Wirklichkeit des Erlebens, auch wenn sie nicht wirklich wahr sein kann.
Die Wahrnehmung selbst wird im Raum zeitlos und entzieht sich von der Wirklichkeit der Lebenszusammenhänge. Das Raumerlebnis hinterlässt keinen Sinn. Es hinterlässt ein Gefühl der eigenen Leere und erzeugt aus dem Nichts heraus das Bedürnis, mehr und intensiver erleben zu wollen, Eindrücke zu sammeln, öfter und näher in der Wahrnehmung “dran zu sein”. Nichts kann für diese Erlebniswelt nah und eindrücklich genug sein. Was damit im Gedächtnis verbleibt ist die Dichte der Ereignisse, die erlebt wurden. Durch die Masse an Eindruck, den diese Dichte verschafft, entsteht ein völlig andersartiger Zusammenhang der Erlebnisse, der auch selbst zu einer räumlichen Gestalt des Gedächtnisses wird.
Indem die Menschen dem Erleben nachgehen, verkehrt sich ihr Gefühl, das objektiv beeindruckt ist, zu einem Subjekt ihrer Erinnerung. Diese bildet sich aus allem, was es wahrhat, was die Allgemeinheit seiner Gefühle ausmacht, seine Bedeutungswelt im vertraut gewordenen Raum - nicht mehr aus den Wahrnehmungsinhalten heraus, sondern aus deren Ereignishaftigkeit in vorgegebenenen Dimensionen. So entsteht ein Zusammenhang in den Menschen, in welchem die Wahrnehmungen nach einem inneren Sinn zusammengefügt sind, der nichts mehr mit dem zu tun hat, der für die Wahrnehmung tätig war. Die wahrnehmenden Sinne werden als Sinn des allgemein Wahrgehabten räumlich erlebt und diese Art und Weise ihrer Räumlicchkeit bestimmt, wie die Wahrnehmung selbst wahrgehabt wird. Die Erkenntnis fällt im Erleben in sich selbst zusammen, wird zur eigenen Wirklichkeit, zur Wirkungswelt der Selbstwahrnehmung.
Wie im Menschen, so ist es dann auch außer ihm. Für ihn entsteht eine Kultur der Ereignisproduktion, eine Eventkultur, in welcher das Erleben zu einem gesellschaftlichen Zusammenhalt gebracht wird, zu etwas, was alle Menschen wahrhaben, was sie bewegt und beschäftigt, gleich welchen Sinn sie dafür und welchen Sinn es für sie wirklich hat. Aus ihrem bloßen Zusammentreffen, aus den zufälligen Geschehnissen ihrer Anwesenheiten, entsteht eine kulturelle Wirklichkeit, die nichts im Sinn hat außer der Verdichtung von Wahrnehmung, Bewegung der Sinne, Erregung und Befriedung im Selbsterleben. Der Sinn für sich tritt im Erleben selbst in die Wirklichkeit ein und verschafft sich die Welt, in der er sich in Bewegung hält, in einer Bewegung, in der er sich ausbildet ohne Sinn zu entwickeln.
So gewiss die Ereignisse des Lebens sind, so ungewiss verbleiben sie im Erlebnis, weil sich darin nur identitätslose Sinne in ihrer Erlebensform zusammenfinden können zu einer verobjektivierten Wahrnehmung, die alles übertönt, was wahr gehabt wird. Hierdurch verlieren sie ihre subjektive Wahrnehmung, die Empfindung ihres Lebens in ihren wirklichen Lebensverhältnissen. Ihnen sebst wird jeder konkrete Sinn abgesprochen, weil und sofern sich darin nichts mehr an Leben vermittelt, sondern Leben selbst als Form, als Problem einer Gestaltung genommen wird. Eine gute Gestaltung der Erlebnisse gilt dann als gutes Leben: und so scheint jeder Mensch nurmehr das Schicksal seines Lebensgestaltung zu tragen. Sein wirkliches Leben ist dadurch zwar nichtig gesetzt, aber es wird zugleich als seine Lebensgestaltung - so objektiv die auch bestimmt ist - zu einer Form seiner Subjektivität, zu seiner Lebensform.Im Erleben streifen die Menschen ihre Nichtigkeit ab. Ihre Wahrnehmungen werden zum Gegenteil der ihnen zugrunde liegenden Identitätslosigkeit: Zu Selbstgefühlen, die als Grundlage der Selbstverwirklichung der in ihrer Erkenntnis isolierten und auf ihr Erleben reduzierten Menschen gilt. Darin gestaltet sich die von den Menschen abstrahierte Kultur und bietet sich als Mittel der Politik mit ihr. Die Selbstwahrnehmung ist Grundlage und Resultat eines Abstraktionsprozesses der Kultur, der Kultur des Besitzstandes, bürgerliche Kultur. Darin verwirklicht die Wahrnehmung als Ästhetik der Selbstbezogenheit die politische Bestimmung dieses Standes, Wertbestimmung der Selbstwahrnehmung.
Die Sinnesgestalt, der Körper, hat daher jetzt Wert durch sich selbst, bildet Selbstwert und wird so zum Geld des Selbstgefühls. Darin findet es wirklich einen allgemeinen Sinn, einen abstrakten Sinn, der allem gemein ist, weil er als menschliche Naturgestalt erscheint. Sofern sich diese mitzuteilen versteht, teilen die Menschen darin die Natur ihrer Selbstgefühle mit. Ihr Verhältnis besteht nicht mehr aus dem, worin sie sich wirklich aufeinander beziehen, sondern aus der körperlichen Beziehung, in der sie ihr Selbstgefühl jenseits aller sonstigen Empfindungen und Gefühle verwirklicht finden. In ihrem körperlichen Sein verwirklichen sie ihr Fürsichsein, erleben sie sich selbst als ausschließliche Wirklichkeit.
Für die Wahrnehmung ist das ein Salto mortale, eine Umkehrung ihrer ganzen Wahrheit. Sie nimmt körperlich durch andere wahr, was sie von sich wahrhat. Sie nimmt sich selbst wahr als das, was sie an anderen bewirkt. In der Abtrennung von ihren Empfindungen verspürt sie sich selbst wesentlich anders, wie ein anderes Wesen, das sich zu seiner Natur nur so verhalten kann, wie es außer sich ist.
Ein Körper ist in Wirklichkeit immer ein Einzelwesen; Sinne enstehen nur in der gesellschaftlichen Beziehung der Menschen, der Generationen und Kulturen. So einzeln wie Wirklichkeit körperlich erlebt wird, so gesellschaftlich ist sie zugleich. Aber für den Selbstwert gilt nur die Lebensgestalt, wie sie erscheint. Gleich, welche Geschichte Menschen in und mit ihren Selbstgefühlen hatten, in der wechselseitigen körperlichen Einvernahme ihrer stillen Wahrheit können sie sich immer in dem Sinn aufeinander beziehen, in welchem sie sich nahe kommen - sei es ihr Geschlecht, ihr Geschmack, ihre Sicht, ihr Gehör usw. Sie erleben zwar nur sich im anderen, aber dafür teilen sie mit ihm ihr Wesen, teilen sich wesentlich mit. Für ein Leben im Selbsterleben würde das ausreichen, wenn es hierdurch nicht für sich selbst sinnlos werden würde. Das die Menschen ihre Sinne in ihren selbstwertigen Gefühlen nicht wirklich aufeinander beziehen, erleben sie wesentlich nur die Sinnlichkeit anderer Menschen, leben sich durch äußerliche Sinnesgestaltungen. Indem jeder Mensch seinen Sinn im anderen erlebt, hat er ihn nicht mehr für sich, bildet keine sinnliche Geschichte durch sich, sondern findet abstrakten Sinn in seiner Geschichte durch andere. Indem er sich nur selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen erlebt, erfährt er in Wirklichkeit seine Sinnlosigkeit.
Lediglich in seiner Körperform ist er noch wirklich in Beziehung auf andere Menschen. Darin erlebt er sich wirklich ausschließlich unter ihnen und darin erscheint ihm seine Beziehung auf sie allgemein menschlich. Vermittelst seines körperlichen Daseins ist er ein wirklich allgemeiner Mensch - nicht wie geboren, aber wie geworden, nicht konkret, aber abstrakt. Durch sein körperliches Verhältnis zu anderen Menschen reizt er diese wie sich selbst. Es ist wie eine permanente Selbststimulation: Der unentwegte Anreiz hat seinen eigenen Sinn als Körper und vertreibt jedes Gefühl von Sinnlosigkeit. Er bewegt sich zwischen sich und anderen in körperlicher Begeisterung allgemein und wechselt hiernach auch seine Beziehungen. Was nicht wirklich körperlich auftritt, kann niemanden reizen und bleibt der zwischenmenschlichen Beziehung verschlossen. Und was hier nicht zugehört, das muss dann draußen bleiben, entzieht sich der Aufmerksamkeit. Die zwischenmenschlichen Beziehungen gelingen auf Dauer nur in dieser Allgemeinheit, und wenn sie nicht mehr allgemein sind, wenn sie ein Verhältnis zur Geschichte anderer Menschen verlangen, dann eigenen sie sich nicht mehr für das Selbsterleben.
Es ist das körperliche Selbsterleben in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht Bosheit oder Flachheit einzelner Individuen, sondern gesellschaftliche Beziehungsform in einer Lebenswelt, worin die Menschen keine andere gesellschaftliche Wirklichkeit mehr haben, als die ihres körperlichen Daseins. Innerhalb der Möglichkeiteswelt vergeldlichter gesellschaftlicher Lebensbedingungen haben sie keine andere wirkliche gesellschaftliche Form, worin sie teilen und sich mitteilen können, weil ihre Welt in der Notwendigkeit untergangen ist, Geldbesitz zum gesellschaftlichen Maßstab zu machen, weil sie eben nicht mehr andres da ist. Weil das Kapital in eine Dienstleistungsgesellschaft nur Geld als gesellschaftlichen Zusammenhang zur Verfügung stellt, können die Menschen darin auch nur nioch durch sich selbst hindurch fühlen, was ihr Leben ausmacht, was sie beglückt, verärgert und Sinn vermittelt.
Ihr körperliches Dasein selbst erscheint daher auch als Lebensspender, denn das Leben selbst hat hierdurch keine Geschichte, sondern besteht nurmehr durch schlichte körperliche Begebenheiten und erscheint mit dem Körper selbst gegeben. Den Menschen erscheint ihr körperliches Sein daher auch als ihr ausschließliches Menschsein, als ihre wirkliche Menschlichkeit. Allen gemein ist, das sie körperlich sind, weil sie Körper haben. Und sie verspüren darin ihr Leben als das, was sie durch ihn erleben. Im Körper erscheint das Leben allgemein als Gegenteil von dem, was es im Einzelnen ausmacht. Da ist es Geschichte, die bewirkt und daher auch körperlich wirklich ist. Alle einzelnen Ereignisse bringen Glück wie Unglück, können die Menschen sich ihrer selbst vergewissern oder sie verunsichern. Identoität finden sie darin nicht. Aber sie finden diese in ihrem allgemein körperlichen Sein als Teilhaber der Lebenswelten durch ihr körperliches Sein. Im Körper als solchen lassen sich alle Erlebnisse allgemein beziehen, als verallgemeinertes Ereignis zum allgemeinen Körperereignis machen, durch welchen die Menschen sich selbst nahe kommen. Was sie körperlich sind, wird zu einer Dramaturgie ihrer Körperreize, zu einem Himmel der Vorstellungen von dem, was ihre Körper ihnen an Nähe zu anderen und zu sich vermitteln sollen. Und in den Vorstellungen verbinden sich ihre Hoffnungen, wie sie in einer Welt doch zu sich kommen können, die ihnen ansonsten nichts und nichtig bliebe.
Sie wissen sich längst in der Welt von sich selbst getrennt, ausgeschlossen von jedem Sinn, den ihr Leben dort haben könnte. Und im Maß der Ausschließlichkeit dieses Befunds werden ihre Empfindungen dort schal und öde. Nur ihr Körper bleibt als Welt für sie wirklich. Und sie vergöttern sich als menschliche Körper in dem Maße, wie sie darin ihre Ausschließlichkeit körperlich erfahren, sich ausschließlich menschlich erleben, in ihrer bloßen körperlichen Existenzform. Dieses Allgemeingefühl des Menschseins macht den Selbstwert aus, der hierbei entsteht. Er ist getrennt von jeglichem wirklichen Empfinden und fühlen und reduziert sich auf die reine Form, in welcher alle wirklichen Beziehungen auf sich selbst reduziert sind. Von da her erscheit die Mühe der Welt hier auch völlig unnötig, denn das eigene Sein erscheint als nichts anderes mehr, als das reine natürliche Sein der Körperlichen schlechthin.
Von daher versammelt sich in jedem Körper eine Welt der Selbstgewfühle, die dadurch Selbstwert bilden, dass die Menschen darin eine Natur erfahren, die sie in der Welt längst nicht mehr haben können. Ihre Regungen, die sie in ihren vielfältigen Beziehungen auf andere Menschen nicht mehr verwirklichen können, regt sich in ihnen wie eine Naturgestalt, worin ihre Beziehungslosigkeit ihre gesellschaftliche Form bekommt. In ihrer körperlichen Gestaltung gestalten sie nicht nur ihr Leben, sondern ihre ganze Welt.
Diese Tatsache macht den Körper selbst zur Welt, seine natürliche Gestalt zum Welterleben schlechthin. Und dies macht schließlich auch den Fetischismus aus, welcher in solcher Kultur dem Körper gezollt wird. Er ist die Lebensform dessen, was durch Geld abwesend gemacht worden war: Nackter Sinn für sich.
12. Die Erinnerung als einverleibte Selbstwahrnehmung
Es war im ersten Kapitel ausgeführt worden, dass das Leben im Erleben einen eigentümlichen Wert gewinnt, weil darin die Gefühle der Menschen ihre Empfindung in einer doppelten Weise finden und haben, weil darin also Gefühle zugleich Selbstgefühle sind, die ihren Gegenstand nicht mehr unbedingt kennen müssen, weil sie selbst gegenständlich werden, im Erlebnis sich selbst finden. Solche Selbstgefühle entstehen dadurch, dass die Lebensäußerung von Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen jenseits ihrer wirklichen Gegenständlichkeit durch den Wahrnehmungsprozess selbst einverleibt werden und auf diese Weise ihre Zwischenmenschlichkeit auch wirklich als ihr Lebensverhältnis zu leben.
Einverleibung ist die Verleiblichung eines äußerlichen körperlichen Daseins, das subjektive “Fleischwerden” körperlicher und geistiger Beziehungen, deren Sinnbildungen hierdurch im Jenseits ihrer wirklichen Lebensverhältnisse versinnlicht werden. Dies setzt voraus, dass hierüber getäuscht wird, so dass sich ihre Gefühle mit ihren Empfindungen vertauschen lassen und als abstrakter Sinn im Selbstgefühl eines Menschen eins werden. Es ist der Konsum von einem Sinn, der für ein Leben verzehrt wird, das dadurch erst sinnlich begabt wird, einen Körper erfährt, den es für sich nicht gestalten kann.
Ein Besitz wird zur Habe genommen, ein Sinn zur Leiblichkeit, zu einem Leib verleibt, einverleibt. Dies kann über verschiedenste Weise geschehen, z.B. durch ein Gefühl, einen Gedanken, eine Idee, ein Gedicht, ein Bild, ein Lied, eine Melodie usw. Doch worin unterscheidet sich das von der Übermittlung von Gewöhnlichem, von Gewohnheiten, von Plänen usw. Ist jede Übertragung auf andere eine Einverleibung?
Nein. Es ist die Dichte, das Konzentrat einer Substanz, die den Körper wechseln kann, wenn ihr Geist darin zu eigenem Leben kommt. Wo eine Melodie enstanden war, muss sie nicht unbedingt auch gesungen werden. Ein Geistesfunke bekommt auch in einem anderen Leib sein Material, ohne dass seine Bildungsenergie dabei übertragen wird, die an und für sich niemals übertragbar sein kann. Doch wo er wiedergegeben wird, ist ist er dennoch nur eine Reflexion, ein Wiederkehren. Die komplexe Welt, in der er gebildet wurde, ist bei diesem Wechsel von der Welt getrennt, in der er existiert, ohne sich dabei zu verlieren. Das ist die Grundlage für die Aufladung von Gefühlen, besonders auch in der Masse von Menschenleibern. Es ist kein zufälliger und auch kein einfach bedingter Reflex. Es ein komplexes Zusammenwirken von Sinneseindrücken, die sich geistig in einem Sinn verdichtet zusammenfassen und von daher eine synergetische Kraft in ihrem Ausdruck bekommen, die sie in ihrer Summe nicht hätten. Das fassen Esoteriker gerne für sich als kosmisch “reine” Energie auf, um sich darin zu einem Mysterium zu machen, um die vielfältige Beziehung darin zu einer bloßen Feinsinnigkeit vereinfältigen. Doch diese Energie ist genauso materiell wie jede andere Form der Zwischenmenschlichkeit.
Einverleibung war dem Begriff nach immer schon und in aller Regel der Konsum eines Gegenstands, dessen Zurleibnahme. Dieser kann sachlich oder auch geistig sein, soweit dies dem Leib zukommen kann. So meint dieser Begriff an sich die Verleiblichung der Sinnlichkeit eines äußerlichen körperlichen Daseins schlechthin, das subjektive “Fleischwerden” körperlicher und geistiger Beziehungen, deren Sinnbildungen hierdurch gebraucht und verbraucht werden. Wo Beziehungen einen Sinn haben, erneuert sich dieser in ihren Lebensverhältnissen so wie er darin geäußert und fortgebildet wird. Jenseits ihrer wirklichen Lebensverhältnisse kann aber nur versinnlicht werden, was darin eingetauscht und dem Sinn nach, also im Sinn des einen mit dem Sinn des anderen ausgetauscht wird. Dies setzt voraus, dass es vertauscht werden kann (siehe auch Verkehrung). Die Menschen verkehren dabei darüber, dass ihre Leiblichkeit und ihre Geistigkeit in ihrer Anwesenheit zusammenfallen und sie über deren Unterschiedlichkeit hierüber getäuscht werden. Was sie durcheinander wahr haben, lässt sich dann nicht von einander wahrnehmen. Es lassen sich ihre Gefühle mit ihren Empfindungen vertauschen, indem sie als abstrakter Sinn im Selbstgefühl eines Menschen eins werden. Es ist der Konsum von einem Sinn, der für ein Leben verzehrt wird, das dadurch erst sinnlich begabt wird, einen Körper erfährt, den es für sich nicht haben und gestalten könnte, wenn es sich nicht durch die Anwesenheit eines anderen Menschen daran bereichern, sich durch ihn beleben und erleben könnnte, ohne sich ihm mitzuteilen. Eine Sinnbildung durch solche Einverleibung erzeugt Entfremdung durch Entgegenwärtigung des Anwesenden. Und die setzt sich in der Selbstentfremdung der Wahrnehmung als deren Vermehrung im Erleben und zugleich deren Verarmung an Erkenntnis fort. Ganze Kulturen können auf diese Weise ihr Leben auf das reduzieren, als was es ihnen erscheint, auf die Momente ihres Erlebens, die ihren Zusammenhang nicht nur entstellen, sondern sich über das ermächtigen, was ihn substanziell ausmacht, der Sinn, durch den sie in Wahrheit verbunden sind, und der mit ihrem Erlebnis im Moment seines Erscheinens schwindet. Ihr Leben verschwindet damit in der Einfalt der Lebensmomente in einer abstrakten Sinnlicheit, in der Leben selbst nur noch als Mittel des Erlebens ist, sich nurmehr abstrakt sinnlich bewahrheiten kann.
Sinn bildet sich durch den Reichtum an Erkenntnissen und deren Bereicherung in einer komplexen Geschichte, die sich gesellschaftlich zwischen Bedürfnis und Arbeit der Menschen entwickelt, also in der Gegenwärtigkeit einer Arbeit als Produkt für Bedürfnisse gesellschaftlich existiert. Deren Befriedigung realisiert die Erkenntnis, welche in die Arbeit eingeht und die Fähigkeiten der Menschen ausmacht, sie bestätigt und bestärkt.
Hierdurch wurden sie zur Grundlage eines Selbstwerts, der durch solche Selbstgefühle sich bestimmt. Es sind darin die Minderwertigkeitsgefühle wirklich überwunden, welche Empfindungen hervorrufen, die zu keiner Identität finden und daher von abstrakten Gefühlen beherrscht werden. Nun stimuliert jede Empfindung ein Gefühl, in welchem sich die Wahrnehmung selbst repräsentiert, also zugleich Selbstwahrnehmung ist. In dieser Form lässt sich eine Wahrnehmung ertragen, auch wenn sie in sich gebrochen und also selbst im Zweifel ist. Und weil und sofern sie das Erlebnis nicht mehr durchdringt, muss sie sich auch im Selbstgefühl einfinden, sich darin bestätigen, bestärken und vermitteln. Sie wird darin zu einer der Wahrheit abgekehrten Form, zu einer Form, in welcher zwar die Wahrnehmung als zwischenmenschlicher Akt wahr ist, zugleich aber in den Erlebnissen gerinnt, in denen sie selbst erlebt wird. In den Selbstgefühlen wird der Prozess der Erkenntnis unterbrochen, den Empfindungen und Gefühle enthalten; ihre Wahrheit versteinert.
Die Basis dieser Gefühlsumwandlung durch Erleben ist wirklich dort, wo sie auch stattfindet, nicht jenseits der Menschen, sondern durch sie selbst und in ihnen selbst, durch ihre körperliche und geistige Beschaffenheit gegeben - und die wiederum ist hier allgemein vermittelt. Für sich ist die Wahrnehmung nichts, wenn sie keinen Gegenstand jenseits der Wahrnehmung kennt. Sie hat aber immer in einem lebenden Körper das gegenständliche Leben wahr, auch wenn es dieses nicht als solche Wahrheit nimmt. Und so haben sich die Menschen überhaupt allgemein wahr, wie sie einzeln eben auch sind und wie sie in einer gegenstandslosen Welt miteinander auskommen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind die Verhältnisse des Erlebens und zunächst mal nur die ungegenständliche Beziehungen der Gefühle und Selbstgefühle überhaupt - zumindet solange sich die Menschen nicht selbst als äußere Gegenstände beziehen und vermitteln. Von daher gibt es darin keine andere Wahrheit mehr als die des Wahrnehmens selbst. Dem ist alle Wirklichkeit unterordnet und diese ist einzig die Wirklichkeit eigener Wahrheit, also einer Wirklichkeit, wie sie durch das körperliche Erleben der Wahrnehmung selbst geworden ist.
Es mag viellerlei zufällige “Erlebnisse” geben, über die man berichten und erzählen kann. Für Vergangenes hat das Wort selbst keinen Begriff. Aber als Begriff eines Verhältnisses zielt Leben durch Erleben auf eine Einheit von Empfindung und Gefühl, die es für sich nicht mehr gibt. Resultat und Ursprung solcher Wahrnehmungen kehren sich hierbei um: War im Gefühl ursprünglich eine Gewissheit von Lebenszusammenhängen gegenwärtig, wie sie sich subjektiv und gegenständlich zugleich zugetragen haben, so wird nun das Gefühl zum Selbstzweck, zu einem Zweck, zu welchem die Empfindung nurmehr relativ zu diesem ist.
Der Standpunkt der Wahrnehmung hat sich in solchem Verhältnis selbst gewandelt. Die Gefühle verlassen ihre Gewissheiten, um eine Identität für sich zu bilden, um Ungewisses zu überbrücken und Erleben durch sich selbst zu schaffen: Selbstgefühl. Dieses wechselt von Empfindung zu Empfindung, ohne darin noch etwas, also Gegenständliches zu finden. Empfindungen werden in ihrer Ungegenständlichkeit zu einem eigenen Sein, zu einer Welt, worin das Gefühl für sich selbst das ausschließliche und ausschließende Sagen ausmacht und worin es nurmehr empfindet, was es darin für sich finden kann.
Doch gefunden kann nur werden, was auch gegeben ist, was also irgendwann und irgendwie erzeugt wurde. Dem Selbstgefühl kann jedes Ereignis zum Erleben taugen, wenn es nur irgendwelche Reize des Erlebens bietet. Doch das verlangt, dass es seine Geschichte und Herkunft gleichgültig findet, hiergegen wirklich gleichgültig wird, weil es darin nicht zu sich kommt, weil es in der Empfindung selbst eben die Beziehung zu sich nicht finden kann. Es verläßt daher heute diese Beziehung, um sich morgen in jene einzulassen. Und indem es die eine gewinnt, lässt sich die andere vergessen. Das Selbstgefühl findet in der Empfindung auf Dauer kein Erleben und würde darin ersterben, wenn darin nicht die bloße Anwesenheit von Menschen das Selbstgefühl reizen würde.
Es klingt vielleicht erst mal seltsam, aber es ist das Gefühl für andere, welche das Selbstgefühl trägt, ohne dass dieses wirklich wahr sein kann. Die Menschen verspüren sich als Menschen, indem sie am Erleben anderer Menschen teilhaben und also an diesem Leben auch in irgendeiner Art interessiert sind. Aber in der gleichgültigen Bezogenheit des bloßen Erlebens finden sie keine wirkliche Nähe zu sich, stößt sich ihr Selbstgefühl also auch von solchem Erleben ab. Nur durch die Reize, welch das Erleben enthält, also durch ihre Stimulanz, wird es für die Menschen dicht. In der Verdichtung des Erlebens durch die Reize, die es enthält, werden sich die Menschen selbst nahe gebracht. Darin entsteht ihr Selbstgefühl, ohne dass sie das wirklich in den einzelnen Momenten wissen können. Diese Verdichtung ist ein Resultat vieler Momente und vollzieht sich “im Hintergrund der Wahrnehmung”. Sie erleben sich insgesamt als fühlende Wesen, indem sie von einer Empfindung zu nächsten gelangen. Und dies überbrückt jede aufkommende Identitätslosigkeit, schon bevor sie empfunden wird. Das Selbstgefühl erweist sich nun wirklich als ein allgemeines Fühlen in einer Welt voller Empfindungen,
Aber es hat diese Allgemeinheit nicht in sich, sondern durch den beständigen Wechsel des Erlebens, durch die Vielfalt der Reize. Diese vertieft jede Wahrnehmung und verdichtet ihre Inhalte, während ihne besonderen Inhalte hierbei immer gleichgültiger werden. Durch die Anzeize des Erlebens, durch seine Stimulanz erst, gelangt das Erleben erst wirklich zu einer Dichte, welche das Erkenntnisvermögen belebt, während der Gehalt an Erkenntnis immer gleichgültiger wird. Die Selbstgefühle gründen also auf den Anreizen, welche Gefühle in einer eigenen Erlebniswelt zwischen den Menschen zum Erleben bringen. Sie gelten sich durch ihre Nähe, die dabei ihre Empfindungen verdichtet, als fühlende Wesen und vermitteln sich ihren Selbstwert in dieser Nähe zu sich. Die Stimulanzen der Gefühle sind von daher zum Träger des Selbstwerts geworden. Je mehr ein Mensch andere reizen kann, desto stärker wird sein Selbstwert. Der Reiz ist zur allgemeinen Form des Selbstgefühls geworden, weil er die Substanz des Selbstwerts, die Dichte der Wahrnehmung, verwirklicht. Darin bestimmt sich das zwischenmenschliche Erleben fort und mindert sich dort, wo es reizlos wird.
Das Erleben dieser Verhältnisse ist damit im Grunde das Erlebnis zwischenmenschlicher Beziehungen, deren Empfindungen sich im Maß ihrer Ereignisse beständig wechseln und ihren Reiz darin finden, dass sie sich in Selbstgefühlen vertiefen. Im allgemeinen Wechsel der Ereignisse selbst gewinnt sich ein Selbstwert, der sich über sie stellt und darin seinen Zweck bewahrheitet fühlt. Er wird zum Subjekt der Gefühle werden, indem er die Empfindungen für seine Objekte hält, weil er aich aus ihren Anreizen vertieft..
Die Ereignisse, welche das Erleben nötig hat, sind von da her nicht mehr unmittelbar den Menschen zu eigen. Sie werden entsprechend gebildet, durch Intensionen und Absichten hervorgerufen, und also produziert. Wir befinden uns auf dem Grund einer Erlebniskultur - oder Eventkultur, wie sie allgemein bezeichnet wird. Das mit diesem Begriff Gemeinte wird allerdings in dieser Form erst im dritten Teil dieser Theorie als Inbegriff der Selbsttäuschung vorkommen. Bis sich dieser entwickelt hat, haben die Menschen erst mal viel miteinander zu tun, denn nur durch einander können sich Ereignisse ergeben, in welchen menschliche Sinnlichkeit erlebbar gemacht wird. Von da her ist jetzt das Erleben als zwischenmenschliches Verhältnis der Menschen der Gegenstand unserer Untersuchung.
Die Resultate der Analyse sind bekannt. Wir hatten bisher die Wahrnehmung für sich untersucht und ihre Momente, ihre Abstraktion und deren Substanz, ihre Begriffsubstanz als abstrakt menschlicher Sinn und dessen Maß als die Dichte des Erlebens, als körperliche Dichte der Erlebnisse erfasst. Dabei war das Erleben als die Verdichtung der Wahrnehmung begriffen worden, als das wirklich abstrakte Verhältnis der Wahrnehmungen, also das, worin Wahrnehmungen wirklich und abstrakt von ihrer Beziehung, die sie wahr haben, sich konkret zusammenfinden. Diese Abstraktion hatte ihre Identität nicht menschlich, also nicht durch ein wirkliches Verhältnis von Menschen, sondern allgemein als Selbstwert, den sie in ihrem zwischenmenschlichen Erleben sowohl bilden als auch nötig haben. Was darin also wirklich entsteht, ist ein Prozess der Verwirklichung dieses Erlebens, ein Verhältnis der Selbstverwirklichung, in welchem der Mangel aufgehoben wird, den die Wahrnehmung in ihren Erlebensformen hat.
Die Verhältnisse der Wahrnehmung selbst können unmittelbar keine Verhältnisse des Wahrnehmens, also einer Sinnestätigkeit in der Beziehung auf ihre Gegenstände sein. Sie sind Verhältnis nur durch ihre Beziehung von Wahrnehmungen, die Menschen voneinander haben, die ihre zwischenmenschlichen Beziehungen ausmachen. In diesen Beziehungen sind sie einerseits füreinander Gegenstand ihrer Erkenntnis, ihrer Liebe und Lebendigkeit, der Form nach aber auch Gegenstand ihrer Wahrnehmungen, also das, was sie einander an Wahrheit auch wirklich nehmen. Und dies macht ihr Wahrnehmungsverhältnis äußerst kompliziert und komplex. Es wird zum Problem des Verhältnisses ihrer Wahrheit als Zwischenmenschen, als Menschen, die in ihren Beziehungen Erkenntnisse haben, worin sie zugleich zwischen sich und andere Menschen treten müssen, um ihre Wahrheit zu bewahrheiten. Hierdurch wird die Wahrheit der Erkenntnis selbst zum Problem eines Wahrnehmungsverhältnisses. Darin sind die Menschen füreinander so wahr, wie sie sich in ihrer Wahrheit auch gegenüberstahen, weil sie zugleich füreinander Mittel ihrer Wahrnehmung sind, sich also über ihre Wahrnehmungen vermitteln. In dieser Vermittlung sieht ihre Wahrheit von dem ab, was sie unmittelbar sinnlich ist, wird abstrakt zu ihrem Sinn. Sinne können an und für sich nur in ihrer Tätigkeit wahrnehmbar sein. Auch wenn sinnliches Tun Werke oder Gegenstände hervorgebracht hat, so unterscheiden die sich nicht dem Inhalt nach von dem, was wahrnehmbar ist. Aber der Akt der Wahrnehmung selbst ist anders, wenn ich sie nur erlebe, als wenn ich sie erzeuge und mit ihnen als lebendes Erzeugnis lebe. Im Erleben erwiest sich das Leben nur als Wahrnehmung, wird als solche verspürt, gefühlt, empfunden usw. Das sinnliche Tun beschränkt sich auf das Auffassen und wahrnehmen, dessen Wahrheit mit der subjektiven Bereitschaft hierfür, mit der Aufmerksamkeit zusammenfällt, wie auch mit der Absicht und dem Willen, das Erleben in sich zu bewahren und durch sich selbst zu bewahrheiten. Das Erleben hat zwar Wirkung im Menschen, aber keine andere Wirklichkeit als die, welche es in ihm als Wahrnehmungseigenschaften, Zustände, Gefühle usw. hinterlässt.
Im Erleben kommt sie Wahrnehmung auf sich selbst zurück, indem sie wirklich von dem abstrahiert, was sie wahrhat. Es ist die Verkörperung abstrakt menschlicher Sinnlichkeit, welche in den Menschen selbst Wirkung hat. Darin wird ihre Beziehung zu den Gegenständen ihreer Wahrnehmung zu einem Verhältnis derer Form in menschlicher Sinngestalt. Indem sich Menschen hierüber wirklich beziehen, veräußern sie den Sinn, den sie für ihr Leben haben, auch in dieser Körperlichkeit. In zwischenmenschlichen Verhältnissen sind die Menschen in ihrer Unmittelbarkeit daher zugleich vermittelte Menschen, also selbst auch formbestimmt, ausschließlich nur füreinander Menschen, gleich, welchen Sinn sie darin haben oder finden. Ihre Empfindungen bestimmen sich aus der Wahrheit, die sie in ihrer Ausschließlichkeit teilen und wahrmachen, als hieraus bestimmte Aufmerksamkeit und Achtung füreinander wahrhaben.
Es geht also nun um dieses Verhältnis selbst, worin die Wahrnehmung das bestimmt, was sie wahr hat, worin sie allgemeiner und damit mächtiger wird als die Wahrheit, wovon sie abstrahiert. Es geht also um das Vertrackte ihrer Abstraktion, um das Verhalten, das sie hervorbringt. Das ganze Problem reduziert sich auf das Verständnis von dem, was eine solche Abstraktion wirklich ist, was sie bewirkt und auf was sie Wahrheit reduziert. Es geht also um die Lebensform, worin ihre Wahrheit aufgehoben wird und worin diese zugleich in verwandelter Form, also im Erleben, fortbesteht.
Erlebnisse unterscheiden sich vom Leben zunächst darin, dass dieses darin sich zwar reflektiert, eben er-lebt, aber zugleich nicht substantiviert, also nichts anderes hervorgebracht wird, als eine Art und Weise, worin Leben erfahren wurde. Wer etwas erlebt hat, hat sicher dabei auch gelebt, aber als Erlebnis ist Leben nur abstrakt gefasst und wird unter Absehung jeglicher Zusammenhänge und Geschichte, also ohne Grund und unbegründet erfahren. Im Erleben sind die Sinne wie im Leben beteiligt, aber sie reagieren nur auf das, was sie reizt. Das Erleben verhält sich in den Reizen des Lebens selbständig. Es ist die Reaktion des Lebens auf die Regungen, die es in den Reizen des Erlebens wahrnimmt. Es ist im Grunde ein gereiztes Leben, das die Wahrnehmung erfüllt. Von daher ist es die Form, worin die Wahrnehmung lebt, wenn sie nicht wahrnehmen kann, was sie außer sich anderes wahrhat, als die Wirkung von sich selbst. Erleben ist also die Grundlage aller Selbstwahrnehmung.
Erleben ist Leben als Erlebnis, also nicht durch sich selbst, durch Lebensäußerung und in der Geschichte des eigenen Werdens und Eigenwerdens, sondern durch Ereignisse, die in den Gegebenheiten des Lebens sich zutragen und zugetragen werden. Erleben ist Reflexion des Leben als anderes Leben, wie es wahrgenommen und wahrgehabt wird, Leben in der Gegenständlichkeit der Erfahrung, Leben als Wahrnehmungsgegenstand. Erleben ist Lebensausdruck, der auf Lebenseindrücken gründet.
Das Leben findet natürlich auch im Erleben statt. Im Erleben ist seine Wahrheit, aber eben so, wie sie für die Wahrnehmung selbst ist: Selbstwahrnehmung. Wahrheit wird hierdurch zum Umstand der Wahrnehmung, zu einer Sache, wie sie für die Wahrnehmung schon wahr ist, bevor sie erkannt wird. Sie muss gar nicht mehr erkannt werden, weil sie für sich selbst schon ist, einfache Wahrheit von Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen usw., wie dies für sich ist, Selbstgefühl als Wahrheit seiner selbst. Es ist eine Wahrheit der Umstände, die im Grunde umständlich, aber zugleich auch ganz einfach ist, abstrakte Wahrheit für Vieles: So wie die Welt für die Wahrnehmung ist, so ist sie überhaupt auch als Selbstwahrnehmung wahr, als Umstand, der zugleich in ihr geborgen ist, Wahrheit, die sich von selbst versteht, die gar nicht sein muss, weil sie sich selbst in der Wahrnehmung erweist, als Gefühl für das Wahre seiner selbst, Weltgeborgenheit der Sinne, aber auch Verborgenheit der Welt, wie sie in Wahrheit ist.
Im Erleben scheint vor allem der Unterschied von Subjekt und Objekt aufgelöst. Die Bedingung des Erlebens erscheint als Notwendigkeit des Lebens selbst, als Bereicherung der Wahrnehmung, die sich objektiv selbst wahrhat, weil sie in den Reizen, die ihr begegnen und nach denen sie verlangt, nicht sich selbst als Gegenstand weiß, sondern die Welt als Gegenstand der Selbstwahrnehmung sich ihr auftut, als wäre sie die ihre. Es ist eine Kinderwelt, in welcher alles geborgen ist, was ohne dies außer sich wäre, Fremdheit nicht mehr erkennbar ist und an ihrer Stelle Selbstgewissheit als Eigenwelt geboten ist – heile Welt der Selbstbezogenheit. Das Fremde dient als Reiz und ist gerade durch seine eigentümliche Nähe reizvoll. Die Wahrnehmung verhält sich wie ein Tourist, dem allein schon dadurch alles vertraut ist, weil er es erlebt hat, in räumlicher Nähe und Anwesenheit sich verdichten konnte, Dichtung für sich selbst ist..
Die Wahrnehmung ist damit aber doppelt: Sinnestätigkeit des Auffassens und Erkennens, wie auch Selbstbestätigung des wahrnehmenden Subjekts, Maß und Allgemeinheit seiner Selbstbezogenheit. Die Umstände der Wahrnehmung, die Form ihrer Anwesenheit und Dichte, betreiben ihre Wahrheit, werden zum Trieb der Selbstwahrnehmung. Was sie Erleben, das sind sie dann auch. Die Wahrnehmung wird zum Objekt ihres Erlebens, zur Erfüllung des eigenen Lebens darin, was dem Leben Anreiz bietet. Was die Menschen erleben, das macht sie dann auch aus, weil es sie mit Ereignissen ausfüllt, die jede Eigenheit ersetzen. Die Gegebenheiten werden zu Begebenheiten, zu Ereignissen, die Geschichte machen, ohne dass diese Geschichte durch die Menschen bestimmt ist. Die Ereignisse sind Events, die den Anschein von Geschichte haben, die in Wahrheit nichts anderes erzeugt, als was schon da ist. Es entsteht hieraus die im Ereignis bestimmte Geschichte, die sich alleine in der Beziehung der Menschen zu sich selbst, also jenseits ihrer Wirklichkeit ereignet, Sinnesgeschichte ohne wirklichen Sinn. Die Menschen sind getrieben, sich den Reizen zu überlassen, die ihr Leben anzeizen. Alles, was sie auf diese Weise belebt, erscheint unmittelbar als ihr Lebensakt. Die Selbstwahrnehmung erfüllt Leben, das selbst nicht sein kann. Gleich, ob durch Medien, Kunst, Konzert oder Disko, das Selbsterleben darin ersetzt jede Frage, die Leben aufwerfen kann. Das Idol macht das Leben, wie es der Ideo-Logie entspricht. Die als musikalische Anmache erlebten Lebensweisheiten wiegen schwerer als tausend Fragen, welche im Denken arbeiten. Das Leben wird in dem Maße gedankenlos, wie es im Erleben sich erfüllen und ausfüllen lässt.
Indem das Erleben die Wahrnehmung nun bemisst, ist es auch eine Anmaßung gegen sie. Es macht sich zum Maß der Ereignisse, welche für sie sein sollen und wird damit zum Agens ihrer Interesssen. Jedes Erlebnis geschieht somit schon aus Anmaßung an die Wahrnehmung, als ihre Herrichtung zu einem bestimmten Sein, worin die Beziehung der Wahrnehmungen nicht mehr ist, wie sie „aus Leib und Seele“ und ihren natürlichen Gegenstängen wird, sondern wie sie für das Erleben sein muss, damit Wahrnehmung auch hierin bestimmt ist. Das Erleben macht das Sollen der Wahrnehmung aus und bestimmt sie zum Wahrmachen von Ereignissen, zu einer Aufmerksamkeit für das, was sie außer sich wahr hat.
Die Menschen bemessen sich nun an dem, was sie in ihrer Wahrnehmung füreinander sind, nicht mehr, was sie empfinden und fühlen, sondern was sie für ihre Empfindungen und für ihre Gefühle sind, was sie hierfür haben und brauchen. Ihre Wahrnehmung wird jetzt selbst zu ihrer Lebensform.
Diese Form repräsentiert immer ein bestimmtes Verhältnis, kann also nicht am Einzelnen, z.B. einem Erlebnis erkannt werden. Ihre Entstehung und Fortbildung erweist sich nur im Prozess des Erlebens selbst, im Zusammenhang der Erlebnisse, in denen die Menschen ihre Wahrnehmungen fürr sich gewinnen. Das Erleben als ganzes Verhältnis von Menschen zueinander ist weit umfängliche als die einzelnen Erlebnisse für sich. Darin erst lässt sich zeigen, wie die darin untergegangene Wahrheit zu einer allgemeinen Lebensform wird.
Erleben ist ein Prozess, dessen Geschichte sich wie von selbst gestaltet, fast ohne Zutun der Menschen, so, als ob das Erleben selbst Erleben ablöst und befördert - man muss eine Geschichte nur in Gang setzen, eine Beziehung darin finden, schon ist eine andere auch gegeben und wieder eine andere genommen. Die Geschichten bleiben in sich zwar zufällig und schließen einander auch aus, aber als Beziehungen der Menschen selbst haben sie immerhin Sinn in einem Lebenszusammenhang, worin sie -- wenn auch nur in ausschließlich räumlicher Form - Gefühle erwecken und auch spenden.
Doch gerade dadurch, dass diese räumlich bestimmt sind, hat jede persönliche Indetität auch nur im Raum ihr wirkliches Dasein. Jenseits hiervon ist jedes Gefühl bloße Reminiszenz. Das macht das Fühlen weitaus schwieriger, als wenn es sich auf Gegenstände bezieht: Was z.B. an einer Werkbank Gefühl für eine Sache wäre, wird hier zur bloßen Ahnung, ein unbegründetes Raunen zu dem, was zwischenmenschlich wahr sein könnte, wenn es wahr wäre. Es “schwant etwas”, das nirgendwo wirklich das ist, was sich anmuten lässt. Die Menschen stehen hierdurch zueinander in einem Dilemma. Die Wahrnehmung selbst wird zu einer Lebensform, worin sich die Auffasssungen voneinander in mehr oder weniger zwiespältiger Wahrheit verwirklichen. Niemand hat einen anderen Grund, sich auf andere zu beziehen, als durch diese Beziehung andere auch für sich zu haben. Bestimmend ist, wie dieser durch die Anwesenheit anderer Bedeutung für sich bekommt. Im zwischenmenschlichen Erleben vollziehen sich Lebenszusammenhänge, die mit ihrer Ausweitung zugleich ihre Einfältigkeit ausdehnen und daher in der Weite auch ihre Enge leben müssen.
Die Menschen haben in ihrer Beziehungen zu einander daher zugleich Angst voreinander. Wo sie ihren Selbstwert versuchen, erfahren sie zugleich Selbstverlust. Jede Beziehung ist zwiefältig, einmal als notwendige menschliche Beziehung, zugleich aber auch als räumlich beschränkte Identität. Die Menschen gewinnen ihre Zuneigungen an einander durch ihren Erlebensraum und verlieren sich zugleich darin ihm Maßstab ihrer Erlebnisse. Sie füllen sich voller Wahrnehmung und scheinen zugleich einander zu meiden, weil jeder für sich nur durch den anderen ist, das Erleben des einen durch die Leiblichkeit des anderen. Die Beziehungen selbst werden zu Erlebnissen, worin ihre Leiblichkeit als bloßes Selbstgefühl verbleibt, sich darin entwickelt und verbraucht, sich in wechselseitiger Anmaßung des Erlebens entleibt, nur um für sich bedeutsam zu bleiben. Von daher sind diese Beziehungen, so gesellschaftlich sie in Wirklichkeit begründet sind, nur für sich wahrnehmbar, nur als Leiblichkeit des Erlebens wahr. In Wahrheit ist das Erleben sowohl die Entleibung der Wahrnehmung, als auch ihr Gewinn an Leiblichkeit
Schnell wird jede Beziehung zu einer eigenen Lebensform, worin ein Ereignis das andere ablöst, weil das eine nicht ohne das andere Bestand hat. Die kulturellen Zusammenhänge bestehen nicht durch ihre Veranstaltungen auf den Bühnen, sondern in den Verhältnissen der Menschen selbst, wie sie in einem bestimmten Lebensraum zusammentreffen.
Darin ergibt sich eine Form ihrer Beziehungen, worin Kultur sich wie eine Notwendigkeit des Lebens zwangsläufig ereignet, sich also nicht als bewusste menschliche Äußerung von Leben und Sinn ergibt, sondern als fast selbsttätiger Lebensraum, in welchem die Art und Weise, wie Menschen zsammenkommen, die treibende Kraft ihrer Gestaltung ist. Sie wird sich darin als eine Lebensform erweisen, die nicht unmittelbar einer vorgegebenen gesellschaftlichen Form, vor allem nicht der Ökonomie entspringt und entspricht, wiewohl diese ihre Existenzgrundlage ist. Kultur ist zäher und unbeweglicher, eher konservativ als progressiv, und scheint ausschließlich aus dem hervorzukommen, was die Menschen subjektiv bewegt. Sie treibt ihre Ereignisse durch die Wahrnehmungen, durch die Empfindungen und Gefühle voran, macht heute dies zur Sache, was morgen völlig unsinnig erscheint. Aber dennoch ist sie ihren ökonomischen Bedingungen völlig analog, zumal sie als existenzielle Form mit ihr identisch ist. Was der Austauschprozess der Waren für die Ökonomie, das ist das Erleben von Wahrnehmung für die Kultur: Beides ist ein selbständiger, weil abstrakt begründeter Prozess ihrer gesellschaftlichen Verhältnisform. Und um diese geht es hier.
Das Erleben ist das Tauschverhältnis der Wahrnehmung, der Austausch von Empfindungen und Gefühlen. Deren Tausch ist die Täuschung über den Sinn einer Beziehung, also darüber, dass eine zwischenmenschliche Beziehung den Sinn habe, den sie darin äußern. Aber weil die wirklichen Wahrnehmungen den Erlebnissen widersprechen endet das Erleben für sich notwendig mit einer Ent-Täuschung. Die Menschen erleben sich so, wie sie sind, aber sie haben sich in ihren Erlebnissen nur als das wahr, was sie für andere sind. Ihre Wahrnehmung ist im Erleben ihre Wahrheit durch andere. Sie sind für sich, was sie mit anderen erleben. Sie sind ihr eigener Wahrnehmungsgegenstand in einem wechselseitigen Lebensverhältnis. Sie haben sich wahr, als was sie sich erleben und sie erleben andere, wie diese Sinn in ihrer Wahrnehmung finden, wie sie diese verstehen. Sie haben sich allgemein in ihrem wechselseitigen Lebensverständnis als allgemeines Erleben in ihren Gefühlen wahr und verstehen sich auch nur so, wie sie sich empfinden.
Jeder Mensch mag im Erleben Sinn aufnehmen und also auch lebendig haben, aber es ist ausschließlich sein Sinn, den er darin für sich findet. Er findet ihn gegenständlich als das, was ihm nicht selbstverständlich zu eigen ist: Als Erlebnis. Daher sind sich die Menschen darin sowohl zu eigen und doch gänzlich fremd. Es kehrt sich ihre Eigenheit als Selbstentfremdung heraus, die als Tätigkeit für sich, als Tätigkeit der Sinne erscheint, die keinen Gegenstand außer sich haben und auch keinen Gegenstand erzeugen. Im Erleben erscheint das Leben als Produkt des Selbsterlebens, also als das, was es nicht sein kann, worin es sich aber verwirklicht: entäußerte Lebensäußerung
So ist das Erleben über das bloße Wahrnehmen hinaus eine Verwirklichung des Wahrhabens, ein Gefühl für die Wahrheit, die man von etwas nimmt, das in einem Menschen zur Wirkung gekommen ist, ohne dass es wirklich wahr sein kann. In seinem Erleben empfindet ein Mensch, was er wahrhat. Es ist eine Wahrnehmung, die zugleich tätig ist, die sich gegen ihre Abtrennung vom Lebensprozess dadurch bestimmt, dass sie selbst lebendig wird, nicht passiv bleibt, sondern ihre unendliche Bewegung zwischen Empfindungen und Gefühlen dadurch beendet, dass sie sich selbst bewegt, in ihrer Wahrnehmung tätig wird. Das ist ein Widerspruch, welcher Wahrnehmung aufhebt, wie er sie auch bestätigt, eine passive Tätgkeit als aktive Wahrnehmung, ein Tun ohne Sinn, das mit den Sinnen etwas tut - damit sie sich eben nicht nur im Kreis bewegen. Die Wahrnehmung selbst wird hierdurch zur Tätigkeit, in welcher das Wahrgehabte genommen wird, um sich selbst zu empfinden. Erleben ist eine Identitätsstiftung der Wahrnehmung durch das darin Wahrgehabte, durch das Gefühl für etwas, das nicht wirklich wahr ist. Es füllt das Getrennte mit Sinn, auch wenn dieser Sinn nicht wirklich besteht.
Wo eine menschliche Welt nicht wahrnehmbar ist, kann Wahrnehmung keine Identität haben. Die Menschen empfinden sich daher auch selbst nichtig. Aber dadurch dass sie dargebotene Gefühle erleben, können sie sich wieder empfinden, indem sie darin wahrnehmen, was sie von sich wahrhaben. Gefühle, die in einer Allgemeinheit erlebt werden, stiften im Erleben Identität, indem dies empfunden wird. In dieser Allgemeinheit wirken Gefühle als ein völlig äußerliches Leben zugleich sehr konkret auf die Empfindungen, welche die Menschen haben: Sie erscheinen darin als ihre eigene Lebensäußerung. Gefühle werden im Erleben zu Trägern allgemein entäußerter Lebensäußerungen.
Der Reiz der Selbstvergegenwärtigung verschwindet nicht einfach, kommt nicht zu einer wirklichen Befriedigung, weil er für sich keinerlei Substanz hat. Aber ein Mensch, der etwas erlebt hat, ist damit dennoch wirklich verändert. Selbst wenn er sich damit nicht sonderlich befasst hat, so hat sich doch sein Sinn hierbei gebildet, nimmt anderes auf, das er zuvor nicht wahrgenommen hätte. In ihm ist zweierlei zusammengekommen: Das Auffassen eines Ereignisses, wie es für ihn ist, und das Wahrhaben dessen, was er für dieses ist. Im Erleben verlangt das Ereignis seine Gegenwart, wie er die Gegenwart von sich durch das Erleben hat. Indem er beides als seine Gegenwärtigkeit erlebt und erzeugt, hat er seine Tätigkeit mit seiner Wahrnehmung verbunden. Er hat “dazu gelernt”. Alles Lernen macht eine solche Art der Selbstvergegenwärtigung aus.
Im Erleben verhielt sich die Wahrnehmung zu dem, was sie wahrhatte, was sie im Grunde befähigt hatte, eine Gestalt zu vergegenwärtigen, in der sie sich selbst wahrhatte. Die Menschen erleben sich darin frei von ihrer Beziehung als Lebensgestalt der Wahrnehmung so, wie sich darin zu gegenwärtigen vermögen. Diese Gestalt hat notwendig eine gesellschaftliche Form, denn das Erleben ist nur durch seinen Wechsel. Das eine Erleben bezieht sich nicht auf das andere, sondern nur auf die Wahrnehmung als Körperform, in welcher sie sich ihrer selbst vergewissert. In dem beständigen Wechsel zeigt sie ihr äußerliches Sein, die Abstraktheit ihrer Beziehung, wie einen ausschließlicheh Zweck des Verhaltens. Man vergewisserrt sich seiner als Bestandteil einer Erlebenskultur, indem man auf sich aufmerksam macht als Gegenstand des Erlebens für andere. Gerade das macht den Reiz der Wahrnehmung darin aus. Eine Wahrnehmung erlebt eine andere als Reiz, weil sie darin sich vergegenwärtigt, sich gestaltet fühlt und als Gestalt gesellschaftliche Wirklichkeit findet. Sie ist ein körperlich artikulierter Reiz, entäußertes Tätigsein der Wahrnehmung im Erleben des beständigen Andersseins, des immer wieder neu und anders erscheinenden Gleichen. Im Erleben sind die wahrnehmenden Menschen in Wahrheit beziehungslos und doch wirklich ganz nah beieinander. Sie wirken nicht in ihrer Beziehung aufeinander, sondern bewirken aneinander ihr Wahrnehmen, machen Eindruck durch das, was sie ausdrücken.
Die Gefühle der Menschen wurden jenseits und getrennt von ihren Empfindungen zum bloßen Reiz des Erlebens. Sie haben in den Erlebnissen der Wahrnehmung keinen anderen Sinn als den für ihre Wirkung, die unter der Bestimmung der räumlichen Dichte zu einer eigenen Lebenswelt geworden war. Als Wahrheit verbleibt in der Wahrnehmung nicht, was das Erlebnis begründet, sondern wie verdichtet es für den ist, der davon beeindruckt ist. Von daher haben die Gefühle inzwischen ihren Gegenstand vollständig verloren. Er ist zwar weiterhin die bloße, also abstrakte Grundlage von allem, was sie im Erleben wahr haben, aber er ist für die Wahrnehmung nicht mehr wirklich, sondern nurmehr räumlich wahr. Und auch die Empfindungen haben ihre Gewissheit nur noch in der Wahrnehmung selbst, wissen nur vom Eindruck und was ihn bewegt hat, aber nicht, was ihn bewirkt, was seinen Reiz wirklich ausmacht, was also darin anrührt und bewegt. Das Erleben begründet die Entwicklung der Selbstwahrnehmung, die aus seiner Wahrnehmung als Selbstgewissheit gewonnen wird, aber zugleich alles außer sich lassen muss, was diese wirklich begründet, also alles lassen muss, was grundlegende Wirklichkeit ist.
Wir hatten bereits gesehen: Im Erleben verdoppelt sich die Wahrnehmung durch die Empfindung von Gefühlen, im Finden des Sinns, den man zugleich in der Wahrnehmung fühlt. Diese Verdopplung macht die Selbstgewissheit überhaupt aus, denn das Gefühl findet sich selbst sinnlich in der Wahrnehmungstätigkeit, welche das Ereignis bewirkt. Man empfindet zwar nur, was man fühlt ohne zu fühlen, was man findet. Aber dieses hat den Reiz, dass die Wahrnehmung auf Menschen zurückkommt, die sich hierbei einfinden, die Identitätslosigkeit ihrer Wahrnehmung abstreifen und sich in dem Erkennen, was sie Erleben und wie sie es erleben. Den Sinn, den ein Mensch für etwas hat, findet er nicht mehr in dem, was er wahrnimmt. Aber er findet in seinen Gefühlen Sinn für alles, was seine Wahrnehmung unter der Anwesenheit von Menschen ausmacht, je nach dem, was ihr gegenwärtig, was anwesend ist. Das verändert die Beziehung von Empfindung und Gefühl im Menschen genauso, wie zwischen dem Menschen selbst.
Empfindungen, die keinen Sinn finden, haben auch nichts im Sinn, was gewiss wäre. Als “freie Empfindungen” heben sich diese in der Abstraktion von ihrem Gegenstand in Gefühlen zwischen Menschen auf und werden dort zur Empfindung von Gefühlen, die sich aus dem Erleben der Gefühle ergeben. Aus den Erlebnissen der Wahrnehmung wird so die Wahrnehmung des Erlebens. Die Empfindungen haben keine wirklichen Gegenstände mehr und haben mit ihrer Gegen-Ständlichkeit jede Gewissheit verloren, die Substanz ihrer Wahrheit. Ihre Ungewissheit macht sie zwar unabhängig, aber in Wirklichkeit auch sinnlos. Sie haben sich selbst nur wahr, ohne wirklich wahrzunehmen. Im Gefühl des Wahrnehmens selbst entsteht der Sinn, den die Eindrücke hinterlassen, der Sinn, der nur in der Form von Selbstwahrnehmungen existieren kann. Darin bestehen die Empfindungen nurmehr als Gefühle für sich, als Eindrücke, die sich in dieser Dopplung zu einem Reiz verdichten, der die Wahrnehmung in ihrer Selbstgewissheit nun gleichgültig gegen das Wahrgenommene bestimmt. Was immer die einzelnen Erlebnisse sind, allgemein dienen sie nurmehr der Selbstvergewisserung, welche alle Nöte der Erkenntnis, aber auch ihre Grundlagen selbst auflöst. Völlig gegenstandslos wird die Wahrnehmung im Erleben zu einem Reiz für sich. Es reizt sie, was noch nicht war, was Abwechslung bringt, in dem, was sie wahrhat. Das hat sich zwar nicht geändert, aber es wechselt im Erleben beständig seine Form, wird mal als boße Empfindung empfunden, als Gefühl gefühlt, aber immer zur Selbstwahrnehmung als etwas gebracht, was diese bewegt. Gleich, was sie wirklich wahrhat, in jedem Fall hat sie ihre Gefühle wahr. Und auf das reduziert sich ihr ganzes Erkenntnisvermögen
Der Reiz der Wahrnehmung hat allein im Erleben selbst einen Sinn, denn er ist als doppelte Wahrnehmung Empfindung als Gefühl, gefühlte Empfindung, wirkliche Abstraktion der Wahrnehmung, welche sie nicht mehr sein lassen kann, was sie dem Inhalt nach wäre, sondern sie in ihrer Form selbst wahrhat. Eine Wahrnehmung, die durch sich selbst als Erlebnis die Menschen anreizt, wirkt auf sie objektiv. Sie hat einen Standpunkt, als wäre das wahrnehmende Subjekt objektiv gereizt. Und damit nimmt sich das wahrnehmende Subjekt selbst objektiv wahrnehmend wahr. Durch die Reize der Wahrnehmung wird diese in Wirklichkeit zu einer Selbstwahrnehmung: Ich nehme wahr, was mich reizt, und das ist zugleich das, was ich von mir wahr habe. Wahrnehmung wird somit selbst zur Wahrheit, mit sich identisch, zu einer selbstveständlichen Wahrheit des Empfinden und Fühlens. Die verdichtete Wahrnehmung ist Selbstwahrnehmung, die ihre eigene Organik objektiv erlebt. Das Erleben wird zur Grundlage und Wirklichkeit des Selbstgefühls, zu seinem Event, der keine andere Wahheit hat, als sich selbst.
Hierauf bildet sich eine Erlebenswelt, in welcher die Menschen Empfindungen nicht mehr als solche haben, sondern sich in diesen selbst wahr fühlen. Wahrheit ist dann das Gefühl seiner selbst. Die Menschen fühlen, was sie in dieser Welt empfinden - und das allein macht ihre Beziehung zu einander aus. Erleben ist alles, was diese Wahrnehmung ausfüllt, dazwischen herrscht die leere Zeit als Zeit der Leere, als Langeweile.
Doch die Erlebenswelt ist eine Welt voller Tücken für die Wahrnehmung und für die Menschen, die darin in Beziehung treten. Leben bleibt Leben und Wahrnehmung bleibt Wahrnehmung, aber im Erleben geht beides in dessen Reizen objektiv auf: Darin ist die Lebenswahrnehmung als Selbstwahrnehmung. Im Reiz des Erlebens verkehrt das Selbstgefühl sein Lebensverhältnis: Es fühlt, was es außer sich ist, wenn es außer sich ist. Seine Erkenntnis entwickelt sich nicht lebendig aus seiner Wahrnehmung heraus, sondern bezieht sich selbst auf Leben, wie es außer sich ist. Zwar wird auch im Erleben gelebt und erkannt, aber Leben und Erkenntnis werden darin zu bloßen und selbständigen Lebensmomenten, isoliert und zerteilt, von ihrer Subjektivität abgelöst, in ihren Reizen aufgelöst. Im Erleben erscheint beides objektiv. Die Menschen geraten hierin zu dessen bloßem Stoff.
Nun finden die Menschen nurmehr in den Gefühlen ihres Erlebens, was ihre Beziehung wahrnehmbar macht und es werden somit die Empfindungen selbst zu Gefühlen ihrer Lebensmomente im Prozess ihres Erlebens. Menschen finden sich in anderen Menschen, weil in ihrem Erleben dort sich mit sich selbst identifizieren können, weil sie dort sich selbst verspüren, einen Sinn für sich so finden, wie ihnen die Reize des Erlebens Sinn machen - nämlich Sinn für sich, der vermittelst der Gefühle der anderen erzeugt wird.
Das Erleben ist somit ein Austauschprozess der Sinne. Sinn hat für einen Menschen das, was er einem anderen bedeutet, und was er sich bedeutet, ist er durch andere. Wie er duch sie bewegt ist, so ist auch seine Selbstwahrnehmung. Alleine dieser Anreiz zählt. Die die Wahrnehmungen gleichen im Erleben ihre Sinne an, werden damit sich selbst gleich und damit gleichgültig gegen jeden konkreten Sinn ist, der jetzt lediglich nur noch das enthält, worin sich die Sinne nicht wirklich beziehen, sondern sich in ihrer Angleichung verdichten. Im Reiz ist die Wahrnehmung außer sich. Dieser ist zwar eine Sinnesform, eine Erregung, die durch Sinne angestoßen ist, die für das Erleben Sinn machen. Aber gereizt sind sie nur Sinn für sich, als Sinn von sich zugleich Sinn für andere, indem sich diese als anreizend erweisen. Dem Inhalt nach ist das eine gleichgültige Empfindung, in welcher keine Gewissheit, dafür aber der Sinn der Gefühle als Inhalt jeder zwischenmenschlichen Beziehung gefunden wird.
Von daher besteht im Reiz des Erlebens eine hintergründige Form des Lebens, worin dessen Momenthaftigkeit sich allgemein bewährt: In der verdichteten Wahrnehmung, in ihrer Ästhetik, in der Form, worin sich Gefühle vermitteln. Der abstrakte Sinn ist daher in seiner Verdichtung im Reiz allgemeiner als jede wirkliche Beziehung. Er enthält ja deren unwirkliche Form, ihre Allgemeinheit, worin sich trifft, was darin Sinn findet. In der abstrakten Allgemeinheit vieler Wahrnehmungen, die sich darin verdichten, verlieren die Gefühle ihre Empfindungen, streifen ab, was sie wirklich sind und werden zum Gefühlsausdruck einer verdichteten Sinnlichkeit, also Sinnesreize, der sich nur in den zwischenmenschlichen Beziehungen durch Erlebnisse ergeben, worin Menschen sich Sinn machen, indem sie ihre Sinne tauschen. Und weil die Sinne auf diese Weise verdichtet - wenn auch unwirklich -sind, so wirken sie auf die ganze Wahrnehmung, indem sie Eindruck machen.
Was sich in der Selbstwahrnehmung vom Leben der Menschen ausdrückt und worin ihre Erlebnisse beeindrucken, das reizt und erweckt immer Sinne, auch wenn solches Erleben selbst nicht unbedingt Sinn hat. Sinn hat es vor allem dadurch, dass es Sinn reflektiert und erweckt, dass Menschen in ihrer Wahrnehmung sinnlich tätig werden, auch wenn sie hierbei nur die Tätigkeit ihrer Sinne selbst zum Gegenstand haben, sich wahr nehmen, wie sie wahrnehmend tätig sind.
In der Wahrnehmungstätigkeit sind sie selbst rein körperlich vorhanden, im Sinn körperlich so tätig, wie sie darin auch wirklich wahr sind. Füreinander sind sie reine körperliche Gestalt in einem körperbestimmten Raum, den ihre bloße Anwesenheit ausmacht und ausfüllt. Das macht ihre einzige und ausschließliche Wahrheit aus. Sie sind, als was sie sich erscheinen. Sie erleben sich so eindringlich, wie sie darin ihr Leben als Lebendigkeit ihrer Sinne auch ausdrücken können - eben so ausdrücken, wie sie darin Körper sind und als solcher anreizen. Dies ist ausschließlich in der Dichte ihres Erlebens bestimmt, also in dem gleich bestimmt, was sie füreinander in ihrem Reiz des Erlebens fühlen. Sie gewinnen sich in ihren Gefühlen, indem ihre Wahrnehmung für ihre Wirklichkeit gleichgültig wird. Und sie haben darin ihre Gleichgültigkeit als Selbsterleben wahr. Sie erleben sich in und durch die Gleichgültigkeit gegen anderes je nach Eindruck, den sie aufeinander machen, und sie haben nur sich selbst im Unterschied hierzu und durch ihre Anwesenheit, durch die Gegenwart der Ausdrücklichkeit ihres Lebens wahr.
12.1 Die Ästhetik des Erlebens oder der Reiz des Wahrhabens
Natürlich gibt es kein Erleben ohne Körper. Doch hier geht es darum, dass der Körper selbst zur ausschließlichen Erlebensform wird, dass jedes Gefühl davon abhängig ist, was erlebt wird und was erlebt wurde. Nur was die Wahrnehmung auch wirklich reizt, kann Erleben sein. An sich ist es der Reiz des Erlebens, der die Wahrnehmung - die Gefühle und Empfindungen - in der Getrenntheit von ihrem Gegenstand zusammenhält. Was die Sinne darin wahrhaben, was sie erleben, macht sie unmittelbar und enthebt sie zugleich ihrer Unmittelbarkeit, indem das Leben im Erleben selbst vermittelt ist. Im Erleben sind sie nicht mehr unmittelbar wirklich, aber sie erfahren Wirklichkeit als Lebensverhältnis, als Objektivtät des Erlebens. Im Erleben vermitteln sich einzelne Menschen in einem allgemeinen Verhältnis, worin sie sich ausdrücken und zugleich nur als Ausdruck wahrgenommen werden, als Ereignis, das auf eine bestimmten Weise - nämlich ästhetisch - beeindruckt. Menschen dienen jetzt dem Ereignis als Stoff der Wahrnehmung, sind sich selbst objektiv geworden. Das macht ihren Reiz aus, der ihrem Erleben eine eigenartige Ästhetik verleiht.
Ihr Leben vermittelt sich ihnen wirklich, aber eben auch nur als gegebene Wirkung, als eine objektive Welt, worin sie leben, weil sie darin alle ihre Erlebnisse haben, sich allgemein so erleben, wie sie sich leiden können. Das ist für jeden Erhebung wie Niedergang in einem. Als Subjekt erzeugt er seine Erlebenswelt durch die Wahrnehmung von dem, was er wahr hat, als Objekt hat er seine Nichtigkeit darin wahr, dass er wahrnehmen muss, was er ist. Das Leben der Menschen ist im Erleben so wirklich wie bedingt zugleich. Der Trost ihrer Verhältnisse ist das Wahrhaben von Leben, das ohne dies nicht wirklich wahr sein kann. Es ist allerdings auch die Affirmation einer entschwunden Wahrheit, in die es eingetreten ist, indem es sie zum Erlebnis macht, in welchem die Lebensreize zumindest ästhetisch gegenwärtig sind. Aber die Wahrnehmung wird hierbei zur einer vergangenen Wahrheit. Der Anreiz des Erlebens macht alles lebendig, was vom wirklichen Leben ausgeschlossen ist, indem die Beziehung der Menschen darin wahrgehabt wird, wie sie sich zum Erlebnis machen. Ihre Selbstwahrnehmung wird befördert zu den Sphären einer überhöhten Innerlichkeit; für sich selbst sind sie lediglich der schale Rest ihrer körperlichen Reize, die im Erleben versprechen, was sie im Leben niemals halten können. Darin wird Wahrnehmung so verdichtet, bis sie reizvoll ist.
Ästhetisch sind Reize nicht durch sich, sondern nur dadurch, dass sie Wahrnehmung reizvoll machen, mal schön, mal nicht, immer aber besonders. Wie immer sie sich auch für sich selbst begründen mögen, in der Selbstwarhrnehmung ihrer Erlebenswelt sind sie die geschundenen Götter ihrer selbst. In der Form ihrer Wahrnehmung, in ihrer Ästhetik, wird das Leben eben auch der Form nach wirklich wahr, ohne dass es lebendigen Inhalt haben muss.
Ihr Reiz ist der ästhetische Sinn, der die Wahrnehmung verdichtet, der vereint, was in der wirklichen Beziehung auf ihren Gegenstand gleichgültig ist. Was in Wirklichkeit die Abstraktheit ihres Sinnes offenbahrt, wird so zur Erscheinung einer verdichteten Wahrheit, einer wirklich unerreichbaren Wahrheit, in welcher alles in sich einig scheint, was in Wirklichkeit nur gegensinnig ist. Ein rein ästhetisches Wesen reizt die Wahrnehmung dazu, sich selbst wesentlich zu fühlen, derweil sie eine unwesentliche, eine wesenlose Sinnlichkleit wahrhat. Die Abstraktion macht alle Gegenstände eben darin gleich, dass und ob sie reizvoll sind, indem sie eine Beziehung suggerieren, die es nicht wirklich gibt, die aber ihre Wirkung aus dem Anschein einer Wahrheit entnimmt, die ein Mensch für sich, für seine Identität darin findet. Diese bezieht ihre Kraft aus der damit gewonnenen Unmittelbarkeit eines wesentlich scheinenden Menschseins, das seine Vermittlung nicht mehr erkennen muss, weil sie unmittelbar reizend ist. Was reizt scheint immer menschlich zu sein - und was sonst kann es für eine Wahrnehmung geben, die ihre Entfremdung nicht mehr erkennt?
Im Reiz des Ästhetischen steckt die Besonderheit seiner Form ebenso, wie darin die allgemeine Wahrheit ihrer Gleichgültigkeit gegen ihren Gegenstand am Wirken ist. Es ist ein Interesse der besonderen Art, die der Reiz erzeugt, ein Interesse, das keine andere Wirklichkeit sucht, als die Verschmelzung des wahrnehmenden Menschen mit einem Gegenstand, der ihm dadurch wesentlich wahr wird, dass er ihm Sinn vermittelt, wo er keinen Sinn hat. Das unmittelbar scheinende Vermittelte versetzt die Wahrnehmung selbst in eine wesentliche Identität ohne Gegenwart, die im Gegenwärtigen aber Unmittelkeit findet. Was reizt, ist die Eitelkeit des Augenblicks, der von einem tiefen Wesen zeugen will, das sich darin bewahrheitet, dass es nicht wirklich sein kann, dass es also wesentlicher als die Wirklichkeit ist.
Der Reiz ist nicht nur eine Verdichtung der Wahrnehmung im Erleben; er ist selbst die Form ihrer Dichte, wie sie in der Selbstwahrnehmung besteht. War der Anreiz der Wahrnehmung noch Sinn stiftend, so wird dieser im Selbstgefühl zu einer bloßen Sinnesregung, die sich als Erregung fortträgt. Das Gefühl findet in den Reizen der Wahrnehmung nicht nur Sinn für sich, sondern Sinn an sich, also einen Sinn, welcher Sinnlichkeit auf sich zurückbringt - wenn auch in seiner Form isoliert und selbständig, also in Wirklichkeit unabhängig von dem was reizt. Was reizt, ist gerade die Isolation eines Gefühls, welches durch seine Selbständigkeit, durch seine Ausgeschlossenheit und Ausschließlichkeit eine Wirkung für sich und durch sich hat. Ästhetik ist nichts anderes, als die Isolation von Schönheit, die Abstraktion von tätigem Sinn, wie sie als Bedürfnis für sich geworden ist, Bedürfnis ohne jede Gegenständlichkeit. Die Isolation lebendiger Eindrücke zum Reiz der Wahrnehmung kann aber nur dadurch sich vollziehen, dass es Leben zunächst auch als Gegenstand der Wahrnehmung gibt, dass gelebt wurde, wo die Wahrnehmung reizvoll wird. So wird dessen Schönheit zum Glanz vergangenen Lebens, welches jeden Sinn anspricht, alle Sinne reizt.
Reizvoll ist nicht ein Reiz, der Bedürfnisse weckt oder erzeugt, der eine menschliche Beziehung auslösen würde, sondern der Reiz des Selbsterlebens, der Reiz einer Form oder eines Mediums, das dieses auslöst. So abstrakt ein solcher Reiz ist, so lebendig wirkt er doch, denn er versetzt die abstrakten Sinne in Bewegung, weil sie darin Sinn für ihr Leben finden. Ein Reiz erweckt ein Leben der Wahrnehmung, wo kein Leben mehr ist, das sie wahrhat. Er verschafft im Selbsterleben eine Identität, die es im wirklichen Leben nicht mehr gibt. Das innere Verhältnis der Wahrnehmung zeigt sich jetzt als ein äußeres, als die eigene Wirklichkeit der Selbstwahrnehmung. Nicht was reizt, macht sie wirklich an, sondern was ihren Mangel ausfüllt, was eine Identität des Augenblicks verspricht, ein Anderssein ohne wirkliche Beziehung auf einen Gegenstand der Wahrnehmung, also auch ohne gegenständliche Wirkung.
Im Reiz wird die Wahrnehmung selbst wirksam und also zu einer eigenen Wirklichkeit, die zwar die existenzielle Wirklichkeit von Bedürfnissen und Arbeit voraussetzt, die aber für sich ganz hiervon getrennt ist. Die Wahrnehmung verliert darin die Spur der Sache, wird nun ganz Sinn und hat auch nur noch den Sinn, der in ihr selbst tätig ist. Alle ihr vorausgesetzten Beziehungen hat sie in ihrer Sinnestätigkeit wahr, ohne dass hieraus sich irgendeine wirkliche Wahrheit für die Menschen ergeben würde. In ihnen wirkt, was wahr ist, aber nicht wirklich.
Die Anreize der Wahrnehmung werden zu eigenen Erlebenswelten, zur Bestimmung einer Wahrnehmung, die sich in der Selbstwahrnehmung aufhebt. Sie ist in zweifacher Hinsicht gereizt: beeindruckt von etwas, das sie bewegt, und sie ist die Bewegung selbst, in welcher das Bewegende der Wahrnehmung untergeht. Ob ein Reiz Freude oder Ärger oder Lust oder Furcht bewirkt, das macht in der Selbstwahrnehmung die Wahrnehmung aus, die Gefühle, in denen sie wahrhat, was sie wahrnimmt. Aber in den Selbstgefühlen, die dabei entstehen, ist nicht mehr das Wahrgehabte der gegenständlichen Welt tragend, sondern deren Gefühle als Lebensform für sich. Es entsteht in der Selbstwahrnehmung eine Ausschließlichkeit des Wahrnehmens, ein ausdrücklicher Eindruck, eine Absehung von ihrer Wirklichkeit, die allgemeiner wirkt, als jede Wirklichkeit im einzelnen überhaupt sein kann.
Was der Wert für die Kritik der politischen Ökonomie, das ist der Reiz für die Kritik der politischen Kultur: Der Begriff, der ihre Entfaltung der Form nach bestimmt, der Begriff ihrer Formbestimmung, worauf im Prinzip alles reduziert wird, was in der Kultur entsteht. Es ist der Begriff einer Reduktion des kulturellen Lebens, der alles, was die Menschen in ihrem Leben schon in der bürgerlichen Kultur weiterbringt, der Reichtum ihrer Kommunikationsmittel und ihres Wissens, Fühlens und Denkens, nur in dem vergesellschaftet und auf das reduziert, was dem Reiz dient, was über die Widersprüche der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinwegträgt und sich schließlich so ereignen wird, dass deren Identitätslosigkeit selbst zum Gegenstand des Genusses wird.
Der Reiz macht die reale Abstraktion, welche die Verhältnisse der Wahrnehmung antreibt. Er ist selbst der Trieb, der alle Erkenntnisse, die sie in sich tragen, nicht wahr werden lässt. Er formalisiert sie im Maßstab ihres Anreizes im Erleben. Sie werden sowohl zur Form der Wahrnehmung, wie auch zu ihrer Substanz als Prinzip einer leeren Verdichtung, in welcher die Wahrnehmungen zusammenkommen und einen Ausdruck für sich finden. Darin gelten die Momente der Wahrnehmung vereint, wird der Eindruck der Empfindung zum Ausdruck des Gefühls. Diese Form ist jetzt für sich anzusehen.
12.2 Der Eindruck des Anreizes
Eindruck macht nicht, was der bloßen Wahrnehmung entspringt. Wahrnehmungen können zu gewaltigen Erkenntnissen führen, wenn sie als Form der Wahrheit erkannt werden, als ästhetische Form, die auch in sich richtig gedacht werden kann, wenn in ihr der Zusammenhang erkannt wird, der über dies als selbständiger Inhalt wahr geworden ist und hierdurch auch über das hinausgreift, was ihre Lebensform ausmacht. Es wird hierbei der einfache Inhalt einer Form erkannt, der in dieser eine eigene Wirkung hat, als Formbestimmung wahr gehabt wird. Die Erkenntnis dieser Bestimmung selbst ist unmittelbar nicht mehr möglich, weil sie nur in der Vermittlung, in den Mitteln der Beziehungen wirklich ist. Erkenntnis wird auf diese Weise selbst in diese Vermittlung einbezogen, muss sich abstoßen von Formen, die sie bestimmen und zugleich Form haben, die sie erzeugt. Solche Erkenntnis ist daher zwangsläufig zwiespältig, Zweifel in der Beziehungsform der Wahrnehmungen, welche reizvoll sind. Diese heben sich darin auf, dass sie sich über die Eindrücke erheben und zu selbständigen Erkenntnissen werden.
Das sind Erkenntnisse, die nicht irgendeinen Sinn haben, sondern Sinn bilden. Und dies allein ist die Tätigkeit der Erkenntnis. Diese können Menschen begeistern und forttragen, sie in Welten der Fantasie oder eines Gedankens fortführen oder ganze Wissenschaften weiterbringen. Aber sie machen keinen sonderlichen Eindruck, weil sie nicht wirklich erlebt werden können, weil sie in dem Geist selbst bleiben, worin sie entstanden waren, also begeistern, ohne Eindruck zu machen. Eindruck macht nur, was im Erleben selbst als Reiz entsteht.
Eine reizvolle Empfindung entnimmt dem Erleben einen Sinn, worin sich keine sinnliche Beziehung formuliert, sondern ein Sinn der Wahrnehmung selbst, ihre allgemeine Gewissheit im verdichteten Erleben, im Sein durch anderes, das den Sinn einer Dichtung hervorbringt. Darin wirken die Sinnesbezüge selbst sinnlich. Ihre Form erscheint sich selbst als Inhalt. Wie im Traum vermitteln sich ihre Eindrücke zu einem Selbstgefühl, in welchem ihre Eindrücklichkeit Sinn erfährt. Ihre Ästhetik gleicht einem Wesen, worin sich Menschen wahrhaben, eine Vorform der Seele. Deren Geburt lässt noch auf sich warten, weil ihr Traum selbst noch wirklich wahr, eindrücklich und reizvoll ist.
Was beeindruckt, das hat für die Wahrnehmung Sinn, weil sie selbst keinen Sinn mehr für etwas hat und daher auch keinen Sinn ihrer Beziehung hierzu findet. Es hat Sinn, weil es ihr Sinn macht, Sinn des Erlebens ist, den jeder spürt, soweit er sich hierauf bezieht.
Einen Eindruck macht die Form, worin etwas erlebt wird. Etwas macht Eindruck, wenn es Sinn erweckt, den es ohne dies nicht hat. Aber ohne dies hat die Wahrnehmung keinen Reiz, der zu solcher Erweckung fähig wäre. Die ihr selbst äußerliche Wahrnehmung verschafft den Eindruck, der sie reizt. Sie reizt den Sinn, der in ihr nicht wirklich wahr ist und daher als unwirkliches Wesen wirkt, das in seiner Wirkung Wahrheit hat. Es ist der Sinn für eine Wahrheit, die nicht wirklich wahrnehmbar ist, dessen Wirkung auf die Wahrnehmung aber niemand leugnen kann. Sie findet im Ästhetischen eine wirkliche Identität, in welcher ein Mensch sich in seiner Wahrnehmung wirklich wahr hat, die Wahrheit hat, die seine Wahrnehmung ausmacht. Seine Wahrnehmung erscheint ihm darin vollkommen.
Kein Gegenstand der Wahrnehmung, sondern die Wahrnehmungstätigkeit selbst ist im Eindruck, den etwas macht, reflektiert: Das, was hinter ihr steht, was sie begründet, was sie so sein lässt, wie sie ist und nicht anders sein lässt, wie sie sein könnte, ist nichts anderes als verdichtete Wahrnemung selbst in der Gleichgültigkeit ihres Gegenstands. In Wahrheit drängt ästhetische Wahrnehmung ihren Grund aus ihr selbst hervor: Einen Sinn, der nirgendwo wirklich ist, der aber deshalb wahr ist, wel er die Wahrnehmung wesentlich erscheinen lassen kann. Im Grunde erkennt die Wahrnehmung in ihrer Ästhetik ihren Mangel.
Doch diesen überwindet sie auch für sich selbst, in dem sie sich zu sich selbst verhält, selbsttätig wird. Wo sie noch zur Erkenntnis ihres Mangels gelangen könnte, kehrt sie diesen um, indem sie ihn zum Inhalt des Erlebens macht. Duch dessen Verdichtung, durch die Aufhäufung von Sinneseindrücken, schafft sie ihre ästhetische Gestalt, durch welche sie sich ausdrückt und ausdrücklich wird. Die Art und Weise des Wahrnehmens wird damit zum Ausdruck ihrer Formbestimmung. So wie sie wahrnimmmt, so macht sie nun ausdrücklich Sinn. Es richtet sich ihr Eindruck relativ zu dem aus, was beeindrucken soll. Eindruck macht, was Druck auf die Wahrnehmung macht, was Dichte für sie hat. Nicht Zeit, Erregung oder Triebhaftigkeit macht Eindruck, sondern die dichte Sinnlichkeit des Wahrnehmens, das nahe geht, gleich worum es dabei geht.
Eindruck weckt eine Empfindung, die im Erleben immer Sinn findet, gleich, was darin Sinn macht. So kann dieser Eindruck in seiner Gleichgültigkeit gegen wirkliche Sinnlichkeit auch vorweggenommen werden, um ihren ästhetischen Mangel zu beheben. Er wird nun selbst ausdrücklich ästhetisch. Die Empfindung wird zur Körperform einer verdichteten Wahrnehmung, zum Lebensausdruck in einem Selbstgefühl des Erlebens. Die Wahrnehmung wird zu einer Lebenstätigkeit, die in ihrer Lebensgestalt gefunden wird, in der Art und Weise ihres Tätigseins, ihres Empfindens und Fühlens, gleich welchen wirklichen Sinn sie hat. Sie selbst macht Eindruck als sinnliche Wirklichkeit des Wahrnehmens.
In der Aufhebung der ästhetischen Wahrnehmung wird die Wahrnehmung nun ausdrückliche Tätigkeit eines Selbstgefühls, das von ihr beeindruckt ist. Diese bildet sich zu der Ästhetik aus, worin sich der Ausschluss ihrer Wahrheit vollendet. Es ist die Grundform jeder ausschließlichen Ästhetik, in welcher nur noch wahr gilt, was dem Selbstgefühl der abstrakt gewordenen Wahrnehmung entspricht und das unwahr gilt, das auf sie unästhetisch wirkt.
Wahrnehmung wird zu ihrem Gegenteil: Zum bloßen Selbstgefühl des Ästhetischen. Doch dieses ist bisher nur in einer einzelnen und zufälligen Form, worein die Wahrnehmung geraten ist, die keine Wahrheit findet. Sie findet nur den Sinn, den sie selbst schon hat, bevor sie sich verhält. Man könnte auch sagen: Ihr Sinn verhält sich tautologisch, begründet sich aus dem, was er für sich schon ist. Als dieser zeigt er unmittelbar seine Leere, seinen Unsinn. Er kann nur Sinn sein, indem er Sinn macht, indem er etwas ausdrückt, das vielsinnig ist. Kein Eindruck kann daher auf Dauer bei sich bleiben, ohne sich zu irgendeinem Ausdruck zu entwickeln, an dem er erst wirklich seinen Sinn gestaltet, sich erst wirklich zu dem verdichtet, was Sinn macht. Dieser besteht allein darin, etwas zu versinnlichen, etwas sinnlich auszudrücken, was für sich sinnlos wäre. Darin drückt sich schließlich ein Reiz aus, der alles, was reizt, zu verkörpern versteht, der als Körper des Anreizes auf die Welt kommt, als Ausdruck einer ästhetischen Wahrnehmung. Darin verliert der Eindruck seine Zufälligkeit und nimmt seine wirkliche und allgemeine Gestalt an.
12.3 Der Ausdruck der ästhetischen Wahrnehmung
Die Wahrnehmung ist zu einer Form der Erkenntnis geworden, die ausschließlich durch Reiz bestimmt ist. Nur was reizt, lässt aufmerken, was reizlos ist, bleibt der Erkenntnis verschlossen. Deren Form ist nun also doppelt bestimmt, einmal durch die zum Reiz verdichtete Empfindung, und zugleich durch den Reiz, den das Gefühl wahrhat, indem es etwas wahrnimmt, indem es seine Gestalt in der Empfindung so findet, wie sie sich fühlt. Im Reiz selbst besteht die Wahrnehmung in allem gemein als Form des Erlebens, als Sinn, der seine Form zugleich ästhetisch im Sinn hat. Was reizt, ist eben gerade die Verdichtung dessen, was zur Allgemeinform des Erlebens geworden war und was in seiner Eindruckskraft nur deshalb eine über die Wahrnehmung gesteigerte Wirkung hat, weil darin ihre Dichte als Formbestimmung so allgemein wirkt, wie sie auch im Besonderen wahrgehabt wird. Die Wahrnehmung ist sich selbst gegenüber mächtig, sinnlich über die Maßen gestaltet und so verdichtet, dass sie sich selbst reizt und sich somit selbst zur Gestalt ihrer Tätigkeit wird. Diese treibt ihren abstrakten Zusammenhang nach Maßgabe der vielen Eindrücke, die sie hat, und findet ein hierin bestimmtes Zusammensein in der Ästhetik ihrer Form, im Reiz des Guten und Schönen. Aus dem Erleben reizvoller Wahrnehmungen, welche in der Empfindung ganz einzeln reizend waren, ergibt sich daher ein Gefühl, dass Empfindungen überhaupt reizvoll sind, die im Erleben entstehen. In diesem Gefühl wird Erleben selbst und überhaupt reizvoll. Es wird zum Gefühl eines Reizes, den alles Erleben hat, den es umgibt und umzaubert. Man fühlt Leben im Reiz des Erlebens, also das Sinnlichsein seiner selbst im Erleben mit anderen. Man lebt in einer Welt voller Eindrücke, die Sinn machen, sofern sie wesentlich scheinen, sofern sie also ästhetisch sind. Sie haben damit einen Sinn, der von allem absieht, was diesen Schein durchbrechen kann. Es ist der Sinn eines abstrakten Wesens, in welchem Wirklichkeit unwesentlich wahrgenommen wird und Wahrnehmung ausschließliche Wirkung hat.
Aber was im einzelnen zufälliger Eindruck ist, in welchem sich Wahrnehmung wesentlich findet, drückt allgemein eine ausschließliche Wahrnehmung aus, eine Wahrnehmung, die sich selbst darin bestimmt, was ihr wesentlich ist und alles außer sich sein lässt, was ihr unwesentlich erscheint, ihrem Selbstwert nicht dienlich ist. Es ist die Bestimmung von Wahrheit durch die Warnehmung, wodurch diese selbst zu einer Wesenstätigkeit eigener Wertbildung wird, die nicht mehr wahr sein kann, weil sie Wahrheit bestimmt, weil sie also Bestimmungen betreibt, die austreiben, was der eigenen Wesenhaftigkeit, der Ästhetik der Selbstwahrnehmung zuwider ist.
Die Ästhetik der Selbstwahrnehmung besteht aus der Ausschließlichkeit des Anreizes, den Wahrnehmung nicht nur erfährt, sondern jetzt allgemein auch selbst ausdrückt. Ästhetische Wahrnehmung ist der Ausdruck eines verdichteten Reizes, den die Wahrnehmung für sich ästhetisch aus der Wirklichkeit herausnimmt und selbst zu ihrer Ästhetik macht, zum Maß des Ausschließlichen. Indem sie sich hierin selbst vergegenständlicht, äußert sie ihre Ästhetik in der Ausschließlichkeit ihres Gegenstands, der nun nichts anderes ist, als der allgemeine Reiz, den sie für sich selbst wahrhat. Sie ist gereizt, wenn ihr etwas ästhetisch mißfällt, und angereizt, wenn es ihr gefällt. Das ist nicht zufällig und willkürlich. Es entsteht aus dem, was ihr in den vielen Eindrücken, die auf sie wirken, eine allgemeine Identität verschafft. Es ist das Selbstgefühl, das sie darin erwirbt, dass sie ästhetisch weiß, was ihr zu einer Identität verhilft, die sie bei all den reizvollen Eindrücken ausschließlich und für sich, also an und für sich wahr sein lässt.
In der Wahrnehmungstätigkeit drückt sich ästhetisch eine Selbstüberhebung der Selbstwertigkeit aus, die das eigene Gefühl übermannt, die davon absieht, was es wahr hat und in solcher Absehung zu einer mächtigen Allgemeinheit, zu einer Allmacht der Wahrnehmung wird, die Zwecke der Selbstbedeutung und auch der Selbstausdeutung verfolgt. Deren Absicht ist es, in jeder Wahrnehmung das für wahr zu nehmen, das Wahrnehmungsidentität stiftet, ein Gefühl über allen wirklichen Gefühlen, das vor allem darauf gründet, jede eigene Zwiespältigkeit zu überwältigen. Alles, was ein Mensch darin verfolgt, allem Sinn, dem er darin nachgeht, ihn aufgreift oder ihm nachhängt, formuliert seine Absichten, zu einer Identität mit sich zu kommen, gleich, wie gegensinnig seine Wahrnehmungen und Erlebnisse sind. Was er in diesen an Verlust von eigener Wahrheit erfährt, gewinnte er im Ausdruck seiner Selbstwertigkeit für sich zurück. Er muss alleine einen Ausdruck für sich gewinnen, alles dem unterwerfen, was, auch wenn es für sich dem nicht entspricht, in der Verdichtung der Wahrnehmung entsprechend so zusammengebracht wird, dass er sich darin ausdrücken kann. Erst indem er auf diesen Ausdruck seiner selbst zurückkommt, bekommt er eine Identität, in welcher er sich selbst identisch erscheint. Es ist die Ästhetik seines Ausdrucks, in welchem er endlich die Sicherheit für sich in einer reinen Wahrnehmungswelt erfährt: Die endgültige Entäußerung seiner Wahrheit. Darin findet er sein Selbstgefühl als die Gefühlichkeit seines Selbstwertes.
Es hat sich nun gezeigt, dass sich Selbstgefühl durch ästhetisches Erleben bildet und letztlich ästhetisches Selbsterleben ist. Es entsteht im einzelnen Menschen in seinem Lebensraum oder auch in einer Gruppe und sogar in einer Masse von Menschen innerhalb des Raums, der ihr Leben umgrenzt. Im Lebensausdruck eines Menschen zeigt sich sein Lebenszusammenhang als Resultat seiner Absichten, in einer Menschengruppe ihre Lebensgemeinschaft, in einer Menschenmasse die Massenwirkung ihrer versammelten Gefühlswelten. Ganz allgemein drücken sich die Gefühle darin aus, die Menschen durch sich selbst haben, durch das, was in ihren Selbstgefühlen allgemein, abstrakt und also ästhetisch in ihren Verhältnissen zur Wirkung kommt und für sie zu einer Wirklichkeit wird, worin sie sich wirklich als das fühlen, was sie erleben und worin sie für sich das sind, was ihnen unter anderen Menschen Selbstwert verschafft. Es ist die allgemeine Form ihrer Wahrnehmung, die sich als ästhetische Form für ihr Selbstgefühl ergibt und diese bildet, wie sie sich selbst auch darin ausdrückt, ästhetische Form des Selbstwerts für sich.
Zugleich ist dies nicht nur Resultat, sondern auch die Grundlage des Erlebens überhaupt, der sinnliche Stoff, worin zwischenmenschliche Begegnungen sich ereignen, wo sich Menschen so einbringen, dass sie durch ihren Lebensausdruck beeindrucken und damit in Beziehung setzen. Eine ausdrückliche Beziehung verschafft immer Eindruck. Und es ist letztlich dies, was jedes Erlebnis zum Selbsterleben führt, zu einer Produktion von Selbstgefühl als Selbstgefühl, welches zur einzelnen Daseinsform des Selbstwerts wird. Die räumliche Dimension des Lebensverhältnisses der Selbstgefühle bekommt dadurch eine ästhetische Bestimmung, eine Verdichtung von Wirklichkeit, die sich von anderer Kultur als eigene Kultur abgrenzt. Unter dieser Bestimmung entwickelt sich das Selbstgefühl erst wirklich in der vollständigen Bestimmung der Selbstwertigkeit, dem alle Lebensausdrücke folgen, in welchen sie Eindruck auf den Selbstwert machen, den sie ausdrücken sollen.
13. Das Selbstgefühl als Gedächtnis und Inhalt des Selbstwerts
Solange die Menschen sich in der Selbstwahrnehmung nur unvollständig und daher mangelhaft unter Menschen fanden, erschienen sie sich selbst auch als unverwirklicht, als Wesen, das nicht wirklich auf der Welt ist, für sich noch keine ihm angemessen Wirkung hat. Dadurch, dass ihre Gefühle sich auf alle zwischenmenschliche Wahrnehmungen beziehen, bleiben ihre Empfindungen für sich selbst demgegenüber beschränkt. Gerade weil sie sich weiterhin lediglich so wahrnehmen, wie sie sind, haben sie sich noch nicht wirklich mit allem gemein empfunden. Weil sie zwischenmenschlich eben nur die Art und Weise ihres Daseins in diesen Verhältnissen finden können, fühlen sie selbst sich diesen noch unterworfen. Gegenüber den Gefühlen, die sie allgemein wahrhaben, müssen sie sich daher umso unvollkommener fühlen, wenn sie keine hervorragenden Gefühle durch sich finden oder erzeugen können, sich selbst anders erleben können, als sie sind. Ihre zwischenmenschliche Verhältnisse selbst verlangen daher von ihnen, dass sich ihr Leben in irgendeiner Art und Weise so ausdrückt, wie sie als Menschen in diesen Verhältnissen kenntlich werden, - dass sie sich selbst so erleben, wie sie ihren Gefühlsverhältnissen entsprechen. Ihr Selbstgefühl wird daher zu ihrem Lebensträger in diesen Verhältnissen.
Einmal selbständig geworden, beruhen Selbstgefühle auf der Gleichgültigkeit von Gefühlen gegen die Empfindungen, aus denen sie entstanden waren. In ihnen kehrt sich die Wahrnehmung des Lebens zur subjektiven Wahrnehmunsform des Erlebens, worin der wahrnehmende Mensch sich selbst zum Gegenstand wird. Was ihn reizt, wird zum allgemeinen Inhalt seiner Selbstwahrnehmung, deren Absicht die Bestärkung der Anreizung ist. Das Selbstgefühl entfaltet hierduch die objektive Subjektivität einer Reizkultur, in welcher die Gefühle selbst zur Erscheinungsform von Empfindungen werden, in denen ihre objektive Sustanz aufgehoben und in die Selbstverwirklichung des Subjekts verkehrt ist. Von daher verkehren sich in den Selbsgefühlen Empfindungen zu dem, was sie an und für sich nicht sind: Zur Wahrnehmungsform allgemeiner Empfindungen, die keinen Sinn mehr im Menschen haben, in denen Sinn aber allgemein objektiviert ist. Von daher entsprechen Selbstgefühle den Gegebenheiten einer Welt, die nicht von und für Menschen bestimmt ist.
In Dienstleistungsgesellschaften, worin das Konsumverhalten vorherrscht, ist die Grundlage für das Selbstgefühl allgemein gegeben. Von daher totalisiert sich darin auch das allgemeine Verhältnis der Kultur als zwischenmenschliches Verhältnis schlechthin. Alle Aufwände konzentrieren sich darin in ihrer Beziehung auf die Reize des Selbstgefühl, das an die Stelle der wirklichen Bedürfnisse tritt. Es wird gesellschaftlich notwendig und ein Mangel hieran lässt die Menschen sozial verhungern. Die Medien haben ihre wesentliche Aufgabe darin, die Menschen darin auch zu ernähren. Alles, was Lebensäußerung war, wird dadurch selbst zum Medium dieser Gefühle.
Selbstgefühle sind Lebensgefühle, in welchen sich die Menschen zu sich selbst verhalten, sich als ihr Leben fühlend empfinden, indem sie darin ihre Bedeutung für sich nun wirklich als Selbstwert erlangen, sich selbst als allgemeinen Teilhaber zwischenmenschlichen Erlebens wahrnehmen und sich daher auch erlebenswertig in ihrem Gefühl wahrhaben. Selbstgefühle sind also Reflexionen von Gefühlen auf sich selbst, Gefühle seiner selbst durch allgemeine Empfindungen, die sich an vorhandenen Gefühlen im Erleben je danach bestimmen, wie die Menschen davon beeindruckt sind. Sie setzen aber zugleich eine Gefühlswelt außer sich voraus, die sich im Erleben ausdrückt, die also schon vor aller Erfahrung das Erleben selbst bestimmt. Durch sie wird die Empfindung im Erleben erst zur Reflexion des eigenen Daseins, zu einem bestimmten Moment der eigenen Anwesenheit, also zu einer von den Menschen verursachte Wirkung auf sich selbst. Was die Gefühle des Erlebens beeindruckt, ist der Ausdruck seiner selbst in den Verhältnissen zwischenmenschlichen Erlebens und wird hierdurch erst zu einer bestimmten Art und Weise, auf welche Menschen diese empfinden, wie also diese auf die Menschen wirken. Sie bilden eine Wahrnehmungsidentität im Gefühl als Ästhetik für sich, das sich aus der Empfindung von dem begründte, wie andere Menschen in den Selbstbeziehungen der Wahrnehmung, in der Selbstwahrnehmung iherer zwischenmenschlichen Beziehungen sich ausdrücken. An sich ist das ein Gefühl eigener Sinnlichkeit, eigener Sinnesregungen, wie es in zwischenmenschlichen Beziehungen durch andere bestätigt ist, Ästhetik des Zusichkommens im Verhältnis mit anderen Menschen und Sachen, worin Lebensäußerungen für sich gewahr werden und von daher zu einer gefühlten Selbstigkeit verhelfen.
Dieses Selbstgefühl hebt die Minderwertigkeitsgefühle auf, welche die Menschen haben, wenn sie sich unter anderen Menschen leer finden, sich als nichtig empfinden, wenn sie also in der Abtrennung aller Gegenständlichkeit und Geschichte nach menschlicher Selbstwahrnehmung verlangen, die ihnen durch die Ungegenständlichkeit ihrer Lebensverhältnisse verwehrt ist. Ihren Selbstwert erfahren sie in der Abwesenheit wirklicher Menschen nur negativ, als Unterwert, weil sie sich auch selbst unwirklich empfinden. Im Selbstgefühl aber sind sie an sich erinnert, an die Tatsache ihrer Existenz, an ihre Empfindungen und deren Geschichten, die keine Gegenwart mehr haben. Sie überwinden jetzt solche Abwesenheiten durch ihr körperliches Dasein und Erleben, durch eine Beziehung auf sich selbst, durch die sie zumindest ästhetisch zu sich selbst finden. Darin erst wird das Erleben wirklich geistig, zu einer Selbstvergegenwärtigung des Geistes, wie er körperlich war. Der Körper verliert seine bornierte Wahrheit als Träger des Erlebens und gedenkt seinem Innern in der Erinnerung.
Sie beeindrucken sich mit solcher Selbstvergegenwärtigung und verlangen sich ein bestimmtes Sein ab, durch das ihr Dasein als sich selbst wahrnehmende Menschen existiert (exi-stare=hervorragen). Es ist durch ihre Gegenwärtigkeit zwar vermittelt, enthält aber nichts von ihnen, was sie von sich darin finden können. Wirklich beeindruckt sind sie eben nur von dem, was ihre Regungen und Bedürfnisse und Wünsche betrifft. So geraten sie in diesen Gefühlen beeindruckender Gegenwärtigkeit zwar immer wieder außer sich, erleiden dies aber doch auch immer wieder als blanken Selbstverlust, weil sich darin nur Erregung vermittelt, die ihre Regungen außer sich lässt und also keinen Ausdruck finden können. Es ist trivial: Solange sie beherrscht sind vom Eindruck ihrer Gefühle, können sie nicht bei sich sein und sich daher auch nicht selbst ausdrücken. Sie bleiben hiervon lediglich bestimmt, obwohl diese Bestimmung für sie selbst im Grunde gleichgültig sein kann. Allein der damit ergehende Selbstverlust verlangt ihre allgemeine Teilhabe an der Welt der Selbstgefühle. Er ist die wahre Grundlage der Notwendigkeit, ihre Selbstverwirklichung zu erstreben.
In dem bloßen außer sich sein ist sich jeder Mensch immerhin schon für sich selbst überhoben, ist sich selbst äußerlich, indem er sich durch seine Gefühle beeindruckt. Von daher kennt er bereits eine noch leere Allgemeinheit, die er durch sein Erleben füllen muss, der er Ausdruck verleihen muss, um Eindruck zu machen. In dieser Veräußerung aller Wahrnehmung eignen sich Menschen eine allgemeine Erlebensfähigkeit an, indem sie ihre Selbstgefühle durch allgemeines zwischenmenschliches Erleben bilden, das ihnen zur Gewohnheit wird. Das Selbstgefühl wird so das Allgemeingefühl für sich selbst, durch welches der Selbstwert erst wirklich sinnlich wird - wenn auch nicht als sinnliche Wirklichkeit, so doch als Wirkung auf alle Sinne. Im Selbstgefühl ist jeder Mensch nicht mehr nur Teilhaber der Welt, sondern diese Welt ist in ihm und er fühlt sich darin selbst als weltlich, weil er sich darin ausgedrückt sieht.
Das alles setzt voraus, dass die Menschen ihr Leben als Gegenstand ihrer Gefühle haben, dass sie also nicht fühlend leben, sondern ihr Leben als für sich seiendes Gefühl empfinden. Das Selbstgefühl ist das vom Wahrnehmungsprozess abgeschiedene Gefühl seiner selbst, das den Reizen der Selbstwahrnehmung folgt, das aus der Ästhetik des Erlebens entstanden ist und sich jetzt zu einer wesentlichen Bestimmung der Wahrnehmung, zu ihrer Grundstimmung entwickeln wird, welche einen eigenen Zusammenhang der Selbstwahrnehmung begründen wird. Es resultiert nicht nur aus der Selbstwahrnehmung; bestimmt damit selbst deren Geltung in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen, wird zum Geld zwischenmenschlicher Kultur.
Das Selbstgefühl war im Selbsterleben entstanden, ist zugleich aber ein Erleben, das einen nur für sich selbst ausschließlichen Reiz hat, also einen Reiz hat, in welchem ein Mensch den anderen Menschen im Grunde ausschließt. Indem er sich voller Gefühl wahrhat, indem er ihn wahrnimmt. Damit aber hat er nichts anderes als seine Gefühle wahr, durch die das Selbstfühlen entstanden ist. Sie waren durch Gefühlswelten mit anderen Menschen entstanden und vermitteln sich nun in einem allgemeinen Gefühl für sich selbst als Mittel eines Selbstwerts, der nichts anderes mehr als die Gefühle kennt, die er für sich selbst hat. Wiewohl er darin alle Gefühle nur als ein Mittel hierfür hat, erscheinen sich Menschen nurmehr darin selbst wesentlich. Indem der Selbstwert dies vermittelt und zugleich auch nur hieraus besteht, vollzieht sich im Selbstgefühl die Ausscließlichkeit des Fühlens überhaupt.
Das Medium verwirklicht erst den Reiz des Erlebens als Selbsterleben, indem jeder Mensch sich diesm Reiz zu beugen hat, um der allgemeinen Wahrnehmung überhaupt zu entsprechen. Der Eindruck, den er hierbei macht, wird zum ausdrücklichen Inhalt der zwischenmenschlichen Beziehungen. Darin entäußert sich sein Leben im Ausschluss der Empfindungen, die ihm gleich geltende Bedingung geworden und daher auch völlig gleichgültig geworden sind, wiewohl jedes Selbstgefühl nur gleichgülig hierfür sein kann, weil und solange es diese als eigene Lebenswelt wahrhat. Es nährt sich auf diese Weise von der Anwesenheit der Gefühle, welche Menschen zu einander haben, und es verleibt sich diese ein, indem es sie durch sich vermittelt. Nichts ist daher bedeutsamer, als die permanente Anwesnheit einer Gefühlswelt, in welcher unendlich viele Gefhühle kursieren wie eine Sphäre verselbständigter Empfindungsweisen. Da entstehen Beziehungen und Konflikte, in welchen letztlich nur das Selsbtgefühl sich durchsetzt, das allgemeinen Anklang findet und in dieser Gefühlswelt auch anklingt, also Stimmung macht. Es selbst hat keinerlei Gefühl für andere, weil es seine ganze Gefühlswelt nur in sich vermittelt und im Selbstwert von Menschen sich zu einem Subjekt herausbildet, in welchem sie sie sich selbst verwirklicht finden.
So ist das Selbstgefühl nicht nur selbständig gegen jedes Anderssein, gegen jede Gegenständlichkeit, sondern in Wirklichkeit auch gegen die Menschen, mit denen es zu tun hat. Es wird zur Allgemeinheit einer Selbstbezogenheit, in welcher letztlich die eigene Lebensgestalt als wirkliche Lebenswelt erscheint und nur deshalb auch beeindruckt. Sie erscheint als leibeigene Sinnlichkeit, die außer sich einen Inhalt hat, die sie in sich gleichermaßen findet. Daher vollzieht sich in der Entgegenständlichung der Wahrnehmung eine Einverleibung ihrer Gefühlswelten, die zwar notwendig vorhanden sein müssen, aber als diese nicht mehr wahrgenommen werden. Sie werden leiblich als mit dem eigenen Leib identisch wahrgenommen, wiewohl dieser ohne sie inhaltslos bliebe. Sich selbst erscheint solches Gefühl dadurch allgemein, als Gefühl schlechthin, dass es sich in der Vielfältigkeit der Gefühle bewährt hat als hervorranges, weil nurmehr eindrückliches Gefühl, als Gefühl von eigenem Wert, als Ästhetik der Egozentrik, die sich ohne einen äußeren Grund veräußern lässt. Der Selbstwert hat sich daher in der Masse der Gefühlsbeziehungen so gebildet, wie er diese überstanden hat. Er ist eine Abstraktion hieraus, durch welche ein Mensch zur Allgemeinheit seiner selbst, also allgemein menschlich wird, soweit, wie er den Niedergang seiner wirklichen Beziehung wirklich durch sich aufheben kann.
Dieses Phänomen wird besonders von phänomenologisch orientierten Psychologinnen und Psychologen sehr erfolgreich genutzt, weil in der Selbstverallgemeinerung jede Beziehung zu einem Wesen beiträgt, das seiner Wirklichkeit nach nicht mehr sein muss, wohl aber alle Wirklichkeit durch sich zu kennen meint. Hellinger ist tatsächlich nur dadurch zu einem Massenpsychologen geworden, dass er dieses Verhalten auch öffentlich genutzt hat und durch die Bestärkung der anwesenden Gefühlsmasse die verlorene Einzelheit der Selbstwahrnehmung durch deren Demütigung zum allgemein Menschlichen, zum kosmischen Menschsein aufzuheben versteht. Auch andere Sektierer (z.B. Scientology Church) betreiben dies.
Die auf sich selbst gewendete Wahrnehmung erhält ihren allgemeinen Sinn nur durch die Abstraktion von wirklich sinnlichen Beziehungen. Man könnte meinen, dass sie hierdurch reglos wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Von jeglicher konkreter Bestimmung entleert, wird sie nicht körperlos, sondern nutzt den Körper selbst als Quelle ihrer Regungen. Der Körper als solcher ist das verblieben Medium ihrer Selbstbezogenheit. War sie in den Verhältnissen des Erlebens noch durch Reize gehoben, erhebt sie sich nun selbst als Körperform, in welcher diese Reize sich formalisiert haben. Sie haben darin zwar ihren Lebensgrund aufgegeben, zugleich aber sind sie für die Selbstgefühle zum allgemeinen Anreiz geworden. Und was die Wahrnehmug reizt, darüber macht sie sich nun auch her, um sich durch dieses zu erregen. Sie bezieht den Stoff der Gefühle durch Vergegenständlichkeit der verscheidendsten Anwesenheiten, in welchen und durch welche sie sich verkörpert. Ihre Erregung hebt den Mangel ihrer Gegenstandslosigkeit auf, indem sie fremdes Leben zum Zweck ihrer Selbstvergegenständlichung als eigene Selbstwertigkeit des Gefühls auffüllt. Von daher tragen sich viele reizvolle Erlebnisse im Selbstgefühl zusammen und verleihen ihm den Selbstwert, den es nötig hat, um sich gegen seine Gefühlswelt erhaben zu wissen und sich dessen auch durch die Gefühle anderer Menschen zu vergewissern.
Derweil bleibt es für sich völlig unbestimmt und erscheint sich daher auch bestimmungslos, also rein förmlich. Im Selbstgefühl des unmittelbaren Seins hat man ja nichts anderes als das, was man von sich auch wirklich wahr hat, also das, wie es einem Menschen oder einer Gruppe oder einer ganzen Gattung hier und jetzt geht: Man ist, wie man sich fühlt. Aber ein Selbstgefühl, das als umfängliches Lebensgefühl selbst Gegenstand der Wahrnehmung ist, enthält das Erleben seiner selbst als etwas anderes, als Gegenstand, den die Selbstwahrnehmung im Erleben hat. Das Selbstgefühl ist die Selbstwahrnehmung einer Befindlichkeit, die man durch die Reize des Erlebens erzeugt und bewirkt, ein Gefühl des Erlebens, wie es an und für sich in der Wahrnehmung über diese hinaus bewahrt wird. Es ist ein ungegenwärtiges Gefühl, ein Gefühl, worin Wahrnehmung in einer Ausschließlichkeit, die nur Reize bewirken können, bewahrt wird. Man fühlt sich darin so, wie man sich “unter reizenden Menschen” erlebt. Aber man erlebt sich auch nur so, wie es für sich selbst reizvoll ist. Wirkliches Leben und wirkliche Schönheit ist darin längst vergangen. Die Ästhetik der Wahrnehmung hat Schönes nur in bloßer Form bewahrt, als Reiz einer durchaus lebenden Beziehung, die in der Erlebensform aber abgeschlossen ist - wohl sie das Selbstgefühl begründet. Das Schöne hat in der Wahrnehmung nurmehr das Selbstgefühl als ästhetische Form des Selbsterlebens in dieser Geschichte bewahrt. Es ist eine Wahrheit, die außer sich geraten ist, wohl aber viele Wahrheiten enthält.
Das Selbstgefühl wird gewonnen aus Eindrücken, aus der Wirkung der Reize, welche die Wahrnehmung im Erleben beeindrucken. Es ist deren Lebensausdruck im Menschen, wie sie in seinem entsprechenden Lebensgefühl aufgegangen sind, worin die Reize entäußerter Gefühle sich manifestieren. Selbstgefühl bildet sich aus dem Lebensausdruck, der aus der Selbstwahrnehmung eines Menschen im Prozess seiner Erlebnisse als darin erzeugter Zusammenhang seiner Sinne, als beeindruckte Selbstwahrnehmung, als seine inere Wahrnehmungsidentität zurückkommt. Es ist eine Identität im Gefühl für sich selbst, das sich aus der Empfindung in der Selbstbeziehung des Erlebens mit anderen Menschen, aus dem allgemeinen Reiz des Erlebten begründet und worin sich die Erlebnisse subjektiv bewähren und von daher auch eigene Wahrheit bekommen haben. Selbstgefühle sind also nicht eine bloße Reflextion des Selbsterlebens in bestimmten Situationen. Sie haben selbst einen Sinn, einen von ihrer Geschichte verselbständigten Sinn, der zum Anlass und zur Verarbeitungsweise bestimmter Erlebnisse wird. Der abstrakt menschliche Sinn wird hierbei zu einer wesentlichen Bestimmung des Erlebens selbst, zum Bedürfnis, sich selbst durch sein Erleben zu beeindrucken.
Sigmund Freud hatte schon in seiner “Traumdeutung” aus dem Jahr 1900 eine Art abstraktes Selbstgefühl beschrieben, aus dem er dann das “seelische Streben” zu begründen versuchte: Das “Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisses”, das zur Wiederholung desselben verlange. Als ein Theoretiker im Geist der Aufklärung kam er dabei allerdings nicht auf ein kulturell schon begründetes Erlebnis, sondern stattdessen auf eine Art Naturerfahrung von Befriedigung in der allerersten Begegnung des jungen Individuums mit dem Lebensspender Mutterbrust, Dennoch beachtenwert ist sein tiefergreifendes Erklärungsinteresse, das heute in der Psychologie nirgendwo mehr anzutreffen ist.. Logisch folgt aus seiner Naturbetrachtung des Erlebens allerdings, dass sich ihm Kultur nur als Mittel und Werkzeug der Bedürfnisbefriedigung erschließt, so dass ihm menschliche Natur und menschliche Kultur zwei getrennte Wesen bleiben. Kultur war für ihn eine Art Antithese, die sich aus einem “Überschuss” an Naturkraft dadurch entwickelt, dass sich unbefriedigbare Bedürfnisse darin sublimieren..
An sich ist das Selbstgefühl ein Gefühl von eigener Sinnlichkeit, wie es in sachlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen durch andere bestätigt ist und erlebt wird. Darin vereinigen sich die Empfindungen vieler Menschen in der Anwesenheit eines Gefühls für sich selbst, das seine Wahrnehmung zu einer reizvollen, zu einer ästhetischen Identität bringt, die sie durch andere im Erleben mit ihnen wahrhabe kann, wenn diese anderen dem auch dienlich sind. Das Selbstgefühl gelingt also auch nur in einem ästhetischen Arrangement, worin Menschen zusamenkommen und sich auch auf ihre Gefühle so einstimmen, dass sie in einem allgemeinen Gefühl sich identifizieren können, also in einem Gefühl, worin sich alle Gefühle widerspiegeln, sich darin reflektieren. Es ist dies die erste Wirklichkeit einer Ästhetik, die jedem das gibt, was er oder sie hier reinlegt.
In dieser Ästhetik kommt der Selbstwert erst auf seinen allgemeinen Ausdruck: Sie wird zum Inhalt des Selbstgefühls. Was Menschen allgemein als Selbstgefühl aus ihren Beziehungen auf andere Menschen nun wahrhaben, das bestimmt nun nicht nur ihr Verhältnis zu sich selbst, sondern auch ihre Beziehung auf alle anderen. In ihrem Selbstausdruck kommen sie ästhetisch zu sich, machen den Eindruck, den sie in diesen Beziehungen von sich gewinnen, auch auf andere.
Das Selbstgefühl ist ein Produkt der Rückvermittlung der Gefühle als reizvolle Empfindung für sich, welche sich ästhetisch zu einem Wesen der allgemeinen kultivierten Selbstwahrnehmung errichtet hat. Die darin grundlegenden Gefühle haben aber durch das Erleben ihrer selbst ihre Subjektivität entäußert und verloren und sind an und für sich für den Menschen selbst fremd geworden, rein gegenständlich im Erleben geronnen zu Fixationen der Wahrnehmung. Es sind Gefühle voller ästhetischen Eindrücklichkeit, worin Menschen sich ihre Selbstgefühle im Laufe ihrer Geschichte verschaffen. Das Selbstgefühl wird durch entäußerte Gefühle gewonnen und begeistert die Selbstwahrnehmung zu einer kulturellen Form. Es wird somit durch fremde Gefühle gewonnen, in deren Erleben sich das eigene Leben reflektiert und ist das Resultat einer Erlebenswelt, worin alle Gefühle schon wirklich gegenständlich sind, also objektiv erscheinen und von daher das Selbstgefühl als deren Subjekt erst gründen.
So subjektiv, wie es dem Menschen escheint, ist es daher nicht - auch nicht für den Menschen, der es hat. Im Gegenteil: In seinen Selbstgefühlen wird er sich selbst zu einem Objekt des Erlebens, der Reize und der Ästhetik. Er findet darin eine sinnliche Identität für sich, dass er seine eigenen Äußerungen den allgemeinen Gefühlen im Erleben unterstellt. Er hat ein Gefühl für sich durch das Äußerlichsein seiner Sinne. Das Selbstgefühl besteht in der Unterworfenheit eines Menschen unter seine Äußerungen, seine objektivierte Subjektivität.
Sofern er darin seine zwischenmenchlichen Beziehungen findet, kann dies einem Menschen recht sein. Es ist das Geschäft seiner Beziehungen, sich selbst dem Gefühl seiner Äußerlichkeit zu unterwerfen, um in Beziehung zu treten. Vielleicht ist er sogar darauf stolz und fühlt sich wie ein junger Gott. Aber in Wirklichkeit sind ihm diese Beziehungen so gleichgültig, wie ihm die Welt überhaupt gleichgültig ist. Er zehrt alleine von seiner Erlebenswelt, worin er sein Selbstgefühl findet.
Das Selbstgefühl setzt sowohl die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber der Empfindung voraus, wie auch die Gleichsetzung der Gefühle unter den Menschen. Mensch und Welt haben keinen Sinn für Empfindung. Es verbleiben sich die Menschen in ihren Gefühlen im Verhältnis der ästhetischen Empfindungen, die ihr Selbstgefühl erfüllt. Sie erleben sich nicht als Menschen in gegenseitiger Achtung ihres Seins, sondern als Objekte ihrer Selbstachtung, die sie nurmehr ästhetisch in ihrem Selbstgefühl haben. Da sie allgemein sich nur darin wirklich vergegenwärtigen können, wird ihnen dieses Gefühl zum Maß und Inhalt ihrer Erlebnisse und Beziehungen.
Das Selbstgefühl ist die Aufhebung weltlicher Wahrnehmung, ist die Selbstwahrnehmung unter der Bedingung von Geldbesitz. Die Gefühle anderer Menschen sind dem eigenen Gefühl im Erleben das selbe Ereignis, welches das Erleben für sie ist.
Selbstgefühl entsteht im Erleben aus Regungen, die das Selbsterleben erbringen, also die Art und Weise, wie Menschen sich selbst unter den Bedingungen bestimmten Erlebens verspüren; es ist ein Gefühl, das nur unter der Bedingung zwischenmenschlicher Ereignisse entstanden ist, und das zum Inhalt hat, wie sie erlebt wurden. Von daher ist es ein dinglich erworbenes Gefühl seiner selbst, ein Gefühl, worin die Menschen als Bedingung eingehen und eingegangen sind - eben in der Dichte, worin sie anwesend sind oder waren. Dem Inhalt nach bleiben darin alle beteiligten Menschen darin ganz Sinn für sich, der Form nach ganz Sinn außer sich. Nur indem sie sich darin subjektiv reizen, erfahren sie Sinn für sich selbst, bilden sie eine eigene Ästhetik ihrer Wahrnehmung. Diese wird zur eigenlichen allgemeinen und gegenwärtigen einer für das Selbstgefühl nötigen Wahrnehmung.
Dieses verwirklicht sich allerdings auch nur, wenn es außer den Menschen auch eine allgemeine Form für ihre Regungen gibt, worin sie bestätigt werden, worin die gereizten Waahrnehmungen ihre Ästhetik wahrhaben und hierdurch allgemein auf sich zurückkommen. Von daher ist das Selbstgefühl nicht mehr ein bloß innerer Wahrnehmungszustand, sondern eine äußere Notwendigkeit. Es verlangt nach einer Ästhetik, in welcher sich die Erregungen der Wahrnehmungen allgemein bündeln. Es verlangt eine allgemeine Kulturform der objektivierten Gefühle, worin Selbstgefühle auch dadurch überhaupt entstehen können, dass sich die Menshcen als Persönlichkeiten ihres Wahrnehmens und Fühlens begegnen.
Hierfür haben sich die Traditionen der Kultur entwickelt, die gesellschaftlich festgelegten Feste, in welchen die Menschen zu Ereignissen zusammentreffen, die oft historisch oder liturgisch begründet werden, wiewohl sie alles andere als wirklich historisch oder religiös begründet sind (z.B. Nikolaus, Ostern, Weihnachten). Die Problemlage der Gefühle kommt deshalb besonders dann deutlich zum Ausdruck, wenn sie im Widerspruch zum objektiven Charakter dieser Ereignisse für das Selbstgefühl stehen. Die meisten Ehescheidungen begründen sich daher immmer noch aus den Erlebnissen großer Feste (z.B. Weihnachten als “Fest der Liebe” oder Karneval als “Fest der Tollheit”).
Alle Formen der bürgerlichen Kultur beruhen auf den Formen der Selbstwahrnehmung, allgemein auf dieser objektivierten Form ihrer Gefühle. Im gesellschaftlichen Verkehr beziehen die Menschen ihre Regungen in der Form ihrer Gefühle auch unmittelbar aufeinander. Regungen bestimmen das Selbstgefühl durch das, was sie reflektieren. Und so entstehen Stimmungen aus dem, was sie in ihrem Erleben allgemein zusammentragen, was im Zusammengehen der Regungen allgemein stimmt. Es entsteht ein Selbstgefühl, das keinem einzelnen Menschen mehr wirklich entspringt, sondern ein gemeines Selbstgefühl, das alleine durch seine Allgemeinheit existiert und wirkt: Ein allgemeines Selbstgefühl in der Anwesenheit von Menschen, wie sie durch die Dichte ihres Lebensraums bestimmt ist.
Die Selbstgefühle der Menschen kommen hierdurch zu einer wirklichen Allgemeinheit, worin die Wahrnehmung nicht nur ihre Form hat, sondern zugleich auch in ihrer Dichte durch diese Allgemeinheit bestimmt wird. Danach werden die Stimmungen der Menschen danach bestimmt, was diese Dichte an Reizen ergibt und was das hierin tätige Selbstgefühl zulässt und vorantreibt. Allgemein haben die Menschen ihre Gefühle nurmehr durch andere Menschen in dem Reiz, den sie hierfür bieten und in dem ihr Selbstgefühl im Maß seiner Dichte allgemein bestärkt ist. Es reizt, was allgemein stimmt, und es stößt ab, was hierin unstimmig ist. Und diese Gefühlsreize werden als Stimmung des Selbstgefühls grundlegend. Sie hängt davon ab, wieviele Menschen darin eine Allgemeinheit des Selbstgefühls bilden und in welcher Dichte die Menschen zu den Ereignissen darin stehen.
Die im Leben eines Menschen ursprünglichste Form, worin eine Grundstimmung allgemein ist, ist die Beziehungsform der Familie. Darin entstehen Lebensgefühle als Selbstgefühle und dies kann in hohem Maße widersprüchlich werden, wenn die Stimmungen darin mit dem Leben überhaupt in Konflikt treten. Das ist meist schon dann angelegt, wenn die Kinder für ihre Eltern eine lebenstragende Rolle spielen und hierdurch Subjekt wie Objekt der familiären Grundstimmung werden.
Was ihre Anwesenheit an Dichte hat, macht die Grundlage ihres Zusammentreffens für ihre Stimmung aus. Ihre Gefühle unterscheiden sich nicht mehr von Ihrer Stimmung. Als Form für sich haben sie ihr Ausmaß in den räumlichen Bedingungen (Raum), in den An- und Abwesenheiten von Ereignissen und Menschen. Für sich sind sie unendlich bestimmt und äußern sich daher innerhalb dieser Allgemeinheit nur in ihrer Erregung.
Das Selbstgefühl bleibt aber nicht einfach nur bei sich. Es strebt nach Herabsetzung der Wahrnehmung zu einer Gegebenheit, woraus es seine Erregung speisen kann. Es beruht damit auf der Herabsetzung allen Lebens zu einem Umstand eigentümlicher Lebensäußerungen, die keinen anderen Sinn haben, als dem Selbstgefühl zu nutzen und zu dienen, es zu füllen und zu erfüllen - und zwar im Maß ihres Anreizes, im ästhetischen Maß ihrer einzelnen Selbstgefühle, nach welchem sie sich leiden können oder auch nicht. Was darin von anderen Menschen wahrgenommen wird, wird nur für sich wahrgehabt. Wahrnehmung trennt sich von daher nun von dem, was sie wahr hat, von den Gefühlen, die ganz Selbstgefühl dadurch werden, dass dieses von entsprechenden Wahrnehmung gefüllt und betrieben wird, dass es zur wesentlichen Absicht der Wahrnehmung wird, eine gute Stimmung für das Selbstgefühl zu schaffen.
Das bestimmt auch die wirklichen Verhältnisse der Menschen in diesem Lebensraum. Der Sinn ihres Verhaltens wird selbst gegensinnig. Jede Annäherung von anderen wird zugleich zur Entfernung von sich, jede Stimmung zur Bestimmung. Was auf die Menschen wirkt, was ihr Verhältnis also wirklich ausmacht, ist die Einvernahme ihrer Wahrnehmung zur allgemeinen Selbstwahrnehmung. Ihre Wahrnehmung hat viele Gegenstände, aber wirklich gegenständlich ist sie nur für das Selbstgefühl der Menschen. Darin bewirkt sie aber mit allem, was sie wahrhat, und nutzt dies zu ihrer Selbstbestätigung.
Das wird zu ihrem leibhaftigen Widersinn, zum Widerspruch ihres Wahrheitsvermögens. Denn nur was gut für sie ist, nur was irgendein Gefühl von Identität bringt, darf für sie gültig, darf wahr sein. In seiner Wirkung betreibt das Selbstgefühl eine Entfremdung von seiner Wirklichkeit, von der Erkenntnis der Wirkungen, auf die es reflektiert. Seiner Absicht folgend macht es wahr, was ihm dienlich ist, was es über die Wirklichkeit erhöht. Daraus ergibt sich die Einverleibung seines Sinns für Wahrheit in die Absicht der Selbstwahrnehmung. Seine Sinnlichkeit wird darin aufgehoben, dass sie nur Sinn für sich hat. Wie ein Subjekt über die Wahrnehmung entfaltet dieser von aller Wirklichkeit enthobene Sinn durch die Wahrnehmungen und Aufmerksamkeiten, die er betreibt, eine höchste Beachtung der Selbstgefühligkeit, die in einer ausschließlichen Wahrnehmung für sich agiert. Wahrnehmung muss hierfür nützlich, aber nicht wirklich wahr sein. Stattdessen wird Selbstachtung zum Steuerinstrument der Wahrnehmung. Sie entsteht notwendig in deren Gebrauch als ästhetisches Maß gegen ihre Vernutzung. Ein Mensch kann sich nur leiden, wenn er noch Sinn an sich findet. Und dieser steht beständig auf dem Spiel, welche das Selbstgefühl mit allem treibt, was sich ihm überlässt.
Das Selbstgefühl ist über seine Wahrnehmung mächtig geworden und beruht auf ihrer beständigen Herabsetzung. Es entwickelt sich aus Wahrnehmungen, die durch seine Selbstermächtigung gebeugt sind. Wahrnehmungen sind und bleiben das körperlich Substrat, das Material, aus welchem das Selbstgefühl wird. Deren Sinn ist gewonnen aus der körperlichen Einvernahme, aus der allgemeinen Entleibung der Sinne. Hieraus wird sich ein körperlicher Trieb bilden, welcher das Prinzip dieser Einverleibung ist. Der Prozess dahin entwickelt sich in der Stimmung der Selbstwahrnehmung zum Selbsterleben.
13.1 Das Gedächtnis der Selbstwahrnehmung und ihre Stimmung
Die Selbstwahrnehmung wird durch die Abarbeitung von Reizen zwischen dem, was si ausdrückn und dem, was beeindruckt, zum allgemeinen Lebensträger in einer Welt, worin die materielle Lebensproduktion keinen Sinn mehr macht, also nur bloße Existenzvermittlung ist. Der abstrakte Sinn der Selbstwahrnehmung besteht hier als Bestreben, die Ausschließlichkeit der Selbstgefühle allgemein für sich zu erleben, in sich selbst allgemeines Leben als natürliche Stimmung, als Stimmung von eigener Natur sinnhaft zu verspüren. So unmittelbar sich die Menschen darin erscheinen, so allgemein sind sie sich dabei als Mensch, als allgemein menschliche Natur, die immer und in allem Sinn hat, was immer sie treibt. Auf diese abstrakte Allgemeinheit immer wieder zurückzukommen, macht ihr Streben aus. Es ist die Absicht, sich durch möglichst viele andere Menschen als naturalisierter Mensch zu erscheinen, um die eigene gesellschaftliche Unwirklichkeit mit einer abstrakten Identität zu versehen. Es ist die Absicht, in unwirklichem Sinn sich ausschließlich als Mensch zu erleben und zu fühlen, sich vermittelst anderer Menschen einzustimmen und sich selbst in der Ausschließlichkeit des Selbstgefühls zu empfinden. Darin wird das Erfühlen der Erlebensinhalte zu einem bloßen Allgemeingefühl ihrer Bestimmtheit, zu einer Stimmung, wie sie im ausschließlichen Erleben als natürliche Lebensform aufkommt.
Alles erscheint nun natürlich, ohne dass darin ein Quentchen Natur verwirklicht ist. Im Gegenteil, was natürlich ist (z.B. Kunst, Musik, Erkenntnis überhaupt) lässt sich als Event und Show auf wundersame Weise zu einer Event-Kultur vereinen, weil jedes für sich zur Bildung von Selbstgefühl veranstaltet wird und weil das bildungshungrige Selbstgefühl diese Veranstaltung allgemein nötig hat, um in sich selbst bestimmt zu erscheinen. In Wahrheit vereint es die Abstraktion von aller Bestimmtheit, die Absehung von ihrer Begründung. Stimmung kommt vor allem deshalb auf, weil man darin ohne Grund, also grundlos vereint ist und sie wird auch selbst schon angetrieben von den Event-Managern und dem abstrakten Verlangen nach Nähe und Dichte. Menschen begegnen sich darin höchst vertraut, ohne auch nur das Geringste voneinander zu wissen oder zu kennen. Ihre Beziehung hat keinerlei Erkenntnis mehr nötig, weil sie in ihrer Stimmung schon über das Erkenntnisvermögen hinausgeht. Die einzelne Wahrnehmung wird hiergegen obsolet und ihre Ödnis treibt zum Event, der aber wiederum auch nur ihre Verwirklichung mit hoher Dichte von menschlicher Anwesenheit ist. Stimmung macht vor allem die Masse.
Die Ausschließlichkeit der Selbstwahrnehmung bezieht sich auf die Reize, welche dem Erleben zukommen. Das eine Erlebnis reizt nur, wenn das andere noch reizlos ist und es verliert seinen Reiz, wenn es seinen Eindruck verliert, wenn es also Sinnlosigkeit offenbahrt. Das Erleben besondert sich durch die Konkurrenz der Reize, durch die besondere Stimmung, worin die Selbstwahrnehmung ihrem Lebensraum Inhalt verleiht. Aber diese hält nur solange, wie sie Eindruck macht, wie sie jung ist, und der Inhalt verliert sich im Wechsel der Eindrücke, welche die Stimmung verändern. Wahrnehmung für sich wird darin ebenso unsinnig, wie Stimmung für sich. Nur was darin allgemein bleibt, übersteht Sinnlosigkeit.
Reize machen Stimmung, wenn und weil sich darin ihre Wahrnehmungen von ihrem Sinn trennen, wenn und weil Wahrnehmungen darin in doppelter Weise gegenwärtig sind: Als Anreiz von Empfindungen vermitteln sie Sinn für ihr Erleben, als Form eines gereizten Gefühls haben sie den Sinn, den Menschen in ihrem Selbstgefühl bewegen, haben sie also den Sinn, der wirklich darin arbeitet. Auch wenn alles für sie im Erleben selbst keine konkrete Wirkung hat, so macht sie doch ihr Selbstgefühl mächtig an. Dieses hat alle Eigenschaften, welche die Wahrnehmung aus dem bisherigen Erleben erworben hat, was ein Mensch schon in sich aufgenommen und für sich gebildet hat und was seine Fähigkeiten und die Bildnisse seines Gedenkens, sein Gedächtnis ausmacht. Der Reiz des Erlebens reproduziert sich als Wahrnehmungsform der Selbstwahrnehmung, worin alles wirkt, was nicht mehr ist, und alles reizt, was Wahrnehmung im Selbstgefühl wirklich wahr macht. Darin ist der wahrnehmende Mensch mit seiner ganzen Geschichte, wie sie in ihm aufgehoben ist, in Beziehung zu sich als Mensch, der eine Wahrnehmungsidentität in den Reizen seines Erlebens findet, der also darin seine Natürlichkeit findet, empfindet und fühlt - und das ist alles, was jenseits der Selbstwahrnehmung nicht mehr wirklich wahr ist.
In ihren Selbstgefühlen sind die Menschen Monaden einer allgemein entzogenen Wirklichkeit. Und sie werden zugleich für sich allgemein in den Anwesenheiten ihrer selbst und anderer, die in ihren Erlebnissen Wirklichkeiten ihres Selbstgefühls erzeugen, wenn sie darin angereizt sind und in der Lage sind, diesen Reiz in sich zu verspüren und zu verarbeiten.
Das Erleben hat die Wahrnehmung durch seine Reize zur Selbstwahrnehmung in eine allgemeine Stimmung gebracht. Die Menschen fühlen darin nurmehr die Sensationen ihrer Einzelheit - doch dies fühlen alle. Die Einzelheit und Isolation ihrer Erkenntnisse besteht in ihren Selbstgefühlen zwar wesentlich fort, aber die Allgemeinheit derer Sensationen ist dem gegenüber bei größerer Masse von höherer Natur. Die Menschen tauschen ihre Gefühle in ihrem Erleben aus - aber nicht als das, was sie sind, sondern als Selbstgefühle einer Masse, worin sie wahrhaben, wie sie sich erleben, worin ihre Stimmung als Natur ihres Menschseins wirkt. In der Masse stimmen die Menschen in ihrer Sinnlichkeit überein, weil Masse selbst unsinnig ist, weil darin alle Bestimmtheit aufgehogen ist und Menschen darin ganz leer für sich allgemein verbleiben - als Menschen in Stimmung ohne jegliche Bestimmung.
Die Allgemeinheit ihrer Selbstgefühle enthält somit die überwundene Ohnmacht ihrer einzelnen Wahrnehmung, welche für sie als solche keinen Sinn mehr hatte. Aus ihr beziehen sie aber weiterhin die Reize, welche ihnen ihr Erleben bietet. Auf diese stimmen sie sich ein, treffen mit ihren Stimmungen aufeinander und vergemeinschaften diese zur allgemeinen Stimmung ihrer Selbstgefühle, zu ihrer Grundstimmung.
Was objektiv als Verdichtung der Wahrnehmung zu begreifen war, als das, was darin verschiedene Inhalte hatte und daher in der Form diesen gemein, also allgemein ist, wird in der Stimmung von Menschen zu einer Qualität der Selbstgefühle verallgemeinert, die keine konkrete Qualität mehr sein kann, die also abstrakte Identität sein muss. Die Menschen leben davon, sich in dieser Abstraktion von der Masse zu unterscheiden, sich durch ihr besonderes Anderssein nahe zu sein. Sie reproduzieren ihr besonderes Selbstgefühl, indem sie sich im allgemeinen selbst äußern, sich versinnlichen. Darin teilen sich Selbstgefühle mit, wie sie sich darin auch bilden. Stimmung zeugt Stimmung, indem sich Menschen mitteilen und sich in der Mitteilung verallgemeinern. So wie sie das Wahrnehmungsverhältnis durch ihre Stimme bestimmen, so produziert sich eine Stimmung aus dem Zusammentreffen, aus dem Erleben solcher Bestimmungen. Darin treffen sich also bestimmte Menschen in ihren Gefühlen und darin gleichen sie sich zugleich an. Ihr gemeines Sein ist das Allgemeinsein ihrer Gefühle in ihren Stimmungen, in denen sie eine Grundstimmung finden und leben.
Wiewohl Erleben zunächst nur Lebensphänomen einer ausschließlichen Selbstwahrnehmung war, wird es in der Stimmung von Menschen allgemein, weil sie sich darin nicht nur wahrnehmen, sondern als wirkliche Menschen voll und ganz wahrhaben. Aber sie können dort allgemein nur haben, was sie für sich auch als Menschenmasse wahr machen. In der Absicht ihrer Wahrnehmung machen sie sich dadurch als Gegenstand von Gefühlen wahr, dass sie ihre Identität in der Masse ihrer Erlebnisse voneinander und durch einander finden. Diese Wahrnehmungsidentität macht Stimmung, wie sie den beteiligten Menschen enstpricht und sie entspricht ihnen zugleich nur, wenn sie im Einander-Erleben außer sich sind, wenn sie von ihrer Selbstwahrnehmung absehen. Die Menschen veräußern also die Wahrnehmungsidentität, die sie in ihrer Masse finden, zugleich zu einer Grundstimmung, worin sie sich einem Leben unterwerfen, dass sie selbst nicht äußern, das sie außer sich haben und worin sie sich selbst äußerlich sind.
Ihre Wahrnehmungsidentität wird so zu einer allgemein äußerlichen menschlichen Identität, zu einer wirklichen Form der Selbstentfremdung der Menschen. Die Entsprechung gleichgültiger Wahrnehmungen macht in ihrer Verdichtung die Qualität ihrer Beziehungen aus, wie sie gesellschaftlich entstanden sind und als ihre private Wahrheit verbleiben. Die Bestätigung ihrer wechselseitigen Wahrheit finden sie damit auch nur noch in der Stimmung, wie sie ihre Selbstgefühle hervorbringt. Sie fühlen sich so, wie sie darin für sich und füreinander zugleich in gemeinschaftlicher Stimmung sind. Dies macht ihr wechselseitiges Selbstgefühl als allgemeine Wirklichkeit ihres Erlebens aus.
In der Einstimmung auf abstrakte Lebensverhältnisse ist die Menschheit durch das Erleben von Geldverhältnissen ein gutes Stück in ihrer Selbstentfremdung vorangekommen. Bis in die erste Dekate des 20. Jahrhunderts waren solche Verhältnisse noch äußerst einzeln und lediglich in einer Geld besitzenden Klasse zu finden. Mit der weltweit vollständigen Ausbreitung der Kapitalverhältnisse bis hin zur Globalisierung des Kapitals wurden solche Verhältnisse über ganze Nationen und auch noch darüber hinaus transnationale Wirklichkeit der Geld begüterten Lebensräume.Die “Selbstentfremdung der Menschen von ihren Produkten” wird somit in der “Selbstentfremdung des Menschen von seinem Gattungswesen” (Marx in den Pholosophisch-ökonomischen Manuskripten) zu einer eigenen Wirklichkeit. Darin werden sich die Menschen gerade in der Entfremdung vertraut und bilden eine Lebensbasis, die an sich kein Vertrauen verdient, weil sie auf der Abstraktion von ihrem wirklichen Leben beruht. Doch in ihren zwischenmenschlichen Erlebnissen lässt sich dies auch “vergessen”, ist darin doch zumindest für die Selbstwahrnehmung das Menschsein versichert. Darin bilden sich zudem die Lebenswerte, die sich mitteilen und vermitteln wollen, weil sie sich zumindest ideell über die ganze Menschheit vermögend glauben können. Sie werden zur Ideologie des ganzen Lebens, das sie teilen, ohne wahrzunehmen, dass sie nur zerteiltes Leben wahrhaben. Ihr Trieb, sich als Selbstwahrnehmung der Menschheit verallgemeinern zu wollen, macht nicht nur den Menschen Angst, die unvermögend sind, er hat auch schon mal das Vermögen ganzer Lebenswelten mitsamt der Menschen darin vernichtet. Jede Abstraktion reduziert die Wirklichkeit, die sich darin entfaltet, auf einen leeren Kern - und darin keimt daher auch das Nichts als die Spirale einer Lebensvernichtung.
Dadurch, dass die Stimmung einer gefühlten Allgemeinheit zur Grundlage der Wahrnehmungsverhältnisse wird, wird jedes Selbstgefühl davon bestimmt, wie es sich auch darin ausdrückt. Aber es drückt sich nicht als das aus, als was es bestimmt wird. Die Bestimmung liegt alleine in der Form, in der Dichte und Masse der Anwesenheiten. Mag sich darin die Selbstwahrnehmung auch angleichen, die Gefühle bleiben dennoch in dem unterschieden, was sie wahr haben. Jeder Mensch hat die anderen wahr und ist darin auch unterschieden. Die allgemeine Stimmung ist immer gebrochen durch die Gefühle, die auffassen, wie sie sich ausdrücken, wie sie also Grundlage des Eindrucks sind, der Erleben ausmacht. Von daher wird dieses durch Gefühle bestimmt, die sich zur Stimmung verhalten und die in der Stimmung bestimmte Gefühle beabsichtigen.
13.2 Die Absicht der Selbstgefühle
In der Stimmung der Selbstwahrnehmung hatten die Selbstgefühle sich gereizt und zusammengefunden und sich zu einer wesentlichen Bestimmung der Selbstgefühle, zu einer Grundstimmung veräußert, die keinen äußeren Grund mehr kennt, wiewohl sie diesen wahrhat. Ohne sich hierauf zu beziehen, muss sie Selbstgefühl bilden, das nurmehr aus ihr selbst kommt, schin als Lebensausdruck der Selbstbezihung allgemein beeindruckt. In der Grundstimmung der Selbstwahrnehmung entsteht somit eine Absicht, sich durch sein eigenes Erleben allgemein zu machen. Die ist nicht so frei wie die Empfindung, weil sie als notwendiges Selbstgefühl empfunden wird und weil viele Empfindungen in diesen Zweck des Selbstgefühls gestellt werden müssen, welches nun die Wahrnehmung seiner selbst auszudrücken hat. Es also eine Absicht hierdurch begründet, die aus dem ensteht, was darin Eindrücken zusammengezwungen werden muss, was ein Selbstgefühl im Selbsterleben auch erzeugen muss. Der Wahrnehmungsprozess wird daher nicht mehr nur reflektiert, sondern auch selbst angetrieben, zu einer Tätigkeit gebracht, welche sie Wahrnehmung durch die Selbstwahrnehmung nun auch wirklich und dem Inhalt nach bestimmt. Wahrnehmung wird nun selbst zu einer beabsichtigten Erlebensform, die eine hohe Dichte von Reizen im Sinn hat und hierfür eigene Wirklichkeit erzeugt. Es wird sich zeigen lassen, wie die Form der Selbstwahrnehmung nun Inhalte hervorbringt, wie auch über sie hinausgreifen.
Jedes einzelne Erleben war bisher in seiner Absicht so bemessen, wie es für eine bestimmte Stimmung nötig war, wie es also Gefühle erzeugte, die ihr der Form nach entsprachen. Menschen machten sich darin so wahr, wie sie sich erlebten, wie es für die Empfindung ihrer Gefühle nötig war, wie sie also sich selbst in der Stimmung wahrhatten, während sie andere wahrnahmen. Damit bestimmte sich ihre Wahrnehmung aus dem Bedürfnis der Selbstwahrnehmung, welche einzig nach einem angeglichenen Verhältnis zu sich selbst strebte, nach einer Entsprechung der Wahrnehmungen überhaupt, nach einer Identität der Selbstgefühle, die aus dem Erleben ihrer Stimmungen hervorgingen.
Der Vorgang war so trivial, dass man meinen könnte, die Menschen würden sich mal eben in den Allgemeingefühlen ihrer Stimmungen vergessen. Aber genau das tun sie nicht wirklich, auch wenn es ihnen so scheint. Sie negieren lediglich ihre Einzelheit, ihr einzelnes Wahrnehmen und Wahrhaben. Sie bringen sich selbst in eine Allgemeinform ihrer Wahrnehmung, in welcher allerdings auch nur das wirklich wird, was diese allgemein sein lässt, qas sie also von dem enthält, was alle darin wahrhaben. Wo nichts von ihnen ist, da wenden sie sich vom Allgemeinsein ab. Aber was von ihnen ist, ist darin auf’s Seltsamste aufgehoben: Weil sie sich in der Allgemeinheit ihrer Gefühle keine Rechenschaft mehr abgeben müssen, was sie darin wahrhaben, enthält diese auch keine allgemeine Wahrheit, die zur allgemeinen Erkenntnis anstünde. Es ist lediglich die Entsprechung zur Selbstbefindlichkeit, was die Stimmung bestimmt. So kehrt sich jede Wahrheit des Gefühls zu dem um, was es zu dieser Befindlichkeit beiträgt, worin es also im Befinden zu einer Wahrnehmungsidentität gereicht, einer Allgemeinheit entspricht. Und das ist keine Identität des Wahrnehmens - es wäre absurd, einem Prozess eine Identität zu verleihen, die ihm selbst schon vorausgesetzt ist und sich in ihm selbst schon verwirklicht. Es ist eine unwirkliche Identität, welche die Menschen für ihr Befinden teilen, das sich zugleich der Wahrheit ihrer Empfindung entzieht. Aus der besonderen Wahrheit ausgegrenzter Empfindungen werden besondere Inhalte einer allgemeinen und abstrakten Wahrnehmungsidentität, die als einzigen wirklichen Zusammenhang die Befindlichkeit der Anwesenden hat. Aber diese reflektiert sich nur dann allgemein, wenn ihr besonderes Empfinden auch entsprechend hervorgekehrt wird, wenn es seine besondere Befähigung zu einer Bestimmung der allgemeinen Stimmung beweist.
Man findet das an jedem Stammtisch, was hier als bloßer Vorgang beschrieben ist. Zwischenmenschliche Verhältnisse sind zwar etwas anderes, aber der Mechanismus ihrer Sortierung ist der gleiche. Allgemein anerkannt kann darin nur werden, was zugleich sehr besonders ist. Was allen wirklich gemein ist, bliebe bloße Selbstverständlichkeit, wäre der Beitrag einer Besonderung nicht ihr Nährboden. Solche Verhältnisse sterben ab, wenn dieser Beitrag auf Dauer ausbleibt, denn ihre abstrakte Identität lebt nur davon, was an Besonderheit hinzukommt und als solche eingeschlossen wird, abgetrennt und abgeschlossen von der Wahrheit, welche diese Besonderung in Wirklichkeit ausmacht.
Gut ist in solcher Wahrnehmungsidentität, was sich gefühlsmäßig identisch ist, gleichgültig, ob es “gute” oder “schlechte” Gefühle sind. Deren Güte macht alleine die durch Einvernahme von Gefühlen erzeugte Identität aus. Und diese bestimmt nun das Verhältnis der Selbstwahrnehmung. Sie bemisst sich an der Stimmung, welche nicht mehr nur als Verallgemeinerung von Selbstgefühlen stimmt, sondern jetzt selbst zu einer Reflexion der Selbstwahrnehmung im Verhältnis zu anderer wird. Sie besteht vor allem aus der Fähigkeit, Wahrnehmungsformen in Übereinstimmung zu bringen, Empfindungen und Gefühle in Selbstgefühlen aufzuheben und hierzu unpassende Wahrnehmungen auszugrenzen. Es wird eingebracht, was stimmen muss, was aber zugleich in seiner Besonderheit die allgemeine Stimmung überhöht. In den Menschen entsteht unter dieser Bedingung ihres Erlebens die Absicht, dieser Überhöhung zu dienen.
Die allgemeine Stimmung wird damit zum Maß des vergangenen, des schon “verbrauchten” Selbstgefühls. Sie sortiert daher jetzt die Wahrheiten, die sie zur Selbsterhöhung nutzen kann, um sich selbst zu vergegenwärtigen, sich in der Form gewiss zu werden, wie sie für sicch sein muss, und trennt diese Wahrnehmungen von den hierfür unnützigen. Damit wird eine Wahrheit in die selbstgefühlige Stimmung eingebracht, welche nichts als die Wahrheit dieser Sortierung ist. In das hierdurch bestimmte Selbstgefühl werden andere Gefühle nach Maßgabe der Sortierung verdichtet und einverleibt - und es verlangt auch zunehmende Masse, die Überhöhung der Stimmung voranzutreiben.
Der Prozess ist in jeder Suggestion zu beobachten. Das Medium ist die Stimmung einer bestimmten Menschenmasse. Darin mischen sich unendlich viele Regungen, welche sich in der Stimmung so aufheben, dass darin eine Verdichtung aufkommt, die für keinen Menschen mehr erkennbar ist, Was die Körperlichkeit der Dichte dieser Masse ausmacht, wird als einzig wirklicher Inhalt gefühlt. Es ist dies das Gefühl eines Sortiments anwesender Leiblichkeit, einverleibte Gefühligkeit.
Hierdurch sind Selbstgefühle, die durch die Einverleibung anderer Gefühle erzeugt werden und die Stimmung vorantreiben, gute Gefühle, und solche, die für sich bleiben, also “ungenießbar” sind, schlecht. Das Schlechte ist das Uneinnehmbare, das in sich Verharrende, das nun selbstbestimmt erscheint, weil es in der Lage ist, sich dem Sortiment der Gefühle zu widersetzen. Es ist nichts anderes, als was es zuvor auch schon war - vielleicht war es selbst mal Avantgarde einer Stimmung. Nun ist es alleine dadurch von ihr ausgeschlossen, dass es nicht mitgeht, nicht konkurriert um einen Platz in der allgemeinen Befindlichkeit. Und nur deshalb wird es als ein prinzipiell Anderes, als Bedrohung dererer Identität erlebt: Ohne eigenens Zutun erscheint es nun prinzipiell selbständig, weil es sich der Einvernahme widersetzt. Und weil es sich dieser widersetzt, erscheint es obskur.
Selbstgefühle haben ihre Hochzeit als Gefühle der Masse. Die Regenbogenpresse führt deutlich vor, wie sie sich objektiv durchsetzt, zumal sie ja auch solches Gefühl gut bewirtschaftet. Sie fokusiert das besondere Gefühl als obskures und macht die Stimmungsmacher zu den Protagonisten der Zeit, zu den Stars der öffentlichen Befindlichkeit.
Das Allgemeingefühl wird so zu einer Massenströmung, zu einem Zeitgeist, welcher die Kultur zusammmenhält. Das obskure Gefühl, das dem nicht entspricht, ist das Gegenüber dieser Selbstgefühle. Dies zu erkennen und auszugrenzen macht deren Bestreben aus. Es ist das Bestreben, das besondere Selbstgefühl zu verallgemeinern und das Allgemeine vor aller Erkenntnis in der Form der Wahrnehmung als allgemeines Selbstgefühl gegen jede andere Besonderheit zu bestimmen, diese sich durch Ausgrenzung zu unterwerfen, sich als bestimmendes Selbstgefühl gegen es zu behaupten. Das Ausgegrenzte ist hierdurch als ein obskures Gefühl zuerst darin bestimmt, dass es keine Nähe für die allgemeine Wahrnehmung hat, nicht erlebt sein will, weil es sich nicht ihr entsprechend ausdrückt und damit keinen Eindruck machen kann, keine Dichte erfäht, keine Eindrücklichkeit hat, also als fremde Bestimmung erfahren wird.
Obskur ist das Fremde, das nur dadurch erzeugt wird, dass das Eigene allgemein sein will. Es erscheint als eine Welt, die nicht in die Stimmung passt und damit auch schon als Macht, die ihr nur daurch entgegenzustehen vermag, dass sie nicht mit macht. Das Andersseins bezieht seine Macht also nicht aus sich, sondern alleine aus dem Abgrenzungsbedürfnis der allgemeinen Selbstgefühle. Dass es für sich bleiben kann, erscheint in einer Welt allgemeiner Selbstgefühle gespenstisch, von Geisteskraft kündend und also gefährlich.
Man kann sich nicht im Selben ausdrücken, was beeindruckt. Der Eindruck bestimmt eine Wahrnehmung, die dem Ausdruck verwehrt ist. Und der Ausdruck kann nicht eindrücklich werden, wenn darin nichts sinnlich erfahren wird, was sich darin regt. Aber im Selbstgefühl, das durch das Erleben der Selbstgefühle, wie sie sich ausdrücken und beeindrucken, gefestigt ist, vereint sich beides als widersprüchliche Bestimmung der Wahrnehmung, als Stimmung, in welcher sie über ihren Moment hinweg fortbesteht.
Alles Erleben zeigt nun einen höheren Sinn: Es bringt die Menschen auf das, was sie nicht sind, durch die Allgemeinstimmung, die ihr Erleben erbringt. Darin sind sie in zweifacher Weise anders als sie in Wirklichkeit sind: Einmal durch das, was sie von sich als Wahrheit ausschließen, ausgrenzen, abweisen. Und einmal durch das, was sie durch die Ausgrenzung verallgemeinern: Der Sinn, der aus ihrer Mitte entsteht als Verdichtung der Vermittlung aller Selbstgefühle, die sich darin äußern.
So stehen sich in der Stimmmung zwei Formen der Selbstwahrnehmung entgegen: Das eingeschlossene und das ausgeschlossene Selbstgefühl. Während erstres die Allgemeinheit belebt und erhält, begründet letztres erst das Gemeine der Stimmung, ihr Allgemeinsein. Nur durch die Ausgrenzung sind die Menschen füreinander bestimmt, die Eingeschlossenen wie die Ausgeschlossenen. Was sie an Selbstbestimmung ausgrenzen, was ihnen nicht gemein sein soll, belebt die Bildung ihres Allgemeingefühls, ihr allgemeines Selbstgefühl. Wovon sie ausdrücklich absehen, das macht die Absicht ihrer Allgemeinheit aus.
Die Selbstvergegenwärtigung, welche die Absicht betreibt, entspringt der abgetrennten Geschichte, welche die Selbstbeziehung in der Stimmung der Wahrnehmungen erlangt hat. Sie stellt insofern die von dieser ausgeschlossene Geschichte einer Selbstbezogenheit dar, die Wahrheit, die sie ersetzen muss, die sie fortwährend negiert, um für sich gut zu sein. Dies ist der Grund, warum Vergangenheit zu einer so hartnäckigen Belastung für einen Menschen werden kann. Es ist die Grundlage aller “Verdrängungen” welche von der Psychoanalyse so eifrig kostatiert werden. Aber es ist nichts anderes als das durch die eigene Wahrnehmung im Selbsterleben ausgeschlossene Lebenserfahrung, das “Loch der Wahrheit”, durch welche das Erkenntnisvermögen belastet ist, und was es dazu treibt, sich in einem Zirkel der Selbstgefühle blindwütig zu bezichtigen, zu beschwören und dennoch fortwährend zu verneinen. Wie ein subjektiver Zirkel betreibt seine Absicht, sich in der Selbstvergegenwärtigung gegen die Wahrnehmung zu gewinnen, immer wieder neue Verrrücktheiten hervor, die wir aber erst im zweiten Band dieses Textes genauer erkennen werden, nämlich dann, wenn die Welt dieser zirkulären Selbstwahrnehmung vollständig entwickelt und geschlossen für sich ist. Aber schon an dieser Stele lässt sich zeigen, dass ausgeschlossene Wahrheit ihre eigene Wirkung für die Selbstwahrnehmung hat, dass sie in Wahrheit die Welt auf eine eigenartige Einfältigkeit reduziert, um mit ihr leben zu können, gleich wie sie wirklich ist. Die Eigenart der seelischen Störungen wird dies dann auch wirklich verdeutlichen können.
Die Absicht der Selbstgefühle besteht in der Einstimmung einer Stimmung, einer Güte des Fühlens und Findens als Wahrnehmungsidentität des Erlebens in einer bestimmten Lebenswelt. Das grenzt die Gefühle der Menschen darin ein. Aber es grenzt alles andere aus, vor allem, die Empfindungen für ihre Beziehungen zueinander. Innerhalb ihrer selbstgefühligen Allgemeinheit können sie keinen Sinn mehr füreinander finden, als den, den sie durch diese Lebenswelt schon haben. Um Stimmung für vergemeinschaftete Selbstgefühle zu erzeugen, müssen sie sich zugleich gegen jene Empfindungen verhalten, die jedes Selbstgefühl außer sich lassen, die also auch dem Erleben äußerlich sind: Menschliches Empfinden für das Leben von Menschen.
Solche Empfindungen stehen daher nicht länger in Beziehung zu den Gefühlen, die in den Selbstgefühlen einer Stimmung zurückkommen; sie stehen ihnen entgegen als Gewissheit von Beziehungen, die im Erleben von Gemeinschaft untergegangen sind. Selbstgefühle aber können nur in zwischenmenschlichen Verhältnissen entstehen, weil sie Reflexionen der dort aufkommenden Gefühle sind. Die Einstimmung kann also nur gelingen, wo Selbstgefühle der Absicht folgen, die Stimmung zu erzeugen, die sie für sich nötig haben, um sich in ihr finden und so empfinden zu können, wie sie sich fühlen.
Das wäre relativ einfach, entstünde hierbei nicht die Notwendigkeit, sich über seine wirklichen Empfindungen zu erheben und diese von sich auszugrenzen als besondere Wahrnehmungen, die dem Selbstgefühl zuwider sind. Die Selbstwahrnehmung folgt in ihren Absichten einem ästhetischen Muster, nach welchem sich Gefühle so sortieren, dass sie dem Selbstgefühl entsprechen, und dass sich die Selbstwahrnehmung gegen die Empfindungen verhält, die sie von sich ausgeschlossen halten muss, um sich adäquat zu bleiben.
Damit ist ein ästhetisches Verhältnis in der Wahrnehmung gegründet, das sowohl einem gesellschaftlichen Verhältnis in der Stimmung entspricht, als es auch dem Gefühlsverhältnis der einzelnen Menschen zu sich, also ihrem Selbstgefühl dienlich ist. Das im Allgemeinen bestimmte Selbstgefühl entspricht dem persönlichen Selbstgefühl, wenn es seine Absichten zu verfolgen versteht. Diese verfolgen nur einen Grundsatz zur Scheidung ihrer Selbstwahrnehmung: Das sich Inadäquate ist hässlich, das sich Adäquate ist schön. Das Hässliche ist entstanden, damit es das Schöne gibt. Und in diesem Unterschied entwickelt sich Wahrnehmung zur vollständigen Selbstwahrnehmung, zum sich selbst Fühlen in der Schönheit der Gefühle. Die so bestimmte Empfindung findet immer nur das, was sie auch fühlt. Sofern sie nicht hässlich ist, geht sie ganz in der Schönheit ihrer Gefühle auf und erfüllt deren Stimmung durch ihr eigenes Antlitz. Dies macht die Selbstgefühle aus und trägt sie zusammen zu einer Welt, worin das Besondere schön ist, wenn es dem Allgemeinen dient.
Hierdurch wird eine eigene Wahrnehmungswelt zu einer Beziehungswelt des Schönen und jede Wahrnehmung in ihrem Sinn dadurch bestimmt, dass die Gefühle einen ästhetischen Lebenszusammenhang darin finden, dass sie sich über die wirklichen Empfindungen stellen. Das Wirkliche wird selbst häßlich, eben weil es dem Selbstgefühl widersteht. Es ist hier Schönes und Hässliches nicht für den Menschen erkannt, sondern nur der Form nach als Selbstgefühl so bestimmt, wie es der Erkenntnis nicht zugänglich wird. Es macht gerade dies die Grundlage für all den Kitsch der bürgerlichen Gefühlswelt aus, dass sie in der Wahrnehmung Trost und Befriedigung für ihr Selbstgefühl finden will und derweil all dies als Natur der Sache ansieht, um sich ihr Leben überhaupt als natürliches zu vergewissern, um sich einem natürlich scheinenden Sinn zu überantworten.
Es gibt keine natürliche Schönheit. Schönes und Hässliches ist immer schon Menschenwerk. Ein schöner Stuhl z.B. beweist immmer auch gute Lebenspraxis, gute Arbeit und Sinn für eine Sache und die sie nutzenden Menschen. Nützlichkeit vorausgesetzt, macht Schönheit den Sinn der Sache, worin sie sich erkenntlich zeigt und als menschliches Produkt erkennbar macht. Das unkenntliche Produkt ist paralysiert, ist sinnentleert und bloß nützlich im Sinne von zweckmäßig. Aber des Menschen Zweck ist nicht, zu leben um des Lebens willen und nützliche Dinge zu haben, um leben zu können. Sein Zweck begründet sich im wirklichen Lebensprozess als Selbsterzeugungsprozess des menschlichen Lebens - voller Nutzen und Schönheit, Arbeit und Kultur.
Von daher ist das unkenntliche Produkt eine Herabsetzung des Menschen unter seine Existenz, ein inkorporierter Existenzzwang, der ihm darüber mitgeteilt wird, dass seine Sachen nicht schön sind, er aber leben kann, solange seine Arbeit nützliche Dinge hervorbringt. Von daher lässt sich auch Adornos Formulierung von der “Wunde der Erkenntnis” begreifen, welche in der Kunst sich zeigt. Aber es ist nicht nur die Wunde der Kunst, sondern der Schmerz der Erkenntnis überhaupt, der sich durch die ganze bürgerliche Kultur ausbreitet. Es ist der Formalisierungsprozess der Erkenntnis durch die Wahrnehmung unter bürgerlichen Lebensbedingungen, die sie hindern, Erkenntnis zu werden, wenn sie deren gesellschaftliche Form nicht sich zum Gegenstand macht, sich nicht zur Kritik der politischen Ästhetik emanzipiert.
Die Menschen sind sich nurmehr in ihren Gefühlen so gegenwärtig, wie sie ihre Selbstgefühle als schön empfinden, und diese werden ihnen zum allgemeinen Zusammenhang gemeiner Wahrheiten, die sich aus der Ausgrenzung und Beherrschung des Hässlichen bestimmen. Selbstgefühle haben ihren Grund in Wahrheit also darin, den Empfindungen wirklicher Wahrnehmungsgehalte zu widerstehen.
Die Welt der Selbstgefühle beruht auf der Trennung von der Innerlichkeit und Äußerlichkeit des Wahrnehmens. Dass deren Formen in Feindschaft zu einander geraten sind, hat die Absicht bewirkt, welche die Selbstgefühle notwendig entwickeln. Da diese Absicht der Erkenntnis selbst äußerlich ist, hat sie die Wahrnehmung durch ihre Formbestimmung zu einem Äußerlichsein gebracht, das sich ihrem Inhalt entgegenstellen muss.
Die Wahrnehmung bestimmt sich zum einen selbst in den Erlebnissen durch beeindruckende Gefühle fort, die für die Selbstwahrnehmung darin erzeugt werden, zum anderen bestimmt sie alle fremde Wahrnehmung in der Form einer ästhetischen Empfindung, worin diese entäußert, entfremdet und ihrer Einvernahme unterworfen wird als Stoff der Selbstbestimmung, als Abgrenzung des Fühlens durch die Ästhetik der Selbstwahrnehmung. Die Gefühle wollen in dieser Abstraktion die Nähe und Anwesenheit des Einvernommenen und die Ferne und Abwesenheit des Fremden. Nähe wird durch Abgrenzung gewonnen, durch Entfernung des Hässlichen. Indem die Menschen Nähe produzieren, produzieren sie eine gute Selbstwahrnehmung, gleich, was ihr eigenes Leben in Wirklichkeit ist. Und mit dem Ausschluss des Hässlichen erzeugen sie die Abweisung von dem, was sie nicht wahrhaben können, ohne der Wahrnehmungsidentität ihrer Gefühle zu schaden. In der ästhetischen Bestimmung und Unterwerfung der Empfindungen als fremde Gefühle, als Hässlichkeiten, verfolgen die Gefühle ihre wesentliche Absicht, wodurch sich die Nähe der Einvernommenen als das schöne und geschönte Erleben anderer Menschen durch ihre Stimmung wie von selbst ergibt. Die so errichtete Stimmung ist die ästhetische Vereinahmung der Gefühle, die darin einverleibt sind. Alle Empfindungen entstehen nun auf dieser Grundlage.
Die Welt so gebildeter Wahrnehmungsidentität besteht nun aus einem Kreislauf formalisierter Empfindungen und Gefühlen, der für sich nur dadurch gut ist, dass er die Nähe der Menschen in ihrem Erleben erbringt, gleich, was sie für diese wirklich ist. Es entstehen Lebenswelten, in denen die Selbstverständlichkeit guter Gefühle die Menschen verbindet, welche somit begüterte Gefühle einer Identität sind, die eine Wahrheit durch sich selbst behauptet, die jeder Erkenntnis und Erkennbarkeit enthoben ist.
C.G. Jung beschrieb die immer wiederkehrenden Bilder und Gestaltungen solcher Wahrnehmungsidentitäten als “Archetypen”, die er in der Naturhaftigkeit des Wahrnehmuns überhaupt begründet vermutete. Es waren für ihn die Archetypen einer ursprünglichen Natur des Unbewussten, welches einer kosmischen Ontologie zu entnehmen sei. In dieser Naturalisierung hat er dem entstehenden Nationalsozialismus seiner Zeit einen großen Dienst erwiesen, hat er doch damit vor allem die Naturalisierung des Bewusstseins, die Verewigung seiner Gründe und demzufolge auch die Notwendigkeit seiner Beherrschung auszuweisen versucht - nicht gewollt, aber mit Bewusstsein. Wissenschaft verfällt der Anschauung des Allgemeinen, wenn sie nicht weiß, was sie Wissen muss, um mit ihren Erkenntnissen voranzukommen. Und nichts anderes macht reaktiones Denken aus.
Für die Selbstwahrnehmung hat jede Wahrnehmung darin Wert, dass sie ihre Güte befördert. Um das Maß ihrer Stimmung zu erweitern und auszudehnen. Um also eine hohe Dichte von Anwesenheit zu erlangen, sind möglichst viele Wahrnehmungen nötig als Abfolge von Ereignissen, die dadurch Erlebenswert haben, dass sie die Menschen reizen und erregen. In der Selbstwahrnehmung herrscht der Reiz, welchen die Wahrnehmung in der Beziehung zu sich selbst hat, also auf die Art und Weise des Selbsterlebens.
Es bilden sich somit Erregungen, die zum Maßstab des Erlebens werden, eine Welt, worin sich die Wahrnehmung danach richtet, eine Welt gefühliger Selbstverständlichkeiten, Gegebenheiten erregender Selbstgefühle. In dem Maße, wie es dem Erleben gelingt, erregende Gefühle zu verschaffen, verliert die Wahrnehmung an Erkenntnis für ihre eigene Wahrheit. Die wesentliche allgemeine und gesellschaftliche Kulturerfahrung wird zur bloßen Anregung für Gefühle, welche ohne diese keinen Sinn bekommen oder haben können. Hierdurch wird auch letztlich erst der Abstraktionsprozess gesellschaftlich wahr, in durch welchen schon vor aller Erkenntnis von dem abgesehen ist, was nicht erregend ist, was also keinen (Er)Lebenswert hat.
13.3 Der wirkliche Selbstwert (Regungen als Erregungen des Selbstgefühls)
Es waren die Regungen in den Menschen, aus denen ihre Bedürfnisse sich gebildet hatten. Das Verlangen nach Gegenständen, in welchen diese Regungen sich verwirklicht haben, erzeugte im Bildungsungprozess der menschlichen Sinne immer auch neue Regungen und neue Bedürfnisse, Erfindungen und Gestaltungskraft menschlicher Erkenntnis. Die Freiheit dieser inneren Gestaltungsprozesse war von den gesellschaftlichen Verwirklichungsmöglichkeiten der ihnen vorausgesetzten Regungen abhängig. Sie lebten davon, was sie an Sinn, Geschmack, Gehör, Gespühr usw. entwickelt hatten und auf die Weise, wie es ihnen gelang, die Gegenstände hierfür auch herzustellen. Der Entwicklungsprozess ihrer Arbeit entsprach dem wirklichen Gestaltungsprozess ihrer geschichtlichen Sinnlichkeit.
Wo die Regungen nurmehr als Selbstgefühle bestehen können, weil die Beziehung zu den Arbeitsprodukten nur noch durch Geldbesitz bedingt ist, da hat dieses Verhältnis auch einen anderen Sinn. Nicht dass es keine Bedürfnisse mehr gebe; aber die Regungen, die sie ausmachen, resultieren nicht aus den Kulturverhältnissesn des Stoffwechsels, aus der Beziehung auf menschlichen Reichtum, sondern einzig auf den Reizen, welche zur Überwindung des Geldverhältnisses die Menschen noch berühren können. Es sind gereizte Regungen, welche die Menschen gesellschaftlich bewegen und sie in Bewegung setzen, Erregungen, die fast nur noch aus kulturellen Anstößen erwachsen, aus der Kulturform, in welcher die Güter als Kulturgüter angeboten werden.
Das Erregende daran sind also keine gegenständlichen Bedürfnisse, sondern das Selbsterleben, das durch sie ermöglicht wird. Nur insoweit sie dem zwischenmenschliche Erleben dienen und nutzen, werden sie überhaupt als Gegenstände des Bedarfs angesehen. Reine Lebensmittel gehören zum Selbstverständlichen, wozu die rein äußerlichen Notwendigkeiten des Stoffwechsels gerechnet werden. Diese aber sind erst hierdurch veräußerlicht, vo ihren kulturellen Eigenschaften abgetrennt und unwesentlich geworden. Nur noch das Erregende kann in dieser Abtrennung die Menschen sinnlich erreichen, weil sie nur in ihren Selbstgefühlen erreichbar, also betrefflich sind.
Doch auch der Reiz der Selbstgefühle liegt nicht mehr in ihren einfachen Regungen, die ihre wirkliche Gestaltungskraft ausmachen, sondern in der Wirkung der Anreize auf Menschen, die sich in zwischenmenschlichem Verkehr fortbilden und ausschließlich darin ihre Geschichte vernehmen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes hiervon angeregt und aufgeregt werden. Alle inneren Beziehungen finden nur unter der Bedingung wirklich statt, dass sie zwischenmenschliche Erregungen produzieren, also durch ihre Anregungen erregend sind. Ihr vorwiegendes gesellschaftliches Verhältnis ist das ihrer kulturellen Aufgeregtheit, ihrer wechselseitigen Erlebensproduktivität.
Erst wenn sich Menschen selbst wechselseitig vollständig als Lebensbedingung erleben, kann ihr Selbsterleben wirklich in dieser Form allgemein werden und in seiner Allgemeinheit einen Wert für sich bekommen. Zugleich entsteht so aber auch das Selbsterleben als Lebensbedingung, also für jeden als Notwendigkeit, ihm Folge zu leisten. In der Art und Weise, wie die Menschen sich hierbei empfinden, fühlen und denken, wird eine Welt geboren, die ihren Sinn nur in und durch die Selbstwahrnehmung hat.
Allem ist nach wie vor die materielle Lebensproduktion vorausgesetzt, doch diese wird sinnlich erlebt, weil sie durch Geldbesitz eine unmittelbare Lebensbasis hat, für die Menschen dieses Lebensraums also selbstverständlich ist - auch wenn sie kein Geld haben. Nicht die Selbsterzeugung des Menschen durch seine Lebensäußerung und Arbeit macht hierin die gesellschaftlichen Beziehungen aus, sondern die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, die in den Empfindungen und Gefühlen, in den Wahrnehmungen überhaupt stattfinden. Es ist die Welt wahrnehmbarer Lebensgestaltung, also einer Lebensgestalt, welche die Wahrnehmung hervorbringt, die Gestaltung von Lebensräumen und Körpern, die allgemeine Gestalt des Lebens, welches keinen anderen Sinn hat, als Wahrnehmungen zu erzeugen und zu erwecken, Eindruck zu machen und dies auszudrücken, sich als das zu erleben, was als Erlebnis beabsichtigt ist.
Es ist ein Leben wie Tourismus in der eigenen Welt, ein Nehmen und Geben von Wahrheiten, die nicht wirklich wahr sein können, aber für die Wahrnehmung selbst als ihr Selbsterleben wahr ist: Dieses reflektiert Glück und Leid von zwischenmenschlichen Beziehungen, ihre Nähe und Ferne, ihre Annäherung und Dichte und ihren Selbstverlust. Das Selbsterleben ist eine bunte Welt voller Widersinnigkeiten. Und um die geht es hier. Sie macht die Welt einer wirklich und vollständig zur Selbständigkeit entwickelten bürgerlichen Kultur aus, einer Welt im Geldbesitz.
Hier nun findet die Selbstüberhöhung, wie sie in der Absicht der Selbstgefühle schon begründet war, wirklich statt. Jeder Mensch findet im anregenden Erleben eines anderen zu seinem Selbstgefühl, weil er darin sich mit anderen Menschen allgemein erfährt, weil er sich also selbst allem gemein fühlt. Es gibt in der Tat innerhalb dieser Welt allgemein keine Unterschiede der Gefühle mehr, weil sie nicht mehr als Inhalt der Erkenntnis wirklich sinnlich sind, sondern lediglich der Anregung dienen. Jeder kann unmittelbar verstehen, wie ein anderer fühlt, weil er dieselbe Grundlage des Gefühls teilt, weil er also keine wirkliche Beziehung mehr empfindet, sich stattdessen selbst als Verwirklichung seiner Beziehungen fühlt. Und diese sind in dem Maße allem gemein, wie sie allgemeiner Lebenserfahrung entsprechen.
Es genügt, eine Talk-Show von Johannes B. Kerner anzusehen, um zu erkennen, was solche Allgemeinheit darstellt. Darin ist jeder, der sich gewöhnlich nur selbst der Nächste ist, zugleich allem nahe, was jeder auf diese Weise erlebt hat. Die Nähe zu sich selbst macht den Reiz dieser Sendung aus. Und darin offenbart sie zugleich die Allgemeinheit dieser Beziehung, die Selbstverliebtheit in die Welt der ausschließlichen Gefühle. J.B. Kerner treibt seine Show damit auch weiter in ein allgemeines Lebensgefühl hinein, das nicht nur Liebe, Familie, Psychologie usw. betrifft, sondern auch Haushalt, Kochen und Sport zu einer Erlebenswelt zusammenzieht. Nirgendwo kochen die Fernsehköche daher lieber, als in seiner Koch-Show. Nur insgesamt wirkt alles ziemlich peinlich - vor allem, wenn es mal um wirkliche Empfindungen geht.
Die Grundlage der Gefühle ist jetzt die Abstraktion von jeder wirklichen Beziehung, also der Beziehung, welche im Erleben selbst schon ausgeschlossen ist und jetzt im Selbstgefühl erlebt wird - wenn auch in seiner unwirklichen Form. Die wirklichen Beziehungen haben immer eine Hinterlassenschaft in allen Lebensformen, in Körper und Geist. So auch in den Gefühlen und ihrem Gedächtnis. Als vergangene Wirklichkeit können sie daher auch gegenwärtig wirken, Erleben bereichern und das Gewordene befrieden, so es Frieden nötig hat.
Das ungegenwärtige Selbstgefühl lebt aber nicht wirklich von seiner Vegangenheit, sondern hat eine sehr heftige Gegenwart. Es wird nur dadurch allgemein wertvoll, dass es Zusammenhänge und Identitäten stiftet, wo diese ohne dies nicht möglich sind. Dadurch, dass Gefühle sich in dem treffen, verbinden und vereinen, was für sie Identität stiftet, entsteht ein Selbstwert, der sich allein aus der Nichtigkeit des Einzelnen, aus der Unmöglichkeit einer menschlichen Identität in einer Welt voller Selbstwahrnehmungen begründet. Wert haben die Gefühle, welche Identität verschaffen und Selbstwert erlangt, wer dieses Gefühl teilen kann. Im Selbstwert sind die Gefühle so idealisiert, dass ihre Verwirrungen ein Ende finden - und also so idolisiert, dass dieses Ende aus einem idolisierten Gefühl für sich bestehen kann. In Wahrheit werden durch den Selbstwert des Gefühls lediglich Selbstgefühle idolisiert, also allgemein und abstrakt verdichtet.
Darin ist jeder Mensch anwesend, auch wenn er abwesend ist. Ein Selbstwertgefühl erhebt sich aus jeder Ruine, wenn es wirklich allgemeine sinnliche Subjektivität zu erheischen vermag. Ruinierte Beziehungen können auf dieser Basis wirklich wieder zusammenfinden und wirkliche Beziehungen dadurch auch ruiniert werden. Es ist die schlichte Basis für Selbstwahrnehmungen in einer Welt, die zunächst mal auf Wahrnehmungen und nicht auf wirklichen Menschen selbst gründet. Menschen, die sich mangels wirklicher gesellschaftlicher Verhältnisse aufeinander beziehen müssen, können nur im Bezug auf sich selbst sich wirklich allgemein beziehen. In ihrem jeweiligen Selbstwert haben sie daher auch die einzig mögliche Gewähr für ihre Gesellschaft. Es gelingt ihnen auf diese Weise, dort, wo keine Erkenntnisse möglich sind, anerkannt zu sein, - und das heißt lediglich: nicht gesellschaftlich geächtet zu werden.
Selbstwertigkeiten entstehen überall, wo durch die Selbstwahrnehmungen vieler Menschen sich Selbstgefühle idolisieren lassen, wo sie gesellschaftliche Gewähr und Sicherheit für sie bieten - und sei dies auch zugleich nur der Orst ihres Entstehens. Es ist hierbei gleichgültig, ob es sich um Menschen, Sachen, Töne, Kunstformen oder anderes handelt und ob es im Tratsch an der Ecke oder in der Akademie von Intellektuellen, oder von Ästheten oder Politikern so betrieen wird. Selbstwerte bestehen alleine durch den Zusammenhang idolisierter Selbstgefühle, die darin angesprochen und angefühlt und anempfunden werden können, wo immer sie zur geselllschaftlichen Identitätsfindung nötig sind. Von daher wirken sie wie Fetische des Selbstgefühls, welches geistig und körperlich darin vereint ist. Aber diese Einheit ist nur theoretisch und von der Herkunft aus begriffen. Von der Gegenwärtigkeit der Selbstwahrnehmung wird diese Einheit schnell auf ihre körperliche Existenzform reduziert.
Indem Selbstwerte zur Grundlage des Erlebens werden, bestimmen sie auch dessen allgemeinen Sinn, bestimmen das Erleben selbst zum reinen Selbsterleben. Was in Wirklichkeit längst vergangen, untergegangen ist, besteht gegenwärtig immer noch als Körper und Geist, welche durch Empfindungen und Gefühle sich gebildet haben. Der Körper ist von seiner Geschichte begeistert, wenn und wo er diese in sich vereint weiß. Als begeisterter Körper bringt er sich in das Erleben seiner selbst dort ein, wo sich ihm alles als bekannt darstellt, wo also alles seine Geschichte reflektiert und es nur seine Wirklichkeit gibt. Das Selbsterleben ist daher wesentlich körperlich. Aber es steht zugleich über dem Körper, indem es sich als Form des Selbstgefühls, als besondere Allgemeinheit des sich Fühlens ereignet.
Allgemein fühlt man sich selbst, wenn man sich durch andere erlebt, wenn man also Verhältnisse betreibt, in denen man allgemein in seinem Gefühl als das bestätigt ist, was man geworden ist. Es ist keine Selbstbeziehung - diese begründet sich erst in der privaten Persönlichkeit. Es ist reines Selbsterleben, welches den Körper so begeistert sein lässt, wie er andere zu begeistern vermag. Was er aus seiner Geschichte heraus darstellt und als Gedächtnis hat, bestimmt das Erleben in einer Körperwelt, worin sich Menschen körperlich begegnen, worin sie allgemein füreinander vor allem Körper sind und daher in Wirklichkeit auch rein körperlich nur füreinander Geltung erlangen. Alle Sinne werden so aufgefasst, wie sie darin erscheinen. Von daher sind sie in ihrer Selbstwahrnehmung seelig und erscheinen auch durch ihre Beziehung auf sich selbst beseelt.
Was an ihnen menschlich erscheint, ist für sie zugleich wesentliches Menschsein, ist ein Wesen des jeweils einzelnen Menschen, Seele, die ihn ausmacht und die er als seine Besonderheit, als Geist für sich, in diesen Verhältnissen hat. So hat er ein Wesen erhalten, worin sich Körper und Geist selbst unmittelbar versöhnt: Was im Allgemeinen nur körperlich da ist als Sinn abstrakter Sinnlichkeit, erscheint nun im Einzelnen als Seele der Individuen, die über ihr körperliches Selbsterleben seelig sind, die sich darin beseelt fühlen.
So ist das Erleben dahin gelangt, im Selbsterleben einen Geist für sich zu entwickeln, sich an seinem Erleben selbst zu begeistern. Aus dem ungelebten Sinn zwischenmenschlicher Verhältnisse hat sich somit ein Geist ergeben, der die Menschen begeistert und sich zu einer eigenen Beziehungsform entwickelt, die das Erleben nun selbst bestimmt, es vorantreibt und ausfüllt. Deren einzelne Wahrheit bleibt notwendig isoliert, weil ihre Allgemeinheit nur abstrakte Körperform ist, aber in einer Kultur der Ereignisse, in einer Eventkultur wird das abstrakt Allgemeine auch sehr real durch die Anwesenheit vieler Körper, durch Körpermasse und als Körpernähe schlechthin. Darin entsteht unendlich viel Stoff für eine Begeisterung, deren Geist an und für sich sinnlos ist, weil er in der Allgemeinheit seiner Wahrnehmung nur voneinander isolierte Erlebenswelten wahrhaben kann, also für sich eine isolierte Wirklichkeitsform der Wahrnehmung ist. Diese würde sich schnell wieder aufheben, wenn sie gerade auch dem allgemeinen Erleben eine Wesentlichkeit für sich selbst gewinnen könnte, eine allgemein abstrakte Selbstgezogenheit, durch welche sie nicht nur Selbstgefühl hat, sondern auch Selbstgefühl produziert: Das Selbst.
13.4. Der Körperfetischismus
In der Welt der Selbstgefühle ereignet sich jedes Selbstgefühl selbst durch sein körperliches Dasein, wird also selbständig durch seine körperliche Anwesenheit unter der menschlicher Körperlichkeit zwischenmenschlichen Beziehungen. Im hierdurch selbständig gewordenen Selbstgefühl ereignet sich jetzt jede Empfindung nur durch die körperliche Anwesenheit anderer Menschen als Selbstwahrnehmung, als Gefühl seiner selbst durch den körperlichen Eindruck anderer Menschen. Sie hat sich somit verkehrt zu eine Wahrnehmung durch die Körperlichkeit der eigenen Selbstgefühle in anderen. Diese erscheint daher nun als körperlich verselbständigte Selbstwahrnehmung, als Lebensgestalt der Selbstwahrnehmung schlechthin, als eine körperlichen Wirklichkeit der Selbstwahrnehmung - und von daher nur noch so, wie sich diese ereignet.
Im menschlichen Körper stellen sich nicht nur dessen materiellen Eigenschaften und Fähigkeiten dar, sondern auch sein Dasein in einer bestimmten Kultur, sein Leiden und seine Tätigkeit in der Gestalt seiner Sinnbildung. Dies bedarf keiner sonderlichen Erklärung, weil es selbstverständlich ist, weil eben Mensch und Gegenstand, Subjekt und Objekt, immer in einem sinnlichen Verhältnis stehen, in Geist und Sinn wirklich da sind. Doch mit dem Verlust des wirklichen Gegenstands wird auch der Körper zu einem bloßen Sinnbild, in welchem sich keine gegenständliche Wirklichkeit darstellt, sondern vor allem das, wofür er stehen soll: Für das körperliche Erleben einer gegenstandslosen Kultur. In dieser haben sich die Menschen selbst als Gegenstand, als Körperform ihres Selbsterlebens, ihren Körper als existenzielles Mittel ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Körper wird hierdurch zu ihrem Maß und Mittel als Aneignungsform zwischenmenschlicher Erfahrung. Ihre Selbstgefühle treffen darin auf ihre Empfindungen, ihre Selbstwahrnehmung ist nur darin gegenständlich.
Wo sich die menschlichen Beziehungen dem zwischenmenschlichen Erleben unterworfen und sich in ihren unterschiedlichsten Erlebnissen allgemein auf andere Menschen bezogen haben, haben sich die Empfindungen in die verschiedensten Wahrnehmungen aufgetrennt, die sich in ihrem Körpergefühl zusammenschließen. Die Ausstattung mit diesen Erfahrungen hat diese Verallgemeinerung der Gefühle sich zu eigen gemacht und drückt sich in jedem zwischenmenschlichen Erleben aus. Als Ausdruck einer Selbstwahrnehmung macht dies eben auch Eindruck auf andere. Im Körper selbst vermittelt sich allgemein, was Menschen voneinander wahrhaben und was ihre Empfindungen zusammenführt.
Die zwischenmenschliche Wahrnehmung der Menschen ist daher wesentlich körperlich, weil ihnen in dieser Abtrennung von ihren gegenständlichen Verhältnissen wesentlich nur die Naturalform ihres zwischenmenschlichen Lebens als Sinn eines bloßen Naturerlebens verbleibt, als Körper von eindrücklicher Sinnlichkeit, die nur als Bildnis des Erlebens wahr sein kann (siehe Haptik). In jedem einzelnen Erleben drückt sich ihr Leben aus, gleich, wie wirklich es auch sein mag (sieheAusdruck). Allgemein erscheint ihnen ihr unmittelbares Leben darin in jedem Fall körperlich. Und in der Abstraktion von seiner Geschichte und Zeugung wird Körper selbst als allgemeine Ausdrucksform ihres Lebens wahrgenommen, auf seine Vitalität als solche reduziert. Je lebloser die menschlichen Verhältnisse gesellschaftlich werden, je gegenstandsloser ihre Wirklichkeit ist, desto mehr wird das Körpererleben zum Sinnbild von Lebendigkeit überhaupt, zur Kultform eines allgemein menschlichen Erlebens und von daher zum Fetisch eines gesellschaftlichen Lebens schlechthin. Darin wird die Körperform zu einer allgemeinen Personifikation des vereinzelten und an und für sich isolierten Lebens und wird von daher als allgemeine menschliche Subjektivität, als menschliche Identität schlechthin begriffen.
In diesen zwischenmenschlichen Verhältnissen finden die Menschen sich in ihrem Körper selbst und werden ganz für sich allgemein zu einem Menschen, wie er leibt und lebt, ein jeder Mensch als Naturkörper seines allgemeinen Menschseins, das seinen abstrakten Inhalt, seinen abstrakten Sinn in der Wahrnehmung eines jeden einzelnen Menschen, im körperlichen Dasein seiner Menschlichkeit aufgehoben hat, auch wenn diese darin vollständig isoliert erscheint.
Was die Menschen darin letztlich voneinander haben, ist ja auch nur noch der Eindruck, den sie aufeinander machen und was sie hierfür gestalten und ausdrücken. Es wird der Körper selbst als allgemeine Ausdrucksform des Lebens wahrgenommen, auf seine Vitalität als solche reduziert und die Menschen zur leibhaftigen Ausdrucksform individueller Körperlichkeit, die sich in deren Erleben und Ereignen abstrakt verfallgemeinert. Je lebloser die menschlichen Verhältnisse gesellschaftlich werden, je gegenstandsloser ihre Wirklichkeit ist, desto mehr wird das Körpererleben zum Sinnbild von Lebendigkeit überhaupt, zur Kultform eines allgemein menschlichen Erlebens und von daher zum Fetisch eines gesellschaftlichen Erlebens schlechthin. Darin wird die Körperform zu einer allgemeinen Personifikation des vereinzelten und an und für sich isolierten Lebens und wird von daher selbst schon als allgemeine menschliche Subjektivität begriffen (siehe hierzu auch abstrakt menschlicher Sinn).
Fetischismus ist die Unterwerfung unter einen Fetisch, einem Symbol oder Bildnis eines Kultes, an welchem sich schon die früheren Kulturvölker versammelt haben, um ihren Göttern zu dienen, von denen sie glauben, dass durch sie ihr Leben gegeben ist. Wo den Menschen ihr Leben nur noch durch das persönliche Dasein ihrer Körperlichkeit gegeben erscheint, wird ihnen diese zu ihrer Persönlichkeit. Diese ist deren notwendiger Schein, also die Form worin der abstrakte menschliche Sinn körperlich erscheint, sich allgemein sinnlich verkörpert.
Ein Körper ist an und für sich nur eine Raumgestalt, worin von allem Inhalt abgesehen ist, eine Abstraktion. Aber als eine mit Leben gefüllte Form, ist er eben als dieser bestimmte Körper die gesellschaftiche Erlebensform inhaltsloser Bezogenheiten, Sinn für sich und durch sich als Substanz der Formbestimmung des Erlebens. Besonders wo Menschen in Geldverhältnissen (siehe Geldbesitz) keinen anderen Ort haben, der ihre zwischenmenschliche Beziehungen als wirklich menschliche Beziehungen leben lässt, wird der Körper zum Schauplatz der Ereignisse, worin sie ihr Leben empfinden und äußern, worin sie aufgehen und sich spüren, Kultform ihrer vergesellschafteten Selbstwahrnehmung. Durch ihren Körper leben sie, was sie erleben. Und was sich darin regt, erregt zugleich die Sinne. Nur im Körper haben sie wirklich wahr, auf was sich ihre Wahrnehmung bezieht. Und darin haben sie daher auch den wirklichen Stoff ihrer Beziehungen als wirkliche Selbstbeziehung. Was ihre Körperlichkeit reflektiert ist zwar wesentlich auch geistig; doch als Kulmination ihrer Lebenssubstanzen ist der Körper jetzt vollständig und ausschließlich zum stofflicher Träger ihres Erlebens geworden. Als dieser bestimmt er selbst die Wahrnehmung, wie sie gefühlt wird.
Weil die Menschen keinen anderen Ort haben, der ihre zwischenmenschliche Beziehungen als wirklich menschliche Beziehungen leben lässt, ist der Körper zum Schauplatz der Ereignisse geworden, worin sie ihr Leben empfinden und äußern, worin sie aufgehen und sich spüren. Durch ihren Körper leben sie, was sie erleben. Und was sich darin regt, erregt zugleich die Sinne. Nur im Körper haben sie wirklich wahr, auf was sich ihre Wahrnehmung bezieht. Und darin haben sie daher auch den Stoff ihrer Beziehungen als wirkliche Selbstbeziehung. Was ihre Körperlichkeit reflektiert ist zwar wesentlich auch geistig; doch als Kulmination ihrer Lebenssubstanzen ist der Körper im Körperfetischismus vollständig und ausschließlich zum stofflicher Träger ihres Erlebens geworden, worin alles Geistige geronnen, entgeistigt ist. Die Inhalte der Wahrnehmung erscheinen darin verkehrt und ihrer Gegenwart enthoben. Sie bestehen nurmehr aus einer körperlichen Erinnerung, welche sie verzaubert.
Körperfetischismus ist die Mystifikation der Erinnerung, wie sie in der Trennung des Körpers von seiner Wirklichkeit in der Form erscheint, in der sie allgemein einverleibt wird. In der wechselseitigen Sinnerneuerung der zwischenmenschlichen Kultur durch das Selbsterleben des Körpers wird dieser entleiblicht, weil er als Tauschobjekt des Bedarfs an Gefühl für sich selbst seinen Sinn entäußern muss. Diese Trennung von Sinn und Gefühl bestimmt daher die Empfindung, die ihm vorausgesetzt ist und macht die Erlebniswelt der zwischenmenschlichen Verhältnisse zu einer Lebenswelt der Selbstverwirklichung. Im Selbstgefühl steht dieses Verhältnis Kopf, weil es als ein Resultat der Verallgemeinerung von Gefühlen die Empfindungen in ihrer Haptik bestimmt. Von daher erscheint ihnen ihr Leben als Äußerung ihres Körpers, als individuelle Körperlichkeit, worin die Menschen ihre gesellschaftliche Beziehung in solcher Kultur finden und haben. Die Menschen gelten einander in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen selbst durch ihren Körper als Existenzmittel, als Sache ihrer unerfüllten und also auch nicht erfüllten sachlichen Gesellschaft.
Der Körperfetischismus begründet eine eigene Hingabe und Unterwerfung jeglicher Sinnlichkeit unter ihr körperliches Dasein als Person. Sie selbst erscheint nun als ihre ausschließliche Wirklichkeitsform, - als das, was die Menschen für ihre Persönlichkeit von Natur aus als ihren Leib in der Abstraktion von seinem Sinn zu haben scheinen: Körper, Geschlecht, Lebensbedarf (Bedürfnisse nach Lebensmittel) überhaupt. Indem sie dies zum Mittel ihrer Beziehung machen, unterwerfen sie sich ihrer eigenen Leiblichkeit und nutzen diese zur Ausfüllung leerer Bezogenheit (siehe Entleibung) als abstrakte Identität ihrer Zwischenmenschlichkeit. In der Verherrlichung dieser Körperform des Erlebens betreiben sie den Kult ihrer Gesellschaftlosigkeit als Begeisterung für Körper schlechthin (siehe Körperkult).
Die Natur allerdings wäre weit gesellschaftlicher, als solche Selbstwahrnehmung, zeigt sie doch auch schon körperlich gesellschaftliche Beziehung (z.B. in der Naturempfindung zwischen Mann und Frau und Kind als gesellschaftlicher Selbsterzeugungsakt der Gattung und als Reproduktionsverhältnis). Aber in der isolierten Form der Individualisierung wird der Körper entstellt zu einer naturhaften Erscheinung sinnlicher Lebenszusammenhänge, die nichts anderes sind, als was sie an körperlichen Sinn haben und nichts anderes verkörpern als das Dasein der Körper selbst. Weil sich in ihm noch regt und erregt, was aus menschlichen Beziehungen an Leben erscheint, wird in ihm auch die von ihrer gegenständlichen Gesellschaft abgetrennte zwischenmenschliche Beziehung allgemein körperlich empfunden, die Zwischenmenschlichkeit als persönliche Menschlichkeit.
Den Menschen erscheinen ihre Körper als Lebenszusammenhang, weil ihr Leben nicht mehr wirklich körperlich ist (siehe Entleibung). Was sie voneinander wahrnehmen ist das, was sie durcheinander sind: Mittel ihrer Sinnlichkeit (siehe Zwischenmenschlichkeit). Was die Wahrnehmung ausschließt, das haben die Sinne wahr. Dies ist der objektive Grund des Körperfetischismus: Der Körper erscheint wahrer als das, was die Wahrnehmung glaubhaft machen will. In ihm erscheinen menschliche Beziehungen, das Verlangen des Menschen nach dem Menschen, noch als menschliche Natur, wenn auch nur abstrakt (siehe z.B. Geschlechtstrieb). Zumindest darin können sich die Menschen als Menschen gelten, wenn ihr Geist gegen ihre menschliche Existenz gleichgültig geworden - wenngleich sie sich hierin vom Tier nicht unbedingt unterscheiden müssen. Gleichgültig, was sie tun, was ihre Geschichte ausmacht und wodurch sie leben: Im Körper erleben die Menschen immer und ausschließlich sich selbst als Kultur für sich. Ohne gegenständliches Leben haben sie ihren Lebenszusammenhang auch wirklich nur durch ihren Köper wahr, lieben sich, wie sie sich erscheinen, weil sie sich als das erscheinen, was sie lieben (siehe Ästhetik). In ihnen regt sich, was außer ihnen geboten ist (siehe Ereignis) und sie bieten ihre Selbstwahrnehmung als Gegenstand der Wahrnehmung (siehe Geschlechtsarbeit). Daher sehen sie sich ihren sinnlichen Regungen unterworfen, weil sich ihre Sinne nicht mehr wirklich für andere regen, weil sie also nur an anderen Sinn für sich finden, sich durch andere erregen, um Regungen zu haben. Wo sie solchen Sinn finden, sind sie nicht sinnlich und wo sie sinnlich sind, haben sie keinen anderen Sinn, als den Sinn ihrer Beziehung, ihre Vermittlung durcheinander als Mittel ihres Lebens. Sie scheinen ihrer Natur unterworfen, weil sie sich ihrer Natur nicht gewiss sind, weil und solange sie sich nicht natürlich verwirklichen, in ihrer gesellschaftlichen Natur wirklich leben können.
So erscheint alleine im Körper ihr abstrakt menschlicher Sinn unmittelbar sinnlich, ihre Lebenswelt als Naturgewalt ihrer Sinnlichkeit. Das Verlangen des Menschen nach dem Menschen wird zu einer Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit, zur körperlichen und also räumlichen Verfüllung ihrer gesellschaftlichen Gegenstandslosigkeit (siehe Raum), ihrer sozialen Ödnis. Die bloße körperliche Gegenwart bestimmt die Erkenntnis, welche Menschen voneinander haben, zu einem geistigen Wesen, das keine andere Welt als seinen Körper hat. Die Körpererfahrung wird zur Erfahrung schlechthin, zu einem geistigen Wesen, das sich als persönliches Wesen, als Seele, gestaltet. Sie macht das Maß der Erfahrung von den Beziehungen zwischen den Menschen aus und ist somit auch der Maßstab zwischenmenschlicher Beziehung.
Das Erleben als solches ist nicht unbedingt geistlos, aber es fixiert eine Selbsterinnerung, die ihre bestimmten Inhalte und Geschichten in den Hintergrund drängt und sich auf diese Weise über deren geistigen Inhalt und dessen materielles Sein erhebt. Im Körper erscheint daher jetzt all das zusammengehörig, was in Wahrheit völlig getrennt ist. Indem es durch ihn erlebbar wird, fixiert sich darin auch die Geschichte von Erlebnisse, die in ihm selbst keinen Sinneszusammenhang haben, wohl aber als sinnhafte Erinnerung der Erregungen existieren. Die Wahrnehmung ist in dieser Erinnerung mächtiger als das, was sie wirklich wahr hatte, weil sie ihre Gegenwärtigkeit auf den Körper reduziert und also zur Ewigkeit erhebt. Das Erlebte verbleibt als körperliches Geschehen für sich in der Begeisterung, in der zur Geschichte gewordenen Aufregung. Es verbleibt im Körper als Grund der Erregung der Selbstfgefühle erhalten. Es sind darin geronnene Gefühle bewahrt, die sich nicht bewahrheiten lassen, weil sie ihren lebendigen Inalt außer sich gelassen haben, auch wenn sie ihn durch sich verspüren, - eben als Gefühl für sich erinnern. Von daher verbleibt die Begeisterung dem Inhalt nach hiervon getrennt als reine Vergangenheit eines Selbstgefühls, als Geschichte, die als solche keine körperliche Gegenwart, dafür aber ein intensives Verlangen nach Empfindungen hat. Weil sie voneineinander getrennt sind, erscheinen die körperlichen Erregungen und ihre Geschichten nun auch unterschieden. Lediglich was der Körper hiervon bewahrt hat, was ihn gebildet, gestärkt oder klug gemacht hat, bleibt auch wirklich erhalten. Er ist zur Basis aller weiteren Selbstwahrnehmung geworden, die sich nun als innere Geschichte eines Menschen nurmehr körperlich darstellen kann.
Die Erlebnisse auf dieser Basis erscheinen daher jetzt besonders ästhetisch. Sie gelten nicht mehr nur als reizvoll, sondern erbringen eine fantastische Körperlichkeit, die eigene Wirklichkeit als purs Selbsterleben im eigenen Körper beibringt, die eine Verwirklichung des Begehrens der Selbstgefühle darstellt, das in der Vergangenheit entstanden war und nun die Gegenwart als Erfahrung von Selbstwert schon alleine in der Besonderung des eigenen Körpers durch die allgemeine Körperästhetik bestimmt. In ihm bewahrheitet sich nun das Verhältnis der Selbstgefühle als Körperform eines Lebenszusammenhangs. Die Geschichte erscheint nun selbst ungegenwärtig, weil sie ihre Regungen als Formen ihrer körperlichen Regsamkeit im Selbstgefühl erfährt. Der Körper selbst wird zur geschichtlichen Gestalt, an der sich alles weitere Geschehen wie in einem Kult relativiert. Das Leben selbst erscheint nun selbst nur als Körper, der als solcher auch erlebt wird, zum absolute Geist aller Erlebnisse wird. In diesem Sinn ist Körper selbst nur noch als ein Ungeist gegenwärtig, der alles begeistert, was darin einen Sinn sucht, weil es keinen Sinn mehr für sich hat.
Natürlich ist nach wie vor jedes Erlebnis der Selbstgefühle auch körperlich. Es gibt kein Erleben ohne Körper. Doch die ästhetische Form des Körperlichen als Wahrheit der Geschichte des Selbsterlebens unterscheidet sich von der aktuellen körperlichen Sinnlichkeit sehr. Hier geht es jetzt darum, dass der Körper selbst zur ausschließlichen Erlebensform geworden ist, dass jedes Gefühl davon abhängig ist, was erlebt wird und was erlebt wurde und dass es darin durch die Ästhetik einer Geschichte bestimmt wird, welche die hervorragende Empfindung der Gegenwart ausmacht. Das Leben bekommt eine neue Lebendigkeit der ästhetischen Wahrnehmung. Es erscheint nurmehr lebendig, was reizvoll ist und nur der Körper selbst kann diese Reize haben, weil sein Geist in ihm längst versunken war. Gleich, was die Menschen voneinander erkennen, im körperlichen Erleben haben sie alles im selben Sinn, - eben je nach dem, wie sie sich körperlich erleben und aufeinander wirken.
Aus den Verhältnissen des Erlebens hatte sich hierdurch eine Welt voller Selbstgefühligkeit gebildet, die sich nun als eine höchst körperliche Gesellschaft herausgestellt hat, in welcher die Menschen sich zwar nicht mehr durch ihr wirkliches Leben aufeinander beziehen, worin sie aber an ihrem sinnlichen Leben teilhaben. Die Lebensgestaltung, worin ihre Sinnlichkeit räumlich erscheint, - die Art und Weise des Selbsterlebens in einer Sinnesgestalt des Lebens -, ist jetzt selbst zum Körper des Lebens geworden. Das Körperliche überhaupt, welches eigentlich jeder Gesellschaftsform vorausgesetzt war, ist nun hierdurch Träger eines gesellschaftlichen Erlebens - und nicht nur das: Der Lebensraum der Sinne ist der ausschließliche Ort, worin sich dies überhaupt vermittelt. Sowohl in den Kulturgütern, in den Resultaten der gesellschaftlichen Verhältnisse, soweit sie über die Vernutzung der Güter hinausreichen, wie auch in den Menschen selbst als Lebensgestalten ihrer Sinne, geraten hierdurch die Lebensgewohnheiten in eine allgemein gesellschaftliche Sinnesgestaltung, sei es in der Form einer Sache (z. B. Architektur), im Ausdruck körperlicher Anmache (z.B. Mode) oder als Persönlichkeit, als Idol.
Solche Wahrnehmungsverhältnisse, in welchen der Körper als solcher zu einer allgemeinen gesellschaftlichen Form wird, in der er selbst die Gestalt annimmt, in welcher diese Gewohnheiten sich mitteilen, verallgemeinern und vermitteln, stellen sich nicht nur Selbstgefühle dar - sie gestalten diese in dem Sinn, durch welchen Menschen sich allgemein in ihrem Zusammensein begründet sehen. Was sich in den Menschen sinnlich abstrakt nur vermittelt hat, wird auf diese Weise zu einer gesellschaftlichen Mitteilung, worin sich die Menschen kulturell vermitteln und auch als kulturelle Mittel, als Mit-Teil ihrer Kultur erleben. Dieses Erleben ist so allgemein und gewöhnlich, wie es außergewöhnliche Wirkung hat. Es ist die Wirkung eines allgemeinen Selbstgefühls, das jene des individualisierten Selbstgefühls an Masse und Kraft weit übersteigt, weil das Allgemeine dieses Gefühls nun aus der körperlichen Masse und Dichte des Erlebens kommt. Das Einzelne unterscheidet sich wesentlich von dieser allgemeinen Besonderung, weil es darin abwesend ist, weil es also in seiner Abwesenheit die Wirkung eines allgemeinen Anwesens hat. Die allgemeinen Verkörperungen haben daher eine allgemeine öffentliche Wirkung, die schon im einzelnen Gefühl hervorragend und nun allgemein da ist, ohne wirklichen Grund und wirkliche Anwesenheit zu haben, aber für jedes Einzelne durch dessen massenhafte Anwesenheit bestimmt und bestimmend zu sein.
Indem die Menschen sich über ihr körperliches Dasein außergewöhnlich fühlen und geben, werden sie zum Mittel kultureller Lebensgewohnheit und teilen im Grunde auch und gerade nur mit, was darin schon geworden ist, bevor es zum Leben finden kann. Das wirkliche Leben selbst zählt lediglich als Umstand einer kultivierten Körperlichkeit. Es wird zu einem besonders sinnlichen und hierdurch zu einem gesellschaftlich übersinnlichen Leben, woran sich Lebenserwartungen, Liebessehnsüchte und Hoffnungen auf Zukunft und Geschichte knüpfen, die das Leben, wie es ist, zumindest erträglich machen. Um ein Leben in völlig gespaltener Wahrheit zu ertragen, wird das Körpererleben zum Band unendlicher Bezogenheit auf eine Welt, die dann auch tatsächlich unendlich Körperlich ist. Darin vergeht jede Geschichte, aber zugleich erlebt sich jeder Mensch darin höchst geschichtlich, weil er in Ereignissen lebt, die unendlich bestimmt erscheinen. Was ihn ihm Einzelnen ausfüllt, trennt ihn nicht nur von seinem allgemeinen Lebenszusammenhang ab; der Lebenszusammenhang besteht überhaupt nur aus der allgemein besonderten Vereinzelung des Selbsterlebens, aus der allgemeinen Abtrennung eines jeden Einzelnen. Das Glück erscheint darin so unendlich, wie es auch nur unendlich zerstückelt auftritt. Alles, was die Menschen in ihrem Erleben voranbringt, das zerfällt im Lauf ihres Lebens in eine unendlich mächtige Vereinzelung, die ihre Individualgeschichten dann auch auszufüllen hat. Von daher erscheint die Form ihrer Einzelheit, ihr Körper selbst, allgemein als natürliches Medium ihrer Geschichte, worein sich alle Nöte ihres vereinzelten Daseins gewendet haben. Das ist schwer zu begreifen. Und deshalb erscheint dies auch notwendig höchst mystisch und doch auch nur als Mythos ihrer bloßen körperlichen Natur.
Einen Körper hat jeder Mensch wie jedes Tier. Er ist darin so sinnlich, wie er darin auch seine Sinne hat. Er wird mit ihm groß und was den Körper wachsen lässt, damit wächst auch Mensch wie Tier. Die Sinne bilden sich und werden gebildet, wie es das körperliche Leben mit sich bringt.
Dennoch wird der Körper zu etwas gänzlich Übersinnlichen, wenn sich darin Kultur gestaltet und ihn zur Sache der Kultur macht, zu einem Kulturgut, das der Körper nur deshalb ist, weil die Kultur der zwischenmenschlichen Beziehungen ihre Natur in ihm zu finden meinen. Als Gegenstand des Erlebens wird er vital, wo er selbst bloßes Objekt der Wahrnehmung ist, wo er zum bloßen Leib zwischenmenschlicher Bezogenheit wird, zum Wahrnehmungsgegenstand entäußerter Lebendigkeit, zum Lebensding, worin Leben versspürt wird, auch wenn es nicht wirklich lebt. So wird der Körper selbst zu einem kulturellen Machwerk, einem Fetisch des Lebens, weil er zum ausschließlichen Gegenstand des Erlebens geworden war.
Aber weil seine Ausschließlichkeit allgemein ist, weil und sofern kein Leben außer ihm wirklich ist, ist der Körper auch der Lebensmythos schlechthin. Man lebt davon, dass man durch ihn sein Leben verspürt. Als Gegenstand des Erlebens hat er selbst keine andere Geschichte als die der Erlebnisse. Er wächst zwar und altert wie eh und jeh, aber so sinnlich, wie er auch sein mag, so hat er in den zwischenmenschlichen Erlebnissen doch nur noch den Sinn seiner Lebensform. Er wird behütet und gepflegt, geschmückt und gefordert, wie er einem höheren Leben nur dienlich sein kann, das er nicht wie durch sich selbst hätte. Er wid drapiert und ausstaffiert, dass er weit mehr Sinn verkörpert, als er jemals haben kann.
Die ausschließliche Körperform, worin sich zwischenmenschliche Beziehungen verwirklichen, worin sie also zu einem wirklichen Verhältnis von Menschen werden, beeindruckt die Sinne in ihrer rein ästhetischen Existenz. Alles Vordergründige hat in seinem Reiz einen hintergründigen Sinn, und alles Hintergründige wird darin vordergründig sinnlich. Die Körperwelten werden zur Prominenz des Erlebens.
Durch die körperliche Erlebnisweise vermitteln sich gesellschaftliche Erlebniswelten als menschliche Anreize der Selbstwahrnehmung - durch ihre unmittelbare Form in den einzelnen Menschen werden diese zu Idolen, worin sich das Verlangen der Gefühle konzentriert, zu körperlichen Persönlichkeiten der Selbstgefühle. Es genügt, wenn sie nur reizvoll zucken, dass sie die Fans verzücken. Darin erfährt das vermittelte Selbstgefühl allgemeine Aufmerksamkeit durch eine persönliche Ausdrucksform in der Daseinsform von Körpern. Die Reize sind hierdurch allgemein nur persönlich existent, machen die Ästhetik persönlicher Beziehungen aus, wie sie existieren. Und sie können nirgendwo anders existieren, als durch ihr körperliches Dasein der Menschen und der Raumgestaltung, welche aus diesem Wahrnehmungsverhältnis hervorgeht.
Jeder Körper ist in einem Raum ästhetisch. Ob er schön oder hässlich empfunden wird, ist alleine hiervon abhängig. Er hat in diesem zwischenmenschlichen Raum keine andere Wahrheit als die seiner körperlichen Existenz. So kann er in einem Kulturraum als schön empfunden werden, im anderen als häßlich; es kommt nur auf das Arrangement des Erlebens in solchen Räumen an, worin sich seine Ästhetik entfaltet. Es ist dessen eigen Dramaturgie, welche die Körper bestimmt. Wie sie darin wirken können, so sind sie auch füreinander. In den Gewohnheiten der Selbstgefühle treffen sich die markanten Ereignisse der Selbstwahrnehmungen und bilden die Erlebensgrundlagen, welche die Menschen darin wahrhaben.
Jeder einzelne Körper ist daher hierin zugleich wie ein allgemeiner Körper. Der Körper als solcher wird zum Gleichnis der Vielfalt des Erlebens in diesem Raum. Er wird zum Dramaturg ungelebter Geschichte. Alles, was nicht wirklich zwischen den Menschen sein kann, wird im Korperlichsein als solches unterstellt: Menschliche Natur als Potenzial menschlicher Wirklichkeit und Nähe, der Körper als potenzielle Selbstverwirklichung des Menschen, als unmittelbar menschliche Persönlichkeit. Von daher wird das rein körperliche Sein zu einer allgemeinen kulturellen Persönlichkeit, worin sich die Selbstgefühle begegnen, anziehen oder abstoßen.
Im bloßen Körperlichsein stellt sich jetzt abstrakte Sinnlichkeit unmittelbar dar. Darin wird die Vermittlung allen Erlebens reduziert auf das, was es für die Wahrnehmung nun ganz allgemein ist: Natur, wie sie sich als Sinn für sich in ihrer Dichte und Masse ereignet. Alles, was in der Wahrnehmung hoch komplex war, ist jetzt einfach natürlich. Und die Natur selbst scheint nun auch alles Komplexe zu bestimmen - etwa so, wie eine Wetterlage das Gemüt und Schicksal der Menschen bestimmen kann. Die Naturalisierung der Wahrnehmung ist das Resultat einer Erlebniswelt der Selbstgefühle, die sich selbst auch nurmehr als das nehmen, als was sie sich wechselseitig gelten: Als ausschließliche Naturregung, als innere Natur des Menschen, wie er sie außer sich an anderen findet und empfindet, als menschliche Natur, wie sie außer sich ist. Das Resultat des Selbstgefühls ist menschliche Natur, die sich selbst auf ein Dasein als Naturwesen reduziert, einem Sein, das sich als solches körperlich so anfühlen lässt, wie es nun gerade da ist. Darin verliert alles Unwirkliche seinen Schrecken, alles Ungelebte seine Ohnmacht und aller Tiefsinn sein Wesen. Im Körper wird all dies augenscheinlich unnötig. Das Unheimliche findet darin Schutz und Heim und das Gesellschaftliche seinen privaten Raum und Bunker. Jeder wird zum Körper eines anderen, damit er darin seine Beziehung zu sich selbst erfährt.
Alles, was als Form gesellschaftlicher Erkenntnis in der Wahrnehmung entwickelt war, steht nun auf dem Kopf: Der gesellschaftliche Inhalt der zwischenmenschlichen Verhältnisse erscheint nun als natürliche Substanz ihrer Sinnesorgane. Die Sinne, worin Menschen ihre gesellschaftlichen Beziehungen realisieren, werden selbst zum privaten Grund ihrer Beziehung. Die Menschen selbst gelten sich nicht mehr als Wesen von gesellschaftlicher Natur, als gesellschaftlich entwickelte Natur, sondern als Vergesellschaftung von Natur, als naturalisierte Individuen, die sich zu einer gesellschaftlichen Masse verallgemeinern.
So auch die Organe selbst. Sie verlieren ihre wirkliche Beziehung, deren Irritationen und Konflikte, streifen ihren gesellschaftlich entwickelten Sinn ab und werden zu Funktionären einer abstrakten Natur: Das Geschlecht gilt nurmehr als Naturtrieb, das Bedürfnis nach Nahrung und Lebensentfaltung als bloßer Hunger, das Wirken und Tätigsein der Menschen als bloße Naturnotwendigkeit der Arbeit.
Nachdem die Sinne der Menschen sich in ihren Selbstgefühlen verselbständigt hatten, wird nun vom bloß praktischen Bewusstsein diese Selbständigkeit als ihre Natur verstanden, als Verbund natürlicher Getriebenheit, als Trieb überhaupt. Allein das theoretische Bewusstsein kann dies hinterfragen, kann die Frage stellen, wie menschliche Gesellschaft überhaupt möglich sei, wenn sie von bloßer Natur nur angetrieben wäre.
Im Körper scheint alles zu leben, was zwischen den Menschen keine wirkliche Beziehung findet, sich darin nicht mehr erkennen lässt. Er ist das letzte Refugium des Lebens, das keine Gestalt außer ihm hat. Aber in ihm ist es zugleich nur abstrakt, getrennt von seiner wirklichen Bezogenheit, von seinem Sinn, seinem konkreten Geschlecht, Geschmack, Gehör usw. Körperlich ist der Sinneseindruck in dieser Abstraktion ein bloßes Quantum von Nähe, Dichte, Rhythmus, Position usw.
So erscheinen im Körperlichen Lebensinhalte, die nicht wirklich körperlich sind, die gerade daraus bestehen, dass sie von ihm absehen, nicht wirklich erscheinen können. Das macht ihn zu einem Lebensträger von Erfahrungen, die über aller Erkenntnis stehen. Und dies nur deshalb, weil und solange ihr Sinn und Grund unerkennbar ist. Das Körperliche bekommt hierdurch selbst den Mythos eines Lebenszusammenhangs, der ansonsten nicht existiert. Der Körper ist hierbei eine Lebensbrücke, die leben lässt, was nicht leben kann. Indem er als solcher erlebt und verehrt wird, bekommt er als kultureller Zusammenhang der Menschen einen wirklich abstrakten Sinn für das, was ihm konkret abgeht. Er wird zur Kultstätte zwischenmenschlicher Verhältnisse, zur Lebensinsel, worin sich findet, was sich sonst nicht mal zu suchen vermag. Er wird von da her zum Fetisch einer Sinnlichkeit, die in Wirklichkeit obsolet ist, sich aber als Körper dennoch wirklich ereignen kann. Das Selbsterleben überdauert als Körpererlebnis jede Sinnfrage.
Der Körperfetischismus stellt den Körper als allgemeinen Status des Selbstgefühls heraus, als Fetisch, worin die Erlebnisse begeistert erscheinen. Er ist das Potenzial eines Lebens, dessen Inbegriff Vollkommenheit, also Gesundheit ist und in zeitloser Körperlichkeit scheint es zugleich gegenständlich als unendliches Leben, als Zukunft und Vergangenheit aller Regungen, als ewige Kraft, die hierin erregend ist und auch mit Erregung empfunden wird. Ein Körper ist als solcher schon erregend, wenn er als Naturform eines Lebens wahrgenommen wird. Als abstrakt allgemeine, als unendliche Naturform kann es zwar keine wirkliche Lebendigkeit haben, aber es lässt sich hiermit in jeder Wirklichkeit natürlich leben. Der Körper erregt das Selbstgefühl von Lebendigkeit in einer leblosen Gesellschaft. Hieraus ergibt sich die Hingabe und Unterwerfung jeglicher Sinnlichkeit unter das körperliche Dasein als Wahrnehmungsidentität in dem, was die Menschen von Natur aus zu haben scheinen: Körper, Geschlecht, Sinn überhaupt.
Den Menschen erscheinen ihre Körper als Lebenszusammenhang, weil ihr Leben nicht mehr wirklich körperlich ist, weil es keinen wirklichen Leib hat. Was sie voneinander wahrnehmen ist das, was sie durcheinander sind: Mittel ihrer Sinnlichkeit. Was die Wahrnehmung ausschließt, das haben die Sinne wahr. Dies ist der objektive Grund des Körperfetischismus: Der Körper erscheint wahrer als das, was die Wahrnehmung glaubhaft machen will. In ihm erscheinen menschliche Beziehungen, das Verlangen des Menschen nach dem Menschen, noch als menschliche Natur, wenn auch nur abstrakt und von daher übersinnlich.
Doch dieser übersinnliche Sinn ist tückisch: Wo die Menschen ihn empfinden, sind sie nicht sinnlich und wo sie sinnlich sind, haben sie kein Gefühl, keinen Sinn für sich, keinen Sinn für ihr konkretes Leben. Sie erfahren ihn als den Sinn ihrer Beziehung, als ihre höhere Vermittlung, worin sich das bewegt, was sie füreinander als Mittel ihres Lebens von Natur aus haben. Sie scheinen ihrer Natur unterworfen, weil sie sich ihrer Natur nicht gewiss sind. Und weil sie sich nicht natürlich verwirklichen, können sie in ihrer gesellschaftlichen Natur nicht wirklich leben. In ihren Körpern verwirklichen sich Natur und Gesellschaft als Übersinn ihrer wechselseitigen Beziehung, als Regung, deren Herkunft übersinnlich begründet scheint.
So erscheint alleine im Körper ihr abstrakt menschlicher Sinn unmittelbar sinnlich, ihre Lebenswelt als Naturgewalt ihrer Sinnlichkeit. Das Verlangen des Menschen nach dem Menschen wird zu einer Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit, zur körperlichen und also räumlichen Verfüllung ihrer gesellschaftlichen Gegenstandslosigkeit, ihrer sozialen Ödnis. Die bloße körperliche Gegenwart bestimmt die Erkenntnis, welche Menschen voneinander haben, zu einem geistigen Wesen, das keine andere Welt als ihren Körper hat. Die Körpererfahrung wird zur Erfahrung schlechthin, zu einem geistigen Wesen, das sich als persönliches Wesen, als Seele, gestaltet. Sie macht das Maß der Erfahrung von den Beziehungen zwischen den Menschen aus und ist somit auch der Maßstab zwischenmenschlicher Beziehung.
Zwischen den Menschen ist das Menschliche als Allgemeinsinn geboten. Dies im doppelten Sinn des Wortes: Zwischen ihnen erscheint ihr Menschsein allgemein als das, als welches es sich in ihren Erlebnissen bietet; und es ist ihnen hierdurch zugleich geboten, in diesem Sinn menschlich zu sein. Zwischen ihnen erscheint Menschlichkeit als Identifikation ihrer Körperwelt als Lebenswelt schlechthin, wie es zwischen den Menschen auch geboten ist. Ihr Verhältnis zueinander ist in diesem Menschsein so bestimmt, wie sich ihre Lebensverhältnisse mit ihrem wirklichen Verhalten decken. Ihre bislang allein durch ihre Selbstgefühle bestimmten Beziehungen sind ihrem menschlichen Sinn, dem allgemeinen Sinn ihres Menschseins gegnüber unangemessen.
Und das erzeugt den Mangel, worin sie ihr Leben gestalten müssen: Die Lebensverhältnisse verlangen von ihnen enorme Aufwände an Gestaltung und Einfällen, um das Verhalten der Menschen zueinander mit ihren Wahrnehmungen anderer und ihren Selbstwahrnehmungen in Einklang zu bringen. Um dies zu erreichen müssen sie ihr eigenes Leben zur Stimulanz dieser Lebensverhältnisse entwickeln, ein Leben zur Vorstellung bringen, in der es sich so verhalten lässt, wie man sich Leben zwischen den Menschen vorstellen kann.
1 Das ist leicht gesagt, denn weder das eine noch das andere ist so eindeutig da, wie es gesprochen ist. Dasein und Sprache zeigen schon in diesem Ausgang eine Diskrepanz, die auszuarbeiten ist, um aufgehoben zu werden. Während Phänomenologen hier bei ihren interpretativen Spaziergängen noch wunderbare Selbstbestätigung erhalten, indem sie ihre gängigen Empathien eidetisch verwesentlichen, müssen wir zunächst Begriffe finden für das, was hier auseinanderfällt, bzw. auseinandergefallen, getrennt ist. Und vor allem müssen wir herausfinden, was sie dennoch zusammenhält, was sie substanziell nicht überwinden können.